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Veröffentlicht am 09.07.2022

Cuteste academic rivals to lovers ever

Falling in love was not the plan
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Vielen lieben Dank an den Forever-Verlag und Vorablesen.de für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover war der ...

Vielen lieben Dank an den Forever-Verlag und Vorablesen.de für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover war der ausschlaggebende Grund dafür, aus dem ich mich für „Falling in love was not the plan“ von meinen Bonuspunkten bei vorablesen.de ausgesucht habe. Dass ich das Cover super süß finde, ist damit also schon gesagt! 😍
Ich liebe diese poppigen Farben, den leichten Kontrast des rosa Kreuzes und die Zeichnungen der beiden Protagonisten, die wirklich gut getroffen sind. Das Buch ist ein richtiger Eyecatcher!
Einzig mit dem Titel habe ich wieder ein Problem: Er passt zwar, aber im Original heißt das Buch „Not Here to Be Liked“. Wieso muss der deutsche Verlag wieder einen anderen englischen Titel auswählen? Das werde ich wohl nie verstehen. 😅

Meine Meinung:
Das Buch ist so unverschämt NIEDLICH!!!!! 😍
Ich weiß gar nicht, wie ich anständige Worte hierfür finden soll. Allzu viel werde ich aber wahrscheinlich sowieso nicht zu sagen haben, außer, dass mir das Buch wirklich super gefallen hat.
Angefangen mit der Protagonistin Eliza, die an Ehrgeizigkeit und Selbstbewusstsein kaum zu übertreffen ist. Sie weiß genau, was sie will und was sie von manchen Situationen hält, und scheut auch nicht davor, genau das jedem mitzuteilen. Gerade zum Thema Feminismus hat sie eine sehr starke Meinung, die für viele Konflikte mit ihren Mitschülern sorgt, sie im Laufe der Handlung allerdings auch zwingt, umzudenken und ihre Überzeugungen zu hinterfragen.
Denn Feminismus und Sexismus werden hier sehr groß thematisiert, allerdings ohne den sprichwörtlichen erhobenen Zeigefinger, sondern viel mehr im Rahmen eines Lernprozesses der Protagonistin. Sie muss lernen, was es wirklich heißt, sich gegen das Patriarchat zu wehren, Feministin zu sein und Sexismus bzw. internalisierte Misogynie zu erkennen und zu bekämpfen.
Dabei lernen Eliza wie auch Len und ihre Mitschüler sich selbst besser kennen, wachsen über sich hinaus und knüpfen neue Freundschaften. Character growth schreibt die Autorin in „Falling in love was not the plan“ sehr groß und setzt es super um!

Quasi nebenbei entwickelt sie die Liebesgeschichte zwischen Eliza und Len, die ein Paradebeispiel für academic rivals to lovers ist, und aufgrund deren Niedlichkeit man Gefahr läuft, zu überzuckern. Viel mehr kann ich dazu wirklich nicht sagen, die beiden sind SO CUTE, lest das Buch am besten selbst.
Der Einstieg ins Buch fiel mir nicht ganz so leicht; habe für die ersten 50-80 Seiten knapp zwei Wochen gebraucht, aber sobald Eliza und Len mehr Zeit miteinander verbringen, war ich im Suchtmodus und ich habe die restlichen 250 Seiten innerhalb von 24 Stunden durchgelesen. Die Chemie zwischen den beiden ist praktisch mit den Händen greifbar, Elizas Zielstrebigkeit und Ernsthaftigkeit bildet einen starken Kontrast zu Lens Verlorenheit und Lockerheit, und zusammen sorgen sie dafür, dass der Leser ein paar sehr unterhaltsame Lesestunden bekommt.
Ich habe mir von „Falling in love was not the plan“ eine süße Lovestory für zwischendurch erhofft, aber bekommen habe ich ein unerwartetes Highlight! 🥰

„Etwas an der Art, wie er das zugibt, während er ein gezacktes Blatt von dem Rosenbusch neben seiner Schulter abreißt, lässt mich wünschen, dass er mich küsst. Ich will spüren, wie sein Kuss wieder alles auflöst wie die anderen Male, und dann möchte ich hören, wie er ihn beschreibt, damit ich auch noch seine Worte behalten kann, die Erinnerung in Poesie eingesponnen, die ich in einer kleinen Ecke meines Herzens verstauen kann.“ (S. 271/352)


Fazit:
„Falling in love was not the plan“ ist eine der cutesten Academic-rivals-to-lovers-Geschichten, die ich bisher gelesen habe.
Es gibt hier mindestens so viele niedliche wie nervenaufreibende Szenen zwischen Eliza und Len, deren Chemie förmlich greifbar ist und aufgrund ihrer Rivalität es ab Seite 1 heftig knistert.
Darüber hinaus wachsen beide Protagonisten wie auch sämtliche Nebenfiguren über sich hinaus und lernen, was es bedeutet, Feministin zu sein, (internalisierten) Sexismus zu bekämpfen und füreinander einzustehen - das Buch punktet also nicht nur mit einer kribbeligen Lovestory, sondern vor allem mit tollem Characterbuilding und einer wichtigen Message.
Ein unerwartetes Highlight! ❤️
5/5 Lesehasen.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.06.2022

Optisch ein Hingucker, inhaltlich sehr persönlich und emotional

Zu Mensch
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Vielen lieben Dank an den Antje Kunstmann-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Vorab: Normalerweise fließt ...

Vielen lieben Dank an den Antje Kunstmann-Verlag für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Vorab: Normalerweise fließt die Aufmachung eines Buches ja nicht in meine Bewertung mit ein, weil sie im Regelfall vom Verlag stammt und nur wenig zum Inhalt beiträgt. Hier ist es allerdings so, dass „Zu Mensch“ von der Aufmachung wesentlich mitgetragen wird, daher wirkt sie sich ausnahmsweise auf meine Endbewertung aus.

Das ist aber auch gut so, denn das Buch ist ein richtiger Hingucker! Nicht nur, dass die Gestaltung an sich durch das große Format, den Kunststoffeinband und den bunten Druck (und natürlich das Lesebändchen) schon sehr hochwertig ist und alleine deshalb den Preis von 30 € bereits rechtfertigt.
Vor allem aber unterstützen und ergänzen die Illustrationen und Skizzen das Lesen, und sorgen dafür, dass man auch abseits vom Inhalt bereits viel Spaß daran hat, durch das Buch zu blättern!
So findet man hier bspw. viele kleinere Skizzen, die etwa Bühnenbilder wie den Eisbären oder Szenen darstellen, über die Weitholz erzählt, oder einfach nur kleine Doodles sind, die die Seite etwas auflockern.
Darüber hinaus findet man hier auch einige Abbildungen handgeschriebener Songtexte von Herbert Grönemeyer sowie viele größere Illustrationen, die eine ganze Seite oder eine Doppelseite einnehmen, oder die als Hintergrund für den Text dienen, und die die Stimmung der jeweiligen Situation einfangen und sie auf den Betrachter übertragen.

Die Aufmachung des Buches lädt dazu ein, es länger zu betrachten und auf sich wirken zu lassen. Auf diese Art und Weise unterstützt es den Text und erleichtert es der Autorin, beim Leser die Gefühle auszulösen, die sie transportieren möchte. Es lohnt sich also definitiv, 30 € für die Printausgabe auszugeben!


Inhalt:

Aber auch unabhängig von den Illustrationen gelingt es Weitholz ganz wunderbar, die Emotionen einzufangen, die während der Entstehung des Albums „Mensch“ augenscheinlich vorherrschend waren.

„2021 sagt er: ‚Musik ist mein Zuhause. Sie ist mein Hochsicherheitstrakt, mein Geheimnis, das mich überallhin begleitet und das mir keiner nehmen kann. Wenn man Musik macht, wenn man schreibt, dann trägt man sich in eine Welt, auf die man sich verlassen kann. […].‘“ (S. 29)

Als Textdramaturgin war sie vor 20 Jahren dabei und kann daher aus erster Hand von den Schwierigkeiten und Durchbrüchen erzählen, denen sich Herbert und sein Team stellen mussten. Weitholz erhält dabei aber auch Unterstützung von Freunden, Bandmitgliedern, anderen Mitwirkenden und Herbert selbst, die sie mit Zitaten über das ganze Buch verteilt immer wieder zu Wort kommen lässt.
Dadurch fühlt es sich für den Leser an, als sei er selbst mit dabei gewesen; die Erinnerungen Weitholz‘ und aller anderen werden darüber fast schon zu eigenen Erinnerungen. Ich persönlich war bei Erscheinen des Albums 2002 mit drei Jahren zwar noch zu jung, um tatsächlich irgendetwas mitbekommen, geschweige denn eigene Erinnerungen zu haben, aber durch Weitholz´ sehr persönlichen Schreibstil, der zwischendurch fast schon an ein Tagebuch erinnert, verschiedene Anekdoten ihrerseits, von Herbert oder anderen, die Zitate, mit denen sich alle Beteiligten der Entstehung des Albums entsinnen, habe ich hin und wieder durchaus vergessen, dass ich nicht selbst dabei war und mich eigentlich gar nicht erinnern kann.

Sie schafft es also nicht nur, dass man der Erzählung super folgen kann und sich von den Emotionen, der Trauer, dem Spaß mitreißen lässt, und teilweise fast zu Tränen gerührt ist.
Sie schafft es auch, die Persönlichkeit und Verbundenheit, die sie mit Herbert und den Mitwirkenden teilt, zu transportieren, wodurch alle Beteiligten auch dem Leser vertraut und vor allem sehr nahbar und greifbar werden.
Dadurch wird das Buch zu etwas Besonderem. Man denkt beim Lesen gerne an die Musik von Grönemeyer, was sie einem bedeutet oder womit man sie verbindet. Man erinnert sich an vergangene Konzerte, kann das Erlebnis, das ein Konzertbesuch bei Herbert Grönemeyer ist, und von dem hier berichtet wird, nachempfinden, oder sehnt es herbei (mit diesem Buch ist es auch nicht mehr ganz so schade, dass die Jubiläumstour zum Album leider ausgefallen ist).

Zuletzt lernt man quasi als Kirsche auf dem Sahnehäubchen nebenbei einiges über Musik (-theorie) sowie die Entstehung eines Musikalbums, die Planung und Durchführung einer Konzertreihe, wer alles dahintersteht und was alles daran hängt. So ist „Zu Mensch“ also vielleicht nicht nur für Herbert-Fans sondern für alle Musikbegeisterte interessant.


Fazit:
Nicht nur die Aufmachung ist absolut traumhaft, auch der Inhalt ist interessant, spannend, lustig und emotional; dabei kommt man durch die Erzählung Weitholz‘ Herbert und seiner Crew sehr nahe. Große Empfehlung für alle, die Herberts Musik mögen, aber auch für jeden, der gerne mal erfahren möchte, wie so ein Album entsteht.
5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 29.05.2022

Kinderbuch mit viel Liebe zum Detail und ernstem Hintergrund

Die Marveller – Magie aus Licht und Dunkelheit - Das gefährliche erste Jahr
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Vielen lieben Dank an den cbj-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Also, ...

Vielen lieben Dank an den cbj-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Also, Freunde. „Die Marveller“ gibt es offensichtlich auch als ebook. Aber bitte, bitte kauft euch das Print!!!!! Es ist einfach so wunderschön!!!!!
Alleine schon die goldenen Highlights auf dem Cover im Titel und den Details sind ein absoluter Blickfang, ganz zu schweigen davon, dass das Cover wirklich ein Glanzstück für sich ist.
Aber auch die Innengestaltung ist die volle Punktzahl wert! Im Buchdeckel findet man den Grundriss des Außengeländes des Instituts, auf den ersten Seiten eine Übersicht über die Paragone mit ihrem jeweiligen Logo, das auch unter die einzelnen Kapitelüberschriften abgedruckt ist.
Zu Beginn der einzelnen Teile, in die das Buch gegliedert ist, ist eine Zeichnung eines Flaschenbaums abgebildet, und nach den Kapiteln finden Ausschnitte aus Ellas „Sternenpost“, sich Zeitungsausschnitte, teilweise kleine oder größere Zeichnungen, wie das Institutsgebäude von vorne oder ein Fahnungsposter.
Das Buch ist mit so viel Liebe aufgemacht, dass es unabhängig vom Inhalt alleine deshalb schon unheimlich viel Spaß macht, es durchzublättern. Dafür, dass das Buch nur 16,00 € kostet, bekommt man hier also mehr, als man verlangen kann.


Meine Meinung:
Meine Meinung zum Inhalt fällt ähnlich begeistert aus. Zwar ist „Die Marveller“ mit einer elfjährigen Protagonistin eindeutig an wesentlich jüngere Leser*innen gerichtet, aber auch ich als Erwachsene hatte beim Lesen unglaublich viel Spaß und war gleichzeitig positiv überrascht davon, wie viel ich hieraus mitnehmen konnte. Falls ihr also skeptisch seid, ob das Buch angesichts der Zielgruppe etwas für euch ist: braucht ihr definitiv nicht. Wenn ihr gerne (Urban) Fantasy lest, werdet ihr auch an „Die Marveller“ viel Freude haben!


Vor allem anfangs sind mir beim Lesen noch einige Parallelen zu Harry Potter aufgefallen, was aber aufgrund der Zauberschule für Kinder als Setting auch nicht weiter verwunderlich ist. So ist die Protagonistin Ella wie Harry in ihrem ersten Jahr elf Jahre alt, die „Zauberer“, hier „Marveller“ genannt, werden in fünf „Paragone“ aufgeteilt, was an die vier Häuser von Hogwarts erinnert, es gibt eine starke Zauberin, die vor einigen Jahren in Ungnade gefallen ist und hier die Rolle des Bösewichts einnimmt, und die Protagonistin stellt sich allen Gefahren zusammen mit ihren beiden Freunden.
Das Grundgerüst ist also sehr ähnlich, je nach Ansicht vielleicht sogar so sehr, dass es schon ins Negative fällt. Mich hat es allerdings gar nicht gestört, denn abgesehen von der gleichen Basis haben Harry Potter und „Die Marveller“ nichts gemeinsam.


Das fängt schon mit dem Magiesystem an, das außer der Aufteilung in die fünf Paragone nichts mit dem aus Harry Potter gemein hat.
So sind die einzelnen Paragone nochmals in gefühlt unendlich viele Unterformen der Magieausprägungen unterteilt, deren Besitzer alle jeweils Unterschiedlichstes können. Daneben gibt es noch die Fabulierer, die anders als die Marveller, die bereits Vorhandenes manipulieren, Dinge zum Wachsen und Entstehen bringen können. So ganz habe ich die Funktionsweise der unterschiedlichen Magiearten noch nicht verstanden, und angesichts der vielen verschiedenen Möglichkeiten ist es auch sehr schwierig, da den Überblick zu behalten, aber der Grundstein ist gelegt und bietet sehr viel Potenzial für die Folgebände, dieses auszuschöpfen.


Darüber hinaus geht auch das gesellschaftliche System, das dem Buch zugrunde liegt, weit über alles hinaus, was man jemals in allen sieben Harry Potter-Bänden jenseits von Hogwarts erfährt. Zum einen, weil es in jeder Hinsicht divers ist, zum anderen, weil damit (auch in der Realität bestehende) soziale Strukturen hinterfragt werden, und man sich im Laufe der Handlung zwangsläufig fragt, ob die Einteilung in „gut“ und „böse“, wie sie vorgenommen wird, wirklich sinnvoll und überhaupt erst möglich ist.

„‚Unsere Welt tut so, als sei sie allem und jedem gegenüber offen, dabei ist sie das in Wahrheit nur für die wenigsten. Für diejenigen, die sich an die Grenzen halten, die ihnen auferlegt werden. Unsere Geschichte ist turbulant. Wir haben nicht immer problemlos zueinandergefunden. Nicht so, wie wir es gerne behaupten. Mit Worten sind wir ganz groß. Aber es ist eine Sache, gesagt zu bekommen, dass man dazugehört, und eine völlig andere, es auch gezeigt zu bekommen. […].‘“ (S. 442)


So haben alle beteiligten Parteien ihre eigenen Motive, die per se vielleicht alle nicht unbedingt schlecht sind. Durch Ellas Aufmerksamkeit und Aufgewecktheit erkennt man schnell, dass die Entscheidungen, die die Marvellergesellschaft getroffen hat und weiterhin trifft, nicht alle so richtig sein können, wie sie es darstellen, und dass das Arkanum möglicherweise vieles verdeckt. Trotzdem muss man anerkennen, dass die dahinterstehenden Motive für sich genommen durchaus berechtigt sind; bloß an der Umsetzung hapert es vielleicht.
Auf der anderen Seite bekommt man durch kurze Kapitel zwischendurch aus der Sicht einer mysteriösen Frau, deren Identität erst mit fortlaufender Handlung klar wird, einen Blick auf die vermeintlich „böse“ Seite. Auch hier stellt man fest, dass sie mit ihren Motiven vielleicht nicht unbedingt so falsch liegt, wie das Arkanum es darstellt, aber die Art, wie dessen Gegenspieler versuchen, ihre Ziele zu erreichen, ebenso wenig „richtig“ ist, wie die Weise der Marveller, ihre Werte zu schützen.
„Die Marveller“ stellt hier die Einordnungen in „schwarz“ und „weiß“ infrage und zeigt auf, dass es eigentlich nur Grautöne gibt und es viel wichtiger ist, miteinander zu kommunizieren und sich in den anderen hineinzuversetzen, als seine Handlungen von vornherein zu verurteilen. Die Autorin hat es dabei geschafft, diese Aussage so subtil in den Konflikt des Buches einzubauen, dass dem Leser zwar deutlich wird, worauf sie hinaus möchte, ohne dabei jedoch den mahnenden Zeigefinger zu heben.

Das hat mir sehr gut gefallen, ebenso die Einarbeitung des Alltagsrassismus in die Geschichte, mit dem die Protagonistin regelmäßig konfrontiert wird. Ella stammt aus einer Fabulierer-Familie, ebenfalls Zauberer, aber nach dem gesellschaftlichen System, in dem die Marveller buchstäblich über den Fabulierern stehen und leben, nicht die „richtige“ Art Magiebegabter. Auch hier findet sich also zum einen die eben angesprochene Gegenüberstellung von „gut“ und „böse“, aber damit werden auch Parallelen zum real existierenden Rassismus gegenüber PoC gezogen; ebenfalls wieder ohne symbolischen Fingerzeig, aber so deutlich, dass der Leser die Ungerechtigkeiten nachempfinden kann.


Das liegt zum Teil auch an der Protagonistin Ella, die für ihre elf Jahre zwar noch sehr jung ist, in die man sich aber trotzdem auch als Erwachsener nicht weniger gut hineinversetzen kann. Zwar verhält sie sich insbesondere in Bezug auf Emotionalität und guten Glauben ihren Mitmenschen gegenüber ihrem Alter entsprechend, dennoch niemals etwa unkontrolliert impulsiv oder naiv.
Natürlich macht sie Fehler, wie jedes andere Kind auch, aber sie ist reflektiert, wächst an ihren Fehltritten und Aufgaben und ist darüber hinaus überaus aufgeweckt, clever und handelt zudem sehr überlegt. Ich denke, vor allem als jüngere Leserin hätte ich in ihr ein großartiges Vorbild gesehen, aber auch jetzt war ich sehr beeindruckt vor allem davon, wie besonnen und reif sie in jede Situation geht und wie viel sie bemerkt, was mir selbst beim Lesen gar nicht aufgefallen ist. Sie stellt Verbindungen her, auf die ich niemals gekommen wäre und die mich jedes Mal überrascht haben. Dabei kann sie vor allem die Art, wie insbesondere die Erwachsenen, aber auch ihre Mitschüler mit ihr umgehen, sehr gut einschätzen und lässt sich nichts weismachen.
Ella ist eine tolle Protagonistin, über die ich gerne noch mehr lesen möchte!


Zuletzt hat mich auch das Erzähltempo der Autorin zu 100 % überzeugt! Sie versteht es, schnellere Szenen, in denen viel passiert und Ella in Gefahr ist, mit langsameren Momenten, in denen Geheimnisse aufgedeckt oder neue Fragen aufgeworfen werden oder die dem Characterbuilding dienen, so abzuwechseln, dass man stets gefesselt ist, mitfiebert und weiterlesen will. Sehr raffiniert fand ich hier die oben bereits erwähnten kurzen Kapitel aus der Sicht der mysteriösen Frau oder die Einschübe zwischendurch in Form von Zeitungsartikeln oder Interviews, in denen dem Leser ein Überblick auf das gewährt wird, was außerhalb von Ellas Wahrnehmung passiert. So wird nicht nur die Gestaltung des Buches in die Geschichte integriert, man hat auch gleich ein größeres Bild von dem Geschehen als die Protagonistin und weiß ein wenig mehr als sie. Dennoch verrät die Autorin damit nicht so viel, dass man sich die großen Twists vorher erschließen kann; im Gegenteil steigert sich die Spannung durch die eigenen Theorien, die von den Zusatzinformationen gefüttert werden, nur weiter.
Insgesamt wird dadurch die Erzählung rund und in sich schlüssig, es wird ein Universum geschaffen, das so tatsächlich existieren könnte. Man glaubt der Autorin jedes Wort, das sie schreibt.
Ich freue mich auf die Fortsetzung!


Fazit:
Wir alle kennen mindestens eine Geschichte über eine Zauberschule für Kinder, und obwohl „Die Marveller“ an einigen Stellen (die fünf Paragone aka Häuser, das verzauberte Gebäude, der magische Unterricht) sehr stark an Harry Potter erinnert, steht diese Geschichte doch fest auf eigenen Beinen!
Das Magiesystem, die gesellschaftlichen Strukturen der Marveller und Fabulierer und die einzelnen Figuren sind mit so viel Liebe zum Detail ausgearbeitet, dass man sich schon nach wenigen Seiten im Arkanum verliert und gar nicht mehr weg möchte.
Darüber hinaus bietet „Die Marveller“ einen ernsten Hintergrund, der zum Nachdenken anregt, ohne den Finger zu erheben, und überzeugt mit einer hohen Plotdichte und vielen Überraschungen, die definitiv auch Erwachsene begeistern können. Ich habe nichts auszusetzen und freue mich auf die Fortsetzung!
5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 28.05.2022

Highlight mit Suchtfaktor!

Legendborn – Der geheime Bund
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Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Das Cover gefällt mir sehr gut. Ma sieht im Vordergrund den Titel in gold-orangener Schrift, darunter das Schwert Excalibur, das aus einem scheinbar glühenden Stein herausragt. Hinter dem Titel und am Rand ranken sich goldene Äste, von denen Blätter abfallen und die die dunkle Tür im Hintergrund einrahmen. Es wird viel mit Kontrasten gearbeitet, wodurch das Cover eine mystische, geheimnisvolle Grundstimmung erhält, was die Thematik des Geheimbundes rund um die Artussage widerspiegelt.
Der Titel „Legendborn“ wurde aus dem Original übernommen, was ich insofern super finde, als dass diese Bezeichnung in der Geschichte eine relevante Rolle einnimmt.
Man sollte meinen, dass „Legendborn“ mit rund 730 Seiten für ein broschiertes Buch äußerst anfällig für Leserillen ist, aber die Buchrücken ist so flexibel, dass er selbst bei relativ unvorsichtigem Lesen (was irgendwann bei der Dicke gar nicht mehr vermeidbar ist) heile bleibt. 16 € kann man dafür also gerne ausgeben!


Meine Meinung:
„Legendborn“ ist ein großes Highlight! Ich weiß gar nicht, was ich hier sonst noch schreiben sollte. Das Buch ist ein PAGETURNER!!!! Es sollte echt mindestens genauso krass gehyped werden, wie andere Bücher, denn das hat „Legendborn“ alle Male verdient!

„‚Du bist jetzt mein König, cariad.‘“ (S. 715)


Das fängt schon mit der Protagonistin Bree an. Sie hat einen wunderbar trockenen Humor, der einen oft zum Lachen bringt und mit dem sie mehrfach pointiert genau das anspricht, was dem Leser durch den Kopf geht. Man kann sich super in sie hineinversetzen und sie ist einem auf Anhieb sympathisch.
Sehr beeindruckend fand ich es, wie ruhig und ausgeglichen sie in Situationen geblieben ist, in denen ich an ihrer Stelle ganz anders reagiert hätte. Trotzdem lässt sie nichts mit sich machen, was sie nicht will, und zeigt deutlich ihre Grenzen auf.

Auch Nick und Selwyn, die anderen beiden Hauptfiguren, sind toll ausgearbeitet, auch wenn man ehrlicherweise sagen muss, dass von vornherein klar ist, welche Rollen sie jeweils einnehmen werden: Nick ist der blonde Good Guy und Selwyn dunkelhaarig und broody. Need I say more? xD
Wir haben hier also offensichtlich ein Liebesdreieck, und während mich das normalerweise nervt, weil es in den meisten Fällen unweigerlich zu einem unnötigen Hin und Her führt, hat die Autorin das trope hier hervorragend umgesetzt, denn Bree hat, obwohl die beiden charakterlich sehr unterschiedlich sind, sowohl mit Nick als auch Selwyn eine unheimlich starke Chemie. Man kann quasi gar nicht anders, als sie mit beiden zu shippen. Genau diese Funken tragen wesentlich zu der Sogwirkung der Geschichte bei!

„‚Für mich bist du keine holde Maid in Nöten, Bree. Du bist eine Kriegerin. Du bist stark und wunderschön und brillant und mutig.‘ Er presst seine Stirn gegen meine, seine Augen schließen sich, und er holt Luft, flach und gepresst. ‚Und ich würde dich wirklich gern küssen.‘“ (S. 320)


Darüber hinaus haben auch die beiden Jungs eine gemeinsame Vergangenheit, und man fragt sich durchweg, was wohl passiert sein mag, dass die beiden jetzt scheinbar Rivalen sind. Denn auch, wenn sie die meiste Zeit nicht gut aufeinander zu sprechen sind, merkt man deutlich, dass die starke Bindung, die sie als Kinder zusammen aufgebaut haben, sich auch in der Gegenwart auswirkt und sie trotz allem, was passiert ist, einander noch wichtig sind. Die Autorin bedient sich also zwar eines Liebesdreiecks, aber was mir hier so gut gefallen hat, ist dass sie mit den Klischees dieses tropes bricht und das Spannungspotenzial, dass es hat, bestmöglich ausnutzt und ihren Figuren dadurch noch mehr Tiefe gibt.


Inhaltlich ist „Legendborn“ auch noch einmal auf einem ganz anderen Level grandios. Das Buch erzählt die Artussage neu und mit völlig eigenen Regeln, ohne zu stark von den wesentlichen Aspekten der Sage abzuweichen. Die Autorin hat sich hierfür ein ganz eigenes, durchaus sehr komplexes, aber wunderbar erklärtes und gut durchdachtes Magiesystem zusammen mit einer Welt, die parallel zum normalen Leben an der University of North Carolina exisitert und von Dämonen und einem weit verzweigten Geheimbund aus Dämonenjägern dominiert wird, ausgedacht, worüber man zusammen mit der Protagonistin erst nach und nach einen Überblick bekommt. Dabei blickt man anfangs noch nicht wirklich durch, allerdings hindert dies einen nicht daran, sich der Geschichte völlig hinzugeben und sich von ihr komplett vereinnahmen zu lassen.
Denn auch wenn man zunächst vielleicht noch nicht allzu viel versteht, ist man nichtsdestotrotz durch das hohe Pacing und die vielen überraschenden Twists gefesselt. Man rätselt mit und stellt eigene Theorien auf; nach und nach kristallisieren sich dann Zusammenhänge heraus, mit denen man überhaupt nicht gerechnet hätte, was nur dafür sorgt, dass man sich noch weniger von „Legendborn“ lösen kann.

Darüber hinaus arbeitet die Autorin die Trauer und das Trauma Brees durch den Tod ihrer Mutter hervorragend aus. Man bekommt einen guten Blick in ihre Gefühlswelt und kann sich sehr gut in ihre Wut, ihre Einsamkeit und ihre Traurigkeit hineinversetzen. Auch den Alltagsrassismus, mit dem Bree ständig konfrontiert ist, sowie das Generationentrauma vieler Schwarzer Amerikaner*innen vor allem in den Südstaaten hat die Autorin sehr gut in die Geschichte integriert!


Zuletzt kann ich nur noch den Schreibstil Deonns loben. Sie schafft es stets, den richtigen Farbe aus Ernsthaftigkeit, Romantik oder gut und gerne auch mal viel Sarkasmus zu treffen und damit die passende Grundstimmung zu erzeugen. Sie gibt ihren eigenen großartigen, subtilen Humor an ihre Protagonistin weiter und sorgt für einen Erzählton, der einen mitreißt und mitfühlen lässt.


Fazit:
„Legendborn: Der Geheimbund“ ist ein riesengroßes Highlight, das einen viel größeren Hype verdient hat und dessen Fortsetzung ich kaum abwarten kann!
Alle drei Protagonisten wachsen einem sehr schnell ans Herz, man fiebert mit ihnen mit und vor allem Bree entpuppt sich früh als Lieblingsfigur. Die Liebesgeschichte zwischen Bree, Nick und Selwyn ist mit vielen Funken, ein bisschen Slow Burn und toller Chemie zwischen den einzelnen Figuren großartig aufgebaut.
Die Autorin arbeitet die Trauer und das Trauma der Protagonistin hervorragend aus und macht deutlich, wie sich Alltagsrassismus und Generationentrauma auf PoC auswirkt. Dabei trifft sie stets den richtigen Ton und sorgt mit subtilem Humor darüber hinaus auch für viele Lacher.
Zuletzt hat mir auch das Magiesystem und die Neuerzählung der Artussage super gefallen, und ich bin gespannt, wie es weitergeht!
Uneingeschränkte Leseempfehlung und natürlich 5/5 Lesehasen!

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Veröffentlicht am 31.03.2022

Kann ich die Fortsetzung bitte *jetzt sofort* lesen???

Starsight - Bis zum Ende der Galaxie
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Vielen lieben Dank an Knaur Fantasy für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Es ist wieder sooooo schön!!!!!
Bis auf ...

Vielen lieben Dank an Knaur Fantasy für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Es ist wieder sooooo schön!!!!!
Bis auf die Sterne und den Titel (und das Gesicht, das aber ja aus den Sternen geformt ist), die glänzen, ist das Cover matt und dunkel. Das zusammen schafft einen tollen Kontrast, der einerseits natürlich ein toller Hingucker ist, andererseits aber auch wunderbar zur Weltall-Thematik der Reihe passt.
Wie beim ersten Band sind auch hier die Innenklappen wieder sehr schön mit Zitaten vor einem Sternenhimmel gestaltet. Insgesamt ist die Aufmachung also genauso, wie man es vom Knaur-Verlag kennt. 😉
Ich finde es im Übrigen auch super, dass der Verlag den Originaltitel (wie auch schon beim ersten Band) übernommen hat und nur einen deutschen Untertitel hinzugefügt hat, der allerdings super zum Inhalt passt.


Meine Meinung:
Meine Begeisterung über den Inhalt fällt ähnlich aus. Ehrlich, was kann ich hier noch schreiben, außer, dass es mal wieder absolut genial war? Viel mehr habe ich wirklich nicht zu sagen. Ich liebe das Buch und ich bin immer überzeugter davon, dass Brandon Sanderson tatsächlich nur dazu in der Lage ist, Geniales zu schreiben, denn wie anders sollte man sich das hier erklären?


Fangen wir mit dem Offensichtlichen an: Sein Schreibstil ist grandios. Punkt.
Mir fällt keine anderer Autorin ein, derdie es schafft, ähnlich wie Brandon Sanderson die perfekte Mischung aus Spannung, Dialogen, Character- und Worldbuilding und vor allem Humor zu schreiben.
„Starsight“ ist zwar „erst“ mein fünftes Buch des Autors (was isoliert betrachtet zwar schon viel ist, aber angesichts der Masse an Geschichten, die er bereits veröffentlicht hat, natürlich nicht xD), aber jedes Mal konnte mich vor allem die Leichtigkeit und Natürlichkeit, mit der er an genau den richtigen Stellen Humor in die Geschichte fließen lässt, überzeugen. Damit schafft er es nicht nur, zu besonders düsteren Momenten die Stimmung aufzulockern, ohne an Ernsthaftigkeit einzubüßen, sondern vor allem werden dadurch all seine Figuren sympathischer, nahbarer und greifbarer.

Das wiederum sorgt dafür, dass die Welt insgesamt einfach real wirkt, wobei das natürlich nicht nur an den Figuren liegt, die der Welt sprichwörtlich Leben einhauchen, sondern vor allem auch einfach daran, dass Sanderson neben seinem genialen Humor auch die Fähigkeit besitzt, mit viel Liebe zum Detail, ohne das Wesentliche aus den Augen zu verlieren, seine Welt zu gestalten und auszubauen.

Gerade in diesem Buch hat mich das Worldbuilding noch mal besonders überzeugen können! Während man im ersten Band noch so ziemlich die ganze Zeit auf Detritus befindet und hauptsächlich mit der DDF zu kämpfen hat, lernt man hier buchstäblich ganz andere Welten und ihre Bewohner kennen. Besonders bemerkenswert sind hier die vielen verschiedenen Alien-Arten, die Sanderson eingeführt hat, die sowohl in ihrem Aussehen einzigartig sind, sowie auch jeweils eigene Kulturen, Mimiken und Verhaltensweisen haben. Auch hier zeigt sich also wieder die Liebe zum Detail, mit der Sanderson an seine Geschichten herangeht, und die das Leseerlebnis zu etwas Besonderem machen.
Darüber hinaus erfährt man hier auch einiges zum Hintergrund der Menschheit, über die „Alte Erde“, die Menschenkriege und die Art und Weise, wie die Menschen in der Galaxie wahrgenommen werden. Einiges ist hier immer noch unklar, ich bin sicher, das wird im letzten Band und in den Novellen noch aufgegriffen. Aber man kann sich hier bereits ein Bild davon machen und eigene Theorien aufstellen, ebenso zur Cytonik sowie den „Delvern“, die Augen, die Spensa sieht, wenn sie ihre Kräfte anwendet.
Während Band 1 also den Grundstein legt, nutzt „Starsight“ dieses Fundament und baut darauf ein atemberaubendes Universum auf, das süchtig nach mehr macht!


Dabei kommt der Plot natürlich nicht zu kurz, wie sollte es bei Sanderson auch anders sein.
Ohne, dass man hier den Überblick verliert oder nicht mehr mitkommt, ist die Erzähldichte hier sehr hoch. Es passiert auf den 500 Seiten einfach so viel, dass man einerseits nicht glauben kann, dass das alles in einem Buch stattfindet, andererseits passiert das Ganze so schnell, dass man am Ende kaum mitbekommen hat, dass man gerade 500 Seiten gelesen hat. Ein Plottwist jagt den nächsten, man hat keine Chance, irgendetwas vorauszuahnen, auch wenn man es natürlich versucht. Dabei ist die ganze Geschichte viel komplexer, als man zunächst ahnt, aber trotzdem hat man nicht eine Sekunde lang das Gefühl, nicht mitzukommen.
Einzig das Ende hat mich extrem aufgeregt, denn es ist einfach MITTENDRIN!!!!! Manno. Jetzt wisst ihr auch, woher der Titel meiner Rezension kommt. xD Wobei ich da sagen muss, dass man für dieses Ende wahrscheinlich sogar noch dankbar sein kann, kurz vorher passiert nämlich etwas anderes, was ein wirklich fieses Ende gewesen wäre, was auf dem letzten Meter dann aber doch noch aufgelöst wird. Nochmal Glück gehabt, I guess.


Zuletzt möchte ich noch ein bisschen was zu den Figuren loswerden, auch wenn es dazu nicht besonders viel Neues zu sagen gibt.
Allen voran haben mir Spensa und M-Bot natürlich wieder am besten gefallen. Spensa ist eine wunderbare Protagonistin mit einem leichten Hang zur Dramatik, einem großartigen trockenen Humor und sehr viel Mut.

„Eines Tages, dachte ich. Eines Tages wirst du in Scham deine Vorfahren anrufen, wenn ich dich den Blutzoll für deine Verbrechen zahlen lasse. Ich werde noch deinen Klagen lauschen, wenn dein erbärmlicher Leichnam schon in der kalten Erde eines bald vergessenen Grabs versinkt.“ (S. 143)

Vor allem im Vergleich zu Band 1 fällt dabei auf, wie stark ihre Entwicklung ist, aber auch in „Starsight“ alleine wächst sie noch einmal enorm. Dabei bleibt sie trotz allem stets sich selbst treu, was sie zu einer greifbaren Protagonistin macht, in die man sich gerne hineinversetzt.
M-Bot ist zwar „nur“ eine KI, aber vor allem in diesem Band neben Spensa die wohl wichtigste Figur. Auch er entwickelt sich enorm weiter und wächst einem dabei immer mehr ans Herz. Seine Witze und sein Sarkasmus sind grandios, aber insbesondere seine Loyalität und Freundschaft Spensa gegenüber machen ihn zu einer Lieblingsfigur. Es braucht schon sehr viel schriftstellerisches Talent in Bezug auf das Characterbuilding, um eine (wenn auch starke) Künstliche Intelligenz so menschlich zu gestalten, dass man sie so liebgewinnt wie M-Bot! :D
Beide zusammen bereichern die Reihe ungemein und machen einen Großteil ihres Charmes aus.

„‚Ach, und falls du uns beiden das Leben kostest, beabsichtige ich, dich dafür heimzusuchen.‘
‚Mich heimsuchen? Du bist eine Maschine. Und davon abgesehen wäre ich dann tot, oder?‘
‚Mein Maschinengeist würde deinen organischen heimsuchen.‘“ (S. 15)

Neben Spensa und M-Bot spielt nur Jorgen aus dem Auftakt eine etwas wichtigere Rolle. Einige Kapitel (das Zwischenspiel) sind aus seiner Sicht geschrieben, was dem Leser zum einen hilft, einordnen zu können, was auf Detritus passiert, während Spensa unterwegs ist. Zum anderen wird auch Jorgens Hintergrund stärker beleuchtet und man bekommt eine Ahnung davon, was im letzten Band noch alles auf einen zukommen wird.
Davon abgesehen spielen die meisten anderen altbekannten Figuren nur Nebenrollen, die man auch nur am Rande wahrnimmt. Stattdessen werden hier viele neue Figuren eingeführt, unter anderem Spensas zweite Crew, die aus verschiedenen Spezies zusammengesetzt ist. Obwohl es sich dabei ebenfalls „nur“ um Nebenfiguren handelt, bekommt auch hier wieder jede einzelne eine eigene Geschichte, einen eigenen Charakter und einen ganz eigenen Charme, sodass es einem nicht schwerfällt, auch sie allesamt ins Herz zu schließen.


Fazit:
„Starsight“ ist grandios. Das reicht schon.
Es führt das, was „Skyward“ aufgebaut hat, auf eine Art weiter, mit der man so nie gerechnet hätte und die einen sprachlos zurücklässt. Dabei beweist der Autor wieder, dass er nicht nur einen hervorragenden Humor hat, den er mit Natürlichkeit in die Geschichte einfließen lässt, sondern dass er sich perfekt aufs Character- und hier vor allem aufs Worldbuilding versteht.
Wer noch nie etwas von Brandon Sanderson gelesen hat, verpasst einfach was. Wer sich an seinem Schreibstil erfreuen will, dem kann ich die „Claim the stars“-Reihe nur ans Herz legen, ebenso jedem, der Science Ficiton liebt. Selbst diejenigen unter euch, die noch nie etwas aus dem Genre gelesen haben, werden hiermit sicherlich ihren Spaß haben, da die Reihe zwar durchaus sehr komplex ist, der Autor es aber schafft, den Leser trotz enorm hoher Plotdichte mit Leichtigkeit durch die Geschichte zu führen.
Kurz: Lest dieses gottverdammte Buch, meine Güte.
5/5 Lesehasen, auch wenn das eigentlich nicht ausreicht.

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