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Veröffentlicht am 06.01.2021

Herrlich abgedrehte Story

Die Kannibalen von Candyland
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Franklin ist ein Versagertyp auf voller Linie. Er wird von niemandem ernst genommen, keiner glaubt ihm seine Geschichte mit der Candyfrau. Um Bestätigung zu finden, macht er sich alleine auf die Suche ...

Franklin ist ein Versagertyp auf voller Linie. Er wird von niemandem ernst genommen, keiner glaubt ihm seine Geschichte mit der Candyfrau. Um Bestätigung zu finden, macht er sich alleine auf die Suche nach den Zuckermenschen, die bekanntlich kleine Kinder fressen sollen. Wie der Zufall es will, wird er auch fündig und siehe da: die Candyfrau findet Franklin wirklich zum Anbeißen.

Was für ein toller Hauptprotagonist, der mir persönlich überhaupt nicht wie ein Versager vorkam. Ich fand ihn sehr sympathisch und glaubwürdig. Deshalb habe ich mich sehr gefreut (hust), dass er letzten Endes doch noch im zuckersüßen Land gelandet ist.

Kati Winter spricht hier mit einer sehr angenehmen, klangvollen Stimme, die mich wunderbar durch die Story geleitet hat. Mit klarer Aussprache und der pointierten Betonung spezieller Passagen versteht sie es, den Hörer gekonnt in eine andere Welt zu entführen und ihn die Geschehnisse bildhaft miterleben zu lassen.

Die Handlung konnte mich absolut begeistern, da sie verrückter nicht hätte sein können. Wenn ich dachte: „Holy Shit, war das crazy!“, so setzte der Autor nochmal eins drauf. Pressestimmen sagen, es wäre mit einem Kinderbuch auf Drogen vergleichbar und dem kann ich einhundertprozentig zustimmen. Es ist total abgedreht, amüsant und dadurch sehr unterhaltsam. Lesen! Hören!

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Veröffentlicht am 28.12.2020

Die Suche nach der Wahrheit kann grausam sein

Tanz in die Angst
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Selten habe ich ein Buch gelesen, bei dem ich von Anfang bis Ende Gänsehaut pur hatte! Dieses hier ist so eines - und das liegt nicht nur daran, dass es bereits auf Seite 1 schon richtig Fahrt aufnimmt. ...

Selten habe ich ein Buch gelesen, bei dem ich von Anfang bis Ende Gänsehaut pur hatte! Dieses hier ist so eines - und das liegt nicht nur daran, dass es bereits auf Seite 1 schon richtig Fahrt aufnimmt. Nein, in dieser Geschichte ist nämlich nichts, wie es scheint!

Wir begleiten Sophie, die brutal vergewaltigt wird. Dieses Erlebnis ist schwer zu verarbeiten und so kämpft sie gegen die Folgen an.

„Ihr Gesicht fühlte sich an, als wäre es auf die doppelte Größe angeschwollen, und der Geschmack in ihrem Mund war schal und bitter. Wer glaubte, eine Vergewaltigung allein wäre das Schlimmste, das einem passieren konnte, hatte noch nicht die Zeit danach erlebt.“ (Zitat)

Hinzu kommt ihre Vergangenheit, denn die Mutter starb bei einem Autounfall, als Sophie erst ein Jahr alt war. Nie wurde aufgeklärt, wie es zu dem Unfall kam, und plötzlich hat Sophie Visionen. Sie sieht ihre Mutter überall und hat das Gefühl, sie würde ihr Botschaften hinterlassen. So findet sie immer mehr Hinweise und macht sich letztendlich auf den Weg zu ihren Großeltern, die sie bisher nie kennengelernt hat. Was sie da erlebt und welche schrecklichen Geheimnisse ans Tageslicht kommen, ist schlimmer als jeder Horrorfilm.

„Die Gewissheit traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Deshalb sah sie den Geist ihrer Mutter ausgerechnet jetzt. Es war der Schmerz, der sie mit ihr verband. Ein Schmerz, den ihnen ein und dieselbe Person zugefügt hatte.“ (Zitat)

Mit Sophie habe ich eine außerordentlich mutige Protagonistin kennengelernt, die mich immer wieder überrascht hat. Nach den ganzen Erlebnissen gibt sie nicht auf, sondern kämpft um die Wahrheit. Ihr warmer Charakter hat mich fasziniert und ich habe sie sehr schnell ins Herz geschlossen.

Der Plot ist in 3 Abschnitte gegliedert, die primär aus Sicht von Sophie erzählt werden. Zwischendurch gibt es vereinzelt Monologe des Täters. Den Schreibstil fand ich wahrlich außergewöhnlich. Lebhaft und flüssig hat er mich durch die Seiten gepeitscht und das Blut in meinen Adern gefrieren lassen.

Wie anfangs schon erwähnt, lebt dieses Buch von einer permanenten Spannung. Die dazu gewählte düstere Atmosphäre im Zusammenhang mit dem Erscheinen der toten Mutter haben mir eine tierische Gänsehaut beschert. Nicht auch zuletzt aufgrund der Ereignisse, die mich fassungslos zurückgelassen haben.
Vor allem im Schlussteil, als sich das Puzzle langsam zusammenfügt, saß ich nur kopfschüttelnd da und konnte nicht glauben, was ich las. Der Epilog hat mich dann anfangs wieder etwas beruhigen können, wohingegen der Schluss der Fantasie des Lesers durchaus freien Lauf lässt.

Persönliches Fazit: Aufgeregt habe ich diese Rezension verfasst und möchte euch nun nahelegen, das Buch unbedingt zu lesen. Eine gruselige Lektüre passend zur trüben, kalten Jahreszeit. Vor allem eine Story, die wirklich unter die Haut geht - und dort bleibt. Ich habe sehr oft die Luft angehalten beim Lesen.

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Veröffentlicht am 23.12.2020

Tolle Atmosphäre!

Schneenacht
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„Schneenacht“ ist nach „Jagdrevier“ und „Sandgrab“ der dritte Teil der Krimireihe um Embla Nyström. Leider kannte ich die ersten beiden Teile vorab noch nicht, das hat mein Lesevergnügen aber in keinster ...

„Schneenacht“ ist nach „Jagdrevier“ und „Sandgrab“ der dritte Teil der Krimireihe um Embla Nyström. Leider kannte ich die ersten beiden Teile vorab noch nicht, das hat mein Lesevergnügen aber in keinster Weise getrübt, da der Kriminalfall selbst in sich abgeschlossen ist.

Schon der Prolog hat mich neugierig gemacht.
Seit Jahren quält Embla ein schrecklicher Alptraum. Sie musste vor 14 ½ Jahren mit ansehen, wie ihre beste Freundin Louise, genannt Lollo, entführt wird. Embla war damals so betrunken, dass sie sich nur verschwommen an das Geschehen erinnert. Spielt ihre Erinnerung doch einen Streich und alles war ganz anders? An eines kann sie sich aber glasklar erinnern: „Milo Stavic“, der große Gangsterboss, hat ihr gedroht sie umzubringen, sollte sie aussagen.

Embla ist gerade mit Elliot, dem Sohn ihres Ex-Freundes, bei ihrem Onkel in den Ferien, als dessen Cousin Harald sich bei ihr meldet. Harald gehört ein Feriendomizil in der Nähe. In einem der Häuser wurde eine Leiche gefunden. Da die örtliche Polizei derzeit überfordert ist, bittet er Embla um Hilfe.
Am Tatort angekommen muss Embla feststellen, dass der Tote kein Unbekannter ist. Zusammen mit ihrem ehemaligen Chef Göran Kranz nimmt sie die Ermittlungen auf. Auch Göran ist sofort klar, dass das ein spektakulärer Fall werden könnte.
Als sich dann auch noch Lollo bei Embla meldet, überschlagen sich die Ereignisse. Was ist damals wirklich geschehen, und wer steckt hinter dem Mord im Feriendomizil?

Helene Tursten ist es gelungen, die Story so eindrucksvoll zu erzählen, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte. Mit „Schneenacht“ liefert sie einen Pageturner der Extraklasse. Mit ihrer klaren Sprache hat sie mich von der ersten bis zur letzten Seite mitgerissen. Die Handlung wird spannungsgeladen vorangetrieben und wird zu keiner Zeit langweilig. Die eingestreuten Landschaftsbeschreibungen haben die nötige Abwechslung geschaffen und mir persönlich richtig gut gefallen. Ich bin bekennender Fan skandinavischer Krimis und Helene Tursten konnte mich in die kalte, verschneite Winterlandschaft Schwedens entführen und dort mit mir auf Mörderjagd gehen.

Persönliches Fazit: Von mir bekommt „Schneenacht“ eine absolute Leseempfehlung. Gerade Fans von skandinavischen Krimis und Thrillern werden voll auf ihre Kosten kommen. Ich bin so begeistert, dass ich jetzt direkt die ersten beiden Bände der Reihe lesen werde.

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Veröffentlicht am 21.12.2020

Toller Auftakt

So blutig die Nacht
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Auf dieses Buch war ich total neugierig und ich bin nicht enttäuscht worden. Es ist mein erster Thriller von Robert Bryndza und es wird definitiv nicht mein letzter sein.
Eins noch vorweg: Im Nachwort ...

Auf dieses Buch war ich total neugierig und ich bin nicht enttäuscht worden. Es ist mein erster Thriller von Robert Bryndza und es wird definitiv nicht mein letzter sein.
Eins noch vorweg: Im Nachwort ist ersichtlich, dass „So blutig die Nacht“ der Auftakt einer neuen Krimireihe ist. Das hat mich natürlich riesig gefreut und ich warte gespannt auf die weiteren Bände.

Das Buch beginnt in der Vergangenheit. Detectiv Constable Kate Marshall ist mit dem Zug auf dem Heimweg von einer anstrengenden Gerichtsverhandlung. Während der Fahrt erreicht sie ein Anruf von ihrem Vorgesetzten Peter Conway. Nach wie vor ist es ihr unangenehm, mit ihm zu sprechen, da sie ein Verhältnis miteinander hatten, doch wenn der Chef ruft, bleibt ihr keine andere Wahl als abzuheben. Der „Nine Elms Cannibal“, wie er von der Presse genannt wird, hat wieder zugeschlagen. Am Tatort erwartet sie ein grausam zugerichtetes junges Mädchen. Es wurde durch Bisswunden verstümmelt und trägt eindeutig die Handschrift des „Nine Elms Cannibal“.

Zeitsprung: 16 Jahre später. Kate lehrt inzwischen Kriminologie an der Universität. Als der „Nine Elms Cannibal“ zum Inhalt der Vorlesungen wird, droht Kates Leben durch eine erneute Mordserie blitzartig aus den Fugen zu geraten. Alles deutet auf denselben Täter hin, aber der sitzt dank Kates damaliger Ermittlungsarbeit sicher verwahrt in einem Gefängnis - oder?

Bryndza zeichnet seine Figuren realistisch und detailliert. Sympathieträger schlechthin sind zwar Kate und ihr Assistent Tristan, alle anderen Personen sind aber auch so facettenreich dargestellt, dass man schnell tief in die Handlung eintaucht.

Der Schreibstil des Autors hat mich total mitgerissen. Flüssig und voller Spannung hat er mir angenehme Lesestunden bereitet. Die Story war zu keiner Zeit langweilig, und kurz vorm Schluss nahm die Geschichte nochmal so richtig an Fahrt auf.

Persönliches Fazit: Robert Bryndza hat mit „So blutig die Nacht“ einen wirklich großartigen Auftakt für seine Reihe um Kate Marshall geliefert. Ich bin schon jetzt sehr gespannt auf den zweiten Fall der Ermittlerin. Daher gibt es von mir eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 16.12.2020

Skandinavischer Nervenkitzel

Wisting und der Atem der Angst
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Wir lernen den norwegischen Chefinspektor William Wisting kennen (bzw. treffen wir erneut auf ihn, wenn wir die vorigen Teile bereits gelesen haben), der auf der Polizeistation in Larvik stationiert ist. ...

Wir lernen den norwegischen Chefinspektor William Wisting kennen (bzw. treffen wir erneut auf ihn, wenn wir die vorigen Teile bereits gelesen haben), der auf der Polizeistation in Larvik stationiert ist. Ihn beschäftigt der Fall von Tom Kerr, ein übler Serienmörder, der die Leichen von jungen Frauen foltert, zerstückelt, bleicht und begräbt. Ziemlich harter Tobak! Eigentlich ist der Fall schon abgeschlossen, denn Kerr sitzt seit 4 Jahren im Gefängnis und wird wahrscheinlich nie wieder freigelassen. Doch plötzlich gesteht er die Ermordung einer weiteren Frau und führt die Polizei auch zu ihrer Grabstätte im Wald. Als Kerr dann auf die Idee kommt, mit Hilfe seines Anwalts einen Dokumentarfilm über sich selbst zu drehen, endet alles in einer spektakulären Katastrophe. Kerr schafft es, sich zu befreien und zu entkommen. Er gelangt in den Besitz einer Waffe und fügt einigen Polizisten schwere Verletzungen zu. Diese Aktion verbreitet Angst und Schrecken in der Bevölkerung. Wisting wird als Sündenbock dargestellt und steht kurz vor der Suspendierung. Er versucht alles, um Kerr wieder einzubuchte,n und geht dabei über Leichen.

Der Hauptprotagonist William Wisting ist eigentlich ein unspektakulärer Charakter, wenn man ihn oberflächlich betrachtet. Er kommt als ganz normaler Polizist rüber, der sein Leben im Griff zu haben scheint. Das jedoch machte ihn mir direkt sympathisch, denn ich hab echt genug Bücher gelesen mit kaputten Ermitterln.
Der psychische Druck, der durch Kerrs Handlungen auf Wisting ausgeübt wird, zeigt ihn dann plötzlich von einer ganz anderen Seite. Er wirkt zwar ruhig und gelassen, man merkt ihm aber bei manchen Handlungen an, wie sehr es in ihm arbeitet und wie stark sein Wille ist, Kerr ein für alle Mal hinter Gitter zu bringen.

Die Spannung war schon von Beginn an vorhanden und hat mich ans Buch fesseln können. Die Kapitel haben genau die richtige Länge und schließen flüssig aneinander an, sodass man alles prima in einem Rutsch lesen kann, wenn man denn möchte.

Darüber hinaus habe ich ein Faible für skandinavischen Flair - die Atmosphäre ist oft so kühl, beunruhigend und dramatisch, dass es einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Huuu!

Persönliches Fazit: Erneut ein toller Krimi von Jørn Lier Horst, der mich mit Spannung und einem sympathischen Ermittler bestens unterhalten konnte. Lesetipp für Fans von skandinavischem Nervenkitzel!

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