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Veröffentlicht am 22.03.2022

Wenn Brandon Sanderson nicht der (Gott-)König der High Fantasy ist, wer dann?

Sturmklänge
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Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das ...

Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Das Cover gefällt mir gut. Man erkennt sofort, dass es High Fantasy ist, und vor allem passt es zu den anderen Büchern des Autors, die in dem Verlag erschienen sind.
Nachdem man die Geschichte gelesen hat, kann man außerdem auch die Frau auf dem Cover und das Schwert zuordnen, beide spielen eine relevante Rolle.
Der Titel „Sturmklänge“ gefällt mir zwar ganz gut (er klingt hübsch), allerdings passt er meiner Meinung nach überhaupt nicht auf den Inhalt – eine Übersetzung des Originaltitels „Warbreaker“ oder vielleicht eine Verbindung zu den Farben, die im Buch viel Platz einnehmen, hätte ich da besser gefunden.


Meine Meinung:
E P I S C H.
Wäre es akzeptabel, eine Ein-Wort-Rezension abzugeben, wäre sie so ausgefallen. Viel mehr gibt es aber auch eigentlich nicht zu berichten, denn „Sturmklänge“ ist wirklich PERFEKT auf jeder Ebene, GENAU SO sollte High Fantasy sein.
Brandon Sanderson lebt einfach auf einem ganz anderen LEVEL, das wir Normalsterblichen nicht mal in unseren TRÄUMEN erreichen könnten; uns bleibt nur übrig, ihn für seine ÜBERWELTLICHEN Schöpfungen ANZUBETEN und den Boden, auf dem er wandelt, HEILIG zu sprechen.
Vielleicht war das von mir jetzt etwas pathetisch, aber Kinders: Ich habe das Buch vor 15 Minuten gerade erst beendet und bin immer noch etwas unzurechenbar. Ich weiß eigentlich gar nicht wirklich, was ich hier schreiben soll, denn alles, was ich zu dem Buch sagen könnte, wird ihm sowieso nicht gerecht, also müsst ihr jetzt halt mit ein bisschen Pathos hier und da leben.
Apropos fehlende Zurechenbarkeit: Seht es mir bitte nach, sollte die Rezension stellenweise entweder eher stichpunktartig oder völlig durcheinander wirken, das liegt einfach daran, dass ich meinen Kopf gerade nicht so richtig sortieren kann, weil mich das Buch einfach sprachlos macht. Deshalb kann ich nicht unbedingt durchgängig kohärent Sätze bilden, und außerdem ist es schon spät (schreibe diese Rezension um 21:10 Uhr, für mich ist das spät.).


Also fangen wir mal an mit dem ersten Punkt, der das Buch so EPISCH macht: die FIGUREN.
WOW. GROßE LIEBE.
Selten hat es ein Standalone geschafft, dass ich mich emotional so sehr an die Figuren gebunden habe, aber hier ist es innerhalb der ersten hundert Seiten geschehen, ich übertreibe nicht.
„Sturmklänge“ ist aus der Sicht von Siri, Vivenna, Lichtsang und Vascher geschrieben, und ich meine es VÖLLIG ERNST, wenn ich sage, dass ich alle vier in mein Herz geschlossen habe (und Susebron natürlich auch ♥). Keine Ahnung, wie ich euch das begreiflich machen soll, dass die Art, wie Sanderson die vier Protagonisten, wie auch viele der Nebencharaktere (zB. Denth, Tonk Fah, Llarimar und Nachtblut, um mal ein paar zu nennen), geschaffen hat, nicht nur dafür gesorgt hat, dass ich mich beim Lernen manchmal nicht konzentrieren konnte, weil ich darüber nachgedacht habe, was mit ihnen wohl als nächstes geschieht, sondern vor allem, dass jede einzelne Figur so unglaublich ECHT und GREIFBAR wirkt!!!
Natürlich sind mir manch Figuren sympathischer als andere, manche mochte ich sogar fast überhaupt nicht, aber das ändert nichts daran, dass ich jeder unfassbar gerne gefolgt bin, weil ich fasziniert davon war, wie lebensecht sie wirken. Das liegt insbesondere daran, dass sie alle durch Situationen müssen, die sie an die Grenzen dessen bringen, was sie von sich glauben, leisten zu können. Sie sind dadurch quasi gezwungen, sich weiterzuentwickeln, alte Vorurteile abzulegen und das zu hinterfragen, was sie ihr Leben lang als wahr wahrgenommen haben. Dadurch bekommen sie so viel Tiefe, dass man leicht vergisst, dass sie „nur“ Buchfiguren sind und gar nicht wirklich realisieren. Das bezieht sich im Übrigen nicht nur auf die jeweiligen Figuren für sich, sondern auch auf ihre Beziehungen untereinander und das Zwischenmenschliche.
Ach, und ich will nicht spoilern, deshalb so kryptisch, aber: Können wir bitte mal darüber reden, wie CUTE eine bestimmte Figur ist???????????????


Zweiter Punkt: der Schreibstil.
Äh. Was kann ich hier schon groß schreiben? Hallo? Es ist Brandon Sanderson? Habt ihr schonmal was von ihm gelesen? Wenn ja, dann wisst ihr ja Bescheid. Wenn nein: Warum nicht?????????????????????????
Für euch Unwissenden da draußen: Er schreibt Weltklasse. Top Tier. Besser geht’s nicht.
Sanderson findet nicht nur für jede Figur einen eigenen Erzählstil, er findet auch für jede Situation den passenden Erzählton, der dafür sorgt, dass man völlig in der Handlung aufgeht und das Drumherum im echten Leben vergisst, sobald man die Buchseiten aufschlägt.
Dabei erklärt er quasi mit links die Welt, ihre Geschichte, Religion und ihr Magiesystem. Man fühlt sich sofort aufgehoben und zuhause, hat keinerlei Schwierigkeiten, sich in das doch sehr komplizierte System ein- und zurechtzufinden. Das Erwecken mithilfe des Hauches, die Zurückgekehrten, das Pantheon und der Gottkönig erscheinen einem so selbstverständlich, wie Nudeln mit Pesto (ihr versteht: Weil das jeder kochen kann? Sorry für den Vergleich, mir ist nichts Besseres eingefallen, möglicherweise bin ich hungrig).

Besonders kennzeichnend für Sandersons Schreibstil (soweit ich das beurteilen kann, habe auch erst vier Bücher von ihm gelesen haahahahh) ist der auf jede Situation angepasste Humor. Damit schafft er es, Situationen aufzulockern, Umstände zu kritisieren oder Dinge forezushadowen (das ist jetzt ein Wort), ohne den Eindruck zu erwecken, irgendetwas erzwingen zu wollen – der Witz kommt ganz natürlich und ist ein wesentlicher Grund dafür, weshalb man auch so einen 760-Seiten-Wälzer gut in einer Sitzung weglesen könnte. Das habe ich nicht gemacht, weil ich bei dem Buch Trennungsängste verspürt habe und das Ende vor allem auf den letzten 150 Seiten hinauszögern wollte, aber ich hätte es theoretisch machen können, weil es ist einfach gut ok?


Letzter Punkt: der Plot.
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Könnte ich jetzt so stehenlassen. Aber ich teile euch als Bonus jetzt trotzdem noch mit, dass mich nicht nur der Weltenbau, die Figuren und der Schreibstil umgehauen haben, sondern auch das, was im Buch inhaltlich passiert. Das ist ziemlich viel, was bei der Dicke nicht überraschend ist, und gerade zu Anfang hat man nicht wirklich einen Plan davon, wie alles zusammenhängen könnte, aber trotzdem hat man beim Lesen keinerlei Probleme, der Handlung zu folgen. Es ist fesselnd, man stellt eigene Theorien auf (und liegt damit falsch) und wird dann völlig kalt erwischt, wenn der nächste Plottwist kommt. Davon gibt es nämlich einige (nicht zu viele; gerade die richtige Menge an guten, überraschenden Plottwists), und sie haben mich jedes Mal überrascht Luft holen und das Buch zuklappen lassen. Ja! So sehr haben sie mich umgehauen!
Gegen Ende hatte ich nur noch Angst, wie gesagt, ich wollte einfach nicht, dass es endet. Also natürlich wollte ich wissen, wie das Buch ausgeht, aber ich wollte es auch einfach nicht??!?!?!!! Das Ende ist trotzdem gut, also ich bin glücklich.

Mehr habe ich nicht zu sagen, denke ich. Normalerweise garniere ich meine Rezensionen ja gerne mit Zitaten, aber ich habe das Buch so zugekleistet mit Post-Its (natürlich color-coded), da ist es ziemlich aussichtslos, mir selbst aufzutragen, meine liebsten rauszuschreiben. Lest das Buch einfach, dann kennt ihr die Zitate ja alle.
Wir haben jetzt übrigens 21:48 Uhr.


Fazit:
Tja, also, was soll ich sagen?
„Sturmklänge“ ist einfach GRANDIOS. EPISCH. ATEMBERAUBEND. VERBLÜFFEND. Ein MEISTERWERK.
Im Titel steht´s: Wenn Brandon Sanderson nicht der König (da habe ich im Titel einen kleinen Witz gemacht, den ihr versteht, wenn ihr das Buch gelesen habt, hehehe) der High Fantasy ist, wer ist es denn dann?
Das Buch zeigt, wie es geht. Die Figuren sind allesamt liebenswert, echt und greifbar, was vor allem am grandiosen Characterbuilding liegt. Das Magiesystem ist fantastisch, das Worldbuilding überweltlich (pun intended), der Plot haut einen vom Hocker.
Der Schreibstil des Autors sorgt schließlich dafür, dass man sich nicht lösen kann, und durch den Humor hat man dabei viel Spaß.
Volle Punktzahl reicht eigentlich nicht, also ∞/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.02.2022

Mitreißender historischer Roman mit eindrucksvoller Protagonistin

Das verschlossene Zimmer
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Vielen lieben Dank an Bastei Lübbe und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Aufmachung des Buches ...

Vielen lieben Dank an Bastei Lübbe und die #bloggerjury für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Die Aufmachung des Buches ist sehr hochwertig! Ich mag den Schutzumschlag aus etwas festerem Papier und die hervorgehobenen Druckdetails darauf, die Innengestaltung ist ähnlich schlicht, aber trotzdem sehr ansehnlich. Das Beste: das Buch hat ein Lesebändchen!
Das Cover an sich gefällt mir auch gut. Man sieht die Hände einer jungen Frau, die sie hinter ihrem Rücken verschränkt hat und in denen sie einen Schlüssel hält. Der Schlüssel ist dabei im Fokus, und auch wenn ein richtiger Schlüssel in der Handlung keine Rolle spielt, geht es metaphorisch schon um einen solchen – Vergleichbares lässt sich auch auf den Inhalt „Das verschlossene Zimmer“ übertragen. Es gibt zwar ein Zimmer, das verschlossen ist, und in das Marie zu Beginn der Handlung einbricht, aber viel wichtiger ist die metaphorische Bedeutung, die dieses Zimmer in der Geschichte einnimmt, und derer man sich erst mit fortlaufender Handlung bewusst wird.
Insgesamt ist die Aufmachung sehr stimmig und ansprechend!


Meine Meinung:
„Das verschlossene Zimmer“ spielt im Frühling 1939 in Polen, man weiß also vorher, wie das Buch vermutlich enden wird: mit dem Einmarsch des Deutschen Reichs.
Die Grundstimmung ist also zunächst einmal sehr beklemmend, was sich im Laufe der Handlung nur noch steigert, und auch viele Probleme und Konflikte sind von vornherein angelegt. Aber das ist ja etwas, was jeder historische Roman an sich hat – die Besonderheit an diesem Buch: Man verliert beim Lesen den geschichtlichen Ausgang des Geschehens sehr leicht aus den Augen, weil man so gefangen ist in der Welt der Protagonisten und gar nicht mehr daran denkt, dass man ja eigentlich weiß, wie es ausgeht. Das ist meiner Meinung nach genau das, was einen guten historischen Roman auszeichnet!

Denn auch wenn mir eigentlich bewusst ist, dass Deutschland am Ende der Handlung in Polen einfallen wird, dass der Antisemitismus im Laufe des Jahres, in dem das Buch spielt, immer stärker zunimmt und auch einen Teil unserer Figuren treffen wird, dass Frauen zu der Zeit kaum etwas erlaubt wurde und sie nicht ernstgenommen wurden, hat es „Das verschlossene Zimmer“ geschafft, mich das beim Lesen alles vergessen zu lassen, wodurch ich von dem Geschehen nur noch mehr mitgenommen wurde. So paradox es klingt: Man kennt den Ausgang – und trotzdem hat man keinen Schimmer, wo einen das Buch hinführen wird.


Das liegt hauptsächlich an den beiden Protagonisten, die das Buch tragen, und die aufgrund der Art und Weise, auf die die Autorin ihnen Leben eingehaucht hat, dem Leser sehr vertraut werden.
Vor allem Marie ist mir sehr schnell ans Herz gewachsen. Sie ist vielleicht vor allem zu Beginn der Handlung eher naiv und blauäugig, aber die Entwicklung, die sie durchläuft, ist nicht nur beeindruckend, sondern zeigt, dass sie bereits von Anfang an eine sehr starke Person ist. Sie ist zwar naiv, aber nicht auf eine nervige, unglaubwürdige Art, sondern eben so, wie man als Siebzehnjährige ist. Sie wirkt echt und greifbar, man kann sich gut in sie hineinversetzen und ihre Handlungen nachvollziehen.

„‚Ich hoffe, dass ich so dumm bin wie Bohnenstroh, denn wenn ich das nicht bin, wenn ich so intelligent bin, wie ich glaube, dann könnte ich Menschen helfen – und Sie würden mir die Möglichkeit nehmen, das zu tun. Wie viele Menschen auf dieser Welt haben unnötig gelitten, obwohl eine Frau ihnen doch hätte helfen können? Wie viele sind bereits gestorben? Welchen Verlust haben wir der Menschheit zugefügt durch die Annahme, dass die nützlichsten Fähigkeiten der Frauen zwischen ihren Beinen liegen?‘“ (S. 382)

Dazu kommt, dass sie sehr intelligent ist und schnell merkt, wenn jemand sie hereinlegen möchte oder sie nicht ernst nimmt. Wie sie darauf reagiert und teilweise mit den Menschen spielt, bringt einen einerseits zum Lachen, andererseits ist es beeindruckend, wie stark sie angesichts des Sexismus und des fehlenden Respekts, mit dem ihr begegnet wird, bleibt und damit umgeht. Viele Männer versuchen, sie kleinzumachen, lachen oder ignorieren sie, doch Marie schafft es stets, die größere Person zu bleiben, und das fand ich toll.
Als Leserin wird man zuweilen wütend über die Art, wie mit Frauen umgegangen wird, wie sich der Antisemitismus und Ungerechtigkeiten verbreiten. Wie Marie damit umgeht, macht sie zu einer tollen Protagonistin, die man gerne begleitet.


Dominik ist dagegen ganz anders als Marie. Während sie offen und warmherzig ist, ihr Herz auf der Zunge trägt und jedem mit Freundlichkeit begegnet, bleibt Dominik lange sehr verschlossen. Er verbirgt offensichtlich ein sehr weitreichendes Geheimnis, das mit Maries Mutter zu tun hat, aber man kommt einfach nicht dahinter, worum es sich dabei handeln soll. Es sind einige Kapitel auch aus seiner Sicht geschrieben, was allerdings nicht dazu führt, dass man ihm auf die Schlichte kommt, im Gegenteil. Man stellt natürlich die ganze Zeit eigene Theorien auf, nur um dann zu erkennen, dass man auf dem Holzweg war – wenig später greift man diese Theorie, die man doch eigentlich verworfen hatte, dann jedoch wieder auf, weil Dominik etwas gesagt oder gedacht hat, was in diese Richtung deutet, aber dann passt es doch wieder alles nicht zusammen. Ihr seht: Dominik ist eine komplizierte Figur, die man bis zur Auflösung am Ende nicht durchblicken kann. Dann jedoch ergibt alles einen Sinn und man merkt, dass man vielleicht doch gar nicht so falsch gelegen hat mit den eigenen Vermutungen; das Gefühl, die Lösung zu kennen, hat man jedoch zu keinem Zeitpunkt, selbst, wenn sich hinterher herausstellt, dass es doch so gewesen ist.


Inhaltlich vermittelt die Autorin nicht unbedingt viel historisches „Wissen“, auch die politischen Geschehnisse zu der Zeit werden so gut wie gar nicht beleuchtet; im Fokus steht eben Maries Suche nach ihrer Mutter. Allerdings schafft es Givney, wie bereits angerissen, wunderbar, die Grundstimmung der Zeit auf subtile Weise einzufangen. Dadurch, dass man miterlebt, was sich die Bewohner Krakaus untereinander erzählen, wie sie vor allem mit ihren jüdischen Mitmenschen umgehen und wie sich dieser Umgang im Laufe des Buches verändert, bekommt man einen Eindruck davon, wie es gewesen sein muss, zu der Zeit zu leben.
„Das verschlossene Zimmer“ hat ruhigere und auch rasantere Szenen, aber jede davon vermittelt dem Leser einen Einblick in das Leben einer jungen Polin im Jahr 1939. Man ist während der gesamten knapp 550 Seiten im Krakau der späten 30er-Jahre gefangen und kann sich nur schwer lösen.


Fazit:
„Das verschlossene Zimmer“ ist mein erster historischer Roman seit einer ganzen Weile und mein erster seit noch längerer Zeit, der mich so sehr mitreißen konnte, vor allem emotional. Das Buch hat alles: eine der Zeit geschuldete eher bedrückende Grundstimmung, dennoch viel Humor und noch mehr Liebe, gleichzeitig lauter Ungerechtigkeiten in vielen Formen, die beim Lesen Wut und Entsetzen auslösen, aber unterm Strich vermittelt er vor allem Hoffnung. Das liegt insbesondere an der Protagonistin Marie, die nicht nur so sehr clever ist, sondern auch eine unheimlich hohe emotionale Intelligenz hat. Sie ist so naiv wie jedes siebzehnjährige Mädchen, aber dafür nicht weniger inspirierend und beeindruckend. Dass sie nach Marie Skłodowska (oder Marie Curie) benannt wurde, war sicherlich kein Zufall! 😉
Große Empfehlung für alle Fans historischer Romane und diejenigen Leser*innen unter euch, die sich gerne mal an ein historisches Buch wagen wollen!
5/5 Lesehasen.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.02.2022

Ein Fantasy-Epos so genial wie erhofft!

Wolfszeit
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Vielen lieben Dank an die Autorin für die Aufnahme in ihr Bloggerteam und das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich habe ...

Vielen lieben Dank an die Autorin für die Aufnahme in ihr Bloggerteam und das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich habe es bereits in meinen Rezensionen zu Band 1 und 2 gesagt und jetzt sage ich es wieder: Die Aufmachung ist der Wahnsinn! Zum einen natürlich wegen der wunderschönen Cover, die mit so viel Liebe zum Detail gestaltet sind! Auf jedem Cover der Reihe findet sich eine Schlüsselszene aus dem Buch wieder, was einem erst beim Lesen richtig bewusst wird, so auch hier. Aber auch das Innenleben der Bücher ist mit so viel Liebe gestaltet: Vorne findet man eine bunte (!!!) Karte von Juros und vor jedem Kapitel ist eine kleine Illustration einer wichtigen Szene.
Die Länge der Kapitel hat mich im ersten Band noch ein bisschen gestört (bin so ein Ich-muss-erst-noch-das-Kapitel-beenden-Leser), und auch wenn die Kapitel hier mit teils 40-50 Seiten wieder relativ lang sind, waren sie doch EIGENTLICH ZU KURZ. Aber ja, das gehört hier auch nicht mehr wirklich zur Aufmachung, ich schweife ab. Vorne ist ein Inhaltsverzeichnis, warum gibt es das in Büchern nicht mehr? Finde ich toll.
Die Bindung des Taschenbuchs ist hervorragend, man kann bequem lesen, ohne Angst vor Leserillen zu haben. Ihr könnt das Buch komplett aufschlagen, ich verspreche euch, der hübsche Rücken wird nicht knicken! Das ist nochmal extra toll, weil die Bücher nebeneinander im Regal einfach super aussehen, und dieser Anblick nicht durch Leserillen gestört wird.
Zum Reihen- und Buchtitel muss ich nicht mehr viel sagen, da kann ich euch eigentlich auf meine Rezensionen zu den Vorgängerbänden verweisen. Wie immer passt beides perfekt auf den Inhalt!


Meine Meinung:
Vorab: Ich versuche, die Rezension wie immer sachlich zu halten, aber wie ihr eben vielleicht schon gemerkt habt, ist die Wahrscheinlichkeit, dass mir das hier nicht gelingen wird, gar nicht mal so gering, denn ich mochte das Buch wirklich SEHR!

Wer sich erinnert, weiß, dass mir der Einstieg in den zweiten Band ein wenig schwerfiel, weil zwischen dem Auftakt und der Fortsetzung ein gutes halbes Jahr vergangen ist, und zu Beginn von „Der zerbrochene Kreis“ auch noch ein wenig Aufbauarbeit geleistet wird. Nun ist zwischen Band 2 und 3 fast ein ganzes Jahr vergangen, und trotzdem war ich ab der ersten Seite wieder voll in der Geschichte.
Das liegt vermutlich hauptsächlich daran, dass in „Die schwarze Stadt“ der Konflikt, der in den Vorgängerbänden aufgebaut wurde, so richtig losgeht. Man merkt, wie die einzelnen Handlungsstränge miteinander verknüpft werden und beginnt, das Große Ganze zu sehen. Immer wieder werden hier Momente aus den anderen beiden Büchern aufgegriffen, von denen man eigentlich meinte, deren Sinn verstanden zu haben, den man aber jetzt erst so richtig begreift. Trotzdem ist die Geschichte natürlich mit diesem Band noch nicht auserzählt; einige Konflikte bleiben offen und es kommen neue hinzu. Man merkt, dass da noch mehr kommt und dass auf das große Finale erst noch hingearbeitet wird, dabei hat man jedoch nicht einmal ansatzweise das Gefühl, dass die Handlung irgendwie unnötig in die Länge gezogen wird. Es passt alles wunderbar so, wie es ist, der Spannungsaufbau, die Fütterung des Lesers mit Informationen und das gleichzeitige Vorenthalten von anderen sind perfekt.


Das liegt zum Teil auch daran, dass in „Wolfszeit“ alles die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient und auch braucht, ohne dass die Autorin irgendwo Abschnitte macht oder sich einem Aspekt zu stark widmet, angefangen mit dem Worldbuilding.
Gute High Fantasy macht meiner Meinung nach aus, dass die Welt und ihre Bewohner so ausgereift sind, dass ich ihre Existenz glaube; auch wenn ich objektiv weiß, dass ich mich gerade in einer fiktiven Welt befinde, muss es sich beim Lesen echt anfühlen. Das ist hier genau der Fall. Die Liebe zum Detail, die die Autorin bei der Beschreibung der Städte, der Schlachten, der unterschiedlichen Völker oder auch der einzelnen Figuren zeigt, sorgt dafür, dass man sich in Juros zuhause fühlt. Man kauft ihr alles ab, weil das, was sie schreibt, einfach Sinn macht. Jede Figur, jedes Volk, jeder Ort bekommt hier einen individuellen Stempel aufgedrückt; nichts ist perfekt, aber trotzdem – oder gerade deshalb – wirkt alles real und ist greifbar. Man lernt stets mehr von der Welt und hat immer das Gefühl, dass es noch etwas zu entdecken gibt, es ist, als sei „Wolfszeit“ ein Universum für sich, das stets unerschöpflich bleibt.
Eine High Fantasy ist dann gut geschrieben und ausgearbeitet, wenn ich beim Lesen zu der Überzeugung komme, dass es irgendwo eine Parallelwelt gibt, in der das, was ich da gerade in Form von Buchstaben vor Augen habe, real ist, und hier habe ich dieses Gefühl.

„‚Es ist nicht gerecht‘, sagte ihre Mutter. ‚Aber das Leben besteht nicht nur aus Weiß- und Schwarztönen, aus guten oder schlechten Entscheidungen. Meistens ist eine Sache weder das eine noch das andere, sondern eine Mischung aus beidem. Wir haben nur die Möglichkeit, den Grauton herauszupicken, der uns der hellste zu sein scheint.‘“ (S. 100)


Auch zu allen fünf Protagonisten hat man spätestens in diesem Band eine Bindung aufgebaut, eigentlich sogar schon viel eher, vielmehr fühlt es sich an, als würde man alte Freunde wiedersehen.
Dabei fällt hier sofort auf, dass diesmal neben Kaya der Fokus stärker auf Haku sowie Thea und Tkemen liegt, Figuren, die in Band 1 und 2 noch nicht alles zeigen konnten, was in ihnen steckt. Auch hier spiegelt sich also die Fähigkeit der Autorin wider, ihre Aufmerksamkeit geschickt so auf die Teile der Geschichte zu verteilen, die gerade relevant werden, und so „Wolfszeit“ mehr Tiefe zu verleihen. Bei so vielen Protagonisten geschieht es nämlich schnell, dass man als Leser entweder den Überblick verliert und dann so zu keinem eine Bindung aufbauen kann, weil keiner so richtig die Zeit hat, mehrere Facetten von sich zu zeigen, oder aber man ist gelangweilt, weil der Fokus zu stark auf den Figuren liegt und der Plot darunter leidet.

Hier ist alles jedoch, wie gesagt, in Balance, weil die Autorin sich nach und nach auf jeden einzeln konzentriert. Dadurch fügen sich die Figuren in die Handlung ein und treiben sie voran, während sie gleichzeitig an der fortlaufenden Handlung wachsen und sich weiterentwickeln können. Vor allem Tkemens Entwicklung hat mir hier super gefallen – das ist etwas, was ich noch nach dem zweiten Band niemals gedacht hätte! Dort hat mich seine Arroganz und Sturheit oft genervt, aber jetzt weiß ich, dass das alles notwendig war. Er musste fallen, um sich zu beweisen, und hat dadurch letztlich nur an Charakterstärke gewonnen.

Fazit:
„Wolfszeit“ ist eine Reihe, die einen ruhigen Start hat, die diesen aber auch braucht, wie sich mit fortlaufender Handlung zeigt. Die Zeit, die sich die Autorin für den Aufbau im Auftakt und im zweiten Band nimmt, zahlt sich spätestens im dritten Teil aus, als alles beginnt, zusammen- und auf den großen Konflikt am Ende zuzulaufen. Die Reihe brilliert durch ein hervorragendes Worldbuilding und spitze ausgearbeitete Figuren, die zusammen eine Welt schaffen, von der man davon überzeugt ist, dass sie gar nicht fiktiv sein kann, sondern irgendwo tatsächlich existiert. Alles ist perfekt aufeinander abgestimmt, was „Die schwarze Stadt“ letztlich zu einem Pageturner macht. Ich freue mich riesig auf den Abschluss der Reihe!
5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 17.01.2022

Wundervoll echt

Und wir tanzen über den Flüssen
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Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich ...

Vielen lieben Dank an den Heyne-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Die Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.

Aufmachung:
Ich bin absolut verliebt in die Aufmachung dieser Reihe. Das matte schwarze Cover mit den bunten Details sieht edel aus, fühlt sich großartig an und ist auch relativ stabil (keine Leserillen!!!). Dabei gefällt mir besonders gut, dass die Cover der Reihe allesamt sehr ähnlich sind, sich aber durch die Details und die Farbgebung unterscheiden (ich weiß nicht, ob ich mir das einbilde, aber sind das vielleicht sogar die Farben der jeweiligen Pride Flag?).
Das beste: Der Titel! Er hat mir bereits super gefallen, bevor ich das Buch gelesen hatte, aber ab dem Zeitpunkt, als er sich im Text wiederfindet, habe ich ihn geliebt. Mit sowas kriegt man mich.


Meine Meinung:
Einen schöneren Abschluss meines Lesejahrs 2021 hätte ich mir nicht vorstellen können!

Fangen wir mit dem Schreibstil an: Ich habe bisher noch kein Buch der Autorin gelesen, aber die Art, wie Sophie Bichon schreibt, konnte mich hier bereits auf den ersten paar Seiten überzeugen. Man weiß zwar noch nicht, wohin die Reise gehen wird, aber der schöne Stil sorgt dafür, dass man sich trotzdem auf Anhieb in der Geschichte verliert. Man schlägt das Buch auf, ist sofort gedanklich in London und nichts kann einen dann so schnell noch daraus wegholen.

Dabei schafft die Autorin es, einen Ton zu treffen, der die perfekte Mischung aus Emotionalität, Witz, Freundschaft, Liebe, Gefühlen und Spannung ist.

„Es ist irgendwie verrückt, aber es macht oft den Eindruck, als wären alle offener und alles rund um Sexualität enttabuisiert, dabei ist das in Wahrheit einfach nur eine komplette Reizüberflutung, die oft nur darüber hinwegtäuscht, wie verklemmt letzten Endes noch immer die meisten sind. Wir lesen Artikel darüber, wie viel Sex in einer Beziehung normal ist, wie man sein Sexleben auch in einer langjährigen Beziehung spannend hält. Es wird mit Tinder-Dates geprahlt, und es geht ständig darum, was normal ist und was nicht… Stattdessen sollte einfach jeder das tun, was sich für ihn richtig anfühlt.“ (S. 369)

Das ist das, was das Buch so echt macht: nicht nur die Handlung hat Hochs und Tiefs, sondern auch die Grundstimmung des Buches wechselt von fröhlich über verzaubert zu dramatisch, traurig und wieder zurück – dadurch fühlt man als Leser mit den Protagonisten mit; man vergisst, dass man eine fiktive Geschichte liest. Stattdessen wirkt „Und wir tanzen über den Flüssen“ unglaublich realistisch und greifbar.

„Ich wollte nämlich nur die Dinge bereuen, die ich getan hatte. Ganz sicher aber nicht die, die ich mich nicht getraut hatte zu tun.“ (S. 18)

Das liegt zum großen Teil auch an den Protagonisten, die ähnlich facettenreich wie die emotionale Stimmung des Buches sind und dadurch nur umso echter wirken.
Sie sind alle nicht perfekt, handeln irrational und emotional, und auch wenn man nicht jede Handlung der drei nachvollziehen kann, kann man sich dennoch super in sie hineinversetzen. Vor allem June handelt oft so, wie ich persönlich zB. nicht handeln würde: Gerade am Anfang scheut sie jede Konfrontation und sucht stattdessen die Flucht; sie spricht keinen Klartext und versucht, niemandes Gefühle zu verletzen. Normalerweise bin ich von so einer fehlenden Kommunikation immer schnell angenervt, denn wenn die Protagonisten einfach mal miteinander reden würden, könnten sie sich oft jegliches Drama ersparen.
Hier habe ich mich allerdings überhaupt nicht so gefühlt, im Gegenteil. Auch wenn ich mich in der Hinsicht nicht so stark mit June identifizieren konnte, konnte ich mich dennoch in sie hineinversetzen. Wenn ich auch also an ihrer Stelle anders gehandelt hätte, habe ich verstanden, weshalb sie diese Entscheidungen trifft. Das liegt schlicht und einfach daran, dass ich sie als Figur greifen konnte. Sie ist vielleicht nicht perfekt, aber sie ist echt. Das gilt für die beiden anderen Protagonisten wie auch die Nebenfiguren gleichermaßen und genau deshalb konnte mich „Und wir tanzen über den Flüssen“ auch so mitreißen: Es ist alles eben so echt und intensiv und emotional.

„‚Scheiß auf das, was die Leute reden‘, murmelte sie. ‚Du musst glücklich sein.‘“ (S. 326)

Das Beste an diesem Buch ist jedoch meines Erachtens die Art und Weise, wie Polyamorie und Bi-/ Pansexualität repräsentiert werden. Man lernt zusammen mit den Protagonisten, wie vielseitig Liebe tatsächlich ist. Auch hier gibt es Hochs und Tiefs, nicht alles ist perfekt. June, Kian und Ash haben teilweise stark zu kämpfen und beim Lesen fühlt man mit ihnen. Unterm Strich ist ihre Beziehung zueinander jedoch eines: Einfach Liebe.
Das wird hier besonders deutlich und deshalb ist das Buch schlicht wunderschön.


Fazit:
„Und wir tanzen über den Flüssen“ ist ein letztes großes Highlight in meinem Lesejahr 2021. Das Buch ist nicht nur schön zu lesen, es hat sich auch einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen verdient. Der Schreibstil überzeugt von der ersten Seite an, die Protagonisten wie auch ihre Beziehung und die Handlung lassen sich mit einem Wort beschreiben: Echt.
Die anderen Teile der Reihe werde ich definitiv auch lesen.
Ganz große Leseempfehlung!
5/5 Lesehasen.

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Veröffentlicht am 16.01.2022

HIGHLIGHT-REIHE!!!!

Der Klang des Feuers
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Vielen lieben Dank an den penhaligon-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Ich ...

Vielen lieben Dank an den penhaligon-Verlag und das Penguin Random House-Bloggerportal für das Rezensionsexemplar!
Meine Rezension spiegelt selbstverständlich trotzdem meine ehrliche Meinung wider.


Aufmachung:
Ich glaube, ich muss gar nicht mehr viel zu der Aufmachung dieser ganzen Reihe sagen. Nicht nur, dass die Cover UND die Buchrücken gemeinsam ein Bild ergeben, ist ein Highlight für jeden Buchliebhaber, sondern auch die Liebe zum Detail auf jedem Cover und die digitalen Bonushinhalte sind grandios.
Die Titel sind ebenso grandios – welche Bedeutung sie haben, erschließt sich erst beim Lesen, aber dann ist man davon wirklich beeindruckt!


Meine Meinung:
Inhaltlich werde ich auch nicht viel weiter ausholen, da sich das, was ich in meinen Rezensionen zu Band 1 und 2 bereits geschrieben habe, auch wieder auf dieses Buch übertragen lässt. Die „Wayfarer“-Saga hat von Anfang bis Ende ein unfassbar hohes Niveau und ist auf ganzer Linie einfach nur großartige High Fantasy. Die Autorin spielt einfach in einer ganz anderen Liga, vor allem ihr Schreibstil ist so einzigartig, dass ich jedes Mal, wenn ich in diese Bücher wieder reinlese, von neuem verzaubert werde!

Den Schreibstil habe ich auch bei den beiden Vorgängern schon gelobt, und hier MUSS ich es einfach wieder tun. Mir ist nach wie vor kein vergleichbarer Stil untergekommen; die Magie, die Bernard hier mit ihren Worten schafft, sucht ihresgleichen.
Einmal mit dem Lesen angefangen, verliert man sich in der bildgewaltigen Sprache der Autorin. Sobald man darin versunken ist, dauert es eine ganze Weile, bis man wieder zurück zur Realität findet. Jedes Mal, wenn ich Erebu und die Schar verlassen habe, habe ich mich gefühlt, als würde ich aus einem epischen Traum aufwachen. Dagegen wirkt die Realität fast schon blass.

„‚Mit Gärten. Mit Blumen und Bäumen und Kräutern. Es soll dort Gärten geben.‘
‚Weil sie einfach schön sind‘, nickte Caer.
Überrascht hob Jelscha den Kopf. ‚Ganz genau! Denn wozu kämpfen wir denn, wenn nicht für die Dohlen in den Bergen, für gefallene Sterne und für alles, das schön ist?‘“ (S. 372 f.)

Nicht nur wie die Autorin mit ihrer Sprache eine ganze Welt erschafft, ist atemberaubend, auch die Art und Weise, wie sie die Sprache selbst benutzt, um bestimmten Aspekten ihrer Geschichte auf subtile, aber nicht minder eindrucksvolle Weise Bedeutung zu verschaffen, ist einzigartig. So zieht sich beispielsweise auch hier der Titel „Der Klang des Feuers“ wie auch schon in Band 1 und 2 wie ein Leitbild durch die gesamte Handlung und taucht immer wieder in verschiedenen Formen mal mehr, mal weniger offensichtlich auf.
Gleichzeitig schließt die Autorin den Kreis zu den Vorgängerbänden, und auch die Leitbilder „Das Lied der Nacht“ und „Das Flüstern des Zwielichts“ erlangen hier erneut Bedeutung.
Wie komplex die ganze Handlung und wie sehr alles miteinander verwoben ist, wird einem erst deutlich, wenn man die gesamte Geschichte kennt. Selbst jetzt fallen mir im Nachhinein immer wieder Dinge auf, die die Autorin zwischendurch schon subtil angeteasert hat, deren Relevanz für den Plot aber erst zum Schluss deutlich geworden ist.

Durch „Der Klang des Feuers“ wird die „Wayfarer“-Saga also perfekt abgerundet – ich hätte mir kein besseres Ende dieser grandiosen Trilogie vorstellen können und muss mich vor so viel literarischer Genialität der Autorin einfach verneigen!


Ähnliches gilt im Übrigen Protagonisten. Auch hier kann ich nicht viel Neues erzählen – ich bin immer wieder überrascht davon, wie vielschichtig die Figuren dieser Reihe tatsächlich sind.
Einerseits sind sie allesamt typische Märchenfiguren – wir haben den Wanderer, die Bardin, den Baron als klassischen „Bösewicht“. Gleichzeitig wird in dieser Trilogie deutlich, dass jede Figur so viel mehr Seiten hat als die, die sie zunächst von sich zeigt.
In diesem Band wird das besonders beim Baron deutlich: Obwohl er so schreckliche Taten begangen hat, die man als Leser zum Teil sogar miterlebt, schafft die Autorin es, dass man hier fast Mitleid für ihn empfindet, der am Ende als gebrochener Mann dasteht.


Fazit:
Alle Worte der Welt werden der Genialität der Autorin dieses grandiosen High Fantasy-Epos nicht wert. Ich kann nur das wiederholen, was ich in meinen Rezensionen zu den Vorgängerbänden bereits geschrieben habe: Die „Wayfarer“-Saga ist ein bildgewaltiges, poetisches, atemberaubendes Spektakel, das auf so vielen Ebenen mit seiner Vielschichtigkeit, Komplexität und der Bedeutung von Sprache überzeugt. Bernard erzählt eine atemberaubende Geschichte über Furcht und Hoffnung, Mut, Freundschaft und Familie.
Ich könnte noch auf ewig weiterschafeln, aber eigentlich zählen nur zwei Worte: Uneingeschränkte Leseempfehlung!!!!!
∞/5 Lesehasen.

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