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Veröffentlicht am 09.02.2021

Intelligent konstruierter Schauerroman

Die stillen Gefährten
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„Zu beiden Seiten des schwindenden Feuers standen die Gefährten. Aber waren sie nicht eben noch...? Hatte sie sie nicht im Großen Saal gesehen?“ (Seite 211)

The Bridge, der alte Landsitz der Familie Bainbridge, ...

„Zu beiden Seiten des schwindenden Feuers standen die Gefährten. Aber waren sie nicht eben noch...? Hatte sie sie nicht im Großen Saal gesehen?“ (Seite 211)

The Bridge, der alte Landsitz der Familie Bainbridge, scheint auf den ersten Blick vernachlässigt und heruntergekommen, und als Elsie in der Nacht merkwürdige Geräusche hört, zerrt ein ungutes Gefühl an ihr. Bei ihrer Erkundungstour durch die alten Flure stoßen sie und Sarah auf eine verschlossene Tür, die die beiden besser nie geöffnet hätten. Hinter dieser verbergen sich eine Holzfigur, eine stille Gefährtin, sowie die Tagebücher einer ehemaligen Hausherrin. Die beiden Frauen ahnen nicht, welch grauenhafte Familiengeschichte sie da zu Tage fördern.

Laura Purcell versteht es gekonnt, mit der Sprache zu spielen. Sie konstruiert eine intelligente Geschichte und entwickelt mit Perfektion die bis ins kleinste Detail realistischen und vielschichtigen Figuren. Es gibt keine klare Einteilung von Gut und Böse. Jede der handelnden Figuren hat Schuld auf sich geladen oder hütet Geheimnisse, von denen sich die stillen Gefährten zu nähren scheinen.

Die Autorin entwickelt die Handlung langsam und nimmt sich Zeit, um Hintergründe, Personen, Szenen und Landschaften zu gestalten. Zwar baut sich auf diese Weise der Spannungsbogen nur langsam auf, dafür lässt Purcell ihre LeserInnen so in die verwinkeltsten und dunkelsten Ecken ihres Romans eintauchen.

Insgesamt hätte ich mir zwar mehr Gruselmomente gewünscht, doch besonders im letzten Viertel nimmt die Story richtig Fahrt auf und überzeugt mit einem Finale, das sich gewaschen hat. Die Art, wie das Ende Antworten gibt, gleichzeitig aber offene Fragen zurücklässt, setzt dem Ganzen das i-Tüpfelchen auf. Den LeserInnen wird keine klare Definition der Ereignisse vorgegeben. Jeder von uns ist nun gefragt, sich selbst ein Bild vom Geschehen zu machen und die Dinge für sich einzuordnen.

Persönliches Fazit: Mit „Die stillen Gefährten“ liefert Laura Purcell einen klassischen anspruchsvollen Schauerroman par excellence, der mit einer intelligent konstruierten Story und einem herrlich unheimlichen Setting überzeugen kann. Liebhaber von Geistergeschichten sollten sich dieses Schmuckstück nicht entgehen lassen.

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Veröffentlicht am 07.02.2021

Aufregendes Leseerlebnis!

Batman: Damned
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Hand aufs Herz: Wer von euch mag Superhelden?
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Ich bin wirklich sehr positiv überrascht, dass es viele beliebte Figuren aus meiner Kindheit noch heute gibt. Dass sie immer noch im ...

Hand aufs Herz: Wer von euch mag Superhelden?
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Ich bin wirklich sehr positiv überrascht, dass es viele beliebte Figuren aus meiner Kindheit noch heute gibt. Dass sie immer noch im Trend sind und irgendwie zeitlos wirken.

Sailor Moon, Deadpool, Flash, Aquaman, Wonder Woman, The Avengers, Spider-Man, Wolverine, Iron Man, Superman, Thor und Batman sind nur einige davon. Ob nun Comic, Serie oder Film: Superhelden und -heldinnen begeistern nach wie vor Groß und Klein.

Welche mochtet ihr? Und mögt ihr sie immer noch?
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Besonders spannend finde ich das BLACK LABEL vom us-amerikanischen Comicverlag DC, das ein gigantisches Universum an Charakteren aufweisen kann. "Die Retter der Welt sind zahlreich und bieten alles, was das Herz begehrt: Übermenschliche Stärke, Zauberkräfte, Schnelligkeit, überdurchschnittliche Intelligenz. Doch auch die Schurken schlafen nicht, Genie und Wahnsinn liegen hier nahe beieinander."

In BATMAN: DAMNED Band 1, einer okkulten Interpretation, geht es darum, dass Bruce Wayne erfährt, dass sein irrer Erzfeind ermordet wurde. Doch die bösen Mächte haben sich offenbar nicht nur gegen den Joker verschworen, sondern auch gegen den Dunklen Ritter selbst. Die Story ist von Gewalt und Blut durchtränkt, doch auf keiner Seite zu überspitzt dargestellt. Auf 60 Seiten mit düsteren, großartig gestalteten Illustrationen gibt es wenig Text, dafür mehr zu gucken. Der Comic liest sich eher wie ein Gedankengang, überwiegend erzählt aus der Perspektive von John Constantine (da musste ich übrigens direkt an Keanu Reeves denken). Es werden hier und da ein paar Wortfetzen eingestreut, die eine bestimmte Szene unterstreichen sollen. Und das passt für mich perfekt zusammen, denn die ausdrucksstarke Bildsprache lässt ohnehin genug Raum für Kopfkino. Das ist auch ständig in Betrieb, denn storytechnisch passiert echt viel.

Die BLACK LABEL Comics gibt es zwar auch als E-Book, jedoch empfehle ich allein der Aufmachung wegen natürlich die gedruckten Ausgaben. Besonders das verruchte, vor Kriminalität strotzende Gotham wurde hervorragend in Szene gesetzt.

Einziger Kritikpunkt ist das übergroße Albenformat, das etwas unhandlich ist. Das machen die vielen Illustrationen jedoch spielend leicht wieder wett.

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Veröffentlicht am 03.02.2021

Reihenauftakt mir Suchtpotenzial

Grenzfall - Der Tod in ihren Augen
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Diesem Reihenauftakt habe ich schon lange entgegengefiebert. Dabei habe ich mich besonders auf den Wechsel zwischen Deutschland und Österreich gefreut, der mich ein wenig an die Serie „Der Pass“erinnerte.

Alexa ...

Diesem Reihenauftakt habe ich schon lange entgegengefiebert. Dabei habe ich mich besonders auf den Wechsel zwischen Deutschland und Österreich gefreut, der mich ein wenig an die Serie „Der Pass“erinnerte.

Alexa Jahn ist Oberkommissarin. Sie ist gerade dabei, ihre neue Stelle bei der Kripo Weilheim anzutreten, als sie noch am Bahnhof zu einem Tatort gerufen wird. Zusammen mit ihrem neuen Chef Brandl und dem Kollegen Huber soll sie in einem heiklen Fall ermitteln, denn ein zurückgelassener Rucksack mit Blutspuren deutet auf ein Verbrechen hin. Die Suche nach dem Eigentümer führt sie schnell zu einer zerstückelten Frauenleiche. Genauer gesagt: zu einem Torso. Der Unterkörper wird kurz darauf am Achensee entdeckt, weshalb die österreichische Kripo ebenfalls ermittelt. In diesem Grenzfall übernimmt Alexa Jahn die Leitung der Soko und steht damit vor immensen Schwierigkeiten. Jeden Tag muss sie erneut beweisen, was sie draufhat, und ihre Kollegen davon überzeugen, die Richtige für diesen Job zu sein.

Alexa war mir sofort sympathisch - inbesondere deswegen, weil sie zunächst die (könnte man so formulieren) Außenseiterrolle inne hatte und sich selbst dennoch treu blieb. Das beweist unglaubliche Charakterstärke und hat mir ziemlich imponiert.
Zu Bernhard Krammer erfährt man hingegen nur das Nötigste, was für mich absolut ausreichend war. Er ist vom LKA Tirol und schon ein paar Jahre älter, steht also kurz vor der Rente und ist ein echter Sonderling. Er eckt gerne an, was zu Spannungen im Team führt. Auch Alexa merkt schnell, dass die Zusammenarbeit mit ihm alles andere als einfach ist. Doch fachlich sind die beiden sich sehr ähnlich, was die Ermittlungen entscheidend voranbringt.
Es ist der Autorin hervorragend gelungen, hier zwei ganz besondere Protagonisten zu schaffen.

Der bildhafte Schreibstil hat mir die Charaktere noch nähergebracht. Flüssig und eloquent entführt Anna Schneider den Leser in eine grenzübergreifende Ermittlung, die mit allerlei interessanten Details und reichlich Nervenkitzel punktet. Der Autorin ist es hervorragend gelungen, den Leser die angespannte Atmosphäre spüren zu lassen, die konstant anhält und zum Weiterlesen animiert.
Den Wechsel zwischen Deutschland und Österreich fand ich gut umgesetzt. Man wird sinnbildlich mit auf eine Reise in die Berge genommen und darf die oberbayrische Gegend genießen.
Spannend finde ich hierbei, dass sich Anna Schneider für die »Grenzfall«-Serie von einem echten Fall inspirieren ließ, bei dem es um einen vermissten Wanderer im Tölzer Land ging.

Persönliches Fazit: Ein großartiger Reihenauftakt mit Suchtfaktor, dessen Fortsetzung ich schon jetzt entgegenfiebere. Gegensätzliche Protagonisten, ein spannender Kriminalfall und ein bildhafter Kopfkino-Schreibstil machen dieses Buch zu einem Must-Read. Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 21.01.2021

Hast du Angst vor der Dunkelheit?

Nocturna - Das Spiel des Fuchses
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Prinz Alfehr soll nach dem Verschwinden seines älteren Bruders, dem Kronprinzen, seinen Platz in der Thronfolge annehmen, kann sich mit dem Gedanken aber so gar nicht anfreunden. Statt sich mit königlichen ...

Prinz Alfehr soll nach dem Verschwinden seines älteren Bruders, dem Kronprinzen, seinen Platz in der Thronfolge annehmen, kann sich mit dem Gedanken aber so gar nicht anfreunden. Statt sich mit königlichen Belangen rumzuplagen, steckt er all seine Energie in Magie, um die eine zu finden, mit der man seinen Bruder ins Nichts geschickt hat. Er will nicht glauben, dass sein Bruder tot ist, und stiehlt sich immer wieder zum Unmut seiner Eltern und Freunde davon, um magische, illegale Bücher aus einem verfeindeten Reich zu finden. Bei einer dieser Gelegenheiten trifft er auf die Diebin Finn. Als Kinder hörten sie von einem verbannten Gott, der auf die Erde geschickt wurde. Er war so unendlich böse, dass es die besten Magier aus allen Reichen brauchte, um seinen Körper von seiner Magie zu trennen und ihn in Stein sowie seine Magie an einen geheimen Ort zu verbannen.
Kann es sein, dass Alfehr genau diese Macht nun entfesselt hat? Und wenn, können sie sie aufhalten, bevor das ganze Königreich, vielleicht sogar die ganze Welt in der Nocturna, der ewigen Dunkelheit versinkt?
Doch nicht nur die entwichene Magie, die ihren einstigen Meister sucht, ist eine Gefahr, auch Finn hat abgesehen von ihren Erpressern einen Schatten aus ihrer Vergangenheit, der nichts mehr will, als sie wieder in seine Finger zu bekommen.

Ich hatte bei der Geschichte Bedenken, ob es wohl zu kitschig werden würde. Zwei komplett gegensätzliche Charaktere: Finn, die Diebin, die dir sogar dein Gesicht klauen kann und selten Gewissensbisse hat, wenn es um ihr Weiterkommen geht, und Prinz Alfehr, der immer um das Wohl der Anderen besorgt ist und nicht eine schlechte Tat tut, ohne sich dafür zu hassen. Mir haben die beiden gut gefallen. Durch Finns burschikose, freche Art und Alfehrs Willen, sich nicht unterbuttern zu lassen, gab es da einige witzige Schlagabtausche. Ganz besonders Finn wurde mir schnell symphatisch, auch wenn sie nicht immer moralisch korrekt war. Ihre Vergangenheit hat nun mal ihre Spuren hinterlassen, und ich habe gehofft, dass sie sie nicht wieder einholt.

Magie gab es in diesem Buch auf jeden Fall eine Menge. Bunte, schöne, dunkle, schwarze, in den schillerndsten Farben. So ist auch der Schreibstil gewesen: einfach schön. Die Autorin hat die Reiche, ihre einzelnen Viertel und Bewohner ganz wunderbar und bildhaft beschrieben, ohne dabei zu weit auszuholen. Eine gewisse Spannung herrschte permanent, hat sich aber bis zum Ende hin stetig gesteigert. Allerdings ist hier nicht alles nur wunderschön. Hier werden auch Kampf- und Todesszenen detailliert beschrieben, es fließt eine ganze Menge Blut und Köpfe und Körperteile rollen, aber auch hier so dosiert, sodass es kein reines Gemetzel ist. Für mich eine rundum gelungene Mischung.

Persönliches Fazit: Ein Buch, in das ich tief abgetaucht bin und auf dessen Fortsetzung ich nun gespannt warte. Auf jeden Fall eine Empfehlung für Fantasy-Fans. Aber Achtung: Blutspritzgefahr!

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Veröffentlicht am 12.01.2021

Spannend, wendungsreich, informativ

Die Maske der Schuld
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Richard Schwarz arbeitet für das LKA. Er wird zu den Ermittlungen hinzugezogen, als eine Leiche aus der Donau gefischt wird. Die Leiche weist nicht nur erhebliche Verletzungen aus, Richard erkennt den ...

Richard Schwarz arbeitet für das LKA. Er wird zu den Ermittlungen hinzugezogen, als eine Leiche aus der Donau gefischt wird. Die Leiche weist nicht nur erhebliche Verletzungen aus, Richard erkennt den Toten als Jan Dorn, seinen ehemaligen Polizeikollegen. Somit hat der Fall oberste Priorität für Richard und er ermittelt zunächst im Umfeld des Opfers. Dies führt ihn unter anderem zu einer Selbsthilfegruppe, der Jan beigewohnt hat. Nach und nach findet Schwarz heraus, dass sie aus Wunderheilern besteht, denen es nur darum geht, die Angst der Menschen vor dem Tod auszunutzen und daraus Profit zu schlagen. Ziemlich harter Tobak, wie ich finde, was es für mich umso spannender machte.

Die Spannung war für mich von Anfang bis Ende präsent und zog sich wie ein roter Faden durch die Story. Der angenehm lebhafte Schreibstil und die kurzen Kapitel haben mich eingeladen, alles in einem Rutsch zu verschlingen. Besonders gefallen hat mir die Ermittlungsarbeit, in die der Leser einen intensiven Einblick bekommt. Man merkt hier sehr deutlich, wie viel Mühe und Zeit die Autorin in die Recherche gesteckt hat, denn sie trumpft hier mit allerlei Wissen auf.

Richard Schwarz empfand ich als sehr sympathisch und authentisch. Er wirkte auf mich kompetent und seine Handlungen waren jederzeit nachvollziehbar.
Interessant fand ich auch, die Entwicklung der Theres mitzuerleben. Ein Beispiel dafür, wie manipulierbar Menschen sind und wie leicht sie sich beeinflussen lassen.

Die Autorin geht neben dem normalen Handlungsstrang außerdem auf die unheilbare Krankheit Multiple Sklerose (MS) ein. Dieses sensible Thema hat mich als Leser ziemlich berührt und ich fand es daher sehr lobenswert, dass am Ende des Buches eine Adressliste mit Anlaufstellen für MS-Erkrankte beigefügt wurde.
Apropos Ende! Hier darf sich der Leser auf einen überraschenden Ausgang freuen, der für mich das I-Tüpfelchen war.

Persönliches Fazit: Jennifer B. Wind ist mit diesem Werk ein überaus spannender Thriller gelungen. Sie verbindet hier geschickt einen interessanten Mordfall mit Erkenntnissen einer leider noch unheilbaren Krankheit und integriert viele Informationen zur Polizeiarbeit. Großartig gelungen!

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