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Veröffentlicht am 29.01.2024

Eher Rockstar-Friend-Story

Beyond the Horizon
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Schreibstil:
War locker zu lesen, kam mir aber auch recht oberflächlich vor. Tiefe Gedanken oder Gefühle wurden nur gestreift. Dadurch war die Geschichte zwar gut lesbar, hinterher hatte man aber nicht ...

Schreibstil:
War locker zu lesen, kam mir aber auch recht oberflächlich vor. Tiefe Gedanken oder Gefühle wurden nur gestreift. Dadurch war die Geschichte zwar gut lesbar, hinterher hatte man aber nicht unbedingt das Gefühl, so richtig eingetaucht zu sein.

Zur Geschichte allgemein:
Der Start in die Geschichte ist ganz klassisch. Charlene kommt neu in die Stadt und trifft auf neue Menschen. Sie hat nur etwas mehr Glück als andere und macht Bekanntschaft mit einer ganzen Villa voller Rockstars. Diese Rockstars sind natürlich emotional etwas angeschlagen und so nimmt die Geschichte ihren Lauf…

Warum Charlene umgezogen ist, erfährt man erst im Laufe der Geschichte. Bis dahin ist es ein unterschwelliges Geheimnis, das sie sehr gut hütet. Das Gute daran ist im Hinblick auf den Verlauf der Geschichte, dass diese sich Zeit lässt. Ganz langsam fängt sie an, die anderen zu Freunden werden zu lassen, geht langsam auf Rhys zu, gesteht sich ein, dass sie ihn mag und ganz langsam entsteht sowas wie eine zarte Liebesgeschichte. Wir Leser:innen und Rhys allerdings fragen uns, warum sie quasi ständig mit gezogener Handbremse durchs Leben geht. Bis ungefähr zur Hälfte war das für mich in Ordnung. Irgendwann aber wollte ich, dass es mal voran geht. Dass sie etwas preisgibt und man sie besser versteht. Darauf wartet man dann aber recht lange.

Rhys dagegen ist besser zu durchschauen. Er hat seine eigenen Träume in einer Band, die hauptsächlich auf den Frontsänger Pascal gepolt ist. Auch, wenn es ihm nicht leicht fällt, macht er kurzen Prozess und steht für seine Träume ein. Erst danach kommt die Unsicherheit, ob das alles so richtig war. Ich mochte ihn sehr gerne, weil er ein sehr unkomplizierter Charakter ist und Charlene alle Zeit der Welt lässt.
Vielleicht hätte es der Geschichte aber ganz gut getan, wenn er früher mal auf den Tisch gehauen und mehr verlangt hätte.

Die Story zwischen den beiden war ebenso sehr dahinplätschernd. Ich fand, es gab echt schöne Momente, zum Beispiel auf der Insel, oder im Pub, aber den Großteil der Geschichte sind die beiden eher Freunde und überschreiten in ihrer Freundschaft auch keine Grenzen, die das ändern würde.
So sind sie aber auch nicht dazu gezwungen oder fühlen sich nicht in der Situation, ihre Gefühle richtig zu überdenken oder anzusprechen. Die Welt um die beiden dreht sich weiter, der Erzählstrang um Rhys Karriere zum Beispiel ist gut aufgebaut, die beiden bleiben aber stehen. Das führt natürlich dazu, dass wir Leser:innen auch keine Romance-Geschichte bekommen, wie wir sie uns erhofft hatten.

Als es dann endlich zum Bruch kommt, werden sowohl wir Leser:innen als auch Rhys aufgeklärt. Die Story hinter Charlene ist hart, aber sie wirkt leider nicht ganz so gefühlsgeladen und eindrücklich, wie sie es könnte, wenn wir da etwas durch ihre Gedanken mitgenommen worden wären. Für uns Leser:innen ist es eine gegebene Situation, die sich in einem Moment aufklärt und vielleicht ein paar Ungereimtheiten erklärt, uns aber nicht näher in Charlenes Gedankenwelt eintauchen lässt.

PS: Ich fand es einfach etwas leicht gelöst, dass hier schon wieder alle zu Sänger:innen werden. So lässt sich die eigentlich kritische Situation /Fernbeziehung, Tourneen/ natürlich einfach lösen. Hätte es schöner gefunden, wenn es hier anders gewesen wäre, weil es schon in Band 1 so war.

Fazit:
Alles in allem ließ sich das Buch gut lesen. Die Geschichte ist an sich interessant: Rockstars, eine krasse Background-Story der Protagonistin und viele coole Figuren. Das Problem war für mich nur, dass die Liebesgeschichte die meiste Zeit eine Freundschaftsgeschichte war und tiefe Emotionen, Gedankengänge oder sogar Gespräche einfach nicht entstanden. Mir blieb alles so viel zu oberflächlich und ich konnte nicht richtig in die Geschichte eintauchen.

Von mir gibt es knappe 3 von 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 03.05.2023

Fortsetzung mit gelungener Rahmenhandlung

Der dunkle Schwarm 2 - Der stille Planet
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Zur Info: Dies ist der zweite Band einer Reihe, bei der unbedingt die Reihenfolge eingehalten werden sollte. Ansonsten versteht ihr wirklich nicht viel.

Klappentext:
Nach den Enthüllungen der Hackerin ...

Zur Info: Dies ist der zweite Band einer Reihe, bei der unbedingt die Reihenfolge eingehalten werden sollte. Ansonsten versteht ihr wirklich nicht viel.

Klappentext:
Nach den Enthüllungen der Hackerin Atlas ist das alte Machtsystem zusammengebrochen. Nun will sie jeder auf seiner Seite wissen. Der Großkonzern Hypermind, der die Hive Minds kontrolliert, über welche die Menschen ihr Bewusstsein miteinander verbinden, will die Sicherheit seiner Technik erhöhen. Atlas und ihre Freunde Noah und Bennie sichern ihre Hilfe zu. Doch dann gesteht Bennie einen Mord, den er nicht begangen haben kann, und Atlas ist klar, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Verfolgt von Auftragskillern, korrupten Politikern und gnadenlosen Wirtschaftsbossen muss Atlas nicht nur sich und ihre Freunde retten, sondern auch die gesamte Menschheit …

Zum Schreibstil:
Marie Graßhoff schafft es immer wieder, mich direkt in die Geschichte und eine Welt, die so ganz anders ist als unsere, hineinzuziehen. Das hat sie auch hier wieder geschafft. Im ersten Moment klingt es vielleicht kompliziert, im nächsten ist es aber schon völlig normal. Und so werden wir mitgerissen in die unterschiedlichen Levels, philosophieren über Strukturen zu Computer-Chips, die jeder Mensch im Kopf trägt und erleben Androiden, die wie echte Menschen Teil der Gesellschaft sind. Man kann gar nicht anders, als sich mitziehen zu lassen. Immer wieder habe ich dazu geradezu darüber gestaunt, dass ich alles verstanden habe, denn die Erzählstränge der Autorin sind schon sehr komplex. Einfach gut zu lesen!

Zur Geschichte allgemein:
Ich habe den Band zuvor nicht gerereadet, weil ich schlicht keine Zeit dafür hatte. So musste ich mich kurz wieder zurechtfinden. Allgemein kann man aber sagen, dass der Band relativ abgeschlossen von der Handlung im ersten Band ist. Klar, die Beziehungen zu den Figuren sind schon fortgeschrittener und die Erklärungen fehlen, aber Atlas und ihre Freunde stehen vor einem ganz neuen Rätsel und das wird einzig in diesem Band erzählt.

Die Geschichte beginnt so trotzdem gleich mit viel Action. Atlas muss mit der jetzigen Situation klarkommen und hat gleichzeitig keine Zeit, auch nur eine Sekunde still zu sitzen. Es geht weiter. Noch ist nichts gerettet. Das Interessante dabei ist, dass es dieses Mal hauptsächlich persönliche Motive sind, die sie antreiben. In ihrem Kopf ist nichts, wie sie es gewohnt ist und ihr treuester Freund ist lediglich eine Erinnerung, der sie verzweifelt nachjagt. Diese Motive ziehen sich durch die ganze Geschichte und treiben sie immer wieder an, weiter und weiter zu machen. Einerseits fand ich das ganz gut, weil sie so wagemutiger war und die Geschichte so gut Fahrt aufnahm. Andererseits aber fehlte mir auch ein wenig von Atlas selbst. Es ging immer nur um das, was sie vorher kannte. Da war keine Zukunftsvision, kein Streben nach einer besseren Version von der Welt oder sich selbst – schlicht das Ziel, herzustellen, was ihr genommen wurde. Klar, man wird einfach durch die Geschichte mitgenommen und durch die Motive der anderen Figuren wird auch alles irgendwie behandelt, aber Atlas kam mir bei dem Ganzen ein wenig zu kurz, bzw. wirkte inhaltslos. Das sah man auch an ihrer Beziehung zu Noah. Die beiden gehen quasi parallel durch die Welt, obwohl sie sich eigentlich nahe stehen und die Gelegenheit hätten, Gedanken zu tauschen und Ängste auszusprechen. Generell fehlte mir also ein wenig die charakterliche und emotionale Ebene in der Geschichte.

Gut fand ich stattdessen wie komplex das eigentliche Rätsel der Geschichte gestaltet wurde. Es geht von einer Figur zur nächsten, durch alle Levels, alle Tageszeiten und alle Gehaltsklassen. Dabei ist es nicht selten, dass es für die Hauptfiguren gefährlich wird. Action ist vorprogrammiert und lockert jede vorher totgedachte Situation auf. Ich war wirklich fasziniert davon, wie die Gruppe sich von Hinweis zu Hinweis hangelt und dabei fast niemandem trauen kann und alles irgendwo eine Bedeutung hat, auch wenn sie das noch nicht erfassen können. Spannend ist das Ganze besonders, weil Atlas nicht länger ihre Fähigkeiten zur Verfügung stehen und sie deshalb quasi blind durch die Geschichte tapert. Sie weiß so nicht mehr als wir Leser:innen und tappt ein ums andere Mal in eine Falle. Perfekt, um wieder alles umzuwerfen.

Zu den Organisationen auf Band 1 kommen hier noch einige dazu. Was ich an denen etwas schade fand, war, dass man ihre Ziele nicht immer nachverfolgen konnte. Irgendwie richten sie sich alle in eine Richtung aus. Alles dreht sich um das, was auch Atlas verfolgt. Irgendwo fehlten mir aber die Gründe dafür. Letztlich verliefen sich die Motive der anderen etwas im Sande, genauso wie die von Atlas. Ist es über die Geschichte hinweg noch das Einzige, was sie beschäftigt, habe ich am Ende geradezu nach Hinweisen auf die Lösung gesucht. Erstaunlicherweise schien alles dann aber doch nicht mehr so wichtig, bzw. drängend. Da hätte ich mir mehr Kontinuität und auch ausgefeilte Lösungen bzw. Nicht-Lösungen gewünscht. Die Handlung hat sich geradezu zum Ende hin verloren und ich habe mich gefragt, ob der Fokus wohl einzig auf dem Rätsel lag, das sie letztlich lösen konnten. Die Komplexität geht so aber natürlich verloren.

Fazit:
Der zweite Band knüpfte nahtlos an den ersten an und hat mich als Leserin wieder schnell in die originelle Welt der Reihe hineingezogen. Die Seiten flogen nur so, da die Handlung schnelllebig, komplex und spannend war. Die Umstände haben sich hier nochmal ganz geändert, sodass es sich deutlich in der Erzählung vom ersten Band abhebt und dadurch kribbelig neu anfühlt. Was ich sehr schade fand, war, dass die Figuren so auf der Strecke blieben. Es gab keine wirkliche Entwicklung und auch keinen Platz, für tiefergreifende Charakterzüge und Gedanken. Dazu kam, dass das Ende ein wenig ins Nichts verläuft. Zwar klärt sich des Rätsels Lösung, andere lose Handlungsstränge wurden jedoch nur in einem Nebensatz abgehandelt. Alles in allem war die Geschichte also gut zu lesen, man sollte sich jedoch gleich darauf einstellen, dass der Fokus auf die Rahmenhandlung gelegt wird und alles andere eher schwammig bleibt.

3 von 5 Sterne von mir.

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Veröffentlicht am 26.04.2023

Ein wenig enttäuschend

Denn ohne Musik werden wir ertrinken
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Zur Info: Dies ist der erste Band der „Mixtape-Reihe“. Die Bücher könnt ihr unabhängig voneinander lesen, weil die Geschichten an sich abgeschlossen sind. Allerdings geht es in jedem Band um ein Bandmitglied, ...

Zur Info: Dies ist der erste Band der „Mixtape-Reihe“. Die Bücher könnt ihr unabhängig voneinander lesen, weil die Geschichten an sich abgeschlossen sind. Allerdings geht es in jedem Band um ein Bandmitglied, weshalb die richtige Reihenfolge schon ganz schön ist, wenn man sie einhält:)

Klappentext:
Hazel Stone und ich konnten uns schon in der Schule nicht ausstehen. Aber als sie eines Nachts vor meiner Tür stand, völlig aufgelöst, und nicht wusste, wo sie hinsollte, brach die Traurigkeit in ihren Augen mein verdammtes kaltes Herz. Je mehr Zeit ich mit ihr verbringe, desto klarer wird, wie falsch ich lag. Hazel hat nichts mit meiner Vergangenheit zu tun. Sie ist mitfühlend, witzig, wunderschön – und vor allem hat sie mir geholfen, meine Stimme wiederzufinden. Hazel inspiriert mich auf eine Art und Weise, die ich noch nie erlebt habe. Zusammen schreiben wir Songs, die ich mir nie hätte vorstellen können. Sie ist meine Muse, meine Musik. Jetzt steht meine Band vor dem großen Durchbruch. Mein Traum ist zum Greifen nah, doch Hazel droht mir dadurch mehr und mehr zu entgleiten …

Ich kämpfe für dich, ob es dir gefällt oder nicht, Hazel Stone. Unser Lied ist noch nicht zu Ende. Wir sind gerade mal beim Refrain angekommen, und ich werde für uns singen, für dich, für immer.

DENN OHNE MUSIK WERDEN WIR ERTRINKEN – BRITTAINY C. CHERRY
Schreibstil:
Brittainy C. Cherry ist für mich eine kleine Queen der Emotionen. Bei ihr kann ich mir sicher sein, dass ich auf Zitate stoße, dass ich Tränen in den Augen habe und dass ich auch nach Beenden des Buches immer noch berührt bin. Im Großen und Ganzen war das auch bei diesem Buch der Fall. Ich habe mitgefiebert, war verzweifelt, habe mich in Hazel und auch in Ian verliebt und der Musik durch die Worte gelauscht. Ganz vielleicht war ich aber hinterher ein klein wenig enttäuscht, weil ich fand, dass die Autorin diesmal recht sparsam mit den großen Emotionen umgegangen ist. Gerade bei Büchern, in denen es um Musik geht, bin ich normalerweise hin und weg. Hier fehlten mir aber manchmal die Melodien, die Liebe zur Musik – einfach die Beschreibungen zu der Liebe, die Ian ganz groß in sein Leben schreibt. Da hätte meiner Meinung nach noch etwas mehr kommen können.

Meine Meinung zur Geschichte allgemein:
Die Geschichte wird aus den wechselnden Perspektiven beider Hauptprotagonisten erzählt. Hazel wird uns als erstes vorgestellt. Sie hat es im Leben alles andere als leicht und landet etwas verloren bei Ians Großvater. Die Verhältnisse, aus denen sie stammt, sind schlecht. Geprägt von Armut, Drogen und Gewalt ist es erstaunlich, dass Hazel selbst eine ganz eigene Moral an den Tag legt. Das betont sie aber auch immer wieder. Sie möchte sich klar davon abgrenzen, ihr eigenes Geld verdienen und ist dabei noch sehr bescheiden. Dadurch ist sie von Anfang an sehr interessant für die Leser:innen. Man fragt sich, ob sie wirklich alles so gewuppt kriegt, ob sie eine gute Zukunft hat und ob sie die Arbeit auf der Farm durchhält.

Ian dagegen wird uns als wandelndes Klischee vorgestellt. Ein cooler Typ, selbstbewusst und gutaussehend, der noch dazu Talent hat und mit seinen coolen Freunden zusammen eine Band hat, die gute Musik macht. Auf der Farm ist er zudem noch sowas wie der erste Vorarbeiter, was bedeutet, dass er das Sagen hat und Hazel für ihn arbeiten muss. Entgegen all seiner Erwartungen, lässt sie sich nicht von ihm abschrecken und ziemlich bald zerfällt seine Fassade. Tatsächlich habe ich ihm den Bad Boy oder auch nur Schürzenjäger keine Sekunde abgenommen. Vielmehr ist Ian auf der Suche nach etwas, das ihm genauso viel bedeutet wie die Musik und Hazel ist ziemlich bald die Antwort auf seine Fragen.

Du bist mein Licht, meine Muse, meine Inspiration. Haze. Du bist jeder verdammte Stern am Himmel. Du bist meine Galaxie.

DENN OHNE MUSIK WERDEN WIR ERTRINKEN – BRITTAINY C. CHERRY
Den Weg dahin fand ich sehr spannend, denn die beiden kommen sich nur langsam nah, dennoch sprühen zwischen ihnen die Funken. Zudem baut sich von vorneherein eine sehr tiefgreifende Liebesgeschichte zwischen ihnen auf. Die beiden genießen sowohl die stillen wie auch die lauten Momente miteinander, teilen bald ihre Gedanken und Träume und stehen sich in jeder Situation bei. Das fand ich wunderschön und auch wieder sehr bezeichnend für die Bücher der Autorin. Auf dieser Grundlage konnte die Geschichte aufbauen.

Für Probleme sorgt immer wieder Hazels altes Umfeld. Die Gerüchte und Vorurteile holen sie ein, genauso wie die Menschen, die ihr kein schönes Leben gönnen. Besonders stark wurde dieser Handlungsstrang dadurch, dass die Geschichte irgendwann gesplittet wird. Das Dreamteam ist nicht mehr vereint und die Storyline spitzt sich auf beiden Seiten immer mehr zu. Das war einerseits spannend, andererseits manchmal aber auch etwas lang, weil man sich fragte, wann es nun mit den beiden weitergehen würde. Und ob das überhaupt der Fall ist. Denn ehrlich gesagt, hätte ich nicht unbedingt erwartet, dass zwei Figuren mit so unterschiedlichen Vorstellungen vom Leben, irgendeine Chance zusammen haben.

Wenn ich Ian jetzt küsste, würde ich nie wieder damit aufhören können. Er war der Mann meines Lebens. Er war Hook, Bridge und Melodie.

DENN OHNE MUSIK WERDEN WIR ERTRINKEN – BRITTAINY C. CHERRY
Bei Hazel wurde es gefährlich, beängstigend und auch sehr traurig. Der Fokus liegt auf ihrem Teil der Geschichte und der hat es in sich. Mein Highlight war immer Ians Großvater, der Hazel mindestens genauso ins Herz geschlossen hat wie Ian und zeigt, wie groß der Zusammenhalt in einer Familie sein kann. Das ist auch ein wenig das, was uns die Story vermitteln will: In und mit unserer Familie sind wir stark. Können träumen, können diese in Erfüllung gehen lassen und sind dabei nie allein. Eine sehr schöne Message wie ich finde.
Was ich etwas schade an Hazel fand, war, dass sie irgendwann ziemlich still und ruhig wurde. Sie hat gemacht, was sie dachte, was richtig ist und ist schnell in eine Art Hausfrauenrolle verfallen. Ich konnte zwar verstehen, dass sie sich genau nach diesen Strukturen gesehnt hat, nachdem ihr Leben vorher so mies war, aber für mich wirkte sie so leider eher langweilig.

Ian dagegen bekommt noch ein paar mehr Klischees ab, die mich aber keineswegs störten. Er ist ein wenig naiv in sein Rockstarleben getreten und sieht sich plötzlich mit Problemen konfrontiert, die unüberwindbar scheinen. Ich habe seine Seite gelesen und dabei immer auf den Moment gewartet, an dem er sich für das eine oder das andere entscheidet. Es wäre für mich noch nicht einmal schlimm gewesen, wenn das Ende der Geschichte nicht so happy gewesen wäre wie bei den meisten Liebesromanen. Einfach weil die beiden eine tolle Basis bekommen haben, die Gefühle tief und greifbar beschrieben wurden und man ihnen durchaus abnahm, dass es Liebe für die Ewigkeit ist. Bei sowas kann es meiner Meinung nach eben auch mal vorkommen, dass etwas pausiert.
Die Geschichte hält aber noch ein paar unerwartete Wendungen bereit, die letztlich alles doch ganz harmonisch enden lassen. Genau so eigentlich, wie es für alle am besten ist. Diese Hinwendung, auf das was wirklich wichtig ist, fand ich am Ende wirklich gut gemacht. Vor allem, weil durch die unterschiedlichen Figuren mehrere Lösungen angesprochen wurden. Nur im Mittelteil hing es manchmal etwas.

Bei Büchern, in denen ein Rockstar im Mittelpunkt steht, ist mir auch immer die Musik ganz wichtig. Bei dieser Geschichte habe ich diese aber eher in den Sätzen der Dialoge gefunden, als in der Musik selbst. Die beiden setzen sich auch zusammen hin und schreiben an Texten, aber irgendwie war mir das alles zu perfekt. Hazel hatte immer sofort die perfekte Idee, es wurde was geändert und schon war der Song Weltklasse. Die Leser:innen wurden bei diesem Prozess meiner Meinung nach nicht so richtig mitgenommen. Bei dem Titel hätte ich mir da vielleicht einfach mehr erwartet.

Hazel Stone war meine beste Freundin, meine Geliebte, meine Melodie, mein Song. Und verdammt… Sie klang so gut.

DENN OHNE MUSIK WERDEN WIR ERTRINKEN – BRITTAINY C. CHERRY
Fazit:
Die Liebesgeschichte fand ich sehr schön – tief und emotional. An der Storyline hapert es hier aber noch an einigen Stellen. Generell fand ich, dass die Geschichte sehr gezogen wurde. Dazu haben mir die Figuren nach und nach ihren besonderen Charakter verloren und die Musik kam ein wenig zu kurz. Das Ende hat nochmal viel wieder gut gemacht, genau wie der wunderschöne Schreibstil. Es wird aber wohl nicht mein liebstes Rockstar-Romance-Buch oder mein liebstes Buch der Autorin.

3 von 5 Sterne von mir.

Vielen Dank an Netgalley.de und den LYX-Verlag für das Rezensionsexemplar!

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Veröffentlicht am 20.01.2023

Hinter den Kulissen einer Fernsehshow

Worlds Apart
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Ich muss gestehen, dass ich den ersten Band nicht gelesen habe. Naja, außer der Leseprobe. Aber irgendwie geriet die dann in Vergessenheit und schon gab es einen zweiten Band. Nun ja, ich habe einfach ...

Ich muss gestehen, dass ich den ersten Band nicht gelesen habe. Naja, außer der Leseprobe. Aber irgendwie geriet die dann in Vergessenheit und schon gab es einen zweiten Band. Nun ja, ich habe einfach losgelesen und mich hineinziehen lassen.

Zur Info: Dies ist der zweite Band einer Reihe, deren Figuren von Band zu Band interagieren. Die Liebesgeschichte für sich kann man aber auch unabhängig voneinander lesen, sodass es am schönsten ist, wenn man die Reihenfolge beachtet, es geht aber auch anders.

Klappentext:
Die zwanzigjährige Kaycee hat das Gefühl festzustecken. Seit dem Tod ihrer Mutter muss sie daheim die Verantwortung übernehmen und hat ihre eigenen Wünsche zurückgestellt. Aber dann ergibt sich die Chance, ihren großen Traum von einer eigenen Konditorei doch noch zu verwirklichen: Kaycee darf an der Realityshow Bake That Cake! teilnehmen. In der Jury sitzt zudem Schauspieler Leo Campbell, der in echt nicht nur noch attraktiver ist als auf dem Bildschirm, zwischen den beiden knistert es auch gewaltig. Doch Kaycee weiß: Nur ein Kuss könnte ihre Chancen auf den Sieg gefährden und ihren Traum für immer zerstören …

Schreibstil:
Ich kannte Anabelle Stehl vorher noch nicht und weiß noch nicht so genau, ob sie mir wegen ihres Schreibstils in Erinnerung bleiben wird. Sie schreibt auf jeden Fall flüssig, gut nachvollziehbar und ich habe einen super Zugang zu den Protagonist:innen bekommen, gleichzeitig fehlte mir aber stets das Fünklein. Das Mü, das es ultraspannend, ultraberührend oder ultralocker gemacht hätte. So habe ich das Buch eher in einem gemächlichen Tempo gelesen und mich durch die Geschichte treiben lassen.

Meine Meinung:
Ich kannte Kaycee anfangs noch nicht und musste sie erst einmal fühlen lernen – und das war ganz schön hart. Nicht, weil es schlecht geschrieben war, sondern weil sie es echt nicht leicht im Leben hat. Sie kümmert sich um ihre Familie, muss Geld heranschaffen, ihre ältere Schwester ist kränklich und alles bleibt an ihr hängen. Dadurch stellt sie sich selbst immer weiter zurück. Zum Glück bleibt dieser Zustand nicht lange der Ist-Stand, denn dann wäre ich vermutlich einfach nur traurig geworden. Dank ihrer Schwester leuchtet auf einmal Kaycees großer Traum lichterloh auf: Sie möchte backen! Und dies auch zu ihrem Beruf machen. So ein Traum ist natürlich immer schön, vor allem dann, wenn der Charakter auch voll dafür eintritt und kämpft, was das Zeug hält. Die Geschichte bekommt Schwung und schon wechselt das Umfeld (es geht nach London, wo wir wieder auf Fiona treffen).

Im Wechsel lesen wir dann auch aus Leos Perspektive – einem aufstrebenden Schauspieler, der für einige Staffeln an eine Serie gebunden ist, die gerade gedreht wird. Sein Problem: Sein Traum ist gar nicht mehr sein Traum. Das wird aber erst im Laufe der Geschichte so richtig deutlich. Zu Anfang ist er einfach nur unzufrieden und man kann seine Probleme erst einmal nicht ganz nachvollziehen. Schließlich hat er alles, was er wollte? Ich mochte Leo aber auf Anhieb, denn er kommt sehr normal rüber. kein übertriebenes Stargetue, Gefühle, Familie und die eigentliche Begeisterung für das Schauspielern.

Es treffen also zwei Figuren aufeinander, die beide einen Traum und das Glück haben, diesen ausleben zu können (oder zumindest die Chance darauf). Treffpunt der beiden ist die Backshow, die allerdings recht fix abgehandelt wird – jedenfalls von Folge zu Folge. Das macht aber nix, denn eigentlich geht es ja auch nicht darum, wie hoch Kaycees Torte nun ist, sondern darum, was diese Show mit ihr und Leo macht. Schnell wird nämlich klar, dass sie mehr liefern muss als tolles Backwerk. Und bei Kaycee ist viel zu holen, denn ihre Vergangenheit ist alles andere als unproblematisch, bzw. geradezu tragisch. Das Gedankenkarussel startet und sie muss entscheiden, was sie für ihren Traum bereit ist, preiszugeben. Die Entscheidung darüber beeinflusst ihren Charakter wesentlich wird letztlich nicht nur für den weiteren Verlauf ihre Karriere, sondern auch für ihre Beziehung zu Leo wichtig.
Für Leo dagegen bedeutet die Show etwas ganz anderes. Es ist nur eine Beschäftigung, etwas Lockeres für zwischendurch. Dadurch wird die Show zu einem Reibungspunkt zwischen den beiden – einer von vielen, der durch die Träume der beiden entsteht.

Die Geschichte wird also zu einem Kräftemessen zwischen Vernunft und Wunschdenken, zwischen Liebe und Realität, Popularität und den damit einhergehenden negativen Punkten. Einerseits fand ich das logisch und sehr authentisch, andererseits hat es die Geschichte der beiden sehr aufgehalten und zu vielen Überlegungen geführt, die verzwickter und verzwickter wurden. Die beiden nähern sich trotz Liebe auf den ersten Blick nur langsam an, weil sie sich vor den Konsequenzen fürchten. Dadurch stehen sie aber auch lange nicht für sich ein und man muss lange auf Fortschritte warten.

Der Handlungsverlauf bleibt so trotz einer süßen Liebesgeschichte sehr ruhig. Selbst das Drama, das schon allein mit der öffentlichen Situation einhergeht, bleibt eher zart und kann die Geschichte nicht so richtig aufmischen. Man wartet auf eine Wendung, die man sowieso schon voraussieht und wird nicht wirklich überrascht. Das hat es mir schwer gemacht, das Buch in einem Rutsch zu lesen. Vielmehr habe ich es immer wieder aus der Hand gelegt, um Zeit zu haben, mich wieder mit der Situation anzufreunden. Dabei sind gerade die Nebenprotagonisten total süß, die Torten zum Reinbeißen und auch Leo und Kaycee haben ihre guten Seiten. Es fehlen aber an vielen Stellen die tiefen Emotionen, die uns Leser:innen begreiflich machen, warum die beiden so vieles auf sich nehmen.

3 Gründe, warum du dieses Buch lesen solltest:

Du hast den ersten Band gelesen und möchtest wissen, wie es mit Kaycee weitergeht.
Du magst ruhige, überlegte Geschichten und störst dich nicht daran, wenn die Handlung eher seichter verläuft.
Du möchtest einmal hinter die Kulissen einer Fernsehshow schnuppern und Figuren kennenlernen, die für ihre Träume leben.
Fazit:
Die Geschichte floss für mich eher dahin, als dass es ein sprunghaftes Bad der Gefühle und Spannungen war. Mir fehlte letztlich bei allem das gewisse Etwas. Etwas mehr Drama hätte die Geschichte gut vertragen können, etwas mehr Tiefe und etwas mehr Emotionen. So war sie süß, authentisch, logisch und nett zu lesen. Dazu fand ich die Thematik ganz cool und noch nicht allzu verbraucht und mochte den Gedanken, für seinen Traum einzustehen.

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Veröffentlicht am 13.10.2022

Leider fehlte mir etwas die Liebe zwischen den beiden

Catching up with the Carters - In your eyes
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Zur Info: Dies ist der erste Band einer lose zusammenhängenden Reihe. Ihr könnt die Bücher also unabhängig voneinander lesen, solltet aber im Idealfall die Reihenfolge einhalten, um nichts zu verpassen.

Klappentext:
Aphrodite ...

Zur Info: Dies ist der erste Band einer lose zusammenhängenden Reihe. Ihr könnt die Bücher also unabhängig voneinander lesen, solltet aber im Idealfall die Reihenfolge einhalten, um nichts zu verpassen.

Klappentext:
Aphrodite steht mit der Reality-Show ihrer Familie »Catching up with the Carters« im Rampenlicht. Die Öffentlichkeit hält sie für ein Party-It-Girl. Wie es in ihr aussieht, weiß niemand. Nur Garett, dessen TV-Dynastie eine Fehde mit den Carters führt, kannte ihre Ängste. Doch ihre Liebe zerbrach in tausend Scherben. Als erneut fiese Dinge über sie geschrieben werden, ergreift Aphrodite die Chance, bei einer Datingshow hinter den Kulissen zu arbeiten und sich eine eigene Karriere aufzubauen. Am Set trifft sie ausgerechnet auf Garett. Ein Blick in seine blauen Augen, auf die Narbe an seinem Kinn, und die bittersüßen Erinnerungen sind zurück – wie auch diese unbeschreiblich tiefen Gefühle. Wenn Aphrodite ihnen nachgibt, könnte es sie endgültig zerstören …

Schreibstil:
Die Autorin schreibt sehr unkompliziert, leicht und flüssig lesbar und generell unaufregend. Damit meine ich, dass ich nichts besonders Schlechtes oder Gutes daran ausmachen konnte. Der Schreibstil hat die Geschichte gut unterstützt und bereitete mir keine Probleme beim Lesen.

Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive der beiden Hauptprotagonisten Garett und Aphrodite. Zum Zeitpunkt des Beginns der Geschichte kennen die beiden sich schon ausführlich, haben eine gemeinsame Vergangenheit, die nicht spurlos an ihnen vorbeigegangen ist: sie sind/waren ineinander verliebt. Das Problem sind die Reality-Serien rund um ihre Familien und die Feindschaft zwischen ihnen. Das muss man schonmal mögen. Ich persönlich fand es sehr spannend, da man ja so einige Reality-TV-Familien kennt, deren ganzes Leben quasi auf dem Bildschirm festgehalten wurden. Das allein muss schon unheimlich viel Druck sein, weil jeder alles mitbekommt. Privatsphäre ist nicht möglich, ein Leben ohne Kamera kennt man quasi nicht. Genau diese Problematik steht im Zentrum der Erzählung, denn beide Protagonisten leiden darunter. Darunter und unter ihren Eltern, die nahezu unmenschlich auf den Erfolg der Serien drängen, ohne Rücksicht auf Verluste.

Den Großteil der Geschichte erlebt man durch Aphrodite und gerade am Anfang hatte ich sehr große Probleme, sie zu verstehen. Sie schien da in etwas gepresst, von dem sie selbst nicht wollte, dass es sie beeinflusst, gleichzeitig tat sie alles dafür, um weiterhin in die Form zu passen. Immer wieder kamen Situationen auf, in denen sie sich für ihr Image interessiert und auch der Vorfall in der Vergangenheit beruht einzig und allein darauf. Ein bisschen komisch, wenn man bedenkt, dass sie ihre Mutter dafür hasst, dass diese ebenso nur auf das Image achtet. Aber nun gut, man merkt auf jeden Fall die innere Zerrissenheit und auch die psychische Beeinflussung, unter der sie jahrelang gestanden hat. Sie kann nicht aus ihrer Haut, auch wenn ihr alles nicht mehr passt. Verläufe und Handlungen sind so lange trainiert und eingeprägt worden, dass es unheimlich schwer fällt, diese zu durchbrechen.

Ebenso geht es eigentlich Garett. Aber nur eigentlich, denn andererseits ist er schon sehr viel selbstständiger. Während Aphrodite anfangs noch um die Anerkennung ihrer Mutter kämpft, ist Garett schon ausgezogen und weiß, was er von seiner Familie hält. Er lebt quasi ein eigenständiges Leben, auch wenn er immer noch brav nach der Pfeife seines Vaters tanzt. Aber auch gedanklich fand ich ihn schon weiter und reifer. Aphrodite hat mich immer wieder fast in den Wahnsinn getrieben. Oft reagiert sie über, behandelt ihn unfair und ist allgemein sehr anstrengend. Gerade an wichtigen Punkten fällt sie immer und immer wieder in alte Muster zurück, hat nicht den Mumm, etwas zu bewegen und macht so alles noch komplizierter, denn ihr Weg ist immer die Flucht. Klar, im Entwicklungsprozess hat man nicht schon auf Seite zehn alles gelernt, was man zu lernen hat, aber Aphrodite braucht quasi bis zur letzten Seite und das kostet dann doch Nerven.

Der generelle Erzählverlauf war an die Sendung angepasst und die ist eigentlich eine Art Bachelor-Verschnitt. Also ja, ihr dürft hinter die Kulissen einer solchen Sendung gucken und ja, es ist heftig. Spätestens nach der Serie „Unreal“ hatte ich eine sehr genaue Vorstellung davon, wie es dort zugeht, ebenso verläuft es hier. Nur das Garett und Aphrodite eigentlich viel zu nette Menschen für einen solchen Dreh sind. Man verfolgt also die Sendung und die Kandidaten und dazu vorrangig Aphrodites Karriereweg, denn Garett zieht sich schnell zurück. Ich fand es ganz schön zu sehen, wie sie mehr und mehr zeigt, was sie kann und beinahe schleichend das Set netter macht. Sie beweist endlich mal, das sie auch etwas kann und das es eine mögliche Zukunft außerhalb der familieneigenen Sendung gibt. Das fand ich für sie ganz gut, da ich bei ihr im Gegensatz zu Garett sonst nie geglaubt hätte, dass sie irgendwas anderes machen könnte.

Spannung entsteht immer wieder dadurch, dass die beiden natürlich aufeinander zutreiben, es aber nie so recht zum „Zusammenfügen“ kommt. Dabei erfährt der Leser mehr und mehr über die Vergangenheit der beiden. Bis ungefähr zu 75% des Buches wurde ich so mit viel Drama von Seiten der beiden und natürlich dem Sendungsformat unterhalten. Dann allerdings wurde es schwerfällig, denn Aphrodite zieht voll ihr Ding durch und zeigt nicht so richtig, dass ihre Entwicklung hin zu ihrer Eigenständigkeit und ihren Stärken auch ihre Behauptung gegenüber ihrer Familie betrifft. Stattdessen fällt alles in sich zusammen. Irgendwo war ich da an dem Punkt angekommen, an dem ich dachte: sie hat es auch nicht anders verdient. Aber gleichzeitig hat man auch Mitleid mit ihr, weil ihre Familie wirklich sehr sehr schlimm ist. Allein sozusagen mitzuerleben, wie entfremdet die Geschwister untereinander sind, weil sie längst ihre Rollen so sehr verinnerlicht haben, dass sie nicht mehr wissen, wie sie eigentlich zueinander stehen, ist schon heftig. Das fand ich auch sehr gut herausgearbeitet. Es wurde deutlich, wie sehr eine Familie zu einem bloßen Cast wird, sobald die Kamera keinen Platz mehr für ein privates Familienleben lässt.

Schwierig fiel mir auch, die Vergangenheit der beiden so hinzunehmen. Ich fand es hier echt schade, dass die Gefühle des Kennenlernens usw. nur so kurz in den Erzählungen und Andeutungsschnipseln erwähnt wurden. Gerade weil die beiden von beiden Seiten so viel drängt und ihre komplette Umgebung gegen sie zu sein scheint, hätte ich ein wenig Wärme gebraucht. Irgendwas, das mir viel früher deutlich gemacht hätte, wie sehr die beiden einander lieben. Stattdessen blieb ihre Liebe für mich lange Zeit recht vage, ein Konstrukt, dass sich erst mit der Zeit erklärte und das ich dann zum Ende endlich komplett verstand. Umgehauen hat mich die Liebesgeschichte der beiden somit leider nicht.
Tja und das Ende war dann wieder richtig schön. So wie man es sich wünschen würde und vor allem mit zwei Protagonisten, die endlich offen zueinander und sich selbst gegenüber sind.

Zuletzt vielleicht noch was zu den Nebenprotagonisten: Kat und Henry sind Freunde von Garett und beide haben sie mich etwas unzufrieden zurückgelassen. Kat ist Sängerin und verleugnet anfangs ihre Sexualität. Ohne, das nun großartig etwas passierte, außer, dass Garett und Aphrodite da umeinander herumschlichen, beschließt sie dann, dass sie alles ändert. Sie möchte ihre Sexualität nun offen leben. An sich keine schlechte Idee und definitiv das Richtige. Allerdings fehlte mir irgendwie die genaue Begründung, warum das nun vorher so ein Problem darstellte, denn letztendlich ist nichts mehr ein Problem.
Henry hatte aus meiner Sicht richtig Potential, denn als Sänger und Teilnehmer der Show hatte er alle Möglichkeiten. Hier hätte Garett mehr Tiefe bekommen können, Henry hätte seine Berühmtheit auszunutzen können, am Set hätte er mehr Einfluss auf Aphrodite nehmen können. Stattdessen hat auch er sich am Ende verliebt (fast unbemerkt vom Leser) und dann fertig. Zudem wirkte es bei den beiden fast ein wenig gezwungen, dass sie nun beide nicht hetereosexuell waren. Klar, New Adult greift immer mehr Sexualitäten auf und unsere Gesellschaft ist eben bunt und queer. Aber im Erzählfluss kann man das natürlich einbauen, ebenso wie man einbaut, dass jemand hetero ist, oder aber man lässt es künstlich wirken. Und das war hier ein wenig der Fall, denn es schien sehr gewollt.

Fazit:
Ehrlicherweise war ich beim Lesen erstaunt darüber, dass ich das Buch nicht so gut fand. Ich hatte super viel Positives darüber gehört und hatte eine tolle Geschichte erwartet. Was ich bekommen habe war viel Reality-Drama und auch viele Persönlichkeitskonflikte, die ich als Thematik gut ausgearbeitet fand. Gleichzeitig aber kam ich mit Aphrodite nicht so wirklich klar, ebenso wenig wie mit der Liebesgeschichte an sich. Ich habe einfach nicht DIE Gefühle zwischen ihnen spüren können. Zudem wurde es zum letzten Viertel hin recht schleppend, obwohl ich vorher sehr gut durchkam.
Alles in allem eine stabile Leistung, die aber Schwächen in der Zwischenmenschlichkeit der Hauptprotagonisten hat.

3 von 5 Sterne von mir.

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