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Veröffentlicht am 05.12.2022

Zauberhafte Einstimmung und viele Inspirationen zur Adventszeit

Dezember Journal
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Das Dezember Journal von Theresa Baumgärtner erschien in schmucker Gestalt (Halbleinen, HC, gebunden, 192 Seiten) 2022 im Brandstätter Verlag, Wien.


Der Advent bietet die Bühne dieses sehr gestalteten ...

Das Dezember Journal von Theresa Baumgärtner erschien in schmucker Gestalt (Halbleinen, HC, gebunden, 192 Seiten) 2022 im Brandstätter Verlag, Wien.


Der Advent bietet die Bühne dieses sehr gestalteten und kreativen Begleiters in der Vorweihnachtszeit. Die Autorin (inzwischen sehr bekannt auch durch viele andere wundervollen Bücher!) lädt dazu ein, glanzvolle Streiflichter und unvergessliche Momente des Dezembers im Herzen weiterzutragen: Das Journal bietet hierzu Inspirationen und Anregungen, auf der weihnachtlichen Bühne ein ganz persönliches "Stück" aufzuführen; sei es mit der Freude an kreativer Gestaltung; dem Erzählen von Winterreisen oder Weihnachtsmärkten, von Lieblingsfilmen oder weihnachtlichen Buchklassikern; seien es Familienrezepte oder festlichen Schmuck, für jeden findet sich hier im Journal etwas!


Die Gestaltungsmöglichkeiten sind sehr vielfältig und für persönliche Eintragungen jede Menge Platz! Auch eine Playlist gibt es, in der man die Lieblingssongs zur "christmas time" festhalten kann, so entstehen einzigartige weihnachtliche Emotionen. Theresa Baumgärtner, deren "Frühlingserwachen" ich auch bezaubernd fand, gibt hier Tipps zum Schreibatelier und zum kreativen Gestalten, zu Utensilien, die zum Schreiben und Zeichnen sowie zum Basteln unerlässlich sind.


Besonders gefallen haben mir persönlich die folgenden Inspirationen:

- festliches Schmücken (Kränze z.B.)

- tanzende Papierfiguren (Scherenschnitt)

- geliebte Bücher für lange Winterabende (selbst auszuwählen)

- Übungsblatt Kalligrafie (ABC....)

- Rezepte wie Mariniertes Wintergemüse; Kartoffel-Kichererbsen-Curry z.B.)

- Weihnachtspost schön gestaltung 

- Unterwegs in der Natur und

- Poesie (weihnachtliche Gedichte und Wintergeschichten).


Fazit:

Ein kreativer, inspirierender Begleiter durch den Dezember mit vielen Vorschlägen, Ideen, Rezepten und Geschichten, die dazu einladen, sich ganz persönlich auf das Weihnachtsfest vorzubereiten und viel Platz für Eintragungen sehr persönlicher Art bietet! Sowohl zum 'sich selbst' schenken als auch zum Verschenken hervorragend geeignet.


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Veröffentlicht am 05.12.2022

Spannende Zeitgeschichte, geniale Erzählkunst!

Die Bücher, der Junge und die Nacht
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"Die Bücher, der Junge und die Nacht" von Kai Meyer erschien (HC, geb. 496 Seiten) 2022 im Verlag Droemer Knaur. Auf diesen Roman war ich aufgrund der Thematik (die Liebe zu Büchern und Zeitgeschichte) ...

"Die Bücher, der Junge und die Nacht" von Kai Meyer erschien (HC, geb. 496 Seiten) 2022 im Verlag Droemer Knaur. Auf diesen Roman war ich aufgrund der Thematik (die Liebe zu Büchern und Zeitgeschichte) mehr als neugierig; da ich Kai Meyer's "Die Alchimistin" vor Jahren sehr begeistert gelesen habe und vom Stil des Autors, der es mühelos schafft, den Leser mit auf Zeitreisen zu nehmen und eine unglaubliche Nähe zwischen den sehr gut ausgeleuchteten ProtagonistInnen und den LeserInnen herzustellen, sehr beeindruckt bin. Er zählt damit zu meinen favorisierten deutschen Erzähltalenten durch seine Themen und seinem atmosphärischen Schreibstil.


Die Haupthandlung dieses Romans dreht sich um das Auffinden eines verschollen geglaubten mysteriösen Buches, das nur einmal gedruckt wurde und im Grunde zum Selbstgebrauch bestimmt war:


Leipzig, Graphisches Viertel : (Zeit des 2. Weltkriegs)


"Das Alphabet des Schlafs" bekommt 1943 Jakob Steinfeld, Inhaber des Antiquariats "Montecristo" (spezialisiert auf Abenteuerliteratur, Geheimbund und Logenromane sowie romantische Literatur) von einer jungen Frau mit der Bitte unterbreitet, das Buch zu binden; mit dem Vater, einem Verleger namens Konrad Pallandt, hat sich Jakob nicht grundlos überworfen hat. Jedoch hat Jakob die Tochter namens Juliane (Juli), sofort nach ihrem Erscheinen in der Buchbinderwerkstatt bereits in sein Herz geschlossen und eine dramatische Liebe beginnt, da Juli nach wenigen Tagen ihres Kennenlernens spurlos verschwindet...


40 Jahre später; Barockschloss der Verlegerfamilie Pallandt, bei München:


Marie, eine bekannte Bibliothekarin und Sachverständige für Bibliotheken und wertvolle Bücher, soll die Bibliothek von Maximilian Pallandt, Sohn des Verlegers Konrad P. schätzen und veräußern: Sie entdeckt darin ein Konvolut von Büchern, die von Jakob Steinfeld gebunden wurden; einer der besten Buchhändler Leipzigs zu Beginn des vorigen Jahrhunderts. Gemeinsam mit Robert Steinfeld, mit dem sie nicht nur den Beruf und die Leidenschaft für Bücher teilt, sondern auch eine Liaison vor Jahren hatte, begibt sie sich auf Spurensuche und hilft ihm fortan, der Geschichte um das Geheimnis des "Alphabet des Schlafs" auf den Grund zu gehen; denn dieses Buch könnte letzten Endes die wahren Eltern von Robert und den Grund seiner Gefangenschaft als Junge während der ersten 10 Lebensjahre enträtseln.


Wir begegnen vielfältigen Charakteren auf dieser literarischen und für Robert sehr persönlichen "Spurensuche" - sowohl in der Vergangenheit als auch 1971: So lernen wir Grigori Gomorov, Gärtner und besonders im Winter Mitarbeiter von Jakob sowie sein bester Freund in der Zeit der Nazidiktatur kennen (und schätzen); Juli, die Verlegertochter Pallandt, die im Roman eine Hauptrolle einnehmen wird; ihren Bruder Maximilian und die Mutter Aurelia. Die Mutter frönt der okkulten Literatur und ist so besessen von derartigen Werken wie einige historische Figuren der Nazis, z.B. Himmler: Sie verlegt diese Bücher (zum Mißfallen ihres Mannes Konrad) in einem eigenen, sehr reaktionären Verlag und macht auch vor "Experimenten" nicht halt, der ihre Töchter anheimfallen. Auch Mena, Julis Schwester sollten wir später einen Besuch abstatten. Mit Grigori begegnen wir auch der legendären "Rabenfrau", die nachts über die Dächer Leipzigs auf einem Seil tänzelt und Grigoris Herz eroberte.


Ein wichtiger Hauptcharakter ist ausser den Büchern, um die es in oftmals poetischer Weise geht, ausser Jakob, Juli, Robert und Marie von Beginn an der mysteriöse "Maskenmann", der Bücherdieb, der Robert aus der brennenden Villa rettete und ein Jahr während des Krieges mit ihm durchs zerstörte Deutschland ziehen sollte: Immer auf der Suche nach Raritäten, die nicht den Flammen zum Opfer gefallen waren. Ist dieser Bücherdieb identisch mit dem finsteren Bibliothekar der Pallandts; Mercurio oder auch Flügelschlag genannt, mit dem Konrad Pallandt einst einen Pakt einging?


Die beiden Zeitebenen, die immer wieder wechseln, lassen die Spannung fast unmerklich sich steigern und sind historisch interessant, da man einige Fakten über die alte Bücherstadt Leipzig und das Graphische Viertel erhält; zudem fand ich Informationen zu wertvollen und vergessenen Büchern, dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels und Buchmessen sehr interessant (ich habe auch einige Dokus über Leipzig vor dem 2. WK angeschaut, die die beschriebene Atmosphäre des Romans noch verdeutlichen können). Großen Respekt habe und hatte ich vor Jakob, der als einer der besten Buchbinder Leipzigs galt und ein sehr aufrichtiger, sympathischer Mensch und Buchfreund war; ebenso wie Grigori, der den Garten beim Antiquariat "Montecristo" hegte und pflegte. Im letzten Romandrittel nimmt das Buch gar kriminalistische Züge an, so dass man als Leser schier den Atem anhält. Aber auch die Poesie, die trotz der historischen Zeitgeschichte hier und da einfließt, hat mir sehr gefallen:


Etwa am Ende, als Robert und Marie, die mit Büchern handeln und somit Traditionen fortführen, feststellen, dass "die eigene Bibliothek zu platzen droht, aber dennoch immer mehr Bände hinzukommen:


- vor allem die alten, die verblichenen, die Geschichten, aus denen ein Ruf ertönt, der durch die Jahrhunderte hallt." (Zitat S. 495)


Fazit:


Mit sehr großem Erzähltalent verwebt Kai Meyer sehr gekonnt und mit atmosphärischer Dichte, teils düster, teils hoffnungsvoll in seinem neuen Roman Zeitgeschichte und Historisches zur Bücherstadt Leipzig; zwei Liebesgeschichten (anno 1943/1971) sowie vor allem die Liebe zu Büchern und die Spannung eines Kriminalromans. Der Roman ist gleichbedeutend mit einer abenteuerlichen Suche nach dem Geheimnis und auch dem Vermächtnis eines Buches, das für Robert Steinfeld existenziell wichtig ist und in dem es Kai Meyer gelingt, seine Leserschaft auf eine spannende Zeitreise mitzunehmen - sehr große Nähe zu den Figuren herzustellen: Großartig, spannend und eine Liebeserklärung an die Welt der Bücher!

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Veröffentlicht am 13.11.2022

Dramatische Chronik zweier Familien im 2. WK

Feldpost
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"Feldpost" von Mechtild Borrmann erschien (HC, 297 S.) 2022 im Verlag Droemer-Knaur: Hatte mich vor Jahren bereits der Stil und die thematische Aufbereitung in Romanform von "Der Geiger" sehr beeindruckt, ...

"Feldpost" von Mechtild Borrmann erschien (HC, 297 S.) 2022 im Verlag Droemer-Knaur: Hatte mich vor Jahren bereits der Stil und die thematische Aufbereitung in Romanform von "Der Geiger" sehr beeindruckt, so vermochte es dieser zeitgeschichtliche Roman, der die Leser in das düsterste deutsche Kapitel des 2. WK führt, ebenso sehr!


Eingerahmt wird die Geschichte der Familien Kuhn und Martens von einer Story aus der Gegenwart, die durchaus authentisch erscheint: Cara Russo, Rechtsanwältin, sitzt in einem Kasseler Café kurz vor Weihnachten, als sich eine alte Frau an ihren Tisch setzt und sie in ein kurzes Gespräch verwickelt: Sie wundere sich, so die Frau, dass in der Burgstraße auf der Wilhelmshöhe nie eine Frau namens Adele Kuhn gewohnt haben solle... Kurz darauf ist die Frau verschwunden, hat jedoch Cara eine Tüte mit Papieren und einem Aktenordner hinterlassen. Das Interesse und die Neugierde ist bei Cara geweckt, als sie später zu Hause den Unterlagen entnimmt, dass es sich um Feldpostbriefe - und in einem Geheimversteck eines alten Ordners um einen Kaufvertrag einer alten Villa in der Burgstraße handelt, die 1937 von einem gewissen Gerhard Kuhn an den Freund und Apother Wilhelm Martens überschrieben und verkauft wurde. Zu einem Spottpreis.


Gerhard Kuhn hatte bereits kurz nach der Machtergreifung Hitlers wegen "verleumderischen Äußerungen gegenüber dem Führer und dem Reich" eine Gefängnisstrafe absitzen müssen; während Apotheker Martens NSDAP-Mitglied der ersten Stunde wurde - und ihn trotz Warnungen nicht von seiner politischen Meinung abhalten konnte. Die Verhaftung hatte zur Folge, dass dem Spediteur sämtliche LKW's und die Lizenz entzogen wurden, so dass die Familie (Adele und Albert sowie seine Frau Katharina) vor dem existenziellen Ruin standen. So entscheiden die Eltern von Adele und Albert, das Land zu verlassen und bei Freunden im Süden Frankreichs unterzukommen, wo sie auf einem Weingut mitarbeiten könnten. Die dramatischen Fluchtaktionen der Eheleute (deren Kinder zu diesem Zeitpunkt nicht mitkommen wollten) bis nach Portugal bewegen beim Lesen sehr; ganz besonders ein dramatisches Ende, mit dem ich schwer zu kämpfen hatte.


Mechtild Borrmann verknüpft hier Zeitgeschichte und das Schicksal zweier Familien miteinander, in dem sie als verschollen gegoltene Feldpostbriefe (die der Sohn des Apothekers schrieb) durch die Recherchen einer Rechtsanwältin dem Eigentümer und Schreiber der Briefe aushändigt: Dr. Richard Martens. Was diese Briefe (die durch eine Botin an den eigentlichen Empfänger überbracht wurden) in Martens auslösen sollten, ist ebenfalls Bestandteil und Dokumentation dieses hervorragenden Romans mit historischem Hintergrund. Auch die Bombardierungen und Fakten des Kriegsgeschehens (Einmarsch in Polen; in Finnland etc.) hat die Autorin nicht ausgespart und lässt den Leser sowohl eine tragische Liebesgeschichte, eine Flucht und das Auseinanderreißen von Familien in dieser Zeit miterleben. Es geht zum Einen um die Auswirkungen einer ersten Liebe, die nicht in das moralische Korsett der Nazi-Diktatur passen will und um eine Dramatik, die mit dem Verkauf der "Kuhn-Villa" auf der Kasseler Wilhelmshöhe zu tun hat: Gerhard Kuhn verkaufte sie damals, um sie später ("wenn der Spuk vorbei wäre"), zurückzukaufen. Dies war auch im Kaufvertrag so vereinbart. Doch es sollte alles ganz anders kommen....


Der vorliegende Roman liest sich zum einen düster, zum anderen mehr als spannend, da die Schicksalswege der ProtagonistInnen gut dargestellt und verfolgt werden können: Auch die meisten Entscheidungen, die Gerhard Kuhn, Albert, Richard Martens und Adele Kuhn treffen, sind nachvollziehbar. Allerdings gibt es wiederum andere Entscheidungen, die wirklich Böses anrichten und dennoch sehr authentisch wirken. Die Autorin hat im Dankeswort das Tagebucharchiv in Emmendingen gewürdigt und sicher an wahren Schicksalen zu dieser dunklen Zeit Anteil genommen.


"Feldpost" ist sehr atmosphärisch, dramatisch und hochspannend zu lesen. Der Stil der Autorin ist glasklar und schnörkellos. Die Figuren sind sehr realistisch und authentisch dargestellt; ich mochte sie (fast) alle; ganz besonders aber Gerhard Kuhn, dem ich ein anderes Schicksal von Herzen gewünscht hätte!


Fazit:


"Feldpost" ist eine unglaublich spannende, im historischen Kontext des Nazi-Regimes spielende, bewegende Geschichte zweier Familien, deren Geheimnissen, Lügen und Verrat, die erst 60 Jahre später ans Licht kommen sollten. Mich hat besonders die Authentizität und der glasklare Schreibstil wieder sehr begeistert und ich empfehle den Roman daher absolut weiter! 5*


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Veröffentlicht am 11.11.2022

Für vegane Einsteiger und Profis - ein kullinarischer Volltreffer!

Rosa kocht vegan
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"Rosa kocht vegan" von Rosa Roderigo erschien (HC, 190 Seiten, 2022) im GU-Verlag (Gräfe und Unzer, München). Es ist das erste Kochbuch der Autorin; die Aufmachung sehr gelungen und bunt - wie die wirklich ...


"Rosa kocht vegan" von Rosa Roderigo erschien (HC, 190 Seiten, 2022) im GU-Verlag (Gräfe und Unzer, München). Es ist das erste Kochbuch der Autorin; die Aufmachung sehr gelungen und bunt - wie die wirklich guten zahlreichen Rezepte ("voller Liebe und mit viel Schmackofatz", wie Rosa untertitelt), die durch geniale Fotografien (Food: Silvio Knezevic; People: Jennifer Braun) stilistisch in Szene gesetzt werden und in der Tat äußerst lecker schmecken!


Untergliedert ist das vegane Kochbuch in die Themenbereiche:


-Raus aus den Federn

- großartige Kleinigkeiten

- Süppchen und Salätchen

- Heftig deftig

- für süße Mäuse und

- Picknick - Party (incl. Specials zu xmas, Geburtstagen und einigen Feiertagen).


Ein Register schließt dieses tolle Kochbuch ab, das zusätzlich eine gute Rezeptübersicht - je nach Gusto - liefert.


Was die vegane Küche angelangt, zähle ich mich eher zu den newbies, da ich oft entsprechende Rezepte, die durchaus alltagstauglich sind, vermisste: Dem kann ich nun mit Hilfe von Rosas veganen leckeren Rezepten auf positive Weise entgegenwirken: Besonders angetan sind wir von den (teils bereits nachgekochten und lecker befundenen) Rezepten wie "Komplett krasses Kürbiscurry, Perfekte Paprikapasta, Prall gefüllte Paprika, Gemütliche Graupen-Gemüse-Suppe, Blueberry Pancakes, Semmelknödel auf Pilzsauce und Bananen-Marmorkuchen.


In Sachen "Schmackhaftigkeit" verrät Rosa zu Anfang ihre Geschmacks-Nerven-Kicks (z.B. gebratenes Paprika-Pulver), die ihre Experimentier-Favoriten sind sowie "7 goldene Gadgets", also unentbehrliche Küchenutensilien, die beim Kochen mehr Fun bringen (z.B. Mörser, Hochleistungsmixer etc.)


Der Ton dieses humorvollen Kochbuchs sprach mich total an; es ist etwas anders, "frozzeliger" zu lesen als gewohnt (z.B. "Werf den Ofen an; schnapp dir den Lauch; schmeiß deine Cashew-Kerne in eine Schüssel" und erinnert an Jamie Oliver, der seine Koch-Shows ebenso humorvoll "rüberbringt". Kurzum - es macht wirklich Spaß, die ausgefallenen und dennoch tollen Rezepte von Rosa nachzukochen, zumal sie allesamt gut erklärt und mit weiteren "Tipps" versehen sind.


Fazit:


Ein witziges, humorvolles, etwas ausgefallenes und trotzdem alltagstaugliches Kochbuch voller veganer Rezepte, die für Einsteiger wie auch für Profis unter den VeganerInnen wärmstens zu empfehlen ist, daher von mir die Bestnote und 5*.

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Veröffentlicht am 01.11.2022

Bewegende Biografie eines Wolfskindes ...

Das Wolfsmädchen
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.....die mich auch erschüttert hat: Dank dem Historiker und Autor Christian Hardinghaus und im Besonderen des Wolfsmädchens Ursula Dorn wird hier authentisches und biografisches Licht in ein eher im ...



.....die mich auch erschüttert hat: Dank dem Historiker und Autor Christian Hardinghaus und im Besonderen des Wolfsmädchens Ursula Dorn wird hier authentisches und biografisches Licht in ein eher im Trüben liegendes Kapitel deutscher Geschichte gebracht , wofür ich dem Autor und Ursula Dorn; heute 88jährig, sehr danke!


"Wolfskinder" nannte man die verlassenen, aus Ostpreußen, im Besonderen aus Königsberg, vor dem sicheren Hungertod geflüchteten Kinder, die nach Ende des 2. Weltkrieges unter Lebensgefahr dennoch den weiten Weg nach Litauen antraten, wo sie in der Regel wohlgesonnene Einwohner und "immer einen Krug Milch und ein Kanten Brot" erhielten, womit diese Menschen das Leben vieler Wolfskinder retteten.


Mir war dieser Begriff wohl bekannt, nicht aber der exakte Lebens- und Leidensweg dieser Kinder, von denen höchstens die Hälfte aller überlebt haben dürfte. Wie man im Buch erfährt, wurden einige auch adoptiert von litauischen Familien, die zu Beginn durchaus ein Herz für "die kleinen Deutschen" hatten; im Gegensatz zu den russischen Besatzern, die sich in Königsberg nach Kriegsende einfanden und die Stadt besetzten. Die verbliebenen 120000 Deutschen waren in dieser Zeit meist dem Hungertod geweiht, da sie absolut rechtlos waren und auch keine Verpflegung erhielten. Nach heutigem Ermessen würde durchaus das Wort Genozid zutreffen, denn die sowjetischen Soldaten gingen gnadenlos vor, auch gegen etwaige Unterstützer, die die Kinder in Litauen fanden: Den Litauern war es untersagt, deutsche Kinder bei sich aufzunehmen und viele wurden von den Patrouillen nach Sibirien verschleppt. Dieses Schicksal drohte auch denjenigen, die sich (zu den Mutigen zählend, wie Ursula Dorn) ins Nachbarland durchgeschlagen hatten und auf eine russische Patrouille trafen.... Mit Entsetzen begleitet man den Weg des intelligenten Mädchens, dessen Familie vor dem Hungertod steht; der Vater ist im Feld, das sich mutig auf den Weg begibt, um selbst nicht zu verhungern. Ursula sollte es gelingen, mit einem Rucksack voller Lebensmittel zurück nach Königsberg zu kommen und wiederum mit ihrer Mutter aufzubrechen: Eine Nachbarin wollte sich um die jüngeren Geschwister kümmern, bis beide mit Nahrungsmitteln zurückkehren würden.


Doch die Zeiten (wir sprechen von 1946/47 und 1948) wurden immer schwieriger, da sich litauische Partisanen ("die Waldbrüder") mit sowjetischen Soldaten Gefechte lieferten. Dadurch wurde es auch für die sich noch am Leben befindenden Wolfskinder schwieriger, etwas Essbares zu finden oder die Kälte des Winters zu überstehen. Ursula, die bereits in Königsberg zu den durchsetzungsfähigsten und intelligentesten, klügsten Kindern (sie war zu dieser Zeit erst 12 Jahre alt) zählte, schlägt sich mit ihrer Mutter Martha durch diese grauenhaften Zeiten - und überlebt. Grausam und unmenschlich empfand ich die erschütternde Lebensreise von Ursula Dorn besonders nach Einsetzen der Hungersnot (wobei Königsberg, heute Kaliningrad bis 1944 von Bomben verschont blieb) im Kindesalter; auch war mir bis zum Lesen dieses autobiografischen Buches nicht klar, dass viele Deutsche in Königsberg festsaßen und die meisten ihr Leben ließen: Der Krieg am 8. Mai 1945 für Erwachsene und Kinder in Ostpreußen noch länger nicht zu Ende sein sollte!


Schon lange jedoch empfinde ich tiefstes Bedauern mit all' den Menschen (und deren Hinterbliebenen bzw. noch lebenden Nachfahren), die im 2. Weltkrieg "bis zuletzt" in Ostpreußen ausharren mussten und viel zu spät flüchten konnten: Von der roten Armee "überrannt" , überflogen und unter vielen Opfern überrollt wurden (de facto mit russischen Panzern, die keinerlei Bedauern mit den Flüchtlingen hatten, wie mir ein Zeitzeuge einmal erzählte.


Der Weg von Ursula Dorn war auch weiter steinig: Er führte über die frühere DDR in den Westen und wie sich herausstellte, sorgte eher die Tochter für die (stark depressive) Mutter als es umgekehrt hätte der Fall sein sollen; doch auch daran ist Ursula Dorn nicht zerbrochen und ließ ihre Mutter niemals im Stich (zwei Geschwister überlebten nicht; ein Bruder wurde später in Berlin via Suchdienst des DRK ausfindig gemacht). Allerdings ist es der Familie nicht mehr gelungen (trotz Ursulas Versuchen), wieder zusammen zukommen.


Positiv fand ich, dass Ursula Dorn ihre Geschichte in hohem Alter mitteilte; ja das Schreiben für sie eine Art von Selbsttherapie gewesen ist und sie auch aktiv im Leben blieb: So fuhr sie 2020 noch einmal nach Kaliningrad und hatte verständlicherweise mehr als schwer an den Erinnerungen zu tragen: Im Verein Edelweiß, der sich in den 90er Jahren gründete und der 20 frühere Wolfskinder als Mitglieder hat, gibt es einen Unterstützer, der selbst ein Buch über dieses Thema geschrieben hat: Baron Wolfgang von Stetten. Dieser sorgt auch dafür, dass die in Litauen verbliebenen (unter anderer Identität lebender) Wolfskinder zumindest eine geringe Rente erhalten: Mit Ärger erfüllt es mich, wie sehr der deutsche Staat bis heute etwaige Reparationen ablehnt - und die Thematik dieser verlassenen, vertriebenen und vom Hunger- und Kältetod bedrohten, traumatisierten Kinder aus Ostpreußen totschweigt!


Christian Hardinghaus hat die Aussagen von Ursula Dorn mit exakten historischen Daten und politischen Hintergründen verwoben, da ich hier ebenfalls "Leerstellen" hatte und jetzt ein umfassenderes Bild, danke ich hierfür besonders! "Das Wolfsmädchen" ist keine leichte Kost - aber umso wichtiger finde ich, dass es von vielen Menschen gelesen wird, die sich für die Aufarbeitung einer solch' verdrängten Thematik gerne auseinandersetzen, vielleicht auch Nachfahren ehemaliger Wolfskinder sind oder geschichtliches Interesse mitbringen. Gerade jetzt, im aktuellen Ukrainekrieg, der für viele Menschen aus den baltischen Staaten - aber auch für solche wie Ursula Dorn, eine reale Bedrohung darstellen und sie eine Warnung ausgibt, die ich sehr ernst nehme; die Schicksale der weiteren Wolfskinder, die ihre Stimme ebenfalls hier anschließen und Ursulas Beschreibungen ergänzen, sollten nicht länger überhört werden! Für einen - wenn auch mehr als bewegenden Eindruck, der anfangs eher erschüttert - in das leidgeprägte Leben eines Wolfskindes, hier Ursula Dorn, danke ich ganz herzlich und empfehle es absolut weiter! 5*


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