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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.07.2020

Auf der Suche nach Elise

Die Geheimnisse meiner Mutter
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Die Mittdreißigerin Rose hat ihre Mutter nie bewusst gekannt. Als diese von einem Tag auf den anderen verschwand, war Rose ein Baby. Ihr ganzes Leben lang hat sie sich gefragt, was aus ihrer Mutter geworden ...

Die Mittdreißigerin Rose hat ihre Mutter nie bewusst gekannt. Als diese von einem Tag auf den anderen verschwand, war Rose ein Baby. Ihr ganzes Leben lang hat sie sich gefragt, was aus ihrer Mutter geworden ist und warum sie sie verlassen hat. Bei einem Besuch bei ihrem Vater gibt dieser ihr zwei Bücher mit dem Hinweis, dass die Autorin Constance Holden Roses Mutter gut kannte und die letzte war, die Elise gesehen hat. Rose beschließt, Constance zu kontaktieren. Das Problem ist allerdings, dass diese ein sehr zurückgezogenes Leben führt und keine Interviews gibt.
Durch einen glücklichen Zufall gelingt es Elise, Constance kennenzulernen, allerdings stellt sie sich unter falschem Namen vor...
Ein zweiter Handlungsstrang spielt im Jahr 1983. Elise Morceau ist ein junges Mädchen, als sie die berühmte Schriftstellerin Constance Holden kennenlernt. Die beiden werden ein Paar und Elise begleitet Connie in die USA, wo ihr letzter Roman verfilmt werden soll. Elise fühlt sich fremd in Hollywood, nur mit dem Mann einer Bekannten kann sie sich auf Augenhöhe unterhalten, alle anderen sind Connies Freunde und Bekannte. Sie fühlt sich zunehmend von Connie ignoriert und verraten. Als sie feststellt, dass Connie sich offensichtlich zu der Hauptdarstellerin des Films hingezogen fühlt, trifft sie eine folgenschwere Entscheidung.
Obwohl mich das Buch zunächst aufgrund des für mich ganz und gar nicht ansprechenden Titelbilds nicht interessierte, hat mich die Geschichte doch fasziniert. Es ist spannend, den Werdegang von Rose und Elise zu begleiten. Allerdings hätte ich mir ein weniger offenes Ende gewünscht. Das Buch ist aber auf jeden Fall eine Steigerung zum letzten Buch der Autorin, das mir zu ausschweifend war.

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Veröffentlicht am 02.06.2020

Abschied nehmen

Kostbare Tage
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Der 77jährige Dad Lewis erfährt, dass er nur noch wenige Wochen zu leben hat. Seine Frau Mary kümmert sich rührend um ihn und auch die Tochter Lorraine kommt nach Hause, um ihrem Vater in den letzten Tagen ...

Der 77jährige Dad Lewis erfährt, dass er nur noch wenige Wochen zu leben hat. Seine Frau Mary kümmert sich rührend um ihn und auch die Tochter Lorraine kommt nach Hause, um ihrem Vater in den letzten Tagen zur Seite zu stehen.
Wie auch die früheren Bücher von Kent Haruf spielt „Kostbare Tage“ in dem fiktiven Örtchen Holt in Colorado. Die Menschen in Holt leben von der Landwirtschaft oder haben kleine Geschäfte, alles ist sehr ruhig und beschaulich, doch die Probleme der Menschen sind dieselben wie überall sonst.
Die Nachbarin der Familie Lewis hat ihre 8jährige Enkelin Alice zu sich genommen, nachdem deren Mutter an Krebs gestorben ist. Einige Frauen aus der Gemeinde, auch Mary und Lorraine, kümmern sich um Alice und versuchen ihr die Familie zu ersetzen. Der neue Gemeindepfarrer Lyle, der erst seit kurzem mit Frau und Sohn in Holt lebt, predigt von Vergebung und Verständnis, was in einer kleinen Stadt wie Holt kurz nach 9/11 auf Unverständnis stößt. Einen „Terroristenfreund“ wollen sie nicht in ihrer Mitte haben. Lyles Sohn, der sich von Anfang an dort nicht wohlgefühlt hat, wird von dem Mädchen, in das er sich verliebt hat, abserviert. Dass der Vater jetzt auch noch als Verräter gebrandmarkt wird und die Mutter allein zurück nach Denver geht, ist zuviel für den Jungen.
Manche der Personen sind dem Leser aus früheren Büchern bereits bekannt, beispielsweise erfahren wir, was aus den beiden Brüdern geworden ist, die ein schwangeres Mädchen bei sich aufgenommen hatten.
„Kostbare Tage“ erzählt in schmerzlichen Details vom langsamen Abschied eines sterbenden Menschen. In mir haben diese Schilderungen viele Emotionen wachgerufen und sicher geht es vielen Lesern so, die jemals einen Angehörigen bis zuletzt begleitet haben. Mich hat das Buch tief berührt.

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Veröffentlicht am 26.01.2020

Viele offene Fragen

Die Geschichte des verlorenen Kindes
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Auch den vierten Teil der Neapel-Sage habe ich als Hörbuch gehört, ganz hervorragend gelesen von Eva Mattes. Durch ihre unaufgeregte und natürliche Sprechweise macht sie das Zuhören zu einem wahren Genuss.
Die ...

Auch den vierten Teil der Neapel-Sage habe ich als Hörbuch gehört, ganz hervorragend gelesen von Eva Mattes. Durch ihre unaufgeregte und natürliche Sprechweise macht sie das Zuhören zu einem wahren Genuss.
Die Geschichte setzt da an, wo Teil 3 aufhört, nämlich in den 1970er Jahren. Lenuccia und Lila haben sich beide von ihren Partnern getrennt und sind in neuen Beziehungen. Lenu ist endlich mit Nino zusammen, für den sie schon als junges Mädchen schwärmte. Dass sie ihn in einem völlig falschen, verklärten Licht sah, wird schnell klar.
Die Beziehung zwischen den beiden Freundinnnen ist immer noch schwierig. Es gibt Zeiten, in denen sie überhaupt nichts miteinander zu tun haben. Erst als Lenu wieder nach Neapel zieht, intensiviert sich ihre Beziehung wieder, vor allem als die beiden zeitgleich schwanger werden. Beide bringen ein Mädchen zur Welt, die sie beide nach ihren Müttern benennen. Die beiden Mädchen, Imma und Tina, wachsen quasi als Geschwister auf. Doch dann geschieht ein großes Unglück.
Neben der persönlichen Ebene beleuchtet Elena Ferrante auch die gesellschaftliche Situation im Italien der 70er bis hinein in die 90er Jahre, regelrechte Hinrichtungen auf offener Strasse (Mafiamorde?), Korruption und Vetternwirtschaft.
Der vierte Teil dieser Bücherreihe hat mich wieder in den Bann geschlagen, allerdings gab es Teile, die ich sehr schwierig fand. Vor allem Lilas „Auflösung“ nach dem großen Erdbeben, in dem sie minutenlang völlig wirres Zeug von sich gibt, fand ich schwer zu ertragen.
Wir begleiten die beiden Frauen bis zum Alter von ca. 60 Jahren. Lenuccia spricht von sich als „alter Frau“, was mich auch seltsam berührt hat, denn mit 60 ist man heutzutage doch nicht alt? Interessant fand ich auch die Beziehung Elenas zu ihren Töchtern, die ganz und gar nicht problemlos ist. Dass die Mädchen unterschiedliche Väter haben, macht das Ganze auch nicht einfacher.
Ich habe die Neapel-Saga sehr gern gehört, hätte mir aber gewünscht, dass nicht so viele Fragen offen bleiben. Am meisten hätte mich das Schicksal des verlorenen Kindes interessiert, doch das bleibt der Fantasie des Lesers überlassen.

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Veröffentlicht am 03.01.2020

Aufstieg und Fall

Die Geschichte eines neuen Namens
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Elena und Lila sind zu Beginn dieses zweiten Bandes der Neapel-Sage beide 16 Jahre alt. Sie wählen sehr unterschiedliche Leben: Lila wird von dem charmanten Stefano umgarnt und beschließt, ihn zu heiraten, ...

Elena und Lila sind zu Beginn dieses zweiten Bandes der Neapel-Sage beide 16 Jahre alt. Sie wählen sehr unterschiedliche Leben: Lila wird von dem charmanten Stefano umgarnt und beschließt, ihn zu heiraten, während Elena das Abitur macht und später sogar als Erste ihrer Familie studiert.
Lila, die zunächst in ihrer Rolle als „Jacky Kennedy des Rione“ aufblüht, muss jedoch bald nach der Hochzeit erkennen, dass Stefano eine äußerst brutale Seite hat, was auch der Umwelt nicht verborgen bleibt. Die blauen Flecken und sonstigen Blessuren, die sie erleidet, werden aber anscheinend im Neapel der 1960er Jahre als etwas Normales erachtet. Als Lila nicht schwanger wird, fährt sie auf Rat ihres Arztes in Begleitung von Elena über den Sommer nach Ischia. Elenas Hintergedanke war, dort Nina Sarratone zu treffen, in den sie hoffnungslos verliebt ist. Doch leider hat Nino mehr für die attraktive Lila übrig...
Nach dem Sommer ist alles anders und die beiden Freundinnen sehen sich nicht mehr oft. Als Elena dann ein Stipendium für ein Studium in Pisa erhält, verlieren sie sich zunächst vollkommen aus den Augen.
Gegen Ende des Buchs sehen sie sich wieder. Lila hat sich inzwischen von Stefano getrennt und eine schlecht bezahlte harte Arbeit in einer Wurstfabrik angenommen. Dahingegen steht Elena kurz vor der Veröffentlichung ihres ersten Romans und ist mit einem Sohn aus berühmten Haus verlobt. Es bleibt spannend, wie es mit den beiden Freundinnen weitergeht.
Wie schon den ersten Band habe ich mir auch dieses Buch als Hörbuch, ganz hervorragend gelesen von Eva Mattes, angehört. Die Geschichte hat mir besser gefallen als Band 1, auch wenn ich glaube, als Buch hätte es mir möglicherweise zu viele Längen gehabt.

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Veröffentlicht am 18.12.2019

Der verlorene Schlüssel zur Vergangenheit

Gestern ist ein ferner Ort
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Die 64jährige Journalistin Celia erwacht nach einem Schlaganfall im Krankenhaus und kann sich an vieles in ihrer Vergangenheit nicht mehr erinnern. Sie weiß, dass sie Bestsellerautorin war, doch den Inhalt ...

Die 64jährige Journalistin Celia erwacht nach einem Schlaganfall im Krankenhaus und kann sich an vieles in ihrer Vergangenheit nicht mehr erinnern. Sie weiß, dass sie Bestsellerautorin war, doch den Inhalt ihrer Bücher kennt sie nicht. Als sie Fragen stellt, merkt sie schnell, dass ihre Umgebung ihr ausweicht, allen voran die Tochter Paula. Paula ist Ärztin und meint durch ihr Verhalten die Gesundheit der Mutter schützen zu müssen. Deshalb instruiert sie auch Celias Freunde und Verwandte, nicht auf Celias Fragen einzugehen. Was ist es, was Paula vor Celia zu verbergen sucht? Celia gibt nicht auf und macht sich auf die Suche nach den fehlenden Erinnerungen.
Dabei behilflich ist ihr ihre Haushälterin Rosario, die zwar schon seit Jahren bei ihr ist, für deren Leben sich die „alte“ Celia aber nie interessiert hat. Jetzt entwickelt sich ein beinahe freundschaftliches Verhältnis zwischen den beiden. Celia besucht Verwandte und Orte aus ihrer Kindheit, immer in der Hoffnung, den Schlüssel zu ihrer Vergangenheit zu finden. Nach und nach kehren Erinnerungen zurück und Celia erkennt, was es war, das Paula unbedingt vor ihr verbergen wollte.
„Gestern ist ein ferner Ort“ ist ein berührender Roman über eine Frau, die sich zurück ins Leben kämpft und sich dabei Wahrheiten und Erinnerungen stellen muss, ein Buch, das einerseits nachdenklich macht, andererseits auch sehr humorvoll geschrieben ist, beispielsweise wenn sich Celia unter Anleitung ihrer Enkelin Alba um ihren virtuellen Bauernhof kümmert. Mir hat es so gut gefallen, dass ich mir auch das erste Buch des Autors besorgen werde.

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