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Veröffentlicht am 24.11.2023

Überraschend andere Dystopie!

Incarceron
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Catherine Fishers Roman hat mich gleich zu Anfang mit seiner dargestellten Welt überrascht und begeistert. Anstatt einer fortschrittlichen Gesellschaft begegnet man einer bewusst rückständigen Zukunft, ...

Catherine Fishers Roman hat mich gleich zu Anfang mit seiner dargestellten Welt überrascht und begeistert. Anstatt einer fortschrittlichen Gesellschaft begegnet man einer bewusst rückständigen Zukunft, in der moderne Erfindungen nur versteckt genutzt werden und sogar in der Öffentlichkeit verpönt sind. Selbst innerhalb des Gefängnisses, der größten technologischen Errungenschaft in dem Buch, herrschen dieselben Zustände, was der gesamten Geschichte auch etwas Magisches, Unwirkliches verleiht. Zumal die Dimensionen von Incarceron selbst erst nach und nach offenbart werden und man auf den ersten Seiten regelrecht in die Story hineingeworfen wird. Wer die einzelnen Figuren sind und welche Rolle sie spielen, erfährt man nicht sofort, sondern taucht langsam und gemächlich in ihre Lebensumstände ein. Dadurch lernt man immer wieder neue Seiten an ihnen kennen, mit denen man vorher nicht gerechnet hätte. So werden nicht nur Finn und Claudia sehr lebendig dargestellt, sondern auch die Nebencharaktere wie Jared, Keiro, Gildas oder Attia.


Genauso unerwartete Wendungen durchziehen die Handlung und werfen den Leser von einer spannenden Szene in die nächste. Aus zwei Perspektiven, inner- und außerhalb des Gefängnisses, erzählt, nähern sich beide Seiten aneinander an, flüchten aufeinander zu, lediglich durch die Kommunikationsfunktion der zwei Schlüssel miteinander verbunden. Dabei gewinnt man besonders einen tieferen Einblick in die unterschiedlichsten Landschaften innerhalb von Incarceron, die Vielzahl seiner Bewohner und teilweise auch in sein „Seelenleben“. Leider bleibt vieles im Dunkeln, zum Beispiel wie das Gebilde lebendig wurde und ob es sich um eine Art künstliche Intelligenz handelt oder um etwas Vergleichbares. Das lässt es wirklich zu einem Biest werden, einer Märchenkreatur, deren Beweggründe schwer zu deuten sind.
Dasselbe gilt ebenso für die Motive der Außenwelt, sich zu einer veralteten, stagnierenden Gesellschaftsform zurückzuentwickeln. Doch vielleicht geben die Folgebände mehr Aufschluss darüber.

Fazit

Dieser Roman ist wirklich eine gelungene Fantasy-Dystopie, der Anfang einer Reihe, die eine völlig neue Atmosphäre verspricht. Spannend und mitreißend geschrieben begeistert das Buch vor allem durch seine interessanten und lebensechten Figuren und eine ungewöhnliche Handlung. Das lebendige Gefängnis bietet ein sehr interessantes Setting, über das man gerne noch mehr erfahren würde, besonders über das Wesen Incarceron selbst, das bisher wie ein undurchsichtiges Fantasiegeschöpf auf den Leser wirkt.
Ich werde mir auf alle Fälle den Nachfolger Sapphique besorgen.

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  • Handlung
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Veröffentlicht am 16.10.2023

Anrührende Geschichte über ein kleines Wunder namens August

Wunder
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Ich muss gestehen, dass ich dem Cover zwar schon öfter begegnet bin, aber nie wusste, um was es in dem Roman ging. Deswegen war es eher ein Spontankauf, weil mich der Klappentext sofort angesprochen hat ...

Ich muss gestehen, dass ich dem Cover zwar schon öfter begegnet bin, aber nie wusste, um was es in dem Roman ging. Deswegen war es eher ein Spontankauf, weil mich der Klappentext sofort angesprochen hat und ich nach etwas gesucht habe, das mich genauso begeistern würde wie Das Schicksal ist ein mieser Verräter. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Als Erstes hat mich der Hauptcharakter für sich eingenommen. August ist ein liebenswerter Junge, der mit all seinen Ängsten, Hoffnungen und vor allem mit seinem Witz überzeugt. Ein Junge, mit dem jeder gerne befreundet wäre, was die Ablehnung seiner Mitmenschen noch tragischer macht. Man fühlt und leidet mit ihm, gerade weil seine Umgebung so lebensnah auf ihn reagiert: Mit Geschocktheit, Demütigungen, Beschämtheit, sogar Ekel und andererseits mit der unerschütterlicher Liebe, die nur Eltern verspüren können.
Doch auch die anderen Figuren, vor allem diejenigen, aus deren Sicht die Geschichte noch geschildert ist, sind genauso wunderbar gestaltet: Wie Kinder in dem Alter zwischen zehn und fünfzehn Jahren, hin- und hergerissen zwischen dem, was sie fühlen, und dem, was andere von ihnen erwarten.


Der einfache Schreibstil erleichtert es einem sehr, sich in die Protagonisten hineinzufühlen. Er wechselt von Perspektive zu Perspektive, was dazu beiträgt, dass man sich schnell zurechtfindet und immer weiß, aus welchen Augen man gerade das Geschehen betrachtet. Dennoch ist dieses Geschehen wesentlich komplexer, als es anfangs den Anschein hat. Denn nicht allein die Kinder und Jugendliche verhalten sich gegenüber August grausam, sondern auch so mancher Erwachsener steckt voller Vorurteile, die an seine Sprösslinge weitergereicht werden. Deren Haltung dürfte für jüngere Leser aus Augusts Altersgruppe etwas schwer verständlich sein, weshalb der Roman meiner Meinung nach auch für Ältere sehr gut geeignet ist. Es ist zumindest lehrreich zu lesen, wie bösartig gewisse Eltern werden können, wenn etwas nicht ihren Vorstellungen entspricht.
Leider wird gerade diese Feindseligkeit ein bisschen zu leicht abgehandelt. Zum Schluss verläuft jener Handlungsstrang komplett im Sand, was ihm teilweise die Schärfe nimmt, die er eigentlich haben sollte.



Fazit


Mit Wunder ist Raquel J. Palacio ein ganz besonderes Werk gelungen: Die Hauptfigur bezaubert von Anfang an mit Witz, Unsicherheit und ihrer Tapferkeit. Der sehr gut verständliche, schnörkellose Schreibstil passt perfekt zu den liebevoll gezeichneten Charakteren, aus deren Sicht die Geschichte geschrieben ist. Allerdings ist das Buch nicht nur etwas für Kinder um die 10, sondern auch für ältere Leser geeignet, selbst wenn die negativen Reaktionen Erwachsener auf Augusts Aussehen zu schnell an Bedeutung verlieren.
Jeder, der sich für Jugendromane wie Das Schicksal ist ein mieser Verräter begeistern kann, wird diesen sympathischen kleinen Helden lieben.

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Veröffentlicht am 12.10.2023

Könntet ihr euch vorstellen, euch in einen One-Night-Stand zu verlieben?

Wild Dreams
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Heute habe ich einen Titel für euch, den ich die letzten Tage förmlich inhaliert habe: "Wild dreams" von Melanie Lane. Ich bin echt begeistert von dem Roman und hierr sind meine Gründe dafür:

Die Figuren ...


Heute habe ich einen Titel für euch, den ich die letzten Tage förmlich inhaliert habe: "Wild dreams" von Melanie Lane. Ich bin echt begeistert von dem Roman und hierr sind meine Gründe dafür:

Die Figuren sind alle älter, also zwischen Dreißig und Fünfundvierzig und benehmen sich auch do! Kein übertriebenes Drama, keine aufgebauschten Missverständnisse, kein Mit-dir-kann-ich-nicht-über-meine-Probleme-reden. Die Charaktere sind vernünftig und verdammt selbstbewusst und das hat mir richtig imponiert. Kommt bei Romance nicht soo häufig vor. Gerade Violett mochte ich dank ihrer toughen Art sehr gerne, da gerade sie als karrieregeile Powerfrau mehr Verständnis für ihren Gegenüber aufbringt als weibliche Hauptpersonen anderer Bücher. Und trotzdem hat auch sie ihre Ecken und Kanten und auch ihre blinden Flecken, bei denen sie empfindlich reagiert.

Zum zweiten hab ich es geliebt, wie Diversität und Feminismus hier eingebaut werden. Es wirkt weder aufgesetzt noch klischeehaft und dennoch werden wichtige negative Aspekte angesprochen. Gerade die Homosexualität ist echt und normal, ohne die Diskriminierungen zu verharmlosen, denen die Figuren leider heutzutage immer noch ausgesetzt sind. Und Violetts Weg, sich schließlich gegen ihre männlichen Gegner durchzusetzen, war ebenfalls sehr toll und nachvollziehbar geschildert.

Als drittes habe ich die Kochszenen geliebt. Jax hat so eine eigene Art und Weise, seine Leidenschaft rüberzubringen, dass ich immer ganz hin und weg war. Ich hätte echt wahnsinnig gerne am Ende des Buches ein paar der Rezepte gehabt, um das eine oder andere Gericht nachkochen zu können.

Aus diesen Gründen gebe ich dem Roman 5 von 5 abuelas.

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Veröffentlicht am 04.10.2023

So poetisch können Zombies sein!

Warm Bodies
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Auf Mein fahler Freund oder Warm Bodies, wie der Alternativtitel heißt, war ich ganz besonders gespannt. Zombies, die sich verlieben, die romantische Gefühle entwickeln? Und das ohne in völlig absurden ...

Auf Mein fahler Freund oder Warm Bodies, wie der Alternativtitel heißt, war ich ganz besonders gespannt. Zombies, die sich verlieben, die romantische Gefühle entwickeln? Und das ohne in völlig absurden Kitsch zu verfallen? Anfangs war das für mich für Wesen, die sonst nur Grusel und/oder Ekel auslösen, schwer vorstellbar. Aber ich war schnell überrascht, wie gut es funktionieren kann. R habe ich gleich ins Herz geschlossen. Obwohl er sich kaum wirklich artikulieren kann, sind seine Gedanken weitaus weitschweifiger und tiefgründiger, als man sie einer lebendigen Leiche zutraut. Besonders gefallen hat mir dabei der trockene Humor, mit dem R sein Dasein betrachtet. Zwar finden sich in dem Roman die meisten bekannten Zombieklischees wieder, doch werden sie von der Hauptfigur selbst ironisch, manchmal sogar richtig sarkastisch auf die Schippe genommen. Zudem wird mit jeder Seite immer deutlicher, dass R weitaus mehr ist als eine seelenlose Fressmaschine und sich unter dem Einfluss von Julie weiterentwickelt.


Diese Entwicklung wird mit viel Philosophie aufbereitet, die der Handlung trotz des eigentlich einfachen Schreibstils etwas Poetisches verleiht. Dadurch umschifft Marion gekonnt den Kitsch, in den die Liebesgeschichte hin und wieder abzudriften droht. Man erkennt sehr schnell dank Rs vielen Überlegungen, dass Menschen und Untote nicht viel anders ticken: Beide wollen das, was sie sich aufgebaut haben, mit allen Mitteln verteidigen, manchmal sogar ohne zu bemerken, dass es auch ohne Gewalt möglich ist, weiterzuexistieren. Andererseits leben nicht wenige unter ihnen, die mit den herrschenden Umständen absolut nicht so zufrieden sind, wie sie nach außen hin vorgeben.
Leider deutet der Autor dabei einige Wesentlichkeiten nur an und versteckt sie hinter seinen ideologischen Ausführungen. Man kann lediglich Vermutungen anstellen, sich allerdings nie sicher sein, ob jene auch zutreffen. Das ist vor allem in Julies Fall, über die man bloß szenenhafte Ausschnitte aus ihrem Leben erfährt, sehr schade. Da wäre mir etwas mehr Ausführlichkeit und Klarheit wesentlich lieber gewesen, um ihren Charakter besser fassen zu können.


Fazit

Mein fahler Freund ist meiner Meinung nach ein gelungenes Debüt über eine völlig andere Sicht auf lebende Tote, wie sie so mancher Horrorfilm suggeriert. Sie mögen träge, nicht besonders redegewandt und hauptsächlich auf menschliche Gehirne fixiert sein. Aber das bedeutet nicht, dass nicht höchst philosophische Gedanken in ihren Kopf herumspuken und weitaus mehr in ihnen steckt. R ist zumindest eine der sympathischsten Figuren, die ich seit langem kennen lernen durfte. Ein Zombie zum Verlieben, nicht nur für Julie!
Wer also übernatürliche Romanzen liebt und mal etwas Abwechslung vom gängigen Vampirtrend braucht, dem sei das Buch wärmstens empfohlen!

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Veröffentlicht am 27.09.2023

Wunderbar dichter Jugendthriller mit paranormalem Touch

Vergiss mein nicht!
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Ich muss gestehen, dass ich erst durch den Arena Verlag auf dieses Buch aufmerksam geworden bin. Vorher hatte ich noch gar nichts von dem Titel gehört oder gelesen, was wirklich sehr schade ist, denn ...

Ich muss gestehen, dass ich erst durch den Arena Verlag auf dieses Buch aufmerksam geworden bin. Vorher hatte ich noch gar nichts von dem Titel gehört oder gelesen, was wirklich sehr schade ist, denn der Roman hat mich richtig überrascht.
Man wird mitten in die Geschichte rund um Addie hineingeworfen, die relativ gemächlich beginnt. Kasie West lässt sich genügend Zeit, um ihre Figuren darzustellen, allen voran Addie, aus deren Perspektive erzählt wird und die mir von Anfang an sympathisch war. Ihr innerer Zwiespalt, ob sie nun unter normalen Menschen leben oder weiter in ihrer bekannten Umgebung bleiben will, wird dem Leser toll nahe gebracht, besonders in den einzelnen Facetten, die dabei eine Rolle spielen. Selbst wenn man kein so herausragendes Talent hat wie sie, ist man trotzdem imstande, ihre Gefühle jederzeit nachzuvollziehen. Ihre zusätzliche Bodenständigkeit, gepaart mit einer natürlichen Portion Selbstzweifel, lassen sie erst wirklich lebendig werden.
Zudem sind ihre Familie, Freunde und Bekannte ähnlich detailliert gezeichnet mit ihren Ecken, Kanten, Wünschen und Ängsten, sodass ich vor allem Laila und Trevor sofort ins Herz geschlossen habe.


Der Schreibstil ist passend zum Alter der Erzählerin gehalten, also flüssig zu lesen und mit vielen Gedanken und Emotionen eines Teenagers gespickt. Auf diese Weise kann man sich noch viel besser in Addie und ihre faszinierende Welt hineinversetzen. Ihr oftmals sarkastischer Humor tut sein Übriges dazu und sorgt immer wieder für Lacher.
Die Spannung wächst dabei mit jeder Seite. Obwohl man ab einem gewissen Punkt mehr weiß als die Protagonisten, werden die Informationen von der Autorin in genau der perfekten Dosis verabreicht: Weder zuviel, dass man sich beim Schmökern langweilt, noch zu wenig, dass man am liebsten bis zur letzten Seite vorblättern würde, um zu erfahren, wie es ausgeht.
Das alles spielt sich in einer Umgebung ab, für die sich West merklich viel Mühe gegeben hat. Nicht nur die Handlung ist extrem gut durchdacht, sondern auch die jeweiligen Orte, die Addie bewohnt. Besonders der Sektor ist, trotz der Tatsache, dass man nicht alles über ihn erfährt, plastisch und völlig klischeefrei geschildert: Ein Platz, mitten unter uns, aber verborgen vor den Augen der Normalen, um die übernatürlich Begabten zu schützen, den man sich so auch in unserer Realität sehr gut vorstellen könnte.


Fazit

Vergiss mein nicht! hat mich wirklich beeindruckt. Ich hatte einen normalen Jugendthriller gemixt mit etwas Mystery erwartet. Stattdessen bietet die Geschichte weitaus mehr: Eine unglaublich mitreißende Handlung, unerwartete Wendungen und liebevoll gestaltete Charaktere vor einem wunderbar durchdachten Hintergrund. Addies Gabe verleiht der Story noch zusätzlich einen enormen Reiz, sodass man das Buch nach den ersten Kapiteln gar nicht mehr aus der Hand legen kann.
Schade, dass der Roman so relativ unbekannt ist, denn er hätte es unbedingt verdient, weit oben in den Bestellerlisten zu stehen! Definitiv ein Muss für alle, die übersinnliche Spannung lieben!

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