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Veröffentlicht am 27.11.2023

Berechtigter Bestseller oder Zeitverschwendung?

Fifty Shades of Grey - Geheimes Verlangen
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Über DEN Bestseller des Jahres 2012 wurde bereits viel geschrieben. Und kein anderes Werk der letzten Zeit polarisiert wie Shades of Grey. Die einen zerreißen es förmlich in der Luft, parodieren und kritisieren ...

Über DEN Bestseller des Jahres 2012 wurde bereits viel geschrieben. Und kein anderes Werk der letzten Zeit polarisiert wie Shades of Grey. Die einen zerreißen es förmlich in der Luft, parodieren und kritisieren es auf teilweise wirklich sehr amüsant-sarkastische Weise. Die anderen bejubeln es, loben es in den höchsten Tönen und überschlagen sich regelrecht vor Begeisterung für die gesamte Trilogie.
Vielleicht ist es eine Frage der Erwartungshaltung. Shades of Grey ist keine hohe Literatur. E. L. James ist auch keine sprachlich begnadete Autorin, deren Formulierungen einen in ihrem Einfallsreichtum völlig umhauen. Die Handlung und die Figuren bieten nichts überraschend Neues, das man noch nirgendwo gelesen hat. Die Story und die Charaktere sind nicht frei von Klischees und der überall angepriesene harte und unglaublich erotische Sex übertrifft ebenso wenig das, was bisher auf diesem Gebiet veröffentlich wurde.


Aber irgendwas muss die Geschichte an sich haben, dass sie sooft gekauft und gelesen wurde. Es fällt schwer, das Buch aus der Hand zu legen, selbst wenn sich bestimmte Floskeln immer wieder wiederholen und die dargestellte Welt des Christian Grey zu perfekt wirkt, um wahr zu sein. Man erwischt sich sogar, dass man mit der Protagonistin mitfiebert und –leidet, trotz der Tatsache, dass man ihre Naivität und Schüchternheit nicht teilt. Gefördert wird das dadurch, dass alles aus ihrer Sicht geschildert wird. Aus dieser Perspektive gesehen sind so manche Negativpunkte verständlich. Wirklich harte BDSM-Szenen sollte man sich nicht erhoffen. Schließlich wäre das für eine Jungfrau, noch dazu für eine unsichere Person wie Ana, höchstwahrscheinlich zuviel des Guten. Außerdem macht gerade das den Konflikt des Buches aus: Sie scheut vor Christians sexuellen Gelüsten zurück, vor seinem Kontrollwahn und seinem Wunsch, über alles und jeden nach Belieben zu verfügen. Sie dann mitten rein zu werfen und die ganze Palette des Sadomaso erleben zu lassen, wäre unter den Umständen nicht annähernd realistisch und ließe auch keinen Raum mehr für die Liebesgeschichte und Anas Gefühlschaos.
Und der Schreibstil, so unbeholfen und wenig abwechslungsreich er ist, unterstützt dabei die Charakterisierung der Hauptheldin auf seine Weise.


Shades of Grey wurde in den Medien so sehr gehypt, dass allein das für viele abschreckend ist. Man fragt sich unwillkürlich, ob all das nicht viel zu sehr übertrieben wird und man lediglich auf eine Marketinglüge reinfällt, sollte man das Buch wirklich kaufen. Es gibt objektiv gesehen genügend Gründe, die dagegen sprechen, es zu erwerben: Ein simpler Plot, ein einfacher Schreibstil, viele Klischees und nicht halb so skandalös, wie Presse und Fernsehen einem glauben machen wollen. Aber E. L. James hat es nicht aufgrund, sondern trotz all dieser Kritikpunkte geschafft, eine so breite Leserschaft anzusprechen. Scheinbar berührt sie etwas in einem, dass selbst Leser mit Vorbehalten die Story bis zum Ende lesen müssen. Bei all den Kritiken und dem übertriebenen Lob wird Anas innerer Konflikt, den sie in Bezug auf Christian austrägt, fesselnd erzählt.
Es ist kein literarisches Meisterwerk, allerdings weiß es zu unterhalten, wenn man sich nicht allzu sehr auf die Negativpunkte versteift.

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Veröffentlicht am 27.11.2023

Viel zu kurze Story abseits unserer Black-Dagger-Helden

Vampirsohn
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Von außen ansprechend gestaltet mit einer Klappbroschur und einem Cover, das gut zu denjenigen der Black-Dagger-Reihe passen würde, erwartet einen im Inneren die für Ward typische Mischung aus Fantasy ...

Von außen ansprechend gestaltet mit einer Klappbroschur und einem Cover, das gut zu denjenigen der Black-Dagger-Reihe passen würde, erwartet einen im Inneren die für Ward typische Mischung aus Fantasy und Romantik, gepaart mit einer ordentlichen Prise dunkler Mystery, hauptsächlich dargestellt in der gefährlich mysteriösen männlichen Hauptfigur. Und natürlich darf dabei die Erotik nicht fehlen.
Für Fans der Autorin ist damit das Wichtigste geboten. Die atmosphärische Stimmung, die in den Kellerszenen aufgebaut wird, reißt einen mit und zieht den Leser in ihren Bann. Man fühlt sich an nicht wenigen Stellen an das Märchen Die Schöne und das Biest oder an Das Phantom der Oper erinnert. Das ist zwar in den meisten von Wards Büchern der Fall, aber hier kommt es dank des Eingesperrtseins des Vampirs Michael noch wesentlich stärker zur Geltung.
Das ist das Positive an der Erzählung: Die eindringlichen Gefühle, die sich zwischen den beiden Charakteren entspinnen. Man fiebert mit, ob sie es schaffen, zusammen zu entkommen. Bis zum Schluss.


Andererseits lassen die hundertsiebenunddreißig Seiten kaum Raum für eine richtig ausgefeilte Handlung. Besonders die Nebenfiguren bleiben absolut blass und wirken austauschbar. Selbst den Hauptcharakteren fehlt ein Hintergrund für ihre Verhaltensweisen oder ihre jeweilige Situation. Man erfährt nur Bruchstücke aus ihrer Vergangenheit, die für zu wenig Tiefgang sorgen, um wirklich an Bedeutung zu gewinnen. Mit Ausnahme ihrer Liebesgeschichte können sie einen emotional kaum packen, zu sehr bleiben sie ansonsten viel zu oberflächlich, beinahe stereotypisch.
Das Ende kommt abrupt, wird im Gegensatz zum Mittelteil viel zu hastig abgehandelt, was zwar die Sexszenen mehr in den Vordergrund stellt, sie aber dadurch gleichzeitig abwertet. Denn im Endeffekt scheint es hauptsächlich darum zu gehen: Dass Claire und Michael im Bett landen.


J. R. Ward wurde durch ihre Reihe über die Vampire der Black-Dagger-Bruderschaft weltberühmt. Im Zuge dieses Erfolges wurde die vom Verlag als Novelle bezeichnete Kurzgeschichte veröffentlicht. Denn wesentlich mehr ist die Story eigentlich nicht. Man hat das Büchlein ziemlich schnell durchgelesen, nach nicht mal ein paar Stunden war ich bereits auf der letzten Seite angelangt.
Für jeden Fan der Buchserie ist Vampirsohn ein Muss, auch wenn man hier nicht wirklich Neues über die Welt erfährt, die die Autorin in ihren anderen Werken geschaffen hat. Daher sollte man nicht allzu viel erwarten. Der Text bietet für kurze Zeit seichte Unterhaltung mit einem nicht zu leugnenden Charme, der allerdings auch nicht lange im Gedächtnis bleibt.

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Veröffentlicht am 27.11.2023

Beklemmender Horrorthriller im mexikanischen Dschungel

Dickicht
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Die Handlung beginnt schleppend, fast zu schleppend und erst nach einigen Seiten gewinnt sie an Fahrt. Allerdings wird die Spannung eher schleichend als wirklich rasant aufgebaut, mit wenigen kleinen ...

Die Handlung beginnt schleppend, fast zu schleppend und erst nach einigen Seiten gewinnt sie an Fahrt. Allerdings wird die Spannung eher schleichend als wirklich rasant aufgebaut, mit wenigen kleinen Hinweisen darauf, dass die Freunde den Ausflug lieber nicht angetreten hätten. Manche von ihnen sind sogar etwas zu auffällig und wirken etwas konstruiert, besonders die unguten Gedanken, die die Gruppe vor ihrer Abreise überfallen und dennoch nicht aufhalten.
Kaum sind die Sechs am Ziel, nimmt die beklemmende Atmosphäre zu. Dabei thematisiert der Autor hauptsächlich die einzelnen Reaktionen der unterschiedlichen Charaktere auf die auf sie lauernde Bedrohung und die langsam Gestalt annehmende Erkenntnis, woher die eigentliche Gefahr für ihr Leben droht. Dabei geht er weniger reißerisch und voller Schockeffekte, sondern eher psychologisch vor. Die Figuren gewinnen an Tiefe und zeigen neue Facetten an sich, ohne übertrieben oder aufgesetzt zu erscheinen. Sie handeln auf die Art, die zu ihnen passt, und das bis zum Schluss.


Trotzdem wird man mit ihnen nicht so richtig warm. Sie sind nicht unbedingt unsympathisch, aber man kann mit ihnen nur begrenzt mitleiden. Manche ihrer Handlungen sind auch nicht wirklich nachvollziehbar. Es bleibt immer eine gewisse Distanz zwischen ihnen und dem Leser, was es schwer macht, sich in sie hineinzuversetzen. Und das obwohl die Story lediglich aus ihrer Sicht geschildert ist.
Aus dem Grund wird man auch über die Hintergründe der Bedrohung völlig im Unklaren gelassen, was ziemlich schade ist. Wie die Protagonisten kann man nur spekulieren, was bloß bedingt die eigene Neugier stillt.


Dickicht ist ein auf eine beklemmende Weise spannender Horrorthriller, der vor allem durch das Grauen besticht, das sich die Hauptcharaktere selbst in ihren Köpfen ausmalen. Der Gegner, dem sie gegenüberstehen, ist eher gerissen als übermäßig brutal, was einen gewissen Reiz der Geschichte ausmacht und sie von anderen einzig auf Schockelemente ausgerichtete Romane desselben Genres unterscheidet. Die Grundidee dahinter ist zwar nicht wirklich neu, aber innovativ umgesetzt und mit unerwarteten Wendungen gespickt.
Allerdings ist das offene Ende derart vorhersehbar, dass man trotz des Cliffhangers nicht unbedingt wissen muss, wie es weitergeht.

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Veröffentlicht am 26.11.2023

Esoterisch angehauchte Endzeitvision, die einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt

Der Zorn
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Wie ihr vielleicht bemerkt habt, habe ich eeewig gebraucht, um dieses Buch fertig zu lesen. Fast zweieinhalb Monate lang. Genauso schwer fällt es mir nun, eine ausführliche Rezension zu dem Roman zu schreiben.
Eines ...

Wie ihr vielleicht bemerkt habt, habe ich eeewig gebraucht, um dieses Buch fertig zu lesen. Fast zweieinhalb Monate lang. Genauso schwer fällt es mir nun, eine ausführliche Rezension zu dem Roman zu schreiben.
Eines vorneweg: An sich ist der Plot super und bietet jede Menge Möglichkeiten für die vielfältigsten Szenen, ob nun spannend, dramatisch oder auch romantisch. Die Aufklärung, was genau hinter all dem steckt, fand ich persönlich nicht zu abgedreht, da es nachvollziehbar erklärt wurde. Die Art und Weise, wie alle Beteiligten mit der Situation umgingen, war in meinen Augen ebenso nicht von der Hand zu weisen. Besonders das amerikanische Militär würde in der Realität wahrscheinlich genau dieselben Schlüsse ziehen und ähnliche Maßnahmen ergreifen. In dieser Beziehung sind die einzelnen Punkte gut durchdacht.


ABER was mich ganz extrem gestört hat, war die Umsetzung des Ganzen. Zum einen hat man vor allem zu Anfang das Gefühl, dass es keine wirklichen Hauptcharaktere gibt. Unkontrollierte Perspektivenwechsel zeigen einem zwar das Ausmaß der weltweiten Katastrophen, allerdings verliert man schnell den Überblick. Keine der dargestellten Protagonisten erhält dabei genügend Raum, um richtig greifbar zu werden. Man liest über sie wie über Menschen in einem Zeitungsartikel: Es ist tragisch, was mit ihnen passiert, doch hundertprozentig nahe geht es einem nicht. Dazu bleiben sie viel zu eindimensional und kaum greifbar. Im Laufe des Romans ändert sich das zum Glück und es kristallisieren sich bestimmte Figuren heraus, deren Schicksal einen auch berühren kann. Trotzdem rettet das kaum die immer noch oft ziellos von einer Szene zur nächsten springende Story. Diese hat wirklich Potential und hätte auch großartig werden können, hätte sich der Autor gleich von Anfang an auf ein gewisses Personal beschränkt und jenes in gut aufeinander abgestimmten Handlungssträngen besser ausgeführt.



Fazit

In Der Zorn stellt Denis Marquet ein Szenario dar, das angesichts der vielen Tornados, Erdbeben und Überschwemmungen gar nicht so unwahrscheinlich erscheint. In dieser Hinsicht ist der Roman sehr brisant und nicht minder aktuell.
Leider verschenkt er sein Potential zu einem tollen Endzeitthriller durch seine wirre Handlung und die vielen kaum miteinander verbundenen Sichtweisen, von denen sich die meisten nach und nach als unwichtig herausstellen. Etwas weniger in der Hinsicht hätte der Geschichte wesentlich besser getan und ihr eine einheitliche Richtung verliehen, die so nur schwer auszumachen ist. Dann hätte man der eigentlichen Botschaft auch mehr Gewichtung verleihen können, was sie durchaus verdient hat.
Eine im Kern wirklich gute Version der Apokalypse also, deren Umsetzung viel zu viel von der beabsichtigten Wirkung zerstört.

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Veröffentlicht am 24.11.2023

Durchwachsener Thriller, der nicht immer packen kann

760 Minuten Angst
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760 Minuten Angst ist das zweite Werk des Autors Michael Schmid. Aus sieben verschiedenen Perspektiven erzählt er von dieser ungewöhnlichen Schnitzeljagd, was dem Leser einen tiefen Einblick in die einzelnen ...

760 Minuten Angst ist das zweite Werk des Autors Michael Schmid. Aus sieben verschiedenen Perspektiven erzählt er von dieser ungewöhnlichen Schnitzeljagd, was dem Leser einen tiefen Einblick in die einzelnen Protagonisten liefert.
Hin und wieder einen viel zu tiefen. An einigen Stellen wird das Innenleben der Charaktere zu ausführlich beschrieben, was die gerade aufkommende Spannung oft erheblich stört. Gerade in den Szenen, in denen die „Mitspieler“ in Panik verfallen, reflektieren sie lange über ihre jeweilige Situation, anstatt übereilt und unüberlegt zu handeln, wie man es normalerweise in einem solchen Angstzustand tut.
Dagegen ist es ein großer Pluspunkt, dass sich alle sieben durch die verschiedenen Wesenszüge voneinander unterscheiden. Sie reagieren sehr unterschiedlich auf die Bedrohung von Außen und ein gutes Gleichgewicht zwischen positiven und negativen Eigenschaften machen sie lebendig, wenn auch nicht immer sympathisch.


Der Sprachstil ist holprig, manchmal flüssig und dazwischen von unüblichen oder seltsamen Formulierungen durchsetzt. Ich habe mich nach einer gewissen Zeit daran gewöhnt, aber anfangs bin ich beim Lesen des Öfteren darüber gestolpert. Zum Schluss hin bessert es sich erheblich, weil zudem nun eher Handlungen als Überlegungen geschildert werden.
Davon profitiert auch die Story im Allgemeinen: Sie gewinnt im letzten Viertel deutlich an Fahrt und die eigentliche Auflösung ist in sich stimmig und nachvollziehbar.
Allerdings bleibt unklar, weshalb „C“ genau diese Aufgaben für seine jeweiligen Opfer ausgesucht hat. Der Bezug zu ihrem Leben beziehungsweise ihren „Fehlern“ hat sich mir nicht unbedingt erschlossen. Dadurch wirkt die Auswahl willkürlich und passt nicht zu dem sonst so peniblen „C“.


Fazit

Ich muss sagen, das Buch hat mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen. Anfangs hatte ich Probleme, in die Geschichte hineinzufinden. Einerseits brauchte ich etwas, um mit den Figuren warm zu werden, andererseits haben mich manche Gedankenmonologe, ein unausgegorener Sprachstil oder gewisse Ungereimtheiten oft unsanft aus dem Lesefluss gerissen. Dennoch packt der Plot einen ab einem gewissen Zeitpunkt unweigerlich, sodass man die restlichen Kapitel fast in einem Rutsch durchliest. Die Spannung ist definitiv vorhanden, allein schon aufgrund der Idee mit dem Potential zu einem wirklich tollen Thriller. Hätte man noch etwas an der Umsetzung gefeilt, wäre bestimmt am Ende auch ein solcher daraus geworden.

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