Profilbild von Readaholic

Readaholic

Lesejury Star
online

Readaholic ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Readaholic über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.12.2019

Eine Freundschaft im Neapel der 1950er Jahre

Meine geniale Freundin
0

Elena und Lila wachsen beide in derselben ärmlichen und bildungsfernen Nachbarschaft in Neapel auf. Niemand in ihren Familien hat je mehr als die Grundschule abgeschlossen, deshalb stoßen beide Mädchen ...

Elena und Lila wachsen beide in derselben ärmlichen und bildungsfernen Nachbarschaft in Neapel auf. Niemand in ihren Familien hat je mehr als die Grundschule abgeschlossen, deshalb stoßen beide Mädchen zunächst auf Widerstand, als sie aufgrund ihrer guten schulischen Leistungen fürs Gymnasium vorgeschlagen werden. Die Schustertochter Lila, die eigentlich die begabtere der beiden ist, erhält keinerlei Unterstützung für dieses Vorhaben, während sich Elenas Familie überzeugen lässt. Die Wege der Mädchen, die bisher fast jede freie Minute miteinander verbracht haben, kreuzen sich nun nicht mehr ganz so oft, doch Lila interessiert sich sehr für Elenas Werdegang und lernt kurzerhand aus Büchern, die sie sich aus der Bibliothek holt. Der Leser erfährt viel über die Familien und Lebensumstände im Rione, dem Ortsteil Neapels, in dem die Geschichte spielt. Gewisse Familien haben das Sagen, andere ordnen sich unter. Wir erfahren von den Schwärmereien der Mädchen und Elenas Ausflug in eine für sie vollkommen andere Welt: Ischia. Als Lila mit 15 einen festen Freund hat, der ihr jeden Wunsch von den Augen abliest und sie heiraten will, beäugen die Leute dies mit Misstrauen.
Als das Buch neu herauskam und so ein Hype darum gemacht wurde, konnte ich das aufgrund der Leseprobe nicht nachvollziehen. Jetzt habe ich es als Hörbuch gehört, hervorragen gelesen von Eva Mattes. Als Hörbuch fand ich diesen ersten Teil ganz schön, als Buch wäre mir der Roman möglicherweise zu ausschweifend. Den Hype um die Reihe kann ich trotzdem nicht verstehen, meiner Meinung nach gibt es weitaus bessere Romane.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.12.2019

Oh du fröhliche Weihnachtszeit!

Die Weihnachtsgeschwister
0

Die Geschwister Tamara, Lissy und Ingmar kehren wie jedes Jahr zu Weihnachten in ihr Elternhaus zurück, um gemeinsam das Fest der Liebe zu feiern. Früher waren sie ein Herz und eine Seele, jetzt herrscht ...

Die Geschwister Tamara, Lissy und Ingmar kehren wie jedes Jahr zu Weihnachten in ihr Elternhaus zurück, um gemeinsam das Fest der Liebe zu feiern. Früher waren sie ein Herz und eine Seele, jetzt herrscht vom ersten Moment an Zwist zwischen ihnen. Tamara hat das Gefühl, im falschen Leben festzustecken. Der Freund, den Lissy dieses Jahr mitbringt, würde doch viel besser zu ihr passen als ihr langweiliger Ehemann Quirin. Ingmar ist entsetzt über die mangelnde politische Korrektheit seiner Geschwister. Lissy verschickt Geschenke per Amazon und Tamara kauft doch tatsächlich Klamotten bei Tschibo, das muss man sich mal vorstellen! Am nettesten und normalsten ist die alleinerziehende Lissy, die es allen recht machen will und befürchtet, dass Tamara mit ihren Geschichten über Lissys angeblich wilde Vergangenheit ihren Partner verjagt. Die Eltern geben sich Mühe, zwischen den Geschwistern auszugleichen, doch man merkt, dass es sie Kraft kostet, schließlich sind sie nicht mehr die Jüngsten.
Dann der Schock am nächsten Morgen: als die Geschwister bei ihren Eltern klingeln, öffnet niemand. Die Sorge, den Eltern könnte etwas passiert sein, eint sie plötzlich und sie spüren eine verloren geglaubte Verbundenheit.
Alexa Henning von Lange schafft es auch in diesem Roman sehr gut, die Stimmung und die Spannungen zwischen den Personen hervorragend herauszuarbeiten. Da die einzelnen Kapitel aus der Sicht eines jeweils anderen geschildert werden, kann man sich gut in die Personen hineinversetzen und erkennt bis zu einem gewissen Grad, wieso sich so verhalten, wie sie es tun. Was ich allerdings ein wenig lahm fand, war das Ende, das ich als wenig glaubhaft und sehr abrupt empfunden habe. Trotzdem eine amüsante Lektüre, die auch nachdenklich macht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.11.2019

Atemlose Jagd nach einem Serienmörder

Todesmärchen
0

Das (Hör)-buch erzählt zunächst aus zwei Perspektiven: zum einen die der Psychologin Hannah, die auf einer norddeutschen Insel Gewaltverbrecher therapieren soll. Bald wird klar, dass sich ihr Interesse ...

Das (Hör)-buch erzählt zunächst aus zwei Perspektiven: zum einen die der Psychologin Hannah, die auf einer norddeutschen Insel Gewaltverbrecher therapieren soll. Bald wird klar, dass sich ihr Interesse vor allem auf einen der "Klienten" konzentriert: den holländischen Serienmörder Piet van Loon. Was ist der Grund für ihr Interesse? Sie findet heraus, dass in der Klinik äußerst unkonventionelle Behandlungsmethoden angewandt werden und gerät in Gefahr...

Die andere Perspektive ist die des Ermittlerteams Maarten S. Sneijder/Sabine Nemez vom BKA Wiesbaden. Sie werden zur Amtshilfe nach Bern gerufen, wo eine Frau grausam verstümmelt und ermordet wurde. Weitere Morde folgen. Den Opfern wurde allesamt eine Zahl in den Körper geritzt. Sabine findet heraus, was die Opfer (abgesehen davon, dass Sneijder sie allesamt kannte) bzw. die Morde miteinander verbindet.

Das Hörbuch ist äußerst spannend und wieder einmal hervorragend gelesen. Was die Handlung anbelangt, so ist diese natürlich völlig an den Haaren herbeigezogen. Witzigerweise wird behauptet, die Schweizer Polizei könne anhand des Einwohnermeldeverzeichnisses die jungen, blonden, gutaussehenden potentiellen Opfer herausfinden. Aber noch viel absurder sind die Verbindungen der Hauptpersonen untereinander, die nach und nach aufgedeckt werden. Nichtsdestotrotz habe ich mich gut unterhalten gefühlt und werde mir auch die nächsten Fälle des Teams anhören, zumal dieser Band mit einem Cliffhanger endet.

Veröffentlicht am 12.10.2019

Die Vergangenheit ist nicht vergangen

Fliege fort, fliege fort
0

Im idyllischen Furth am See geschehen seltsame Dinge. Ein alter Mann wird ins Krankenhaus eingeliefert. Er behauptet, vom Apfelbaum gefallen zu sein, doch seine Verletzungen sprechen eine andere Sprache. ...

Im idyllischen Furth am See geschehen seltsame Dinge. Ein alter Mann wird ins Krankenhaus eingeliefert. Er behauptet, vom Apfelbaum gefallen zu sein, doch seine Verletzungen sprechen eine andere Sprache. Einer alten Nonne wurde gewaltsam etwas eingeflößt, woran sie beinahe erstickt wäre, doch auch sie behauptet, dass ihr keine Gewalt angetan wurde. Warum lügen die beiden? Und schließlich wird ein kleines Mädchen entführt. Hängen die Fälle zusammen, und wenn ja, wie?
Der Psychiater Horn und Kommissar Kovacs sind beide mit den Fällen befasst. Beides sind ungewöhnliche Zeitgenossen. So passiert es Horn immer wieder, dass er Dinge vermeintlich denkt, sie aber in Wirklichkeit laut ausspricht, was zu äußerst amüsanten Situationen führt. Kovacs hadert ein wenig mit dem Alter und seiner nachlassenden Gesundheit.
„Fliege fort, fliege fort“ ist wahrhaftig kein Buch, das sich nebenher lesen lässt. Es wimmelt nur so von unterschiedlichen Geschehnissen und Personen und oftmals ist es nicht leicht, den Überblick zu behalten. Hier wäre ein beigefügtes Personenverzeichnis hilfreich gewesen. Außerdem gibt es Handlungsstränge, bei denen mir auch nach der Lektüre noch nicht klar ist, wozu diese gedient haben. Es ist ein Roman, der einige Fragen offen lässt, und das empfinde ich als etwas frustrierend. Eigentlich müsste ich das Buch ein zweites Mal lesen, um - hoffentlich – alles zu verstehen, und das empfinde ich als Manko. Nichtsdestotrotz hat mir die Lektüre sehr gut gefallen. Die geistreichen Dialoge, der Wortwitz, vieles wird nur angedeutet. Allerdings verlangt Hochgatterer von seinen Lesern äußerste Konzentration, sonst ist man verloren.

Veröffentlicht am 02.10.2019

Mitch Alboms Vorstellung vom Himmel

Wer im Himmel auf dich wartet
0

Es ist lange her, dass ich Mitch Alboms früheren Bücher gelesen habe. Ich kann mich nur daran erinnern, dass sie mich zum Nachdenken angeregt haben. Dies habe ich mir auch von diesem (Hör)Buch versprochen ...

Es ist lange her, dass ich Mitch Alboms früheren Bücher gelesen habe. Ich kann mich nur daran erinnern, dass sie mich zum Nachdenken angeregt haben. Dies habe ich mir auch von diesem (Hör)Buch versprochen und ein Stück weit war dies auch der Fall.
Das Buch beginnt sehr tragisch. Wir erfahren gleich zu Beginn, dass ein frisch verheiratetes Ehepaar, Annie und Paulo, nur noch ein paar Stunden zu leben hat und erleben die schicksalshaften Umstände, die zum Absturz eines Heißluftballons führen.
Der Anfang ist sehr gut dargestellt, da man sieht, wie ein Rädchen des Schicksals ins andere greift. Was wäre, wenn der Besitzer der Ballonvermietung keine Reifenpanne gehabt hätte? Und wenn Annie und Paulo nicht angehalten hätten, um ihm zu helfen? Wie wäre ihr Leben dann verlaufen?
Paulo wird bei dem Unfall lebensgefährlich verletzt und die nur leicht verletzte Annie beschließt, ihm einen Lungenflügel zu spenden, um sein Leben zu retten. Und doch ist es Annie, die im Himmel „aufwacht“. Sie weiß nicht, ob sie Paulo retten konnte oder nicht. Die erste Person, die ihr begegnet, ist ein kleiner Junge, der, wie er sagt, in ihrem irdischen Leben eine wichtige Rolle für sie gespielt hat. In Rückblicken erfahren wir von Annies Leben, in dem sie es nicht leicht hatte. Der Leser erfährt von den vermeintlichen Fehlern, die sie gemacht hat, und welche Auswirkungen diese auf ihr eigenes Leben und das Leben ihrer Mitmenschen hatte.
„Wer im Himmel auf dich wartet“ ist ein durchaus tröstliches Buch, dessen Botschaft besagt, dass alles im Leben einen Sinn hat, auch wenn sich der nicht immer gleich erschließt. Ein weiterer Aspekt ist, dass vieles anders ist, als es zunächst scheint. Warum ist Annies Mutter so hart zu ihr, reißt sie aus ihrer gewohnten Umgebung und verbietet ihr den Umgang mit Gleichaltrigen? Erst viel später versteht Annie die Hintergründe.
Ich habe das Buch als Hörbuch gehört. Die Stimme des Sprechers Steffen Groth ist angenehm, solange er die Geschichte nur erzählt. Was mich allerdings doch gestört hat, ist, wie er manche Männerstimmen in Dialogen spricht. Keiner von ihnen hat eine „normale“ Stimme, sie hören sich alle an, als ob sie Lungenprobleme hätten und unangenehme Zeitgenossen wären. Selbst der sympathische Paulo klingt stellenweise ziemlich unsympathisch.
Mich hat dieses Hörbuch gut unterhalten. Natürlich gibt es keine Antworten auf die Frage, was uns nach dem Tod erwartet, aber es gibt Denkanstöße und man überlegt sich unweigerlich, welche Menschen für den eigenen Lebensweg eine wichtige Rolle spielen und gespielt haben.