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Veröffentlicht am 10.11.2019

Geister der Vergangenheit

Das Geheimnis von Shadowbrook
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Schon die Schönheit des Buchumschlags hat mich ungemein für den Roman eingenommen. Auch was sich zwischen den Buchdeckeln verbirgt, hat mich beeindruckt.

Die junge Clara Waterfield lebt mit Mutter und ...

Schon die Schönheit des Buchumschlags hat mich ungemein für den Roman eingenommen. Auch was sich zwischen den Buchdeckeln verbirgt, hat mich beeindruckt.

Die junge Clara Waterfield lebt mit Mutter und Stiefvater in London. Doch es ist kein gewöhnliches Leben, den sie leidet an der Glasknochenkrankheit und darf das Haus lange Jahre nicht verlassen. Als ihre Mutter verstirbt, sucht sie allerdings Trost in den Kew Gardens und eignet sich zur Ablenkung vielfältiges botanisches Wissen an. Dennoch überrascht es, dass ausgerechnet sie ausgesucht wird, auf einem ländlichen Herrenhaus namens Shadowbrook ein Glashaus mit Pflanzen der Kew Gardens zu bestücken. Doch Clara nimmt an, denn das konventionelle Leben einer Frau Anfang des 20. Jahrhunderts kommt für sie nicht in Frage. Und so flieht sie vor ihrer Behinderung und ihrem Verlust nach Shadowbrook.

Susan Fletcher schafft eine detaillreiche, unheimliche Atmosphäre. Clara sieht sich mit einem häufig abwesenden, geheimnisvollen Hausherren, einer schwer einzuschätzenden Haushälterinnen, Geheimnissen der Vergangenheit und Spukerscheinenungen konfrontiert. Während die sonst so rationale Clara immer mehr zweifelt, ob der Tod tatsächlich das absolute Ende darstellt, kommt sie auch erstmals näher mit der Männerwelt in Kontakt und muss sich gänzlich neuen Empfindungen stellen. Wem sie dabei trauen kann, ist wirklich schwer zu durchschauen, was sehr zur Spannung der Geschichte beiträgt. Auf die Lösung aller Rätsel wäre ich nicht gekommen. Auch das hat mir sehr gefallen.

Susan Flechtchers metaphernreicher Stil hat mich so fasziniert, dass ich sicher weitere Romane von ihr lesen werde. Ich hoffe, sie erschafft noch mehr ungewöhnliche, überzeugende Protagonistinnen wie Clara.

Veröffentlicht am 08.11.2019

Zurück auf Eldenau

Die Pferde von Eldenau - Donnernde Hufe
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Ich freue mich immer sehr, wenn ein weiterer Band dieser Pferdeserie erscheint. Dies ist nun der dritte Teil. Wenn es nach mir geht, kann die Serie noch lange weiter gehen. Ich folge den Abenteuern von ...

Ich freue mich immer sehr, wenn ein weiterer Band dieser Pferdeserie erscheint. Dies ist nun der dritte Teil. Wenn es nach mir geht, kann die Serie noch lange weiter gehen. Ich folge den Abenteuern von Frida und Jannis sowie ihren Pferden wirklich gern.

Frida und Jannis sind nun schon eine Zeitlang ein Paar. Glücklicherweise wird man hier nicht ewig künstlich auf die Folter gespannt, bis die Protagonisten zusammen finden. Aber natürlich ist trotzdem nicht alles eitel Sonnenschein. Jannis muss weiter mit Dari trainieren, um seinen Vater davon abzuhalten, die Stute zu verkaufen. Ausgerechnet die souveräne Frida erleidet unverschulde einen Unfall mit den Ponys, der bei ihr Spurenhinterlässt. Zur Ablenkung zieht sie sich ins Wildpferdreservat zurück und muss feststellen, dass dort einiges Im Argen liegt. Auch Max und Linh kommen in der Geschichte nicht zu kurz. Max lernt reiten und muss fürchten, mit seiner Mutter nach Shanghai zu ziehen.

Man merkt es schon, die Geschichte ist wunderbar komplex und alles andere als eindimensional runtererzählt. Frida erweist sich erneut als absolut patentes Pferdemädel, auch wenn sie mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen hat. Wie gewohnt erzählen Jannis und Frida abwechselnd aus der Ich-Perspektive. Die Story erhält unter anderem wieder Spannung aus dem Gegensatz zwischen Freizeitreiten und Sportreiterei und greift weitere aktuelle Themen der Pferdeszene auf.

Auch wenn das Buch meinem Eindruck nach schon umfangreicher ist als andere Pferde-Jugendbücher, hätte es für mich noch ewig weitergehen können. Bleibt also nur, auf den vierten Band zu hoffen!

Ein wahres Schmuckstück hat der Magellan Verlag wieder mit dem Cover kreiert. Jeder Band ist einzigartig schön, und trotzdem erkennt man an Gemeinsamkeiten, dass er Teil einer Serie ist.

Ich bin altersmäßig schon lange nicht mehr Teil der Zielgruppe. Die Serie ist also auch für ältere Reiterinnen, die Jugenbücher mögen, unbedingt empfehlenswert.









Veröffentlicht am 06.10.2019

Perfektes Märchen

Märchenfluch, Band 1: Das letzte Dornröschen
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Wer wie ich die Märchenserie Once Upon a Time liebt wird auch von diesem Jugendroman, in dem Märchen auf Moderne trifft, begeistert sein.
Als Flora eine seltsame Einladung in eine alte Mühle erhält, gerät ...

Wer wie ich die Märchenserie Once Upon a Time liebt wird auch von diesem Jugendroman, in dem Märchen auf Moderne trifft, begeistert sein.
Als Flora eine seltsame Einladung in eine alte Mühle erhält, gerät sie mitten hinein in ein fantastisches Abenteuer. Lange Zeit kann sie nicht glauben, dass sie tatsächlich die letzte Nachfahrin Dornröschens ist. Gemeinsam mit anderen Märchen-Abkömmlingen soll sie nun lernen, die Menschen vor Vergiftung durch magische Gegenstände zu schützen. Dabei trifft sie auf eine Schneewittchen-Verwandte, eine Rapunzel- Nachfahrin und gleich zwei junge Männer, die ihr wie veritable Märchenprinzen vorkommen. Aber nicht alles was glänzt ist Gold und schon bald bekommt Flora zu spüren, wie gefährlich Märchen in Wirklichkeit sein können...

Der Roman glänzt nur so vor fantasievollen Details wie einem heimtückischen Taschenspiegeln, dem Märchen-Gen und einercverzauberten Kröte. Mit der Ich-Erzählerin Flora punktet er zudem mit einer durchweg sympathischen, patenten Protagonistin. Die Autorin erzählt so fesselnd, dass ich das Buch an nur einem Wochenende gelesen habe. Nicht nur wegen des packenden Endes bin ich froh, dass es eine Trilogie wird. Ich habe wirklich Lust, in diese zauberhafte Welt zurückzukehren.
Ein absolutes Highlight ist auch der wunderschöne, passende Buchumschlag. Das ganze Buch ist liebevoll gestaltet. Es ist auch ohne Umschlag ein Schmuckstück und innen mit Rosen-Zeichnungen illustriert. Ein echtes Märchenbuch!

Veröffentlicht am 03.10.2019

Magisches Prag

Melmoth
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Ich war sehr gespannt auf „Melmoth“, hatte mir doch „Die Schlange von Essex“ von Sarah Perry als sehr ungewöhnliches Buch herausragend gefallen.

Tatsächlich findet sich in beiden Büchern die gleiche sprachliche, ...

Ich war sehr gespannt auf „Melmoth“, hatte mir doch „Die Schlange von Essex“ von Sarah Perry als sehr ungewöhnliches Buch herausragend gefallen.

Tatsächlich findet sich in beiden Büchern die gleiche sprachliche, nahezu poetische Brillanz. Dennoch hat mich „Melmoth“ etwas weniger begeistert als sein Vorgänger.

Zu fesseln wusste mich der atmösphärische, düstere Auftakt, in dem der in Prag lebende, deutschstämmige J.A. Hoffmann dem Gelehrten Dr.Karel Prazan von einer absonderlichen Gestalt berichtet, die ihn zu verfolgen scheint, doch stets in den Schatten bleibt. Hier wurden wunderbare Anklänge zur schwarzen Romantik und an die englische gothic novel sichtbar. Auch Hoffmann heißt sicherlich nicht zufällig so wie der berühmte Autor des „Sandmann“.

Als Hoffmann auf mysteriöse Weise verstirbt, scheint sich die titelgebende Schattengestalt Melmoth zunächst an Karels, dann an die Fersen seiner Bekannten, der Historikerin Helen zu heften. Helen ist die Hauptprotagonistin des Romans und selbst von einem Geheimnis ihrer Vergangenheit umschattet. Ist es das, was Melmoth zu ihr zieht?

Die Erzählung entfaltet sich unter anderem auch in schriftlichen Berichten der Vergangenheit unterschiedlichster Herkunft, was mir normalerweise gut gefällt. Hier scheinen sie jedoch zum Teil unvermutet quasi aus aller Herren Länder aufzutauchen, was mir ein etwas zerfaserndes Bild lieferte und den Lesefluss in Stocken geraten ließ.  Achtung Spoiler: Zudem machte die Autorin völlig unvermittelt das Grauen der NS-Zeit, anderweitigen Völkermord und die Situation heutiger Geflüchteter zum Thema. Bewegende Themen, auf die mich im Klappentext jedoch nichts vorbereitet hatte. Zufällig lese ich gerade ein anderes Buch über die Aufarbeitung des düsteren Kapitels der deutschen Geschichte. Bei letztgenanntem Buch wusste ich aber von Beginn an, worauf ich mich einlasse. Bei „Melmoth“ habe ich mich daher leider etwas hinters Licht geführt gefühlt, denn ich hatte mich auf ein in ganz anderer Hinsicht schauriges Lesevergnügen gefreut. In dem „Melmoth“ einen Bogen von früheren Greueltaten zur aktuellen Geflüchteten-Debatte schlägt, will die Autorin sehr viel erreichen. Für mich persönlich ist sie dabei etwas über das Ziel hinausgeschossen.

Wer den Hintergrund der „Melmoth the wanderer“-Legende oder des Ahasverus-Mythos nicht wie ich beinahe sein Leben lang kennt, mag ohne Erwartungen an den Roman herangehen, die dann auch nicht enttäuscht werden können. Den unvergleichlichen Charme der „Schlange von Essex“ konnte Sarah Perry mit „Melmoth“ für mich nicht wiederholen. Mit Helen und ihren Bekannten hat sie zwar ähnlich ungewöhnliche, sperrige Protagonisten erschaffen, die für mich jedoch teilweise blasser blieben. Das gilt insbesondere für Helen. Trotzdem war der Roman sprachlich erneut schön wie ein Gemälde, so dass ich nicht bereue, ihn gelesen zu haben. Auch Prag wurde märchenhaft dargestellt. Und der Buchumschlag ist absolut zauberhaft.

 



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Veröffentlicht am 02.10.2019

Grüne Hausapotheke

Unsere grüne Kraft - das Heilwissen der Familie Storl
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Mit GU-Ratgebern habe ich noch nie falschgelegen. Auch dieser ist sehr übersichtlich gestaltet und mit aussagekräftigen, schönen Farbfotos bebildert. Die Familie Storl habe ich vor einiger Zeit auf Facebook ...

Mit GU-Ratgebern habe ich noch nie falschgelegen. Auch dieser ist sehr übersichtlich gestaltet und mit aussagekräftigen, schönen Farbfotos bebildert. Die Familie Storl habe ich vor einiger Zeit auf Facebook entdeckt, da ich seit langem viel von der Phytotherapie, also dem Heilen mit Pflanzen, halte. Natürlich gibt es Krankheitssituationen, in denen man damit an seine Grenzen kommt. Es gibt aber auch vieles, wogegen im wahrsten Sinne des Wortes ein Kraut gewachsen ist. Der Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl führt zunächst in die Thematik ein, bevor seine Frau in zwei Teilen dann das Heilen mit Kräutern und nachfolgend Heilmittel aus der Küche vorstellt.  Jede Heilpflanze wird sehr persönlich eingeführt, mit Schilderungen, in denen die Storls es schon persönlich erfolgreich zur Heilung benutzt haben. Zur Illustration dienen auch persönliche Fotos der Familie Storl, vorwiegend auf ihrem Einödhof aufgenommen.

Rezepte zur Zubereitung des Heilmittels fehlen auch nicht, wobei sie nie den Rahmen sprengen. Das habe ich als sehr angenehm empfunden, da das Buch so nicht zu einer bloßen Auflistung wird, sondern sich ein gewisser Lesefluss entwickelt. Ein Erfolgserlebnis war für mich, dass mir die meisten Pflanzen bekannt waren und ich auch einige durchaus ohne weiteres in der freien Natur erkenne.

Schließlich wird auch nicht ausgespart, dass sich viele Kräuter auch durchaus zum Räuchern eignen.

Schon das Durchblättern des Buches hat durch die beruhigenden Grüntöne einen entspannenden Effekt. Auch nach dem Lesen werde ich es bestimmt immer mal wieder zur Hand nehmen, um etwas nachzulesen. Ziel erreicht!