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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.03.2021

Es ist ein schönes und lesenswertes Buch.

Die Himmelskugel
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"Die Himmelskugel" hat mich aus der Komfortzone gerissen und mitgezogen ins Jahr 1679 auf eine kleine Insel, deren Frieden durch einen kaltherzigen, brutalen Gouverneur zerstört wird. Für Angus, einen ...

"Die Himmelskugel" hat mich aus der Komfortzone gerissen und mitgezogen ins Jahr 1679 auf eine kleine Insel, deren Frieden durch einen kaltherzigen, brutalen Gouverneur zerstört wird. Für Angus, einen kleinen Jungen, der sehr schnell laufen, noch besser klettern und am besten beobachten kann, werden die Zeiten hart. Die Freundlichkeit geht verloren, Gerüchte tauchen auf, die Gewalt nimmt zu und er hat immer weniger Zeit für seine Studien, die er für Herrn Halley durchführt. Diese Studien schärfen seine Augen, er muss die Bewegungen am Himmel beobachten und dokumentieren. Er lebt für diese Aufgabe und hofft eines Tages in London bei Herrn Halley arbeiten zu dürfen.

Es dauert über die Hälfte des Buches bis er in London ankommt. Die Überfahrt auf einem Schiff startet er als blinder Passagier und beendet sie als Schiffsjunge, der geschlagen und gedemütigt worde. Doch irgendwann steht er auf sicheren englischen Boden und verfolgt mit zähem Willen sein Ziel.

Die Geschichte ist wunderbar und traurig zugleich. Sie nahm mich mit, machte es mir aber nicht leicht. Sehr viel wird über die Bibel, Gott und das Leben nach den Regeln der Bibel geschrieben und es gab lange Passagen, die nicht immer einfach zu lesen waren. Jedoch fand ich die Sätze teilweise sehr sehr gut und so passend. Man spürte die Kälte, den Hunger, aber auch den Eifer und die Zielstrebigkeit von Angus. Seinen Kampf, um die Briefe richtig und vollständig zu übergeben, das Nachhaken und vorsichtige Einfordern und seine Standhaftigkeit, fand ich beeindruckend.

Ganz nebenbei erfuhr man von der Forschung aus dem 17. Jahrhundert. Die Anfänge der wissenschaftlichen Untersuchungen, die Vergleiche untereinander und die gesellschaftlichen Zwänge, die zudem durch den Willen des Königs beeinflusst wurden.

Es ist ein schönes und lesenswertes Buch. Man muss der Geschichte Zeit geben, sich zu entfalten und dann bereit sein abzutauchen. Es ist kein Buch für mal zwischendurch 10 Minuten Lesezeit, aber es lohnt sich einige Zeit zu investieren, um die gelungenen Sätze zu genießen und mit Angus ans Ziel zu kommen.

Veröffentlicht am 04.03.2021

Kluges Buch zum Thema Gehirn

Iss dich klug!
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Sich klug essen? Wirklich? Ich war gespannt, was Dr. Manuela Macedonia herausgefunden hat und was sie empfehlen wird.

Vorweg muss man sagen, dass das Buch sich sehr stark auf die Schwangerschaft und ...

Sich klug essen? Wirklich? Ich war gespannt, was Dr. Manuela Macedonia herausgefunden hat und was sie empfehlen wird.

Vorweg muss man sagen, dass das Buch sich sehr stark auf die Schwangerschaft und die Entwicklung der Kinder konzentriert. Wer also mit der Schwangerschaft schon durch ist, wird in diesen Kapiteln (ca. die Hälfte des Buches) nur wenig Mehrwert finden. Für Frauen, die gerade schwanger sind oder werden wollen, ist es dagegen empfehlenswert, da die Autorin sehr stark auf die Ernährung der Mutter und den Auswirkungen auf das Baby/Kind eingeht.

Ich fand die letzten beiden Kapiel "Genuss: Freude und Verdammung" sowie "Essen, meine Medizin im Alter" ziemlich interessant und gut. Es gab immer wieder (für mich) neue Erkenntnisse, die mir einen kleinen Aha-Moment beschert haben. Interessant fand ich die Kapitel, was Fasten für unser Gehirn tun kann und was bei Demenz im Gehirn geschieht. Man schwankte da immer wieder zwischen Erschrecken und Beruhigung. Für mich war es gut, nun zu wissen, was man tun kann und was man lassen sollte (#Zucker).

Die Autorin ist Neurowissenschaftlerin und das merkt man dem Buch auch an. Es gibt jede Menge Fachbegriffe und medizinische Verknüpfungen. Damit man nicht schon nach den ersten Seiten aussteigt, wurden kleine wunderbar unterhaltsame und informative Zeichungen eingefügt, die das Gelesene bildlich darstellten. Für mich war die Mischung aus Wissenschaft, Familiengeschichte der Autorin und Alltagsempfehlungen ideal. Ich konnte mir ein paar Anregungen herausziehen. Jetzt muss ich nur noch dranbleiben.

Das Beste kommt auch hier Schluss. Das Quellenverzeichnis. Zu jedem Kapitel gibt es unheimlich viele Quellen, die alle noch durchforstet werden können. Für mich eine Freude und ein echter Mehrwert.

Veröffentlicht am 04.03.2021

Spannende Verbindung zwischen Mensch und Wolf

Homo Lupus
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Lena Bondroit, eine Biologin, die sich auf Verhaltensforschung spezialisiert hat, wird vom Verfassungsschutz als Beraterin eingespannt. Anfangs fragt man sich schon, was haben der Verfassungsschutz, der ...

Lena Bondroit, eine Biologin, die sich auf Verhaltensforschung spezialisiert hat, wird vom Verfassungsschutz als Beraterin eingespannt. Anfangs fragt man sich schon, was haben der Verfassungsschutz, der berüchtigte Aziz-Clan, die Politiker der neuen Partei und die Biologin miteinander zu tun. Zuerst laufen die Handlungsstränge noch parallel und so richtig will sich der Kreis auch nicht schließen. Doch so nach und nach werden die Stränge miteinander verflochten. Je mehr sich der Kreis zusammenzieht, desto spannender wird diese Geschichte. Das Tempo der Geschichte ist gut und durch den leicht zu lesenden Schreibstil wird man sehr schnell in die Geschichte hineingezogen.

Der Autor bezieht aktuelle (leicht abgewandelte) Geschehnisse aus der Politik und der Wirtschaft mit ein und schafft es dadurch, dass der Lesende sich mittendrin fühlt und ahnt, was passieren könnte. Die eigenen Ideen, wer mit wem zu tun hat und vorallem die Motivationen zu erkennen, werden ab und an von dem Autoren wieder zerschlagen. Die kleinen Haken und Wendungen sorgen für die Spannung bis zum Schluss.

Was mir ebenfalls ganz gut gefallen hatte, waren die Einschübe zu der Wolfsforschung und die Parallelen, die man zu den Menschen gezogen hat. Es war interessant zu lesen, wie nah sich der Mensch und der Wolf in ihrem Verhalten, in ihrem Wesen manchmal sind.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.02.2021

Ein gelungenes Debüt

Der andere Sohn
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Endlich wieder einmal ein schwedischer Krimi. Ich habe mich sehr darauf gefreut und wurde auch nicht enttäuscht. Das Autorenduo Mohlin & Nyström hat einen interessanten und schwer durchschaubaren Krimi ...

Endlich wieder einmal ein schwedischer Krimi. Ich habe mich sehr darauf gefreut und wurde auch nicht enttäuscht. Das Autorenduo Mohlin & Nyström hat einen interessanten und schwer durchschaubaren Krimi geschrieben. Das Grundgerüst ist nicht neu, dass hat man schon hier und da zu lesen bekommen, aber der Ablauf, die kleinen Wendungen, die Charaktere sowie die Rückblicke waren etwas anders und gut durchdacht.

Was so typisch für die schwedischen Krimis ist, sind die etwas lädierten Hauptcharaktere. So auch John Adderley. Er ist anders. Er hardert mit seiner Vergangenheit und kämpft mit seiner Gegenwart. Schlimme Erlebnisse lähmen ihn und setzen ihn außer Gefecht und doch bleibt er sich treu und versucht der Wahrheit auf den Grund zu gehen. John Adderley und Mona Ejdewik arbeiten zusammen an einem alten Fall, in dem ein Teil seiner Familie verwickelt ist. Sie versuchen einen zehn Jahre alten Mord aufzuklären und alte Vorurteile gegenüber den ehemaligen Verdächtigen aufzubrechen.

Ich muss zugeben, dass mir der Charakter von Mona am besten gefallen hat. Sie ist eine erfahrene Ermittlerin, besonnen und hat einem scharfen Verstand. Sie ist empathisch und hat einen schönen Humor und sie lässt sich von dem Hauptcharakter nicht abdrängen.

Insgesamt war es ein gelungenes Debüt und ich hoffe, dass der kleine Cliffhanger zu einem weiteren Buch führen wird. Die Spannung könnte im neuen Buch etwas höher sein, aber gern wieder in diesem sehr gut zu lesenden Schreibstil verfasst werden.

Veröffentlicht am 07.02.2021

Berliner Kriminalgeschichte

Das Verschwinden des Dr. Mühe
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Oliver Hilmes kannte ich bisher nur als Autor von biografischen Roman. Nun also eine Kriminalgeschichte. Die Geschichte spielt in Berlin 1932 und streckt sich bis 1950. Ein erfolgreicher und geschätzter ...

Oliver Hilmes kannte ich bisher nur als Autor von biografischen Roman. Nun also eine Kriminalgeschichte. Die Geschichte spielt in Berlin 1932 und streckt sich bis 1950. Ein erfolgreicher und geschätzter Arzt verschwindet eines Nachts und niemand weiß, warum und wie. Auch die Mordkommission kann nur wenige aussagekräftige Anhaltspunkte finden.

Der Cold Case wurde in der Sammlung des legendären Berliner Ermittler Ernst Gennat gefunden und Oliver Hilmes hat daraus einen spannenden, sehr gut recherchierten und authentischen Roman gemacht. Die Charaktere und die Umgebungen werden so gut beschrieben, dass man sich mittendrin fühlt. Auch der Berliner Dialekt wurde wunderbar getroffen und sorgte für eine besondere Stimmung. Mir gefallen die Ermittlungen aus dieser Zeit - Block und Stift, einfache Fotografien und jede Menge Befragungen. Alles findet noch ohne digitale Medien und Hilfsmittel statt. Man entschleunigt beim Lesen. Der Kommissar versucht über Jahre diesen Fall, der immer mysteriöser wird, aufzuklären. Doch seine Bemühungen werden nicht belohnt und auch die Lesenden bekommen ein Ende präsentiert, welches man so vielleicht nicht erwartet hätte.

Mir hat der Fall gut gefallen. Die kurzen Abschnitte, die sehr authentische Geschichte und der gute Schreibstil haben mich überzeugt. Ich hoffe, der Autor wird sich noch einmal einem solchen Cold Case annehmen und als Kriminalgeschichte aufarbeiten.