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Veröffentlicht am 19.12.2017

Wiener Winter

Ein Winter in Wien
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Petra Hartlieb - Ein Winter in Wien

Wien, 1911
Die 18jährige Marie Haidinger ist ein Mädchen aus ärmlichen und ländlichen Verhältnissen, als sie ihre Pflichtschulzeit beendet hat, denkt der Vater gar ...

Petra Hartlieb - Ein Winter in Wien

Wien, 1911
Die 18jährige Marie Haidinger ist ein Mädchen aus ärmlichen und ländlichen Verhältnissen, als sie ihre Pflichtschulzeit beendet hat, denkt der Vater gar nicht daran, dass sie sich weiterhin mit Lesen, Schreiben und Lernen abgibt, er verschachert sie an einen weitabgelegenen Bauerhof als billige Arbeitskraft. Marie versteht die Welt nicht mehr, möchte sie doch daheim bleiben, bei ihren Eltern und Geschwistern, bei ihrer über alles geliebten Großmutter.
Wie sagte sie immer: "Marie, du gehst mal in die Stadt und wirst in einem schönen Haus wohnen. Wirst einmal in einem feinen Lokal essen und das Theater besuchen."
Die Mutter sagt: "Mach mir keine Schande!" und drückt ihr ein dünnes Bündel in die Hand, selbiges ist schnell gepackt, als ihr ein Knecht unmissverständliche Avancen macht. Bei einer Bankiersfamilie findet sie eine Anstellung als Küchen/Kindermädchen, als die Frau stirbt, steht sie auf der Straße. Mit ausweglosen Gedanken blickt sie in den Kanal.
"Kein Mann ist das wert, mein Kindchen!" redet sie eine verhärmte Frau an und Marie erzählt ihr von ihren Sorgen. "Wirst sehn´, alles wird gut!", ..und tatsächlich geschieht dieses Wunder.
Im Hause Arthur Schnitzler wird ein neues Kindermädchen gesucht, sie wird in der Sternwartestraße vorstellig und der berühmte jüdische Schriftsteller nimmt Marie auf.
Alles erscheint ihr wie ein Märchen, sie bekommt genug zu essen, bekommt eine eigene Kammer und die Kinder Lili und Heinrich sind ganz vernarrt in sie. Eines Tages wird sie von ihrem Dienstherren in den Buchladen geschickt und als der junge Buchhändler sie sieht, fragt
er sich stündlich, wie er ihr Herz erobern könnte..

Ganz zauberhaft sieht man sich in die kleine Welt der Kinder/Küchen/Stubnmaderln versetzt, die Vermischung von Literatur und Geschichte birgt eine warmherzige Novelle, die nichts weiter braucht, als sich selbst. Perfekt! Petra Hartlieb streut Puderzucker auf des Lesers Herz, wenn der Schnee nicht kommen will. Eine Romanze zum Liebhaben.
Buchtipp für den kalten Advent, ein schönes Geschenk!

"Ein geliebter Mensch, das bedeutet sieben Mal Schmerz und einmal Freude."
Arthur Schnitzler, (1862 - 1931)

Veröffentlicht am 19.12.2017

Dieses "Unwetter" ist nichts für schwache Nerven!

Die Perfekten
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Caroline Brinkmann - DIE PERFEKTEN

"Rain ist ein Ghost. Sie lebt außerhalb des Systems. Seit ihrer Geburt ist sie auf der Flucht vor den Gesegneten, einer perfekten Weiterentwicklung der Menschen, die ...

Caroline Brinkmann - DIE PERFEKTEN

"Rain ist ein Ghost. Sie lebt außerhalb des Systems. Seit ihrer Geburt ist sie auf der Flucht vor den Gesegneten, einer perfekten Weiterentwicklung der Menschen, die mit eiserner Hand regieren und das Volk unterdrücken. Rain weigert sich jedoch, sich ein Leben lang zu verstecken, und begeht einen fatalen Fehler. Sie bricht die wichtigste Regel der Ghosts:"
VERTRAUE NIEMANDEM!

Rain ist 16 und lebt als Schatten am Rande der Gesellschaft. Ihre Existenz bedroht all die Menschen, die an das Gesegneten-System glauben und von ihm abhängig sind. Die Gesegneten regieren, die Gesegneten sind perfekt.

Wer sich ohne Erlaubnis fortpflanzt, wird bestraft, ein solches Kind nennt man "Ghost", denn es dürfte es ja nicht geben. Rain ist ein solches Kind, immer auf der Flucht und "Hüterin" der 1000 Verstecke. Allein ihrer Mutter Storm vertraut sie, aber sollte sie das?
In einer 3 Klassen-Welt selektiert man die besten Gene und stuft nach unten ab. Einsen haben alle Chancen, Zweien müssen hart arbeiten und die meist kranken Dreien, werden als Belastung gesehen.
In einer Stadt wie Grey - der Name ist Programm - herrscht ein raues Klima. Der Smog der Industriestadt ist überall. Atemmasken verhindern nur das Schlimmste und manchmal nicht einmal das.
Dabei müssten die Gesegneten ihrer hart arbeitenden Bevölkerung von Grey nur ein Filtersystem installieren und keiner müsste krank werden. So werden Atemorgane, Haut und auch Augen verätzt. Auch eine "Eins" kann so eine "Drei" werden.
Rebellen erschüttern das Land, die Spines kenne auch keine Gnade, werden sie gefasst, erwartet sie die Hinrichtung.
Der Tag, an dem Rain ihre Mutter Storm aus den Klauen des Henkers befreit, verändert ihr Leben.
Storm und Rains Motto "Unwetter haben keine Angst" wird auf eine harte Probe gestellt. Nach Rains Festnahme bestimmt ein medizinischer Robot, "Med-Bot" genannt, ihre Gene und entdeckt eine Sensation.

"Sie ist Rain. Der Regen. Der Neuanfang."

Diese Dystopie ist an Spannung kaum zu überbieten, ein richtiger Trhriller, der an den Nerven zerrt. Selten habe ich 600 Seiten in so kurzer Zeit gelesen.
Die meisten Dystopien geht nach 100 Seiten die Luft aus, hier bietet der Fluss an kreativen Überraschungen einen Lese-Herzinfarkt. Atemberaubend und höchst hypertonisch. Tiefgründige und sehr gute Unterhaltung.

"Die Perfekten" von Caroline Brinkmann ist der erste Teil einer Dilogie - Ich kann es kaum erwarten, bis die Fortsetzung 2018 erscheint. Bis dahin erhole ich mich..
Leseempfehlung: All Age - Pageturner

Veröffentlicht am 19.12.2017

Caterina in der Suppenschüssel

Hotel du Barry oder das Findelkind in der Suppenschüssel
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Lesley Truffle - Hotel du Barry oder das Findelkind in der Suppenschüssel

London, 1919
Als das Stubenmmädchen und der Page sich gerade gegenseitig einen Dienst erweisen, wissen sie noch nicht, warum die ...

Lesley Truffle - Hotel du Barry oder das Findelkind in der Suppenschüssel

London, 1919
Als das Stubenmmädchen und der Page sich gerade gegenseitig einen Dienst erweisen, wissen sie noch nicht, warum die Wäscheleine so fröhlich hin und herschaukelt. Hausdame Bertha Brown platzt in die Szene hinein und findet daran ein "aufgeknüpftes" Baby vor, welches kunstvoll in eine beige Funktionsunterhose drapiert wurde.
Dank Form und Farbe des "Liebestöters" kann man sicher gehen, dass deren ehemalige Besitzerin nicht für den quiekenden Inhalt verantwortlich ist. Im biblischen Sinne jedenfalls nicht. Das Kleine hat zwei herausragende Merkmale, es trägt ein goldenes Armband und seine Augen sind violett.
Während der Saison beherbergt das Hotel du Barry viele übermütige Debütantinnen.
Im allgemeinen Verdrängungstaumel, der nach dem Krieg herrscht, wird ausschweifend gefeiert, besonders die Reichen lassen es krachen, als gäbe es kein Morgen mehr. Die Suche nach der leiblichen Mutter wird diskret sein müssen.
Bertha ruft Sean und Mary zur Ordnung und ein herbeigeeilter Doc Ahearn bestätigt die Gesundheit des kleinen Kuckucks und der Hoteldedektiv Jim Blade beginnt sofort mit der Bestandsaufnahme:

"Ausgesetztes Baby. Lebendig und wohlauf. Zwei oder drei Monate alt.
07:02 Uhr, 14 Juni, 1919.
Fundort, Wäscheleine des Hotel du Barry, hintere Waschküche.."

Hausdame Bertha will nie wieder ein ausgesetztes Kind dem Waisenhaus überlassen, für ein namenloses Kind, ist dies so ziemlich der unfreundlichste Ort, an dem es aufwachsen könnte. Berthas Entschluss steht, sie werden das Baby behalten und gemeinsam aufziehen. Die "Führungsetage" darf nichts davon erfahren.

Der Säugling wird in eine mit Nerz ausgelegte silberne Suppenterrine gebettet und die edlen bestickten Servietten sind als "Windel" gerade gut genug. Vom Pagen bis zum Kammerdiener, teilen sich die Angestellten die Betreuung des Babys.

Während der turbulenten Arbeitszeit wird ein Servierwagen verwechselt und das darin schlummernde Baby, landet bei Daniel du Barry höchstpersönlich.
Auch der Besitzer des mondänen Hotels kann sich dem glucksenden Charme des kleinen Mädchens nicht entziehen. Er benennt sie nach seinem Lieblingschampagner: Caterina Anastasia Lucinda.
Und somit ist das Hotelbaby offiziell.
Jahre vergehen und "Cat" - wie sie von jedem genannt wird - wächst in schwelgenden Luxus auf, der ihr nichts bedeutet, im Vergleich zu ihrer Hotel-Familie. Ihren Adoptiv-Vater, Daniel du Barry liebt sie hingebungsvoll.

"Du bist jetzt alt genug, um dir in meiner Bibliothek selbst auszusuchen, was du lesen willst. Denke darüber nach, wie du deinen Geist formen und was für ein Mensch du sein möchtest, wenn du groß bist."

Eine wundervolle "Upstairs/Downstairs-Romanze", ein ganzes Hotel liegt einem ausgesetztem Säugling zu Füßen. Ein spannendes Gesellschaftsportrait der Bohème der Nachkriegsjahre, ironisch warmherzig, berührend und sehr unterhaltsam.
Das soziale Netzwerk der Patchwork-Family birgt natürlich auch jede Menge Intrigen, leichte Frivolitäten und humorvolle Turbulenzen.
Nichts für Moralaposteln, daher meine Empfehlung für dieses kleine Juwel!

Veröffentlicht am 19.12.2017

Von Spatzen und Menschen

Das Leben und Sterben der Flugzeuge
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Heinrich Steinfest - Das Leben und Sterben der Flugzeuge

Die unglaubliche Geschichte eines blinden Golfspielers, der das "Grün" in seiner Erinnerung, als Klimt-Skizze einer liegenden Frau sieht und zu ...

Heinrich Steinfest - Das Leben und Sterben der Flugzeuge

Die unglaubliche Geschichte eines blinden Golfspielers, der das "Grün" in seiner Erinnerung, als Klimt-Skizze einer liegenden Frau sieht und zu einem "Hole in One" anlegt. Man hat keineZweifel, dass er trifft.
Philosophische Betrachtungen eines Spatzes, der lieber Fastfood-Reste isst, als selber zu jagen und zu töten. Er wird mit seiner eigenen Unfähigkeit, sich artgerecht zu ernähren, konfrontriert, er versinkt in trotzige Scham, als er es versucht und versagt.
Ein folgenschwerer Zusammenstoß mit einem explodierenden Sperling, schickt ihn auf eine geheime Mission nach Wien. Der Spatz von Paris wird zum gefiederten James Bond, zur Rettung der Sperks soll er den "Dritten" Spatz aufsuchen, den legendären Pinesits. Dazu muss er nur noch den Tautropfenmaler Arthur Engel finden, der gegenüber eines Friedhofs wohnt und den Kontaktspatz beherbergt.
Im Nachtzug Wien/Budapest, erliegt er einem seltsamen Traum. Er ist im Körper eines blinden Mannes, der gerade ein Tennis-Match gewonnen hat..
Führt der Spatz ein surreales Doppelleben?
In Wien angekommen, wird er von einem Killer mit einem Streifschuss verletzt.
Der Junge aus dem Zug, der eine Limo bei einem Inder bestellte, aber einen Apfelsaft bekam, tritt in die Schusslinie, bevor er erneut anlegen kann. Der Spatz entkommt.
Durch Zufall, landet er in einem Blumenbouquet einer Frau, die zum Friedhof fährt..
Das Kennenlernen der beiden Spatzen und deren phantastisch anmutende Geschichte, hat mich sehr berührt, sie hat mir einige tiefe Friedensmomente verschafft.
Nach der charmanten Geschichte, wie Arthur Engel dem Methusalem aller Spatzen das Leben gerettet hat, geht es weiter nach Belfast.

Spatz Paris zu Spatz Wien:
"Das ist doch die Stadt, wo die Christen aufeinander sauer sind!"

"Es ist keine geringe Wahrheit, wie sehr jede Lebensrettung eine Verantwortung und Bindung nach sich zieht. Eine halbe Rettung erscheint daher schlimmer, als gar keine."

"Der Sinn ihrer Ehe war mysteriös, doch mysteriös sinnlose Ehen scheinen zu den wenigen Dingen der Menschen zu gehören, die so gerecht über die gesellschaftlichen Milieus verteilt sind, wie eigentlich sonst nur noch der Tod."

Die vielen kleinen Geschichten greifen ineinander, man kann nicht aufhören zu lesen.
Eines ist klar, ich werde nie wieder einen Spatz mit den gleichen Augen sehen können.

Heinrich Steinfest kappt die Grenzen jenseits der Vorstellungen des Lesers. Es ist eine bizarre Welt, in die man eintaucht, weil man anhand der detailverliebten Erzählung, alles logisch nachvollziehen kann und sich gleichsam königlich unterhält. Spannend mit einem Hauch "Noir".

Nicht für jeden Vergleich kann man Kafka herzitieren, aber sagen wir mal so:
Es hätte ihn verwirrt und pfadlos zurückgelassen.
Ein Buch, wie es einem John Irving gefallen würde. Klug, bizarr und abseits vom Wege.

Dafür eine uneingeschränkte Empfehlung!

Veröffentlicht am 19.12.2017

Gefährlich mit scharfen Zähnen

Diabolic (1). Vom Zorn geküsst
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S.J. Kincaid - Diabolic.1: Vom Zorn geküsst

"Eine Diabolic ist stark.
Eine Diabolic kennt kein Mitleid.
Eine Diabolic hat eine einzige Aufgabe: Töte, um den einen Menschen zu schützen, für den du erschaffen ...

S.J. Kincaid - Diabolic.1: Vom Zorn geküsst

"Eine Diabolic ist stark.
Eine Diabolic kennt kein Mitleid.
Eine Diabolic hat eine einzige Aufgabe: Töte, um den einen Menschen zu schützen, für den du erschaffen wurdest."

Nemesis ist wie ein wildes Tier, das aussieht wie ein Mensch, sich aber, seinem Ursprung nach, allein nach seinen Instinkten richtet.
Sie ist eine Tigerin, eine Tötungsmaschine.

Trainiert auf mitleidloses und sekundenschnelles Töten, ist sie der beste Schutzwall gegen Feinde. Ist eine Diabolic erst auf einen Menschen geprägt,
lernt sie einer zu werden. Seit der Verbindung mit ihrer Schutzbefohlenen, der jungen Sidonie, hegt sie keinen größeren Wunsch, als alles Unheil von ihr fernzuhalten.
Sämtliche Verteidigungsmechanismen, stehen dem Mädchen zur Verfügung.
Schnelligkeit, Reaktion, Muskelkraft und kompromissloses Handeln legen sich wie ein zarter Mantel um Sidonie, selten merkt sie, wie sehr sie beschützt wird.
Sidonie liebt Nemesis wie eine Schwester, eine Freundin, eine Gefährtin.

Ihr Vater hat den Imperator mit seinen rebellischen Ansichten verärgert. Der Senator hat eine kleine Wissensbibliothek aus alten verbotenen Datenträgern gerettet.
Naturwissenschaften stehen auf dem Index und das Imperium verhängt drakonische Strafen.

Ein Inquisitor soll Sidonie an den Kaiserhof bringen, sie soll für ihres Vaters Taten "bezahlen".
Die Matriarchin hat einen Plan, sie schickt Nemesis anstatt ihrer Tochter an den Hof.
Eine Gouvernante verpasst Nemesis den letzten Schliff.

Die Täuschung gelingt, doch ausgerechnet der exzentrische Thronfolger Tyrus, fühlt sich zu ihr hingezogen.
Nemesis ist zwar die tödlichste Waffe des Universum, doch Liebe ist ein Fremdwort für sie.

"Der Kaiser verlangt von mir, mein unschuldiges Lämmchen zur Schlachtbank zu schicken. Ohne mich. Stattdessen bekommt er meine Anaconda."
Die Matriarchin

Spannende Murder-Mystery, Fantasy von fernen Planeten. Erfrischend und flüssig geschrieben, Abenteuer mit einer sehr ungewöhnlichen Heldin.
Dieses "Doppelte Lottchen" hat scharfe Zähne..

Fortsetzung:
Diabolic (2). Durch Wut entflammt 2. März 2018