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Veröffentlicht am 22.03.2021

Eine ganz besondere Geschichte

Strange the Dreamer - Der Junge, der träumte
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Lazlo Strange ist als Waisenkind in einem Dorf aufgewachsen, das ihn nie so richtig akzeptieren wollte. Er ist Bibliothekar und ein Träumer. Er ist fasziniert von der verborgenen Stadt „Weep“, schreibt ...

Lazlo Strange ist als Waisenkind in einem Dorf aufgewachsen, das ihn nie so richtig akzeptieren wollte. Er ist Bibliothekar und ein Träumer. Er ist fasziniert von der verborgenen Stadt „Weep“, schreibt über sie, träumt von ihr, ist fest entschlossen, sie irgendwann zu entdecken und ihr Geheimnis zu lüften. Als eines Tages Eril-Fane, der Götterschlächter und ein Bewohner eben dieser verborgenen Stadt, sein Dorf aufsucht und die Menschen dort um Hilfe bittet, sieht er seine Chance. Er muss Eril-Fane begleiten, die Stadt sehen und ihm helfen, sie zu befreien.

Ich hatte zunächst Probleme, ins Buch reinzufinden. Der Schreibstil ist ausgefallen, sehr ausgeschmückt und er geht einem nicht so einfach über die Lippen. Er ist weit entfernt von der Alltagssprache und das mochte ich. Der Schreibstil hat mir richtig gut gefallen, wenn ich eben auch ein bisschen länger gebraucht habe, mich an ihn zu gewöhnen.

Das World-Building ist fantastisch und wird ebenso auf eine bemerkenswert andere Art und Weise eingeführt, als ich das kenne. Die Welt ist komplex und mit viel Liebe zum Detail ausgestaltet. Und durch die außergewöhnliche Art der Autorin, die Geschichte zu erzählen, erwachte die Welt vor meinem inneren Auge zum Leben.

Es wird abwechselnd aus Lazlos und Sarais Perspektive erzählt. Die beiden haben zwei scheinbar völlig verschiedene Geschichten zu erzählen, welche sich im Laufe des Buches aber immer weiter annähern und allmählich zusammengeführt werden.

Lazlo muss man einfach mögen. Er ist so unschuldig, bescheiden und einfach von Grund auf gut. Er macht die spannendste Entwicklung in dieser Geschichte durch. Er wächst in einem Dorf auf, in welchem er unterdrückt und nicht geschätzt wird. Man macht sich über ihn lustig, er wird ausgenutzt und er hat gelernt, dass er das genau so verdient. Aber in ihm brennt ein Feuer. Er brennt für die verborgene Stadt und als Eril-Fane auftaucht, beginnt in ihm eine Veränderung. Lazlo hat eine außergewöhnliche Gabe. Eril-Fane hat das erkannt und er nimmt ihn mit. Die Reise macht ihn stark und irgendwie erwachsen. Er erfährt zum ersten Mal Wertschätzung und echte Zuneigung. Das macht was mit einem Menschen…

Sarai ist auch eine spannende Figur. Sie ist eine Halbgöttin und lebt versteckt mit ihren Geschwistern in einer Zitadelle. Sie leben in ständiger Angst vor dem Götterschlächter und seinen Anhänger*innen. Sie verbreiten im Gegenzug selbst Angst bei den Menschen der Stadt Weep. Sarai war früher sehr wütend auf die Menschen, aber sie hat gelernt sie zu verstehen und hat ihnen vergeben. Auch in ihr ändert sich etwas, die Einstellung, sie entwickelt eine andere Haltung zu den Menschen. Letzten Endes wünscht sie sich Frieden. Doch ihre Schwester Minya ist zerfressen von ihrer Wut. Sie will nur Rache. Wenn es heißt sie oder die Menschen von Weep, wird sie sich immer für sich und ihre Familie entscheiden, egal, was es kostet.

Alle Figuren waren in ihren Handlungen nachvollziehbar, ich konnte sie (fast) alle gut leiden und habe sie gerne begleitet. Sie wurden alle detailreich und sehr lebensnah gezeichnet. Sie hatten ihre Besonderheiten und ihre Eigenarten. Das fand ich sympathisch. Sie transportieren so eine Leichtigkeit, dass ich mich zwischenzeitlich gefragt habe, ob ich in meinem Leben nicht alles vielleicht irgendwie zu schwer nehme :D

Es ist ein Buch, das zum Träumen einlädt. Die Spannung baut sich nur sehr langsam auf, aber trotzdem wollte ich immer wissen, wie es weitergeht. Hier und da hätte es für meinen Geschmack ruhig etwas schneller gehen könne, aber die Autorin lässt sich Zeit für den Aufbau ihrer Geschichte und das hat schon auch was für sich. Ich bin gespannt, was passiert, wenn die beiden Perspektiven so richtig aufeinandertreffen, und freue mich schon auf die Fortsetzung. Ein wirklich gelungener Reihenauftakt!

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Veröffentlicht am 13.03.2021

Ein packender, temporeicher Thriller, der mich nachhaltig beeindruckt hat und noch lange beschäftigen wird

Der Fall des Präsidenten
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Der ehemalige Präsident wird am athener Flughafen aufgehalten und mit der Begründung, Kriegsverbrechen begangen zu haben, verhaftet. Er soll sich vor dem ICC in Den Haag verantworten. Mittendrin ist Dana, ...

Der ehemalige Präsident wird am athener Flughafen aufgehalten und mit der Begründung, Kriegsverbrechen begangen zu haben, verhaftet. Er soll sich vor dem ICC in Den Haag verantworten. Mittendrin ist Dana, die den ICC vertritt, und wird das Gesicht dieser Aktion. Die Situation ist nicht einfach und die Zuständigkeit nicht eindeutig. Plötzlich mischen alle mit. Gibt es einen Whistleblower? Gibt es überhaupt stichhaltige Beweise? Es ist ein diplomatisches Desaster. Doch es geht um Gerechtigkeit. Schaffen es Dana und ihre Mitstreiter:innen, wenigstens einen fairen Prozess gegen den Ex-Präsidenten zu führen?

Der Einstieg war spannend und ereignisreich. Ein ehemaliger Präsident verhaftet wegen Kriegsverbrechen. Da ist man als Präsident wahrscheinlich erstmal baff :D Wer hat den Haftbefehl gegeben? Wer darf sowas überhaupt? Und wer hat die Möglichkeit dazu? Es war von Anfang an viel Bewegung in der Story, das hat mir gut gefallen.

Ich muss sagen, ich war erst kurz überfordert mit den vielen Namen, die da zu Beginn eingeführt wurden. Da mischen ganz schön viele Leute mit und es wurden nicht weniger. Erst so nach der Hälfte des Buches hab ich wirklich durchgeblickt. Zumindest die Hauptakteure und -akteurinnen waren mir dann recht schnell klar :D

Es wurde aus sehr vielen verschiedenen Perspektiven erzählt. Die überwiegende Zeit ist es aber Dana, die wir begleiten. Derek, der für den amtierenden Präsidenten arbeiten, Steve, dessen Rolle in der Geschichte lange nicht klar ist, Sean, Maria, die Vertreter:innen der EU und noch ein paar mehr. Alle mischen ein bisschen mit und alle dürfen mal aus ihrer Perspektive erzählen ^^

Dana hat in diesem Buch geglänzt. Sie ist eine echte Heldin. Mutig, stark, klug, ausdauernd. Ich mag ihre Entschlossenheit. Sie hat Prinzipien, sie hat ein Ziel, sie lässt sich nicht einschüchtern. Ich hab mit ihr und den anderen Figuren mitgefiebert und mitgehofft. Der Kampf wirkte so ausweglos…

Es gibt viele Bezüge zur Realität, was dafür gesorgt hat, dass Wirklichkeit und Fiktion ineinander und miteinander verschwammen. Es ist einfach spannend, welche Mechanismen da in Gang gesetzt werden… Entlassungen, Menschen treten zurück, andere erscheinen plötzlich auf der Bildfläche, Demonstrationen, die sozialen Medien haben einen unberechenbaren Einfluss… spannend! Ich war echt entsetzt, zu welchen Mitteln hier gegriffen wurde…

Die Verhandlung war wahnsinnig aufregend, aber auch die ganzen Nebenschauplätze drumherum. Die Geschichte wurde immer spannender… Irgendwann hab ich mich richtig durch die Seiten gehetzt. Ich find das so gelungen, wie der Autor interessante Hintergrundinformationen streut und sich die Spannung der Story trotzdem immer weiter zugespitzt hat. Unmerklich wurde nach und nach das Tempo angezogen. Die Zeit wurde knapp, langsam drehten alle durch. Es kamen immer noch mehr Unbekannte mit ins Spiel. Die Spannung war zum Zerreißen.

Die Geschichte wurde durch Rückblenden einiger Figuren sehr persönlich und emotional. Danas Geschichte ist berührend und wichtig. Dana gibt Menschen, die niemand hört, eine Stimme und der ICC stellt einen Raum, indem sie für ihre Rechte kämpfen kann. Das fand ich sehr ausdrucksstark.

Das Ende hat mir gut gefallen. Es wird nicht alles aufgelöst und manches kann als Happy End betrachtet werden, manches nicht. Und schon wieder nehme ich so viel mehr mit aus einem Buch von Elsberg als nur gute Unterhaltung. Ein packender, temporeicher Thriller, der mich nachhaltig beeindruckt hat und noch lange beschäftigen wird.

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Veröffentlicht am 07.03.2021

Packendes Finale mit viel Emotionen und noch mehr Nervenkitzel

Izara 4: Verbrannte Erde
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Teil 4 der Izara-Reihe



Alles, was hätte verhindert werden sollen, ist eingetroffen. Die Hexenkönigin ist befreit, Ari ist tot und die Welt wird in einen Krieg gestürzt, den sie unmöglich überleben ...

Teil 4 der Izara-Reihe



Alles, was hätte verhindert werden sollen, ist eingetroffen. Die Hexenkönigin ist befreit, Ari ist tot und die Welt wird in einen Krieg gestürzt, den sie unmöglich überleben kann. Lucians Macht ist nun gewaltig, in ihm lebt das ewige Feuer. Er ist der Einzige, der Mara besiegen könnte, aber das würde ihn selbst töten. Er ist blind vor Wut und Rache und Ari kann nichts tun, um ihm zu helfen. Ein Teil von ihr scheint überlebt zu haben, doch sie schwebt körperlos umher, dazu verdammt, nicht eingreifen zu können und tatenlos zusehen zu müssen, wie die Welt ins Chaos stürzt.

Den Einstieg ins Buch fand ich etwas zäh. Ich war gespannt, wie die Geschichte weitergehen würde, wo Ari doch nun von Tristan ermordet wurde. Würde die Geschichte aus einer anderen Perspektive erzählt werden? Nein, die Erzählperspektive bleibt weiterhin ausschließlich bei Ari. Und das war anfangs das Problem. Ari war nunmal tot und konnte nur zuschauen und nicht eingreifen. Es passierte recht wenig…

Nach dem langatmigen Einstieg konnte mich das Buch dann aber doch noch fesseln. Der Schreibstil ist auch dieses Mal wieder fesselnd und so humorvoll, wie gewohnt.

Um Mara zu besiegen, mussten einfach sämtliche Kräfte mobilisiert werden. Doch wem kann man vertrauen? Wer steht auf welcher Seite? Mara kämpft mit harten Bandagen und überrascht und überfordert unsere Helden und Heldinnen mit dem ein oder anderen Überraschungsangriff. Der Kampf scheint aussichtlos und Ari und alle anderen scheinen in den sicheren Tod zu laufen.

Kurz vor dem großen Kampf, setzen sich nochmal alle zusammen. Es war der perfekte Abend vor dem großen Finale. Diese Szenen waren so wunderschön und ergreifend. Ich hatte seitenlang Tränen in den Augen. Die Jäger, die Dämonen und die Hexen, einfach alle sind so schön zusammengewachsen. Dieser Abend zeigte nochmal, was wir alles mit den Figuren erlebt haben und was sie schon gemeinsam durchgemacht und überlebt haben. Freundschaften wurden gefestigt, Feindschaften beigelegt. Es war wirklich schön :)

"Viele werden den morgigen Tag nicht überleben. Ich kann das nicht verhindern, aber ich kann Ihnen eine letzte schöne Erinnerung schenken"

Der schöne Abend wurde aber von der Angst des bevorstehenden Kampfes getrübt. Wie viele unserer liebgewonnen Held*innen werden wir in diesem Kampf verlieren? Ich war so gespannt und besorgt, was auf den letzten Seiten auf uns zukommen wird...

Ich dachte nicht, dass mich die Autorin noch überraschen könnte, ich dachte ich würde auf alles vorbereitet sein, aber ich hab mich getäuscht. Der Kreativität der Autorin scheinen keine Grenzen gesetzt! Das Finale war packend und überraschend und das Ende absolut zufriedenstellend :) Ich freu mich, dass ich mich noch nicht von dem Izara Universum verabschieden muss und bin schon ganz gespannt auf das Spin-Off mit dem Helden der Herzen Belial!

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Veröffentlicht am 07.03.2021

Ein nervenaufreibendes Weltraumabenteuer, das mit spannenden Figuren und witzigen Dialogen glänzt. Mal wieder ein Highlight des Autor*innenduos!

Aurora erwacht
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Tyler ist Jahrgangsbester der diesjährigen Absolventenklasse der Alphas und darf sich deshalb als erster fünf der besten ihres Fachgebiets für seinen neuen Squad bei der Auslese aussuchen. Bei einem nächtlichen ...

Tyler ist Jahrgangsbester der diesjährigen Absolventenklasse der Alphas und darf sich deshalb als erster fünf der besten ihres Fachgebiets für seinen neuen Squad bei der Auslese aussuchen. Bei einem nächtlichen Weltraumausflug stößt er allerdings auf ein Schiffswrack, das noch Lebenszeichen aussendet. Es ist die Hadfield, die schon seit über 200 Jahren als verschollen gilt. Natürlich hat er die Pflicht, diesem Lebenszeichen zu folgen und die Person, der es gehört, zu retten. Er findet Aurora auf diesem Schiff, ein Mädchen, das eigentlich nicht hätte überleben können, und bringt sie in Sicherheit. Seine heroische Tat sorgt nur dafür, dass er die Auslese verpasst und nun die Mitglieder seinem Squad zugeteilt werden, die übriggeblieben sind. Aus offensichtlichen Gründen… Dieses wenig eingespielte Team stößt bei seiner Mission auf ein uraltes Rätsel, das irgendetwas mit Aurora zu tun zu haben scheint und ehe sie sich’s versehen, sind sie mittendrin im Chaos und befinden sich auf einer selbstauferlegten Rettungsmission.

Wir erleben die Geschichte durch die Augen aller 6 Sqaudmitglieder und die von Aurora. Das hatte für die Story jetzt keinen großen Mehrwert und sorgte bei mir eher für Verwirrung. Manchmal hab ich schlichtweg den Überblick verloren, aus wessen Perspektive grade erzählt wird. Nichtsdestotrotz habe ich alle Figuren ins Herz geschlossen. Kristoff und Kaufman leben in ihren Büchern Vielfalt in all ihren Facetten. Verschiedene sexuelle Orientierungen und ethnische Herkunft (inklusive Außerirdischer) sind in allen Farben und Formen selbstverständlich bei den sehr unterschiedlichen Figuren zu finden. Sie sind jeweils die besten auf ihrem Fachgebiet, nur ihre Sozialkompetenzen sind ein wenig versteckt. Alle Figuren haben etwas Liebenswertes, etwas, was sie besonders macht. Sie sind die Ausgestoßenen, die, die niemand haben wollte und das verbindet sie. Auch, wenn es ihnen insgesamt ein bisschen an Tiefe fehlte, habe ich sie alle liebgewonnen. Ich gehe davon aus, dass ich sie in den Fortsetzungen noch besser kennenlernen werde :)

Von mir gehen sämtliche Daumen nach oben für die Gendersternchen bei den Berufsbezeichnungen und ihren Erläuterungen ❤️ Das hat einfach etwas mit Wertschätzung zu tun. Darüber hinaus ist der Schreibstil der beiden sowieso grandios. Es ist einfach so witzig geschrieben, ohne auch nur ein einziges Mal albern zu werden. Ich konnte die Geschichte und ihre Charaktere trotzdem sehr ernst nehmen. Das haben Kristoff und Kaufman einfach drauf.

Die Rätsel um Aurora herum fand ich wahnsinnig spannend. Was ist mit dem Schiff passiert, wieso ist sie die einzige Überlebende, wieso ist Octavia Sperrgebiet, was versuchen sie dort zu verheimlichen, was sind das für Fähigkeiten, die Aurora besitzt, wieso will man sie töten und vor allem wer?

Die Geschichte entwickelt sich in hoher Geschwindigkeit und in eine ganz andere Richtung, als ich erwartet hatte. Mit dieser Art von Geheimnis hatte ich nicht gerechnet. Die Idee find ich wieder mal richtig gut! Die Spannung baut sich immer weiter auf und mündet in einer Entdeckung und Erkenntnissen, denen ich unbedingt noch weiter auf den Grund gehen möchte.

Ich mochte, wie das Squad, der so unliebsam zusammengewürfelt wurde, zu einer Einheit wurde, wie sie Freunde wurden. Und ich mochte, wie jede*r einzelne über sich selbst hinausgewachsen ist und sich entwickelt hat. Jetzt heißt es, das Squad gegen den Rest des Universums :D Am Ende mochte ich sie alle und habe keinen Zweifel daran, dass sie allein die Galaxie retten werden 😬

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Veröffentlicht am 26.02.2021

"Say it over and over again until you are out of breath"

What if we Stay
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Amber hat es vermasselt. Sie ist durch den letzten Versuch der Baurechtprüfung gefallen und kann somit ihr Architekturstudium nicht mehr abschließen. Aber eigentlich wollte sie nie Architektin werden, ...

Amber hat es vermasselt. Sie ist durch den letzten Versuch der Baurechtprüfung gefallen und kann somit ihr Architekturstudium nicht mehr abschließen. Aber eigentlich wollte sie nie Architektin werden, nie in die Fußstapfen ihrer Eltern treten. Vielleicht ist das ein Zeichen, eine Chance das zu machen, was sie wirklich will. Was auch immer das sein mag.
Ihren Eltern machen ihr einen Strich durch die Rechnung. Sie zerren sie nach Vancouver und sorgen dafür, dass sie ihr Studium an der Universität in Vancouver fortsetzt. Ihr Vater hat ein paar Beziehungen spielen lassen. Das einzig Positive an der Sache ist, dass sie Laurie wiedersieht. Und dass sie Emmett kennenlernt…

Ich hab mich so über Lauries und Sams Auftritte im Buch gefreut. Wir erfahren sogar, wie es bei den beiden weitergeht. So schön 😬 Und Emmett ❤️ Ich fands toll, ihn in diesem Teil besser kennenzulernen. Er ist doch nicht soo locker drauf, wie ich ihn nach dem ersten Buch eingeschätzt hatte. Er hat in seinem Leben alles aus eigener Kraft gemeistert und will sich nicht nachsagen lassen, er habe Hilfe gehabt. Und auch Amber ist anders, als ich gedacht habe.

Amber sucht Ablenkung und Spaß in der Begegnung mit Fremden. "Je fremder desto besser", um sich wieder gut zu fühlen, um alle negativen Gedanken für einige Zeit zu vergessen. Dieses Mal hilft aber nicht mal mehr der Sex mit einem Fremden oder mehr Alkohol. Diesmal kann sie den Schmerz und die Zukunftsängste nicht verdrängen. Kontrollverlust scheint Ambers größte Angst zu sein. Sie hat in der Vergangenheit schlimmes erlebt und findet in der völligen Abschottung ihrer Gefühlswelt einen Umgang damit.

Eine richtige Sympathieträgerin ist Amber nicht unbedingt ^^ Über ihr schwebt eine dunkle Wolke. Sie kann die Dinge gar nicht positiv angehen. Das stört sie selbst an sich, aber sie kann es irgendwie nicht abstellen.

Ihre Entwicklung ist dafür umso beeindruckender. Sie erkennt, dass sie oft zu schnell und zu oberflächlich urteilt, beginnt sich selbst in vielerlei Dingen zu hinterfragen und lernt sich auf diese Weise besser kennen. Der Mensch, der sie am Ende des Buches ist, mag ich sehr gerne. Amber ist gut, aber sie verstellt sich, gibt vor, ein schlechter Mensch zu sein, um stark zu wirken und sich nicht verletzlich und angreifbar zu machen. Emmett sieht sie ganz, sieht, wer sie hinter der Fassade ist und hilft ihr, diese Person auch in sich zu erkennen.

Es war erfrischend, dass die Protagonistin in Sachen Liebe und Sex das Steuer in der Hand hält, es aber auch abgibt und sich nicht erobern lässt, sondern sie sich gemeinsam aufeinander einlassen und ihre eigenen ganz neuen Regeln für sich festlegen.

Es werden einige tabuisierte und selten beleuchtete Themen angesprochen, wie emotionaler Missbrauch, Missbrauch innerhalb einer Beziehung, Übergriffe von Frauen ggü. Männern, Gentrifizierung, Armut, soziale Ausgrenzung, Mobbing, Esstörungen, Parentifizierung, Gewalt, Tod, Mord, Drogen, Geschlechtersozialisation… also die Autorin hat ziemlich viele hochsensible Themen in die Geschichte gepackt, die ihr scheinbar alle am Herzen liegen. Um sich aber wirklich damit auseinandersetzen zu können, war in dem Buch nicht genug Platz.

Die Autorin räumt in ihrem Buch mit den gesellschaftlichen Erwartungen an das männliche und weibliche Geschlecht auf. Spricht es sogar offen an. All die kleinen Hinweise auf gesellschaftskritische Themen haben mir gut gefallen. Es waren sehr viele, aber ich kann mit allen voll und ganz mitgehen. Die Autorin räumt mit Stereotypen auf, ganz nebenbei, ohne groß drauf hinzuweisen. Ich liebe das. Und weil das so ist, weise ich jetzt auch nicht nochmal drauf hin. :)

Mir hat dieses Buch wieder sehr gut gefallen. Der Schreibstil der Autorin ist emotional so mitreißend, dass ich tief in die Geschichte eingesogen wurde und mit den Figuren mitgefühlt habe. Ich freue mich schon riesig auf den dritten Teil!

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