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SofieWalden

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Eine Heldin in unserer Zeit

Jeder Tag ist eine Schlacht, mein Herz
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Zelda ist eine besondere junge Frau. Sie lebt mit ihrem Bruder Gert zusammen und eine Zeit lang hat auch AK47, eigentlich Annie, Gerts Freundin, hier gewohnt. Aber das hat nicht geklappt und jetzt ist ...

Zelda ist eine besondere junge Frau. Sie lebt mit ihrem Bruder Gert zusammen und eine Zeit lang hat auch AK47, eigentlich Annie, Gerts Freundin, hier gewohnt. Aber das hat nicht geklappt und jetzt ist Annie nur noch Zeldas superliebe beste Freundin, mit der sie über alles reden kann, auch wenn sie sich um ihren unvernünftigen Bruder, der in so manche schlechte Sache hineingerät, sorgt und die ihr auch sonst hilft, wo sie nur kann. Ihren Vater hat Zelda nie kennengelernt und ihre Mutter ist an Krebs gestorben, als sie noch klein war, aber jetzt, jetzt ist sie schon erwachsen und gerade 21 geworden. Eine Weile mussten Gert und sie bei ihrem Onkel wohnen, aber das war gar nicht gut. Und so hat Gert ihnen dann eine eigene Wohnung besorgt, das Sorgerecht für sie übernommen und seitdem passen sie eben gegenseitig auf einander auf, auch wenn Gert das sicherlich anders sieht, denn Zelda ist mit einer Fetalen Alkoholspektrumsstörung (FASD) auf die Welt gekommen. Aber sie kann trotzdem eine Menge, ist richtig klug und stellt sich dem Leben, jeden Tag. Nur laut und tumultig sollte es um sie herum nicht so zugehen, sonst bekommt sie Angst und kann nicht mehr so gut 'funktionieren'. Aber meistens bekommt sie das ganz gut hin, denn sie hat ja ihre Regeln und was ihr am allermeisten hilft, ist ihre Liebe zu den Wikingern. Die sind sehr ehrbar und kümmern sich um ihre Sippe, so wie Zelda um Gert. Sie sind sehr mutig, auch wie Zelda, ihr werdet es sehen und sie tragen alle zum gemeinsamen Silberhort bei und das macht Zelda auch, denn sie hat es tatsächlich geschafft und arbeitet jetzt in einer Bibliothek. Dass sie selbst natürlich auch ein Wikinger ist, ist ja selbstverständlich und das wird sie noch mehr wie beweisen. Einen Freund hat sie übrigens auch, Marxy, mit dem sie bald Sex haben möchte.
Also, Zelda ist wirklich besonders und eine Heldin in dieser Welt. Sie ist ungeheuer stark und ihre Geschichte ist es auch. Erst denkt man, dass sie es ja wirklich gut getroffen hat mit so viel netten verständnisvollen und unendlich toleranten Menschen überall um sie herum, egal, wo sie hinkommt und es kommt einem in den Sinn, das dies schon nicht so der Realität entspricht, aber dann erkennt man, es ist anders. Es ist Zelda, die mit ihrer so superauthentischen positiven Art aus uns ganz normalen Menschen ein bisschen bessere und nettere Menschen macht, meistens jedenfalls, denn ein paar böse oder zumindest einen gibt es hier auch, aber auch das wird man sehen.
Eine richtig gute Geschichte beherbergt dieses Buch und das Ende, ergreifend bis in die Haarspitzen, macht es zu einem 'the best'.
Es war mir wirklich eine Ehre, Zelda auf ihren Weg begleitet haben zu dürfen.

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Veröffentlicht am 06.04.2021

Ein Mann im Todestrakt und die Entwicklung eines freien Geistes

Gefangen und frei
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Jarvis Jay Masters, ein Mann und seine Geschichte im Todestrakt von Sankt Quentin, davon handelt dieses Buch, aber auf eine ganz andere Art und Weise, wie man das so allgemein erwarten würde.
Jarvis ...

Jarvis Jay Masters, ein Mann und seine Geschichte im Todestrakt von Sankt Quentin, davon handelt dieses Buch, aber auf eine ganz andere Art und Weise, wie man das so allgemein erwarten würde.
Jarvis wurde im Alter von 19 Jahren wegen mehrerer Überfalle zu einer Haftstrafe verurteilt. Vier Jahre nach Beginn seiner Gefangenschaft beschuldigte man ihn der Mittäterschaft bei der Ermordung eines Wärters und er wurde zum Tode verurteilt, für einen Mord, an dem er in keinster Weise beteiligt war. Die ersten 20 Jahre der folgenden Zeit im Todestrakt erfolgte in Isolationshaft. Anschließend wurde Jarvis, nach langer beharrlicher Intervention durch viele Menschen, die sich auf verschiedenste Weise seines Falles angenommen hatten, auf eine 'normale Station' für zum Tode verurteilte Männer verlegt. Ein Anwaltsteam versucht über all die Jahre, ein Wiederaufnahmeverfahren zu erwirken. Die Mängel bei Jarvis erstem Prozezz waren eklatant und neue Erkenntnisse und wiederrufene Zeugenaussagen beflügelten seine Hoffnung auf eine Freilassung oder zumindest ein neues Verfahren, mehr wie einmal auf seinem Weg. Aber dies ist nur der Mantel, die Eckdaten des Lebens eines Mannes, der den überwiegenen Teil seines Lebenszeit hinter Gefängnismauern verbracht hat.
Dieses Eingesperrtsein, von den eigenen Gefühlen des Leids, der Wut und des Hasses gefangen in seinem tiefen inneren Wesen, dazu das Erleben der Verzweiflung, der Hoffnung und dann wieder der Hoffnungslosigkeit, nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei den anderen Männer im Todestrakt, das hat bei den meisten zum Aufgeben geführt. Aggressivität gegen sich selbst und andere, innere Verrohung, Drogensucht und viele Selbstmorde in all den Jahren, das ist der Weg, den die meisten gehen, aber nicht so Jarvis. Er hat schon sehr früh Zugang zur Meditation gefunden, zur Schulung und Befreiung seines eigenen Geistes, dem Aufheben alter Verhaltensmuster und einer ganz neuen anderen Sicht auf die Menschen, auf alle Menschen. Und das dieses sich Anleiten lassen zu einem ganz neuen anderen Denken schließlich irgendwann zur Begrifflichkeit des Buddismus führte, das hat sich 'einfach so ergeben'. Jarvis Jay Masters hat dem Autor dieses Buch und damit auch uns Lesern erlaubt, Teil zu haben an diesem beschwerlichen keinesfalls gradlinigen Weg und uns zu zeigen, was unter der Kraft des Geistes zu verstehen ist und was sich daraus entwickeln kann.
Mich haben Jarvis Weg und all die Menschen, die ihn darin bis heute unterstützen, sehr beeindruckt. Es gab Ansätze, die einem sehr nah waren und jede Menge Aspekte, die einen selbst 'weitergebracht haben und vielleicht noch weiterbringen werden'. Und genau so soll es ja auch sein. Suche das heraus, was dir hilft und einem erlaubt, ein freieres Denken zu erfahren und sich den Menschen unvoreingenommener zuzuwenden, so versucht es Jarvis zu vermitteln und allein das finde ich sehr befreiend.
Ein sehr besonderes, lesenswertes Buch.

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Veröffentlicht am 24.03.2021

Ein Kleinod, das man gern sein Eigen nennt

Der Baum und der Vogel
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Dies ist ein wunderbares Buch.
Man streicht über den herrlichen Leineneinband, bestaunt das Cover, schlägt es dann auf und die Reise beginnt. Ein Schwarm kleiner Vögel lässt sich auf einem großen hochherrschalftlichen ...

Dies ist ein wunderbares Buch.
Man streicht über den herrlichen Leineneinband, bestaunt das Cover, schlägt es dann auf und die Reise beginnt. Ein Schwarm kleiner Vögel lässt sich auf einem großen hochherrschalftlichen Baum nieder und verharrt dort eine Weile. Dann setzt er seinen Flug fort. Nur einer der Vögel, ein kleiner rot gefiederter Kerl, will noch ein wenig länger bleiben. Und dann erlebt er in den Zweigen des mächtigen Baums ein paar ganz besondere Stunden, mit vielen neuen Eindrücken rund um die Tiere des Waldes, die hier für die Nacht ebenfalls eine Heimstatt gefunden haben.
Das ist eine schöne kleine Geschichte, die bei den Jüngsten in ihrer direkten einfachen Art gut ankommt und für die Erwachsenen herrlich sinnstiftend an die Türe klopft. Und dann, dann ist da die absolut gigantische Bildgewalt dieses Buches, diese kunstvollen Zeichnungen in ihrem ganz eigenen Stil, von einer solchen Farbenpracht, immer der Geschichte und dem Stand der Stunden folgend. Beim ersten Hineinsehen kommt einem der Gedanke, dass die überragende Visualität die Geschichte selbst vielleicht ein wenig erdrücken könnte, doch das ist nicht der Fall. Es passt alles, einfach genau richtig, zusammen.
Und, dies ist ein wunderbares Buch.

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Veröffentlicht am 19.03.2021

Ein fliegender Teppich, ein Abenteuer zu Sultanszeiten und dann neue Freunde

Auf fliegender Mission 1 - Ein stürmischer Anfang
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Kasimir ist ein fliegender Teppich, was auch sonst, 78 Jahre alt, also noch Grünschnabelalter und seine Familie, die Abdelrazims, sind eine der allerehrwürdigsten, schon über mehrere Generationen dem Sultan ...

Kasimir ist ein fliegender Teppich, was auch sonst, 78 Jahre alt, also noch Grünschnabelalter und seine Familie, die Abdelrazims, sind eine der allerehrwürdigsten, schon über mehrere Generationen dem Sultan dienende, Teppichdynastie. Wir haben das Jahr 762 und Kasimir und sein Freund Ali liefern sich mal wieder ein fliegendes Rennen zur Schule und wer verliert, muss den Schulhof nach dem Unterricht dann ganz allein fegen. Und dann, rums, nach dem Umblättern (im Buch), knallt Kasimir plötzlich gegen eine Fensterscheibe und drei Kinder Stella, Matteo und Hanna, die sich gerade um ein Stück Kuchen streiten, schauen erschreckt auf. Sie holen den ohnmächtig gewordenen Kasimir erstmal ins Haus, wir haben übrigens hier gerade das Jahr 2019, und dann, als der Teppich wieder ein bisschen zu Kräften gekommen ist, erzählt er den dreien die spannende Geschichte, die er erlebt hat, eben vor dem Rumps. Die drei Geschwister und Kasimir werden sofort richtig gute Freunde und beim ersten gemeinsamen Probefliegen bahnt sich dann auch schon das nächste Abenteuer an.
Zu Ende ist dieses toll illustrierte Buch dann allerdings schon, als, sagen wir mal, gerade erst das erste Viertel von Abenteuer Nr. 2 erzählt ist. Aber das macht fast gar nichts, denn der nächste Band ist schon geschrieben (und fünf weitere auch) und sehr bald abflugbereit zum Weiterlesen für all die Fans, die Kasimir und Co hier bereits gewonnen haben. Und davon gibt es dann bestimmt schon eine ganze Menge, denn 'Auf fliegender Mission' macht richtig Spaß und darüber hinaus, der Aufruf auf der letzten Seite, ,,lasst uns die Welt jeden Tag ein kleines Stück weit besser machen'', da kann man doch nur sagen, dann mal los!

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Veröffentlicht am 07.03.2021

Zwei Kinder, gerettet aus dem Meer und schon bald ist da ganz viel Nähe

Calypsos Irrfahrt
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Es gibt Kinder, deren Zuhause ist ein Land, in dem zu leben gar nicht leicht ist. Da kann es Krieg geben oder man hat nicht genug zu essen, man kann nicht in die Schule gehen oder die eigenen Eltern werden ...

Es gibt Kinder, deren Zuhause ist ein Land, in dem zu leben gar nicht leicht ist. Da kann es Krieg geben oder man hat nicht genug zu essen, man kann nicht in die Schule gehen oder die eigenen Eltern werden unschuldig ins Gefängnis gesteckt. Es gibt viele schlimme Gründe dafür, das man dann versuchen muss, aus seiner eigenen Heimat wegzugehen, um irgendwo anders sicher leben zu können. Und wenn man dann ganz viel Glück hat und auf die richtigen Menschen trifft, dann kann daraus diese Geschichte werden.
Oscar verbringt seine Ferien dieses Jahr mit seinen Eltern auf der Calypso, einem Segelschiff, mit dem die drei plus Lucy, ihrem Hund, durchs Mittelmeer schippern, vier Wochen lang. Oscar schaut gerade, ziemlich gelangweilt, übers Meer, als er da in der Ferne etwas schwimmen sieht, einen Rettungsring und daran hält sich jemand fest. Sofort schlägt er Alarm und seine Eltern reagieren sehr schnell und ziehen da tatsächlich zwei Kinder aus dem Wasser, in buchstäblich letzter Sekunde. Das Mädchen, ungefähr in Oscars Alter, und der um einiges jüngere Junge sind vollkommen erschöpft und einen Augenblick hat Oscar Angst, sie wären tot. Nachdem sich die beiden etwas erholt haben, stellt sich heraus, dass Nala und Moh aus dem Kongo kommen und von einem Flüchtlingsboot ins Meer gefallen sind. Bis zum nächsten Anlegepunkt dauert es noch etwas und so können sich die drei Kinder ein wenig kennenlernen. Oscar tut alles, um das Vertrauen der beiden zu erlangen und sich mit ihnen irgendwie, mit Händen und Füßen, zu verständigen, denn sie sprechen ja nicht die gleiche Sprache. Im nächsten Hafen können Naila und Moh dann, so denken die Eltern, an die entsprechende Behörde übergeben werden, die sich sicherlich gut um sie kümmern wird. Doch es kommt anders. Nicht nur an den Anlegepunkten in Griechenland, sondern später auch in Italien, will die beiden Flüchtlingskinder keiner haben. Regelrecht aggressiv wird die Familie mit ihrem Anliegen abgewiesen und sie müssen weiter segeln. Daraus wird eine wahre Irrfahrt, während der die fünf und besonders die Kinder anfangen, sich sehr zu mögen und sich richtig miteinander verbunden zu fühlen. Was aus dieser schlimmen Situation wird, soll hier nicht verraten werden, aber es geht auf jeden Fall sehr abenteuerlich und dramatisch zu.
Das Buch erzählt von einem sehr ernsten Thema und man erlebt hautnah, was den Menschen, die man jetzt ja auch schon ein bisschen kennengelernt hat, da widerfährt. Und das erfolgt, ganz aus dem Empfinden der Kinder heraus, absolut auf Augenhöhe der eigentlichen Leserschaft.
Eine berührende Geschichte, die noch lange nachhallt und sehr viel Gesprächsstoff bietet.

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