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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.07.2021

Ehrlich, kritisch und sehr reflektiert

Und immer wieder aufbrechen
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Das Cover gefällt mir ganz gut, es ist wahrscheinlich der Stil, der derzeitig gefragt ist. Allerdings muss ich negative Kritik am Titel ausüben. Ich mag es einfach nicht so gerne, wenn Titel inhaltlich ...

Das Cover gefällt mir ganz gut, es ist wahrscheinlich der Stil, der derzeitig gefragt ist. Allerdings muss ich negative Kritik am Titel ausüben. Ich mag es einfach nicht so gerne, wenn Titel inhaltlich geändert werden.

Sisonke Msimang ist eine Frau, die im Exil geboren und die aufgrund vieler Umzüge (in verschiedene Länder) international geprägt wurde. Sie wurde in Swasiland geboren und lebte in Sambia, Kenia, Kanada, USA, Südafrika und Mosambik. Derzeitig lebt die Autorin in Australien. Aufgrund dieses internationalen Aufwachsens interessierte ich mich sehr für ihr Buch. Es gab auch sehr spannende Einblicke in die teils so unterschiedlichen Länder und Kulturen.

Die Themen, die die Schriftstellerin behandelt und aufarbeitet sind zwar durch Vielfalt gekennzeichnet, werden jedoch manchmal etwas zu einseitig behandelt. Beispiele für die Themen sind: Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Vergewaltigung, toxische Beziehungen, Nachstellung und Gewalt, aber es geht auch um Identitätsbildung, Offenheit, Integration, Liebe, Ehe und Mutterschaft. Wie man schon erahnen kann, ist es schwierig alle Themen in ihrer Komplexität ausführlich behandeln zu können.

Msimang hat einen sehr direkten Schreibstil und berichtet offenbar schonungslos ehrlich und mitunter äußerst reflektiert. Aber man muss auch eingestehen, dass sie in gewissen Lebensabschnitten radikal war, radikal gedacht bzw. radikal gehandelt hat. Jedoch tragen alle Erfahrungen und Einstellungen zur Identitätsbildung bei und es zeigt sich auch, dass man, wenn man die Scheuklappen entfernt, eine offenere Beziehung zu Menschen führen kann, zu denen man sich vorher keinerlei Kontakt vorstellen konnte.

Manchmal gab es ruppige Übergänge, vorwiegend in den ersten Kapiteln. Hier hätte ich mir einige Sätze mehr zu Ereignissen oder Beweggründen gewünscht.

Zudem schreibt die Autorin natürlich aus ihrer Sicht, wie sie Wendepunkte und Ereignisse erlebte und wie sie darauf regierte. Daher ist es für mich als Leserin bei einigen Themen ein bisschen zu einseitig gewesen, wie ich oben bereits angedeutet habe.

Dennoch ist das Kritik auf hohem Niveau, denn ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Die Autorin offenbarte ehrliche Einblicke in ihre persönliche Gedankenwelt und in ihr Leben, was ich sehr schätze. Ich empfehle dieses Buch allen LeserInnen, die sich mit den oben erwähnten Themen auseinandersetzen möchten.

Ich danke dem Haymon Verlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars in Form eines eBooks!

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Veröffentlicht am 06.07.2021

>>Ein Buch, das viel zu wenig Aufmerksamkeit erhält.<<

Die Sommer
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In Ronya Othmanns Roman geht es um die in Deutschland lebende Leyla und ihre Sommer, die sie mit ihren Eltern (zumeist) bei ihrer Familie väterlicherseits verbracht hat. Ihr Vater ist jesidischer Kurde, ...



In Ronya Othmanns Roman geht es um die in Deutschland lebende Leyla und ihre Sommer, die sie mit ihren Eltern (zumeist) bei ihrer Familie väterlicherseits verbracht hat. Ihr Vater ist jesidischer Kurde, aufgewachsen im nördlichen Syrien.

Zunächst lernt man Leylas Familie in Syrien kennen und erfährt, welche Beziehungen sie untereinander pflegen. Eigentlich passiert nichts Besonderes, aber Leylas Familie ist sehr facettenreich und man kann als Leser einerseits sehr schnell die Verbundenheit innerhalb der Familie spüren (besonders das vertrauensvolle Verhältnis zwischen Leyla und ihrer Großmutter hat mich berührt) und andererseits selbst mit Leichtigkeit eine Verbindung zu den Figuren aufbauen. Ganz nebenbei lernt man zudem etwas über den jesidischen Glauben.

Im fortgeschrittenen Teil des Buches wird es kurz historisch und schließlich politisch. Der Schwerpunkt wurde hier auf die Entstehung und den Fortgang des Syrienkriegs gelegt. Der Krieg an sich wurde eher rudimentär behandelt: Es wurde vielmehr vorrangig Bezug auf Leylas Familie genommen, inwieweit sie unmittelbar betroffen waren und welche Folgen das für die Familie hatte. Diese gewählte Perspektive in Bezug auf den Syrienkrieg wirkte sich positiv auf den Roman aus.

Ronya Othmann hat einen ruhigen Schreibstil, was ich generell sehr schätze. Sie hält viele Anekdoten bereit und springt in den Sommern respektive Zeiten hin und her. Die Anekdoten kann man demzufolge keinem genauen Jahr zuordnen. Dass die Geschichten und Sommer ineinander übergehen, fand ich persönlich sehr gut. Denn um die Chronologie geht es in diesem Roman nicht wirklich.
Zudem werden auch schwerwiegende Themen wie Mord, Folter und Staatenlosigkeit behandelt, was dem Roman eine gewisse Tiefe verleiht.

Insbesondere möchte ich hervorheben, dass mir die emphatische Herangehensweise der Autorin, wie sie die innere Zerrissenheit Leylas im letzten Abschnitt darstellte, ausgesprochen gut gefallen hat. Denn nicht zuletzt geht es bei Leyla um Zugehörigkeit, Heimatlosigkeit, Identität und um auszustehende Ängste.
Allerdings übe ich hier gleichzeitig auch Kritik aus. Leider ist es schwer, meine Kritik zu begründen ohne zu verraten, worum es geht. Nur soviel: Für die Folge von Leylas Zerrissenheit fehlen mir einfach gewisse weitere Parameter. Othmanns Intension verstehe ich sehr gut, aber sie hätte es meiner Ansicht nach nicht in dieser Kürze abhandeln sollen, da die Thematik wesentlich komplexer ist und so viel mehr Information braucht als das, was wir Leser über Leyla und ihre Familie wissen.
Ferner hätte ich gerne etwas über Leylas Mutter erfahren oder über die Ehe der Eltern, was auch für den zweiten Teil sinnvoll gewesen wäre. Dies war mir insgesamt zu blass. Außerdem wurde die Vergangenheit des Vaters im Ausland relativ ausführlich dargestellt. Hier fehlte mir der Kontrast zu seinen Erfahrungen in Deutschland. Denn auch dies ist einer der o.g. fehlenden Parameter.
Das Buch ist ja nicht sonderlich lang, es hätte sich meiner Ansicht nach gewinnbringend ausgewirkt.

Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen, auch wenn es nicht perfekt war. Ich kann es trotz meiner negativen Kritik absolut empfehlen und denke, dass das Buch zu Unrecht so wenig Aufmerksamkeit erhält.

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Veröffentlicht am 29.06.2021

Christiane Ritter- Künstlerin, Abenteurerin, Ehefrau und Mutter, doch vor allem eine Frau, die ihrer Zeit voraus war.

Eine Frau erlebt die Polarnacht
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Dieses Buch erschien erstmals 1938. Die Autorin berichtet von ihrem Jahr in der Arktis, die sie 1934/1935 aufsuchte, um dort mit ihrem Mann und einem Pelzjäger zu leben.

In Anbetracht der Erstveröffentlichung ...

Dieses Buch erschien erstmals 1938. Die Autorin berichtet von ihrem Jahr in der Arktis, die sie 1934/1935 aufsuchte, um dort mit ihrem Mann und einem Pelzjäger zu leben.

In Anbetracht der Erstveröffentlichung und der davor angetretenen Reise muss man den Mut der Autorin anerkennen. Die Malerin ließ ihr Kind bei der Mutter und reiste zu ihrem Mann nach Spitzbergen. Aufgrund der damaligen Zeit war Ritter eine wahre Abenteurerin.

Sie berichtet vom dortigen Alltag, den Aufgaben und ihren Erfahrungen. Besonders schön und persönlich fand ich, dass ihrem Buch acht ihrer Aquarelle und 25 ihrer Federzeichnungen hinzugefügt wurden, die das Buch abrunden und sehr bereichert haben- immerhin war Ritter Künstlerin. So dürfen wir als LeserInnen (abseits des Geschriebenen) erfahren, wie sie ihre Zeit dort wahrgenommen hat.

Obwohl der Inhalt des Buches sehr alt ist, ist es trotzdem interessant und ausgenommen einiger Punkte tatsächlich zeitlos. Klar, über gewisse Dinge/Ansichten muss man einfach hinwegsehen können und man darf nicht vergessen, dass aus dem Jahr 1934 berichtet wird. Wenn man das jedoch kann, wird man mit einem tollen Bericht belohnt.

Christiane Ritter verstarb übrigens im Jahre 2000 im Alter von 103 Jahren.

Ich kann dieses Buch allen Abenteurern empfehlen.
——

Zu guter Letzt ein Zitat aus dem Buch:
>>Daraufhin fragte man mich, was ich tun würde, wenn ein Bär zur Hütte käme, wenn ich allein wäre. „Ich würde ihm ein Schüsserl Honig hinausstellen vor die Tür.“ <<

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Veröffentlicht am 22.06.2021

Etwas Kurzweiliges für Zwischendurch

Jetzt, Baby
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Julia Engelmann ist durch einen Poetry-Slam bekannt geworden. Dass sie viele Leute unterschiedlichen Alters erreicht hat, fand ich interessant und daher wollte ich mir eine eigene Meinung bilden.

Ich ...

Julia Engelmann ist durch einen Poetry-Slam bekannt geworden. Dass sie viele Leute unterschiedlichen Alters erreicht hat, fand ich interessant und daher wollte ich mir eine eigene Meinung bilden.

Ich habe drei ihrer Hörbücher (1. Eines Tages, Baby / 2. Wir können alles sein, Baby / 3. Jetzt, Baby) hintereinander gehört. Es sind knapp über drei Stunden Hörgenuss.

Insgesamt mochte ich Engelmanns Poetry-Slam-Texte ganz gerne. Einige davon waren tiefgründig, andere voller Humor und natürlich gab es auch welche, die ich nicht so gut fand, die mich nicht abgeholt haben. Aber das ist doch normal, nicht wahr?!

Das Besondere an Julia Engelmanns Erfolg ist wohl auch die Erzählweise, der besondere Rhythmus ihres Vortragens. Es hört sich schön an, keine Frage. Aber für ein weiteres Hörbuch würde ich wahrscheinlich erstmal einige Monate ins Land ziehen lassen wollen...

Trotzdem kann ich die Hörbücher empfehlen, da aufgrund der Vielfalt sicherlich für jeden ein Text zu finden sein dürfte, der einem sehr gut gefällt.

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Veröffentlicht am 22.06.2021

Etwas Kurzweiliges für Zwischendurch

Wir können alles sein, Baby
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Julia Engelmann ist durch einen Poetry-Slam bekannt geworden. Dass sie viele Leute unterschiedlichen Alters erreicht hat, fand ich interessant und daher wollte ich mir eine eigene Meinung bilden.

Ich ...

Julia Engelmann ist durch einen Poetry-Slam bekannt geworden. Dass sie viele Leute unterschiedlichen Alters erreicht hat, fand ich interessant und daher wollte ich mir eine eigene Meinung bilden.

Ich habe drei ihrer Hörbücher (1. Eines Tages, Baby / 2. Wir können alles sein, Baby / 3. Jetzt, Baby) hintereinander gehört. Es sind knapp über drei Stunden Hörgenuss.

Insgesamt mochte ich Engelmanns Poetry-Slam-Texte ganz gerne. Einige davon waren tiefgründig, andere voller Humor und natürlich gab es auch welche, die ich nicht so gut fand, die mich nicht abgeholt haben. Aber das ist doch normal, nicht wahr?!

Das Besondere an Julia Engelmanns Erfolg ist wohl auch die Erzählweise, der besondere Rhythmus ihres Vortragens. Es hört sich schön an, keine Frage. Aber für ein weiteres Hörbuch würde ich wahrscheinlich erstmal einige Monate ins Land ziehen lassen wollen...

Trotzdem kann ich die Hörbücher empfehlen, da aufgrund der Vielfalt sicherlich für jeden ein Text zu finden sein dürfte, der einem sehr gut gefällt.

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