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Veröffentlicht am 17.01.2019

Manchmal sind Worte nicht genug

Worte in meiner Hand
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Nach dem Tod ihres Vaters ist die junge Helena Jans van der Strom im Jahre 1632 aus finanziellen Gründen gezwungen, beim Buchhändler Mr. Sergeant als Magd in Amsterdam zu arbeiten. Dort kommt sie in Kontakt ...

Nach dem Tod ihres Vaters ist die junge Helena Jans van der Strom im Jahre 1632 aus finanziellen Gründen gezwungen, beim Buchhändler Mr. Sergeant als Magd in Amsterdam zu arbeiten. Dort kommt sie in Kontakt mit dem Philosophen René Descartes, der sich für etliche Monate zusammen mit seinem Diener Limousin bei Mr. Sergeant einquartiert. Helena, die von ihrem Dienstherren dazu angehalten ist, Descartes mit „Monsieur“ anzusprechen- fühlt sich schon bald sehr zu diesem hingezogen und beginnt, sich für dessen Arbeiten zu interessieren. Descartes wiederum ist von Helenas Wesen und ihrem Wissensdurst fasziniert, hat sie sich doch das Lesen und Schreiben selbst beigebracht, was in der damaligen Zeit für eine Frau außergewöhnlich ist. Er erkennt in ihr quasi einen ungeschliffenen Rohdiamanten und beginnt daher, Helena auf verschiedensten Wissensgebieten zu fördern. Schon bald entdecken die beiden ihre tiefe Zuneigung zueinander, wohl wissend, dass es keine Zukunft gibt zwischen der 17jährigen Magd und dem doppelt so alten Descartes, denn das Standesdenken der damaligen Gesellschaft Zeit verbietet derartige Beziehungen.

Als Helena von Descartes schwanger wird, muss sie Amsterdam verlassen, und wird gezwungen, ihre Tochter Francine in Deventer zur Welt zu bringen, um den guten Ruf des aufstrebenden Philosophen nicht zu gefährden. Obwohl Descartes sie finanziell unterstützt, fühlt sich Helena von ihm auf persönlicher Ebene im Stich gelassen, da er sich rarmacht und den Kontakt zu ihr auf einige wenige unpersönliche Briefe reduziert.

Aufgrund der Tatsache, dass Helena nun ein uneheliches Kind hat, wendet sich auch ihre eigene Mutter in Leiden von ihr ab, um der Stigmatisierung durch die Gesellschaft zu entgehen. Die komplett auf sich gestellte Helena stellt sich jedoch mutig dieser Herausforderung.
Ein sehr berührendes Werk, das in beklemmender Weise einen Einblick gibt, mit welchen Problemen man zu der damaligen Zeit als Frau, noch dazu mit einem unehelichen Kind, zu kämpfen hatte: Die Möglichkeiten, sich Bildung anzueignen, waren sehr beschränkt; Versuche sich weiterzubilden, wurden bestenfalls belächelt und als Zeitverschwendung abgetan.

Die Zeit ist offenbar einfach noch nicht reif für einen so starken Charakter wie Helena, die sich mutig in eine Männerdomäne vorwagt, etwa als sie für Francine ein Alphabet für Kinder fertigt und mit liebevollen Illustrationen und Versen versehen bei einem Buchhändler als Kinderbuch zum Verkauf anbietet und letztlich gezwungen ist, es unter seinem Wert zu verkaufen, alleine aufgrund der Tatsache, sie eine Frau ist.

Auch wenn Descartes Helena auf seine Weise liebt, leidet sie darunter, dass er nicht zu ihr steht bzw. nicht zu ihr stehen kann, ohne dabei seine gesellschaftliche Reputation aufs Spiel zu setzen. Nach außen hin wird sie nie als ebenbürtige Partnerin präsentiert, sondern immer nur als untergebene Magd, die Descartes mit „Monsieur“ anzusprechen hat. Guinevere Glasfurd versteht es in exzellenter Weise, die Emotionen des Lesers zu führen, indem sie die Geschichte aus der Sicht der Helena erzählt, mit der man sich sofort zu solidarisieren beginnt. In wunderschönen Bildern werden die einzelnen Stationen gezeichnet, man hat das Gefühl, sich wahrhaftig im Holland des 17.Jahrhunderts zu befinden. Der Eindruck wird noch verstärkt, indem Passagen einfach in Holländisch aber auch in Französisch verfasst sind, was dem Ganzen noch zusätzliche Authentizität verleiht. Hier besticht vor allem die sprachliche Umsetzung des Textes durch Julia Nachtmann, welche für die Hörbuchfassung gewonnen werden konnte.
Der Erzählstil Glasfurds bietet eine Besonderheit: Sie lässt in den einzelnen Kapiteln Nebenfiguren auftreten, über deren weiteres Schicksal sich die Autorin ausschweigt, sie helfen jedoch dabei, den Charakter der Helena in besonderer Weise herauszuarbeiten und geben der Figur dadurch besondere Tiefe.

Glasfurd lässt ihr fundiertes Wissen über das Leben Descartes geschickt einfließen, sodass dieses Hörbuch zu einem sehr interessanten und intensiven Hörerlebnis wird, das passagenweise sehr emotional ist ohne dabei jedoch kitschig zu werden!

Veröffentlicht am 16.01.2019

Ein Kinderbuch mit Charme

Flätscher 1 - Die Sache stinkt!
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Flätscher, seines Zeichens coolstes Stinktier der Stadt lebt im Abfallbereich des Nobelrestaurants „Wilder Elch“, zum Leidwesen von dessen Besitzers Spitzenkoch Bode, der ihn mit allen Mitteln zu bekämpfen ...

Flätscher, seines Zeichens coolstes Stinktier der Stadt lebt im Abfallbereich des Nobelrestaurants „Wilder Elch“, zum Leidwesen von dessen Besitzers Spitzenkoch Bode, der ihn mit allen Mitteln zu bekämpfen versucht. Das charismatische und doch liebenswürdige Stinktier schließt jedoch Freundschaft mit Bodes Sohn Theo. Als er erkennt, dass dieser imstande ist, seine Sprache zu verstehen und sich mit ihm zu unterhaltenden, macht er ihn im Zuge dessen zu seinem Assistenten seines Detektivbüros. Ihr erster gemeinsamer Fall beinhaltet einen Zechpreller, der des Öfteren in unterschiedlicher Verkleidung das Restaurant heimsucht. Bald stellt sich heraus, dass Flätscher und Theo nicht nur gute Freunde werden, sondern dass sie sich auch blind aufeinander verlassen können.

Eine sehr schöne Geschichte rund um die ungleiche Freundschaft zwischen einem Tier und einem Kind. Flätscher, ein Stinktier, das sich betont lässig gibt, beweist, dass es trotz aller Coolness das Herz am richtigen Fleck hat, indem er den schüchternen Theo ein wenig unter seine Fittiche nimmt. In einer Art innerem Monolog kommentiert Flätscher das gesamte Geschehen, was oft nicht einer gewissen Komik entbehrt, da er sich gewisse Unzulänglichkeiten selbst nicht eingestehen kann. In seiner Gegenwart beginnt Theo aufzublühen und über sich selbst hinauszuwachsen.

Ein unheimlich nettes und auch für Erwachsene sehr amüsant geschriebenes Kinderbuch, das überaus einfallsreich geschrieben ist, und das durch liebevoll gestaltete Illustrationen des Cartoonisten Jan Birck besticht. Schon das Cover ist ein echter Hingucker! So wird das Ganze auch optisch zu einem echten Leseerlebnis für Jung und Alt.

Bleibt zu hoffen, dass es nicht bei diesem einen Fall von Fläscher und seinem Assistenten Theo bleibt, und die beiden ungleichen Freunde noch weitere gemeinsame Abenteuer bestehen werden. Eine klare Leseempfehlung von meiner Seite!

Veröffentlicht am 16.01.2019

Ein Kochbuch mit Wow-Effekt

sweet & salty
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„Sweet & Salty“ ist eine Rezeptsammlung mit zum Teil durchaus gewagten Geschmackskombinationen fürs Frühstück. Es finden sich darin Waffeln, Pancakes, Toasts, Omeletts und allerlei Kleinigkeiten für den ...

„Sweet & Salty“ ist eine Rezeptsammlung mit zum Teil durchaus gewagten Geschmackskombinationen fürs Frühstück. Es finden sich darin Waffeln, Pancakes, Toasts, Omeletts und allerlei Kleinigkeiten für den kleinen oder auch größeren Hunger. Aber auch einige sehr leckere Smoothies sind darin angeführt. Was alle diese Rezepte jedoch verbindet, ist, dass sie sehr einfach und unkompliziert zuzubereiten sind, wobei man dabei größtenteils auf allzu exotische Ingredienzien verzichtet, und entweder Nahrungsmittel verwendet, die ohnehin jeder im Haushalt hat, oder die zumindest in jedem Supermarkt erhältlich sind. Auch das ist ein manchmal nicht unwesentlicher Aspekt, der darüber entscheidet, ob ein Gericht nun auf den Tisch kommt oder eben nicht!

Die Idee, Salziges mit Süßem zu verbinden, ist im Prinzip nicht neu, wenn man an so manche Chutneys die man zu allen Arten von Fleisch reicht; Oder jeder von uns kennt einen Toast Hawaii solche Geschmackskombinationen stellten seit jeher leckere Akzente in der Kulinarik dar. In diesem Buch wird jedoch ein wenig mehr experimentiert und es finden sich dabei Varianten, die auf den ersten Blick sonderbar anmuten, etwa die Kombination von Spiegelei mit Ahornsirup oder Honig.

Aber wenn man gegenüber neuen Geschmackserlebnissen ein wenig aufgeschlossen ist, und es ausprobiert, wird man zum Teil sehr positiv überrascht werden. Auf alle Fälle lädt dieses Kochbuch dazu ein, selber ein wenig kreativ zu werden und selbst neue Kombinationen auszuprobieren. Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt. Ein durchaus willkommener Nebeneffekt dieses Buches.

Schon das Durchblättern dieses Kochbuchs ist ein Genuss, denn schon seine Aufmachung ist erfrischend anders und nicht starr nach Schema F gestaltet. Angefangen von wirklich ansprechenden, großflächigen Bildern der Gerichte, werden verschiedene Schriftarten geradezu spielerisch eingesetzt, was dem Ganzen noch zusätzlich eine trendige Note verleiht. Auf diese Weise wird bereits das Cover zu einem optischen Augenschmaus.

Fazit: Ein Kochbuch für Junggebliebene, die offen für neue Geschmacksvariationen sind!

Veröffentlicht am 15.01.2019

Unglaublich witzig und skurril

Der Pfau
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„Einer der Pfauen war verrückt geworden…“ – So beginnt der herrlich skurrile Roman von Isabel Bogdan, der in den schottischen Highlands spielt, fernab vom Highlife unserer modernen Welt. Auf dem Landgut ...

„Einer der Pfauen war verrückt geworden…“ – So beginnt der herrlich skurrile Roman von Isabel Bogdan, der in den schottischen Highlands spielt, fernab vom Highlife unserer modernen Welt. Auf dem Landgut von Lord und Lady MacIntosh mit seinem spartanischen Ambiente vermag man Ruhe und Gelassenheit finden. Das ist auch der Grund, warum eine Gruppe Banker samt Coach und eigener Köchin diesen Ort der Abgeschiedenheit für ein Teambuilding-Programm auswählt. Was sie allerdings nicht wissen, ist dass sich unter den Tieren des Landguts ein Pfau befindet, der sich äußerst merkwürdig verhält und höchst aggressiv auf alles in der Farbe Blau reagiert. In einem Anflug von Zerstörungswut macht er dabei weder vor Menschen noch vor Autos halt, wodurch sich der Landgutbesitzer Lord MacIntosh zum Schutze seiner Gäste gezwungen sieht, zu äußerst drastischen Mitteln zu greifen.

Bei dem Hörbuch braucht man anfangs ein wenig, um sich in der Fülle immer neu hinzutretender Charaktere zurechtzufinden, in kurzen Sequenzen wird jeder Charakter, sehr lebendig vorgestellt, und man hat das Gefühl, eine Reihe scheinbar völlig unzusammenhängender Einzelgeschichten vor sich zu haben. Erst im Laufe der Zeit eröffnet sich einem der genaue Kontext. Mit einer gehörigen Portion trockenen britischen Humors zeichnet Isabel Bogdan ein Gesellschaftsbild, in dem jeder aus falscher Rücksichtnahme vor seinen Mitmenschen etwas vertuscht, weil er meint, die Wahrheit den anderen nicht zumuten zu können. Dass sich dabei die Einzelpersonen immer mehr in prekäre Situationen hineinmanövrieren, ist vorprogrammiert! Jeder einzelne der befindet sich zwar in einer Gesellschaft, jeder empfindet insgeheim aber eine gewisse Einsamkeit und zeigt unglaubliche Berührungsängste, wenn es darum geht, auf andere zuzugehen.

Mit Christoph Maria Herbst ist den Machern dieses Hörbuchs ein echter Glücksgriff gelungen. Mit seiner manchmal fast schon spöttischen Art zu lesen, bringt er noch zusätzlichen Humor in die ohnehin schon sehr skurrile Geschichte und haucht auf diese Weise den einzelnen Charakteren noch mehr Leben ein. So geht der eine oder andere Lacher definitiv auf sein Konto! Schon allein seine geniale Lesekunst macht dieses Hörbuch für mich in höchstem Maße empfehlenswert, nicht nur für Liebhaber trockenen britischen Humors!

Veröffentlicht am 15.01.2019

Erbarmungslos

DNA
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Inhalt:
Die Mordserie eines offensichtlich geistesgestörten Psychopathen hält die Polizei, im Speziellen Kommissar Huldar in Atem.

Handlung:
Eine Frau wird vor den Augen ihrer kleinen Tochter auf bestialische ...

Inhalt:
Die Mordserie eines offensichtlich geistesgestörten Psychopathen hält die Polizei, im Speziellen Kommissar Huldar in Atem.

Handlung:
Eine Frau wird vor den Augen ihrer kleinen Tochter auf bestialische Weise ermordet. Als die Polizei das schwer traumatisierte Kind zu befragen versucht, geschieht auf ähnlich brutale Weise ein weiterer Mord. Kommissar Huldar steht unter Zugzwang, gemeinsam mit der Kinderpsychologin Freya versucht er, den Mörder zu entlarven. Zudem versucht der passionierte Amateurfunker Karl, der via Äther kryptische Botschaften erhält, auf eigene Faust zu ermitteln und gerät dabei selbst ungeahnt in Todesgefahr.

Schreibstil:
Die Geschichte wird auf mehreren Ebenen geschildert. In Rückblenden wird die schwere, unbarmherzige Kindheit des Mörders beschrieben, in der Gegenwart wird das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven geschildert. Die einzelnen Handlungsstränge führen aber im Laufe der Zeit zusammen.

Charaktere:
Die Kinderpsychologin Freya wirkt sympathisch und kompetent, während der mit dem Fall betraute Kommissar Huldar eher stümperhaft und unbedarft an die Dinge herangeht, was er des Öfteren zu einem späteren Zeitpunkt bereut. Er wirkt permanent überarbeitet und müde bzw. hat oft mehr mit der Verschleierung seiner privaten Fehltritte zu kämpfen, als dass er produktive Arbeit leistet. In seinen Verhaltensweisen erinnert er mich mehr an einen heranwachsenden Teenager, der seine Emotionen noch nicht im Griff hat als an einen erwachsenen Mann.
Auch der Mobilfunker Karl, welcher auf eigene Faust Recherchen anstellt, wirkt nicht besonders vertrauenserweckend. Mag sein, dass seine minutenlangen Monologe bewusst gesetzt wurden, um den Eindruck eines Nerds zu vermitteln.

Cover:
Farblich schlicht gehalten ist dieses Cover durch seine auffällige, plastische Gestaltung des Einbandes mit Sicherheit ein Eye-Catcher. Die Bedeutung des Klebebandes wird einem erst im Laufe der Geschichte klar.

Autorin:
Yrsa Sigurdardóttir wurde 1963 in Island geboren und schloss im Jahre 1988 ihr Bauingenieur-Studium als „Master of Science“ in Montreal ab und arbeitet seither als Ingenieurin am Kárahnjúka-Staudamm im Osten Islands.Sie wohnt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Seltjarnarnes bei Reykjavík.

Meinung:
Nach der wirklich spannenden Leseprobe ging ich mit einer recht großen Erwartungshaltung an den restlichen Teil des Buches heran. Doch leider ebbte die Spannung im Laufe der Geschichte immer mehr ab und verlor sich ein wenig in Langatmigkeit. Schade, denn inhaltlich ist dieses Buch sicherlich top, ein unschuldiges, kleines Kind in die Mitte des Geschehens zu rücken, ist sicherlich ein brillianter Schachzug, die restliche Ausführung ist aus besagten Gründen leider weniger gelungen.
Was Brutalität betrifft, verlangt Yrsa Sigurdardóttir hier vom Leser einiges ab. Bis ins Detail werden die scheußlichsten Abartigkeiten der menschlichen Natur geschildert. Besonders schlimm finde ich jene Sequenz zu lesen, bei der ein kleines Kind den Mord an seiner Mutter hautnah miterleben und zudem auch noch Angst um sein eigenes junges Leben haben muss.
Nichtsdestotrotz mag ich die sprachliche Ausführung Sigurdardóttirs. Zudem brachte für mich die Auflösung dieses Thrillers letztlich eine erstaunliche Wendung in das Geschehen.

Persönliche Kritikpunkte:
Lange Monologe (besonders jene des Mobilfunkers) mögen ein schriftstellerisches Mittel sein, um seine Eigenschaft als Nerd zu unterstreichen. Auf Dauer wird dieses Vorgehen allerdings ein wenig mühsam. Generell ist anzumerken, dass sich die Geschichte sehr oft in der Beschreibung unwesentlicher Details und Belanglosigkeiten verliert, worunter die Spannung leider auf der Strecke bleibt.

Fazit:
Hier zeigt es sich einmal mehr, dass schonungslose, brutale Beschreibung nicht alles ist, 100%ig überzeugen konnte mich das Buch letztlich nicht!