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Veröffentlicht am 01.12.2019

Die Welt im Jahr 2028

Der Honiganzeiger
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Der Honiganzeiger ist der erste fiktive Roman von Sybille Barden, die bereits mehrere Sachbücher verfasst hat.
Wir schreiben das Jahr 2028, die Welt hat sich stark gewandelt. Die Europäische Union ist ...

Der Honiganzeiger ist der erste fiktive Roman von Sybille Barden, die bereits mehrere Sachbücher verfasst hat.
Wir schreiben das Jahr 2028, die Welt hat sich stark gewandelt. Die Europäische Union ist aufgelöst, der Euro abgeschafft und die Welt in Händen einer kleinen Gruppe von Oligarchen. Der unauffällige Diplomat Till von Herlichingen wird auf eine gefährliche Mission geschickt – er soll verhindern, dass Deutschland wie zuvor Frankreich in die Hände der Oligarchen fällt.
Es ist ein erschreckendes Szenario, dass Sybille Barden in ihrer Geschichte entwirft. Umso erschreckender, weil die Entwicklung von der Welt, wie wir sie kennen, hin zu der Realität dieser Geschichte, unglaublich gut erklärt wird. Auf jeder Seite dieses Buches, wird die Expertise der Autorin mehr als deutlich. Das ist einerseits die größte Stärke und gleichzeitig die größte Schwäche dieses Buches. Die Politikstudentin in mir war Stellenweise sehr glücklich, wer sich mit der Materie nicht auseinander setzt, für den werden einige Passagen wahrscheinlich sehr schnell sehr ermüdend.
Der Schreibstil ist am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig, es wird besser, wenn man in das Buch hineinfindet. Das allerdings dauert leider eine Weile. Die Nüchternheit des Erzählstils passt zwar sehr gut zu Till von Herlichingen, macht es zu Beginn aber auch schwer, wirklich Spannung aufzubauen. Herlichingens Gejammere über seine Situation ist ein weiterer Knackpunkt, denn nach ein paar Seiten wird es leider etwas nervig, passt aber m.E. dennoch zu einem braven (vielleicht schon fast etwas stereotypischen) Diplomaten, der brav seine Befehle ausführt. Ganz unabhängig davon, ob er diese gut findet oder nicht.
Leider sind die vielen Passagen, die die Situation schildern, nicht besonders geschickt in die Handlung eingearbeitet und wirken mehr wie ein Sachbuch. Hier merkt man wohl, dass es Bardens erster Roman ist und ich persönlich habe eine ganze Weile mit der Geschichte gehadert. Meine Erwartung war ein relativ leicht lesbarer dystopischer Thriller. Was ich bekam war ein halbes Sachbuch, das mir zwar auch Spaß bereitet hat, aber durch die falschen Erwartungen eben eine Enttäuschung war – wenn ich ein Sachbuch lesen möchte, tue ich genau das.
Wer allerdings eine solche Mischung aus Sachbuch und Roman mal ausprobieren will, dem würde ich den Honiganzeiger definitiv empfehlen, denn das entworfene Szenario ist definitiv beeindruckend und die Erklärungen m.E. auch für wirtschaftliche Laien verständlich.