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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.03.2024

Eine Reise, die Aufarbeitung von Trauer und die Wärme Siziliens

Noto
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Konrad macht sich auf den Weg, eine Reise zu dem Haus ihrer Zweisamkeit in der wärmenden Landschaft Siziliens. Seine Begleitung, die Asche seines bei einem Unfall verstorbenen Partners Adriano, ihr gemeinsamer ...

Konrad macht sich auf den Weg, eine Reise zu dem Haus ihrer Zweisamkeit in der wärmenden Landschaft Siziliens. Seine Begleitung, die Asche seines bei einem Unfall verstorbenen Partners Adriano, ihr gemeinsamer Hund und ein junger Mann, Santi. Während sich Konrad, niedergetrügt von der Trauer über seinen Verlust, schwertut, sich an den Dingen um ihn herum zu erfreuen und seinem Ziel, ihrem gemeinsam geschaffenes Domizil, mit guten Gefühlen zu begegnen, ist Santi, unbelastet von irgendwelchen Lasten des Lebens und von vornherein mit Leichtigkeit gesegnet, das genaue Gegenteil und er nimmt diese herrliche sonnig warme Landschaft und die Begegnungen mit den Menschen in sich auf, mit einer großen Lust am Leben. Doch auch in Konrads Augen blitzt es immer öfter wieder auf, die Freude am Sein, und ganz langsam richtet sich sein Blick wieder nach vorn.
Dies ist ein Buch, das uns mitnimmt auf einen Weg, Konrads Weg. Es ist der Versuch einer Trauerbewältigung, dem, wenn auch noch sehr schmerzvollen Zulassen all der Erinnerungen, die unweigerlich in Konrad aufleben, wenn er die von beiden so geliebte Landschaft in sich aufnimmt, wenn er sich in Gedanken noch einmal an dem Schönen, zwischen Adriano und ihm erfreut. Und diese Landschaft, sie erstrahlt, durch die Hand des Autors, in voller Blüte und erwärmt auch das Herz der Leser sehr.
Dies ist eine schöne Geschichte, trotz des schweren Themas, ruhig und zart in seinen Stil und auch das Humorige erwacht irgendwann, sehr passend und nuanciert, wieder mit zum Leben.

Veröffentlicht am 05.03.2024

Ein bedrückendes Szenario und es lebt in unserer Zeit

Der rechte Pfad
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Vor 25 Jahren geflüchtet von diesem Ort, einem Dorf irgendwo in der Abgeschiedenheit des Sauerlands, kehrt Benjamin nun zurück, in diese von einer sektenähnlich struktierten abgeschotteten Gemeinschaft ...

Vor 25 Jahren geflüchtet von diesem Ort, einem Dorf irgendwo in der Abgeschiedenheit des Sauerlands, kehrt Benjamin nun zurück, in diese von einer sektenähnlich struktierten abgeschotteten Gemeinschaft geprägten kleine Welt. In seiner Kindheit hatte er hier Freunde, die dieser evangelikalen Christenschaft angehörten und eine von ihnen Hanna, damals tragisch ums Leben gekommen und der konkrete Grund für seine Flucht, war seine erste Liebe. Zumindest gehofft hat Benjamin darauf, dass die Dinge sich inzwischen geändert haben, abgeschwächte Strukturen, weniger mächtig das sektiererische Konstrukt. Aber eher das Gegenteil ist der Fall. Und auch eine politische Fokussierung ist hinzugekommen oder vielleicht hat sie sich auch einfach nur weiter manifestiert, sehr aktuell in unserer Zeit. Wir erfahren von damals, von der Infiltration, der sich auch Benjamin nicht vollig erwehren konnte, davon, wie die jungen Menschen dich darein ergeben haben oder eben aufbegehrt, verzweifelt, letztendlich machtlos. Und dann das Heute, schlimmer, radikal und eine politisch erlaubte Partei lässt grüßen.
Dies ist eine bedrückende, einen ganz persönlich ergreifende Geschichte, die tief hinunterzieht. Eigentlich kann man es kaum fassen, dass dieser Machtapparat im Kleinen wirklich funktioniert, dass die Menschen sich so unterjochen lassen, Gehirnwäsche inklusive. Und doch erscheint es real und gut nachvollziehbar, dass dieses System Sekte funktioniert. Und man sieht, was es tut.
Dies hier literarisch zu bewerten, fällt schwer, denn die Beklemmung und das große Unbehagen, das dieses Buch erzeugt, es steht im Vordergrund des eigenen Empfindens.
Aber es hat wohl genau das mit einem gemacht, was es sollte. Und so sollte man es lesen und seine Schlüsse daraus ziehen. Und danach, los lässt einen das vor Augen Geführte nicht so schnell.

Veröffentlicht am 26.01.2024

Noch einmal alles geben und dann nach Hause

#London Whisper – Teil 3: Als Zofe küsst man selten den Traumprinz (oder doch?)
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Zoe ist als Zeitreisende in der Regency-Zeit gelandet und hat hier als Zofe die Sichtweise ihrer jungen Herrin und deren Freundinnen ziemlich aufgemischt. Das eröffnet diesen ganz neue Perspektiven für ...

Zoe ist als Zeitreisende in der Regency-Zeit gelandet und hat hier als Zofe die Sichtweise ihrer jungen Herrin und deren Freundinnen ziemlich aufgemischt. Das eröffnet diesen ganz neue Perspektiven für ihre Rolle als Frau in der Gesellschaft. Und, nun ja, auch mit ihren Kreatitionen in der Mode hat sie Begeisterung ausgelöst und Mut zu Neuem verbreitet. Doch jetzt will sie, natürlich zusammen mit ihrem Hayden, der ebenfalls Zeitreisender ist, zurück in ihre eigene Zeit und dort ihre Liebe auf die ganz normale, im Vergleich doch sehr entspannte Art, leben. Aber das ist gar nicht so einfach und da ist noch ein heftiges Abenteuer zu bestehen. Denn es gibt da jemand, der ihrer beider Rückreiseplan vereiteln und das Ganze für sich ausnutzen will. Also wird es auch beim letzten Teil dieser Trilogie noch einmal richtig spannend.
Eine sehr einfallsreiche Fantasygeschichte findet hier ihren Abschluss und sie ist, wie schon die beiden Vorgänger, perfekt auf Augenhöhe für das jugendliche Publikum. Es geht um genau die Dinge, die bei diesen so Thema sind und natürlich um die Liebe. Und, sehr gut gemacht, die Geschichte ist auch durchzogen davon, wo die Rolle der Frau angesiedelt und wie eingegrenzt sie war, in der damaligen Gesellschaft. Dies wird in kleinen Schritten aufgebrochen und das beginnt im Kopf. Funktioniert zu jeder Zeit und das kommt hier sehr gut rüber.
Also ich fand es gut. Und die Hörbuchfassung steht dem Buch in nichts nach.

Veröffentlicht am 04.01.2024

Eine dystopische Gesellschaft, die einem sehr nahe erscheint und ein ganz persönliches Erleben

Für Dancing Boy
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Man lebt in einer eher nahen Gesellschaft von morgen, mit dezent ummantelten Elementen eines Wandels hin, zu einer zunehmend dystopischen Welt. Themen, auch unserer Zeit, treten hier weit offener hervor ...

Man lebt in einer eher nahen Gesellschaft von morgen, mit dezent ummantelten Elementen eines Wandels hin, zu einer zunehmend dystopischen Welt. Themen, auch unserer Zeit, treten hier weit offener hervor und führen zu Entwicklungen. Eine davon ist das von Lizz und ihrem Mann betriebene Institut zu Erfüllung sexueller Lust, im Einzelpersonenmodus und ausdrücklich, auf Vorgabe der zunehmend totalitären Staatsführung, ohne persönliche Betreuung. Das Geschäft des Paares wird gut genutzt und so wohnen sie, ihrem formalen Status entsprechend, im besten Viertel der Stadt. Doch sie werden von ihrer Umgebung gemieden und dieses Außenseitersein fühlt sich gerade auch für ihre Tochter sehr schmerzhaft an. Der graue empathielose Alltag, der auch in Lizz's Ehe gelebt wird, die Verzweiflung ihres Kindes, auch hier gibt es so gut wie keine Nähe mehr und ihre eigene Vergangenheit, die diese Geschichte zu einem größeren Teil, in Rückblenden, ausmacht, sie ist eine ganz eigene persönliche Dystopie, die uns sehr intensiv, hart und schnörkellos in der Sprache, aufgezeigt wird. Da ist die Entscheidung in jungen Jahren, vom Staat gefördert, als Leihmutter zu fungieren und die nie vergangene Sehnsucht, nach dem 'eigenen Kind', ihrem Dancing Boy, den sie damals weggegeben hat, die auch sexuelle Ausnutzung in ihrem eigenen Elternhaus und noch manches mehr, was mit dazu beiträgt, sich so nach Zugehörigkeit und menschlicher Zuneigung zu sehnen und sie doch bisher nie verspürt zu haben.
Dieses Buch, es ist besonders, weit weg vom gern gelesenen unterhaltsamen Wohlfühl-Mainstream. Es ist intensiv, gewaltig in seiner gewählten eher einfachen und direkten Sprache. Und dann ist da doch auch eine gewisse Verlorenheit, die nicht nur die Hauptprotagonistin Lizz, sondern auch, auf andere Art, die Leserschaft selbst, ergreift. Und trotzdem ist man gepackt von diesem durchaus auch mutigen Buch, mutig auch im Bezug darauf, dass der Zugang dazu sicher nicht jedem gelingt. Die Autorin wird das wissen und sie nimmt es in Kauf, um auf ihre bewusst gewählte Art viele der Themen anzusprechen, die unsere Gesellschaft auch heute, im Hier und Jetzt, umtreiben.
Ich finde das gut.
Und wenn die Geschichte zu Ende ist, klingt da eine Menge nach.

Veröffentlicht am 28.12.2023

Eine konkrete Angst, die ins Uferlose führt

Die Farbe der Sprachlosigkeit
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Dana schreibt, eher weniger erfolgreich, Drehbücher für Fernsehserien. Sie hat einen Partner, Jan, einen Start-Up-Unternehmer, der seinen Weg geht. Und dann ist da das große sonst. Dass sie in ihrer Beziehung, ...

Dana schreibt, eher weniger erfolgreich, Drehbücher für Fernsehserien. Sie hat einen Partner, Jan, einen Start-Up-Unternehmer, der seinen Weg geht. Und dann ist da das große sonst. Dass sie in ihrer Beziehung, in dem so-vor-sich-hinleben, nicht glücklich ist, lässt sie gar nicht erst an sich ran. Und dann entdeckt sie eine Hautveränderung an ihrem Hals. Der Gang zum Arzt und eine angedachte weiterführende Diagnostik, sie machen ihr Angst. Das ist konkret und natürlich sehr nachvollziehbar. Doch dieses Gefühl, es eskaliert, löst sich vom eigentlichen Grund und verursacht 'Unglaubliches'. Panikattacken, Gedanken, die sich im Abstrusen verlieren und sie ziehen Dana die Beine unter den Füßen weg. Sie versucht sich festzuhalten, an Konkretem. Aber was gibt es schon in ihrem Lebem, was ihr Halt geben könnte. Beruflich nein, privat, da versucht sie es erst gar nicht, sich ihrem Partner mitzuteilen. Und Freunde, wenig.
Ein heftiges Thema, ein intensives Buch, ein Buch, das Fragen aufwirft, auf die sich (hier) wenige Antworten finden. Hier verliert jemand irgendwie auch sich selbst. Oder war das gar schon vor dem als konkretem Anlass ausgemachten Sachverhalt der Fall? Und dann, wie helfen, wenn man es nicht zulässt, zulassen kann?, wenn die absolute Sprachlosigkeit noch mehr Sprachlosigkeit hervorbringt.
Ja, wirklich ein heftiges Buch. Es hat nicht an allen Stellen gepasst, für mich, aber es hat einen auf jeden Fall gepackt und es klingt, in seiner Sprachlosigkeit, lange nach.