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Veröffentlicht am 29.08.2022

Magisch-gefährliche Abenteuer mit einer vielfältigen Crew

The Curse of Time and Taste
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Vanelles Zukunft als Piratenjägerin scheint durch eine langjährige Familientradition vorherbestimmt. Doch das Schicksal hat andere Pläne mit ihr und verfrachtet sie auf das Piratenschiff der Alverre-Bande, ...

Vanelles Zukunft als Piratenjägerin scheint durch eine langjährige Familientradition vorherbestimmt. Doch das Schicksal hat andere Pläne mit ihr und verfrachtet sie auf das Piratenschiff der Alverre-Bande, dessen Käpt’n zu Vanelles Erstaunen ihr Leben verschont. Schon bald locken Vanelle die wilden Abenteuer zur See mit der Piratencrew mehr als eine Rückkehr zur Familie - insbesondere die Pläne von Käpt’n Rivay Alverre lassen ihr schon bald keine ruhige Minute mehr.
Wer mit Vanelle literarisch in See sticht darf sich auf jede Menge fantastische Abenteuer freuen. Schon beim Worldbuilding geht es los: Die Autorin hat eine Welt mehrerer Inselstaaten erschaffen, deren Ortschaften alle irgendwie mit maritimen Begriffen oder Fischen zu tun haben, vom Ort Aal (Eel) über Koi und Tilapia bis Zander. Da macht bereits das Stöbern auf der Landkarte im Buch Spaß und die Fahrten lassen sich beim Lesen problemlos mitverfolgen. Mit Vanelle lernt man eine Piratencrew der etwas anderen Art kennen: Ein bunter Haufen Menschen, welcher vielerorts diskriminiert oder verstoßen wurde, hat sich hier zu einer besonderen Vielfalt zusammengefunden, vom queeren Spektrum (transgender, nonbinär uvm.) über POC bis zur körperlichen Beeinträchtigung. Hier möchte ich lobend erwähnen, mit welch angenehmer Selbstverständlichkeit die Autorin mit diesen so vielfältigen Menschen umgeht.
Was Vanelles und Rivays Abenteuer betrifft stehen diese der Vielfalt der Charaktere in nichts nach, ihre Reise führt sie auf verschiedene Inseln, in den Kampf gegen Piraten und Meeresungeheuer und einige weitere Feinde. Hierbei gestaltet sich der rote Faden wie eine Perlenkette: Man bekommt in erster Linie die Perlen, also die spannenden Abenteuer und aussergewöhnliche Momente zu lesen, während die Zeiten dazwischen meist wegfallen. Dies hat den Vorteil, dass man fast nur spannende Szenen zu lesen bekommt, andererseits gehen dadurch die Interaktionen Vanelles mit der Crew zwischendurch etwas verloren und ihre Momente, in denen sie sich mutig ins Abenteuer stürzt, wirken dadurch oft einzelgängerisch. Das war für mich der Grund, warum ich mit Vanelle als Charakter oft nicht klar kam, während mir Rivay deutlich mehr lag - aber das mag jede Person beim Lesen anders empfinden. Als faszinierend empfand ich die legendäre Komponente des Abenteurs über frühere Götter und deren Schicksale - hier habe ich mitgerätselt und spekuliert, wie diese Legenden wohl in Zusammenhang mit einigen Gegebenheiten stehen könnten. Auch die Bedeutung des Titels, welche sich im Lauf des Romans herauskristallisiert, fällt in den Bereich dieser alten Legenden.
The Curse of Time and Taste bietet ein aussergewöhnliches PiratInnen-Abenteuer mit einer ebenso aussergewöhnlichen Crew, magischen Artefakten und gefährlichen Gegnern. Ich freu mich schon auf die Fortsetzung des Abenteuers.

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Veröffentlicht am 22.08.2022

Ein Uhrmacher mit besonderen Fähigkeiten

Der Uhrmacher in der Filigree Street
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Es beginnt mit einer Bombendrohung. Am Abend findet Thaniel Steepleton, Telegrafist des Londoner Innenministeriums, eine goldene Taschenuhr in seiner Wohnung, welche ihm ein halbes Jahr später bei dem ...

Es beginnt mit einer Bombendrohung. Am Abend findet Thaniel Steepleton, Telegrafist des Londoner Innenministeriums, eine goldene Taschenuhr in seiner Wohnung, welche ihm ein halbes Jahr später bei dem angedrohten Bombenanschlag das Leben rettet. Die Uhr stammt aus der Manufaktur des japanischen Uhrmachers Keita Mori, welchen er für seinen Arbeitgeber als möglichen Attentäter fortan im Auge behalten soll und der auch weiterhin das Schicksal von Thaniel bedeutend lenken wird.
Man könnte sagen, das Buch handelt davon herauszufinden, wer für den Bau der Bombe verantwortlich ist. Genaugenommen handelt es jedoch auch von Keita Mori, seiner Vergangenheit und seiner besonderen Gabe, welche nach und nach deutlich wird. Und von Thaniel, dessen Leben Dank des Uhrmachers fortan in andere Bahnen gelenkt wird. Moris Pläne werden jedoch durchkreuzt von der angehenden Wissenschaftlerin Grace, ein etwas eigenwilliger Charakter, welche die dritte Erzählperspektive des Romans liefert.
Mir gefiel, mit wieviel Detailverliebtheit die Autorin das London Ende des 19. Jh. in ihrem Roman beschreibt. Alles wirkte auf mich authentisch und greifbar, auch die Personen wirkten für mich zeitgemäß. Besonders die Kapitel rund um Thaniel sowie Mori mochte ich gern lesen, zumal Moris Erfindergeist einige Überraschungen parat hält. Grace als starke Frau, die ihrer Zeit voraus ist, konnte bei mir leider nur bedingt punkten. Mir völlig unbegreiflich war, dass eine Frau, die gegen jedwede frauenfeindlichen Regelungen ist und sich in Männerkleidung in die Bibliothek mogelt, sich gegen den Kampf für mehr Frauenrechte stellt, obwohl sie selbst davon profitieren würde. Ebenso entwickelte sie im Verlauf äusserst aggressive Charakterzüge, welche ich ebenfalls in keinster Weise nachvollziehen konnte, da sie unnötig waren, und welche ich regelrecht abstoßend fand. Da schlug m. E. der Versuch fehl, eine toughe Frau mit einzubauen, eben weil sie trotz wissenschaftlicher Neigungen stark unlogisch agierte. Ein nicht so ganz stimmiger Charakter.
Stilistisch würd ich das Buch eher den älteren Fantasyromanen zuordnen, in denen es vor Superlativen und Standardfloskeln noch nicht so triefte. Empfand ich als sehr angenehm zu lesen, auch wenn das Buch dadurch mit einer gewissen Gemächlichkeit daherkommt.
Ein etwas aussergewöhnlicher Fantasyroman, durch den man wunderschön ins frühere London eintauchen kann und dessen fantastische Elemente eher dezent daherkommen. Einzig der Frauencharakter, welcher erst stark anmutete und dann stark unlogisch agierte, trübte meine Lesefreude unnötig.

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Veröffentlicht am 22.08.2022

Ein neuer Feind bedroht den Flüsterwald

Flüsterwald - Eine neue Bedrohung. Der verborgene Meisterschlüssel. (Flüsterwald, Staffel II, Bd. 1)
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Kaum ist der Bösewicht der ersten Staffel besiegt, steht eine neue Bedrohung an. Jemand hat den Meisterschlüssel der Blinzelbahn gestohlen und damit sämtliche Verbindungen zu den anderen Flüsterwäldern ...

Kaum ist der Bösewicht der ersten Staffel besiegt, steht eine neue Bedrohung an. Jemand hat den Meisterschlüssel der Blinzelbahn gestohlen und damit sämtliche Verbindungen zu den anderen Flüsterwäldern gekappt. Zudem tauchen plötzlich Katzen eines anderen Flüsterwalds wie aus dem Nichts auf, völlig verwahrlost und aggressiv. Wer oder was mag bloß hinter dem ganzen Schlamassel stecken? Das Herz des Waldes ist ratlos. Eine neue Mission für die Beschützer des magischen Flüsterwald beginnt.
Als Fan der ersten Staffel der Flüsterwald-Abenteuer habe ich diesem Band regelrecht entgegen gefiebert. Zumal die Erstauflage mit einem wunderschön gestalteten, farbigen Buchschnitt versehen ist. Tatsächlich stürzen Ella und Lukas sich mit ihren magischen Freunden, Elfe Felicitas, Menok Rani und Beschützerkatze Punchy, auch umgehend ins neue Abenteuer. Spannende und gefährliche Aufgaben und Situationen gilt es zu bewältigen, Rätsel müssen gelöst und neue Gadgets und Zaubertränke dürfen ausprobiert werden. Unvorhergesehene Wendungen sowie Humor an der richtigen Stelle runden das Abenteuer wieder hervorragend ab. Fans des Menoks Rani dürfen sich zudem auf eines seiner von ihm geschriebenen Kapitel freuen. Einzig Ranis Sticheleien fielen mir diesmal etwas zu aggressiv aus, da war es fast schon erstaunlich, dass er von seinen Freunden noch keinen Rüffel bekommen hat. Auch wenn es zur Charakterentwicklung gehört, hat er mir an manchen Stellen durch seine gefrustet-nölige Art die Stimmung etwas zu sehr vermiest. Ist aber nichts, was man im Folgeband mit einem Gespräch unter Freunden wieder geradebügeln könnte.
Ein actionreicher Start in ein erneutes Abenteuer, welches diesmal über die Grenzen des bisherigen Flüsterwaldes hinausgeht.

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Veröffentlicht am 12.08.2022

Weniger Rupert, mehr Ostfriesenkrimi

Rupert undercover - Ostfriesisches Finale
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So langsam wird es Zeit für Rupert, sich von seiner Rolle als Frederico Müller-Gonzáles zu verabschieden. Seine Onlinebank gerät in den Fokus der Behörden, zwei Ehefrauen sind eine zuviel, diverse Feinde ...

So langsam wird es Zeit für Rupert, sich von seiner Rolle als Frederico Müller-Gonzáles zu verabschieden. Seine Onlinebank gerät in den Fokus der Behörden, zwei Ehefrauen sind eine zuviel, diverse Feinde der Unterwelt gravieren gedanklich seinen Namen auf ihre Patronen - und dann meldet sich plötzlich der totgeglaubte Drogenboss höchstpersönlich am Telefon.
Auch im letzten Band der Spin-off-Trilogie um Rupert lässt der Autor wieder so einige Leute ins Gras bzw. den Ostfriesischen Nordseestrand beißen und diverse Killerinnen und Killer mit gezückten Waffen herumlaufen. Dadurch gerät Rupert für meinen Geschmack etwas zu sehr aus dem Fokus, er wird im letzten Band mehr zur reagierenden statt zur agierenden Person, während seine Polizeikollegen vermehrt ins Spiel kommen. Hilfe gegen die Bedrohung von mehreren Seiten erhält Rupert zudem von Prof. Dr. S., dem aussergewöhnlichen Leiter von Fredericos Privatklinik am Meer.
Spannung und Unterhaltung sind natürlich auch diesmal wieder gegeben, der erwartete Humoranteil von Rupert ist im Vergleich zu den ersten beiden Bänden jedoch geringer. Wunderbar sind auch wieder die kleinen Details, welche der Autor an den Menschen bemerkt und sie somit auf seine Art realistischer gestaltet - da ordert eine Unterweltgröße eben auch mal ein rustikales Mettbrötchen statt Kaviarhäppchen.
Ein solider Abschluss der Spin-off-Trilogie, diesmal mit weniger Rupert-Humor und mehr Ostfriesenkrimi-Anteil.

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Veröffentlicht am 05.08.2022

Alice im Wunderhotel

Das Hotel
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Endlich Urlaub - so beginnt das Abenteuer von Alice, als sie ihren Koffer öffnet und durch das Hotelfenster das Meer erblickt. Die all-inclusive-Anlage entpuppt sich dabei schnell als ein Hotel, welches ...

Endlich Urlaub - so beginnt das Abenteuer von Alice, als sie ihren Koffer öffnet und durch das Hotelfenster das Meer erblickt. Die all-inclusive-Anlage entpuppt sich dabei schnell als ein Hotel, welches nicht nur alle Wünsche erfüllt, sondern seine Gäste fast schon zur Wunscherfüllung zwingt. Entsprechend spooky entwickelt sich die Atmosphäre rund im Alice sehr bald und sie beginnt, einige Dinge zu hinterfragen - sehr zum Missfallen der Hotelmitarbeiter.
Endlich Urlaub - so spooky, wie sich das Hotel anfangs entwickelt, kam mir leider zunächst auch Ich-Erzählerin Alice selbst vor. Ihre ignorante Arroganz sowie manche ihrer Gedanken wirkten auf mich sehr befremdlich, so dass ich hauptsächlich wegen ihres Charakters zunächst nicht so recht in die Handlung reinfand. Dass sich ihr eigenwilliger Charakter später als auschlaggebend für die Handlung entpuppte entschädigte ihr anfangs so anstrengendes Verhalten.
Meine Sorge, es könne sich hierbei um einen Mystery-Roman handeln, war zum Glück unberechtigt. Alles, was zunächst mehr oder minder surreal erscheint, kann die Autorin mit einer realistischen Kulisse erklären. Wer im Hinterkopf behält, dass Magie nur Technologie ist, welche man sich noch nicht erklären kann, könnte während des Lesens auf die richtige Spur kommen. Dank einiger unvorhersehbarer Wendungen schaffte die Autorin es dennoch, mich mit der Auflösung noch zu überraschen.
Wer mit Alice in Katharina V. Haderers Hotel reist, muss sich nicht nur auf ein paar unerklärlich wirkende Phänomene einstellen, sondern wird nach einem evtl. etwas holprigen Urlaubsstart sowohl mit einem unerwarteten Romanaufbau sowie einer ausgefallenen Hintergrundstory belohnt.

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