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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.05.2018

Nie mehr zum Arzt

T.R.O.J.A. Komplott
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Schöne Idee - nicht mehr zum Arzt müssen, Nanobots im Körper erfassen Krankheiten, können heilen.....Jeder hat sie implantiert bekommen, medizinische Diagnose, nötige OPs; alles easy. Da kann doch niemand ...

Schöne Idee - nicht mehr zum Arzt müssen, Nanobots im Körper erfassen Krankheiten, können heilen.....Jeder hat sie implantiert bekommen, medizinische Diagnose, nötige OPs; alles easy. Da kann doch niemand etwas dagegen haben.... Na gut, zuviel ungesunde Lebensweise wird bestraft, aber das ist doch im Interesse aller, die Gesundheitskosten sind ja sonst nicht mehr in den Griff zu bekommen. Sieht man ein, besonders wenn man ein 21-jähriger, ehrgeiziger Amerikaner ist, der zum Special-Agent ausgebildet wird und für sein Vaterland eintreten will. Dumm nur, dass er und große Teile der Bevölkerung nicht wissen, was mit den Nanobots noch möglich ist: lückenlose Überwachung und Kontrolle. Keine Selbstbestimmung. Und: Programmierung auf Krankheit/Tod missliebiger Personen, ständige Aufenthaltsortung, Blick durch die AUGEN der "Zielperson" auf die Umgebung.....Horrorvorstellung. Wozu? Natürlich geht es -wie immer- um Macht und Profit. Dafür geht man über Leichen.
Nun wieder zu Nico. Beglückt, nach Schwierigkeiten doch als Agent eingesetzt zu werden, geht es bald zu seinem ersten Auftrag. Eine junge Frau soll ihn zu einer Zielperson, die die Regierungschips deaktivieren kann, führen. Anschließend Liquidierung.
Beta, eine junge Frau mit unkonventionellem Lebensstil, hat ihre eigenen Probleme. Auf sie wurde ein Mordanschlag verübt, Geld und Wohnung hat sie nicht mehr, eine Nachricht zwingt sie, sich auf einen gefährlichen Weg zu begeben. Eine Begegnung Nico /Beta ist vorprogrammiert. Und bringt Action, viele Überraschungen, Erkenntnisse.
Sehr spannend geschrieben, supergut zu lesen, ich hab das Buch in einem Rutsch verschlungen. Ganz zum Schluss leichte stilistische Schwächen, aber trotzdem: ein tolles Leseerlebnis.
Erschreckend realistisch, was Wissenschaft zu leisten vermögen könnte, besonders in den falschen Händen. Machtlos die Unwissenden. Bewunderswert die engagierten Akteure. Besonders wichtig: Aufklärung und Transparenz, Mut, gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Situation.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Die Welt ist zu laut

Still Chronik eines Mörders
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Karl Heidemann wird mit einem übersensiblen Gehör geboren. Geräusche des täglichen Lebens, die schrille Stimme seiner Mutter, sogar der eigene Herzschlag bereiten ihm unglaubliche Schmerzen; er schreit ...

Karl Heidemann wird mit einem übersensiblen Gehör geboren. Geräusche des täglichen Lebens, die schrille Stimme seiner Mutter, sogar der eigene Herzschlag bereiten ihm unglaubliche Schmerzen; er schreit nahezu unaufhörlich. Erst als sein Vater bemerkt, dass er nur abgeschottet unter der Erde Ruhe findet, ihm Baby- und Kinderzimmer im Keller einrichtet, verstummt er, verfällt in Schweigen. Seine Mutter, nicht beliebt im Dorf, bekommt Depressionen, lässt sich vom großzügig Medikamente verschreibenden Arzt trösten. Dieser wiederum verlässt sie an ihrem Geburtstag und wendet sich ihrer Freundin zu. Just an diesem Tag spricht Karl ein einziges, verhängnisvolles Wort. Er sieht, wie Frieden bringend, beruhigend und Schmerz verschwinden lassend der Tod sein kann. Darin sieht er ein Geschenk, dass er mit Mensch und Tier teilen möchte. Menschliche Verhaltensweisen nur aus gehörten Geräuschen deutend, nahezu isoliert, entwickelt er seine eigenen Wertvorstellungen. Trösten will er einsame, verlassene, verlassen werden könnende oder unglückliche Menschen. Auf seine Art.
Thomas Raab hat ein unglaublich faszinierendes Buch geschrieben. Karls Gedankenwelt so darzustellen, dass man dessen Gefühle und seine Beweggründe als für ihn völlig logische und gütige Handlungen erkennt, ist eine starke Leistung. Schockierend der erste Satz: "Der Tag, an dem Karl starb, war ein guter Tag." Dieser Satz bleibt beim Lesen immer im Hinterkopf. Und wird fragwürdig. Und doch wahr?
Mit Unglauben verfolgt man Karls Weg und weiß, das kann kein gutes Ende finden. Wer hat Schuld?

Veröffentlicht am 31.05.2018

Erfülltes Leben mit Tourette

Sechs Millionen Kekse im Jahr
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Alle Achtung vor Jessica Thom, genannt Touretteshero. Diese sympathische, lebenslustige junge Frau hat das Tourette-Syndrom in stärkster Ausprägung und ist dennoch aktiv und lebensbejahend. Sie erklärt ...

Alle Achtung vor Jessica Thom, genannt Touretteshero. Diese sympathische, lebenslustige junge Frau hat das Tourette-Syndrom in stärkster Ausprägung und ist dennoch aktiv und lebensbejahend. Sie erklärt ohne Selbstmitleid, wie sich ihre Krankheit äußert, wie ihre Umwelt damit umgeht und welche Gefühle sie dabei bewegen. Ein Jahr lang protokolliert sie gewissenhaft ihr Leben.
Vieles war neu für mich, z.B., wie sich Touretter selbst verletzen, wie oft Tics auftreten können, welche Einschränkungen sie hinnehmen müssen. Beleidigende und unüberlegte Äußerungen erschweren täglich den Alltag.
TH berichtet sachlich und humorvoll. Sie hat gelernt, sich ihren Zustand einzugestehen, Hilfen anzunehmen, selbst Verbesserungen anzustreben. Besonders gern arbeitet sie mit Kindern, die sie unvoreingenommen fragen und wie selbstverständlich mit ihr agieren.
Ein starkes Buch mit Hinweisen auf Videos mit Jess auf Youtube, die das Verständnis für diese unheilbare Krankheit noch mehr vertiefen. Sollte gelesen werden.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Ein barmherziger Samariter ...

Deiner Seele Grab (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi 6)
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Wie immer bei der wunderbaren Inge Löhnig ein gediegener Krimi mit geschickt angelegten Irrwegen. Ein barmherziger Samariter, der alte Menschen von ihren Leiden erlöst? Auf ihren sonst vielleicht unentdeckten ...

Wie immer bei der wunderbaren Inge Löhnig ein gediegener Krimi mit geschickt angelegten Irrwegen. Ein barmherziger Samariter, der alte Menschen von ihren Leiden erlöst? Auf ihren sonst vielleicht unentdeckten Tod durch Mord mit Symbolik hinweist? Gut möglich, aber es gibt Widersprüche. Die Toten waren weder hilflos noch vergessen von ihrer Umwelt. Und welche Rolle spielt die illegal eingeschleuste Putzfrau, die nicht aufzufinden ist?
Kommissar Dühnfort hat nicht nur mit diesem Fall seine Probleme; ein äußerst missgünstiger Kollege versucht, ihm brutale Gewalt gegenüber einer Zeugin unterzuschieben und hat dabei gute Erfolgsaussichten. Seine mitermittelnde Kollegin hat Sorgen ganz anderer Art: ihre 13-jährige Tochter hasst sie und hat sich von ihr abgewendet.
Weiter wichtig: Clara, Buchlektorin, kümmert sich um ihren dementen Vater. Ihr wird nie gedankt, die jüngere Schwester bekommt alle Zuwendung, ihr älterer Bruder macht sie nieder, ihr Ehemann hat sie ver- und ihr einen Berg Schulden hinterlassen. Sie nimmt das hin und sucht immer wieder Schuld bei sich, wo keine Schuld ist. Mir ist sie ein wenig zu sehr duldsam und gutgläubig.
Inge Löhnig führt die Handlungsstränge konsequent, die Interessen der Personen werden veranschaulicht, auf die Lösung des Falles wird unter Einbeziehung falscher, Spannung erhöhender Spuren hingearbeitet.
Gut zu lesen, Krimifreunden sehr zu empfehlen.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Nur eine Nummer...

Nr. 13
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Die Leseprobe war erschütternd, das Buch auch. Die Qualen eines missbrauchten kleinen Jungen werden so beschrieben, dass einem beim Lesen übel wird. Und gleich im nächsten Kapitel wird eine Leiche in einem ...

Die Leseprobe war erschütternd, das Buch auch. Die Qualen eines missbrauchten kleinen Jungen werden so beschrieben, dass einem beim Lesen übel wird. Und gleich im nächsten Kapitel wird eine Leiche in einem jüdischen Bad gefunden. Kommissar Daniel Zucker möchte sich gern in die Ermittlungen einbringen, wird jedoch, seitdem er durch einen Freizeitunfall an den Rollstuhl gefesselt ist, nicht mehr im aktiven Außendienst eingesetzt. Mit allen Mitteln versucht er zu beweisen, dass seine Einschränkung ihn nicht in seiner Arbeit behindert. Zu schaffen machen ihm auch noch häusliche Probleme.
In der Hoffnung, ihm die Arbeit zu verleiden, wird er auf eine wenig Erfolg versprechende Sache angesetzt. Durch Zufall und eine Ahnung verknüpfen sich jedoch mehrere Geschehnisse und führen tief hinein in die Pädophilenszene.
Im Haus Bruchstraße 13 haben sich verurteilte und entlassene Straftäter in einer Art Notgemeinschaft zusammengeschlossen. Vom Haus gegenüber wird ein rätselhafter Mord beobachtet, die Zeugin ist aber nicht wirklich glaubwürdig. Benjamin, der Neffe von Zucker, schleicht sich in das verhasste Pädophilenhaus ein. Er möchte herausfinden, was dort vor sich geht und bringt sich in große Gefahr.
Des weiteren geht es um verunfallte Kinder, zu Diamanten gepresste Asche, abgebissene Geschlechtsteile, Eheprobleme, Resozialisierung und die Frage, ob mit dem Absitzen einer Strafe die Straftat abgegolten sein sollte.
Das Buch konnte ich kaum aus der Hand legen. Nachdem ich mich festgelesen hatte, wollte ich unbedingt wissen, wie es weitergeht. Die Spannung wurde bis zum Ende gehalten, als Leser wird man nicht enttäuscht.
Viele Denkanstöße werden gegeben, egal, ob es um gehandicapte Menschen oder um Straftaten geht.
Dieses Buch lässt wohl Niemanden kalt.