Profilbild von Schnick

Schnick

Lesejury Profi
offline

Schnick ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Schnick über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.01.2019

Gute Unterhaltung

Schwarze Seele
0

Es gibt so viele Autoren zu entdecken, dass ich manchmal ein bisschen verzweifle, weil Zeit leider ein rares Gut ist. Umso schöner, wenn ich ein Buch einer mir bislang unbekannten Autorin lesen kann, ohne ...

Es gibt so viele Autoren zu entdecken, dass ich manchmal ein bisschen verzweifle, weil Zeit leider ein rares Gut ist. Umso schöner, wenn ich ein Buch einer mir bislang unbekannten Autorin lesen kann, ohne permanent mit den Augen zu rollen.


"Schwarze Seele" ist der zweite Band der Patsy-Logan-Reihe von Ellen Dunne und obwohl ich den ersten Kriminalroman "Harte Landung" nicht gelesen habe, kam ich gut in "Schwarze Seele" rein. Patsy Logans Sarkasmus gepaart mit einer Sprache, die mir sehr gefallen hat, waren mir ausgesprochen sympathisch. Ich mag schlicht und ergreifend Formulierungen wie " Diese Frau hatte den Charme einer Faust aufs Auge" und davon gibt es in "Schwarze Seele" viele.

Sprachlich konnte mich Ellen Dunnes zweiter Roman um Patsy Logan überzeugen, inhaltlich leider nicht immer. Zwar wird Patsys und Stefans Kinderwunsch gut und verständlich eingearbeitet und ich kann auch verstehen, dass eine Frau mit unerwünschter Kinderlosigkeit und vollgepumpt mit Hormonen nicht in erster Linie an ihren Fall denkt, aber im Endeffekt sollte bei einem Kriminalroman die Ermittlungsarbeit im Vordergrund stehen und das war hier nicht gegeben. Das ist sehr schade, weil da meiner Ansicht nach viel Potential verschenkt wurde. Auch dass Patsy ohne jeden Beweis, dass ein Mord vorliegt, nur aufgrund ihres Bauchgefühls (so richtig sie oft auch liegen mag) angesichts der chronischen Überlastung der Polizei dermaßen viele Freiheiten genießen darf, erscheint mir wenig realistisch. Ich brauche keinen Hyperrealismus, aber Beweise, dass tatsächlich ein Mord infrage gekommen wäre, wären meiner Meinung nach wesentlich früher angebracht gewesen.

Wie auch immer: Positiv ist definitiv, dass Ellen Dunne nicht den Fehler gemacht hat, dem Leser den ersten Roman der Reihe noch einmal einzuflechten, wie es viele andere Autoren in der fehlerhaften Annahme tun, die LeserInnen könnten sonst nicht folgen. Die Verweise auf den ersten Fall waren auf angenehme und nachvollziehbare Weise eingearbeitet, ohne Leser*innen auf die Nerven zu gehen, die bereits den Vorgänger gelesen haben.

Bei allen Kritikpunkten ist Ellen Dunne ein Kriminalroman gelungen, der mich gut unterhalten hat und der zum Ende hin tatsächlich ein paar Pageturner-Qualitäten bot. Das Ende ist nicht spektakulär, aber nachvollziehbar, wenn auch ein wenig überspitzt, aber das ging für mich wirklich in Ordnung.

"Schwarze Seele" ist nicht perfekt, aber unterhaltsam, deshalb gibt es von mir 3,5 Sterne.

Veröffentlicht am 28.12.2018

Nicht ganz so gut wie die anderen Buch von Scheffler/Donaldson

Zogg
0

Ich persönlich bin ein bisschen enttäuscht von dem Buch, aber mein Sohn liebt es und daher bekommt es vier Sterne. Die Zeichnungen sind gewohnt toll und auch die Geschichte ist grundsätzlich süß. Mir persönlich ...

Ich persönlich bin ein bisschen enttäuscht von dem Buch, aber mein Sohn liebt es und daher bekommt es vier Sterne. Die Zeichnungen sind gewohnt toll und auch die Geschichte ist grundsätzlich süß. Mir persönlich fehlt aber das Herzliche, das die Geschichten, die ich bisher von dem Duo kannte, ausmachten.

Trotzdem ist mein Sohn verliebt in dieses Buch. Seit wir es haben, muss ich es ihm immer wieder vorlesen. Vor allem mag er natürlich den Drachen. Das ist im Moment das, was ihn am meisten an der Geschichte interessiert. Und mich freut, dass er so viel Spaß an der Geschichte hat.

Zum Vorlesen vor dem Schlafengehen mag mein Sohn das Buch sehr, mir persönlich ist es angesichts der Tatsache, dass ich im Normalfall auch müde bin, wenn ich ihm vorlese, einen Tick zu lang.

Aber das alles ist meinerseits Jammern auf hohem Niveau. Natürlich ist den Machern wieder ein schönes Buch gelungen - ich persönlich finde es nur nicht so gut wie deren anderen Bücher.

Veröffentlicht am 21.03.2024

Enttäuschende Hörbuch-Umsetzung eines mäßigen King-Romans

Holly
0

Ich habe das Hörbuch zu Stephen Kings "Holly" gehört. Leider gehört das Buch zu den schwächeren Werken Kings. Das ist schade, denn die Protagonistin, die erstmals in der "Mr. Mercedes"-Reihe auftauchte ...

Ich habe das Hörbuch zu Stephen Kings "Holly" gehört. Leider gehört das Buch zu den schwächeren Werken Kings. Das ist schade, denn die Protagonistin, die erstmals in der "Mr. Mercedes"-Reihe auftauchte und eine tragende Rolle, gehört zu den mir ans Herz gewachsenen King-Schöpfungen. Ich hätte sie gern in einem spannenderen, besseren Roman erlebt.

Sprecher des Hörbuchs ist - wie bei bisher (fast?) allen deutschsprachigen King-Hörbüchern - David Nathan. Seine Stimme dürfte vor allem mit der deutschen Stimme des Schauspielers Christian Bale in Verbindung gebracht werden. Als Vorleser überzeugt mich David Nathan allerdings nicht. Tatsächlich gebe ich Nathan für seine Leistung in "Holly" mit viel gutem Willen höchstens 2 Sterne. Ich habe sie als so schlecht empfunden, dass sie mir das inhaltlich durchschnittliche Erlebnis noch mehr verleidete. Tatsächlich rate ich vom Hörbuch ab.

"Holly" spielt größtenteils im Jahr 2021 zum Höhepunkt der Corona-/Covid-19-Pandemie. Wer diese Periode satt hat, sollte sich vom Roman fernhalten, denn immer wieder wird die Pandemie direkt oder indirekt erwähnt - über Masken, Todesfälle, Erkrankungen und so weiter und so fort. Das ergibt Sinn, denn damals war Corona-/Covid-19 nun einmal bestimmendes Thema. Das es Einzug in den Roman gefunden hat, war für mich daher okay und hat mich persönlich nicht gestört. Befremdlich hätte ich es eher gefunden, wäre die Pandemie nicht thematisiert worden. Auch dass immer mal wieder Trump erwähnt wird, war für mich nachvollziehbar.

Mich hat eher die Geschichte an sich gestört. Stephen King kann es besser. Das hat er oft genug bewiesen. "Holly" ist in weiten Teilen erschreckend vorhersehbar und King nutzt das Potential der Geschichte schlicht und ergreifend nicht aus. Da wäre so viel mehr drin gewesen - zumal, wenn man sich die Länge des Romans vor Augen führt!

Vor allem Tempo und Spannungsbogen des Romans sind enttäuschend. Wenn ich ab etwa Mitte eines Romans nur noch darauf warte, dass er doch endlich zum Ende kommen möge, dann hat der Roman ein tiefsitzendes Problem. Immerhin schafft es King, das ganze Ausmaß des Grauens, das sich hinter den Taten des von Anfang an bekannten "bösen" Ehepaars verbirgt, bis zum letzten Viertel aufzusparen, aber zu viele Passagen ziehen sich unnötig in die Länge. Viele Passagen sind weder poetisch noch inhaltlich von Nutzen. Sie sind einfach da und eines Schriftsteller-Veteranen unwürdig.

Dass der Protagonistin und Ermittlerin Holly Gibney der Zufall genau zur richtigen Zeit den Weg weist, ist vielleicht einmal akzeptabel, tritt in "Holly" aber mindestens einmal zu oft auf, als dass man noch von einer guten Ermittlerin sprechen kann. Das hat sie nicht verdient. Und wir als LeserInnen haben so lahme Tricks auch nicht verdient.

Alles in allem ist "Holly" meiner Meinung nach eher etwas für King-KomplettistInnen, im King-Kanon gehört der Roman eher zu den schwächeren, wodurch er für alle anderen ein eher verzichtbares Werk darstellt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.05.2020

Deutlich schwächer als der Vorgänger

1794
0

"1793" war das unglaublich starke, wenn auch grausame Debüt des schwedischen Schriftstellers Niklas Natt och Dag. Der Roman war hart, aber dabei unterhaltsam, fesselnd und entwickelte einen Sog, dem ich ...

"1793" war das unglaublich starke, wenn auch grausame Debüt des schwedischen Schriftstellers Niklas Natt och Dag. Der Roman war hart, aber dabei unterhaltsam, fesselnd und entwickelte einen Sog, dem ich mich als Leserin schwer entziehen konnte.

Umso erfreuter war ich, als ich entdeckte, dass es die Fortsetzung "1794" schon auf den deutschen Markt schaffte. Offenbar lief das Debüt auch hierzulande so gut, dass der Verlag Piper sich ins Zeug legte und den Nachfolger möglichst schnell auch hier veröffentlichte.

"1794" ist ein guter Roman, eine gute Fortsetzung. Aber so mitreißend wie "1793" ist er nicht. Dass ich vier Monate brauchte, ihn endlich zu Ende zu lesen, sagt viel über die Qualität aus.

Dabei bleibt Natt och Dag seinem Stil - auch und vor allem sprachlich - treu. Der Krimi ist wieder in vier Jahreszeiten aufgeteilt. Es tauchen viele - vielleicht zu viele - Bekannte aus dem ersten Teil auf. Das große Manko ist jedoch, dass bereits nach dem ersten Kapitel klar ist, wer hinter dem Mord steckt und was das Motiv ist. Es gibt für die LeserInnen keine Rätsel zu lösen. Allenfalls fragt man sich, warum der junge Herr Drei Rosen so dämlich ist. Aber das ist nebensächlich.

Das Szenario, dass die LeserInnen bereits Mörder und Motiv kennen, während der oder die ErmittlerInnen noch im Dunkeln tappen, kann funktionieren. Im Fernsehen ist die Serie "Columbo" ein hervorragendes Beispiel. Aber dann muss der Weg des oder der ErmittlerInnen interessant und fesselnd genug sein, um die LeserInnen bei Laune zu halten.

Während "1793" also sein grausamstes Geheimnis (Spoiler: Der junge amputierte Mann war bis zu seinem Tod bei Sinnen) erst zum Ende hin offenbarte, wird das Geheimnis in "1794" bereits am Anfang erzählt. Ich hatte ehrlich gesagt während der Lektüre immer wieder die Hoffnung, dass sich irgendetwas Neues ergeben würde, irgendetwas, das wir uns nach dem ersten Abschnitt nicht schon zusammenreimen konnten. Ich hatte die Hoffnung auf ein bisschen Finesse, auf irgendeine Überraschung. Aber leider bietet "1794" genau das nicht, so dass ich das Buch über weite Strecken schlicht und ergreifend als öde empfand. Kein Wunder also, dass ich immer wieder lange Pausen zwischen den Abschnitten einlegte.

Dazu kommt der nüchterne Sprachstil von Natt och Dag. Konnte ich dem in seinem ersten Roman noch einiges abgewinnen, weil die Geschichte selbst verdammt gut war, trägt der Schreibstil zur Höhepunktlosigkeit bei. Sicher: Die Hintergründe des Mordes sind grausam. Aber nichts am Buch ist raffiniert, nichts ist mitreißend, nichts zwingt die LeserInnen, doch noch ein paar Seiten weiterzulesen, obwohl sie dringend schlafen oder etwas erledigen müssten. Es gibt keine Sogwirkung.

Erfreulicherweise ist es Natt och Dag aber immerhin wieder gelungen, die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse Schwedens und insbesondere Stockholms des Jahres 1794 auferstehen zu lassen. Das macht zugegebenermaßen nach wie vor einen großen Reiz aus. Für Reaktionäre oder Romantiker sind weder "1793" noch "1794" geeignet, denn das Leben damals war brutal - und wird schonungslos von Natt och Dag beschrieben.

Mich hat "1794" nicht gepackt. Der Roman hat seine Momente, aber letztlich wurde das Pulver bereits im ersten Viertel verschossen. Wäre dies der Erstling gewesen, hätte ich einer Fortsetzung nicht entgegengefiebert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere