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Veröffentlicht am 02.04.2019

Prager Intrigen

Alchimie einer Mordnacht
1

Prag im Winter 1599.
Christian Stern ist nach Prag gekommen um die Gunst Kaiser Rudolfs, und damit Zutritt zu dessen Hof, zu erlangen.
Bereits in seiner ersten Nacht in der Stadt, findet der ehrgeizige ...

Prag im Winter 1599.
Christian Stern ist nach Prag gekommen um die Gunst Kaiser Rudolfs, und damit Zutritt zu dessen Hof, zu erlangen.
Bereits in seiner ersten Nacht in der Stadt, findet der ehrgeizige Gelehrte die Leiche einer jungen Frau. Es handelt sich um Magdalena, der Tochter von Dr. Kroll, dem Hofarzt Kaiser Rudolfs. Stern gerät zunächst selbst unter Verdacht, wird dann aber vom Kaiser höchstpersönlich mit den Ermittlungen betraut.
Doch am kaiserlichen Hof spinnen die Höflinge ihre Intrigen und Stern befindet sich bereits mitten drin.

Der Anfang des Buches hat mir wirklich gut gefallen.
Der Autor Benjamin Black (das Pseudonym von John Banville), schafft es wunderbar, das alte Prag vor den Augen des Lesers auferstehen zu lassen. Er schreibt sehr anschaulich und lässt, auf leicht humorvolle Art, großartige Bilder im Kopf entstehen.
Doch leider verliert er sich viel zu oft in Details und Nebensächlichkeiten, so dass der Roman schnell ziemlich "zäh" wird. Die Handlung ist alles andere als spannend und stockt viel zu oft.
Und kurioserweise war es ausgerechnet dieser umwerfend tolle Erzählstil, der mich zu Beginn noch so mitgerissen hatte, der irgendwann angefangen hat mich zu nerven. Denn er ging eindeutig zu Lasten der Handlung. Zuviele langatmige Beschreibungen, Beobachtungen und Belanglosigkeiten.

Auch ist das Buch nicht wirklich ein Krimi. Die Aufklärung des Mordes spielt nur eine untergeordnete Rolle und eine richtige Mordermittlung gibt es eigentlich auch nicht. Im Vordergrund stehen hier die Intrigen und die verschiedenen Parteien, am Hof von Kaiser Rudolf.
Schade. Gerade den "Krimiaspekt", in Verbindung mit einem historischen Schauplatz, fand ich besonders interessant und ich habe mir von diesem Roman mehr versprochen.

Veröffentlicht am 02.04.2019

Kein Thrill

Tattoo
1

Seit einem Jahr ermitteln die Detectives Greg Carver und Ruth Lake im Fall des „Dornenkillers“. Ein Frauenmörder, dem bereits fünf Frauen zum Opfer gefallen sind. Er hält sie gefangen, tätowiert sie und ...

Seit einem Jahr ermitteln die Detectives Greg Carver und Ruth Lake im Fall des „Dornenkillers“. Ein Frauenmörder, dem bereits fünf Frauen zum Opfer gefallen sind. Er hält sie gefangen, tätowiert sie und arrangiert sie später an öffentlichen Orten.
Kurz nach dem Auffinden des letzten Opfers, das Carvers Frau verblüffend ähnlich sieht, wird dieser angeschossen und entkommt nur knapp dem Tod.
Wer steckt dahinter? Der Dornenkiller? Carvers Kollegin Ruth, die sich ebenfalls verdächtig verhält, oder steckt etwas ganz anderes hinter dem Mordanschlag?

Der Einband, übrigens sehr ansprechend und gelungen, verspricht: „Einen Thriller, der unter die Haut geht“. Und impliziert gleichzeitig eine spannende Jagd nach dem Dornenkiller.
Damit ist er aber leider zur „Mogelpackung“ geworden. Unter die Haut gehen hier nur die Dornen, die der Mörder für seine Tattoos benutzt. Und die Suche nach ihm ist nur die Rahmenhandlung dieses Romans.

Im Vordergrund steht hier eindeutig der „Fall Carver“. Ruth Lake fahndet zwar weiter nach dem Frauenmörder, aber der Mordanschlag auf ihren Kollegen und Freund, lässt ihr keine Ruhe und sie schafft es nicht, sich aus den Ermittlungen heraus zu halten. Nach und nach fördert sie immer mehr Lügen und Geheimnisse Carvers ans Licht und auch Ruth hat ihrem Kollegen einiges zu gestehen.

Die Ermittlungen im „Fall Dornenkiller“, konzentrieren sich vor allem auf das letzte Opfer Kara, eine Schauspielschülerin. Diese Nachforschungen nehmen einen großen Teil der Handlung ein und hätten vermutlich um einiges gekürzt werden können. Über die vier anderen Opfer erfährt man dagegen kaum etwas. Sie kommen genauso zu kurz wie der „Dornenkiller“.

Die Spannung des ganzen Romans hält sich in Grenzen. Von echtem Nervenkitzel kann man nicht sprechen.

Die beiden Hauptcharaktere, Carver und Lake, tragen leider auch nicht dazu bei, diesen Roman zu etwas außergewöhnlichem zu machen. Carver hat den Fall viel zu sehr an sich herangelassen, ist dadurch zum Alkoholiker geworden, hat alles andere vernachlässigt, woraufhin seine Frau sich von ihm getrennt hat. Klingt abgegriffen? Ist es auch. Auch die Auren, die er nach dem Mordanschlag auf sich, an den Menschen wahrnehmen kann, machen ihn nicht interessanter. Im Gegenteil. Auren?
Und Lake? Dieser Charakter bleibt eigentlich lange Zeit nicht wirklich greifbar. Ziemlich unterkühlt und schwer einzuschätzen.

Warum ist dieser Thriller für mich eine Mogelpackung?
Nicht die Tatsache, das sich hinter dem Pseudonym „Ashley Dyer“, die englische Autorin Margaret Murphy und die Forensikexpertin Helen Pepper verbergen
Vielmehr der Umstand, dass die beiden zusammen mit „Tattoo“ keinen spannenden Thriller, sondern dagegen einen einigermaßen soliden englischen Krimi geschaffen haben. Und als solcher sollte dieser Roman auch verkauft werden. Denn genau das ist „Tattoo“. Ein typischer englischer Krimi, langsam und behäbig, mit langsamen Spannungsaufbau. Mit einigen Längen, aber nicht schlecht gemacht und durchaus interessant. Aber hier wird ein Thriller verkauft und das muss bei den Lesern zwangsläufig für Enttäuschung sorgen.

Veröffentlicht am 02.04.2019

Bangkok

Siam Affairs
1

Chao Phraya Grand Hotel in Bangkok. In ein paar Tagen heiratet hier der Erbe der Supanapas, eine der reichsten und einflussreichsten Familien des Landes. Gleichzeitig verschwindet ein Gast aus dem Hotel, ...

Chao Phraya Grand Hotel in Bangkok. In ein paar Tagen heiratet hier der Erbe der Supanapas, eine der reichsten und einflussreichsten Familien des Landes. Gleichzeitig verschwindet ein Gast aus dem Hotel, ein Geschäftsmann aus Deutschland, und amputierte Körperteile tauchen im Müll des Hotels auf. Die führen zu dem erfolgreichen Chirurgen Soram Wattana, den aber offenbar noch niemand vermisst.

Ex-FBI-Agent William LaRouche, der Trauzeuge der amerikanischen Braut Penelope, wird mit den Ermittlungen betreut.

Der Prolog ist stark. Eindringlich und drastisch. Leider verliert sich die Spannung danach ein wenig. Es gibt verschiedene Handlungsstränge, die nach und nach eingeführt werden. Doch die vielen Perspektivwechsel und die knappen Kapitel bringen bald ordentlich Tempo in die Geschichte. Und bringen auch die Spannung zurück. Es gibt einige Wendungen und Verknüpfungen, einige lassen sich erahnen, andere kommen unerwartet, und lassen die Spannung auch nicht abflauen. Dazu gibt es kleine Einblicke in die thailändische Lebensart und einen etwas größeren (und leider auch ziemlich schulmeisterlichen) Einblick in das Thema „Landgrabbing“.

Alle Handlungsstränge münden schließlich in einem spektakulärem Finale, das mir aber leider überhaupt nicht gefallen hat. Zu gewollt dramatisch, zu konstruiert, zu unglaubwürdig. Dazu schnell abgehandelt und irgendwie auch unbefriedigend.

„Siam Affairs“ ist bereits der dritte Band der Thriller-Reihe mit dem Ex-FBI-Agenten William LaRouche. Treue Leser sollten ihn also schon kennen. Und das ist auch gut so, denn in diesem Band steht der Ermittler dermaßen im Hintergrund, dass er ziemlich fade und konturlos bleibt. Was mich ein wenig überrascht hat, denn aufgrund des Klappentextes hatte ich erwartet, das William die Hauptfigur des Romans ist.

Überhaupt bleiben die meisten Figuren in diesem Buch etwas blass und schemenhaft, was dazu geführt hat, dass ihre Handlungen und Reaktionen nicht immer schlüssig auf mich wirkten. Die einzige Ausnahme war Viktoria von Osterlow, die Ehefrau des verschwundenen Geschäftsmanns. Sie war für mich der prägnanteste Charakter und die eigentliche Hauptfigur in diesem Roman, und ihren Handlungsstrang habe ich am liebsten verfolgt.

Insgesamt recht spannend und auch gut geschrieben, aber auch kein Roman, der mir lange im Gedächtnis bleiben wird.




Veröffentlicht am 28.02.2019

Kreisch!!!

Not My Type
0

Francesca Baranski, (genannt Frankie) aufgewachsen in Brooklyn, ist im Stress. Neben Studium und zwei Jobs, ist sie auch die Trauzeugin ihrer besten Freundin Pru. Die entstammt der New Yorker Highsociety ...

Francesca Baranski, (genannt Frankie) aufgewachsen in Brooklyn, ist im Stress. Neben Studium und zwei Jobs, ist sie auch die Trauzeugin ihrer besten Freundin Pru. Die entstammt der New Yorker Highsociety und plant eine riesige Hochzeit auf Barbados. Doch bereits auf der Verlobungsfeier gerät Frankie mit dem Trauzeugen des Bräutigams aneinander. Aidan Kilbourn, arrogant, reich und gutaussehend, beleidigt Frankie und bekommt umgehend Frankies Temperament zu spüren. Keine guten Vorzeichen für die Hochzeit.
Und auch auf Barbados angekommen entwickelt sich nicht alles so wie es sollte. Zwar gibt es zwischen den beiden Trauzeugen eine unleugbare Anziehungskraft, der sich Frankie aber vehement entgegenstemmt. Doch dann wird der Bräutigam entführt und die beiden kommen sich näher.

Frankie ist eine resolute, taffe und bodenständige Frau, die den anderen Hochzeitsgästen nicht viel abgewinnen kann. Allesamt reich und snobistisch, leben sie in einer ganz anderen Welt als Frankie, die für die Hochzeit extra einen Nebenjob annehmen musste, um mithalten zu können. Das Angebot ihrer Freundin, für alle Ausgaben wie Kleider oder Flug aufzukommen, lehnt Frankie kategorisch ab. Dafür ist sie zu stolz und auch zu störrisch. Zu Anfang fand ich Frankies Art unheimlich erfrischend, doch leider ist sie mir im Laufe des Romans zunehmend auf die Nerven gefallen. Und auch die Brautjungfern fand ich ziemlich überzogen dargestellt. Es gab zwar einige witzige Momente mit ihnen aber insgesamt war es mir zu dick aufgetragen. Reich = dämlich, intrigant, zickig und unflätig? Da möchte man für immer arm bleiben.
Und auch bei Frankies Alter habe ich mich zu Anfang total verschätzt. Nach einem Drittel des Buches kam dann die Angabe, dass sie 34 Jahre alt ist. Ich hatte sie für höchstens Mitte zwanzig gehalten. Dem Benehmen nach, eigentlich noch zehn Jahre jünger.

Aidan dagegen kam mir längst nicht so arrogant vor, wie in der Buchbeschreibung angedeutet wurde. Schon manchmal ein bisschen selbstherrlich, aber eigentlich ganz nett. Und für die Geduld, die er bei Frankie gezeigt hat, bekommt er meine volle Hochachtung.

Zum Glück gab es aber außer der Brautgesellschaft noch andere Nebencharaktere. Und die sind, in meinen Augen, auch sehr viel besser gelungen. Z.B. Antonio, ein Junge der Frankie und Aidan bei der Suche nach dem Bräutigam hilft. Und auch die Familie Baranski hat mir gut gefallen. Wobei Frankies Mutter die Ausnahme bildet. Die hat mich schon bei ihrem ersten Telefonat mit ihrer Tochter genervt. Viel zu überdreht.

Insgesamt waren die Charaktere aber gut gemacht und sehr lebendig, auch wenn mir nicht alle gefallen haben.

Zur Spannung. Die war zu Anfang hoch und ist dann zur Mitte hin leider ziemlich abgeflacht. Die Story wurde unnötig in die Länge gezogen und weniger wäre hier mehr gewesen.

Das gilt auch für die vielen Rechtschreib- oder Tippfehler. Davon gab es leider auch viel zu viele.

Aber insgesamt hatte die Story ein paar Überraschungen zu bieten und hat mich darum einigermaßen gut unterhalten. Auch wenn ich vieles zu nervig und zu hysterisch fand. Wer aber auf kreischende Frauen steht, der kommt hier voll auf seine Kosten.


Veröffentlicht am 28.02.2019

Nachkriegszeit 1947

Der Hunger der Lebenden (Friederike Matthée ermittelt 2)
0

Das Bergische Land, in der Nähe von Köln, im Sommer1947.
Die Gutsbesitzern Ilse Röder, eine ehemalige Angehörige der weiblichen Polizei, wird erschossen aufgefunden. Neben der Toten, steht die junge vorbestrafte ...

Das Bergische Land, in der Nähe von Köln, im Sommer1947.
Die Gutsbesitzern Ilse Röder, eine ehemalige Angehörige der weiblichen Polizei, wird erschossen aufgefunden. Neben der Toten, steht die junge vorbestrafte „Streunerin“ Franziska. Mit der Tatwaffe in der Hand. Der Fall scheint somit gelöst.
Doch Friederike Mathée, ebenfalls von der weiblichen Polizei, zweifelt an der Schuld der jungen Frau und beginnt, gegen alle Widerstände ihrer Vorgesetzten, zu ermitteln.
Währenddessen wird Richard Davies, von der Royal Military Police, aus England nach Deutschland beordert. Unweit von Ilse Röders Hof wurden die Leichen von drei vermissten englischen Piloten gefunden. Ermordet.
Die Morde scheint etwas zu verbinden und Friederike und Richard ermitteln nun gemeinsam.

Der Hunger der Lebenden ist der 2. Roman um die junge Polizistin und dem britischen Ermittler.
Und obwohl ich den Vorgängerroman nicht gelesen habe, bin ich in die Story gut hineingekommen. Allerdings gibt es hin und wieder Andeutungen auf vergangene Geschehnisse, die es doch ratsam erscheinen lassen, mit dem ersten Band anzufangen.

Die Autorin Beate Sauer schafft es die Lebensumstände der kargen Nachkriegszeit atmosphärisch gut darzustellen. Die Nachwirkungen des Krieges, der allgegenwärtige Hunger, das Leben zwischen Ruinen, traumatisierte Menschen und ein reger Schwarzmarkt. Aber auch der allmählich beginnende Wiederaufbau ist zu spüren.
Dieser historische Hintergrund ist auch der eigentliche „Hauptdarsteller“ in diesem Roman. Und es viel mir leicht, mich in die damalige Zeit hineinzuversetzen.
Mit Friederike fiel es mir leider nicht so leicht. So richtig viel Empathie habe ich ihr nicht entgegenbringen können. Vielleicht fehlte mir hier das Hintergrundwissen aus dem ersten Teil.
Ähnlich erging es mir mit Richard Davies.
Die zahlreichen Nebenfiguren dagegen fand ich interessant und vielschichtig. Die haben mich ein bisschen für die beiden Protas entschädigt.

Der Stil ist klar und flüssig, und hätte sich darum eigentlich leicht lesen lassen sollen. Doch leider empfand ich ihn als ziemlich langweilig, fast ein wenig dröge. Ebenso wie die Handlung, die teilweise sehr langatmig und zäh war. Ich hatte oft das Gefühl, dass die Geschichte überhaupt nicht voran kommt. Der Anfang war noch recht spannend, aber leider konnte der Rest des Buches nicht mithalten.
Für mich war das Buch alles andere als ein „Pageturner“. Im Gegenteil. Ich habe das Buch ständig aus der Hand gelegt und zwischendurch sogar noch zwei andere Bücher gelesen.

Darum bin ich bei meiner Bewertung auch etwas zwiegespalten. Der historische Teil ist wirklich gut gelungen und hätte eigentlich 5 Sterne verdient. Wenn der Rest nur nicht so langweilig gewesen wäre. Daher nur 3 Sterne.