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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.08.2022

Gelungene Fortsetzung

Faust
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"Faust" ist nach "Geiger" der zweite Band von Gustav Skördeman mit der Kommissarin Sara Nowak.
Klappentext:
Nachdem Sara Nowak das Netzwerk der Stasi-Mitarbeiter in Schweden auffliegen ließ und einen Bombenschlag ...

"Faust" ist nach "Geiger" der zweite Band von Gustav Skördeman mit der Kommissarin Sara Nowak.
Klappentext:
Nachdem Sara Nowak das Netzwerk der Stasi-Mitarbeiter in Schweden auffliegen ließ und einen Bombenschlag in Deutschland verhindert hat, werden die Ereignisse von den schwedischen Geheimdiensten unter den Teppich gekehrt. Sara will sich an das Schweigegebot halten, doch dann wird ein Ex-Spion ermordet, der sie wenige Tage zuvor vergeblich um Rückruf gebeten hatte. Obwohl sie an ihrer neuen Stelle in der Kriminalpolizei bereits genug mit einer Mordserie in der Unterwelt zu tun hat, lässt ihr schlechtes Gewissen sie erneut in der Spionagewelt herumstochern. Dabei scheint sie einen Agenten namens Faust mit einer Vergangenheit in der RAF gegen sich aufzubringen ...
Sara Nowak hat es in diesem Krimi mit drei Fällen zu tun und auch i ihrem Privatleben geht es mal wieder drunter und drüber. Es gelingt Skördeman jedoch alle drei Handlungsstränge so aufzubauen, dass ich als Leserin jederzeit den Überblick hatte.
Dazu trägt auch sein flüssiger Stil bei, der das Lesen zu einem leichten Erlebnis macht, auch wenn die Story atemraubend ist.
Eigentlich muss ich für alle drei Handlungsstränge eine eigene Rezension schreiben: Die RAF-Story ist für mich allein recht wenig spannend, aber glaubwürdig. Die Mordserie in der Unterwelt wird eigentlich nur am Rande behandelt und - ohne zu spoilern - erst spannend, als sich eine Verbindung zu Saras Privatleben ergibt. Hier greift Skördeman dann allerdings tief in die Schatzkiste der Autoren und schafft ziemlich konstruiert einen Zusammenhang, der sich aus der Vorgeschichte nicht ergibt.
Fazit: Ein spannender Thriller, eine gelungene Fortsetzung, aber am Ende wollte Skördeman einfach zu viel. Das ist die Fantasie mit ihm durchgegangen.

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Veröffentlicht am 25.08.2022

Sehr dicht und regt zum Nachdenken an

Die sieben Schalen des Zorns
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"Die sieben Schalen des Zorns" von Markus Thiele ist ein sehr dichtes Buch, in dem es um sehr viel mehr geht, als "nur" um das Thema "Sterbehilfe".
Klappentext:
Dr. Max Keller ist Arzt mit Leib und Seele. ...

"Die sieben Schalen des Zorns" von Markus Thiele ist ein sehr dichtes Buch, in dem es um sehr viel mehr geht, als "nur" um das Thema "Sterbehilfe".
Klappentext:
Dr. Max Keller ist Arzt mit Leib und Seele. Als seine todkranke Tante Maria ihn um Sterbehilfe bittet, gerät er in ein moralisches Dilemma. Soll er ihren letzten Wunsch erfüllen und ihr ein selbstbestimmtes Sterben ermöglichen?
Obwohl er als Arzt dem Leben verpflichtet ist, hilft Keller der alten Frau, das ihre zu beenden. Kurz darauf eröffnet die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen ihn. Der Vorwurf: strafbare Tötung auf Verlangen. Keller droht eine Freiheitsstrafe und der Entzug seiner Arztzulassung – was sein Ende bedeuten würde. Doch hat er Maria wirklich getötet?
Über weite Teile des Romans steht das Thema "Sterbehilfe" für mich nicht im Vordergrund. für mich ist es eher ein Buch über Freundschaft, über die Beziehung zwischen Vätern und Söhnen, über Schuld und über Gott. Erst im zweiten Teil, dem Prozess, stehen Recht und Gerechtigkeit, freier Wille und Gesetz im Mittelpunkt des Geschehens.
Ist das Buch deshalb weniger lesenswert? Meiner Ansicht nach nicht. Doch durch die vielen philosophischen Betrachtungen und Diskussionen, die große Vielfalt der Themen, bleiben die handelnden Figuren besonders in Bezug auf das Grundthema ein wenig blass. Ich hätte mir mehr Szenen gewünscht, die das besondere Verhältnis zwischen Max und Maria beschreiben, vielleicht auch einen eigenen Handlungsstrang für Maria, denn sie und ihr Erleben bleiben verborgen.
Das wäre sehr gut möglich, denn die Handlungsstränge sind vielfältig und springen ständig von der Gegenwart in verschiedene Phasen der Vergangenheit.
Fazit: Ein sehr dichtes Buch mit vielen klugen Gedanken, das zum Nachdenken anregt und noch lange nachwirkt.

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Veröffentlicht am 17.07.2022

Rasanter Krimi

Nichts ist vergessen
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Am Anfang fiel es mir etwas schwer, in den Krimi "Nichts ist vergessen" von Ursula Schmid-Spreer hineinzukommen. Es beginnt rasant, die einzelnen Szenen sind extrem kurz und auch die Erzählperspektive ...

Am Anfang fiel es mir etwas schwer, in den Krimi "Nichts ist vergessen" von Ursula Schmid-Spreer hineinzukommen. Es beginnt rasant, die einzelnen Szenen sind extrem kurz und auch die Erzählperspektive wechselt häufig. Doch nach einiger Zeit entwickelte sie Geschichte einen Sog, dem ich mich kaum entziehen konnte.
Klappentext:
Vor 30 Jahren wurde die Leiche einer Hausfrau gefunden, erwürgt mit einer Strumpfhose. Ein Fall, der nie gelöst wurde – auch wenn Spuren ins Rotlichtmilieu führten. Nur rollt ein Journalist die Sache neu auf und Oberkommissar Hofmockel muss die vielen Puzzlesteinchen zusammensetzen, um diesen Mord aufzuklären. Was hat seine Freundin Cora mit der Sache zu tun? Welche Rolle spielt ihre Großmutter? Gibt es ein Familiengeheimnis? Kann der Fall etwa durch ein altes Tagebuch aufgeklärt werden?
Kommissar Hofmockel ist ein Kommissar mit harter Schale und doch weichem Kern. Seine Sprüche und Wortspielereien sorgen immer wieder für ein Lächeln auf dem Gesicht - nur nur bei seiner Kollegin Belu sondern auch bei mir. Überhaupt dominieren die umgangssprachlichen Dialoge viele Szenen und sorgen für eine lebendige Atmosphäre.
Im Laufe der Geschichte werden die einzelnen Szenen länger, was der Story gut tut.
Die Geschichte ist spannend und zwar in beiden Handlungssträngen. Was ist damals passiert? Warum musste Karin Grünberg sterben? Dieser Cold Case ist der Ausgangspunkt der Ermittlungen und prägt den Krimi. Aber auch die aktuelle Handlung sorgt für spannende Momente.
Gut gefallen hat mir die Darstellung der Prostitution. Hier schafft es Ursula Schmid-Spreer nicht einfach schwarz-weiß zu malen, sondern stellt unterschiedliche Facetten dar.
Leider war ich noch nie in Nürnberg, aber das schön gestaltete cover und manche Ortsbeschreibung haben mich neugierig gemacht.
Fazit: Ein rasanter Krimi, sowohl was Schreibstil als auch Handlung betrifft. Lesenswert.

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Veröffentlicht am 09.07.2022

Tolles Thema, aber noch Luft nach oben

Gefährliche Gischt
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Auch in "Gefährliche Gischt" von Anne-M. Keßel ermittelt mal wieder ein deutsch-dänisches Duo, die deutsche Dorfpolizistin Nora Boysen und die dänische Kriminalkommissarin Connie Steenberg. Ob es in der ...

Auch in "Gefährliche Gischt" von Anne-M. Keßel ermittelt mal wieder ein deutsch-dänisches Duo, die deutsche Dorfpolizistin Nora Boysen und die dänische Kriminalkommissarin Connie Steenberg. Ob es in der Realität wirklich so viele deutsch-dänische Ermittlungen gibt, bezweifele ich sehr, aber scheinbar ist das im Moment eine Modeerscheinung.
Klappentext:
Aufwühlend und rau wie die NordseeMalerische Dünen, kilometerlange Strände, kreischende Möwen … Das verschlafene Dorf Billersby an der deutsch-dänischen Nordseeküste lockt nur wenige Touristen an, und die Einheimischen lieben ihre Ruhe. Doch mit der ist es schlagartig vorbei, als ein Bernsteinsammler in den frühen Morgenstunden am Strand qualvoll an Weißem Phosphor verbrennt. Sofort zieht der Unfall mediale Aufmerksamkeit auf sich. Die Ermittlerinnen Connie Steenberg und Nora Boysen bemerken schnell: Sie haben nicht viel gemeinsam, sie sind eher wie Feuer und Wasser. Trotzdem müssen sie zusammenarbeiten, um den Fall zu lösen.
Am Anfang fiel es mir schwer, in die Geschichte hineinzukommen. Ich fand den Stil etwas gewöhnungsbedürftig, mal zu ausschweifend, dann wieder zu knapp.
Die beiden Ermittlerinnen sind äußerst gegensätzlich und besonders Connie Steenberg etwas klischeehaft. Nora gefiel mir deutlich besser.
Dann nimmt die Geschichte etwas Fahrt auf und ich habe das Buch gerne gelesen. In der Mitte dann wieder etwas Längen und am Schluss wieder spannend.
Toll fand ich das Thema und es ist gut recherchiert.
Ihr merkt, es fällt mir schwer, wirklich etwas über das Buch zu schreiben. Es ist ein - sowohl als auch. Lest am besten selbst!
Fazit: Ein spannendes Thema in einem soliden Krimi - durchaus noch Luft nach oben.

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Veröffentlicht am 07.07.2022

Authentisch

Innig geliebte Annelie
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Biografien sind bekanntlich schwer zu rezensieren. Nicht immer sind die handelnden Figuren sympathisch und auch für den Ablauf einer Geschichte ist die Autorin nicht verantwortlich. Biografien sind Geschichten, ...

Biografien sind bekanntlich schwer zu rezensieren. Nicht immer sind die handelnden Figuren sympathisch und auch für den Ablauf einer Geschichte ist die Autorin nicht verantwortlich. Biografien sind Geschichten, die das Leben schreibt.
Noch schwieriger wird es, wenn die Autorin nicht ihre eigene Biografie schreibt, sondern anhand von Tagebuchaufzeichnungen und Briefen über das Leben einer nahe stehenden Person berichtet, so wie Erna Lous in ihrem Buch "Innig geliebte Annelie - Eine Lebensgeschichte in Tagebuchaufzeichnungen, Briefen und Berichten."
Klappentext:
Anneliese wuchs als einzige Tochter wohlbehütet im Harz auf. Sie
schrieb, als junge Frau, ab August 1938 in ihr Tagebuch von den
schönen und erlebnisreichen Wanderungen in den Bergen, an
denen sie sich so gar nicht satt sehen konnte.
Dann brach der zweite Weltkrieg aus und sie vertraute weiterhin
ihrem Tagebuch alle Begebenheiten an. Über die Zeit des
furchtbaren Krieges, die Geburt ihres einzigen Sohnes, über die
Entbehrungen, die unendliche Ausweglosigkeit, Verzweiflung und
die Sorgen um ihren Artur, dem Papa ihres Kindes. Und mit jedem
Brief, der lange ersehnt, von ihrem Mann eintraf, gab es wieder
einen Funken Hoffnung.
Beim Fegen einer Dachbutze bei den Schwiegereltern fielen Erna Lous in einer Ecke mehrere verstaubte Pappkartons auf. Darin befanden sich, sorgsam verschnürt, Feldpost von Artur und Notizbücher und Schulhefte von Anneliese.
Erna Lous begibt sich auf Spurensuche. In mühevoller Kleinarbeit sortiert sie die Tagebücher, entziffert die handgeschriebenen Texte und Postkarten. Herausgekommen ist ein ganz besonderes Stück Zeitgeschichte. Unzensiert - lediglich durch einige Bemerkungen unterbrochen - stellt sie ihre Schwiegermutter Anneliese in den Mittelpunkt des Buches. Manchmal ist Anneliese in ihrer Art nur schwer zu ertragen, dann wieder tut sie mir unheimlich leid, kommt doch ihr Mann erst nach zehn Jahren aus russischer Gefangenschaft frei. Vieles war mir bis heute unbekannt und hat mich berührt. Die Geschichte entwickelt ihren ganz eigenen Sog.
Fazit: Ein herausragendes Stück Zeitgeschichte aus weiblicher Sicht. Lesenswert für alle, die sich mit dieser Zeit beschäftigen möchten - und eine hervorragende Ergänzung zu den vielen historischen Romanen über Frauen aus dieser Zeit. Authentisch.

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