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Veröffentlicht am 15.01.2022

Schwesterngeschichte einer schwedischen Bäckerfamilie

Der süße Himmel der Schwestern Lindholm
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Das Äußere des Buches weist schon auf den Ort des Geschehens hin, das fröhliche blau gelb steht für Schweden, die Kanne mit den Backutensilien für die Bäckerfamilie, um die es sich hier dreht. Titel und ...

Das Äußere des Buches weist schon auf den Ort des Geschehens hin, das fröhliche blau gelb steht für Schweden, die Kanne mit den Backutensilien für die Bäckerfamilie, um die es sich hier dreht. Titel und Cover passen sehr gut zu der Geschichte über die fünf Schwestern Hannah, Ingrid, Matilda, Ebba und Ulla. Die drei Erstgenannten unterstützen im elterlichen Betrieb, die beiden jüngeren Zwillingsschwestern besuchen noch die Schule.

Nach dem Prolog aus dem Juni 2020 geht es zurück in den Juni 1936, wo die Handlung beginnt und sich bis zum März 1940 fortführt. In kurzen Kapiteln erzählt die Autorin aus unterschiedlichen Perspektiven der älteren Schwestern in einem kurzweiligen lebhaften Stil.

Die Zeiten sind hart und die Bäckerei erwirtschaftet nicht genug Gewinn, der Vater nimmt eine Stelle in Lappland an, um die finanzielle Lage zu verbessern. Die Schwestern arbeiten in der Bäckerei mit und suchen nach neuen Ideen für Einkünfte. Sie eröffnen ein Gartenkaffee, um Touristen zu bewirten. Ihre Spezialitäten haben einen guten Ruf. Einige der Rezepte sind im Buch enthalten und lassen sich wunderbar nachbacken.

Über die Handlung möchte ich nicht zu viel verraten, aber es ist eine abwechslungsreiche Handlung rund um die gut ausgearbeiteten Charaktere mit individuellen Problemen. Der Zusammenhalt der Familie kommt gut zu Tage und durch den beschreibenden Stil kann man sich alle Ort sehr gut vorstellen.

Das Buch ist ein Wohlfühlroman und bringt doch ab und an Fakten aus der schweren Zeit, in der er spielt. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass sich der Kreis nicht ganz schließt, nach dem Prolog in der Zukunft verbleibt die Geschichte in der Vergangenheit.

Ich habe die Zeit mit der Familie Lindholm sehr genossen und hoffe auf eine Fortsetzung des Romans.

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Veröffentlicht am 14.01.2022

Quinn und Matilda

Vergissmeinnicht - Was man bei Licht nicht sehen kann
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Vergissmeinnicht ist ein Reihenauftakt zu einer neuen Fantasyserie von Kerstin Gier. Wie gewohnt schreibt sie locker, flockig, humorvoll, so dass die Seiten nur so dahinfliegen und es leicht fällt in die ...

Vergissmeinnicht ist ein Reihenauftakt zu einer neuen Fantasyserie von Kerstin Gier. Wie gewohnt schreibt sie locker, flockig, humorvoll, so dass die Seiten nur so dahinfliegen und es leicht fällt in die Geschichte abzutauchen.

Der junge Quinn ist cool, sportlich und beliebt. Es wird ihm leicht verziehen, wenn er sich über andere lustig macht, z.B. über die Kinder der streng religiösen Nachbarn. Wie diese ihr Leben finden, weiß er nicht, er kann sie nicht einmal auseinanderhalten. Dennoch ist es eines dieser Kinder, dass ihm in seiner Not weiterhilft. So entspinnt sich eine Freundschaft zwischen Quinn und Grübchen Face Matilda. Seine neue Begleiterin ist schlagfertig, humorvoll und steht auch in den schrägen Situationen zu ihm, in dem andere Reisaus genommen hätten. Quinn hat nach einem Unfall besondere Fähigkeiten, seine Sinne sind geschärft, er sieht besondere Wesen und Gesichter und kann in eine andere Sphäre, den Saum, wechseln. Normalsterbliche wissen normalerweise nichts von diesen Dingen, dennoch weiht er sie ein und Matilda entpuppt sich als wertvolle Hilfe.

Kerstin Gier versteht ihr Handwerk und hat hier einen unterhaltsamen Serienauftakt vorgelegt, der neugierig auf die Fortsetzung macht, auf die ich mich schon freue. Ab und an hätte der Spannungsbogen höher sein können. Die Nebenfiguren sind sehr einfach und stereotyp gestrickt, das Hauptaugenmerk liegt auf den beiden Protagonisten.

Der Titel und das Cover passen sehr gut zum Inhalt, was sich beim Lesen erschließt. Ich bin gespannt auf den nächsten Titel.

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Veröffentlicht am 12.01.2022

verzettelt sich etwas

Zum Paradies
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Hanya Yanagihrara hat hier wieder ausschweifend aber sprachlich schön erzählt, wie es ihre Art ist.
Dieses Buch ist unterteilt in drei große Geschichten, die über Namen der Protagonisten und die Orte ...

Hanya Yanagihrara hat hier wieder ausschweifend aber sprachlich schön erzählt, wie es ihre Art ist.
Dieses Buch ist unterteilt in drei große Geschichten, die über Namen der Protagonisten und die Orte des Geschehnes miteinander verbunden scheinen. Im ersten Teil 1893 geht es darum, dass sich ein junger Mann in einen Musiklehrer verliebt. Gleichgeschlechtliche Beziehungen sind nicht das Problem, es geht um Standesdünkel. 1993 geht es um eine Beziehung während der Aids Epidemie und 2093 ist New York krisengeschüttelt, Seuchen grassieren und der Staat überwacht die Einwohner.
Man kann in dem Zeitablauf verfolgen, wie sich die Gesellschaft ändert. Es gibt immer wieder kritische Denkanstöße, die jedoch nicht nachhallten, da sie in der Masse des Textes untergingen. Es werden viele verschiedende Themen (Klima, Mitmenschlichkeit, Liebe, Politik) angesprochen, manche wurden jedoch nur angeschnitten. Ich hatte den Eindruck, dass die Teile nicht ganz fertig ausgearbeitet waren bzw. sich die Autorin ein wenig verzettelt hatte. Mir hätte es gut gefallen, wenn die drei Teile als Einzelbücher und dafür besser ausgearbeitet erschienen wären.
Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen und vergebe 3,5 Sterne, die ich auf 4 aufrunde.

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Veröffentlicht am 02.01.2022

Erster Auschwitz-Prozess eingebettet in eine Familiengeschichte

Deutsches Haus
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Anne Hess kennt sich mit der Nachkriegszeit, ihren gesellschaftlichen und politischen Strukturen, bestens aus. Sie hat dies als Drehbuchautorin von WEISSENSEE und KU´DAMM 56/59 eindrucksvoll bewiesen. ...

Anne Hess kennt sich mit der Nachkriegszeit, ihren gesellschaftlichen und politischen Strukturen, bestens aus. Sie hat dies als Drehbuchautorin von WEISSENSEE und KU´DAMM 56/59 eindrucksvoll bewiesen. Mit "Deutsches Haus" legt sie nun ihren ersten Roman vor. In Frankfurt wird 1963 der erste Auschwitz Prozess stattfinden. Die letzten Vorbereitungen hierzu sorgen für Schlagzeilen. In der Familie Bruns wird das aktuelle Geschehen nicht kommentiert, bzw. beachtet. Die Eltern führen die Gastwirtschaft "Deutsches Haus" über der sie auch wohnen. Die älteste Tochter Annegret ist Säuglingskrankenschwester, Eva ist Übersetzerin für Polnisch und der Nachzügler Stefan geht noch zur Schule. Mit dem aktuellen Tagesgeschehen scheint es keine Berührungspunkte zu geben. Die Konventionen der 60er werden mit der Familiengeschichte gut vorgestellt. Die älteste Tochter ist dick und gilt mit 28 Jahren als spätes Mädchen, die Heiratsaussichten stehen schlecht; daher ist es den Eltern recht, dass sich Eva um einen Kandidaten bemüht. Jürgen Schoormann, reicher Versandkaufmann, ist der Auserwählte. Das Denken der Familie kreist um die Frage wann er denn endlich den Antrag macht. Als Jürgen an einem Adventssonntag seine erste Aufwartung macht, wird Eva von ihrer Agentur zu einem Übersetzungsauftrag gerufen. Entgegen den üblichen Vertragsunterlagen soll sie eine Zeugenaussage für den Staatsanwalt übersetzen. Die Anfrage der Staatsanwaltschaft, ob Eva weiterhin übersetzen könnte, stösst bei Jürgen und den Eltern auf strikte Ablehnung. Eva versteht dies nicht. Sie hatte zuvor keine Ahnung von der jüngsten Geschichte, sieht aber die Notwendigkeit, den Opfern eine Stimme zu geben, um zu Gerechtigkeit zu verhelfen. Gegen den Willen der Eltern und des Verlobten übernimmt sie den Auftrag. Im weiteren Verlauf werden über die Zeugenaussagen die Geschehnisse in Auschwitz schmerzhaft wieder lebendig. Alle Beteiligten verändert dies, häufig auf schmerzhafte Weise. Eva legt ihre Naivität ab, sie deckt schließlich ein Familiengeheimnis auf, die Verstrickung der Eltern mit dem Ort des Grauens. Die Eltern erfahren ihre Grenzen gegenüber Eva und müssen sich der Wahrheit stellen. Jürgen möchte über seine Braut bestimmen und muss hinnehmen, wie sie aufbegehrt und sich emanzipiert. Die Opfer müssen die Gräuel noch einmal in ihren Erzählungen erleben und sich dem Hohn der Angeklagten stellen. Die Angeklagten werden mit ihren Taten konfrontiert, dies lassen sie weitestgehend an sich abprallen, das Gerichtsurteil kann letztlich nicht zufriedenstellen, denn eine echte Wiedergutmachung für die Opfer gibt es ohnedies nicht.
Die einzelnen Schicksale sind sehr gelungen dargestellt. Es gelingt Annette Hess auf 365 Seiten verschiedene Charaktere und Schicksale glaubhaft vorzustellen. Sowohl die gesellschaftlichen Konventionen der Zeit als auch der Prozess sind hervorragend widergespiegelt. Die Schwierigkeiten mit der Aufarbeitung und der Beurteilung von Tätern und Mitläufern werden klar aufgezeigt. Am Ende gibt es einige offene Fäden, dies ist so gewollt, die Verarbeitung der Geschichte ist nicht abgeschlossen. Eine Verfilmung ist bei diesem Stoff gut vorstellbar. Der Schreibstil hat mir gut gefallen, man konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Einziger Kritikpunkt ist, dass die Anwälte nicht mit Namen benannt, sondern nur mit "Spitznamen" bedacht wurden. Nach der offensichtlich guten Recherche der Prozessakten war mir dies unverständlich.
Sehr lesenswert, vor allem vor dem Hintergrund aktueller politischer Entwicklungen in Deutschland.

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Veröffentlicht am 02.01.2022

Leichter humorvoller Roman

Sowas kann auch nur mir passieren
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Mit "sowas kann auch nur mir passieren" von Mhairi McFarlane kann man einen gemütlichen Sofanachmittag verbringen. Es ist ein lustiger, flüssig geschriebener, unterhaltsamer Roman in dem frau sich auch ...

Mit "sowas kann auch nur mir passieren" von Mhairi McFarlane kann man einen gemütlichen Sofanachmittag verbringen. Es ist ein lustiger, flüssig geschriebener, unterhaltsamer Roman in dem frau sich auch manchmal wiederkennen kann. Das Cover passt zu diesem Genre, man bekommt was man erwartet. Die 30-jährige Georgina hat eine Pechsträhne, dabei lässt sie gefühlt kein Fettnäpfchen aus. Sie hat ihren Job verloren und erwischt ihren Freund mit einer anderen Frau. Es ist nicht so einfach sein Leben neu zu sortieren und aufzubauen, dabei begleitet der Leser die Protagonistin. Das sie dabei auf ihre Geister der Vergangenheit trifft gehört zum Plot, die Auflösung der Geschichte ist jedoch sehr schön dargestellt und nicht ohne Message. Die einzelnen Charaktere sind gut und sympathisch beschrieben. Nette Unterhaltung. Für mich war es das erste Buch der Autorin, ich werde wieder auf sie zurückgreifen.