Profilbild von Schugga

Schugga

Lesejury Star
offline

Schugga ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Schugga über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.05.2019

Schöne Idee mit vielen feinen Details

Fauler Zauber
0

Jedes Jahr veranstaltet Mr. Chesney exklusive Abenteuerreisen, bei denen Menschen durch ein Portal in eine Welt voller Magie strömen und 6 Wochen lang auf einer Fantasy-Quest unterhalten werden wollen. ...

Jedes Jahr veranstaltet Mr. Chesney exklusive Abenteuerreisen, bei denen Menschen durch ein Portal in eine Welt voller Magie strömen und 6 Wochen lang auf einer Fantasy-Quest unterhalten werden wollen. Das Finale beinhaltet bei jeder der vielen Reisegruppen den Sieg über den Dunklen Fürsten. Nach 40 Jahren haben die Bewohner der Welt, welche jährlich als Animateure dienen sollen, allerdings die Nase gestrichen voll: Die Felder werden verwüstet, die Städte gebrandschatzt, Tiere getötet, die Vorräte geplündert und bei den Schlachten sterben ebenfalls jährlich Freunde und Verwandte. Zeit, sich gegen Mr. Chesney zur Wehr zu setzen – doch der hat einen mächtigen Dämon an seiner Seite…
Die Idee des Romans gefiel mir auf Anhieb. Die Bewohner einer magischen Welt, die sich gegen Ausbeutung zur Wehr setzen – das entfachte meine Neugier. Der Stil des Romans ist allerdings eher etwas gemächlich, man hat lange Zeit, die Folgen der Pilgerreisen zu erkunden und welche Mühen die Bewohner alljährlich auf sich nehmen müssen, um den Vertrag mit Mr. Chesney zu erfüllen, ohne zu Strafzahlungen verdonnert zu werden. Erst dachte ich, der Fokus der Erzählung läge auf Magier Derk, der vom Orakel zum diesjährigen Dunklen Fürsten ernannt wurde. Jedoch hat die Autorin vielmehr den Fokus auf Derks gesamte Familie gelegt, wobei hier vor allem die Greife als Teil der Familie eine wesentliche Rolle spielten und für mich persönlich am interessantesten waren. Ansonsten kommen in der Geschichte sehr viele Charaktere und magische Wesen vor, welche zu meiner Enttäuschung leider kaum eingehender beleuchtet wurden, die Greife ausgenommen.
Der Roman beinhaltet kleine, aber feine Details, welche es zu entdecken gilt. So wird z. B. endlich erklärt, warum Drachen so gerne Gold sammeln. Ebenso gefiel mir der etwas versteckte, britische Humor. Die erste Hälfte empfand ich als etwas langatmig und ruhiger, ab der zweiten Hälfte ging es dann flotter voran, als endlich die Abenteuertouristen ins Spiel kamen. Und zum Ende hin wird man mit einem sehr guten und überraschenden Ende belohnt.

Veröffentlicht am 10.05.2019

Sehr gefühlvoller Roman mit konstruiert wirkendem Ende.

Ein geschenkter Anfang
0

Lou und Jo waren ein glückliches Paar, verliebt bis zum Schluss lebten sie auf der bretonischen Insel Ile de Groix in ihrem kleinen Paradies. Doch Lou ist gestorben, mit knapp 60 Jahren. Bei der Testamentseröffnung ...

Lou und Jo waren ein glückliches Paar, verliebt bis zum Schluss lebten sie auf der bretonischen Insel Ile de Groix in ihrem kleinen Paradies. Doch Lou ist gestorben, mit knapp 60 Jahren. Bei der Testamentseröffnung wirft sie ihrem Ehemann vor, sie betrogen zu haben - und stellt ihm die Aufgabe, ihre erwachsenen Kinder glücklich zu machen und die Familie somit wieder zusammen zu führen. Keine leichte Aufgabe für den ehemaligen Arzt, der sich stets aus den Familienangelegenheiten raushielt. Und so muss er erstmal lernen, hinter die Kulissen der anderen Menschen zu blicken, bevor er seine Aufgabe erfüllen kann.
Die Sprache des Romans ist sehr gefühlvoll, wodurch schnell eine emotionale Tiefe entsteht. Gelungen ist auch die Idee, die verschiedenen Personen in Gedanken zur verstorbenen Lou sprechen zu lassen, ihr Erinnerungen, Emotionen und Beobachtungen mitzuteilen. Und als Clou kommt sogar Lou selbst nach ihrem Tod zu Wort, das verleiht dem Buch etwas Mystisches. Nicht gefallen hat mir, dass Jo und seine Enkelin Pomme ein wenig zu detailliert "denken". Dinge, welche sie der verstorbenen Lou nicht erklären müssten, werden trotzdem im Stile der "Forth Wall" erläutert. Dadurch fühle ich mich plötzlich als Leser angesprochen, die Gedanken wirken weniger authentisch, was doch sehr schade ist.
Beim Lesen erlebt man die Entwicklung der unterschiedlichen Personen mit. Dabei stellt sich heraus, dass man als LeserIn nicht vorschnell urteilen sollte, manchmal scheinen die Dinge anders, als sie in Wirklichkeit sind. So hat mich der Roman stellenweise doch zum Nachdenken angeregt, was ich als sehr schönen Nebeneffekt empfinde. Einige Gegebenheiten waren jedoch zu überzogen und zu passend konstruiert, das Verhalten der Enkelkinder wirkte nicht immer altersgerecht. Ebenso lief mir zum Schluss alles zu glatt bei einigen Personen, um den Roman gekonnt abzurunden, so dass ich ein wenig enttäuscht nur 4 von 5 Sternen vergebe.

Veröffentlicht am 10.05.2019

Angenehm komplexe Story, jedoch an einigen Stellen zu überzogen

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
0

30. Juli 1994 im beschaulichen Badeort Orphea: Während das erste Krimifestival des Ortes seine Premiere feiert, werden vier Menschen brutal erschossen. Der Bürgermeister und seine Familie sowie eine Joggerin ...

30. Juli 1994 im beschaulichen Badeort Orphea: Während das erste Krimifestival des Ortes seine Premiere feiert, werden vier Menschen brutal erschossen. Der Bürgermeister und seine Familie sowie eine Joggerin vor deren Haus. Zwanzig Jahre später, das 21. Theaterfestival steht kurz bevor, tritt Journalistin Stephanie Mailer an Jesse Rosenberg heran, einen der damaligen Ermittler, und behauptet, sie hätten damals den falschen Mann als Täter überführt. Kurz darauf ist die Journalistin spurlos verschwunden. Was hatte sie zum damaligen Fall herausgefunden? Jesse lässt Stephanies Behauptung keine Ruhe und er rollt den Fall mit seinem damaligen Kollegen Derek Scott erneut auf. Hilfe bekommen sie von Anna Kanner, einer Polizistin in Orphea.
Zuallererst möchte ich Joël Dicker für seine sehr komplexe und undurchsichtig aufgebaute Story loben. Ebenfalls ist sein Schreibstil angenehm zu lesen, er verliert sich nicht in langweiligen Dialogen oder langwierigen Beschreibungen. Bei den Ermittlern wird schnell klar, dass diese, unabhängig vom Fall, ihre eigenen Geister der Vergangenheit mit sich tragen. Leider gestalten sich die Rückblenden in die früheren Leben der Ermittler ziemlich zerstückelt und dadurch unnötig in die Länge gezogen. Doch auch die Beteiligten rund um die Morde, welche im Rahmen der neu aufgerollten Ermittlungen auf dem Spielfeld des Romans positioniert werden, tragen jeder seine Geheimnisse oder Altlasten mit sich herum. Diese werden entweder durch Befragungen oder immer wieder eingestreute Rückblenden zutage befördert. Wobei ich mich an einigen Stellen wunderte, wie vertrauensselig die Ermittler gegenüber einigen Aussagen waren.
Zudem muss ich weitere Kritikpunkte am Roman einbringen. So hat Joël Dicker eine Theaterinszenierung names „Schwarze Nacht“ eingebaut, welche so überzogen und unrealistisch war, dass ich das Gefühl hatte, sämtliche Beteiligten hätten ihren Verstand an der Tür abgegeben statt zu erkennen, was für ein Unfug das ist. An der Stelle fühlte ich mich vom Autor nicht ernst genommen, dass er tatsächlich dachte, ein Leser könne den Quatsch für realistisch halten. Dass bis auf einen Mord alle anderen aufgeklärt wurden ist zwar glaubhaft, jedoch hat der Autor sich für den ungeklärten Mord so ein unrealistisches Ende einfallen lassen, welches man kurz im Epilog erfährt, dass ich der Meinung bin, den Punkt hätte er lieber weglassen sollen, statt sich das Ende des Romans damit zu versauen.
Alles in allem ein sehr unterhaltsamer und angenehm komplex gestalteter Roman mit diversenden Wendungen, bei dem mir jedoch wesentliche Teile als zu unrealistisch missfielen.

Veröffentlicht am 30.04.2019

Abwechslungsreiche Sammlung – mir noch zu brav

éclair blanche
0

Mit „éclair blanche“ bringt der Verlag die zweite Sammlung mit 15 Kurzgeschichten von 15 Mangaka zum Thema Girls Love heraus. Auch diesmal unterscheiden sich die Geschichten wieder sowohl stilistisch wie ...

Mit „éclair blanche“ bringt der Verlag die zweite Sammlung mit 15 Kurzgeschichten von 15 Mangaka zum Thema Girls Love heraus. Auch diesmal unterscheiden sich die Geschichten wieder sowohl stilistisch wie auch inhaltlich, was die Anthologie sehr abwechslungsreich macht. Meistens geht es wieder um Mädchen im Schulalter oder junge Frauen, aber auch eine Superheldin ist diesmal mit dabei. In den meisten Fällen geht es um Schwärmerei oder erste Annäherungsversuche, erotische Szenen kommen kaum vor, was ich persönlich schade finde. Durch das größere Format kommen die Panels recht gut zur Geltung, ebenso die drei ganzseitigen,farbigen Bilder zu Beginn.
Die Mangas gefielen mir unterschiedlich gut, wie es bei Anthologien meist der Fall ist. Auch diesmal hätt ich mir etwas mutigere Szenen zum Thema Girls Love gewünscht, das meiste war für eine Alterempfehlung 15+ zu brav gehalten.

Veröffentlicht am 30.04.2019

Die Geschichte büßte unterwegs an Charme ein

Die Töchter von Ilian
0

In der Welt Ilians gab es einst vier magische Artefakte, mit denen die Völker beherrscht wurden: Eine Flöte, ein Becher, ein Spiegel und eine Sternenscheibe. Davon berichtet Fayanú, ein Waldelf und reisender ...

In der Welt Ilians gab es einst vier magische Artefakte, mit denen die Völker beherrscht wurden: Eine Flöte, ein Becher, ein Spiegel und eine Sternenscheibe. Davon berichtet Fayanú, ein Waldelf und reisender Erzähler, der jungen Magierin Walgreta vom Kleinen Volk. Entgegen der Pläne der Waldelfen, die mit Hilfe der vier Artefakte die Regentschaft über den gesamten Kontinent und somit über alle Völker gewinnen wollen, schmieden die beiden den Plan, die Artefakte zu sammeln und sie den Weisen Frauen, den Wyken, zu schenken, auf dass sie die Völker im ewigen Frieden einen mögen. Der Haken an der Sache: Die Artefakte gewinnen ihre Magie dadurch, dass sie in Liebe verschenkt werden. Ein Diebstahl raubt ihnen hingegen ihre Kräfte.
Zuallererst möchte ich die wunderbare Idee loben, welche die Autorin mit Ilian verwirklicht hat. Sie hat eine Welt geschaffen, in welcher aus dem Bereich der Fantasy bereits bekannte Völker wie Elfen, Zwerge und Menschen leben. Neu ist jedoch die Religion, die Schöpfungsgeschichte, an welche die Völker glauben und welche man beim Lesen des Romans kennen lernt. Zudem wird ihre Liebe zum Detail beim Lesen deutlich und lässt einen hervorragend in die Welt Ilians eintauchen.
Walgreta ist eine junge Magierin aus dem Kleinen Volk, wie die Zwerge sich selbst bezeichnen. Als Hochgewachsene ging sie jahrelang bei den Weisen Frauen, den Wyken, in die Lehre und ist enttäuscht darüber, von keiner Wyka zur Nachfolgerin ernannt worden zu sein. Ich empfand Walgreta leider als eine Frau, der es wichtiger war, vor anderen mit Erfolg zu glänzen statt wirklich Gutes zu tun. Falscher Stolz und eine gewisse Naivität prägten zudem ihren Charakter, wodurch sie mir bis zum Schluss des Romans unsympathisch blieb.
Fayanú, ein Waldelf, ist ein ganz spezieller Charakter, der bereits viel Leid hinter sich hat und von dem sein Volk aufgrund einer Prohpezeiung viel erwartet. Hier empfand ich die Idee des Charakters als sehr aussergewöhnlich und hätte mir stellenweise mehr Tiefgang erhofft, da ausreichend Potential vorhanden war.
Ansonsten kommen noch viele unzählige weitere Charaktere vor wie Händler Mauskin, der seine eigenen Rachepläne verfolgt oder Rianon, Fürst eines Urierstammes, eine Art Nomadenvolk, dessen Status auf einer Lüge beruht.
Zu Beginn gefiel mir die Geschichte noch sehr gut, jeder hatte seine eigenen Pläne und Walgreta wurde unfreiwillig zum Spielball der Politik. Mit der Zeit wurde es jedoch sehr wechselhaft, das Persönliche der Geschichte wich immer mehr dem Charakter eines Berichtes, Ereignisse wurden einfach hintereinander gereiht und die Emotionen blieben wiederholt auf der Strecke . Ebenfalls gingen mir Walgretas Naivität und falscher Stolz immer mehr auf die Nerven, und ich konnte ihr Handeln oftmals nicht nachvollziehen, welches wiederholt einen egoistischen Beigeschmack aufwies. Wobei Fayanú im Punkt falscher Stolz ihr leider irgendwann in nichts mehr nachstand, was für mein Empfinden nicht zu seinem ursprünglichen Charakter passte. So schön, wie alles begann, so unstimmig und oberflächlich fühlte es sich für mich zum Ende hin immer mehr an, vieles wirkte wie aneinandergereiht statt fließend ineinander übergehend, so dass ich stellenweise die Lust an der Geschichte verlor und nach dem Lesen der letzten Seite enttäuscht war.