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Veröffentlicht am 26.10.2023

Nicht nur ein Krimi

Mord im Christmas Express
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Ganz Großbritannien liegt unter einer dichten Schneedecke begraben, als Roz, Polizeibeamtin a.D., mit dem Zug von London in die Highlands reisen möchte. Hier möchte sie Weihnachten bei ihrer schwangeren ...

Ganz Großbritannien liegt unter einer dichten Schneedecke begraben, als Roz, Polizeibeamtin a.D., mit dem Zug von London in die Highlands reisen möchte. Hier möchte sie Weihnachten bei ihrer schwangeren Tochter und der Lebenspartnerin bleiben und danach einfach für ihre Tochter da sein. Doch die Fahrt im dichten Schneetreiben erweist sich als äußerst schwierig und dann passiert das Unglück, ein Baum bringt den Zug zum Entgleisen. Beim Kontrollieren, ob jemand verletzt ist, findet man die Leiche der jungen Meg, B-Promi und Influencerin, tot auf und Roz beginnt zu ermitteln.
Wer muss bei dem Titel des Buches nicht gleich an Agatha Christies berühmtes Werk denken?! Mich machte das auf jeden Fall neugierig und ich war mächtig gespannt auf die Umsetzung.
Was mir gleich aufgefallen ist, ist der extrem klare und flüssig zu lesende Schreibstil der Autorin Alexandra Benedict. Sie versprüht damit nicht nur englischen Charme, sondern versetzt den Leser recht schnell zunächst an den Bahnhof, dann in den Zug. Mit ihren Metaphern trifft sie so manches Mal den Nagel auf den Kopf.
Wer hier allerdings einen typischen Krimi erwartet, könnte evtl. enttäuscht werden, denn allein die erste Hälfte des Buches ist eher eine Beschreibung der Passagiere, die ein völlig kunterbuntes Häufchen sind, und deren Probleme. Von toxischer Beziehung mit häuslicher Gewalt, Traumas aus der Vergangenheit oder einer dysfunktionalen Familie – es scheint, als hätte hier jeder sein Päckchen zu tragen. Erst in ca. der Hälfte des Buches geschieht der Mord und dann kommen auch die Ermittlungen hinzu, die aber wirklich spannend sind. Natürlich ist klar, dass der Mörder im Zug sitzen muss, doch wer sollte ein Motiv haben, Meg umzubringen. Jeder einzelne scheint auf seine Art verdächtig und selbst Roz gerät ins Visier.
Das Setting ist eine Mischung aus weihnachtliche Stimmung, irgendwie finde ich, passt die gesamte Umsetzung dazu, und klirrender Kälte. In dieser Hinsicht passte es einfach perfekt und ich hatte die Atmosphäre, gerade im Speisewagen, direkt vor meinem inneren Auge.
Protagonistin Roz war mir sympathisch, sie hat nicht nur durch die eigenen Vergangenheit ein schweres Päckchen zu tragen, sondern steht auch unter enormer Anspannung, da ihre Tochter zu früh in den Wehen liegt und Roz sich selbst Vorwürfe macht, nicht rechtzeitigt in den Highlands zu sein, um ihrer Tochter zur Seite zu stehen. Alles das macht sie unheimlich menschlich und authentisch und man möchte mit ihr gerne befreundet sein.
Die Mitreisenden und auch die Bahnangestellten sind vielfältig gezeichnet. Dabei scheut die Autorin auch nicht davor zurück, deutlich darzustellen, dass irgendwie jeder irgendwelche Sorgen mit sich trägt. Diese Darstellung fand ich irgendwie sehr realistisch, an der ein oder anderen Stelle vielleicht etwas überzogen, aber doch greifbar.
Mein Fazit: mir persönlich hat Mord im Christmas Express sehr gut gefallen. Die Autorin hat einen sehr schörkellosen, direkten Schreibstil und lässt ihre Figuren lebendig werden. Der Fall war ebenfalls ganz spannend, allerdings würde ich diese Geschichte gar nicht unbedingt als reinen Krimi bezeichnen, sondern eher als Roman mit Mord. Durchaus lesenswert.

Veröffentlicht am 25.10.2023

Für jüngere Leser

Solartopia – Am Anfang der Welt
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Die sechzehnjährige Nova und ihr bester Freund Finn sind die letzten Menschen, die dem tödlichen Smog entkommen konnten und leben seit ihrer Kindheit auf dem Hochhaus Turris. Dank des riesigen Dachgartens ...

Die sechzehnjährige Nova und ihr bester Freund Finn sind die letzten Menschen, die dem tödlichen Smog entkommen konnten und leben seit ihrer Kindheit auf dem Hochhaus Turris. Dank des riesigen Dachgartens gelingt es den beiden, autark zu leben. Doch dann bemerkt Nova eine Veränderung in ihren Pflanzen, denn Nova hat ein ganz besonderes Talent, sie kann mit Pflanzen kommunizieren. Die Pflanzen leiden und schnell merkt Nova, dass es an dem Smog liegt, der immer mehr aufsteigt. Gemeinsam mit Finn flieht sie von Turris und die beiden müssen feststellen, dass sie doch nicht die letzten Menschen sind. Als der junge Pilot Jett auftaucht, bringt er Nova und Finn nach Solartopia und hier merken die beiden, dass es vieles gibt, dass sie nicht kennen.
Der Klappentext versprach eine Dystopie, von denen ich in letzter Zeit gar nicht mehr so viele gelesen habe. Aber genau deshalb wurde ich hier auch umso neugieriger.
Insgesamt liest sich die Geschichte wirklich sehr leicht und ist meiner Meinung nach auch direkt an die jüngere Zielgruppe ab zwölf Jahren gerichtet. Zwar fand auch ich sie wirklich nett konstruiert und manche Passagen spannend, aber mir fehlte einfach das Worldbuilding. Man erfährt leider nur so am Rande, wie Turris aufgebaut ist, was geschehen ist, dass es nur noch wenige Menschen gibt und wie Solartopia aufgebaut ist, aber es ist auch der erste Band der Dilogie, weshalb ich auch hoffe, all das im Folgeband zu erfahren.
Wie bereits angesprochen, habe ich viele Passagen als zu langatmig empfunden. Schon beim Einstieg rund um die summenden Pflanzen war mir das ein kleines bisschen zu viel. Für mich hätte hier durchaus noch mehr Tempo vorhanden sein können, denn die Idee hinter der Story steckt voller Möglichkeiten. Auch sonst gefiel mir der Einfallsreichtum der Autorin recht gut, sie hat auf jeden Fall mal wirklich etwas Neues mit eingebaut, was auch in unserer Zeit durchaus spannend und relevant ist.
Das Worldbuilding baut sich hier nur langsam auf und von der gesamten Stadt Solartopia bekommt man nicht allzu viele Eindrücke, ebenso wenig wie vom Hochhaus TUrris. Hier hätte ich mir gewünscht, mehr über die Umstände zu erfahren und dafür etwas weniger Details über all die Pflanzen. Im Laufe der Geschichte, vor allem aber auch gegen Ende, gibt es dann doch die ein oder andere Überraschung und man erfährt zumindest das ein oder andere Detail.
Nova ist für ihre sechzehn Jahre sehr naiv, sehr kindlich und natürlich nicht nur überwältigt von einer Stadt wie Solartopia, sondern auch überfordert. Natürlich ist sie andere Menschen aber auch nicht gewohnt, da sie ihre Mutter früh verlor und nur Finn kennt. Das macht sie aber für mich absolut authentisch und glaubwürdig, zumal es hier etwas gibt, was mich völlig überraschte, aber im Nachhinein sehr überzeugte und logisch klang.
Finn ist offener, scheint aber Jett, der in Solartopia aufgewachsen ist, eher misstrauisch zu sein. Jett ist auf jeden Fall genau so, wie man sich einen Jungen aus dieser Stadt vorstellen würde. Gemeinsam mit Nova sucht er seinen Vater, der angeblich auf Geschäftsreise ist und die beiden kommen einer Sache auf die Spur, die sie völlig entsetzt.
Mein Fazit: eine Geschichte mit einer tollen Grundidee, die sich meiner Meinung nach eher an die jüngeren Leser richtet, die zwölf Jahr als empfohlenes Lesealter passen hier auf jeden Fall. Ich hätte gerne mehr über die gesamte Welt erfahren, habe aber den Eindruck, gerade zum Ende hin, bei dem sich die Spannung deutlich steigert, dass vielleicht noch mehr kommt. Für mich eine Geschichte für zwischendurch.

Veröffentlicht am 23.10.2023

Hat mir trotz kleiner Schwächen gefallen

When The King Falls
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Seit 500 Jahren herrschen die Vampire über die Menschen und jedes Jahr zur Wintersonnenwende wählt König Benedict von London seine neue Blutbraut, die ihn ihr Blut trinken lässt und in seinem Schloss lebt. ...

Seit 500 Jahren herrschen die Vampire über die Menschen und jedes Jahr zur Wintersonnenwende wählt König Benedict von London seine neue Blutbraut, die ihn ihr Blut trinken lässt und in seinem Schloss lebt. Aber in diesem Jahr soll sich das Blatt wenden, denn Florence Hawthorne will alles daran setzen, die neue Blutbraut zu werden. Was niemand ahnt: sie gehört zu Rebellen unter den Menschen und soll das Vertrauen des Königs erlangen, um ihn an der Sommersonnenwende zu töten. Was Florence jedoch nicht ahnt, ist, dass sich hinter dem eiskalt wirkenden Vampirkönig ein Mann verbirgt, der nicht nur gerecht, sondern auch sehr einfühlsam ist. Plötzlich weiß Florence nicht mehr, was sie tun soll, auf ihr Herz hören oder Rache nehmen?
Ich wurde schon auf die Geschichte neugierig, als ich das Buch in Vorschauen entdeckte. Das Cover ist sehr ansprechend und der Klappentext verrät nicht allzu viel. Sicherlich klingt es nach einer bekannten Geschichte und doch macht es neugierig auf die Umsetzung.
Der Einstieg gelingt mühelos, denn der Schreibstil der Autorin liest sich leicht und flüssig. Man wird gleich mitten ins Geschehen geworfen, bekommt aber schnell einen ersten Eindruck, was hier auf den Leser zukommt.
Was zunächst noch sehr spannend beginnt, wird dann allerdings erst einmal ruhiger und über weite Teile hatte ich eher den Eindruck, einen Young Adult Roman zu lesen. Es passiert leider nicht allzu viel, da sich die Protagonistin fast nur im Schloss aufhält und man einfach zu wenig von den Geschehnissen drumherum erfährt. Ich hätte gerne mehr über die Situation unter der Herrschaft der Vampire erfahren, was für mich hier noch zu oberflächlich bleibt. Vielmehr dreht sich alles rund um die Slow Burn Romance zwischen Florence und Benedict, die mir aber recht gut gefallen hat. Gegen Ende zieht die Autorin dann aber doch wieder das Tempo an und hört mit einem richtig fiesen Cliffhanger auf, so dass man gerne umgehend weiterlesen möchte. Aufgrund des Endes hoffe ich, dass der zweite Band dann mehr rund um die Welt der Vampire und Menschen preisgibt.
Die Geschichte spielt in erster Linie im königlichen Schloss, von dem man aber auch nur das nötigste mitbekommt. Aber auch hier hoffe ich, daß Band 2 noch viel mehr von der gesamten Welt zeigen wird.
Florence mochte ich recht gerne, da die Geschichte aus ihrer Perspektive erzählt wird, nimmt der Leser intensiv an ihrem Leben teil. Durch sie erfährt der Leser häppchenweise von der Welt, in der sie lebt. Dafür spürt man den Zwiespalt in dem sie steckt, zwischen ihrer Familie, die Rache wünscht und den Vampiren, an denen sie ihr Herz verliert. Sie muss sich eingestehen, dass doch jede Medaille zwei Seiten hat.
König Benedict taucht zwar recht häufig auf, man bekommt auch einen guten Eindruck von ihm, aber ich hätte mir mehr von seiner Gedankenwelt gewünscht. Er bleibt recht unnahbar, aber auch hier denke ich, da kommt noch mehr.
Die Nebencharaktere sind überschaubar, wobei mir Prinzessin Lyra, Benedicts Schwester sehr gut gefallen hat. Mit ihrer lebhaften Art sorgt sie für Wirbel und sie ist einfach sympathisch.
Mein Fazit: trotz einiger Schwächen hat mir die Geschichte sehr gut gefallen und gerade der einnehmende Schreibstil nimmt den Leser hier gefangen. Nach dem Ende hoffe ich, dass die Fortsetzung mehr Tempo bekommen wird und noch mehr Abwechslung erhält. Wer Slow Burn Lovestories mag, wird hier genau richtig sein.

Veröffentlicht am 20.10.2023

Eigentlich genial

Hope's End
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Ein halbes Jahr lang wurde Kit McDeere von ihrem Job als Pflegefachkraft suspendiert. Aufgrund eines Fehlers, bei dem eine Patientin ums Leben kam, musste sie aussetzen. Doch nun scheinen die Zweifel an ...

Ein halbes Jahr lang wurde Kit McDeere von ihrem Job als Pflegefachkraft suspendiert. Aufgrund eines Fehlers, bei dem eine Patientin ums Leben kam, musste sie aussetzen. Doch nun scheinen die Zweifel an ihr behoben und sie soll einen neuen Job antreten. Ausgerechnet auf Hope’s End, das riesige Familienanwesen der Familie Hope an der Steilküste, auf dem im Jahre 1929 drei von vier Familienmitgliedern der Hopes ihr Leben ließen. Beschuldigt wurde die damals siebzehnjährige Lenora, doch bewiesen werden konnte es nie. Nun soll Kit ausgerechnet Lenora pflegen, die nach einer Polioerkrankung und mehreren Schlaganfällen nur noch ihren linken Arm nutzen kann. Nichtsdestotrotz ist es Kit mehr als unheimlich, dass halb verfallene Anwesen der Hopes zu betreten und Lenora gegenüber zu treten. Schnell merkt sie, hier kann sie niemanden trauen.

Ich bin ein Fan von Riley Sagers Thrillern, denn er hat einfach die Gabe, seinen Büchern einen leicht gruseligen, mysteriösen Touch zu verleihen. Auch bei Hope’s End gelingt ihm das zweifellos. Zwar war der Einstieg ein wenig zäh, drehte sich immer wieder um Kit und ihr Vergehen im Job, bei denen es langsam zur Aufklärung kommt, trotzdem war ich recht schnell gefangen von der unheimlichen, bedrückenden Atmosphäre auf dem Anwesen der Familie Hope.
Zweifellos schreibt der Autor einfach nur fesselnd und flüssig und dabei gelingt es ihm mühelos eine Atmosphäre einzufangen, die eine Mischung aus Drama, Mystery und Thriller miteinander vereint. So wie der Verfall des Anwesens voranschreitet, so scheint es auch innerhalb der Mauern der Villa zu faulen. Während man die Ereignisse der Gegenwart aus Kits Sicht erlebt, bekommen wir auch immer wieder Auszüge aus dem Jahre 1929 aus der Sicht Lenoras. Egal wie sehr man miträtselt, man kommt einfach erst zum Ende hin darauf, ob Lenora nun schuldig ist oder nicht. Was man aber schnell herausliest ist, dass auch im noblen Haus der steinreichen Hopes nicht alles gut läuft und alles nur eine schöne Fassade ist. Ab einem bestimmten Punkt bekam ich zumindest eine Ahnung, welches Rätsel sich um Lenora dreht, was allerdings wirklich damals geschah, erfährt man dann erst zum Schluss. Allerdings ist vor allem das letzte Kapitel mein größter Kritikpunkt der Geschichte, mit dem mir der Autor das ansonsten wirklich sehr gut konstruierte Buch ein wenig verdarb. Das war dann einfach zuviel des Guten, lieber Herr Sager. Ab einem gewissen Punkt hätte einfach Ende sein müssen, da die Glaubwürdigkeit dann doch schwand. Aber das betraf für mich wirklich nur das letzte Kapitel oder den Epilog.
Die Atmosphäre des Buches konnte mich absolut packen, denn Sager beschreibt dieses Anwesen auf eine Art, die das Bild des gigantischen Anwesens vor dem inneren Auge sofort auftauchen lässt, allerdings ist der Glanz der Vergangenheit längst vorbei und Hope’s End strahlt etwas verlorenes aus. Wie ein Lost Place, in dem dann doch noch die letzten Bewohner darum kämpfen, dass nicht alles zusammenbricht und das im wahrsten Sinne des Wortes. Auch sonst hat es etwas traurig bedrückendes und auch düsteres an sich, dass immer wieder Gänsehaut bringt.
Die Charaktere haben mir sehr gut gefallen, gerade Kit, die Protagonistin, die ich zu Beginn noch für ziemlich zerstört hielt, hat mich mit ihrer Entwicklung im Laufe der Geschichte überzeugen können. Sie ist hartnäckig und wirklich clever und je mehr ich über sie erfuhr, desto mehr konnte ich sie und ihre Handlungen verstehen.
Auch Lenora Hope mochte ich hier unheimlich gern, trotz der Vorwürfe des brutalen Mordes wirkte sie wie eine ganz besondere Persönlichkeit und je mehr ich über sie erfuhr, desto mehr konnte auch ich sie verstehen. Mit dieser Scheinheiligkeit, mit der sie aufwuchs, hatte ich absolutes Mitgefühl mit ihr – ganz armes, reiches Mädchen.
Die weitere Charaktere blieben geheimnisvoll und die Zweitunterschrift des Buches wurde hier absolut wahr: man hatte einfach nicht die geringste Ahnung, ob und wem man trauen kann, denn jeder verhielt sich auf die ein oder andere Weise sehr komisch.

Mein Fazit: Ein unheimlich atmosphärisches Buch, in dem ein Kinderreim mir regelrecht zum Ohrwurm wurde – Lenora Hope nahm einen Strick… – so sehr konnte mich diese Geschichte fesseln, aber auch berühren. Die Wendungen, auch wenn ich eine davon irgendwann erahnt hatte, waren gelungen und sorgten immer wieder für Erstaunen. Allerdings ist das Ende mein großes Manko, bei dem ich echt dachte: oh, bitte nicht, dass hat mir ein wenig das Buch verdorben, denn bis dato war es ein klarer volle Punktzahlthriller. Trotzdem bekommt dieses Buch von mir eine klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 15.10.2023

Spannende Suche im Paradies

Die dunkle Spur
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Nach dem Tod der Mutter beschließt die zweiundzwanzig jährige Holly einfach einmal auszusteigen und ihr Leben zu genießen. Von England aus fliegt sie über den Sommer nach Martha's Vineyard, um dort als ...

Nach dem Tod der Mutter beschließt die zweiundzwanzig jährige Holly einfach einmal auszusteigen und ihr Leben zu genießen. Von England aus fliegt sie über den Sommer nach Martha's Vineyard, um dort als Aushilfe zu jobben. Hier lernt sie nicht nur die einheimische Emmy, sondern auch die reichen und charismatischen Slayton Brüder kennen. Doch seitdem sie Ryan dated, verhält sich Emmy merkwürdig. Ihre Schwester Claire, die daheim geblieben ist, ist mit Hollys Fortgang nicht glücklich und als ihre beste Freundin Jess ihr erzählt, dass sie Holly nicht erreichen kann, wird sie stutzig, denn auch die Nachricht, die sie von Holly erhielt, scheint nicht von ihr zu sein. Claire fliegt kurzerhand ebenfalls nach Martha's Vineyard, um Hilly zu suchen. Aber so richtig will ihr hier niemand helfen, Holly zu finden. Ich habe bereits mehrere Bücher der Autorin Jenny Blackhurst gelesen und fand sie bisher durchweg spannend und unterhaltsam und auch Die dunkle Spur liest sich von der ersten Seite an sehr fesselnd und mitreißend. Von Beginn an spürt der Leser, dass hier gar nichts so richtig passen möchte und man verfolgt Claire bei ihrer Suche nach Holly. Auch erhält man immer wieder Rückblicke aus Hollys Perspektive, so dass nach und nach immer mehr Charaktere verdächtig zu sein scheinen. Während man also permanent miträtselt, wer für Hollys Verschwinden verantwortlich ist, hat man das Gefühl, dass hier auf der Insel, auf der man angeblich so sicher sei, jeder etwas zu verbergen hat. Natürlich hofft man auch permanent, dass es Claire gelingen wird, die letzten Tage vor Hollys Verschwinden zu rekonstruieren und das Holly wieder auftaucht. Der Schreibstil ist wunderbar flüssig und es fällt nicht allzu schwer, hier am Ball zu bleiben. Ich habe das Buch in einem Rutsch verschlungen, weil ich einfach wissen wollte, was wirklich geschehen ist. Natürlich passt hier auch das Setting perfekt, denn die Insel wirkt wie ein Paradies, wo sich nicht nur Urlauber einfinden, sondern auch die Schönen und Reichen verkehren. Diese benehmen sich zunächst auch offensichtlich wie die Könige, die sich alles Erlauben dürfen, aufgrund ihrer Herkunft. Aber auch da gelten dunkle Abgründe und Geheimnisse. Besonders gut gefielen mir die beiden Perspektiven aus denen der Leser die Geschichte verfolgt. Claire auf der Suche nach Holly, Holly und ihr Leben auf der Insel vor dem Verschwinden. Wer allerdings glaubt, dadurch mehr Erkenntnisse zu gewinnen, als die Protagonisten selber, vertut sich gewaltig, denn stattdessen kommen immer mehr hinzu, die sich verdächtig verhalten. Claire war zu Beginn eher distanziert, doch je mehr man sie kennenlernt, desto mehr versteht man ihre Handlungen. Sie vertraut eigentlich nicht so schnell und versucht zunächst alles selbstständig zu lösen. Sie bleibt hartnäckig und gibt nicht auf, auch wenn sie sich dadurch in Gefahr begibt. Doch auch sie wird leichtsinnig und begibt sich in Gefahr. Holly mochte ich auf den ersten Blick, sie ist lebhaft und lebenslustig und jemand, mit dem man gern feiern gehen würde. Gerade aus diesen Gründen hofft man permanent, dass Claire sie finden wird. Auch wenn man hier die Nebencharaktere nur flüchtig kennenlernt, beginnt man bei so einigen zu überlegen, was wirklich wahr ist. Der zunächst überheblich wirkende scheint nett und umgekehrt oder vielleicht doch nicht?! Genau das macht dieses Buch aber auch richtig spannend. Mein Fazit: spannend, manchmal verwirrend und doch fällt es schwer, mit dem Lesen aufzuhören. Man trifft auf menschliche Abgründe im Paradies und trotz des vielen Miträtselns wird man immer wieder verblüfft. Ein gut konstruierter Thriller, der für gute Unterhaltung sorgt.