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Veröffentlicht am 24.10.2018

Blutrünstige Mordserie in Edinburgh

Die perfekte Unschuld
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Eine Mordserie erschüttert Edinburgh. Das erste Opfer wird inmitten einer Menschenmenge bei einem Festival erstochen, wenig später wird das nächste Opfer entdeckt, eine Hospizschwester, die in ihrer Wohnung ...

Eine Mordserie erschüttert Edinburgh. Das erste Opfer wird inmitten einer Menschenmenge bei einem Festival erstochen, wenig später wird das nächste Opfer entdeckt, eine Hospizschwester, die in ihrer Wohnung grausam gefoltert und getötet wurde. Schnell wird von einem Serientäter ausgegangen, doch bald zeigen Überwachungskameras, dass es sich um zwei verschiedene Täter, möglicherweise einen Mann und eine Frau, handeln muss. Es bleibt nicht bei diesen beiden Morden. Auch das nächste Opfer ist ein unbescholtenes, geschätztes Mitglied der Gesellschaft, das niemandem etwas zuleide getan hat. Die Ermittler stehen unter Zugzwang, denn der nächste Mord wurde bereits angekündigt und die Bevölkerung Edinburghs ist in Panik. Mit den Ermittlungen betraut sind Luc Callanach, ein Franzose und Ex-Model, den persönliche Umstände dazu gezwungen haben, Frankreich zu verlassen und in Schottland ein neues Leben zu beginnen, sowie seine Kollegin DI Ava Turner. Die beiden scheinen sich nicht ganz unsympathisch zu sein, doch dann taucht Joe Edgar, ein früherer Freund Avas in Edinburgh auf, der in einem Hackerfall ermittelt, und die alte Beziehung lebt wieder auf. Dass Edgar ein Ekelpaket sondersgleichen ist, scheint nur Ava zu entgehen.
Die beiden Mörder morden mittlerweile munter weiter und Luc erhält bei der Aufklärung Hilfe von unerwarteter Seite. Gegen Ende des Buchs zeigt sich, dass viel mehr hinter den Morden steckt als zunächst angenommen.
„Die perfekte Unschuld“ ist ein Thriller für hartgesottene Leser, denen es Spaß macht, über grausame Details, entsetzlich gefolterte Opfer und Tierquälerei zu lesen. Ich selbst gehöre nicht zu dieser Gruppe und wenn ich das Buch nicht im Rahmen einer Leserunde gelesen hätte, hätte ich es nach dem dritten blutigen Mord angewidert zur Seite gelegt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Charaktere
  • Idee
  • Handlung
Veröffentlicht am 15.10.2018

Flügellahmer Schmetterling

Der Schmetterling
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Die Ehefrau des beliebten schwedischen Fußballspielers Måns Sandin, Henna, wird ausgerechnet an Heiligabend im Beisein ihrer beiden kleinen Kinder ermordet. Die Familie ist noch nicht lange in Schweden ...

Die Ehefrau des beliebten schwedischen Fußballspielers Måns Sandin, Henna, wird ausgerechnet an Heiligabend im Beisein ihrer beiden kleinen Kinder ermordet. Die Familie ist noch nicht lange in Schweden zurück und hat nicht allzu viele soziale Kontakte. Liegt der Schlüssel zu dem Mord in Florenz, wo sie bis vor kurzem gelebt haben? Galt der Mord womöglich gar nicht der Ehefrau sondern ihm selbst? Und warum war Henna mit Rohypnol vollgepumpt?
Kriminalinspektor Johan Rokka, der gerade erst aus Stockholm in seine Heimatstadt Hudiksvall zurückgekehrt ist, wird mit dem Fall betraut. Måns ist ein ehemaliger Klassenkamerad, sie spielten als Jugendliche in derselben Mannschaft.
Dann geschieht ein weiterer Mord. Einem Besucher der Trabrennbahn, der gerade viel Geld bei der Pferdewette gewonnen hatte, wird die Kehle durchgeschnitten. Hängen die beiden Fälle irgendwie zusammen?
Gabriella Ullberg Westin kann gut schreiben, aber die Story ist ziemlich lahm. Was mich außerdem genervt hat, ist Rokkas Vorgesetzte. Anscheinend sitzen in schwedischen Polizeidienststellen ausschließlich ältere, arrogante und machthungrige Chefinnen, die trotz geringer Personalausstattung ihre Mitarbeiter so schnell wie möglich wieder vergraulen wollen. Auch Rokkas Affaire mit einer jungen Frau, die seine Tochter sein könnte (im übrigen die Tochter eines früheren Klassenkameraden) fand ich total daneben. Der ganze Handlungsstrang rund um den namensgebenden Schmetterling ist total irrelevant.
Alles in allem ein Krimi, den man zwischendurch lesen kann, der aber kein besonderes Highlight darstellt. Ich hatte mir mehr davon versprochen.

Veröffentlicht am 26.07.2018

Enttäuschend

Nichts ist verziehen
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Ein Klassentreffen nach 30 Jahren und alle kommen. Die Starken, die die anderen schikanierten, deren Opfer und alle anderen. Wie damals bei ihrem Abschlussfest findet das Treffen in der Hütte ihres ehemaligen ...

Ein Klassentreffen nach 30 Jahren und alle kommen. Die Starken, die die anderen schikanierten, deren Opfer und alle anderen. Wie damals bei ihrem Abschlussfest findet das Treffen in der Hütte ihres ehemaligen Lehrers Sune statt. Sogar eine Gespensterwanderung wie damals ist vorgesehen.
Zu vorgerückter Stunde, als sie zu der Wanderung aufbrechen, sind alle schon ziemlich betrunken. Dann wird eine übel zugerichtete Leiche gefunden. Es handelt sich um Jack, einen der Anführer aus der Schulzeit, der mittlerweile eine bescheidene Karriere als Teilnehmer in einer Realityshow gemacht und von dem Plan gesprochen hat, demnächst seine Memoiren zu veröffentlichen. Wer hat ihn genug gehasst, um ihn zu ermorden? War das geplante Buch der Grund, weshalb er sterben musste? Der Kreis der Verdächtigen ist groß, da Jack keine sehr nette Person war. Doch dann geschehen weitere Todesfälle...
Die Idee des Buchs fand ich spannend, doch die Umsetzung war für meine Begriffe nicht sehr gelungen. Der Anfang des Buchs liest sich wie ein Telefonbuch, unzählige Namen, die es auseinanderzuhalten gilt. Neben den Ermittlungen zu den Mordfällen gibt es jede Menge Nebenschauplätze: untreue Ehepartner, Eifersucht, unerfüllter Kinderwunsch, Alkoholprobleme und damit einhergehende Gedächtnislücken, um nur ein paar zu nennen. Die Autorin streut jede Menge falsche Spuren, was in einem Krimi ja nichts Ungewöhnliches ist, doch manche davon sind wirklich absurd.
Was mir das Lesen dieses Krimis zusätzlich erschwert hat, ist, dass immer wieder ohne irgendwelche Erklärungen auf Personen und alte Geschehnisse Bezug genommen wird, was ziemlich nervt, wenn man, wie ich, die Vorgängerbände nicht kennt.
Für mich war dieses Buch ziemlich mühsam zu lesen, auf keinen Fall der spannende Krimi, den ich erwartet hatte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Figuren
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 16.07.2018

Carla will Meer

Ans Meer
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Anton wollte schon als Kind Busfahrer werden und hat sich diesen Traum erfüllt. Nur dass ihm sein Beruf inzwischen nicht mehr wie ein Traumberuf vorkommt. Tagein, tagaus, fährt er dieselbe Route mit denselben ...

Anton wollte schon als Kind Busfahrer werden und hat sich diesen Traum erfüllt. Nur dass ihm sein Beruf inzwischen nicht mehr wie ein Traumberuf vorkommt. Tagein, tagaus, fährt er dieselbe Route mit denselben Leuten. Immerhin hat er den Schülern beigebracht zu grüßen.
Doch eines Tages äußert die krebskranke Carla den Wunsch, noch einmal nach Italien ans Meer zu fahren, an den Ort ihrer Kindheit. Anton, der gerade Liebeskummer hat, weil er auf dem Balkon seiner Nachbarin Doris, in die er verliebt ist, ein Männerhusten gehört hat, und darüber hinaus davon ausgeht, dass er sowieso bald gekündigt wird, beschließt kurzerhand, über seinen eigenen Schatten zu springen und mit dem Linienbus nach Italien zu fahren. An Bord alle Passagiere, die Lust haben mitzukommen.
Dabei ist unter anderem auch die senile Frau Prenosil, die sich während der Fahrt einnässt und beim ersten Halt auf einer Raststätte beschließt, auf der Autobahn spazieren zu gehen. Lustig? Na ja.
Der Vater von zwei Kindern, die ebenfalls mit von der Partie sind, ortet das Handy der Kinder und schaltet die Polizei ein, die prompt mit einem Großeinsatz Jagd auf den Bus macht. Doch Anton und seine Passagiere schaffen es mit Hilfe von Doris, die – den modernen Ortungsdiensten sei Dank – inzwischen auch zu der Gruppe gestoßen ist, Carlas letzten Wunsch zu erfüllen und das Meer zu erreichen.
Die Geschichte dieses 140 Seiten langen Märchens für Erwachsene hört sich ganz amüsant an, doch leider hält sie nicht, was sie verspricht. Ich zumindest bin von der Lektüre enttäuscht. Das Buch ist nicht schlecht, aber die Idee nicht wirklich neu: ein Roadtrip, bei dem nicht nur Anton, der Busfahrer, über sich hinauswächst und sich verändert, sondern auch seine Passagiere ein Gefühl des Miteinanders entwickeln. Ich hätte mir allerdings ein bisschen mehr Tiefgang gewünscht.

Veröffentlicht am 30.01.2018

Gefangen in einer zwanghaften Gedankenwelt

Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken
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Die 16jährige Aza ist nicht wie andere Teenager. Um sich zu vergewissern, dass sie wirklich existiert, öffnet sie seit Jahren mehrmals am Tag eine Wunde am Finger, presst Blut heraus, desinfiziert das ...

Die 16jährige Aza ist nicht wie andere Teenager. Um sich zu vergewissern, dass sie wirklich existiert, öffnet sie seit Jahren mehrmals am Tag eine Wunde am Finger, presst Blut heraus, desinfiziert das Ganze und klebt ein neues Pflaster drauf. Dazu kommt ihre Angst vor Mikroben und lebensbedrohlichen Infektionen. Die Gedanken daran, was alles passieren könnte, sind allgegenwärtig und lassen sich nicht vertreiben. Daher der deutsche Titel, den ich trotzdem unpassend finde, denn der Autor hat sich ja etwas dabei gedacht, wenn er sein Buch im Original „Turtles all the way down“ genannt hat.

Aza lebt allein mit ihrer Mutter, der Vater ist seit vielen Jahren tot. In einem Sommercamp, in dem trauernde Kinder über den Verlust eines Elternteils hinwegkommen sollen, lernte Aza damals Davis, den Sohn des Millionärs Russell Pickett, kennen. Jetzt ist der Millionär verschwunden und für Hinweise zu seiner Ergreifung ist eine Belohnung von 100.000 Dollar ausgesetzt. Azas Freundin Daisy kommt auf die Idee, die alte Bekanntschaft wieder aufleben zu lassen, um auf diese Weise den Aufenthaltsort von Davis’ Vater herauszufinden. Zunächst scheint der Plan auch zu funktionieren, doch dass Aza und Davis sich ineinander verlieben, war so nicht geplant, zumal Aza sicher ist, sich beim Küssen tödlich infiziert zu haben...

Es ist einerseits interessant, andererseits aber auch äußerst anstrengend, Azas verworrenen Gedankengängen und Phobien zu folgen. Was ich in dem Buch gelernt habe, ist, dass amerikanische High Schools offensichtlich mit Metalldetektoren ausgestattet sind und es möglich ist, dass ein 13jähriger und ein 16jähriger allein in einer Villa leben, ohne dass sich irgendeine staatliche Stelle um ihr seelisches Wohlergehen kümmert.

Der Roman spricht viele Probleme an, bleibt aber weitgehend an der Oberfläche. Als Aza feststellt, dass eine Person in Daisys Fan Fiction Blog nach ihrem Vorbild gestaltet ist, fühlt sie sich von ihrer besten Freundin hintergangen und bloßgestellt. Azas Autounfall kann als direkte Auswirkung dessen gesehen werden. Dieser Teil der Geschichte wird nicht wirklich aufgearbeitet.

Die Auflösung, was mit Russell Pickett geschehen ist, finde ich auch ziemlich grenzwertig. Alles in allem ist es ein Buch, das okay ist, an die früheren Bücher des Autors aber nicht herankommt.