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Sanne

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.08.2018

Manchmal braucht man einen Drink

Mami braucht 'nen Drink
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Da ist also Ellen, frustrierte und chaotische Vorstadtmutti. Starke Selbstzweifel an ihrer Attraktivität, Effizienz und an ihrem Status als perfekter Mami deprimieren sie. Wie schaffen es nur die anderen ...

Da ist also Ellen, frustrierte und chaotische Vorstadtmutti. Starke Selbstzweifel an ihrer Attraktivität, Effizienz und an ihrem Status als perfekter Mami deprimieren sie. Wie schaffen es nur die anderen Mütter, so perfekt zu sein? Sehr selbstkritisch und amüsant schildert sie ihren nervenaufreibenden Alltag zwischen Kindererziehung, Job, Ehefrau. Obendrauf gibt es noch die dauerbesuchende Öko-Schwester mit Mann und sechs Kindern. Die vorzugsweise keine Toilette benutzen. Und ihre perfekte, sich jeden Stress abwimmelnde Schwester mit höchsten Ansprüchen. Alle laden sich wiederholt bei ihr ein und schmarotzen sich durch ihr ohnehin mit Schulden belastetes Heim. Kein Wunder, dass sie Halt bei Freunden und einem öfter als gelegentlichem Drink sucht. Wenigstens ist ihr Mann Simon nicht immer ein A... und liebt sie unerschütterlich. Eines Tage hat sie eine geniale Idee: sie programmiert eine App und dann.....
Sehr unterhaltsam, Mitgefühl erregend überspitzt, schonungslos selbstironisch, tröstend; ein Buch, was ich unbedingt - weil zeitweise Ähnlichem ausgesetzt- guten Gewissens empfehlen kann.

Veröffentlicht am 10.08.2018

Unterschätzt

Solange wir uns haben
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Jessica hat einen guten Job in der Werbebranche, eine Teenietochter und ein Häuschen im Grünen (noch nicht abbezahlt). Was sie noch hat: Panikattacken.
So stark, dass ihr Autofahren unmöglich ist. Müsste ...

Jessica hat einen guten Job in der Werbebranche, eine Teenietochter und ein Häuschen im Grünen (noch nicht abbezahlt). Was sie noch hat: Panikattacken.
So stark, dass ihr Autofahren unmöglich ist. Müsste sie aber, denn das Büro ist weit weg, die Tochter braucht Beförderungsmöglichkeiten. Im Notfall erweist sich die leicht spleenige Nachbarin als Hilfe. Aber wer möchte mit der schon gesehen werden? Jessica lässt sich krank schreiben, geht zum Therapeuten, kassiert trotzdem vom Chef per Telefon weiterhin Aufträge und Druck. Die Panikattacken häufen sich. Die Tochter möchte helfen. Das sieht die Mutter aber anders und verletzt und verängstigt das Mädchen. Miriam reist heimlich zu ihrem Vater nach Brasilien. Das kann Jessica doch nicht dulden!
Andrea Ulmer gelingt es, den Leser völlig in die Geschichte hineinzuversetzen. So einen Druck aufbauenden Chef kennt doch Jeder! Leicht verrückt wirkende Mitmenschen gibt es auch überall. Und fordernd auftretende Leute, die für die, die es gut mit ihnen meinen, kein Ohr haben, ständig allen Anderen Schuld an eigenen Fehlern zuweisen, sind auch nicht gerade rar. So eine ist Jessica. Sehr unsympathisch. Bis sie sich entschließt, Prioritäten neu zu setzen und nach Brasilien reist. Aber auch hier haut Tochter Miriam ab. Ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang.
Gut herausgearbeitete Mutter- Tochter -Konflikte sind dem Leben abgeschaut. Katzenlady und Paolo sind liebenswert, sie bereichern das Buch ungemein. Besonders Erstere wird eine Freundin, die jeder gern hätte.
„Solange wir uns haben“ aus dem Ullstein Verlag ist jeder Mutter mit Teenietochter zu empfehlen, aber nicht nur diesen.

Veröffentlicht am 09.08.2018

Großartig, brillant, aber böse

Todeskäfig (Ein Sayer-Altair-Thriller 1)
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Großartig, brillant, aber böse ist der Killer, der die Tochter des Gouverneurs entführt und getötet hat. Special Agent Sayer Altair, eigentlich Neurowissenschaftlerin, wird auf ihn angesetzt. Ihr Partner, ...

Großartig, brillant, aber böse ist der Killer, der die Tochter des Gouverneurs entführt und getötet hat. Special Agent Sayer Altair, eigentlich Neurowissenschaftlerin, wird auf ihn angesetzt. Ihr Partner, der sympathische Vic, steht ihr hilfreich und loyal zur Seite. Das tun nicht alle, der beigeordnete Profiler arbeitet egozentrisch, der einflussreiche Gouverneur konterkariert selbstherrlich die Ermittlungen durch Weitergabe von Informationen.
Schwer, das Motiv des Killers zu erforschen. Er schockt seine Opfer mit antiken Zwillingsmorden, sperrt sie in Käfige und setzt sie unter Drogen. Warum? Ein weiteres Mädchen wird entführt, Ermittler werden getötet oder verletzt. Interne Unterlagen werden gefälscht, falsche Spuren gelegt. Gibt es Gemeinsamkeiten mit anderen, allerdings längst aufgeklärten Serienmorden?
Sayer stößt bei ihren parallel laufenden Forschungsarbeiten auf unglaubliche Fakten. Kann man Serienmörder anhand von Auffälligkeiten im Gehirn erkennen?
Ellison Cooper hat einen durchaus spannenden Thriller geschrieben. Ihre Agentin ist sympathisch, die beschriebenen Fälle faszinierend. „ Der Todeskäfig“ aus dem Ullstein Verlag liest sich interessant und bietet gute Unterhaltung.

Veröffentlicht am 26.07.2018

Elternsprecherin der anderen Art

Die Elternsprecherin
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Jen hat eine folgenreiche Aufgabe übernommen: sie ist überredet worden, Elternsprecherin in der Vorschulklasse ihres drittgeborenen Kindes zu werden. Diese Aufgabe kennt sie aus der Schulzeit ihrer älteren ...

Jen hat eine folgenreiche Aufgabe übernommen: sie ist überredet worden, Elternsprecherin in der Vorschulklasse ihres drittgeborenen Kindes zu werden. Diese Aufgabe kennt sie aus der Schulzeit ihrer älteren Töchter. Mit Elan und mehr als couragiert macht sie sich an die Arbeit. Zunächst allerdings verschreckt sie einige Eltern durch forsche Ansagen und Drohaufrufe zur gefälligen Mitwirkung mit Androhung schrecklicher Folgen. Absolut nötig, denn die oft nur aufs eigene, geniale Kind fokussierte Elternschaft erweist sich als schwierig. Herrlich, wie Laurie Gelman verschiedenste Charaktere vorstellt und wirklichkeitsnah ungeheuerliche Forderungen und Verhaltensweisen von Helikoptereltern beschreibt. Der Mailverkehr zwischen Elternsprecherin, Erziehungsberechtigten und Lehrerin liest sich amüsant. Nie, nie würde ich einen solchen Job übernehmen. Oder? Man erfährt doch sooo spannende, streng geheime Dinge. Drumherum gibt es Freundschaft, Liebe, Schlammrennen und diverse Fettnäpfchen, die auch Jens Alltag bereit hält. Wer erfahren möchte, wie die Arbeit einer Elternsprecherin aussehen kann, sollte sich unbedingt dieses Buch aus dem Mira Taschenbuch-Verlag als unterhaltsamen Lesestoff beschaffen.

Veröffentlicht am 04.07.2018

Düster und unheimlich

Bunker Diary
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So schwarz/ grau wie das Cover ist auch das Buch. Linus,16-jährig, findet sich in allein in einem Bunker gefangen. Warum wurde er entführt? Bald wird die ebenfalls entführte 9-jährige Jenny zu ihm geschickt. ...

So schwarz/ grau wie das Cover ist auch das Buch. Linus,16-jährig, findet sich in allein in einem Bunker gefangen. Warum wurde er entführt? Bald wird die ebenfalls entführte 9-jährige Jenny zu ihm geschickt. Linus verhält sich sehr fürsorglich und lernt ein sehr sympathisches Mädchen genauer kennen. Sein Leben bisher war nicht einfach, die Mutter verstarb früh, der Vater, durch Comics zeichnen reich geworden, hatte nie Zeit für ihn. So entschied er sich, auf der Straße zu leben und wurde dort auch gekidnappt. Im Bunker sucht er nach Fluchtmöglichkeiten oder wenigstens nach Verbesserung der Umstände. Dafür wird er jedes Mal bestraft. Von wem, warum - seinen Peiniger bekommt er nie zu Gesicht. Genau diese Anonymität und das Gefühl, wie eine Laborratte beobachtet und manipuliert zu werden, macht die Gefangenschaft so qualvoll.
Da der Bunker für sechs Personen hergerichtet ist, sind weitere Opfer zu erwarten...
Die Frage nach dem "Wieso?" bewegt Linus genauso wie den Leser. In einem Tagebuch hält der Teenager seine Gedanken fest, sucht den Kontakt zum Entführer. Entschlossen arbeitet er an Fluchtgedanken, kümmert sich mit erstaunlicher Reife um die Gruppe. Trotzdem wird die Situation immer abstrakter.
Kevin Brooks schreibt so eindringlich, dass das Buch volle Aufmerksamkeit fordert und kaum aus der Hand gelegt werden kann. Man wünscht den Romanfiguren alles Gute und ahnt, dass ein Happy-End unwahrscheinlich ist. Sehr emotional und erschütternd geschrieben.