Profilbild von SillyT

SillyT

Lesejury Star
offline

SillyT ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SillyT über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.01.2018

Arachnophobie gefällig?

Die Brut - Sie sind da
0

Bei einer Expedition im Amazonas gerät eine Gruppe rund um den Multimilliardär Henderson in Schwierigkeiten, lediglich Henderson kann entkommen. Währenddessen fällt in China eine Atombombe? Diese haben ...

Bei einer Expedition im Amazonas gerät eine Gruppe rund um den Multimilliardär Henderson in Schwierigkeiten, lediglich Henderson kann entkommen. Währenddessen fällt in China eine Atombombe? Diese haben die Chinesen selbst gezündet, der Grund? Käfer!? Zumindest ist es das, was die amerikanische Regierung aus den Funksprüchen herausfiltern kann. In Minneapolis stürzt ein Flugzeug ab, der Agent Mike Rich wird zur Absturzstelle gerufen, doch das was er dort vorfindet, übertrifft seine Vorstellungskraft. An der Universität in Washington empfängt die Biologin und Spinnenexperting Dr. Melanie ein Paket mit einer Sendung, in der sich etwas uraltes befindet. Doch wie sollen all diese Ereignisse zusammenhängen?
Meine Rezension:
Nachdem ich diesen Klappentext las, war ich mehr als neugierig auf den Thriller Die Brut von Ezekiel Boone, der auch gleich unheimlich spannend begann. Man begleitet zunächst die Expedition in den Dschungel und spürt schon hier, dass sich da etwas grauenhaftes anbahnt. Danach jedoch nimmt Boone das Tempo komplett raus. Er beginnt die unterschiedlichsten Settings in den unterschiedlichsten Regionen der Welt aufzubauen, stellt Charaktere vor und gibt kleinere Einblicke in wirklich merkwürdige Ereignisse. Das ganze wirkte zwar ein wenig langatmig, aber dank des doch sehr flüssigen und auch mitreißenden Schreibstils hatte ich hier keine Probleme, weiterzulesen. Er bleibt sprachlich klar und schnörkellos und auch wenn man zunächst glaubt, dass all diese Settings, Charaktere und Ereignisse nichts miteinander zu tun haben, verknüpft er den ein oder anderen Handlungsstrang immer mehr mit einem anderen und läßt auch alles aufeinander zu fließen.
Der Spannungsaufbau ist hier eher langsam, doch innerhalb der einzelnen Perspektiven beginnt er schon hier im ersten Teil seiner Thrillertrilogie immer mehr an der Spannungsschraube zu drehen. Ich hatte beim Lesen absolut den Eindruck, einem typischen, amerikanischen B-Horrorfilm zuzuschauen, bei dem der Zuschauer immer wieder Einblendungen aus anderen Sichten bekommt und erst einmal nur immer wieder Ahnungen anstelle von Tatsachen geliefert bekommt. Deutlich wird hier auch, dass es sich um den Einstieg in eine Trilogie handelt, da die Ereignisse zunächst noch recht mysteriös erscheinen, sich dann zwar überschlagen, aber zum Schluss wieder gebremst werden. Ich denke, dass es im nächsten Band dann so richtig losgehen wird.
Bei diesen sehr vielen Perspektiven wählt Boone hier den personellen Erzähler in der dritten Person, der uns eine gelungene Draufsicht auf die Ereignisse gewährt. Hier und da werden auch eher unappetitliche Details erzählt und Leser mit Spinnenphobie oder eher Zartbesaitete dürften hier wenig gefallen finden. Tatsächlich musste auch ich hier an den ein oder anderen Stellen mich schütteln und spürte regelrecht das Krabbeln der wenig possierlichen Tierchen.
Die Charaktere sind hier sehr zahlreich, wobei sich hier doch ein paar Hauptcharaktere herauskristallisieren. Da sind zum einen der Agent Mike Rich, der dem Flugzeugabsturz auf den Grund gehen will und dabei ungewollt in diese furchtbare Situation gerät, auch die Biologin Melanie Guyer spielt eine wichtige Rolle und natürlich auch die Regierung Amerikas mit seiner ersten weiblichen Präsidentin, die hier vor der Herausforderung ihres Lebens gestellt wird. Es hat ein wenig gedauert, bis ich mehr Bezug zu dem ein oder anderen Charakter bekam, doch gerade Rich und Guyer werden hier sehr gut dargestellt und ich konnte sie und ihre Handlungen sehr gut nachvollziehen. Der Rest bleibt alles noch recht angedeutet, aber man ahnt schon, dass da noch einiges auf die verschiedenen Personen zukommen wird.
Mein Fazit:
Ein nicht ganz einfacher Einstieg in eine spannende Trilogie, auf Grund der vielen Charaktere und Settings. Trotzdem hatte ich beim Lesen den Eindruck, dass der Autor genau weiß, was er da schreibt und wie er letzten Ende alles miteinander verbindet, denn die ersten gelungenen Verknüpfungen zeigt er schon hier. Das Buch brachte mir zum großen Teil spannende und auch etwas widerliche Unterhaltung und zuletzt genau das, was ich auch erwartet hatte. Wer ein Buch mit viel Tiefgang und permanenter Action sucht, ist hier falsch, denn stattdessen erhält man erst einmal eine Einführung und doch lässt mich das Buch mit der Ahnung zurück, dass es erst jetzt richtig losgeht. Wer B-Horrorfilme mag, ist mit diesem Buch absolut gut bedient.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Die Suche nach der Wahrheit

Die Schule der Nacht
0

Die junge Amerikanerin Cassandra, Cassie, Blackwell hat ein Stipendium für eine der renommiertesten Colleges Englands erhalten, nämlich dem Raleigh College an der Oxford University. Doch der eigentliche ...

Die junge Amerikanerin Cassandra, Cassie, Blackwell hat ein Stipendium für eine der renommiertesten Colleges Englands erhalten, nämlich dem Raleigh College an der Oxford University. Doch der eigentliche Grund, warum sie sich überhaupt für diesen Platz beworben hat, war ein ganz anderer, denn bereits Cassies Mutter war Schülerin hier und wie es scheint, gibt es einige Geheimnisse rund um ihren Aufenthalt in England. Cassie beginnt zu forschen, doch zunächst scheint es, als gäbe es keinerlei Informationen über ihre Mutter, stattdessen gerät sie in einen wahren Sog aus Geheimnissen, Traditionen und der Macht einer dunklen Gesellschaft.
Meine Meinung:
Ich bin ja ein absoluter Fan von tollen Covern und auch Die Schule der Nacht hat ein solches, denn genau dieses zog mich wieder einmal magisch an. Auch die Geschichte hinter dem Cover versprach gleich viel Spannung, doch der Einstieg fiel mir zunächst nicht ganz so leicht. Zwar ist der Schreibstil der Autorin wirklich großartig und das Buch lässt sich auch flüssig und gut verständlich lesen, doch der Beginn war zunächst gespickt mit vielen Details rund um das College und den Personen. Man bekam zwar immer mal wieder kleinere Puzzlestücke, die auf ein großes Geheimnis deuteten, doch richtig spannend wurde es erst nach dem ersten Drittel.
Der Prolog versprach hier eine ganz spannende und temporeiche Geschicht, denn es beginnt wirklich äußerst geheimnisvoll. Doch dann nimmt die Autorin erst einmal das Tempo wieder aus der Geschichte, man lernt gemeinsam mit Cassie nicht nur die Umgebung des Colleges kennen, sondern auch die neben ihr handelnden Personen. Viele Eindrücke prasseln dabei auf den Leser ein und ich persönlich musste hier einfach ein bisschen am Ball bleiben, weil es ein wenig langatmig auf mich wirkte. Doch dann kommen immer mehr Begebenheiten und Wendungen, die so langsam damit beginnen einen Sog auszuüben und dann wurde es noch eine sehr spannende, leicht mystisch wirkende Geschichte.
Das College, das die Autorin hier beschreibt, wurde wirklich sehr gut dargestellt und man merkt deutlich, dass Ann A. McDonald weiß, worüber sie schreibt und das sie selbst einmal am Oxford College studierte. Dadurch wirkt die Atmosphäre auch sehr geheimnisvoll, die Beschreibungen geben deutliche Bilder und die Stimmung war absolut glaubwürdig. Gerade diese traditionelle und ein wenig steife Haltung an solch einer Universität wurde hier glaubwürdig dargestellt. Ich fühlte mich hier durchaus in die Protagonistin versetzt und konnte ihre Eindrücke perfekt nachempfinden.
Die Schule der Nacht wird durch einen personellen Erzähler in der dritten Person erzählt, was ein gutes Bild auf Charaktere, Setting und Atmosphäre gibt. Ich hatte hier durchaus das Gefühl, mich selbst in Oxford zu befinden und konnte die Eindrücke der Geschicht auf mich wirken lassen.
Cassie, die Protagonistin, blieb mir recht lange fern, denn sie ist kein sehr offener Mensch. Dadurch wurde sie allerdings für mich auch kein sehr greifbarer Charakter. Viel mehr hätte ich hier gerne mehr über sie, ihre Herkunft und ihr ganzes Gefühlsleben erfahren. Nebencharaktere gibt es hier doch einige und jeder hat hier durchaus einen wichtigen Platz in der Geschichte. Leider blieben aber die meisten Personen eher flach und so richtig sympathisch wurde mir kaum einer. Auf der einen Seite war dies dadurch geheimnisvoller, auf der anderen Seite hätte ich gerne noch mehr über Beweggründe und Handlungen erfahren.
Mein Fazit:
Nachdem mir der Einstieg nicht ganz leicht fiel, wurde es dennoch eine sehr spannende Geschichte, zwischen Mystery und Tradition. Viele Geheimnisse rund um die Schule der Nacht und deren Mitglieder ließen mich ab ca. dem zweiten Drittel des Buches dann doch noch durch die Seiten "fliegen". Die Charaktere hätten gerne noch ein wenig präsenter sein dürfen, wäre aber hier bei der Vielzahl vielleicht auch zu viel des Guten geworden. Letzten Endes bietet die Schule der Nacht gute Unterhaltung und viel Oxford Atmosphäre. Wer Bücher mit einer guten Prise Mystery und Geheimnissen mag, sollte zugreifen.

Veröffentlicht am 18.01.2018

Gelungener Jugenthriller

Niemand wird sie finden
0

Seitdem January, die Freundin des fünfzehnjährigen Flynn, von der staatlichen auf die private Highschool gewechselt hat, sehen sie sich kaum noch. Theatergruppen, neue Freunde, vieles scheint sich zu verändern. ...

Seitdem January, die Freundin des fünfzehnjährigen Flynn, von der staatlichen auf die private Highschool gewechselt hat, sehen sie sich kaum noch. Theatergruppen, neue Freunde, vieles scheint sich zu verändern. Ein paar Tage vor Halloween steht ein Polizeiwagen vor dem Haus von Flynns Eltern, January ist verschwunden und Flynn scheint einer der letzten zu sein, der sie gesehen hat und ausserdem ist er ja auch ihr Freund. Flynn beginnt auf eigener Faust zu forschen, was mit January geschehen ist, doch scheinbar kannte er seine Freundin gar nicht richtig, denn je mehr er versucht über sie zu erfahren, desto mehr findet er heraus, wie oft sie ihn angelogen hat. Wer war January überhaupt? Kannte er sie wirklich?
Meine Meinung:
Ein Buch, dessen Klappentext sehr viel Spannung verspricht und ja, mir hat er durchaus auch sehr gute Unterhaltung geboten. Schon der Einstieg in die Geschichte rund um Flynn und seiner Suche nach der Wahrheit fällt sehr leicht und man wird regelrecht in die Geschichte gezogen. Der Autor schreibt flüssig und sehr einnehmend und bleibt sprachlich jung und modern. Alles in allem also perfekt für seine Zielgruppe als Einstiegsthriller geeignet, aber auch gelungene Unterhaltung für den erwachsenen Leser. Wer allerdings Fan von blutigen Thrillern mit rasantem Tempo oder von Thrillern mit den klassischen Ermittlern ist, sollte hier vielleicht einmal reinschnuppern, ob es etwas für ihn/sie sein könnte. Auch wenn es hier also recht unblutig zugeht, ist es trotzdem unheimlich spannend geschrieben und je mehr man mit Flynn gemeinsam erfährt, desto mehr möchte man selber wissen, was hinter dem Verschwinden des Mädchens steckt. So landet man als Leser im Sog der Ereignisse und rätselt, was hier genau gespielt wird. Neben dem Thrilleraspekt gibt es hier aber auch noch ein weiteres Geheimnis, nämlich um etwas, was Flynn selber betrifft. Zwar erfährt der Leser recht schnell worum es geht, aber es ist gelungen erzählt, wie dieser Teenager mit seinem Geheimnis umgeht und wie er es schafft, vor allem sich selber einzugestehen, was in ihm vorgeht.
Wir erleben die Geschichte rund um Flynn und seiner Suche auch gleich in der Ich-Form aus Flynns Sicht. Dabei findet sich die Handlung zum großen Teil in der Gegenwart statt, aber es gibt hier und da Einblendungen in die Vergangenheit, die einmal mehr dazu einladen, zu rätseln, was hinter dem Verschwinden steckt.
Absolut gelungen ist die Zeichnung der Figuren, allen voran die des Protagonisten Flynn, der hier sehr authentisch daher kommt und bei dem man keinerlei Zweifel hat, einen fünfzehnjährigen Teenager vor sich zu haben. Die Entwicklung die er im Laufe der Geschichte durchmacht, ist glaubwürdig und auch sehr gut dargestellt. Man merkt, wie er immer mehr zu sich selber findet und wie er letzten Endes auch an dem Erlebten wächst. Neben Flynn gibt es nicht sehr viele Charaktere, wodurch vor allem aber auch dieser sehr viel Tiefgang erhält. Nennenswert ist hier auf jeden Fall Kaz, Januarys Arbeitskollege in einem Spielzeuggeschäft, den er auf seiner Suche kennenlernt und der ihm durchaus hilft, mit seinem eigenen Geheimnis zurecht zu kommen. Aber auch January, die der Leser nur dank der Rückblicke etwas kennenlernt, ist ein spannender Charakter und ich gebe zu, dass ich permanent gerätselt habe, wer dieses Mädchen wirklich ist.
Mein Fazit:
Auch wenn es hier um einiges geradliniger erscheint, als in einem Thriller für Erwachsenen, bringt dieses Buch alles, was ein spannendes Buch mitbringen muss. Leicht und flüssig geschrieben, mit authentischen Charakteren, deren Entwicklung glaubwürdig bleibt. Man beginnt Theorien zu entwickeln, nur um sie kurze Zeit später zu verwerfen und genau das machte es hier auch sehr mitreißend. Von mir bekommt das Buch eine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 18.01.2018

Political Science Fiction

Kollaps - Das Imperium der Ströme 1
0

In einer fernen Zukunft lebt die Menschheit nicht mehr auf der Erde, sondern ist auf viele kleinere Planeten im Weltraum verteilt. Diese einzelnen Planeten sind durch Ströme miteinander verbunden, die ...

In einer fernen Zukunft lebt die Menschheit nicht mehr auf der Erde, sondern ist auf viele kleinere Planeten im Weltraum verteilt. Diese einzelnen Planeten sind durch Ströme miteinander verbunden, die es schon immer gegeben hat und die sich die Menschheit zu nutzen machte. Denn eigentlich sind diese einzelnen Planeten Lichtjahre voneinander entfernt und nur die Ströme ermöglichen die Reise und den Handel untereinander, alleine könnte niemand überleben. Doch plötzlich scheint etwas mit den Strömen nicht in Ordnung zu sein und wie sich herausstellt, passiert dies alles nicht zum ersten Mal. Unterdessen stirbt der Imperatox, der Herrscher, der Galaxie und seine Tochter Cardenia tritt das Erbe an. Allerdings trifft das nicht überall auf positive Stimmen. Immer mehr geschieht in der Interdependenz und die Ereignisse beginnen sich zu überschlagen.
Meine Meinung:
Das war mein erster Science Fiction Roman des Autors John Scalzi, der wohl gerade auch für seinen recht schrägen Humor bekannt ist. Diesen bemerkt man auch durchaus immer wieder innerhalb diesen Buches und auch sonst schreibt Scalzi sehr fesselnd und flüssig. Zugegeben, mit den Namen, wie z. B. der Interdependenz, tat ich mich ein wenig schwer, da das nicht immer ganz so leicht im Lesewahn zu verfolgen ist, aber es ist hier wirklich absolut durchdacht. Dabei gefallen mir vor allem die Dialoge in dieser Geschichte, z. B. zwischen der Händlerin Kiva und ihrem Erzfeind Ghreni, die mich, trotz allen Ernstes, immer wieder schmunzeln ließen.
Die Spannung steigert Scalzi hier sehr bedacht und langsam, dabei aber stetig. Allerdings merkt man der Geschichte durchaus an, dass es sich hier um den Einstieg in eine Reihe handelt. Scalzi beginnt hier ganz langsam, aber dafür sehr genau, sowohl seine Charaktere vorzustellen, als auch die politische Situation. Denn die Welt, die er hier konstruiert hat, ist von vorne bis hinten absolut durchdacht. Das könnte vielleicht auf den ein oder anderen etwas langatmig wirken, doch um überhaupt all die komplexen Zusammenhänge hier verstehen zu können, sind all diese Ereignisse und die damit einhergehenden Erklärungen absolut von Nöten.
Denn die Welt, die Scalzi hier erschaffen hat, ist eine, die schon seit über tausend Jahren so im Weltraum existiert. Dabei sind die einzelnen Sterne/Planeten absolut abhängig voneinander und es gibt nur einen Planeten, der alle anderen miteinander verbindet, nämlich Nabe, auf dem der Imperatox zu Hause ist. Kontakt zur Erde gibt es schon seit vielen Jahren nicht mehr, denn der Strom dorthin riss schon sehr früh ab. Nun beginnen die Ströme untereinander sich aber auch zu verändern und das kann mehr als fatal für die Menschen dort werden. Allein überleben kann hier nämlich niemand und das wird vielen durchaus bewusst. Mich konnte der Autor hier durchaus beeindrucken, denn er hat hier wirklich an alles gedacht.
Um hier den Überblick zu wahren, wählt Scalzi einen personellen Erzähler in der dritten Person, der dem Leser einen wirklich guten Einblick, aber auch Rundumblick gewährt. Man kann sich hier also sehr genau vorstellen, wie die Welten und deren Verbindungen untereinander aufgebaut sind und wie diese funktionieren.
Protagonisten gibt es hier gleich drei, da wäre Cardenia Wu-Patrick, die Tochter des Imperatox und seine Nachfolgerin. Sie scheint mir, trotz ihrer Herkunft, sehr sympathisch und nicht abgehoben. Tatsächlich wird sie hier fast völlig unvorbereitet mit Aufgaben konfrontiert, die es ganz schön in sich haben. Denn sie ist die Verantwortliche für all die Menschen auf den Planeten und steht plötzlich davor, Entscheidungen zu treffen, die mit den Veränderungen der Ströme zusammenhängen.
Dann wäre da Kiva, die Händlerin, die mit ihrem Schiff zwischen den einzelnen Planeten wandert und die, na ja, ziemlich frei Schnauze redet und nur selten ein Blatt vor den Mund nimmt. Dabei ist sie durchaus ein ausgekochtes Schlitzohr, die es ganz schön in sich hat.
Zu guter Letzt ist dann noch der Wissenschaftler Marce Claremont, der mir noch ein bisschen blass war, aber im Großen und Ganzen hier wunderbar ins Geschehen passt.
Neben diesen Charakteren gibt es auch noch einige Nebencharaktere, von denen der Gegenspieler, Ghreni, hier noch durchaus sehr interessant ist.
Mein Fazit:
Mit Kollaps geht eine neue Reihe des Autors John Scalzi an den Start, der ein recht ernstes und auch politisches Grundthema beinhaltet. Scalzi baut seine Geschichte durchdacht auf und lässt dadurch die weit entfernten Welten lebendig erscheinen. Doch man merkt hier durchaus, dass es ein erster Band ist, denn als Leser erhält man sehr viele Erläuterungen zum Aufbau der Welt und der Gesamtsituation, was aber wiederum absolut notwendig ist, um den Überblick zu behalten. Ein gelungener Einstieg für alle Science Fiction Fans, die gerne komplexe Welten erleben.

Veröffentlicht am 08.01.2018

Berührend

Die Vergessenen
0

Manolis Leftaris ist Autohändler, zumindest nach aussen hin, denn nebenbei führt er Aufträge aus, die nicht alltäglich sind und deren Auftraggeber auch gerne anonym bleiben. Nun soll er geheime Akten beschaffen, ...

Manolis Leftaris ist Autohändler, zumindest nach aussen hin, denn nebenbei führt er Aufträge aus, die nicht alltäglich sind und deren Auftraggeber auch gerne anonym bleiben. Nun soll er geheime Akten beschaffen, die in den Händen einer älteren Dame sein sollen. Doch die Dame befindet sich zur Zeit in einem Krankenhaus. Ihre Nichte, eine Reporterin, bekommt etwas von diesen Unterlagen mit und wittert die Story ihres Lebens, die ihr eventuell auch Aufstiegschancen bzw. eine Jobveränderung versprichen. Denn wie sich herausstellt, hat die ältere Dame, Kathrin Mändler, ein Geheimnis, welches sie bereits seit 1944 mit sich herumträgt, als sie in einem Sanatorium für psychisch erkankte Menschen gearbeitet hat. Ein Wettlauf um die Unterlagen und um eine lange in Vergessenheit geratene Schuld beginnt.
Meine Meinung:
Dieses düstere Cover machte mich gleich neugierig und auch der Titel sprach mich gleich an. Dementsprechend neugierig war ich, als ich anhand des Klappentextes herausfand, dass es sich um eine Geschichte aus Kriegszeiten handelt. Allein schon Bücher auf zwei Zeitebenen finde ich immer spannend und so begann ich zu lesen.
Das der Name Ellen Sandberg lediglich ein Pseudonym ist, brauche ich wohl nicht mehr unbedingt erwähnen und man spürt hier sehr gut, dass die Autorin sehr viel Erfahrung hat im Schreiben von besonderen Geschichten. Die Vergessenen ist sehr gut recherchiert und gerade mit dem Part aus der Vergangenheit konnte Ellen Sandberg mich sehr berühren. Sie schreibt sehr leicht, sehr flüssig und dabei auch eindringlich und das über ein Thema, das man zwar einmal gehört hat, aber nicht so intensiv, wie hier erzählt. Es geht um Euthanasie und so manch ein Moment in der Geschichte brachte mich dazu, Tränen zu vergießen, gerade weil ich wusste, dass es hier um Fakten geht, auch wenn diese Geschichte Fiktion ist.
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir zwar recht leicht, doch gerade auf den ersten Seite musste ich ein wenig am Ball bleiben, denn neben der Geschichte aus der Vergangenheit spielt das Buch auch in der Gegenwart, bzw. im Jahr 2013. Mit diesem Part habe ich etwas länger benötigt, um damit warm zu werden, was hier aber auch ein bisschen an dem Charakteren Manolis Lefteris und Vera Mändler lag. Doch ab einem gewissen Punkt war ich gefesselt, befangen und gerührt und auch der Part der Gegenwart wurde ein wenig greifbarer.
Ein Erzähler in der dritten Person führt den Leser durch die Geschichte. Dabei bekommt der Leser immer wieder nur kurze Momentaufnahmen von allen drei Hauptcharakteren, sprich Manolis, Vera und Kathrin. Abwechselnd wird aus den Perspektiven dieser drei Figuren berichtet und gegen Ende bekommt man auch ein wenig mehr von einer vierten Perspektive berichtet.
Dadurch bekommt man durchaus verschiedene Blickwinkel, hat Möglichkeiten zu Spekulationen, aber auch ein wenig Distanz zu den Personen. Diese waren mir nicht durchgängig sympathisch, bzw. nicht gleich von Beginn an sympathisch. Manolis war mir ein wenig ein Rätsel, auch wenn seine Geschichte durchaus sehr intensiv und vor allem traurig war. Doch für den roten Faden der Geschichte und deren Glaubwürdigkeit war er so genau passend. Auch die weiteren Figuren wie Vera oder Kathrin waren sehr glaubwürdig gestaltet, trotz oder gerade wegen ihrer Eigenarten. Der Charakter der Kathrin hat mir hier am besten gefallen, sie ist absolut vielschichtig und nicht immer durchschaubar und dadurch etwas besonderes. Alles in allem eine absolut gelungene Ausarbeitung der Charaktere, die jeder für sich schon eine besondere Persönlichkeit darstellt.
Das Thema des Zeitstrangs aus der Vergangenheit, nämlich die Euthanasie, war mir zwar bekannt, aber der Umfang gar nicht so richtig bewusst. Wenn man sich vor Augen führt, wie viele der damaligen Verbrecher davon kamen, ohne Strafe und wie diese doch ein "normales" Leben führen durften, dann ist dies mehr als erschreckend.
Mein Fazit:
Eine Geschichte deren Ausarbeitung mir gut gefallen hat, bei der ich mich allerdings eine geraume Zeit schwer tat, bis ich mit den Charakteren der Gegenwart warm wurde. Nichts desto trotz konnte mich Ellen Sandberg berühren, erschrecken und mit dem Ende zufrieden stellen. Die Vergessenen überzeugt mit einem sehr gut recherchiertem Hintergrund der damaligen Ereignisse. Leseempfehlung!