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Veröffentlicht am 29.05.2021

Geschwisterliebe

Wie Träume im Sommerwind
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„Die Wahrheit geht manchmal unter, aber sie ertrinkt nicht.“

Das Cover verspricht einen schönen Wohlfühlroman mit Strand- und Rosenambiente und der Roman hält dieses Versprechen. Eine schöne leichte ...

„Die Wahrheit geht manchmal unter, aber sie ertrinkt nicht.“

Das Cover verspricht einen schönen Wohlfühlroman mit Strand- und Rosenambiente und der Roman hält dieses Versprechen. Eine schöne leichte Unterhaltung für zwischendurch, die Lust auf Besuche in Usedom und Englands Gärten macht.
Die verschiedenen Schwestern Emilia und Clara haben unterschiedliche Lebenswege eingeschlagen. Während Clara im elterlichen Rosenhof auf Usedom bleibt und sich dort einbringt, zieht es Emilia nach Paris. Sie liebt Gerüche und möchte Düfte kreieren. Nach einem tragischen Unfall muss Emilia für Clara einspringen und erlebt, dass die rosige Heimat sehr problembehaftet ist. Die Eltern zerstritten, der Hof in finanzieller Schieflage, die Kinder traumatisiert und dann trifft sie auch noch ihre große unerfüllte Liebe wieder. Emilia versucht die Lage zu meistern und begibt sich hoffnungsvoll auf die von Clara geplante Reise nach Kent.
Der Roman ist locker und leicht geschrieben, man flitzt förmlich durch die Seiten. Sicherlich ist bei so einem Buch das Happy End vorprogrammiert, aber der Weg dahin ist schön. Die Rückblicke aus Claras Jugend in Kent gefielen mir sehr, die Gartenbeschreibungen machten direkt Lust auf einen Besuch dort. Die Charaktere sind gut beschrieben, man kann sich die Beteiligten vorstellen, besonders die Kinder fand ich mit ihren Sorgen und Nöten gut gelungen. Ein zwei Nebenstränge fand ich zu viel, aber insgesamt ein gelungenes Buch, das ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 27.05.2021

Cillas 1. Fall

Gefährliche Mittsommernacht
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Die Journalistin Cilla wurde von ihrem Freund verlassen, was sie nur sehr schlecht verarbeiten kann. Sie erhofft sich Hilfe durch einen Ortswechsel und zieht für ein paar Monate auf die kleine Schäreninsel ...

Die Journalistin Cilla wurde von ihrem Freund verlassen, was sie nur sehr schlecht verarbeiten kann. Sie erhofft sich Hilfe durch einen Ortswechsel und zieht für ein paar Monate auf die kleine Schäreninsel Bullholmen in eine Schrebergartenlaube. Das Mittsommerfest wird hier traditionell groß gefeiert. In der Nacht wird sie Zeuge eines Streits zwischen einem jungen Paar. Am nächsten Morgen wird die junge Frau tot aufgefunden. Cilla war die Letzte, die sie lebend gesehen hat. Die Neugier der Journalistin ist geweckt, als der Freund verhaftet wird, den sie aufgrund der Beobachtungen in der Nacht für unschuldig hält. Unterstützt wird sie von ihrer neuen Freundin, der Nachbarin Rosie, die ihre Nase auch sehr gerne in fremde Angelegenheit steckt. Deren gutaussehender Sohn Adam ist der ermittelnde Polizist und über die Aktionen der Frauen nicht erfreut.

Der Krimi ist mit sehr viel privaten Rahmengeschichten angefüttert. Häufig wird aus Cillas Sicht erzählt, man erfährt viel über ihre Gedanken, Gefühle, Freunde und Verwandten. Auf diesem Wege erhält man auch umfassenden Einblick in die enttäuschte Liebe und erlebt die aufflammende Liebe zu Adam hautnah mit. Eine nette romantische Geschichte, die ohne Kitsch auskommt. Einige Kapitel sind aus Sicht anderer Protagonisten oder Rückblenden auf Geschehen des Mitsommerfestes vor 10 Jahren. Der Kriminalfall nimmt erst spät Fahrt auf, aber er ist gut konstruiert und glaubhaft. Ich hatte durch genaues Lesen der Rückblicke schon bald einen Verdacht, der sich schlussendlich auch bewahrheitet hat, aber die Auflösung war sehr gut und spannend beschrieben.
Mir hat das Buch viel Spaß gemacht, ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Das Buch ist der erste Band einer neuen Reihe, auf die ich mich nun schon freue. Mein einziger Minuspunkt galt der ersten Hälfte, in der nicht so viel passierte, sondern die Protagonisten deutlich im Vordergrund standen. Da hier eine Reihe aufgebaut werden soll, ist dies zu verschmerzen. Der flüssige Erzählstil ließ sich gut lesen.
Fazit: Für Alle, die eher leichte unblutige Krimis mögen und einem guten Schuss Romantik nicht abgeneigt sind.

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Veröffentlicht am 19.05.2021

vielfältige Inspirationsgeschichten

Weltbewegerinnen
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In diesem Büchlein finden sich die besten 40 Porträts aus 10 Jahren FrauenTaschenkalender, zusammengetragen von der Pfarrerin Claudia Filker und der Lektorin Andrea Specht. Neben bekannten Namen wie Margarete ...

In diesem Büchlein finden sich die besten 40 Porträts aus 10 Jahren FrauenTaschenkalender, zusammengetragen von der Pfarrerin Claudia Filker und der Lektorin Andrea Specht. Neben bekannten Namen wie Margarete Steiff, Sophie Scholl, Selma Lagerlöf, Florence Nightingale und Wangari Maathai kann man hier noch viele andere beeindruckende Frauen kennenlernen. Diese Frauen haben sich im sozialen Bereich, politisch oder ökologisch eingesetzt, haben für das Gleichberechtigung, Wahlrecht, Bildung u.v.m. gekämpft. Inspirierende Wege, die es teils leider nicht nachhaltig in die Öffentlichkeit geschafft haben.

Jeder Persönlichkeit sind vier Seiten gewidmet. Auf der ersten Seite befindet sich ein schön gestaltetes Zitat, es folgen zweieinhalb Seiten Vorstellungstext, ein Foto und die Lebensdaten und ein zusammenfassender Satz zur Leistung oder Person. Das Büchlein ist liebevoll gestaltet und hat eine schöne Haptik und Optik.
Die kurzen Texte sind schnell gelesen, oft hätte ich gerne mehr erfahren, in diesen Fällen habe ich allein weiter recherchiert, teils mit Hilfe der Informationen im Anhang. Wie knapp die Informationen gehalten waren, merkte man immer dann, wenn man die Persönlichkeit bereits etwas besser kannte.
Insgesamt eine schöne Aufstellung unterschiedlichster Frauen aus verschiedenen Zeiten und Bereichen, die ganz unterschiedliche Projekte oder Anliegen vorangetrieben haben.

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Veröffentlicht am 05.05.2021

auf der Flucht

Der Wald ruft
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Das gemütliche Leben des Erdmännchenclans im Berliner Zoo findet ein jähes Ende, als sie erfahren, dass sie aus Geldnot an einen Gartencenter in Oslo verkauft wurden. Weder wollen sie in die Eiseskälte ...

Das gemütliche Leben des Erdmännchenclans im Berliner Zoo findet ein jähes Ende, als sie erfahren, dass sie aus Geldnot an einen Gartencenter in Oslo verkauft wurden. Weder wollen sie in die Eiseskälte noch rund um die Uhr in einem Center angestarrt werden. Schneller als gedacht schreitet der Zoodirektor zur Tat und die Erdmännchen finden sich auf einer überstürzten Flucht wieder. Nach einer wilden Wasserfahrt landen sie schließlich in einem Wald, wo sie sich ansiedeln möchten.
So beginnt das Flüchtlingsschicksal des Clans nicht nur mit einer dramatischen Fahrt über das Wasser, sondern setzt sich direkt mit den Problemen im Zielland fort. Die Autoren haben hier viele Anspielungen auf unsere reale Welt untergebracht.
Im Gegensatz zu den menschlichen Flüchtlingsschicksalen gibt es hier aber viel zu lachen. Christoph Maria Herbst liest (wie bereits bei den ersten Teilen der Serie) gekonnt und sicher, mit vielen Stimmfarben für die unterschiedlichen Charaktere und haucht so jedem Protagonisten Leben ein.
Die Erdmännchen freuen sich zunächst über ihr neues Zuhause, doch schnell werden Skeptiker, ewig Gestrige, Nazis und Ausländerfeinde laut. Viele möchten den Clan zur Weiterreise bewegen. Es gibt aber auch einige freundliche Charaktere, die den Ernst der Situation nicht erfassen oder unversehens zwischen die Fronten geraten, als Denunzianten die Eingliederung auf Schritt und Tritt beobachten.
„Wenn du ein kleines Ego hast, aber mächtige Freunde, dann kommt da selten was Brauchbares bei raus“

Die Geschichte ist in weiten Teilen lustig, hat aber einen ernsten Hintergrund, damit hebt sie sich von den ersten Teilen der Serie ab, bei denen es sich um Krimis handelte. Hier liegt eher eine Gesellschaftssatire vor.

Insgesamt hat mir das Hörbuch viel Spaß gemacht, aber manches ist eine Spur zu überzeichnet, auch werden für meinen Geschmack zu viele Themen aufgegriffen: zu der politischen Seite, den Nazis und der Flüchtlingsproblematik werden auch noch die Geschäftspolitik des Zoos, Kinderwünsche von homosexuellen Paaren und Drogen mitverarbeitet. Es ist den Autoren aber gelungen das Ganze rund abzuschließen.
Von mir gibt es eine Hörempfehlung und vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 26.04.2021

10 Jahre Stillstand

Der ehemalige Sohn
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In diesem Roman beschreibt Sasha Filipenko die politische Situation seines Heimatlandes Belarus sehr eindringlich. Die Ausweglosigkeit für die Menschen wird durch seine Sprache und gewählte Methapern ...

In diesem Roman beschreibt Sasha Filipenko die politische Situation seines Heimatlandes Belarus sehr eindringlich. Die Ausweglosigkeit für die Menschen wird durch seine Sprache und gewählte Methapern schmerzhaft spürbar.
Der junge Franzisk, genannt Zisk, lebt bei seiner Großmutter, die ihn innig liebt. Er besucht ein Konservatorium mit Hauptfach Cello.
Auf dem Weg zu einem Konzert kommt es wegen eines Wolkenbruchs zu einer Massenpanik, die in einer Unterführung mündet. In dem Gedränge sterben viele Menschen, Zisk überlebt schwer verletzt, er fällt ins Koma, aus dem erst nach 10 Jahren erwacht. Ärzte, Mutter und Freunde haben ihn aufgegeben, aber seine Großmutter kämpft für ihn. Eine bewundernswerte, starke und warmherzige Frau, die ihn trotz der Krankheit in alle Geschehnisse mit einbezieht. Über diese Stellen und Monologe, von verschiedenen Besuchern am Krankenbett, erfährt der Leser vieles über das Land. Nach seinem Erwachen verlagert sich die Handlung aus dem Krankenhaus heraus in den belarussischen Alltag.

Filipenko überzeichnet seine Charaktere, jeder steht für sich nicht als Person, sondern für eine Gruppe. Es gibt Mitläufer, Resignierte, Opportunisten, Unterstützer des Regimes, Warmherzige Menschen u.v.m. Dadurch gelingt es ihm, die Gesellschaft und die Situation in der Diktatur gut darzustellen, die Personen selbst bleiben dem Leser aber fern, der politische Aspekt steht im Vordergrund. Zisks und sein Koma stehen als Metapher für das erstarrte Land. „Er schlägt die Augen da auf, wo er sie irgendwann einmal geschlossen hat. Wir erzählten ihm von irgendwelchen Unterschieden, aber im Großen und Ganzen hat sich nichts verändert.“
Die Sprache ist bildhaft und eindringlich, so bekommt man bei der Beschreibung des Gedränges als Leser Platzangst und bei der Zerschlagung einer Demonstration rennt man mit Zisk um sein Leben.
Tatsächlich war mir zuvor nicht viel über Belarus bekannt, es beschränkte sich auf die Nachrichten aus dem letzten Jahr. Filipenko unternimmt hier einen eindringlichen Versuch, der Welt das Schicksal seines Landes nahezubringen, die so wenig Interesse zeigt, es ist die Waffe des Literaten, er will aufmerksam machen und aufklären.
Insgesamt fand ich das Buch interessant und habe es gerne gelesen. Da im Klappentext Vieles schon verraten wurde, litt jedoch die Spannung etwas und der gewählte Stil hielt mich zeitweilig auf Distanz. Für die Hauptpersonen hätte ich mir stärker ausgearbeitete Charaktere gewünscht, die einen ansprechen und mitnehmen.
Trotz der kleinen Mankos eine empfehlenswerte Geschichte, die keine ganz leichte Kost, aber ein gut verarbeitetes Stück Realität und Gesellschaftskritik ist.

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