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Veröffentlicht am 24.01.2024

Hoffnung auf ein längeres und besseres Leben

OUTLIVE
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Zieht der englischsprachige Titel deutsche Interessenten in seinen Bann? Es ist zu vermuten, dass das pseudowissenschaftliche Werk mit 640 Seiten und davon ca. 90 Seiten Bibliografie und Register, hauptsächlich ...

Zieht der englischsprachige Titel deutsche Interessenten in seinen Bann? Es ist zu vermuten, dass das pseudowissenschaftliche Werk mit 640 Seiten und davon ca. 90 Seiten Bibliografie und Register, hauptsächlich für etwas medizinisch Vorgebildete und Interessierte gedacht ist, denn es ist zwar meist interessant und, durch die vielen Fallbeispiele, authentisch und anschaulich in einer recht verständlichen Art und Weise geschrieben, jedoch fehlt die Definition medizinischer Fachtermini, die ich erst noch googeln musste.
Das Cover wirkt durch die Grün- und Blautöne ein wenig geheimnisvoll, das ovale Zentrum jedoch, in aufmunternden Gelb- und Rosatönen, verheißt Hoffnung und passt perfekt zu der Botschaft des Untertitels “ Wie wir länger und besser leben können“.
Im Zentrum seiner Äußerungen steht der sehr wichtige Appell, die gängige Medizin 1.0, 2.0, wo Krankheiten erst dann behandelt werden, wenn sie bereits ausgebrochen sind, in Hinblick auf Prävention, der Medizin 3.0 zu verändern. Die Präventivuntersuchungen des Blutes und der Gene sei schon mit 30 oder 40 Jahren angesagt, um dann agieren zu können, damit die typischen, chronischen Alterserkrankungen erst sehr spät ausbrechen. So hat der Mensch mehr gesunde Lebensjahre vor sich, denn es geht nicht darum, immer älter zu werden, aber ohne Lebensqualität.
Dr. Attia deckt auf, wie z. B. Bluthochdruck, Diabetes und Krebs sich gegenseitig bedingen. Eine gesunde Ernährung und viel Bewegung seien elementar wichtig. Detoxen und weniger essen sollte praktiziert werden, denn ca. 50% der Amerikaner ( aber auch der Deutschen) seien adipös und somit meist von einem frühen Tod bedroht. Natürlich kann dem nur entgegengewirkt werden, wenn sich jeder Patient engagiert und interessiert. Dieses Werk kann dabei hilfreich sein. Allerdings muss man sich auch gegen die festgefügten Meinungen etlicher Ärzte und Krankenkassen durchsetzen und einige Untersuchungen evtl. selbst bezahlen.
Besonders gut hat mir Kapitel 9 “Alzheimer und andere neurodegenerative Erkrankungen“ gefallen, denn die Heilungschancen in diesem Bereich sind bisher wenig vielversprechend.
Insgesamt finde ich dass Buch sehr informativ und wertvoll. Allerdings sollte man es mit einem Bleistift lesen, um das für jeden persönlich Interessante hervorzuheben aus der Masse an Informationen.

Veröffentlicht am 11.01.2024

Hoffnung in Krisenzeiten

Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?
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Das neueste Sachbuch von Till Raether “Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?“, erschienen am 12.12.23 bei Rowohlt Polaris, ist mit 128 Seiten in 13 kurzen Kapiteln nur auf das Wesentliche ...

Das neueste Sachbuch von Till Raether “Hab ich noch Hoffnung, oder muss ich mir welche machen?“, erschienen am 12.12.23 bei Rowohlt Polaris, ist mit 128 Seiten in 13 kurzen Kapiteln nur auf das Wesentliche beschränkt und gibt zwar Antwort auf die Frage, ob man angesichts der gegenwärtigen Weltlage noch positiv in die Zukunft schauen kann, jedoch liefert es inhaltlich nichts Neues, denn es ist bekannt, dass man handeln muss, möglichst mit anderen Gleichgesinnten, um positive Veränderungen zu erreichen. Nur gemeinsam ist man stark, auch wenn die Ziele einmal scheitern sollten, solange die Sehnsucht nach Hoffnung im Hinterkopf bleibt.
Raether liefert einen Exkurs auf die Proteste der 80iger Jahre des vorigen Jahrhunderts gegen Atomkraft, als die Demonstranten beseelt waren von der Idee, etwas bewirken zu können.
Die Herausforderungen unserer Zeit wie vor allem Klimawandel, Terrorismus und Krieg werden von Raether behandelt, und er spricht auf recht lockere Weise in einem aufgelockerten, klaren Schreibstil die Ängste und Unsicherheiten vieler Menschen bei den düsteren Perspektiven an. Dabei liefert er zur Veranschaulichung viele Anekdoten aus dem Alltagsleben und auch Fakten aus seinem persönlichen Leben, mit denen der Leser/ die Leserin sich identifizieren kann.
Die jetzt im Januar 2024 stattfindenden Bauernproteste zeigen, wie stark man gemeinsam sein kann, um etwas zu erreichen.
Pessimismus und Zukunftssorgen werden nur verstärkt, wenn man “den Kopf in den Sand steckt“. Also lasst euch von dem appellativen Charakter des Covers in seine Aufmerksamkeit erzeugenden Farbauswahl ( rot und gelb) anstecken und positiv denken! Es ist ein Werk für Menschen, die es annehmen, wenn man ihnen Mut macht, nach Lösungen zu suchen und zu handeln.

Veröffentlicht am 28.10.2023

Veränderte Weltordnung

Welt in Aufruhr
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Herfried Münklers Sachbuch “Welt in Aufruhr. Die Ordnung der Mächte im 21.Jahrhundert“ kommt gerade zur rechten Zeit, denn die weltpolitische Lage wird immer brisanter. China scheint die USA als vorrangige ...

Herfried Münklers Sachbuch “Welt in Aufruhr. Die Ordnung der Mächte im 21.Jahrhundert“ kommt gerade zur rechten Zeit, denn die weltpolitische Lage wird immer brisanter. China scheint die USA als vorrangige Supermacht abzulösen. Taiwan wird zunehmend bedroht. Nach dem Abzug der USA aus Afghanistan herrscht dort Chaos. Münkler geht auch exakt auf den Ukrainekrieg ein. Nun gibt es auch noch Krieg in Nahost, und wir müssen uns fragen:“ Resultiert daraus eine Gefahr für die Welt“ Welche Rolle kann die EU spielen?
In seinem sehr präzise und durchdacht formulierten Werk liefert uns der Autor einen exakten Ausblick auf die Machtkonstellationen im 21. Jahrhundert.
Als emeritierter Professor für Politikwissenschaft verfügt er über ein perfektes kowhow und kann auch dem wissenschaftlich nicht gebildeten leser ein kenntnisreiches, sehr umfangreiches Werk vermitteln ( ca. 450 Seiten, 50 Seiten Anmerkungen und 20 Seiten Literaturangaben).
Münkler analysiert nicht nur die unmittelbare und auch fernere Zukunft, sondern verweist in Rückblicken in die Geschichte, wie sich politische Szenarien entwickelt haben und wie sich, basierend auf diesen Kenntnissen, die aktuelle politische Lage entwickeln könnte.
Dazu hat er ein perfektes Buchcover gewählt, welches, auf dem Hintergrund einer grau-weiß abgebildeten Weltkarte, in schreiendem rot seinen Haupttitel präsentiert.
Besonders gut gefällt mir Kapitel 6 “Die Weltordnung der großen Fünf“. Das ist eine realistische und mögliche Entwicklung.
Generell konnte ich bei der Lektüre dieses herausragenden Werkes mein Wissen sehr erweitern, indem ich verschiedene Theorien über die Rolle des Staates, der Wirtschaft, aber auch der Bevölkerung und der Funktion von Krieg und Frieden vermittelt bekam.
Autokratien und Demokratien haben unterschiedliche Möglichkeiten beim Expansionsstreben eines Staates. Wie wird unsere Weltordnung in 50 Jahren aussehen?
Ein hochaktuelles und sehr lesenswertes Werk für ein an Historie und Politik interessiertes Publikum.

Veröffentlicht am 05.09.2023

Morde und Intrigen

Der achte Kreis (Ishikli-Caner-Serie 1)
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Der Thriller „Der achte Kreis“ von Philipp Gavenbach ist der Auftakt zu einer Serie um Ishikli Caner. Das Cover in schreiendem gelb auf schwarzem Hintergrund wirkt irgendwie mysteriös und verspricht Spannung.
Der ...

Der Thriller „Der achte Kreis“ von Philipp Gavenbach ist der Auftakt zu einer Serie um Ishikli Caner. Das Cover in schreiendem gelb auf schwarzem Hintergrund wirkt irgendwie mysteriös und verspricht Spannung.
Der Klappentext hat mich in seinen Bann gezogen, denn Vatikan, Mafia und viele Intrigen, dazu alles miteinander verwickelt, das ist ungewöhnlich. Und so fängt es im Prolog gleich an: ein brutaler Auftragsmord an einer Schwangeren im Auftrag des Ordens.
Durch die vielen unterschiedlichen Settings und Figuren hatte ich Einstiegsschwierigkeiten. Allerdings kommt dann langsam Fahrt auf, und in den letzten 150 Seiten geht es actionmäßig so richtig ab. Die Geschichte ist spannungsgeladen umgesetzt. Auf einem Datenträger finden sich Beweise dafür, dass der Vatikan hinter Lügen, Morden, Intrigen und Verschleierungen steckt. Alle möglichen Gruppierungen sind nun also hinter diesen Informationen her.
Die Kriminalkommissarin Ishikli wird von ihrem Onkel gezwungen, für die Grauen Wölfe zu arbeiten. Ihr Plan auszusteigen wird durch die Entführung ihres Bruders vereitelt.
Caner, aber auch die deutschen Ermittler Freundensprung und Roth sind in die Fälle eingebunden. Alle drei sind gut charakterisiert, ebenso wie der Kardinal. Es gibt viele Tote und filmreife, blutrünstige Szenen.
Durch die vielen kurzen Kapitel und Perspektivwechsel wird die Handlung aufgelockert. Hinzu kommt der flüssige und leicht erfassbare Schreibstil, so dass man das Werk verschlingen kann.
Für Thrillerfreunde mit vielen Intrigen und Morden, aber einem gelungenen Ende und actionreicher Handlung ein MUSS !

Veröffentlicht am 12.08.2023

Kollaps

Tasmanien
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Mit der Lektüre von „ Tasmanien“ von Paolo Giordano, den ich bisher nicht kannte, dringen wir in die Welt der intellektuellen Physiker ein, die eine andere, da besser informierte Weltsicht haben als die ...

Mit der Lektüre von „ Tasmanien“ von Paolo Giordano, den ich bisher nicht kannte, dringen wir in die Welt der intellektuellen Physiker ein, die eine andere, da besser informierte Weltsicht haben als die Durchschnittsbürger.
Der Protagonist, studierter Physiker, Journalist und Autor ist, Mitte dreißig und völlig überwältigt von den zunehmenden Treibhausgasen, dem Schmelzen der Gletscher und dem Anstieg der Meeresspiegel. Seine Existenz sieht er bedroht von bewaffneten Konflikten, humanitären Katastrophen wie Erdbeben und Überschwemmungen sowie Terrorismus.
Ist sein Übersteigertes Interesse an den Problemen unserer Zeit Teil seines Evasionsstrebens, da die Kinderlosigkeit seiner Ehe möglicherweise von ihm ausgeht, denn seine etwa 10 Jahre ältere Frau hat bereits einen Sohn im Teenageralter ? Seine Ehe könnte deswegen zerbrechen. Diese persönliche Krise führt zu einer inneren Blockade und Tatenlosigkeit, denn die Wärme einer Familie mit Kindern fehlt ihm. Zur „Ablenkung“ unterrichtet er Post Docs aus den Mint - Fächern in Kommunikationswissenschaften. Studenten, die sich mit kaum fassbaren Phänomenen befasst haben, und teilweise abdriften. Ein Student begeht Selbstmord! Seine Freunde Novelli und Giulio sind, wie der Protagonist, Physiker, haben auch viele Probleme, jedoch genügend Einkommen um ein interessantes, unabhängiges Leben zu führen. Mit einem Freund teilt er das Hobby, sich stundenlang Henkersszenen anzugucken. Sind die drei also auch am Abdriften?
Paolo beginnt ein Buch über die Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki zu schreiben. Warum? Es wird ihm mitgeteilt, es sei doch schon alles zu diesem Thema berichtet worden.
Er und seine Freunde sind mit ihren Ecken / Kanten und Problemen differenziert dargestellt, aber ich kann mich mit ihnen nicht identifizieren. Paolos emotionale Reise zu sich selbst ist bisher auch nicht geglückt.
Der Leser erfährt viel über das Kassandra-Syndrom, das Kessler-Sydrom und diverse, sehr spezielle, physikalische Fragestellungen, die mich nur recht wenig interessieren.
Paolo ist auf der Suche nach einer Zukunft, die ihn glücklich macht. Tasmanien wird ihm als Zufluchtsort genannt. Dieser Ort ist aber synonymisch und symbolhaft anzusehen, denn er kommt in dem Buch fast gar nicht vor. Deshalb bin ich von dem Werk enttäuscht und fühle mich von dem Buchtitel an der Nase herumgeführt.
Zwar stimmen das Cover mit dem einsamen Mann am aufgewühlten Meer und der abwechslungsreiche, teilweise poetische Schreibstil, der von Andeutungen lebt. Die Vielfalt der Themen und das ständige Springen des Autors in seinem Erzählfaden machen die Lektüre aber zeitweise mühsam. Generell ist die Stimmung düster und deprimierend.
Die Themen anderseits sind herausfordernd und höchst aktuell. Das Werk ist geeignet für eine eher intellektuelle, problembewusste Leserschaft. Mein Tasmanien ist mein Garten!