Suche nach der Wahrheit – lesenswert
Unser geteilter Sommer2010 macht sich Ella auf die Suche nach ihrem kleinen Bruder nach Berlin. Zuletzt gesehen hat sie ihn 1987, da war er gerade mal 2 Jahre alt. Ihre Suche kann man nicht wirklich als gezielt bezeichnen. ...
2010 macht sich Ella auf die Suche nach ihrem kleinen Bruder nach Berlin. Zuletzt gesehen hat sie ihn 1987, da war er gerade mal 2 Jahre alt. Ihre Suche kann man nicht wirklich als gezielt bezeichnen. Eher gleicht sie einem Entwirren eines verhedderten Wollknäuels. Dabei lernt sie Aaron, den englischen Praktikanten, kennen, trifft eine ehemalige Insassin des Stasi-Gefängnisses Hohenschönhausen bei einer Führung und sucht sogar eine ehemalige Wärterin des Gefängnisses auf. Alle gewonnenen Teile an Informationen über ihre Mutter, die nach missglückter Republikflucht zeitweise hier inhaftiert war, ergeben jedoch kein klares Gesamtbild oder gar Aufschluss über den Verbleib ihres kleinen Bruders Heiko. Die Autorin bringt Ellas Anstrengungen an Informationen zu kommen in kleinen Kapiteln dem Leser nahe. Sie mischt sie mit Ellas eigenen Erinnerungen, soweit sie denen überhaupt trauen kann. Schließlich war sie damals selbst erst 8 Jahre alt.
Dabei fand ich das Ende der Geschichte von der Autorin sehr geschickt angelegt. Es gibt Andeutungen, die der Fantasie des Lesers Raum für eigene Gedanken lassen. In meinen Augen ist es Sophie Hardach sehr gut gelungen die Machenschaften des MfS, deren Bespitzelungen sowie den Einschränkungen und Ängsten der damaligen DDR-Bürger historisch korrekt und lebensnah in die Geschichte der Familie Valentin zum Ausdruck zu bringen. Da ich diese Zeit selbst miterlebt habe, empfand ich es ein wenig wie eine Zeitreise in meine eigene Vergangenheit. Von mir gibt’s 4 Lese-Sterne.