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Veröffentlicht am 18.01.2018

Intrigen und Action im Mittelalter

Die rote Löwin
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Wir schreiben das Jahr 1205, in Seedorf wächst die achtzehnjährige Runja, gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder Waldemar, auf. Doch nach einem Angriff durch eine Horde Wenden, bei der ihre Eltern ums Leben ...

Wir schreiben das Jahr 1205, in Seedorf wächst die achtzehnjährige Runja, gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder Waldemar, auf. Doch nach einem Angriff durch eine Horde Wenden, bei der ihre Eltern ums Leben kommen, sind die Beiden gezwungen, nach Magdeburg zu fliehen. Hier lebt der Domdekan Laurenz, der nur zu gerne aufsteigen würde, doch dafür müsste er seinen Konkurrenten Pirmin ausschalten, was sich als gar nicht so leicht herausstellt. Als dann jedoch Runja und Waldemar in Magdeburg auftauchen, scheint es, als könnte es doch noch gelingen, einen Plan gegen Pirmin zu schmieden, denn Runja sieht Pirmins verstorbener Frau, die er über alles liebte, zum verwechseln ähnlich. Kurzerhand hält Laurenz Waldemar als Geisel und Runja wird in den Orden der Vollstrecker aufgenommen. Sie soll Pirmin in Sicherheit wiegeln und dann eines Tages töten. Doch das sie sich verlieben könnte, hätte sie nicht mit gerechnet.

Meine Meinung:

ch gebe zu, dass ich bisher eher wenige historische Romane gelesen habe und wenn, dann spielten sie eher ein bis zwei Jahrhunderte vor unserer Zeit. Doch ich muss sagen, dass es Thomas Ziebula recht schnell gelungen ist, mich an seinen Roman zu fesseln. Da ich bereits Bücher des Autors aus einem anderen Genre kenne, war ich auch hier gleich wieder gefangen von seinem wirklich sehr flüssigen und einnehmenden Schreibstil. Sprachlich durchaus der Zeit, in der es spielt angepasst, dabei aber nicht gespickt mit komlizierten Formulierungen und Phrasen, so dass ich auch im Lesefluss blieb und vom Text her keine Verständnisprobleme hatte.
Auch muss ich sagen, dass es hier zwar durchaus Erwähnungen des zeitlichen Geschehens gibt, das Buch aber durchaus seine eigene Handlung hat. Dabei ist es sehr spannend erzählt und es gibt sehr viel Action. Ziebula schreibt wenig zimperlich, dabei aber mit vielen Bildern, die das Geschehen vor dem inneren Auge lebendig werden lassen. Dabei bekommt das Buch eine ganz eigene Atmosphäre und wirkt sehr real in seinen Geschehnissen. Zwar ist es jetzt, wie schon erwähnt, nicht voll mit historischen Daten, doch das, was erwähnt wird, wurde perfekt recherchiert. So ist die Handlung sehr lebendig, teilweise sehr brutal, aber durchweg glaubwürdig, dass es genau so in diese Zeit passt und passiert sein könnte.
Unterteilt ist das Buch in drei großen Abschnitten und wird durch einen Erzähler in der dritten Person wiedergegeben. Dabei wechseln sich die Perspektiven zwischen Runja und Laurenz ab, was natürlich dazu führte, dass ich hier sehr gut hinter die Kulisse schauen konnte. Gerade Laurenz ist ein Charakter, den ich so gar nicht mochte und der trotz aller Antipathie durchweg interessant war. Ein sehr intriganter Mensch, der seine eigene Pläne rücksichtslos verfolgt, dem ich gerne das Handwerk legen wollte und dem ich doch nur hilflos zusehen musste.
Runja mochte ich sehr, sie ist eine extrem starke Persönlichkeit, deren auftreten mich durchaus beeindrucken konnte. Ich konnte mich auch sehr gut in sie hineinfühlen, gerade wenn sie Laurenz und dessen Machenschaften gegenüberstand und wegen ihrem Bruder immer wieder gegen ihre eigene Überzeugung handeln musste.
Auch Nebencharaktere gibt es hier so einige und diese sind, wie auch der Rest, sehr anschaulich dargestellt, spielen ihre Rollen authentisch und glaubwürdig und sind keineswegs oberflächlich.

Mein Fazit:

Ein sehr atmosphärischer, durch viele eindringliche Bilder, wirkender Roman, der nichts verschönigt. Vieles ist sehr brutal und auch die Action kommt nicht zu kurz, doch genau das läßt es nicht nur lebendig, sondern auch glaubhaft werden. Die Charaktere haben mir gut gefallen und das geschichtliche Geschehen ist sehr gut recherchiert. Wer historische Romane mag, die auch ruhig blutiger sein dürfen, ist hier genau richtig.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Gelungener Start in eine Familiensaga

Bourbon Kings
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Seit vielen Jahren sind die Bradfords aus Kentucky die führende Familie schlechthin, ihre Bourbon Herstellung ist weltweit bekannt und der Reichtum der Familie scheint grenzenlos. Doch wie so oft ist auch ...

Seit vielen Jahren sind die Bradfords aus Kentucky die führende Familie schlechthin, ihre Bourbon Herstellung ist weltweit bekannt und der Reichtum der Familie scheint grenzenlos. Doch wie so oft ist auch bei den Bradfords nicht immer alles so, wie es zunächst scheint. Der älteste Sohn hat sich komplett von der Familiendynastie zurückgezogen und hat sich der Pferdezucht gewidmet. Lane, der mittlere, ist nach einem persönlichen Drama rund um eine unglückliche Liebe zur Gärtnerin der Familie und eine ungewollte Ehe nach New York geflüchtet. Gin, die Tochter des Hauses, ist die Femme fatale und lebt auf großem Fuß und auch Max, der letzte der Geschwister, scheint am Familienimperium kein Interesse zu zeigen. Als das große Derby der Stadt und damit das größte Fest der Bradfords stattfindet, kommt es zu etwas unvorhergesehenes und Lane kehrt nach Hause zurück. Doch das, was ihn hier erwartet, hätte er nie im Leben ahnen können.
Meine Meinung:
Ich gebe zu, dass ich doch in erster Linie extrem neugierig war, wie J. R. Ward etwas ganz anderes schreibt, als das, was ich von ihr "gewohnt" war und ich muss sagen: ich bin absolut begeistert. Zunächst dauerte es ein wenig, bis ich richtig in der Geschichte war, denn zu Beginn werden doch so einige Charaktere vorgestellt und man erhält einen Eindruck vom Imperium der Bradforts und das ist, ohne Frage, mehr als beeindruckend und gigantisch. Allerdings war so der Einstieg auch etwas langatmig, wenn auch absolut notwendig. Doch dann geht es so richtig los und ich war wie gebannt von den Bradforts und allen Lügen, Intrigen, Geheimnissen und Vergehen und die Atmosphäre, die hier geschaffen wird, nahm mich völlig gefangen.

J. R. Ward erzählt die Geschichte der Bradforts so greifbar und flüssig, als hätte sie der Familie beigewohnt und würde live berichten. Das die Autorin über einen wirklich sehr einnehmenden Schreibstil verfügt, dürfte für viele kein Geheimnis sein, doch da es sich hier auch um eine ganz andere Geschichte als das Urban Fantasy ist, ist dieses Buch auch mehr als interessant für alle anderen.

Die Spannung nimmt immer mehr zu, je mehr die Geschichte voranschreitet und so manch ein Geheimnis der reichsten Familie Kentuckys ließ mich zusammenzucken. Ich hatte zwischendurch den Eindruck, einer der großen Familiensagas der achtziger Jahre, wie Dallas oder Denver Clan, beizuwohnen, denn bei den Bradforts geht es mindestens genauso spektakulär zu, wie in den damaligen Fernsehsendungen. Ich wurde hier auf jeden Fall komplett eingenommen und war in kürzester Zeit durch das Buch durch.

Das Setting ist schon sehr eindrucksvoll beschrieben und wirkt sehr atmosphärisch. Dank kleinerer Details hatte ich ein sehr gutes Bild über den Familiensitz und auch über die ganze große Dynastie der Familie. Es wirkte absolut einnehmend und die Südstaaten Atmosphäre, mit Gentlemen und schönen Frauen, mit Reichtum und Protzerei, kam perfekt rüber.

Die Charaktere haben mich ebenfalls komplett eingenommen. So wurde mir zunächst die Gärtnerin Lizzie sehr sympathisch und ich konnte so gut mit ihr mitfühlen, wie es ihr in ihrer Liebe zu Lane ergangen ist. Lane ist großartig und konnte mich genau so überzeugen und ich konnte ihn regelrecht vor mir sehen. Aber auch alle anderen Charaktere waren hier gut ausgearbeitet und wirkten glaubhaft und authentisch. Jeder einzelne passt hier perfekt an seinen Platz und man merkt nur zu deutlich: da kommt noch viel viel mehr auf den Leser zu.
Dadurch, dass ich hier auch sehr viele Perspektiven durch einen autarken Erzähler mitverfolgen konnte, wurden mir die einzelnen Personen sehr nahe gebracht, mal wirkten sie sympathisch, mal absolut überzogen, aber jeder Einzelne, sei er noch so vorhersehbar, brachte dann doch wieder etwas mit ein, was ich in diesem Augenblick nicht vermutet hätte.
Mein Fazit:
Ein großartiger Einstieg in ein gigantisches Familienepos das für mich komplett stimmig wird. Bis auf den Einstieg, der etwas weit ausholte, konnte ich völlig in die Südstaaten Atmosphäre abtauchen und fühlte mich regelrecht nach Kentucky und ins Imperium der Bradforts versetzt. Schockierende Geheimnisse, Intrigen, verbotene Liebe und auch alles andere, was man bei solche einer Geschichte erwartet, konnte man hier entdecken und ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung des ganzen Familiendramas und auf ein Wiedersehen mit den Bradforts.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Kann Band 1 sogar noch toppen

Schwarzer Sturm
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Nach wie vor herrscht die ewige Nacht und die Menschen kämpfen ums Überleben. Auch in Twyddyn wird der Kampf immer erbitterte und Königin Rielle plant grausames gegenüber Kutera. Denn in Kutera, der neu ...

Nach wie vor herrscht die ewige Nacht und die Menschen kämpfen ums Überleben. Auch in Twyddyn wird der Kampf immer erbitterte und Königin Rielle plant grausames gegenüber Kutera. Denn in Kutera, der neu entdeckte Kontinent, herrscht noch keine ewige Nacht. Einzig der Krieger Raymo und die ehemalige Sklavin Lizia, deren Geheimnis nun zu Tage kam, könnten dieses verhindern. Doch noch sind sie Gefangene der grausamen Königin. Währenddessen segelt der Mönch Ash mit einer handvoll Männer um die halbe Welt, um den Befehlen von Gott folge zu leisten und der Welt das Licht zurückzugeben.
Meine Meinung:
Schon der erste Teil der Dark World Saga konnte mich mit seiner gewaltigen Atmosphäre in seinen Bann schlagen, doch ich muss sagen, dass mich Band 2 noch einmal mehr gefangen genommen hat. Der Beginn knüpft direkt an die Ereignisse aus Band 1 an und ich war innerhalb kürzester Zeit wieder in der dunklen Welt Twyddyns und mehr gefangen. Die Geschichte besticht auch hier mit seiner düsteren und kalten Atmosphäre und auch vor Grausamkeiten wird kein Halt gemacht, doch genau das macht diese Fantasysaga so greifbar und glaubwürdig und ich hatte einfach den Eindruck, mich mitten im Geschehen zu befinden. Der Schreibstil ist sehr flüssig und fesselt an die Seiten des Buches, welches ich auch dieses Mal schnell verschlungen habe.
Der Plot ist sehr spannend und es gibt reichlich Kampf- und Actionszenen, aber es wird auch deutlich politischer als zuvor, was aber absolut zwingend für den Handlungsverlauf der Story ist. Man erfährt noch ein wenig mehr über die einzelnen Völker und auch über die einzelnen Figuren, vor allem über Ash bekommt man nun neue Details, die mich ein wenig überrascht haben, aber die durchaus schlüssig sind und mir die Rolle des Ashs erklären konnten. Denn bisher war es für mich ein Rätsel, warum ausgerechnet der Mönch der Erwählte sein sollte, nun wird es um einiges klarer. Wie schon im ersten Teil fließt hier das Blut und die Kämpfe werden durchaus beschrieben, evtl. nicht unbedingt für zartbesaitete Leser geeignet, wobei ich persönlich es jetzt trotz, oder gerade wegen, der Brutalität und Grausamkeiten für sehr glaubhaft hielt, denn das spiegelt doch die menschlichen Abgründe perfekt wieder.
Die Perspektiven wechseln hier zwischen den Protagonisten Raymo, Lizia und Ash, aber auch bestimmte Nebencharaktere wie z. B. die Prinzessin Szuma oder der ehemalige Commandant Zane Arkeen bekommen hier Passagen, in denen aus ihrer Sicht die Handlung erzählt wird. Durch einen Erzähler in der dritten Person bekommen wir die Ereignisse geschildert, was dem Leser den Eindruck gibt, einen Fantasy Film zu verfolgen.
Die Atmosphäre und der bildgewaltige Erzählstil ist genauso mitreißend, wie schon zuvor und die Welt, die Ivo Pala entwickelt, ist absolut vorstellbar. Ich sah die einzelnen Szenen regelrecht vor mir, egal ob man sich gerade auf einer der Galeeren oder in der Stadt aufhielt. Eine gelungene Welt, die ich in seiner Kälte und Dunkelheit vor mir sah.
Die Charaktere und deren Entwicklungen haben mich ebenso begeistern können. Raymo ist nach wie vor der kämpferische Held, der keinem Gegner ausweicht und sich dem Feind stellt. Ash, der Mönch, ist recht sarkastisch geworden, doch auch das konnte ich durchaus nachvollziehen. Die Dialoge zwischen ihm und "Gott" ließen mich an manch einer Stelle sogar schmunzeln. Seine Entwicklung ist hier sehr stark, denn aus dem doch recht feigen Kerl wird auch hier immer mehr ein Held. Für mich hat aber Lizia, die ehemalige Sklavin, die größte Entwicklung genommen und ihre Handlungen konnten mich überraschen und auch überzeugen, denn Lizia entwickelt sich hier zu einer äußerst cleveren Strategin. Neben diesen Protagonisten gibt es auch eine große Anzahl Nebencharaktere, die aber teilweise sehr wichtige Rollen zugeteilt bekommen, die alle auf die Handlung einwirken und die gesamte Geschichte durchdacht und glaubwürdig erscheinen lassen.
Mein Fazit:
Action, Spannung, Intrigen und grausame Kämpfe, aber auch Strategien und clevere Schachzüge setzen die Dark World Sage fort. Eine gelungene Geschichte, deren Entwicklung mich fesseln und überzeugen konnte. Auch weiterhin nicht unbedingt für schwache Nerven geeignet, da hier durchaus auch blutige Szenen vorkommen, aber so sollte es in einer Dark Fantasy Geschichte auch sein. Die Charaktere haben sich sehr glaubwürdig weiterentwickelt und konnten mich begeistern. Alles in allem hat Ivo Pala mit seinem zweiten Band der Dark World Saga noch eine Schippe drauf legen können und ich empfehle diese Geschichte allen Dark Fantasy Fans gerne weiter.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Düster und hoffnungsvoll zugleich

Winterseele. Kissed by Fear
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Elizabeth Caldwell ist eine sehr ungewöhnliche junge Frau, denn sie ist nicht in der Lage, irgendetwas zu fühlen, stattdessen ist es als würde sie nur Leere empfinden. Doch nicht nur das ist aussergewöhnlich, ...

Elizabeth Caldwell ist eine sehr ungewöhnliche junge Frau, denn sie ist nicht in der Lage, irgendetwas zu fühlen, stattdessen ist es als würde sie nur Leere empfinden. Doch nicht nur das ist aussergewöhnlich, sie besitzt auch noch eine Gabe, sie sieht Emotionen in Form von menschlichen Gestalten. Durch ihre Art sind die meisten Menschen gegenüber Elizabeth eher ablehnend oder zurückhaltend, selbst die eigene Familie hält zu ihr Abstand. Doch da gibt es noch einen Jungen in ihrer Klasse, dem sie nicht egal schDüster und hoffnungsvoll zugleich [Rezension] Winterseele Kissed by Fear von Kelsey Suttoneint und neben ihm gibt es auch noch eine Emotion, nämlich Fear, der eigentlich bekannt dafür ist, Angst und Schrecken zu verbreiten und auch dieser scheint besonderes Interesse an Elizabeth zu haben.
Meine Meinung:
Dieses Buch ist nicht nur äußerlich wundervoll, denn es konnte mich auch inhaltlich absolut überzeugen und fesseln. Gerade der Schreibstil kam mir hier zu Beginn noch sehr emotionslos, kalt und leer vor, ganz so, als würde Kelsey Sutton mit ihrer Sprache Elizabeths Gefühlswelt oder eher die nicht vorhandene Gefühlswelt, wiederspiegeln. Das ist hier sehr beeindruckend gelungen, denn dadurch bekommt das Buch eine ganz eigene Atmosphäre, die irgendwo zwischen Düsternis und Kälte und doch Hoffnung auf Gefühle liegt. Sprachlich konnte mich dieses Buch also überzeugen, fesseln und durchaus auch beeindrucken und ich würde auch sagen, dass dieses Buch dadurch auch nicht nur für jüngere Leser geeignet ist.
Dabei ist das Buch auch sehr spannend, denn ich habe eine ganze Zeit lang gerätselt, was mit Elizabeth nicht stimmt. Ja, es gab einige Vermutungen und eine ungefähre Ahnung hatte ich auch, doch trotzdem war ich mir nie sicher, denn die Autorin versteht es sehr gut, all das geheimisvoll zu halten. Allein dadurch, dass auch Elizabeth keinerlei Ahnung hat, warum sie nichts empfinden kann und warum sie Gefühle in menschlicher Gestalt sieht, wollte ich einfach hinter ihr Geheimnis steigen und dieser Wunsch zog mich immer mehr durch die Seiten. Selten habe ich erlebt, dass es so unglaublich lange dauert, bis man auch nur in die Nähe der Lösung gelangt.
Alles in allem ist es ein absoluter Genremix, auf der einen Seite gibt es die Fantasyelemente, bei denen die Emotionen Gestalt annehmen, dann gibt es das typische Szenario an den Highschools, in denen die Queen der Schule auf die Aussenseiterin hackt, dann gibt es noch die Komponente der häuslichen Gewalt und noch vieles mehr. Alles wirkte auf mich ein, ließ mich kaum zur Ruhe kommen und machte mich immer wieder aufs Neue nachdenklich.
Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Form aus Elizabeths Perspektive. Normalerweise bringt genau diese Erzählform den Charakter dem Leser näher, doch hier hatte ich lange Zeit nicht das Gefühl, allein dadurch, dass die Protagonistin einfach keine Gefühle hat. War sie mir dadurch sympathisch? Nein, nicht unbedingt, stattdessen dachte ich immer wieder: du musst doch jetzt etwas spüren, Mädel! Doch auf der anderen Seite hatte ich hier die perfekte Gelegenheit, mich in Elizabeth zu versetzen, zu spüren, wie es ist, wenn man nichts spürt. Ich konnte nachempfinden, wie Elizabeth sich Verhalten muss, um wenigstens halbwegs "normal" zu sein, denn sie ist eine perfekte Beobachterin, die den Menschen in ihrer Umgebung einfach das zeigt, was diese erwarten. Das gelingt ihr nicht immer, aber machte sie auf eine bestimmte Art wieder menschlicher. Eine Frage kreiste dabei immer wieder durch meinen Kopf: wie ist es, wenn man nichts empfindet? Diese Protagonistin ist auf jeden Fall ganz aussergewöhnlich.
Neben Elizabeth gibt es noch diverse weitere Charaktere, von denen vor allem Fear und Joshua wichtige Rollen zuteil werden. Fear, der schon seit langem von Elizabeth fasziniert ist und sie immer wieder versucht, aus dem leeren Raum zu befreien, soll die Emotion Angst sein. Richtig beängstigend ist er nicht, ich denke, dass man gerade ihm noch mehr Tiefe hätte geben können, doch trotzdem war es interessant, ihm zuzusehen und manches Mal musste ich erst überlegen, ob er einfach nur auf Illusionen baut. Joshua ist neben Fear der menschliche Part, den Elizabeth nicht kalt lässt und der, egal wie oft Elizabeth ihn von sich stösst, an ihr festhält. Letzten Endes spielt er eine wichtige Rolle in der gesamten Entwicklung. Aber auch alle weiteren Charaktere geben hier eine bestimmte Rolle wieder, die alle geschickt auf Elizabeths Entwicklung einwirken.
Mein Fazit:
Ein absolut aussergewöhnliches Buch, das zu fesseln weiß und eine besondere Geschichte erzählt. Mir fällt nichts ein, mit dem ich diese Geschichte vergleichen könnte und genau das ist hier auch das besondere. Ein Buch mit einer Atmosphäre, die Leere in jeder Hinsicht wiederspiegelt und doch schwingt hier immer wieder die Hoffnung mit, die Hoffnung auf Leben, auf Emotionen. Wer sich auf neue Geschichten einlassen kann, der sollte dieses Buch unbedingt lesen. Klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 18.01.2018

Mit viel Gefühl

Soulsister
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Seitdem Polly bei einem Autounfall ums Leben kam, ist für ihre fünfzehnjährige Schwester Romy nichts mehr, wie es mal war, denn Polly versprühte Leben und Lebenslust und brachte die eher ruhige Romy immer ...

Seitdem Polly bei einem Autounfall ums Leben kam, ist für ihre fünfzehnjährige Schwester Romy nichts mehr, wie es mal war, denn Polly versprühte Leben und Lebenslust und brachte die eher ruhige Romy immer wieder dazu, aus sich heraus zu gehen. Als Romy bei einem Spaziergang am Rheinufer mit ihrem Hund Mister Boo durch Zufall den jungen Killian kennenlernt, ahnt sie zunächst noch nicht, wer er wirklich ist, denn Killian ist ein aufstrebender Fussballprofi. Für Romy ist klar, dass wenn sie mit Killian zusammenkommen möchte, etwas schummeln muss und so macht sie sich älter, als sie wirklich ist, denn Killian steht nicht nur im Rampenlicht, sondern ist auch noch volljährig. Doch war das wirklich richtig?
Meine Meinung:
Bereits seit ihrer dystopischen Dilogie Dark Canopy/Dark Destiny gehört Jennifer Benkau zu meinen Lieblingsautorinnen, denn sie versteht es, den Leser in kürzester Zeit in den Bann ihrer Geschichten zu ziehen. Auch bei Soulsister habe ich mich ganz schnell an Romys Seite befunden. Der Schreibstil ist schwungvoll, jugendlich, aber auch flüssig und fesselnd und ich denke, dass sich hier besonders die Zielgruppe mit der Geschichte rund um Romy angesprochen fühlt, aber auch für Jugendbuchliebhaber ist es eine absolut gelungene Geschichte. Die Autorin beschreibt nicht nur ihre Protagonisten und deren Innenleben mit sehr viel Gefühl, sondern haucht allen ihren Charakteren Lebendigkeit ein und erzählt dabei so intensiv, dass man als Leser die gesamten Gefühle der Personen miterleben kann.
Die Geschichte reißt einen gleich von Beginn an mit und man spürt einfach die Verlorenheit Romys, die immer die stillere, kleine Schwester war und bewundernd zu ihrer großen und sehr eigensinnigen, aber auch allseits beliebten Schwester Polly aufsah. Auch nach Pollys Tod haben die beiden Schwestern eine ganz besondere Verbindung, denn wenn Romy allein ist, spricht Polly mit ihr und steht ihr mit Rat und Tat zur Seite, ob das immer so der richtige Rat ist, sei allerdings dahingestellt. Die gesamte Entwicklung, die diese Geschichte nimmt, hat mir auf jeden Fall sehr gut gefallen, denn es geht hier zwar zum einen um die erste große Liebe, aber auch um die Verarbeitung und die Trauer nach einem schrecklichen Verlust, den Mut trotzdem wieder am Leben teilzunehmen und zu sich selbst zu stehen.
Erzählt wird das ganze in der Ich-Form aus der Perspektive Romys, was mich sehr schnell die Verbundenheit mit dem Mädchen spüren ließ. Auch sonst wuchs mir Romy sehr schnell ans Herz, denn sie ist eine absolut sympathische Person, die mit einigem zu kämpfen hat. Nicht nur der Verlust der Schwester gibt es hier zu verarbeiten, denn man merkt deutlich, dass auch Romy sich verloren vorkommt und nicht genau weiß, wer sie eigentlich wirklich ist. Ihre Eltern scheinen wieder voll mit ihrem eigenen Leben beschäftigt zu sein, geben aber Romy trotzdem einige Einschränkungen mit auf dem Weg. Das sie Killian kennenlernt gibt ihr seit langem einen Schwung und so nach und nach wächst Romy nicht nur an ihrer Beziehung zu dem bereits volljährigen Killian. Dieser ist auch ein ganz besonderer Charakter, bei dem ich mir gut vorstellen kann, warum sich Romy in ihn verliebt. Aber nicht nur diese beiden Protagonisten sind besonders, auch die Nebencharaktere mochte ich sehr gerne, allen voran Kilians Omma, die einfach eine besondere Persönlichkeit ist.
Mein Fazit:
Eine wunderbare, gefühlvolle Geschichte, die mich fesseln, aber auch berühren konnte. Ein Buch über das Leben, über Verlust, Trauer, Liebe, aber auch über den Mut, zu sich selbst zu finden und zu sich zu stehen. Mit viel Gefühl, aber auch mit einer Portion Humor erzählt Jennifer Benkau ihre Geschichte und zieht den Leser in ihren Bann. Eine ganz klare Leseempfehlung!