Profilbild von SofiaMa

SofiaMa

Lesejury Star
offline

SofiaMa ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SofiaMa über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.04.2022

Schöner Wohlfühlroman mit ernster Thematik

With you I dream
0

Vielen lieben Dank an den Knaur Romance-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Das Cover finde ich sehr schön! ...

Vielen lieben Dank an den Knaur Romance-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Das Cover finde ich sehr schön! Wie für das Genre üblich, ist es zwar relativ nichtssagend, aber mit der dunkelblauen Blüte vor hellblauem Hintergrund, dem kalligraphierten Titel und den goldenen Sprenkeln ist es ein absoluter Hingucker und einfach traumhaft schön!
Der Titel ist ebenfalls hübsch, hier fehlt mir jedoch der Bezug zum Inhalt.


Meine Meinung:
„With you I dream“ ist ein Wohlfühlroman, den man mit Leichtigkeit an einem halben Tag weglesen kann (was ich auch gemacht habe), auch wenn man direkt mit einem sehr ernsten Thema einsteigt.

Man begleitet die Protagonistin Mia nämlich zu Anfang auf ihren Weg zu ihrer Schwester. Was genau geschehen ist, wird erst nach und nach gelüftet, aber man kann sich bereits früh zusammenreimen, dass sie vor einer toxischen, gewalttätigen Beziehung flüchtet. Häusliche bzw. partnerschaftliche Gewalt ist ein sehr sensibles Thema, und Mia hat es besonders schlimm erwischt.
Dabei ist mir sehr positiv aufgefallen, dass die Autorin den Leser mit dem erforderlichen Feingefühl heranführt. Sie beschreibt sehr subtil, oft auch mehr zwischen den Zeilen, was Mia widerfahren ist, sodass man sich Vieles selbst zusammenreimen muss. Dadurch wird alles umso deutlicher und emotionaler; vor allem Mias Verhalten und Denken verdeutlichen einem dabei, welche Spuren die Gewalt an ihr hinterlassen hat.
Mias Gefühle, wie sie ihr Bestes gibt, um zu heilen und wie die scheinbar harmlosesten Situationen sie triggern und sie immer wieder von Neuem lernen muss, Vertrauen zu anderen und zu sich selbst zu fassen.
Man fühlt mit Mia mit und kann sich sehr gut in sie hineinversetzen, ihre Stärke ist berührend, ihr Trauma wird hervorragend transportiert.

Auch Conner ist ein toller Protagonist, der ebenfalls lernen muss, mit seiner Vergangenheit abzuschließen. In Romance finde ich es immer sehr schön, wenn man die Geschichte der Protagonisten aus beiden Perspektiven lesen kann, hier hat es definitiv dafür gesorgt, dass Conner mehr Dimension und einen tieferen Charakter erhalten hat. Nichtsdestotrotz finde ich, dass er vor allem neben Mia etwas blass wirkt, ich konnte zu ihm keine so starke Bindung aufbauen wie zu Mia. Da hat mir irgendetwas gefehlt.

Die Nebenfiguren haben mir ähnlich gut gefallen, auch wenn sie, mit Ausnahme von Mias Schwester Megan, allesamt keine besonders relevante Rolle einnehmen. Seien es Chris, Joey und Tanja oder Caroline: Sie alle sind sehr liebenswürdig und passen für mich wunderbar ins Kleinstadt-Flair von Belmont Bay. Ein bisschen wirkte das ganze Zusammenleben auch unabhängig von der Kulisse so, wie eine Postkarten-Idylle, bei der alles in bester Ordnung ist. Das passt insgesamt sehr gut ins Buch, aber trotzdem hätte ich mir hier ein bisschen mehr Reibung oder auch Konflikte unter den Nebenfiguren gewünscht; das hätte nicht nur dafür gesorgt, dass die einzelnen Figuren etwas mehr Kanten bekommen hätten, sondern hätte mitunter auch einen unterhaltsamen Subplot liefern können.


Inhaltlich dreht es hier sich nämlich primär um Mia und Conner, ihre Beziehung und ihr jeweiliges Trauma. Das ist natürlich schon genug, um ein Buch zu füllen, trotzdem hatte ich gerade im Mittelteil ab und zu das Gefühl, dass die Handlung ein bisschen auf der Stelle tritt. Das fällt dann umso mehr ins Gewicht, wenn die großen Konflikte zum Ende hin alle relativ einfach und schnell gelöst werden und einige Fragen sogar offenbleiben. Hier hätte dem Buch entweder eine höhere Plotdichte oder ein paar Seiten mehr sicherlich gutgetan, um den einzelnen Figuren mehr Raum für Entwicklung und der Handlung einen runden Abschluss bieten zu können.


Trotz allem, und das möchte ich an dieser Stelle noch einmal betonen, macht „With you I dream“ sehr viel Spaß! Das liegt vor allem an dem Kleinstadt-Flair von Belmont Bay, das ich eben schon erwähnt hatte, das mit seinem Diner, dem See und der großen Liebe der Einwohner für Shakespeare wie eine schnuckelige, amerikanische Idylle wirkt, in der alles in Ordnung ist. An so einem Ort möchte man gerne mal Urlaub machen!
Zum anderen liegt es aber auch an dem Schreibstil der Autorin, der es einem nicht nur leicht macht, sich sofort in die Protagonisten hineinzuversetzen und sich in Belmont Bay sofort zuhause zu fühlen, sondern der mit etwas Humor, malerischen Beschreibungen der Umgebung und gefühlvoller Romantik auch über die Längen im Buch hinweghilft.
Beides sorgt dann letztlich dafür, dass man mit einem zufriedenen Gefühl aus „With you I dream“ auftaucht und sich auf den nächsten Besuch in Belmont Bay freut!


Fazit:
Eine höhere Plotdichte oder einige Seiten mehr hätten sicherlich dafür sorgen können, dass „With you I dream“ einerseits inhaltlich zwischendurch nicht auf dem Trockenen schwimmt, und dass die Protagonisten wie auch die Nebenfiguren andererseits ein wenig mehr Tiefe, Ecken und Kanten erhalten hätten. Beides ist mir beim Lesen nämlich negativ aufgefallen, sorgt aber aufgrund des idyllischen Settings, des traumhaften Schreibstils und der Sensibilität und Ernsthaftigkeit, mit der Justine Pust an häusliche bzw. partnerschaftliche Gewalt heranführt, lediglich für einen Abzug von nur einem Punkt.
Im Großen und Ganzen ist „With you I dream“ nämlich ein wunderschöner Wohlfühlroman mit einer ernsten Thematik, dessen Schauplatz man im nächsten Band gerne wieder besucht!
4/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.04.2022

Typisch L. J. Shen: toxisch, aber macht süchtig!

Boston Belles - Monster
0

Vielen lieben Dank an den Lyx-Verlag und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich LIEBE das Cover!!!!
Es ...

Vielen lieben Dank an den Lyx-Verlag und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich LIEBE das Cover!!!!
Es ist angesichts des Inhalts natürlich absolut fehlleitend und viel zu harmlos, und einen Bezug zum Geschehen hat es auch nicht wirklich, aber es ist einfach wunderschön, Punkt.
Tatsächlich gefällt mir das Cover von „Monster“ aus der gesamten Reihe sogar am besten, wobei selbstverständlich auch die anderen Cover allesamt absolute Hingucker sind.
Sowohl der Reihentitel als auch der Buchtitel sind super gewählt und gefallen mir ebenso.


Meine Meinung:
Meine Meinung zum Inhalt fällt ähnlich positiv auf.
Vorab sollte ich allerdings mal klarstellen, dass L. J. Shens Bücher ganz eindeutig nicht für jeden etwas sind. Sie sind toxisch, oft sexistisch, fast sogar antifeministisch und trashy. Shen schreibt über kaputte Figuren in noch kaputteren Beziehungen. Was mir an ihren Büchern (neben dem Smut, wenn wir ehrlich sind höhö, denn das kann sie auch) jedoch am besten gefällt: Trotz allem oder gerade deshalb, weil die Figuren alles andere als perfekt sind, sind ihre Geschichten super greifbar und irgendwie echt.
Nichtsdestotrotz muss man mit den expliziten Inhalten, der teils derben Sprache und der etwas verqueren Romantik natürlich klarkommen – entweder man liebt ihre Bücher oder eben nicht. Ich gehöre eindeutig zur ersten Gruppe, denn auch von „Monster“ konnte ich mich wieder nur schwer lösen!
Band 1 und 2 der „Boston Belles“ habe ich im Übrigen nicht gelesen, aber das stört nicht. Die Bücher sind unabhängig voneinander lesbar, da sie von unterschiedlichen Figuren handeln, und auch wenn ein bisschen auf das Vorangegangene bezuggenommen wird, geht die Autorin dabei nicht allzu sehr in die Tiefe, sodass man für die Vorgängerbände auch nicht groß gespoilert wird.


Wie man sich anhand dessen, was ich oben schon angedeutet habe, vielleicht denken kann, ist hier mit Plot nicht wirklich viel. Natürlich gibt es vorrangig einen großen Konflikt, eine Intrige, mit der sich Aisling und Sam konfrontiert sehen, und einige Hürden, denen sie sich stellen müssen.
Dieser Konflikt entwickelt sich, er baut sich auf, er erfährt eine Wendung, einen Höhepunkt und schließlich ein rundes Ende, in der Hinsicht ist also alles in Ordnung. Trotzdem darf man hier inhaltlich nicht allzu viel Bahnbrechendes erwarten; Vieles ist schon früh vorhersehbar, wenn man aufmerksam liest, finden sich einige Plotholes, und nicht alles ist – auch in Anbetracht der Umstände – zu 100% nachvollziehbar. Vor allem finde ich, dass die meisten Probleme zum Ende hin viel zu leicht gelöst werden.
Während diese Punkte bei anderen Büchern dafür sorgen, dass ich unter Umständen etwas enttäuscht bin, sorgen sie hier bloß für einen Punktabzug von der vollen Punktzahl. Denn auch wenn die Mängel im Plot letztlich dafür sorgen, dass „Monster“ kein Buch ist, welches mich restlos begeistern konnte, haben sie mich beim Lesen kaum gestört. Es geht hierbei eben nicht primär um das Geschehen an sich, sondern um die Protagonisten. Und um Sex.

Davon gibt es nämlich mindestens so viel wie Plotholes, wenn nicht sogar noch mehr. Viele Situationen zwischen Aisling und Sam enden schließlich damit, dass sie zusammen im Bett landen (oder sonst wo). Trotzdem hatte ich dabei nie das Gefühl, dass sie so ihre Probleme umgehen würden, oder dass es mir zu viel des Guten wurde. Es ist klar, dass Aisling und Sam keine gesunde Beziehung miteinander führen, und dass sie sich gegenseitig immer wieder verletzen – dass wissen die beiden und der Leser weiß das auch. Doch gerade darum geht es hier!
Shen schreibt eben, wie gesagt, über kaputte Figuren, die sich vom jeweils anderen nicht fernhalten können, auch wenn es ihnen mitunter nicht guttut. Die Sexszenen dabei sind, wenn auch sehr explizit, nicht geschmacklos und passen gut zum Charakter der beiden Protagonisten.

Vor allem Sam ist kein klassischer Bookboyfriend: Er ist sexistisch, brutal, ein Verbrecher und oft fast schon herzlos. Zwar liebt er Aisling – was vor allem der Leser merkt; er selbst leugnet es ziemlich lange –, aber er verletzt sie trotzdem immer wieder. Aisling selbst liebt ihn ebenso, was sie ihn auch wissen lässt, aber sie lässt ihn nicht über ihr Leben bestimmen, sie ist sich bewusst, dass er Macht über ihre Gefühle hat. Gleichermaßen hat sie aber auch Macht über ihn: Ebenso wie er benutzt sie ihn für ihre Ziele und für Sex.
Genau hierin liegt der Punkt, der „Monster“ in meinen Augen zu einem guten Buch macht: Man merkt als Leser, dass die Beziehung der beiden toxisch ist, und die Protagonisten wissen es auch. Es gibt hier kein Machtgefälle und die Toxizität wird nicht etwa romantisiert, sondern genauso gefährlich dargestellt, wie sie ist.

Dabei ist man durchweg gefesselt von der kaputten Dynamik der beiden Protagonisten, man fiebert bei ihrem Hin und Her mit und ist gespannt, ob sie es am Ende hinbekommen, sich zusammenzureißen.
Das Ende selbst ist, wie angedeutet, fast schon antiklimaktisch. Trotzdem geht man mit einem positiven Gefühl aus dem Buch, denn das Lesen hat hier wirklich Spaß gemacht!


Fazit:
Extrem toxisch, fast schon antifeministisch und noch dazu trashy. Was bei anderen Autor*innen oft dazu führt, dass ich Bücher schnell zuklappe, sorgt bei L. J. Shen dafür, dass ich in den Suchtmodus gelange.
Ihre Bücher sind definitiv nicht für jeden was, man muss mögen, dass ihre Figuren alles andere als märchenhafte Beziehungen haben. Ich liebs und ich habe auch „Monster“ wieder sehr gemocht!
Aisling und Sam sind beide keine heilen Menschen, Sam noch viel weniger als sie. Trotzdem habe ich auf jeder Seite mit ihnen mitgefühlt, mich geärgert und genervt die Augen verdreht (auf die gute Art). Ab und zu tun beide Dinge, die ich in Anbetracht aller Umstände nicht so ganz nachvollziehen kann, manche Konflikte scheinen mir auch etwas zu leicht gelöst und ganz sicher ist es nicht besonders tiefgründig, aber nichtsdestotrotz ist „Monster“ ein Buch, das man trotz seiner fast 500 Seiten gut in einer Sitzung weglesen kann. Liegt bestimmt auch am Smut. 😉
4/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.04.2022

Kein richtiger Roter Faden erkennbar, aber trotzdem spannend zu lesen!

Monster auf der Couch
0

Vielen lieben Dank an den penhaligon-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Die ...

Vielen lieben Dank an den penhaligon-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Die Aufmachung hier ist grandios und trägt darüber hinaus wesentlich zum Inhalt bei, weshalb ich sie ausnahmsweise mal in meine abschließende Bewertung mit einfließen lasse.
Das Buch ist aufgeteilt in vier Handakten zu den vier Patienten der Psychologin J mit den Briefen der „Patienten“ an die Psychologin, den Sitzungsprotokollen inkl. handschriftlicher Notizen, Anmerkungen Js Recherchen, Zeichnungen usw.
Es macht also unabhängig vom Inhalt bereits sehr viel Spaß, durch das Buch zu blättern und die hochwertige, detailreiche Gestaltung zu bewundern.
Zwar finde ich die 20 € für ein gebundenes Buch im Taschenbuch-Format auf mit dieser Ausstattung noch etwas teuer, aber auf der anderen Seite hat man hier auch langfristig etwas zum Angucken, also will ich mich nicht beschweren.


Meine Meinung:
Auch die Sitzungsprotokolle sind sehr spannend zu lesen. Durch Beschreibungen dessen, wie sich die Patienten oder die Psychologin, von der im Ich-Erzähler erzählt wird, auf dem Video verhalten, ist es fast so, als würde man ein Drehbuch lesen.
Die Protokolle sind in Dialogform geschrieben, aber man hat trotzdem das Gefühl, eine zusammenhängende Geschichte zu lesen. Fast ist es sogar so, als säße man selbst dabei und würde sich die Gespräche live ansehen.

Was mir dabei sehr positiv aufgefallen ist, ist, dass das Autorenduo, obwohl es hier an jeglichen Begleitsätzen, Gefühls- oder sonstigen Beschreibungen der Protagonistin fehlt, es geschafft hat, sowohl J als auch jedem der „Monster“ eine eigene Persönlichkeit zu geben – alleine durch Sprechverhalten, Ausdrucksweisen und Reaktionen auf das Verhalten des Gegenübers!
Auf den wenigen Seiten, die ihnen jeweils gewidmet werden, nehmen die Figuren dadurch allesamt eine mehrdimensionale Form an, die andere Figuren in mehrbändigen Romanen nicht einmal erreichen konnten. Als Leserin, die sowieso sehr stark figurbezogen liest, hat mich das enorm beeindruckt!

Neben den Einblicken, die man dabei in die Gedanken- und Gefühlswelt der „Monster“ und auch der Psychologin J, die sich vor allem in den handschriftlichen Anmerkungen, dem „Arbeitsheft“, in das J im Anschluss an jede Sitzung dem Leser ihre Gedanken und Gefühle mitteilt, sowie den E-Mails an P, eine Kollegin von J, äußern, lernt man gleichzeitig quasi im Vorbeigehen ein wenig über die menschliche Psychologie, psychische Auffälligkeiten oder Psychologietheorie. Das fand ich super interessant!


Ein ganz großes Manko hat dieses Buch meines Erachtens allerdings: Ich habe mich beim Lesen (!) durchweg gefragt, wohin das Ganze denn nun führen soll. Vor allem, dass die Sitzungsprotokolle zu jedem Monster nach der jeweils dritten Sitzung aufhören, ohne dass es zu einem „richtigen“ Ende kommt, hat mich stark irritiert. Zwar wird im Arbeitsheft oder in den E-Mails immer mal wieder Bezug auf die jeweils anderen Monster genommen, aber einen tatsächlichen Abschluss bekommt man nicht. Natürlich ist es schwierig, Figuren wie Dr. Jekyll oder Dorian Gray zu „therapieren“ und ihnen damit möglicherweise zu einem anderen Ende zu verhelfen, wie sie es in ihren jeweiligen Romanen bekommen, aber ich hatte eigentlich erwartet, dass es genau darum in diesem Buch geht.
So bekommt man zu jedem der Vier nur den Anfang der Therapie mit, mehr leider nicht.
Das im Zusammenhang mit einigen Details, so z. B. vor allem die Einleitung in das Buch, aber auch manche Sätze insbesondere in den E-Mails zwischen J und P oder in den Anmerkungen von J, sorgen dafür, dass man durchweg keinen Schimmer davon hat, wo genau der Rote Faden dieses Buches denn jetzt eigentlich liegt. Durch die Einleitung wird suggeriert, dass das Ganze noch irgendwo hingeführt wird, aber danach wird die Fragestellung daraus nie wieder aufgegriffen.

Lediglich ganz am Schluss fällt dann der Groschen und alles macht wieder sehr viel Sinn. Während ich bis zu diesem Punkt aufgrund der scheinbar fehlenden Zielrichtung noch extrem enttäuscht von dem Buch war, hat dieser Plottwist letztlich dafür gesorgt, dass ich doch zugeben muss, dass „Monster auf der Couch“ doch von vorne bis hinten durchdacht ist.
Trotzdem – und das ist der Grund, weshalb ich nichtsdestotrotz einen ganzen Punkt abziehe – kommt das Buch schlicht nicht zu einem Ende. Es bleiben viele Fragen offen und der Leser wird damit nicht zufriedengestellt.
Das muss man mögen. In manchen Fällen bin ich einem offenen Ende nicht abgeneigt, aber hier war ich doch so neugierig darauf, wie das Autorenduo die Probleme lösen würde, dass ich sehr enttäuscht davon war, dass sie sich schließlich dafür entschieden haben, das Buch so enden zu lassen, wie es eben endet.
Fairerweise muss ich sagen, dass das Ende so gut ist, wie es ist, da es eben zum Gesamtpaket des Buches reicht. Mich fuchst es aber trotzdem sehr! :‘D


Fazit:
Das Grundkonzept ist grandios: Fiktive Monster, die auf der Couch einer Psychologin therapiert werden? Sign me up.
Auch die Aufmachung des Buches ist toll, es ist aufgeteilt in vier verschiedene Handakten mit den jeweiligen Sitzungsprotokollen, handschriftlichen Notizen und Anmerkungen der Psychologin, Recherchen usw. Es macht definitiv viel Spaß, durch das Buch zu blättern.
Allerdings habe ich mich durchweg gefragt, wohin mich die einzelnen Sitzungen denn nun führen wollen, denn ein roter Faden, den man anfangs noch vermutet, findet sich hier zunächst nicht.
Erst ganz zum Schluss fällt ein Detail, bei dem alles zusammenpasst und das dem Buch seinen Sinn gibt. Diese Wendung passt perfekt und hat mir super gefallen, aber ich hätte es trotzdem schön gefunden, wenn vielleicht zwischendurch schon Andeutungen oÄ. gemacht worden wären, sodass ich mich nicht stets hätte fragen müssen, was eigentlich der Sinn des Ganzen hier sein soll, oder wenn das Buch überhaupt zu einem Ende gekommen wäre.
Dieser Teil ist letztlich der ausschlaggebende Grund dafür, weshalb das Buch von mir „nur“ 4/5 Lesehasen bekommt – trotzdem ist „Monster auf der Couch“ nämlich lesens- und vor allem sehenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.04.2022

Keine feministische Revolution, aber wertvolle Grundgedanken

Frauen schulden dir gar nichts
1

Vielen lieben Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Buch ist definitiv ein Eyecatcher ...

Vielen lieben Dank an Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Buch ist definitiv ein Eyecatcher und sehr instagramtauglich, sowohl von außen als auch von innen!
Die Aufmachung ist durchweg im poppigen 70er-Jahre-Stil in den Farben Gelb, Rot, Pink und Orange gehalten, im Buch finden sich viele Grafiken, Zeichnungen und Zitate im selben Stil wie der Titel. Alleine deshalb ist das Buch schon lesenswert.
Zur Ähnlichkeit mit Chidera Eggerues Buch „What a time to be alone“ sage ich unten was.


Meine Meinung:
Vorab: Ich weiß um die Vorwürfe gegenüber der Autorin, von Chidera Eggerues „What a time to be alone“ plagiarisiert zu haben. Weiter unten werde ich auch im Detail auf meinen persönlichen Eindruck eingehen, allerdings weise ich bereits hier schonmal darauf hin, dass ich „What a time to be alone“ NOCH nicht gelesen habe. Daher steht alles, was ich dazu schreibe, unter dem Vorbehalt, dass ich bezüglich des Inhalts ich also nicht allzu fundiert Stellung nehmen kann.


Zunächst schildere ich euch aber kurz meinen Eindruck zu „Frauen schulden euch gar nichts“ losgelöst von etwaigen Plagiatsvorwürfen.
Allzu viel gibt es dazu aber eigentlich nicht zu sagen.
Mir hat dieser Ratgeber insofern sehr gut gefallen, als dass er viele wichtige und auch richtige Dinge anspricht. Zwar hat das Buch mir persönlich jetzt nicht die große „Erleuchtung“ gebracht, da ich von vornherein ein sehr starkes Selbstbewusstsein habe, um meinen eigenen Wert weiß und mich auch nicht darunter verkaufe. Das ist im Prinzip genau das, worauf das Buch in seiner Quintessenz eingeht und was Given mit „Frauen schulden dir gar nichts“ sagen will. Nichtsdestotrotz finde ich die Deutlichkeit, mit der sie dieses Thema in all seinen Facetten anspricht, sehr gut!
Ich kann mir daher gut vorstellen, dass dieses Buch vor allem jüngeren Leserinnen, aber auch solchen, die vielleicht noch auf dem Weg zu einem großen Selbstwertgefühl sind, dabei helfen kann, dieses Ziel zu erreichen und für sich selbst einzustehen.

Insgesamt geht Given mit ihren einzelnen feministischen Aspekten dabei nicht besonders in die Tiefe. Sie bleibt eher an der Oberfläche und spricht allgemeine Grundsätze an, die man als Frau für sich verinnerlicht haben sollte. Das hängt mit dem eben Gesagten zusammen: Wer bereits so lebt, wird mit diesem Buch neben der Bestätigung dessen, was man ohnehin schon weiß, vielleicht ein nettes Coffeetablebook gewinnen, einen größeren Mehrwert hat „Frauen schulden dir gar nichts“ da tatsächlich nicht.
Für diejenigen aber, die in dieser Entwicklung noch ganz am Anfang stehen, liefert „Frauen schulden dir gar nichts“ genau die richtigen Grundlagen, die für diesen Weg notwendig sind.

Unabhängig vom persönlichen Mehrwert, den man hieraus ziehen kann, ist das Buch allerdings allein deshalb sehr lesenswert, weil Given viele Themen sehr scharf, teils überspitzt, teils sarkastisch anspricht. Das Lesen ist also gleichsam lehrreich wie unterhaltsam.


Nun zu den Plagiatsvorwürfen:
Ich habe, wie gesagt, Eggerues Buch noch nicht gelesen, ich kann auf das Inhaltliche daher nicht allzu sehr eingehen.
Ich kann bloß sagen, dass in neuerer Zeit niemand Neues zum Thema Feminismus/ Selbstliebe gesagt hat, erst recht nicht Florence Given – und das unabhängig davon, ob Eggerue möglicherweise ähnliche Dinge gesagt hat wie sie! Denn auch bevor ich „Frauen schulden dir gar nichts“ gelesen habe, hätte ich euch das, was Given hier im Wesentlichen sagt, ebenfalls erzählen können.
Auf Instagram hat Chidera Eggerue Ende 2020 in ihrer Story unter anderem Phrasen geteilt, die sie in ihren Büchern verwendet, und die Given in etwas abgewandelter Form in ihrem Buch ebenfalls benutzt. Darunter: „don’t owe him pretty“, „dump him“, „stop trying to impress him“.
Und ganz ehrlich? Das sind jetzt nicht gerade irgendwelche bahnbrechenden Sätze, die noch nie zuvor eine Frau gedacht oder ausgesprochen hat.
Nochmal: Ich habe Eggerues Buch nicht gelesen, ich kann also nicht sagen, wie sehr sich Givens und Eggerues Werke inhaltlich tatsächlich ähneln. Aber wenn sich die Vorwürfe auf solche allgemeinen feministischen Leitsätze beziehen, kann ich sie nicht nachvollziehen. Dann würde ich ja auch plagiarisieren, wenn ich meinen Freundinnen schreibe, dass sie in ihrem Leben die Nummer 1 sind und alle anderen froh sein sollen, dass sie in ihrem Leben sein dürfen (was tatsächlich gar nicht so selten vorkommt lol).
Feminismus – gerade wenn er so oberflächlich reproduziert wird wie in „Frauen schulden dir gar nichts“ – ist kein Thema, bei dem nicht im Wesentlichen jeder übereinstimmt, insofern ist es bereits fraglich, wie sehr ein Plagiat überhaupt möglich ist; zumal „Frauen schulden dir gar nichts“ nun mal wirklich keine wissenschaftliche Abhandlung ist, bei der jeder Gedanke mit einem Zitat versehen werden muss, sondern ein Ratgeber, der fast schon in die Richtung eines autobiografischen Werkes geht.

Was die Aufmachung angeht, ist die Ähnlichkeit zwischen „Frauen schulden dir gar nichts“ und „What a time to be alone“ jedoch nicht zu übersehen – beide sind im poppigen 70s-Stil gehalten, mit auffälligen Schriftzügen in auffälligen Farben versehen.
Hier stellt sich mir allerdings die Frage, inwieweit das nicht auf den Originalverlag gewachsen ist: Es ist nicht unüblich, Bücher zu gleichen Themen, die in relativ kurzen Zeitabständen voneinander erschienen sind, ähnlich aufzumachen, um beim Käufer eben direkt diese Verbindung zu dem anderen Werk herzustellen (nach dem Motto: Wem das eine Buch gefallen hat, wird – jedenfalls unterbewusst – nach ähnlichen Büchern Ausschau halten).
Darüber hinaus sind sowohl Eggerue als auch Given beide Instagrammerinnen, sie „vermarkten“ ihre Ideen also zwangsläufig auf eine ähnliche Weise – nämlich so, dass sie in so einer Instagramkachel möglichst prägnant auffallen und mit wenigen Worten das Wesentliche gesagt werden kann. Dass sich das Design dann ähnelt, ist auch unter diesem Aspekt nicht überraschend, das wissen wir Bookstagrammer ja am besten.

Zusammenfassend kann ich zu den Plagiatsvorwürfen also Folgendes sagen:
Es ist schlecht, wenn Weiße mit der Arbeit und den Ideen Schwarzer Geld machen, ohne den Schwarzen Autor*innen Anerkennung zu zollen oder jenes Geld irgendwie der Black Community zugutekommt. Das steht außer Frage.
Givens Ideen zum Feminismus sind jedoch so generell und oberflächlich gehalten, dass niemand, der sich bisher auch nur ein bisschen mit dem Thema beschäftigt oder von sich aus bereits ein starkes Selbstbewusstsein hat, von ihren Aussagen überrascht oder erleuchtet wird. In ihrem Buch findet sich wenig, was es zu klauen wert wäre, da jeder, der ein bisschen darüber nachdenkt, mit Leichtigkeit genauso gut von selbst auf das Gesagte kommen könnte. Wieso also gerade Given das nicht gemacht haben sollte, kann ich mir nicht erklären. Unter dem Vorbehalt natürlich, dass ich, wie gesagt, den Inhalt von „What a time to be alone“ noch nicht kenne!!!
Die Aufmachung der Bücher ist verdächtig, das stimmt. Das kann aber genauso gut vom Verlag ausgegangen sein.


Fazit:
Florence Given hat mit „Frauen schulden dir gar nichts“ den Feminismus nicht neu erfunden. Für Viele mag das, wovon sie hier schreibt, nichts Weltbewegendes sein, zumal sie durchweg an der Oberfläche bleibt und lediglich allgemeine Grundsätze wiedergibt, die man als Frau verinnerlicht haben sollte.
Für diejenigen Leserinnen mit starkem Selbstbewusstsein, die bereits nach diesen Prinzipien leben, bietet „Frauen schulden dir gar nichts“ daher vielleicht keinen großen Mehrwert. Spaß macht das Lesen wegen der bunten Aufmachung und des scharfen Tons der Autorin aber trotzdem!
Insbesondere jüngeren Leserinnen kann ich darüber hinaus das Buch auch deshalb sehr ans Herz legen, weil Given hier viel Gutes anspricht, das trotz der Allgemeinheit ihrer Aussagen deshalb nicht weniger wichtig wird.
Jeder, der dieses Buch liest, sollte angesichts der Plagiatsvorwürfe allerdings auch zumindest darüber nachdenken, Chidera Eggerues Werk „What a time to be alone“ ebenfalls zu lesen, um sich ein fundiertes Bild davon machen zu können. Das gibt es bisher zwar nur im Original, aber vielleicht ist die Diskussion um „Frauen schulden dir gar nichts“ in Verbindung mit Eggerues Buch (bzw. Büchern) ja ein Anreiz für den deutschen Verlag, „What a time to be alone“ ebenfalls zu übersetzen. 😉
Nach meinem jetzigen Wissensstand kann ich die Vorwürfe mit Blick auf die Aufmachung zwar nachvollziehen, die Allgemeinheit von Givens Aussagen und die Tatsache, dass ich vieles von dem, was sie schreibt, bereits verinnerlicht hatte, lange bevor ich ihr Buch gelesen habe, lassen mich an einem etwaigen Plagiat in Bezug auf den Inhalt jedoch zweifeln.
4/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 18.03.2022

Spektakuläres Worldbuilding und der Grundstein einer vielversprechenden High-Fantasy-Reihe

Askeria: Die letzte Generation
0

Vielen lieben Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Also erstmal: das Buch ist verdammt schwer. ...

Vielen lieben Dank an die Autorin für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Also erstmal: das Buch ist verdammt schwer. xD
Das hat jetzt vielleicht nicht unbedingt was mit der Aufmachung zu tun, aber ich wollte es einmal gesagt haben haha.
Das Cover gefällt mir sehr. Man sieht im Zentrum einen Schmetterling aus einer Art Draht (?) vor einem alten Ziffernblatt, um den Titel herum und unten sind Zahnräder zu sehen. Die einzelnen Elemente harmonieren wunderbar miteinander und auch die farbliche Gestaltung passt gut dazu. Welche Bedeutung das Ganze hat, erfährt man erst relativ spät in der Handlung, und da auch nur ansatzweise, aber ziemlich früh merkt man schon, dass der Schmetterling ein wichtiges Leitmotiv in der Reihe sein wird.
Ähnliches gilt für den Titel. Ohne die Geschichte gelesen zu haben, weiß man nicht, was es mit „Askeria“ oder der „letzten Generation“ auf sich hat, aber ab einem gewissen Punkt beginnt es, Form anzunehmen.
Im Buch befindet sich eine detailreiche Karte, die man sich über einen QR-Code auch auf dem Handy in farbig ansehen kann.


Meine Meinung:
W o w.
Vorab: ich werde in dieser Rezension sehr viel schwärmen, aber ich weiß jetzt schon, dass meine Worte dem nicht ansatzweise gerecht werden, also schon mal so viel: Lest. Dieses. Buch.

Anfangs ist es vielleicht noch etwas kompliziert, das muss ich zugeben. Ich würde mich zwar schon als „geübte“ High-Fantasy-Leserin beschreiben, aber trotzdem merkt man schon auf den ersten paar Seiten, dass „Askeria“ auf eine andere Art komplex ist. Man muss beim Lesen gerade anfangs viel nachdenken, um mitkommen zu können, und auch im Laufe der Handlung wird das Buch nicht zu einem Buch für „nebenbei“ – aber: Gerade das macht so viel Spaß!

Vor allem zu Beginn nimmt sich die Autorin sehr viel Zeit fürs Worldbuilding, und ich kann nur sagen, dass sich das gelohnt hat. Ich habe selten ein Buch gesehen, in dem sich dem Weltenbau mit so viel Liebe zum Detail gewidmet wurde. Juliet May hat hier an wirklich alles gedacht: Ihre Figuren haben eine eigene Umgangssprache, der Planet eine völlig eigene Umlaufbahn in einem neuen Sonnensystem mit zwei Sonnen und mehreren Monden, jede Provinz in Mitaeria ist anders, aber alle gleich liebevoll beschrieben – ich könnte mit dieser Auflistung ewig so weitermachen!
Auch wenn ich auf den ersten ca. 200 Seiten nicht viel verstanden habe, war ich wegen dieses Worldbuildings trotzdem von der ersten Seite an gefesselt. Man merkt auf Anhieb, dass sich die Autorin über ihre Welt viele Gedanken gemacht hat und dass alles miteinander verknüpft ist und irgendwann irgendwo hinführen wird. Zwar muss man erstmal in diese neue Welt reinfinden, aber man ist schlicht deshalb gefesselt, weil man unbedingt mehr von ihr kennenlernen möchte. Es ist ein bisschen so, als hätte die Autorin mit „Askeria“ ein Tor zu einer anderen Welt geöffnet.
Es ist der Wahnsinn, anders kann ich es nicht sagen.

„Den Frieden wiederzufinden ist um ein so Vielfaches schwerer, als einen Krieg zu beginnen – einen Krieg, der auf Unterschiedlichkeiten basiert, in einer Welt, in der nur noch bewertet, verurteilt und Macht angestrebt wird.“ (S. 315)

In Bezug auf die Handlung braucht „Die letzte Generation“, wie gesagt, eine ganze Weile, bis etwas Fahrt aufkommt – in der ersten Hälfte widmet die Autorin sich schwerpunktmäßig dem Worldbuilding, während sie erst in der zweiten Hälfte den Plot vorantreibt –, aber das hat mich überhaupt nicht gestört, im Gegenteil. Dadurch, dass man so lange im Unklaren ist und man mit immer mehr Informationen konfrontiert wird, die man noch nicht so ganz einordnen kann, rätselt man selbst mit und stellt ständig eigene neue Theorien auf und verwirft alte wieder. Auch wenn also zunächst nicht so viel passiert, steigt dadurch natürlich die Spannung.
Im letzten Drittel wird dann Vieles zusammengeführt und aufgeklärt, es geht einem sprichwörtlich ein Licht auf, aber man muss feststellen, dass man mit den Theorien weit danebengelegen hat. Erst da wird einem bewusst, wie komplex „Askeria“ tatsächlich ist und wie weit die Autorin im Voraus geplant haben muss.

Erzählt wird die Geschichte hauptsächlich von Piara und Rigoras, aber es gibt auch einige Kapitel aus anderen Perspektiven, die man erst nach und nach zuordnen kann. Das steigert einerseits natürlich die Verworrenheit der Handlung, da man sich gerade anfangs nicht immer hundertprozentig sicher ist, ob alles zur selben Zeit spielt (irgendwann blickt man da aber durch :D), andererseits trägt auch das natürlich wesentlich dazu bei, dass man nicht anders kann als mitzurätseln.


Piara selbst ist eine wunderbare Protagonistin! Sie ist mit anfangs 14 (im Laufe der Handlung wird sie 15) noch sehr jung, aber man kann sich auch als Erwachsener sehr gut in sie hineinversetzen. Sie ist für ihr Alter sehr reif, trifft wohlüberlegte Entscheidungen und ist auch intellektuell sehr weit. Nichtsdestotrotz handelt sie ihrem Alter entsprechend auch mal impulsiv und ist manchmal etwas naiv. Das macht sie nur noch sympathischer und greifbarer!
Rigoras ist ein tolles Gegenstück zu ihr: Er ist zwar fünf Jahre älter als sie, verhält sich oft aber um einiges kindischer oder verspielter, was auf die unterschiedlichen Ausgangssituationen der beiden zurückzuführen ist. Durch seine zappelige, freche Art schafft auch er es aber, sich schnell ins Leserherz zu schleichen, und man begleitet die beiden auf ihrer Reise sehr gerne.

Besonders positiv sind mir im Übrigen die zwischenmenschlichen Beziehungen hier aufgefallen, insbesondere das Verhältnis von Piara und ihren Brüdern. Die Art, wie sie miteinander umgehen und aufeinander aufpassend ist wirklich herzerwärmend, gleichzeitig sorgen die harmlosen Zankereien der Drei untereinander dafür, dass man zwischendurch auch mal lachen kann.

Einzig hinter der Beziehung zwischen Piara und Rigoras kann ich nicht stehen. Ich habe durchweg gehofft, dass Piaras Schwärmerei für Rigoras eben nur das ist: eine Schwärmerei eines Kindes für einen Freund ihrer älteren Brüder – denn so sehe ich die Beziehung zwischen den beiden. Zwar haben Piara und Rigo durchaus unheimlich viel Chemie, sodass alle Szenen mit ihnen sehr viel Spaß machen und man traurig wird, wenn sich ihre Wege trennen müssen. Aber all das ginge in meinen Augen auch, wenn ihre Beziehung rein freundschaftlicher Natur wäre und nicht romantisch wird. Angesichts des großen Altersunterschiedes zwischen ihnen hätte ich das sogar viel besser gefunden: Mit ihren 14 bzw. 15 Jahren ist Piara eben noch ein Kind, während Rigoras mit fast 20 erwachsen ist – trotz aller geistiger Reife seitens Piara (und Unreife seitens Rigoras xD) bedeutet das für mich ein zu starkes Machtgefälle, dass ich nicht gutheißen kann.
Nach Rücksprache mit der Autorin kann ich gut nachvollziehen, weshalb sie sich dafür entschieden hat, aber mir ist dieser Punkt beim Lesen nicht nur dauerhaft stark negativ aufgefallen, er hat letztlich auch dafür gesorgt, dass ich in meiner Bewertung einen ganzen Punkt abziehen muss. Ohne diesen Aspekt hätte der Auftakt von „Askeria“ leicht ein Highlight werden können, so ist er mit diesem negativen Gefühl hinsichtlich Piaras und Rigos Beziehung belastet.


Fazit:
Das Worldbuilding ist unvergleichlich, die Liebe der Autorin zum Detail spürt man auf jeder Seite, und auch wenn man anfangs noch nicht viel versteht, ist „Askeria“ ab dem ersten Aufschlagen des Buches ein atemberaubendes Leseerlebnis.
Hinzu kommt, dass man unentwegt am Rätseln ist und eigene Theorien aufstellt, nur um dann bei der Auflösung festzustellen, dass man bei Weitem nicht so ein Genie wie Juliet May ist – die Komplexität ihrer Geschichte lässt sich bereits am Anfang erahnen, aber erst am Ende bekommt man eine wirkliche Idee davon, wie sehr sie alles durchdacht haben muss.
Einzig störend fand ich den Altersunterschied zwischen Piara und Rigo: Sie wird im Laufe der Handlung 15, er ist fast 20. Nach Rücksprache mit der Autorin kann ich nachvollziehen, weshalb sie sich für die fast 5 Jahre zwischen den beiden entschieden hat. Trotzdem kann ich nicht hundertprozentig hinter der Liebesbeziehung zwischen Piara und Rigo stehen, auch wenn durchaus sehr viel Chemie da ist, weil sie in meinen Augen eben trotz aller geistiger Reife noch ein Kind und er schon (so gut wie) erwachsen ist. Das ist letztlich der einzige Grund dafür, weshalb „Die letzte Generation“ einen Punkt weniger von mir bekommt und kein Highlight geworden ist.
Auf die Fortsetzung bin ich nämlich super gespannt und ich bin ausgesprochen froh, dass sie hier schon bereit liegt!
4/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere