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Veröffentlicht am 06.02.2020

Weihnachten auf Noorö

Doggerland. Tiefer Fall (Ein Doggerland-Krimi 2)
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Wie schon der erste Fall der Reihe, spielt „Tiefer Fall“ auf der fiktiven Inselgruppe Doggerland zwischen Großbritannien und Norwegen.
Die Ermittlerin Karen Eiken Hornby ist eigentlich wegen einer Knieverletzung ...

Wie schon der erste Fall der Reihe, spielt „Tiefer Fall“ auf der fiktiven Inselgruppe Doggerland zwischen Großbritannien und Norwegen.
Die Ermittlerin Karen Eiken Hornby ist eigentlich wegen einer Knieverletzung noch krankgeschrieben, doch geht ihr der weihnachtliche Trubel in ihrem Haus mittlerweile so auf den Geist, dass sie dankbar einen Fall übernimmt.
Auf der nördlichsten Insel der Doggerlandgruppe, Noorö, ist ein alter Mann einen Abhang hinuntergestürzt und gestorben. Zunächst sieht es nach einem Unfall aus, doch bald ist klar, dass es Mord war. Karen, die die Insel Noorö aus ihrer Kindheit kennt und dort auch noch Familie hat, befragt zunächst Freunde und Verwandten des Toten und erhält Hintergrundwissen zum Umfeld des Toten und den Verhältnissen auf Noorö. Dieser Teil zieht sich ziemlich in die Länge, zumal unzählige Namen genannt werden und es ziemlich schwierig ist, sich die ganzen Verwandtschaftsbeziehungen zu merken. Hier wäre ein Personenverzeichnis äußerst hilfreich gewesen.
Auch der Enkel des Getöteten gerät ins Visier der Ermittler, doch dann wird er mit durchgeschnittener Kehle aufgefunden...
Der erste Band der Reihe hat mich begeistert, deshalb hatte ich hohe Erwartungen an dieses Buch. Leider ist es jedoch nicht so spannend wie Band eins. Auch die witzigen Dialoge und fiktiven Bräuche und Besonderheiten Doggerlands kamen dieses Mal zu kurz. Der Mittelteil zieht sich wirklich sehr in die Länge, am spannendsten ist ein Handlungsstrang, in dem es um häusliche Gewalt geht, der aber mit den Mordermittlungen überhaupt nichts zu tun hat.
Gegen Ende kommt wieder Schwung in die Handlung, das Ende war spannend und überraschend. Mein Fazit: Nicht ganz so gut wie „Fehltritt“, aber den im September erscheinenden 3. Band „Fester Grund“ werde ich wohl ebenfalls lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.01.2020

Erstaunliche Wandlung

Freefall – Die Wahrheit ist dein Tod
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Ein Kleinflugzeug stürzt in den Rocky Mountains ab, an Bord waren der Besitzer der Maschine und dessen Verlobte Allyson. Während alle davon ausgehen, dass beide Insassen tot sind (wobei nur der Pilot tot ...

Ein Kleinflugzeug stürzt in den Rocky Mountains ab, an Bord waren der Besitzer der Maschine und dessen Verlobte Allyson. Während alle davon ausgehen, dass beide Insassen tot sind (wobei nur der Pilot tot aufgefunden wird), schlägt sich Ally verletzt durch die Wildnis, um eventuellen Verfolgern zu entkommen. Es ist von Anfang an klar, dass sie in Gefahr ist, weshalb, wird erst im Laufe der Geschichte klar. Völlig unlogisch ist allerdings, dass die Polizei von Allys Tod ausgeht, denn ihre Leiche bleibt unauffindbar.
Allys Mutter Maggie, die seit zwei Jahren keinen Kontakt zu ihrer Tochter mehr hatte, glaubt nicht daran, dass ihre Tochter tot ist und versucht, mehr über das Leben herauszufinden, das Ally in letzter Zeit gelebt hat. Offensichtlich war sie mit dem reichen Geschäftsmann und CEO eines Pharmaunternehmens Ben Gardner verlobt. Auf den Bildern, die sie im Internet findet, ist ihre Tochter kaum wiederzuerkennen.
Die Geschichte wird in kurzen Kapiteln abwechselnd aus Allys und Maggies Perspektive erzählt, was die Geschichte abwechslungsreich macht. In Rückblicken erfährt der Leser Allys Geschichte, unter anderem, wie sich Ally und Ben kennengelernt haben. Dieser Teil erinnert sehr an die Hollywood Schmonzette Pretty Woman und ist für meine Begriffe nicht sehr glaubhaft. Weshalb sollte sich der gutaussehende reiche Ben ausgerechnet für die in einer Bar arbeitende Ally interessieren, die sich vor seinen Augen von schmierigen Typen begrapschen lässt? Nicht ganz klar war mir auch Allys Wandlung von der selbstbewussten und –bestimmten jungen Frau zu einem Modepüppchen, dessen einziges Ziel im Leben es ist, ihrem Verlobten zu gefallen.
Auf ihrer Flucht entwickelt Ally dann allerdings ungeahnte Kräfte. Selbst einen Killer, der auf sie angesetzt war, schaltet sie aus, im übrigen ohne jegliche Konsequenzen, denn sie fährt seelenruhig weiter quer durch die Vereinigten Staaten ohne dass sie von der Polizei verfolgt würde.
Freefall ist ein durchaus kurzweiliger, wenn auch ziemlich vorhersehbarer Roman. Nur kurz vor Schluss hat es die Autorin geschafft, mich zu überraschen. 3,5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 21.11.2019

Etwas langatmig

Die Charité: Aufbruch und Entscheidung
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Da mir der erste Teil der Charité Reihe sehr gut gefallen hat, habe ich mich sehr gefreut, als der zweite Band herauskam, aber leider ist er nicht so gut wie der erste. Schon im ersten Band fand ich die ...

Da mir der erste Teil der Charité Reihe sehr gut gefallen hat, habe ich mich sehr gefreut, als der zweite Band herauskam, aber leider ist er nicht so gut wie der erste. Schon im ersten Band fand ich die Sprache zum Teil hart an der Grenze zum Kitsch, hier wurde diese Grenze des öfteren überschritten.
Hauptperson des Romans ist Dr. Rahel Hirsch, eine Jüdin, die als erste Frau als Ärztin an der Charité in Berlin arbeitete. Von ihren männlichen Kollegen wurde sie größtenteils misstrauisch beobachtet, doch gab es auch Kollegen, die ihr Talent anerkannten und sie unterstützten. Im Buch lernt Rahel die Wäscherin Barbara kennen und die beiden ungleichen Frauen werden Freundinnen.
Es ist interessant, über die damaligen Verhältnisse in der Charité und die politische Situation in Deutschland zu lesen. Die Syphillis grassierte, auch Barbaras Tante erkrankt nach einer Vergewaltigung daran. Frauenrechte war damals ein Fremdwort. Frauen durften nicht wählen und verdienten viel weniger als Männer, was heute undenkbar ist (Vorsicht, Ironie).
Schweikert schreibt über die Schrecken des ersten Weltkriegs, sowohl aus der Sicht der Soldaten als auch aus Rahels Sicht, da die Soldaten in der Charité behandelt werden. Rahel entfernt Granatsplitter, amputiert Gliedmaßen und muss mit ansehen, wie viele ihren Verletzungen erliegen. Die schrecklich entstellten verwundeten Soldaten werden nach ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus in Sanatorien abgeschoben, um die Bevölkerung nicht mit ihrem Anblick zu erschrecken und um zu verhindern, dass dem Volk die Auswirkungen des Kriegs so drastisch vor Augen geführt werden.
Viele der genannten Personen existierten wirklich, und auch reale Ereignisse werden geschildert. Allerdings ist vieles zu ausführlich beschrieben, das mittlere Drittel des Buchs zieht sich wie Kaugummi und ich war mehr als einmal versucht, es zur Seite zu legen. Gegen Ende wird es dann wieder spannender, wenn auch teilweise ziemlich vorhersehbar. Alles in allem ein Buch, das einiges an zeitgeschichtlichem Wissen vermittelt und sicher gut recherchiert ist, dem aber 200 Seiten weniger gut getan hätten.

Veröffentlicht am 10.10.2019

Vom Idyll zum Albtraum

Nachtwild
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Joan besucht mit ihrem vierjährigen Sohn Lincoln den Zoo. Auf dem Rückweg zum Haupteingang hört sie Schüsse und sieht Leichen auf dem Boden liegen. Bevor sie richtig kapiert, was los ist, übernimmt ihr ...

Joan besucht mit ihrem vierjährigen Sohn Lincoln den Zoo. Auf dem Rückweg zum Haupteingang hört sie Schüsse und sieht Leichen auf dem Boden liegen. Bevor sie richtig kapiert, was los ist, übernimmt ihr Instinkt und sie versteckt sich mit Lincoln in einem leerstehenden Gehege.
Es ist keine einfache Aufgabe, den kleinen Jungen ruhig zu halten, und doch hängt ihrer beider Leben davon ab, dass die jugendlichen Täter, die bald schon in ihre Nähe kommen, sie nicht finden.
Einerseits hat Joan panische Angst, andererseits funktioniert sie und ihr Überlebenswille ist übermächtig. Während der langen Zeit des Versteckens erfährt der Leser viel über Joans Kindheit und Vergangenheit. Diese Rückblenden sind einerseits interessant - ihr Elternhaus war alles andere als liebevoll -andererseits waren es Einschnitte in einer Geschichte, deren Verlauf ich gerne zügig hören wollte. Wird Joan es schaffen, den Tätern zu entkommen? hat mich mehr interessiert als die Kakerlaken in ihrem Elternhaus. Alles in allem fand ich die Geschichte gut, wenngleich ich den Roman nicht als Thriller bezeichnen würde. Leider empfand ich das Geschehen auch als durchaus realistisch, es gibt genügend durchgeknallte Amokläufer, die nach Aufmerksamkeit gieren.
Ein großes Lob an die Hörbuchsprecher, die alle ganz hervorragend gelesen haben.

Veröffentlicht am 08.10.2019

Licht meines Lebens

Die Lieferung
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Da mir „Das Haus der Mädchen“ von Winkelmann ganz gut gefallen hat, habe ich mir das Hörbuch „Die Lieferung“ angehört. Es war okay, hat mich aber nicht restlos überzeugt. Es beginnt mit dem Auffinden einer ...

Da mir „Das Haus der Mädchen“ von Winkelmann ganz gut gefallen hat, habe ich mir das Hörbuch „Die Lieferung“ angehört. Es war okay, hat mich aber nicht restlos überzeugt. Es beginnt mit dem Auffinden einer „weißen Frau“, wie sich herausstellt, wurde sie wohl jahrelang irgendwo fernab von Tageslicht eingesperrt. Dieser Teil der Geschichte wird aber seltsamerweise nicht weiter verfolgt. Man erfährt nie, wie sie entkommen ist.
Eine Polizistin, Rebecca Oswald, lernt während eines Kuraufenthalts eine Masseurin kennen, deren Tochter seit Jahren verschwunden ist. Rebecca verspricht ihr, sich um den alten Fall zu kümmern. Auf diese Weise kommt sie, zusammen mit ihrem Kollegen Kommissar Jens Kerner, auf die Spur eines Serienentführers und -mörders. Sie finden einige Fälle, bei denen jeweils zwei Personen entführt bzw. getötet wurden. Zwischendurch kommen auch immer wieder Kapitel aus der Sicht der Entführungsopfer und des Täters. Man erfährt viel über seine Kindheit, als er mit seinen ihn vernachlässigenden Eltern zusammenlebte und schließlich im Heim landete. Er entwickelt sich zum Psychopathen und ist schon als Kind und Jugendlicher ein Außenseiter. Er hat einen Hass auf schöne Menschen und will wohl die Welt von ihnen befreien. Alles ein bisschen an den Haaren herbeigezogen, aber für nebenher zu hören, war das Hörbuch ganz okay.