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Veröffentlicht am 03.05.2020

Finsteres Frankreich

Die brennenden Kammern
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Die brennenden Kammern im Titel beziehen sich auf die Feuer der katholischen Inquisition, von denen im Frankreich des16. Jahrhunderts auch Hugenotten verfolgt wurden. Mit welcher Brutalität Menschen christlichen ...

Die brennenden Kammern im Titel beziehen sich auf die Feuer der katholischen Inquisition, von denen im Frankreich des16. Jahrhunderts auch Hugenotten verfolgt wurden. Mit welcher Brutalität Menschen christlichen Glauens zu Werke gingen, ist immer wieder erschütternd.

Die junge Katholiken Minou Joubert kümmert sich fleißig um den Buchladen ihres Vaters, als dieser zu kränkeln scheint. Ein Brief mit der seltsamen Botschaft "Sie weiß, dass ihr lebt," gibt ihr Rätsel auf. Viel mehr aber beeindruckt sie die Begegnung mit dem Hugenotten Piet Reydon, selbst als er beschuldigt wird, einen Mord begangen zu haben und fliehen muss. Doch bald ergibt sich für Minou die Gelegenheit, ihren Bruder Aimeric nach Toulouse zu begleiten, wo sie auch Piet vermutet.

Finstere Glaubenskriege, Familiengeheimnisse und gute historische Recherche sind der Stoff, aus dem dieser Roman gewoben wurde. Er ist in sich abgeschlossen, stellt aber den Auftaktband einer Saga um das Schicksal der Hugenotten dar. Für Spannung sorgen kursiv eingestreute Texte aus Sicht einer übelwollenden Person, die nur zu den Gegenspielern Piets und Minous zählen kann. Zudem punktet das gebundene Buch mit hochwertiger Ausstattung.

Weniger gut gefallen hat mir, dass die Kapitel sehr kurz gehalten waren, wie ich es sonst eher von schlechten Jugendbüchern kenne. Das hat für mich den Lesefluss empfindlich gestört. Auch die Schnelligkeit, mit der sich Piet und Minou verlieben, würde eher in dieses Genre passen. Die Protagonisten sind leider auch insgesamt eher oberflächlich gestaltet und entweder patent und herzensgut wie die beiden oder böse bis verrückt wie ihre Gegenspieler. Der allerletzte Funke der brennenden Kammern ist daher auf mich nicht übergesprungen. Dennoch gute Unterhaltung für Freunde des historischen Romans.


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Veröffentlicht am 20.04.2020

Wendepunkte

Der Wald, vier Fragen, das Leben und ich Von einer Begegnung, die alles veränderte
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Ich als Fan von dicken Schmökern muss natürlich anmerken, es ist ein kleines Büchlein, das ich in 1 1/2 Stunden gelesen hatte. Trotzdem und obwohl sowohl die Geschichte als auch die 4 Lebensfragen, um ...

Ich als Fan von dicken Schmökern muss natürlich anmerken, es ist ein kleines Büchlein, das ich in 1 1/2 Stunden gelesen hatte. Trotzdem und obwohl sowohl die Geschichte als auch die 4 Lebensfragen, um die es geht, sehr einfach gehalten sind, ist das Buch nicht spurlos an mir vorübergegangen. Die Behauptung auf dem Buchrücken "Dieses Buch kann ihr Leben verändern" ist natürlich ganz schön hochgegriffen. Und die Mutter zweier Kinder mit Haus, Job und nettem Mann, die dennoch permanent unzufrieden ist, hat mich zunächst etwas ungeduldig werden lassen. Sie begegnet im Wald einer alten Frau, die ihr nach und nach vier eigentlich ganz naheliegende Fragen stellt. Mit großer Wirkung...
Tatsächlich ertappe ich mich dabei, wie ich mir bei Gelegenheit auch diese Fragen stelle, darüber nachdenke und einen wohltuenden Prozess in Gang setze.
Das Buch ist mit ebenfalls ganz einfach gehaltenen Illustrationen auch nett aufgemacht. Trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass manches tiefer ausgearbeitet worden wäre. Vor allem die vier zentralen Fragen hätten noch deutlicher herausgestellt werden können. Ich musste sie mir selbst bewusst immer wieder ins Gedächtnis rufen.

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Veröffentlicht am 15.04.2020

London magic

Meridian Princess 1. Die Clockmakers Academy
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Mit Meridian Princess beginnt die Autorin ihre Reihe um die Clockmakers Academy. Hier wird es wirklich magisch, denn die 15jährige Jade erfährt allerhand Überraschendes: Sie gehört zu den Zeiterben, die ...

Mit Meridian Princess beginnt die Autorin ihre Reihe um die Clockmakers Academy. Hier wird es wirklich magisch, denn die 15jährige Jade erfährt allerhand Überraschendes: Sie gehört zu den Zeiterben, die neben Zeitsprüngen je nach Veranlagung noch über andere magische Fähigkeiten verfügen. Sir Arthur, den sie bisher nur als ihren Vormund kannte, ist in Wirklichkeit ihr Verwandter. Er hat dafür gesorgt, dass sie zu ihrem Schutz für tot gehalten wurde, denn mit dem gefährlichen Chronos gibt es einen mächtigen Gegner der Zeiterben. Doch nun soll Jade gemeinsam mit Freund Mat auf das Zeitgen getestet werden und auf der Clockmakers Academy in London ihre Kräfte entwickeln.

Anja Ukpai schafft ein zauberhaftes und stimmiges magisches Universum. Dabei verwebt sie gekonnt reale Londoner Orte und Geschichten in ihre Welt. Das ganze Magiesystem ist einfallsreich und stimmig. Besonders haben mir ihre übernatürlichen Wesen gefallen: Prognosetiere, Feuerschrecken, Teufelsnadeln, Dämonen aus der Unwelt... Hiervon hätte es nach meinem Geschmack noch viel mehr geben können und ich freue mich darauf in den Folgebänden.

Jade und ihre Freunde sind für mich noch etwas blass geblieben. Vor allem Jades Mitschüler Henry ist für mich noch gar nicht einschätzbar, Ich kann allerdings nicht sagen, ob er so viel verbirgt, oder ob einfach nicht genug Seiten zur Verfügung standen, manches noch tiefgründiger zu entwickeln.Das Buch hat vom Thema her natürlich den Nachteil, dass sich der Vergleich mit dem berühmten Harry Potter geradezu aufdrängt. Und HP ist nun mal oberster Liga.


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Veröffentlicht am 13.04.2020

Todesseherin

Ezlyn. Im Zeichen der Seherin
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Ezlyn hat als Todesseherin eine Gabe, die sie sehr wertvoll macht. Berührt sie einen Menschen, kann sie sehen, wie er zu Tode kommen wird. Doch durch diese Voraussage kann es auch gelingen, diesen Tod ...

Ezlyn hat als Todesseherin eine Gabe, die sie sehr wertvoll macht. Berührt sie einen Menschen, kann sie sehen, wie er zu Tode kommen wird. Doch durch diese Voraussage kann es auch gelingen, diesen Tod zu verhindern - allerdiongs um einen hohen Preis.

Mädchen mit dieser Fähigkeit werden ausgebildet und dann meistbietend versteigert. Am Hof ihrer Besitzer müssen sie sich zudem strengen Regeln unterwerfen. Ezlyn scheint es zunächst recht gut getroffen zu haben, entwickelt sie doch Gefühle für Malachi, den Sohn ihres Lords. Doch an dessen Hof begegnet sie ausgerechnet auch dem Schattenkrieger Dorian aus ihrer eigenen Todesvision - dem Mann, der ihren Tod verursachen soll...

Aufmachung und Grundidee des Romans haben mir wirklich gut gefallen. Er hat mich als Fantasyfan auch gut unterhalten. Dennoch erschien mir beim Lesen manches verbesserungswürdig. Die sich anbahnende Liebesgeschichte hat schon einiges von der sprichwörtlichen instant love, wie auch überhaupt einige Charaktere recht nah an der Oberfläche blieben, ebenso wie das Wordbuilding. Die Feuervögel der Todesseherinnen beispielsweise wurden so im Vagen belassen, dass in meiner Vorstellung unpassenderweise riesige Kanarienvögel durch die Gegend flatterten. Vor allem die Namen der Protagonisten wirkten, als sei ein Vornamenbuch explodiert, da sie allen möglichen Mythologien unterschiedlicher Kulturkreise entlehnt wurden. Manches in der Erzählung wurde mir nicht recht plausibel. Als Ezlyn allmählich die Gesellschaftstrukturen zu durchschauen beginnt, scheint ein Attentat das alleinseligmachende Mittel, ohne dass begreifbar wird warum. Der ersehnte Tod des Widersachers vollzieht sich dann quasi zwischen zwei Sätzen, so dass er mir beinahe entgangen wäre. Das Ende überrascht insofern, als hier ein völlig neues Lösungskonzept präsentiert wird, das vorher im Roman keinerlei Erwähnung fand.

Ich hatte den Eindruck, dass hier damit gepunktet werden soll, Fantasy mal in einem Einzelband zu päsentieren. Das hat der Autorin aber nicht genug Zeit gelassen, ihre eigentlich gut erdachte Geschichte besser auszuarbeiten.

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Veröffentlicht am 12.04.2020

Komplexe Wahrheit

Miracle Creek
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Kaum zu glauben, dass es sich bei diesem komplexen Geflecht von einem Roman tatsächlich um Angie Kims erstes Buch handelt. Mit Miracle Creek hat sie ein Werk geschaffen, das man nach dem Lesen nicht so ...

Kaum zu glauben, dass es sich bei diesem komplexen Geflecht von einem Roman tatsächlich um Angie Kims erstes Buch handelt. Mit Miracle Creek hat sie ein Werk geschaffen, das man nach dem Lesen nicht so schnell vergisst.

Sie scheint dabei zumindest zum Teil aus ihrem eigenen Hintergrund zu schöpfen, stammt sie doch wie ihre Protagonisten, die Familie Yoo, aus einer südkoreanischen Familie, die in die USA emigrierte. Der Roman beginnt mit einem Unglück: Familie Yoo betreibt das Miracle Submarine, das mit einer Überdruck-Sauerstofftherapie Heilung oder zumindest Linderung für zahlreiche Leiden in Aussicht stellt. Doch diese Therapie ist nicht unumstritten. Als eine Gruppe Demonstrantinnen aufläuft, kommt es zu einer Explosion. Zwei Patienten sterben.
Doch wie kam es zu dem Unglück? Mit Elizabeth, der Mutter eines autistischen Jungen, der der Explosion zum Opfer fiel,scheint schnell eine Schuldige gefunden. Mit großer Spannung bin ich dem Mordprozess gegen Elizabeth gefolgt, den die Autorin zum Anlass nimmt, in immer erhellenden Rückblicken zu zeigen, dass tatsächlich beinahe jeder der an dem Unglück Beteiligten hier etwas zu verbergen hat.
Das ist wirklich packend umgesetzt. Zudem schafft es der Roman, einige wirklich belastende Themen, wie die Überforderung der Mütter behinderter Kinder und die Nöte von Einwanderern so zu verpacken, dass sie einen spannenden Stoff liefern, ohne zu überfordern oder aber ins Triviale abzugleiten.

Obwohl ich schon ca. ab der Hälfte des Buches ahnte, wer die Explosion verursacht hat, ist die dahinter stehende Geschichte so verwickelt, dass es für mich in keiner Weise langweilig wurde. Der Spannungsbogen konnte für mich auf den über 500 Seiten also bis zum Ende gehalten werden.
Angie Kim schildert die Entwicklung durch die Augen einiger Figuren, die durchweg plastisch gestaltet sind und fast gleichrangig nebeneinander stehen. Dadurch habe ich keine wirkliche Identifikationsfigur gefunden und etwas weniger mitgelitten. Bei den schweren Schicksale, die geschildert wurden, ist dies aber nicht unbedingt als Nachteil zu werten.

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