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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.04.2023

Rasant, ausgefallen, hätte mit Jugendlichen besser gepasst

Die Geschichtenwandler − Magische Tinte
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Zufällig kann Enna beobachten, wie in der Londoner Buchhandlung ihrer Mutter ein Fremder in ein teures Buch kritzelt. Danach haben sich einige Details in der Stadt signifikant verändert, aber Enna scheint ...

Zufällig kann Enna beobachten, wie in der Londoner Buchhandlung ihrer Mutter ein Fremder in ein teures Buch kritzelt. Danach haben sich einige Details in der Stadt signifikant verändert, aber Enna scheint zunächst die Einzige, der bewusst ist, dass vor wenigen Momenten die Welt noch anders war. Über eine Karte, welche sie dem geheimnisvollen Fremden stibitzen konnte, wird sie auf die Geheimgesellschaft Emerald Ink aufmerksam. Eine Gesellschaft, die mit magischer Tinte Großes bewirken kann. Und die es Enna nicht einfach macht, hinter deren Geheimnis zu kommen. Doch Enna gibt so schnell nicht auf.
So rasant wie die Kinder auf dem Cover wirkt auch die Story selbst. Die Idee ist schon sehr aussergewöhnlich und bietet auch diverse unerwartete Wendungen. Insgesamt wär die Handlung meiner Meinung nach jedoch eher für Teenager ab einem Alter von vielleicht 16 Jahren passend. So jungen Protagonisten nehm ich nicht ab, dass sie bereits diverse Klassiker gelesen haben. Zudem sind die Kinder oftmals allein in der Großstadt London unterwegs, gehen auf eine Großveranstaltung mit VIP-Bereich, und das alles ohne Eltern? Das passt in dem Alter einfach nicht. Ebensowenig die spätere Action, die ist auch eher auf Jugendliche denn auf Kinder gemünzt.
Die Idee ist ausgefallen, die Story rasant, die Charaktere hätten mit ein paar Jahren älter m.E. deutlich besser zum Ganzen gepasst.

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Veröffentlicht am 08.03.2023

Slowburner, wird erst zum Ende hin spannend in mehrerlei Hinsicht

A Night of Promises and Blood
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Der Plot ist schnell erzählt: Winnie zieht mit ihrer jüngeren Schwester Sasha nach New York, wo Sasha studieren kann, während Winnie sich ums Geldverdienen kümmert und nach langer Zeit Kontakt zu ihrem ...

Der Plot ist schnell erzählt: Winnie zieht mit ihrer jüngeren Schwester Sasha nach New York, wo Sasha studieren kann, während Winnie sich ums Geldverdienen kümmert und nach langer Zeit Kontakt zu ihrem Vater sucht. Nebenan zieht Jo ein, die auf Winnie eine gewisse Anziehungsraft ausübt, aber kein Interesse an ihr zu haben scheint. Nebenbei hat Jo ein gefährliches Geheimnis (der Fantasy-Part) und es verschwinden Menschen spurlos.
Erwartet hatte ich eine Urban Fantasy Lovestory, erhalten hab ich vor allem anfangs einen reinen Slowburner mit Identitätskrise. Winnie hadert zum Einen mit sich, endlich mal auf die neue Nachbarin zuzugehen, während sie gleichzeitig ihre Kindheit aufarbeitet, in welcher sie ständig hinter ihre kranke Schwester gestellt wurde. Das nimmt so wahnsinnig viel Raum ein, dass im Grunde kaum etwas wirklich geschieht. Erst mit dem Perspektivenwechsel hin zu Jo kommt ein wenig Leben in die Handlung, einige Szenen werden erneut aus ihrer Sicht geschildert, sie bringt ihre Meinung ein und der Fantasypart bekommt mehr Raum. Ebenso geht es gefühlsmäßig endlich voran, während man in Winnies Part in erster Linie in deren Emotionsspiralen feststeckte. Richtig spannend wird es erst am Schluss, wo dann plötzlich ganz viel Action auf wenige Seiten gequetscht wird, das passt alles gefühlt einfach nicht: Erst ewig lange persönliche Zweifel wälzen, dann endlich geht es voran und am Schluss, holterdipolter, eine thematische 180 Grad-Wende? Ausgewogener hätte es mir besser gefallen, zumal insbesondere der Anfang echt zäh wurde mit der Zeit. Schade, denn emotional hat das Buch einiges zu bieten, aber der Spannungsbogen dümpelt einfach zu lange an der Baseline herum. Da die Idee an sich gut ist, nur die Umsetzung mich lange Zeit nicht packen konnte, würd ich dem Buch 3,5 von 5 Vampirzähnen geben.

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Veröffentlicht am 08.08.2022

Chiles Vergangenheit, stellenweise nicht lebensnah genug

Violeta
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Vor 100 Jahren während der Pandemie der Spanischen Grippe geboren, nutzt die Chilenin Violeta die Ruhe der aktuellen Pandemie, um ihrem Enkel Camilo die Zeit ihres Lebens in Briefen wiederzugeben. Zwischen ...

Vor 100 Jahren während der Pandemie der Spanischen Grippe geboren, nutzt die Chilenin Violeta die Ruhe der aktuellen Pandemie, um ihrem Enkel Camilo die Zeit ihres Lebens in Briefen wiederzugeben. Zwischen Erlebnissen und Schicksalen von Familien und Freunden zieht sie hierbei auch Bezüge zur Geschichte Chiles.
Historische Zeiträume mittels eines fiktiven Charakters kennenzulernen bietet die Chance, auch Einblick in das Wirken der Geschehnisse auf die Bevölkerung zu erlangen, welche in den reinen Datenangaben der Geschichtsbücher meist völlig unbeachtet bleibt. Mit Violeta wird zudem ein Blick aus Frauensicht und auf die Frauen der vergangenen rund 100 Jahre Chiles geboten, wo ansonsten meist Männer im Mittelpunkt stehen. Wobei die Autorin Violeta ihr Heimatland leider wie ein fiktives Land beschreiben lässt, in denen Orte und Namen meist ebenso fiktiv sind wie Violeta selbst.
Tatsächlich liest sich das Buch größtenteils recht unterhaltsam, insbesondere durch die - wenn auch leicht verfälschten - Details über die Chilenische Geschichte. Die Sorgen und Probleme der Bevölkerung sowie die Gefahren verschiedenster Regierungsformen ließen mich emotional nicht unberührt. Da Violeta die Briefe retrospektiv schreibt, fallen entsprechend auch mal wertende Kommentare über Personen oder Ereignisse. Allerdings beinhalten die Briefe viele Details, welche sie gar nicht selbst erlebt, sondern über Verwandte oder Bekannte erfahren hat wie z. B. zu Beginn über ihre Eltern und ihre Geburt sowie die ersten Jahre ihrer Kindheit, in der sie sich zunächst zu einem verzogenen Nesthäkchen entwickelte, bevor ein Kindermädchen dies änderte. Zwischen all den Personen und deren Leben, über welche Violeta berichtet, bleibt das eigene Leben der fiktiven Erzählerin leider ziemlich unspektakultär. Als junge Frau tappt sie in die rosarot bebrillte Hormonfalle und verwickelt sich in eine toxische Beziehung, dessen Werdegang ich leider überhaupt nicht nachvollziehen konnte und vielmehr dazu beitrug, sie mir charakterlich zu entfremden. Desweiteren betont sie in ihren Briefen wiederholt, wie wenig sie sich ihr Leben lang für die politischen Entwicklungen des Landes interessierte, entsprechend sind die erwähnten Details meist den Schicksalen und Gedanken anderer Personen geschuldet.
Tatsächlich fußt das Buch überwiegend auf den Leben anderer Charaktere, während die Erzählerin selbst über lange Strecken uninteressant bleibt. Ihr Talent, Geld zu verdienen, wird durch die fehlenden Gleichstellungsgesetze der damaligen Zeit unnötig erschwert, wie so manch anderes auch - dafür kämpfen werden aber später andere. Dies ist einer der wenigen Pluspunkte des Romans: Die Darstellung starker Frauen, welche in Violetas Leben traten und für das kämpften, was Violeta selbst einfach so hinnahm, von häuslicher Gewalt bis hin zu mangelnden Rechten in Familie und Wirtschaft. Streckenweise hatte ich wirklich das Gefühl, die erwachsene Protagonistin lebte in ihrer eigenen komfortablen Blase, ließ es sich gutgehen und verschloss die Augen vor dem Elend in der Welt. Entsprechend distanziert schildert sie so manch historische Zustände, unter welchen die Bevölkerung grausam leiden musste und wird dem Ganzen auf diese Weise meines Erachtens nicht gerecht. Obwohl doch genau dies die Punkte wären, welche die Leser am meisten emotional berühren würden. Gleichzeitig nimmt sie sich in ihren Briefen das Recht heraus, über andere zu urteilen, wovon selbst der Enkel, an den die Briefe gerichtet sind, nicht verschont bleibt. Das verlieh den Briefen mit der Zeit einen etwas faden Beigeschmack. Ebenso zieht sich das Buch zum Ende hin, es kommt zu unnötigen Längen und Wiederholungen.
Im Ansatz sowie grundsätzlich ein interessantes Buch, welches die Sorgen und Nöte der chilenischen Bevölkerung, insbesondere der Frauen, während der verganenen 100 Jahre leider nicht ausdrucksstark genug darstellt. Zudem beschreibt die fiktive Erzählerin meist die aufregenden Leben anderer, während ihr eigenes Leben über Längen unspektakulär bleibt. Entsprechend gebe ich 3,5/5 Punkten.

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Veröffentlicht am 28.03.2022

Spannender Fall, nervige Privatprobleme

Nebelopfer
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Der fünfte Fall für Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn. An einem alten Galgenbaum in der Geest hängt im nebligen Wintermorgen ein Toter mit Schild um den Hals, welches das Opfer als Lügner in einem längst ...

Der fünfte Fall für Frida Paulsen und Bjarne Haverkorn. An einem alten Galgenbaum in der Geest hängt im nebligen Wintermorgen ein Toter mit Schild um den Hals, welches das Opfer als Lügner in einem längst vergangenen Mordfall denunziert. Als kurz darauf Bjarne ein bedrohliches Ultimatum gestellt wird, den wahren Täter des früheren Mordfalls ausfindig zu machen, wird Bjarne vorrübergehend versetzt, um ihn aus dem Visier des Täters zu nehmen. Doch die Ermittler sind sich uneins - die einen glauben, den früheren Fall wieder aufrollen zu müssen, um den Täter zu finden, die Führung hingegen will die Wiederaufnahme verhindern, da längst ein Verurteilter im Gefängnis sitzt. Doch die Morde hören nicht auf, jeweils mit einem Schild um den Hals, dass damals der Falsche verurteilt wurde. Der einzige Überlebende der damaligen Bluttat, zu der Zeit noch ein Kind, kann sich jedoch nicht mehr an das Geschehen erinnern.
Tatsächlich ist die Idee ganz spannend, ein alter Fall, welcher Auslöser für einen neuen Fall ist und einem Racheengel als Legitimation für erneute Morde dient. Dazu die Frage, ob damals wirklich der richtige Täter verurteilt wurde. Hinzu kommt ein neuer Kollege, Leonard Bootz, der mit seiner Art zunächst nicht so recht ins Team zu passen scheint, obwohl er ansonsten ein guter Ermittler sein soll. Nebenbei gibt es noch privaten Trubel bei Frida, da ihrem Freund seit seinem Unfall die Perspektiven abhanden gekommen sind.
Besonders haben mir diesmal wieder die Bezüge zur Gegend gefallen, vor allem der Nebel macht es sehr atmosphärisch. Die Mordfälle, der vergangene sowie die erneuten Morde, kommen jeweils zunächst ebenso undurchsichtig daher, wie der Nebel über der Geest liegt. Hier hat mir das Miträtseln Spaß gemacht. Die privaten Beziehungsprobleme im Hause Paulsen wurden mir jedoch irgendwann zu anstrengend, ebenso wirkte Frida auf mich manches Mal nicht mehr professionell genug. Auch wunderte ich mich über ihre altbackene Einstellung zum Thema Beziehungen und Karriere, welche die Autorin ihr angedichtet hat, während die Männer um sie herum fröhlich die Karriereleiter erklimmen. Von den nicht vorhandenen sozialen Fähigkeiten des neuen Kollegen ganz zu schweigen, der Null Verhörkompetenz aufweist.
Alles in allem hat mir der Doppelfall recht gut gefallen. Als störend empfand ich hingegen diesmal Fridas nervige Beziehungsprobleme ebenso wie den neuen Kollegen, der trotz angeblicher Kompetenz in bezug auf andere Menschen erschreckend inkompetent auftrat. In meinen Augen nicht der beste Fall der Autorin.

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Veröffentlicht am 04.03.2022

Ein Pastor und die Selbstjustiz

Mein Wille geschehe
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Ein etwas anderer Kriminalroman, der mit ein paar Querverweisen zu biblischen Inhalten aufwartet. Was auch durchaus passend ist, ist doch hier ein Pastor der mutmaßliche Täter. Doch zunächst lernt man ...

Ein etwas anderer Kriminalroman, der mit ein paar Querverweisen zu biblischen Inhalten aufwartet. Was auch durchaus passend ist, ist doch hier ein Pastor der mutmaßliche Täter. Doch zunächst lernt man Pastor Benedikt Theves als einen Menschen kennen, der kaum aus sich herauskommt und bei dem man in den Predigten einzuschlafen droht. Ein Mann, dem der gewisse Biss fehlt. Seine Therapeutin rät ihm, seine Emotionen aus sich herauszulassen, statt die Schuld immer auf sich zu beziehen. Leider geht das bei einer Beichtsitzung, welche er als Option für seine Gemeinde neu eingeführt hat, etwas schief: Pastor Theves kommt bei einer Beichte, bei der es um Gewalt in der Ehe geht, so aus sich heraus, dass er spontan den gewalttätigen Ehemann mit dem Kreuz niederschlägt und das Opfer in der Krypta versteckt. Auch wenn die Ehefrau des Erschlagenen regelrecht froh darüber ist, ihren tyrannischen Ehemann los zu sein, weiß der Pastor nicht, wie er damit umgehen soll, sucht unter anderem Rat bei seinem früheren Mentor. Ist Gewalt immer ein Verbrechen? Oder richtet nicht manchmal Gott die Bösen, indem er andere Menschen nach seinem Willen handeln lässt? Ließe sich das nicht auch gegen andere Straftäter anwenden? Und dann ist da auch noch die Leiche in der Krypta, die dringend weg müsste, wenn der Küster nur endlich den Schlüssel für das neu angebrachte Schloss herausrücken würde.
Zugegeben, bei diesem Roman musste ich mich zunächst warmlesen, da zu Beginn erstmal die Charaktere ein wenig vorgestellt werden. Richtig los ging es dann, als Pastor Theves dem tyrannischen schwarzen Schaf der Gemeinde das Kreuz über die Rübe zieht. So, wie der Pastor von da an aus sich heraus kommt, sich seine Predigten von Schlaftablette zu Vergnügungsprogramm mausern, entwickelt auch der Roman einen gewissen Unterhaltungswert. Vor allem der Austausch mit seinem belesenen Mentor war sehr interessant, aber auch die vielen Alltagssituationen, in welche Theves gerät bis hin zu seinem Versuch, die Welt zumindest im Kleinen etwas besser zu machen.
Ein etwas ruhigerer Krimi, der langsam in Fahrt kommt und sowohl lustige Situationen wie auch nachdenkliche Momente bietet.

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