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Sanne

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.05.2018

Emotional

Bunker Diary
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So schwarz/ grau wie das Cover ist auch das Buch. Linus,16-jährig, findet sich in allein in einem Bunker gefangen. Warum wurde er entführt? Bald wird die ebenfalls entführte 9-jährige Jenny zu ihm geschickt. ...

So schwarz/ grau wie das Cover ist auch das Buch. Linus,16-jährig, findet sich in allein in einem Bunker gefangen. Warum wurde er entführt? Bald wird die ebenfalls entführte 9-jährige Jenny zu ihm geschickt. Linus verhält sich sehr fürsorglich und lernt ein sehr sympathisches Mädchen genauer kennen. Sein Leben bisher war nicht einfach, die Mutter verstarb früh, der Vater, durch Comics zeichnen reich geworden, hatte nie Zeit für ihn. So entschied er sich, auf der Straße zu leben und wurde dort auch gekidnappt. Im Bunker sucht er nach Fluchtmöglichkeiten oder wenigstens nach Verbesserung der Umstände. Dafür wird er jedes Mal bestraft. Von wem, warum - seinen Peiniger bekommt er nie zu Gesicht. Genau diese Anonymität und das Gefühl, wie eine Laborratte beobachtet und manipuliert zu werden, macht die Gefangenschaft so qualvoll.
Da der Bunker für sechs Personen hergerichtet ist, sind weitere Opfer zu erwarten...
Die Frage nach dem "Wieso?" bewegt Linus genauso wie den Leser. In einem Tagebuch hält der Teenager seine Gedanken fest, sucht den Kontakt zum Entführer. Entschlossen arbeitet er an Fluchtgedanken, kümmert sich mit erstaunlicher Reife um die Gruppe. Trotzdem wird die Situation immer abstrakter.
Kevin Brooks schreibt so eindringlich, dass das Buch volle Aufmerksamkeit fordert und kaum aus der Hand gelegt werden kann. Man wünscht den Romanfiguren alles Gute und ahnt, dass ein Happy-End unwahrscheinlich ist. Sehr emotional und erschütternd geschrieben.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Frau Freitag schlägt wieder zu

Echt easy, Frau Freitag!
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Wo Frau Freitag draufsteht, ist zu 100% auch Frau Freitag drin. Ein Live-Bericht aus Berliner Klassenräumen und dem ungeschönten, aber witzig erzählten Lehrerinnenalltag an einer "Problemschule". Beim ...

Wo Frau Freitag draufsteht, ist zu 100% auch Frau Freitag drin. Ein Live-Bericht aus Berliner Klassenräumen und dem ungeschönten, aber witzig erzählten Lehrerinnenalltag an einer "Problemschule". Beim Lesen trifft man auf Originale, die sicher auch nerven können, aber authentisch und in Jugendsprache auf der Bildfläche erscheinen. Ich hatte viel Spaß beim Lesen, im Hinterkopf aber immer der Gedanke: dieser Job ja, aber an dieser Schule sicher nichts für mich. Dass Frau Freitag sich in ihrer neuen 7. Klasse mitunter wegen "Liebsein" der Kinder langweilt, ist mir aber unverständlich, könnte man sich doch auch mal in Ruhe um die netten Schüler/-innen kümmern, die kommen sonst stets zu kurz. Allerdings hält ihre Langeweile ja auch nicht lange an, besonders Montags nicht. Ach, wie ich Frau Freitag um ihren fürsorglichen und attraktiven Freund beneide, der sie immer wieder umhegt und auffängt. Auch schön, dass ihre ehemaligen Schüler öfter mal vorbeischauen und sie als beste Lehrerin endlich zu schätzen wissen. Die jetzigen Schüler, besonders die doofe Achte, sind mit Frau Freitag bestens versorgt und liefern immer wieder Steilvorlagen für tiefste Einblicke in die geplagten Schülerseelen, auch wenn es sich dabei nicht zwangsläufig um Schulthemen handelt. Wie seine Vorgänger ist auch dieses Buch wieder und gut zu lesen. Nicht nur für Lehrer/-innen empfohlen.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Leben nach dem Eheaus

Sag beim Abschied leise Blödmann
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Charlotte stellt mit Entsetzen fest, dass ihr Mann sie wiederholt betrogen hat und richtet sich ihr Leben mit ihrer 10-jährigen, äußerst pfiffigen Tochter neu ein. Eine alte Handy-Nachricht bringt sie ...

Charlotte stellt mit Entsetzen fest, dass ihr Mann sie wiederholt betrogen hat und richtet sich ihr Leben mit ihrer 10-jährigen, äußerst pfiffigen Tochter neu ein. Eine alte Handy-Nachricht bringt sie dazu, ihre Schwester Doro nach einem Streit vor 11 Jahren wiedersehen zu wollen. Doch Doro ist wie vom Erdboden verschluckt. Ob ihr damaliger Freund etwas über sie weiß? Leider nicht, aber vielleicht sein Nachfolger? Oder dessen? Alles wird viel komplizierter als gedacht, aber unglaublich spannend und irritierend. Charlotte erfährt Erstaunliches über ihre Schwester und lernt unglaubliche Typen kennen. Aber jede neue Spur scheint wieder nur in die Irre zu führen.
Die Suche verändert jedoch auch Charlotte selbst. Ihr Beruf ist möglicherweise doch nicht so öde, ihre Schüler lernen Goethe mögen und exotische Tiere vertreiben nervige Ex-Schwiegereltern.
Ein sehr unterhaltsames, amüsantes Buch.
Ulrike Herwig schreibt originell, leicht und kreativ. Sehr schöne Urlaubslektüre.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Auch Autoren haben Albträume

Die Toten, die ich rief
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Ed Sieveking, der Verfasser diverser Horroromane, hat also seine eigenen Geister, die ihn ständig begleiten und die nur er sieht. Sie sind bösartig, schikanieren ihn, zweifellos nicht ohne Grund. Sind ...

Ed Sieveking, der Verfasser diverser Horroromane, hat also seine eigenen Geister, die ihn ständig begleiten und die nur er sieht. Sie sind bösartig, schikanieren ihn, zweifellos nicht ohne Grund. Sind sie echt oder verliert er den Verstand? Um das herauszufinden, erforscht er alles, was mit Geistern zu tun haben könnte: Spukhäuser, Medien, spontane Selbstentzündung. Das hilft ihm auch, Ideen für geplante Bücher zu finden. Eigentlich ist er ein Einzelgänger, jedoch gelingt es Joe, einem Londoner, in Eds Suche einbezogen zu werden. Da ist dann auch noch die schöne und geheimnisvolle Andeanna, in die Ed sich verliebt. Aber kann diese Liebe glücklich werden? Und auch die Vergangenheit meldet sich unheilvoll zu Wort.
Anfänglich etwas verworren, schafft Darren Shan schnell eine Atmosphäre des Geheimnisvollen, Brutalen. Erstaunliche Zusammenhänge offenbaren sich; Killer haben auch durchaus menschliche Seiten, nicht alle können ihr Gewissen zum Schweigen bringen und geraten in tiefe seelische Konflikte. Können sie sich ändern, ein neues und zufriedenes Leben führen? Und was ist mit den Geistern?
Spannend und gut zu lesen, Denkanstöße gebend ist dieser Thriller sehr empfehlenswert.
Kleines drucktechnisches Manko: die Seitenzahlen sind sehr verwischt und undeutlich.

Veröffentlicht am 31.05.2018

Gruselig

Totenkünstler (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 4)
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Albtraumhaft... Wer kann ein Interesse daran haben, einen unbescholtenen, im Sterben liegenden Richter grausam zu verstümmeln, ihn zu töten und aus seinen Gliedmaßen eine bizarre Skulptur zu fertigen? ...

Albtraumhaft... Wer kann ein Interesse daran haben, einen unbescholtenen, im Sterben liegenden Richter grausam zu verstümmeln, ihn zu töten und aus seinen Gliedmaßen eine bizarre Skulptur zu fertigen? Noch während der Ermittlungen ein zweiter, genauso grausamer Mord an einem älteren Polizisten im Innendienst, aus seinen Körperteilen wird eine ebenfalls abstruse Konstruktion erstellt. Wenig später wird ein Psychologe auf eben diese Weise ermordet.
Hunter und sein Team ermitteln fieberhaft, finden keine Ansatzpunkte, geraten unter öffentlichen Druck.
Nach welchen Kriterien sucht der Mörder seine Opfer aus, warum fertigt er makabre Werke aus den Getöteten? Spielen Drogen eine Rolle? Geld? Macht?
Spannend, mit falschen Fährten und überraschenden Wendungen beschreibt Chris Charter die Arbeit der Ermittler. Probleme mit Dienstwegen, Schlafstörungen und Computerkenntnisse, alles wird einbezogen, macht die Handelnden zu menschlichen, sympathischen Personen, ruft Anerkennung ihrer anstrengenden Arbeit hervor. Kleines Manko: die Deutung der Skulpturen erscheint doch sehr konstruiert, wer, bitte, kann darin den wirklichen Sinn ohne viiiiel Phantasie erkennen?
Trotzdem: Gut zu lesen, unbedingt empfehlenswert für gruselige Lesezeit.