Profilbild von Readaholic

Readaholic

Lesejury Star
offline

Readaholic ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Readaholic über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.02.2024

Abstruse und unausgegorene Geschichte

Zimmer 55
0

Die junge Psychologin Anna erfährt von ihrer Freundin von einer freien Stelle in der renommierten Klinik für forensische Psychiatrie in Säter, in der Lina als Ärztin arbeitet. Anna ist überglücklich, als ...

Die junge Psychologin Anna erfährt von ihrer Freundin von einer freien Stelle in der renommierten Klinik für forensische Psychiatrie in Säter, in der Lina als Ärztin arbeitet. Anna ist überglücklich, als sie die Stelle bekommt. Von Anfang an geschehen merkwürdige Dinge. Sie erhält krypische Nachrichten über eine verschwundene Frau, auf dem Spiegel ihres Arbeitszimmers wird eine Botschaft hinterlassen und ein Polizist meldet sich bei ihr, sie könne sich jederzeit an ihn wenden. Angeblich gibt es in der Klinik ein „Zimmer 55“, doch niemand will davon gehört haben. Der Polizist gibt ihr einen Hinweis, wo sie danach suchen soll, und Anna, die erst seit ein paar Tagen in der Klinik arbeitet, findet dieses geheime Zimmer auf Anhieb.
Die Geschichte hörte sich durchaus spannend an, und von der Tatsache, dass die Autorin ausgebildete Psychologin ist, habe ich mir Einblicke in die Behandlung der Patienten, bei denen es sich allesamt um Schwerverbrecher handelt, versprochen. Leider wurde ich auf ganzer Linie enttäuscht. Die Geschichte dümpelt so vor sich hin und viele Seiten werden mit vollkommen unwichtigen Nebensächlichkeiten gefüllt, die keinen anderen Zweck haben, als Seiten zu generieren: „"Die Pfifferlinge köchtelten in der Pfanne und schwitzten alles Wasser in einem dichten Dampf aus, und Lina gab etwas Butter dazu, so dass sie gelbbraun wurden. Anna suchte nach einem Toaster, den sie irgendwo tief hinten in einem Schrank gesehen hatte. Dann kippte sie ihn über der Spüle aus, schüttelte alte Brotkrümel heraus und steckte zwei Scheiben Toastbrot hinein."
Über mehr als 250 Seiten geht es in diesem Stil weiter, erst kurz vor Schluss wird im Schnelldurchlauf geklärt, was es mit Zimmer 55 und den ominösen „Anderen“ auf sich hat, die von Anfang an immer wieder erwähnt werden. Der unbeholfene Schreibstil mutet zuweilen an wie dem Aufsatz eines Sechstklässlers entnommen: „Anna war sehr traurig, und ihr flossen sogar Tränen die Wange hinab.“ Die Wange? Weint Anna einseitig?
Das Buch lebt von vagen Andeutungen, doch irgendwann hatte ich diese immer gleichen Andeutungen und Fragen so satt, dass ich nur noch zum Ende kommen wollte. Wenn ich nicht Teil einer Leserunde gewesen wäre, hätte ich diesen unglaublich langweiligen und abstrusen „Thriller“ längst zur Seite gelegt.
Bei „Zimmer 55“ handelt es sich um den ersten Band einer geplanten Reihe um die Psychologin Anna Varga. Um weitere Bände werde ich mit Sicherheit einen großen Bogen machen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.02.2021

Wirkt besser als jede Schlaftablette

Perfect Secret – Hier ist Dein Geheimnis sicher
0

Die Geschichte spielt in dem kleinen Küstenort Littleport in Maine, der in den Sommermonaten alljährlich von Touristen überlaufen ist. Zum Ende der Saison veranstalten die Einheimischen eine große Party ...

Die Geschichte spielt in dem kleinen Küstenort Littleport in Maine, der in den Sommermonaten alljährlich von Touristen überlaufen ist. Zum Ende der Saison veranstalten die Einheimischen eine große Party – die Plus-Ohne Party -, bei der viel getrunken und noch mehr geklatscht wird.
Im Sommer 2018 verschwindet an diesem Abend Sadie, Tochter einer wohlhabenden Familie und beste Freundin der Protagonistin Avery. Es sieht so aus, als ob Sadie sich von den Klippen gestürzt hätte. Avery glaubt von Anfang an nicht an Selbstmord, doch hat sie keine Beweise dafür, dass Fremdverschulden vorliegt.
Erst ein Jahr später stößt sie zufällig auf das Handy der Toten sowie auf Ungereimtheiten, denen Sadie anscheinend kurz vor ihrem Tod auf die Spur gekommen ist...

„Perfect Secret“ wird von Verlag als „Thriller“ bezeichnet, außerdem sticht der rote Aufkleber „Spiegel Bestseller-Autorin“ sofort ins Auge. Ich hatte mich daher auf eine spannende Lektüre gefreut, doch meine Erwartungen wurden keineswegs erfüllt. Das Buch ist äußerst ausschweifend und langatmig. Der Schreibstil der Autorin ist ermüdend, jede Menge verkürzte Sätze, Andeutungen, Gedankensprünge. Zu allem Überfluss lässt die Übersetzung sehr zu wünschen übrig. Es finden sich Sätze wie „Ich ließ die Spannung mich strammziehen wie einen Draht“ oder „...ihre Wange und ein hellbraunes Auge, gerunzelt vom Lachen“. Werden Bücher heutzutage nicht mehr Korrektur gelesen?!
Die Handlung zieht sich wie Kaugummi, nur die letzten 50 Seiten sind spannend. Alles in allem eher eine Lektüre für Leute, die an Einschlafstörungen leiden, als ein Thriller. Muss man definitiv nicht gelesen haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.08.2020

Niveaulos und enttäuschend

Wings of Silver. Die Rache einer Frau ist schön und brutal (Golden Cage 2)
0

Ich kenne Camilla Läckberg als Krimiautorin und hatte mir von Wings of Silver ebenfalls einen spannenden Krimi erhofft. Leider ist die Story absolut fad und auch die expliziten Sexszenen können daran nichts ...

Ich kenne Camilla Läckberg als Krimiautorin und hatte mir von Wings of Silver ebenfalls einen spannenden Krimi erhofft. Leider ist die Story absolut fad und auch die expliziten Sexszenen können daran nichts ändern. Im Gegenteil, sie waren unnötig und niveaulos, stellenweise regelrecht ordinär.
Die Geschäftsfrau Faye hat sich ein Kosmetikimperium aufgebaut und will in die USA expandieren. Just in dem Moment droht eine feindliche Übernahme. Fayes Reaktion darauf ist, die Frau, die ihr den Ehemann ausgespannt hat und als Bedienung in einem Café arbeitet, als Finanzchefin zu engagieren, die dann innerhalb kürzester Zeit einen Plan zur Rettung des Unternehmens aus dem Ärmel schüttelt. Sehr realistisch!
Überhaupt ist Faye mehr an Männern als an der Leitung ihrer Firma interessiert. Sie wird irgendwann im Buch als „Ikone des Feminismus“ bezeichnet. Ich würde mal behaupten, es gehört mehr dazu, um als Feministin zu gelten als junge Barmänner abzuschleppen und eine Vorliebe für flotte Dreier zu haben!
Was mir außerdem überhaupt nicht gefallen hat, war das ständige Erwähnen von Edelmarken.
Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und auch die Sprecherin hat mich sehr genervt. Es gibt absolut nichts an diesem Buch, das mir gefallen hat. Nie wieder Camilla Läckberg!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.10.2018

Im Sumpf von Drogen, Gewalt und Machtgier

Macbeth
0

Macbeth ist ein düsteres Szenario, in dem Nesboe versucht, Shakespeares Macbeth in die Gegenwart zu versetzen. Schauplatz ist eine heruntergekommene ehemalige Industriestadt voller Arbeitslosen und Drogensüchtigen. ...

Macbeth ist ein düsteres Szenario, in dem Nesboe versucht, Shakespeares Macbeth in die Gegenwart zu versetzen. Schauplatz ist eine heruntergekommene ehemalige Industriestadt voller Arbeitslosen und Drogensüchtigen. Bürgermeister und Chief Commissioner der Stadt sind gewissenlos und auf der Gehaltsliste des Drogenbosses Hecate. Inspector Macbeth, ursprünglich noch bestrebt, dem Sumpf aus Korruption und Drogen ein Ende zu setzen, verliert seine hehren Ziele bald aus den Augen. Angestachelt von der Machtgier seiner Partnerin Lady, einer ehemaligen Prostituierten und Casinobetreiberin, beginnt er ein beispielloses brutales Morden, denn sein Ziel ist es, selbst Chief Commissioner zu werden. Wie viele Menschen er auf dem Weg nach oben umbringt oder umbringen lässt, habe ich nicht mitgezählt, aber es sind Dutzende. Auch vor unschuldigen Frauen und Kindern macht er nicht halt. Leider krankt die Geschichte daran, dass vieles vollkommen unrealistisch ist. So sticht Lady dem ersten Opfer am Morgen nach der Tat erneut den Dolch in den Körper, um das Ganze echter wirken zu lassen. Forensiker würden auf den ersten Blick erkennen, dass dies erst nach dem Tod des Opfers geschehen ist, weil kein Blut aus der Wunde ausgetreten ist, aber die Forensiker in Nesboes Roman erkennen dies so wenig wie vieles andere, was auf Macbeth als Täter hinweist.
In Anlehnung an das Original hat Macbeth Visionen von seinen geköpften und fürchterlich zugerichteten Opfern. Erklärt werden die Visionen damit, dass er (ebenso wie Lady) inzwischen der Droge Power verfallen ist. Lady sieht im Drogenrausch ihr Baby vor sich, das sie als Teenager umgebracht hat. In einer Minute ist sie noch eine vor sich hinbrabbelnde Irre, dann beschließt sie, die Drogen wegzulassen und im nächsten Moment ist sie wieder Macbeths kluge Beraterin, die wie eh und je Intrigen schmiedet. Auch das ist mehr als unrealistisch, wie so vieles in diesem Buch. Ich habe „Macbeth“ als Audiobuch gehört und es waren 19 unendlich lange Stunden voller Gewaltexzesse in einer Welt, in der die Bösen das Sagen haben und damit durchkommen. Ich habe mich durch dieses Hörbuch gequält. Wenn ich nicht Teil einer Hörrunde gewesen wäre, hätte ich es wahrscheinlich nach kürzester Zeit zur Seite gelegt, so habe ich mich bis zum bitteren Ende durchgekämpft. Nesboe war es wahrscheinlich leid, immer nur Harry Hole Krimis zu schreiben, aber er täte besser daran. Er hat sich ein ambitioniertes Projekt vorgenommen, das allerdings meiner Meinung nach grandios gescheitert ist. Schade um die Zeit, Finger weg von diesem Werk!