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Veröffentlicht am 19.05.2024

Ein Jugendroman der nachdenklich stimmt

You'd be Home Now
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Ein Autounfall nach einer Party verändert das Leben der sechzehnjährigen Emory in jeder Hinsicht, denn drei Jugendliche wurden verletzt und ein Mädchen starb dabei. Ihr Bruder Joey, der zum Zeitpunkt des ...

Ein Autounfall nach einer Party verändert das Leben der sechzehnjährigen Emory in jeder Hinsicht, denn drei Jugendliche wurden verletzt und ein Mädchen starb dabei. Ihr Bruder Joey, der zum Zeitpunkt des Unfalls vollgepumpt mit Drogen war, wird in den Entzug gebracht und Emory muss sich einer langwirigen Reha unterziehen. Viele der Mitschüler geben den drei Jugendlichen die Schuld am Tod des Mädchens. Zum Glück hat Emory ein kleines Geheimnis, denn heimlich trifft sie sich mit ihrem Nachbarn, einem angehenden Baseballstar. Als Joey aus dem Entzug heimkehrt, wird es zu Emorys Aufgabe, ihren Bruder auf seinem weiteren Weg zu unterstützen.
Also dieses Buch fällt mir tatsächlich extrem schwer zu rezensieren, denn es ist einfach eine so intensive und auch realistische Story, mit so einem wichtigen Inhalt, dass ich kaum die richtigen Worte finde.
Das Cover ist unscheinbar und doch absolut passend zur Story und irgendwie hat mich schon der Klappentext unglaublich berührt, so dass ich mehr über diese Geschichte erfahren musste.
Das Buch beginnt gleich mit dem Unfall und wir begleiten Emory, aus deren Sicht in Ich-Perspektive der Roman erzählt wird. Kathleen Glasgow erzählt hier so unheimlich realitätsnah, so dass man Em und alle ihre Gedanken und Gefühle tief nachvollziehen kann und mit ihr absolut mitfühlt. Beinahe nüchtern, fast so wie Em sich gibt, beschreibt sie, wie sich die Personen rund um Em geben und wie sie sich dabei fühlt. Dieser Schreibstil nimmt den Leser bereits auf der ersten Seite gefangen und lässt auch nach dem Beenden des Buchs nachdenklich zurück.
Das Buch enthält so unglaublich viele Themen, begonnen mit Selbstfindung, aber verbunden mit vielen Ängsten, unter anderem auch denen, anderen, hier vor allem den Eltern, zu gefallen. Emory steht hier im Mittelpunkt, obwohl sie sich einfach unsichtbar fühlt. Sie ist die jüngste der drei Geschwister, ihre große Schwester Maddie ist die schöne, lebhafte Prinzessin, die ihre Wege geht und scheinbar nie Probleme hat, ganz im Gegensatz zu ihrem Bruder Joey, der einziges Problem zu sein scheint. Letzten Endes ist da Emory, die ständig das Gefühl hat, immer und überall alles richtig machen zu müssen, um ja ihre Eltern, explizit die Mutter, nicht zu enttäuschen.
Gerade nachdem Joey aus dem Entzug entlassen wird, erhält Emory eine wirklich schwere Aufgabe aufgebürdet, denn sie soll auf Joey aufpassen. Ich konnte hier in keinster Weise nachvollziehen, wie vor allem die Mutter hier handelt. Wie kann man einem so jungen Mädchen so unglaublich viel zumuten. Beide Elternteile scheinen die Augen vor der Welt der Kinder zu verschließen, stattdessen machen sie noch ständig Vorwürfe, wenn einer von ihnen nicht ihren Erwartungen entspricht. Dabei sind sie beide beruflich stark gefordert und scheinen auch vor allem für diesen zu leben.
Emory als Protagonistin hat mir so unglaublich gut gefallen, ich habe sie so sehr verstanden. Auf der einen Seite möchte sie Joey unterstützen, aber auch beschützen und doch ist sie selbst auch in dem Alter, in dem sie lernen muss, für sich selbst einzustehen und vor allem muss sie herausfinden, wer sie wirklich ist und wer sie irgendwann sein will. Sie wünscht sich so sehr, auch einmal gesehen zu werden, aber neben Joey scheinen ihre Probleme und Sorgen zu verblassen.
Auch von Joey erhalten wir ein unglaublich klars Bild, denn weil er denkt, eh nie gut genug zu sein, stürzt er sich auf die Drogen, denn diese machen das Leben endlich leicht.
Als Leser hätte ich beide so gerne in den Arm genommen und ihnen gesagt, dass sie so wie sie sind, genau richtig sind. Beide hätten so viel mehr verdient.
Mein Fazit: Mit You’d be home now hat Autorin Kathleen Glasgow einen so unheimlich berührenden, nachdenklich machenden Jugendroman geschrieben, den man getrost auch Erwachsenen unter die Nase halten sollte, gerade auch um diesen einmal die Augen zu öffnen. Die Charaktere wirken so real wie aus dem Leben gegriffen und hier geht es um so unheimlich viel, dass ich all das gar nicht in Worte fassen kann, ohne unglaublich ab- oder auszuschweifen. Ein Buch, das lange nachhallt und das ich gerne jedem weiterempfehle.

Veröffentlicht am 19.05.2024

Wunderbare cozy Fantasy mit fantastischen Charakteren

Bücher und Barbaren
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Als die junge Ork-Kriegerin Viv bei einem Kampf am Bein schwer verletzt wurde, wird sie von ihrer Crew in der kleinen Küstenstadt Murk zurückgelassen. Hier soll sie ihre schwere Verletzung auskurieren ...

Als die junge Ork-Kriegerin Viv bei einem Kampf am Bein schwer verletzt wurde, wird sie von ihrer Crew in der kleinen Küstenstadt Murk zurückgelassen. Hier soll sie ihre schwere Verletzung auskurieren und später wieder von ihrem Bataillon abgeholt werden. Viv beginnt sich jedoch schnell zu langweilgen und beginnt humpelnderweise durch den kleinen Küstenort zu streifen. Dabei trifft sie auf eine gemütliche Buchhandlung und lernt dort Fern und ihren Gryphet Potroast. Während Fern es schafft, Viv vom Lesen zu überzeugen, schafft es Viv, Fern beim Renovieren ihres Buchladens zu helfen. Schnell muss Viv feststellen, dass Murk nicht nur die kleine verschlafene Hafenstadt ist, denn in Bäckerin Maylee findet sie eine Seelenverwandte und in der Gnomin Gallina jemanden, der alles dafür tun würde, um in ihrer Garnison aufgenommen zu werden. Ausserdem taucht unerwartet ein Fremder auf und dieser bringt ein düsteres Geheimnis mit.
Mit Bücher und Barbaren erscheint ein Spin Off zu Travis Baldrees Buch Magie und Milchschaum und allein das Cover finde ich richtig bezaubernd. Schade, dass die alte Auflage von Magie und Milchschaum ein anderes Cover hat, ansonsten mag ich das Originalcover, das hier gewählt wurde, wirklich zauberhaft.
Der Einstieg fällt sehr leicht und ich denke, dass auch diejenigen, die Magie und Milchschaum nicht gelesen haben, sich hier gut zurechtfinden werden, denn Viv trifft hier auf jede Menge neuer Charaktere. Besonders gut gefallen hat mir Baldrees Schreibstil, der sowohl die unterschiedlichen und teilweise auch skurrilen Figuren als auch die etwas heruntergekommene Küstenstadt so lebendig beschreibt, dass man sich mittendrin befindet.
Über weite Teile ist das Buch einfach nur wunderbar unterhaltend und lädt zu gemütlichen Lesestunden ein. Es geht um Neuanfänge, Freundschaft, Liebe, aber auch um die Liebe zu den Büchern. Es ist cozy Fantasy, die Charaktere, die zwar ungewöhnlich in ihrem Äußeren sind, haben zum Teil alltägliche Probleme, die auch uns nicht unbekannt sind. Ab einem Punkt, an dem ein Fremder in Murk auftaucht, kommt auch noch eine Portion Spannung mit hinzu. Mir haben die vielen, sehr lebhaften Gespräche, aber auch die gesamte Atmosphäre der Geschichte gefallen und ich habe mich gemeinsam mit der Ork-Kriegerin in diesen Ort verliebt.
Mir haben die Charaktere so unheimlich gut gefallen und ich habe wirklich jeden einzelnen davon tief ins Herz geschlossen. Da wäre Viv, die groß und stark ist und erst einmal akzeptieren muss, dass auch sie hin und wieder zurückschrauben muss. Sie ist unheimlich liebenswert und großherzig und weiß, wie man anpackt. Dann ist da die Besitzerin der Buchhandlung, die Rättin Fern, die eine Leidenschaft für “feuchte Bücher” hat und Viv so manches Mal ein ganz besonderes Buch vorschlägt. Sie muss Veränderungen annehmen, um zu sehen, dass es doch immer Lösungen gibt. An Ferns Seite ist ein Gryphet namens Potroast und ja, eigentlich hieß er anders, aber da Fern das nicht aussprechen konnte, heißt er nun so. Aber auch Maylee, die Bäckerin, ist bezaubernd und die Gnomin Gallina nervig, aber trotzdem strotzt sie nur so vor Tatendrang und auch der zuletzt hinzugestoßene Ränzel, ein Skelett, bringt noch einmal Schwung in das alles. Diese Geschichte lebt von diesen unglaublich lebendigen und facettenreichen Charakteren, die die Geschichte zu etwas besonderen werden lassen.
Mein Fazit: Bücher und Barbaren ist eine cozy Fantasy, die man nicht mit High oder Low Fantasy verwechseln sollte, denn trotz der vielfältigen Charaktere, wie z. B. Orks oder Gnome, geht es hier auch in erster Linie um diese und nicht um klassische Kampf- und Machtverhältnisse. Trotzdem ist die Geschichte unterhaltsam und man kann sie kaum aus der Hand legen und Travis Baldree lässt sie alle so unglaublich lebendig werden, dass am Ende der Abschied von ihnen echt schwerfällt. Ein Buch das zum Lachen, zum Lächeln und zum Mitfiebern bringt. Definitiv ein Herzensbuch!

Veröffentlicht am 19.05.2024

Die Frau kann Welten erschaffen

Vardari - Eisenwolf (Bd. 1)
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Die neunzehnjährige Juva ist die Tochter der Vorsteherin der Seidagilde, die bekannt für ihre Gabe als Blutleserinnen sind. Doch da sie auch den unsterblichen Vardari dienen, hat sich Juva geschworen, ...

Die neunzehnjährige Juva ist die Tochter der Vorsteherin der Seidagilde, die bekannt für ihre Gabe als Blutleserinnen sind. Doch da sie auch den unsterblichen Vardari dienen, hat sich Juva geschworen, nichts mit ihnen zu tun haben zu wollen. Doch dann stirbt unerwartet ihre Mutter und weitere Mitglieder der Seidagilde werden getötet, außerdem erkranken immer mehr Menschen an der Wolfskrankheit, die von übermäßigem Genuss von Blutperlen entstehen kann und Menschen in blutrünstige Bestien verwandelt. Erst als niemand das neue Oberhaupt der Seidagilde werden möchte, nimmt Juva ihr Erbe an. Allerdings gibt es eine Menge Geheimnisse rund um die Gilde, deren Gabe und die Vardari und Juva muss sich fragen, ob die Warnung ihrer Mutter vor dem Teufel nicht doch ein Quäntchen Wahrheit beinhaltet.

Siri Petterson konnte mich schon mit der Rabenringe Dilogie absolut begeistern und überzeugen. Dementsprechend war ich gespannt auf ihre neue Reihe. Mit einem unglaublichen Gefühl, ihre Welt und alle darin lebenden Charaktere lebendig werden zu lassen, erzählt sie eine Geschichte voller Geheimnisse, Intrigen und Lügen.
Sie nimmt sich Zeit, ihre Welt dem Leser näher zu bringen, dabei entwickelt die Geschichte einen immer intensiveren Sog. Hat man zu Beginn noch keinerlei Ahnung, wohin das alles führen soll, bekommt die Geschichte durch unvorhersehbare Wendungen immer mehr Spannung.
Die nordische Atmosphäre spürt man hier ganz intensiv, selbst wenn man in der Sonne sitzt, wird einem regelrecht kalt.

Wir befinden uns in einer mittelalterlich angehauchten Welt, die meiner Meinung nach im gleichen Universum wie die Rabenringe Trilogie spielt. Alle Welten scheinen durch "Tore" miteinander verbunden zu sein. Ich könnte mir hier noch so einige Überraschungen, für die die Autorin eh gut ist, vorstellen.Die Spannung steigert sich zunächst eher langsam, dafür bekommt man wirklich einen guten Eindruck über die Welt und deren Bewohner. Ab einem bestimmten Punkt konnte ich das Buch auch einfach nicht mehr zur Seite legen und ich habe fast 550 Seiten in wirklich kurzer Zeit verschlungen. Wir befinden uns hier in einem Netz aus Lügen und Intrigen und steht gemeinsam mit Protagonistin Juva vor vielen Rätseln, die sie teilweise schon seit der Kindheit begleiten.

Juva ist eine toughe Protagonistin, doch auch durch und durch menschlich, mit Ecken und Kanten. Auch wenn sie heldenhaft und mutig agiert, ist sie kein Übermensch, sondern muss zu einigen Fehlern stehen. Ein beobachtender Erzähler führt uns durch die Geschichte und verrät nur nach und nach mehr über Juva, so dass man genug Möglichkeiten hat, sie sich selbst vorzustellen. Ihre Entwicklung fand ich überzeugend und glaubwürdig. Hin und wieder springt die Perspektive auch zu dem Vardari Nafraim. Er bleibt durchweg undurchsichtig und bis zum Ende hab ich ihn immer noch nicht durchschaut.Weitere Nebencharaktere bleiben eher oberflächlich beschrieben und doch werden sie für den Leser vorstellbar.

Mein Fazit: Siri Pettersen ist eine Meisterin in ihrem Genre. Auch wenn ihre Geschichte ein wenig Zeit braucht, um ihre Wirkung wirklich zu entfalten, gerät man immer mehr in ihren Sog. Was mir wieder besonders gefallen hat, ist das Worldbuilding, das zwar zunächst undurchsichtig scheint, sich aber immer deutlicher entfaltet. Auch die Protagonistin Juva fand ich durchweg gelungen und manchmal hätte ich sie gerne gewarnt oder sonst wie eingegriffen. Wer High Fantasy mag, sollte unbedingt Siri Pettersen lesen.

Veröffentlicht am 16.05.2024

Thriller mit Sogwirkung

Krähentage
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Als neue Leiter der Gruppe 4, einer Abteilung für schwere Seriendelikte, haben es Jakob Krogh und Mila Weiss schon am ersten Tag richtig hart getroffen. Denn nicht nur der Fall der drei Frauen, die von ...

Als neue Leiter der Gruppe 4, einer Abteilung für schwere Seriendelikte, haben es Jakob Krogh und Mila Weiss schon am ersten Tag richtig hart getroffen. Denn nicht nur der Fall der drei Frauen, die von einem Mann in ihren Wohnungen überfallen und schwer verletzt worden sind, drängt die Ermittler und ihr Team dazu, den Fall schnell zu lösen. Bei den Ermittlungen zu diesem Fall, stoßen sie nämlich auf einen weiteren Fall. Die alte Nachbarin des letzten Opfers wurde getötet, doch weitere Nachbarn schwören, sie noch nach dem durch die Rechtsmedizin festgestellten Todeszeitpunkts, gesehen zu haben. Doch nicht nur die alte Dame wird in ihrer Wohnung gefunden, sondern auch aggressive Krähen. Als dann noch eine weitere Leiche eines Studenten auftaucht, dessen Fall dem der alten Dame gleicht, stehen die Ermittler vor einem Rätsel.
Dieses Buch verspricht schon mit seinem Klappentext einen äußerst spannenden Thriller und Benjamin Cors gelingt es hier in kürzester Zeit, den Leser mitten in die Handlung zu ziehen. Der Schreibstil liest sich absolut flüssig und fesselnd und dabei so bildgewaltig, dass beim Lesen eine regelrechte Gänsehautatmosphäre entsteht.
Der Fall ist absolut spannend und ungewöhnlich, dabei sehr brutal und grausam. Das besondere hier ist, dass wir auf der einen Seite zwar die Ermittler auf ihrer Spurensuche begleiten, in einer anderen Perspektive jedoch den Täter schon früh kennenlernen und auch wissen, wer er ist. Das gibt dem Buch aber noch einmal mehr einen besonderen Touch, denn wir als Leser kennen den Täter, die Ermittler jedoch nicht. Dadurch hält dieser Thriller so einige Überraschungsmomente für den Leser bereit und was die Hintergründe betrifft, tappt halt noch lange im Dunkeln.
Geheimnisse gibt es hier einige, sowohl die beiden leitenden Ermittler, Jakob Krogh und Mila Weiss, haben Geheimnisse als auch der Täter. Insgesamt fand ich die Zeichnung der Charaktere sehr gelungen.
In der Abteilung vier sind wirklich völlig unterschiedliche Charaktere, die gemeinsam Ermitteln und das macht diese Einheit zu etwas besonderem. Ich mochte sie durchweg alle und habe sie mir gut als Team vorstellen können. Mila Weiss ist ein absolutes Unikum, auf den ersten Blick alles andere als sympathisch und doch ist sie loyal, wenn es drauf ankommt. Definitiv ein sehr interessanter Charakter. Auch Jakob Krogh fand ich gleich sympathisch, aber hier gibt es, wie auch bei den weiteren Ermittlern der Abteilung, noch viel Raum für die Entwicklung.
Ganz besonders spannend fand ich den Täter, den man wirklich intensiv begleitet und doch erfährt man natürlich die komplette Hintergrundgeschichte erst zum Schluss. Diese klang für mich sehr überzeugend und gelungen.
Mein Fazit: Mit Krähentage konnte mich Autor Benjamin Cors absolut abholen und fesseln, ein sehr grausamer, spannender Fall und gut gelungene, facettenreiche Charaktere ließen das Buch zu einem wahren Pageturner werden. Nicht unbedingt etwas für schwache Nerven, da es doch die ein oder andere explizite Beschreibung gab. Ansonsten durchweg spannende Unterhaltung!

Veröffentlicht am 05.05.2024

Neues Highlight

Der Vertraute
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Spanien, Madrid, im 16. Jahrhundert, hier arbeitet Luzia Cotado, eine Waise, als Küchenmagd. Was zunächst niemand weiß, ist, dass Luzia über magische Kräfte verfügt. Als ihre Herrin dies herausbekommt, ...

Spanien, Madrid, im 16. Jahrhundert, hier arbeitet Luzia Cotado, eine Waise, als Küchenmagd. Was zunächst niemand weiß, ist, dass Luzia über magische Kräfte verfügt. Als ihre Herrin dies herausbekommt, muss Luzia immer häufiger vor Gästen ihre Künste aufführen, dadurch wird der Gönner ihrer Tante, Victor de Paredes, auf Luzia aufmerksam. Er beschließt, dass Luzia in seinem Namen am großen Torneo des Königs teilnehmen soll. Hier treten die besten mit magischen Fähigkeiten gegeneinander an, doch der Grad zwischen Wunder und Hexerei ist schmal. Um mit ihrer Magie besser umzugehen, stellt de Paredes seinen Vertrauten, Santángel, an Luzias Seite und dieser sieht seine Chance, endlich der Familie der de Paredes zu entkommen, denen er als Unsterblicher seit vielen Jahren zu Diensten ist.
Wow, ich weiß gar nicht, wo ich hier anfangen soll, denn dieses Buch hat mich wieder einmal völlig in seinen Bann gezogen. Leigh Bardugo ist meine absolute Lieblingsautorin und egal welches ihrer Bücher ich gelesen habe, enttäuscht wurde ich noch von keinem.
Mit Der Vertraute entführt uns Leigh Bardugo dieses Mal in ein historisches Setting mitten in Madrid, dabei ist aber auch hier natürlich Fantasy mit im Spiel. Schon das Cover und der schwarze Buchschnitt wirken unheimlich edel, aber auch extrem düster und es passt hier einfach hervorragend in dieses Setting.
Denn die Stadt Madrid wird, ohne ab- und auszuschweifen, hier vor dem Auge des Lesers lebendig, es war fast schon, als könnte man die eher unappetitlichen Gerüche riechen. Leigh Bardugo erzählt wieder einmal bildgewaltig und mit dem gewissen Sog, der den Leser an die Seiten fesselt.
Der Einstieg ist ruhig, man bekommt hier Zeit sich sowohl an die historischen Begebenheiten als auch an die Charaktere zu gewöhnen. Auch die Beschreibungen des Magiesystems werden hier aufgezeigt, denn Luzias Magie besteht aus kleinen Wundern, Milagritos genannt. Diese werden durch die Refranes hervorgerufen, Wörter die um die ganze Welt reisten, um ihre Besonderheit zu entfalten und die Luzia dank ihrer Herkunft regelrecht im Blut liegen.
Die Spannung des Romans ist eher unterschwellig, denn hier liegt die Spannung vor allem im Umgang mit der Magie, denn jedes Fünkchen Magie könnte die Inquisition hervorlocken und Luzia spielt hier im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Feuer.
Richtig gut gefallen hat mir die gesamte Atmosphäre des Buches, es wirkt geheimnisvoll und gleichzeitig düster und einfach durchweg lebendig. Die Autorin ist für mich definitiv eine Meisterin in diesem Bereich.
Aber auch ihre Charaktere wirken authentisch und real und gerade Protagonistin Luzia ist einmal so erfrischend anders. Sie ist keine strahlend schöne Heldin, die die Welt retten möchte, sondern eine einfach Küchenmagd, die gerne mehr für sich herausholen will. Dabei ist sie auch unheimlich clever und weiß genau, wie sie dies verbergen kann. Ich mochte sowohl ihren Mut als auch ihre Stärke, mit denen sie sich ihren Herausforderungen stellt.
Santángel blieb ein wenig blasser als Luzia und doch konnte ich ihn mir gut vorstellen. Er wirkt geheimnisvoll, fast schon unheimlich, ein unsterblicher Dämon in Menschengestalt. Doch Santángel erkennt schnell, was in Luzia wirklich steckt.
Neben diesen beiden gibt es viele weitere Charaktere, die nicht nur lebendig gezeichnet sind, sondern dem Buch auch das gewisse etwas geben, so wie Luzias Tante Hualit. Auch hier schafft es die Autorin, wieder einmal nicht stereotype Charaktere zu erschaffen.
Mein Fazit: düster, atmosphärisch und mit einer absolut gelungenen Protagonistin, mit der ich intensiv mitgefiebert habe. Leigh Bardugo lässt das Spanien des 16. Jahrhunderts vor dem Auge des Lesers lebendig wirken und macht diese historische Fantasy zu einem spannenden Werk, dass ich nicht aus der Hand legen konnte. Wieder einmal hat mir die Autorin gezeigt, wie unheimlich gut und intensiv sie erzählen kann. Klares Highlight!