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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.04.2024

Die Sommerferien in zwei Varianten und aus Leichtsinn wird Erwachsenwerden

Emmas Herzdilemma
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Emma ist fast 16 und marschiert momentan eher leicht flockig durch die Welt, kleine Pflichten, kein Bock. Es geht um Freundinnen, Chatten, Spaß und auf einen Jungen hat sie auch schon ein Auge geworfen. ...

Emma ist fast 16 und marschiert momentan eher leicht flockig durch die Welt, kleine Pflichten, kein Bock. Es geht um Freundinnen, Chatten, Spaß und auf einen Jungen hat sie auch schon ein Auge geworfen. Verantwortung ist gerade so gar nicht Ihrs. Als dann der Hund ihres Großvaters angefahren wird, weil sie, statt auf ihn aufzupassen, wieder ihr Ding durchgezogen hat, haben die Eltern genug. Statt des Urlaubs soll sie ihrer Tante in ihrer Pension in Rom zur Hand gehen. Und dann wird es spannend, denn nun geht es um 'Was wäre, wenn?' Da ist Emmas Geschichte in Rom, wo sie schon arbeiten muss, aber auch viel erlebt, beschienen von der italienischen Sonne und umhüllt von dem wunderbaren Flair dieser Stadt. Sie lernt die Sprache und erlebt, trotz ihrer Pflichten, einen herrlichen Sommer inkl. Amore, durch den süßen Leo. Und dann gibt es die Köln-Variante. Das mit dem Flug hat nicht geklappt. Emma wird hier die Pflicht auferlegt, ihrem Opa, mit dem sie wenig Verbindung hat, zu helfen. Und, man glaubt es kaum, der Kölner Dom ist natürlich nicht das Kolosseum in Rom und auch das Wetter steht der Leichtigkeit einer guten Zeit eher entgegen, aber es wird. Ihr Opa und sie werden ein echt gutes Team. Etwas für andere tun kann sich auch richtig gut anfühlen. Außerdem macht Emma den Roller-Führerschein und ihr Oscar, auf den sie ja bereits ein Auge geworfen hat, es entwickelt sich.
Also man sieht, hier gibt es zwei Geschichten in einer, recht ähnlich bzgl. dem, was man als Teenager so denkt und fühlt. Und soviel darf man verraten, Emma wird in beiden schon ziemlich anders, erwachsener und strukturierter in dem, was denn nun wirklich wichtig ist, ohne das der Spaß und die Freude dabei zu kurz kommen. Das geht nämlich. Dazu kommt, dass das Ganze toll und leicht geschrieben ist und an das Hin- und Herpendeln zwischen Rom und Köln hat man sich schnell gewöhnt, denn das ist auch visuell gut gemacht mit den verschiedenen Schriftarten und dem jeweiligen Emblem Kolosseum für Rom und andererseits dem Kölner Dom.
Ein tolles Buch mit viel Flair, für einen schönen Sommer und genau dem richtigen Feeling für seine jugendliche Leserschaft.

Veröffentlicht am 26.04.2024

Ein ganz normales Mädchen, plötzlich Superheldin und ein cooles Mangaflair

CAT GIRLS 1
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Minou ist ein ganz normales Mädchen. Gerade war, aufgrund der Arbeit ihrer Mutter, wieder einmal Umziehen angesagt. Eine neue Stadt, eine neue Schule, das ist schon nicht so leicht. Und der erste Schultag, ...

Minou ist ein ganz normales Mädchen. Gerade war, aufgrund der Arbeit ihrer Mutter, wieder einmal Umziehen angesagt. Eine neue Stadt, eine neue Schule, das ist schon nicht so leicht. Und der erste Schultag, da geht wirklich alles daneben. Minous Familie, da können alle irgendetwas richtig gut, sie selbst nicht. Doch dann merkt sie, dass auch bei ihr etwas besonders ist. Sie hört und sieht besser als andere und richtig hoch springen kann sie auch, fast schon katzenhaft. Ihre Mitschülerin Feline bemerkt das auch und glaubt, dass sie, wie sie selbst, ein CAT GIRL ist. Das muss Minou erst einmal verarbeiten, zumal es da jemanden gibt, der Cat Girls gar nichts Gutes will.
Erzählt wird diese Geschichte sehr flott, ein wenig flippig und ziemlich cool, genau wie man sich das für die jugendliche Zielgruppe wünscht. Und dann ist da noch das Flair des sehr gelungenen Manga-Stils, der sich immer wieder in den Text einbindet und so das Geschehen miterzählt.
Das Buch ist der sehr gelungener Auftakt einer als Reihe angelegten Cat GIRL-Abenteuerserie. Hier geht es erst einmal ums Kennenlernen und das tut man sehr gerne, denn Minou ist in vielem ja einfach wie du und ich, mit den typischen Familien- und Schulproblemen. Und auch ein Junge, bei dem es mit Minou im wahrsten Sinne des Wortes so richtig rumst, ist mit im Gepäck. Die großen Abenteuer werden dann sicher in den Folgebänden in den Vordergrund treten, hier ist es vor allem die tolle Gestaltung, Text und Manga-Elemente im Wechsel und dazwischen auch noch die ein oder andere kreative Zeichnung, Sprechblase inklusive, die hervorsticht. Die Geschichte verspricht mehr, für die Zukunft, Manga-Outfit und Co sind schon jetzt der Hammer.
Ich bin sehr gespannt wie es weitergeht für die frisch gebackene Superheldin und vielleicht gesellen sich ja noch ein paar Freunde dazu.

Veröffentlicht am 25.04.2024

Drei Frauen zu unterschiedlicher Zeit, Sehnsucht, Aufbegehren, Freiheit

Unter dem Moor
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Dies ist die Geschichte dreier Frauen, getrennt durch die Zeit und die jeweilige Situation, mit der sie in ihrem Leben fertig werden müssen. Später, nahe am Ende, wird man auch eine Verbindung entdecken ...

Dies ist die Geschichte dreier Frauen, getrennt durch die Zeit und die jeweilige Situation, mit der sie in ihrem Leben fertig werden müssen. Später, nahe am Ende, wird man auch eine Verbindung entdecken zwischen ihnen. Aber was sie alle drei ausmacht, von Beginn an, ist ihre Sehnsucht, den engen Grenzen, teilweise gesetzt durch staatliche Vorgaben und sogar Gewalt, Paroli zu bieten. Sie begehren auf, so gut es eben geht in dem Bestreben nach Freiheit.
Da ist unser Heute und da ist Nina, eine junge Ärztin, die einfach nicht mehr kann. Die Jahre an der Charité, die Zeit von Corona, dringend braucht sie eine Auszeit. Als man ihr diese so nicht gewährt, kündigt sie ihre Arbeit und sucht, begleitet von einem tierischen Neuzugang, Hund Ayla, Ruhe und die Zeit für Selbstreflektion am Stettiner Haff. Und dann kommt der Tag, an dem ihre Hündin etwas ausgräbt, was Nina umtreibt. Und sie macht sich auf die Suche nach Antworten.
Viele Jahre davor, hier lernen wir Sigrun kennen. Sehr jung geheiratet lebt die 20-Jährige mit Mann und Kind in der DDR und spürt die ganz normale staatliche Ein- und Begrenzung ihres Seins täglich in einer Weise, die sie dazu bringt, aufbegehren zu wollen. Sie sehnt sich nach Freiheit, wie sie sie versteht, aber um ihre Familie und speziell das Fortkommen ihres Mannes nicht zu gefährden, versucht sie, weiterzumachen wie bisher.
Und dann gibt es Gine, wieder eine Generation davor. Es ist die Zeit der NS-Diktatur und die 14-jährige wird zum Landjahr ins Stettiner Haff berufen. Die sogenante Belohnung ist ein harter erzwungener Arbeitsdienst. Und dann wird es noch viel schlimmer, denn man vergeht sich an ihr.
Drei Frauen, wir erfahren ihre Geschichten, authentisch, sehr nahe dran und wir fühlen mit, erleben die Ohnmacht, die Sehnsucht nach einem anderen, ihrer Person, auch ihrem Frausein, geachtetem Leben.
Dieses Buch, es wühlt auf und es treibt um, uns Leser in unserem auch so gar nicht perfekten Heute, aber es ist schon etwas anderes mit seinen doch demokratischen Strukturen und den Möglichkeiten, jemand zu sein. Und dazu die Natur des Stettiner Haffs, die Landschaft, das Moor, das Meer, die herrlichen Wege, die man sich erschließen kann, in einer gefühlt echten Freiheit. Und glücklicherweise ist dieses Gefühl für uns auch die Wirklichkeit. Das weiß man zu schätzen, nach diesem Buch aufs Neue sehr bewusst.
Ein guter duchdachter Roman, der sehr anrührt.

Veröffentlicht am 24.04.2024

Woher kommt das Dromedar, originelle Fotointeraktion mit neuem Plüschfreund

Als das Dromedar in meinem Garten stand
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Plötzlich steht es da, das menschhohe Plüschdromedar. Es sucht wahrscheinlich einen Freund und der Erzähler dieses besonderen Fotobilderbuchs, er könnte es wohl sein. Woher kommst du denn, ist seine erste ...

Plötzlich steht es da, das menschhohe Plüschdromedar. Es sucht wahrscheinlich einen Freund und der Erzähler dieses besonderen Fotobilderbuchs, er könnte es wohl sein. Woher kommst du denn, ist seine erste Frage. Viele mögliche Orte.zählt er auf, vielleicht aus dem Wald, aus einem Bunker, bist du her geschwommen oder per Schiff zu mir gekommen, hast du einfach diese Treppe genommen, sag es mir. Von jedem dieser Orte kann man ein Foto sehen, mit dem braunen Dromedar und ihm selbst darauf, immer ziemlich lustig drapiert und in schöner Eintracht miteinander. Man kommt sich näher, sitzt bzw. verrenkt sich gemeinsam auf einer Bank oder geht, das ist dann schon ganz am Ende des Buches, zusammen einen Weg entlang. Woher das Dromedar dann wirklich kommt, seine Antworten sind originell, aber letztendlich ist es immer ein Nein. Doch dann rückt es doch noch damit heraus. Es ist einfach über einen Zaun gesprungen und nun ist es da, bereit für gemeinsame Unternehmungen. Man könnte ja zusammen durch die Lande fahren und nicht nur Fotos machen von sich selbst, sondern sich mit all den neugierigen Menschen am Wegesrand unterhalten, in Interaktion treten, wie man so schön sagt. Aber das wäre dann wohl der zweite Band dieser Geschichte.
Sehr originell ist dieses Buch, ein wenig schräg und sehr passend zusammengeführt in seiner Kombination aus Foto und Text. Gedacht ist es für Kinder und die haben viel Spaß dabei,. Aber ihre Vorleser, die Erwachsenen sind hier mit genauso viel Freude mit dabei und gerade sie hätte die Einbindung von ein paar mehr Menschen, ein paar mehr Begegnungen, zu einem noch zufriedeneren Gesamterlebnis geführt.
Aber wir hoffen auf Band 2, denn die beiden haben sich jetzt doch wohl gefunden und wollen nun als Freunde gemeinsam hinaus in die Welt.

Veröffentlicht am 18.04.2024

Eine individuelle Familiengeschichte mit allem was dazugehört

Treibgut
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Der angesehene Meeresbiologe Adam Gardener steht kurz vor seinem 70.Geburtstag und will dort noch einmal ein forscherisches Highlight präsentieren. Deshalb setzt er die Medikamente, die ihn beeinträchtigen, ...

Der angesehene Meeresbiologe Adam Gardener steht kurz vor seinem 70.Geburtstag und will dort noch einmal ein forscherisches Highlight präsentieren. Deshalb setzt er die Medikamente, die ihn beeinträchtigen, heimlich ab. Seine zwei Kinder, Ken und Abbey hat er nach dem sehr frühen Tod seiner Frau alleine großgezogen. Sein Sohn, ein gutsituierter Geschäftsmann, mit Frau und zwei Kindern, strebt eine politische Karriere an. Da ist heile Welt natürlich sehr wichtig, auch wenn es nur Fassade ist. Denn in seiner Ehe gibt es massive Probleme. Abbey ist Künstlerin geworden. Die enge Beziehung der beiden Geschwister in ihrer Kindheit hat sich inzwischen zu einem sehr angespannten kontroversen Verhältnis gewandelt, was sich aufgrund von Kens notwendigem Wohlwollen ihr gegenüber, ihr Atelier gehört ihm und sie nutzt es kostenlos, als noch problematischer darstellt. Auch die anderen Protagonisten in diesem Familiengefüge stellen durchaus starke Charaktere da und als dann, gerade vor dem Hintergrund der hochgehaltenen konservativ vorgelebten Lebensweise auch noch eine uneheliche Tochter mit Frau und Kind auftaucht, ist eine noch weiter gesteigerte 'Turbulenz' in all den Gegensätzlichkeiten vorprogrammiert.
Und dann der große Tag, da kann man sich schon ein bisschen denken, dass es dann herausbricht wie ein Vulkan, all das Ungesagte und noch ein paar vergrabene Geheimnisse mit dazu.
Dies ist eine sehr lebendige Geschichte rund um eine Familie und ihr 'Treibgut', fein und präzise miteinander verwoben in ihrem Mit- und Gegeneinander, in ihrem Aufbegehren und auch dem Versuch auf Versöhnung.
Das Ganze hat genau die richtige Balance, um gut zu sein und trotzdem den Anspruch auf angenehme Unterhaltung nicht zu sprengen.
Ich mochte es sehr.