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SofieWalden

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.11.2018

Ein verlorenes Managerleben und ein Neuanfang

Harte Landung
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Anrath ist um die 50, erfolgreicher Manager bei der Nerma AG, Ehemann, Vater und begeisterter Schachspieler. Alles sieht nach einem guten Leben aus, aber da ist eine gewisse Unzufriedenheit. Im Beruf fühlt ...

Anrath ist um die 50, erfolgreicher Manager bei der Nerma AG, Ehemann, Vater und begeisterter Schachspieler. Alles sieht nach einem guten Leben aus, aber da ist eine gewisse Unzufriedenheit. Im Beruf fühlt er sich nicht gerade herausgefordert,eigentlich interessiert ihn das Grundlegende seiner Firma nicht wirklich und dann ist da noch seine Kollegin, mit der er eine Art Verhältnis beginnt. Als dann ein Jobangebot, als alleiniger Chef für die Rettung einer maroden Firma verantwortlich zu sein, an ihn heran getragen wird, sagt er zwar nach längerem Überlegen ab, aber seine Firmenoberen erfahren davon und zeigen ihm auf, das er in dieser Firma keine Zukunft mehr hat. Und dies ist der Anfang vom Ende seiner bisherigen Lebenswelt, denn nun lässt sich seine Frau auch noch scheiden und die eingegangene Beziehung hat auch wenig Zukunft. Die Probleme an allen Ecken und Enden nehmen überhand und die Landung ist, wie der Buchtitel ja schon sagt, wirklich hart. Gibt es ein Wiederaufstehen und wie sieht das neue Leben dann aus, womöglich glücklicher als bisher, in der Manageretage?
Eine flüssige Sprache, kurze Kapitel und die Einarbeitung von Tagebuchsequenzen, die den er sachlich gehaltenen Erzählstil gerade im Hinblick auf die Figur Anraths doch etwas persönlicher und menschlicher erscheinen lassen, machen diesen Roman für mich zu einem doch eher gelungenen Autorendebüt. Man merkt auf jeden Fall, das hier jemand sehr genau weiß, wovon er erzählt, denn er hat lange Zeit mittendrin gelebt, in dieser doch sehr von Otto Normalverbraucher separaten Macherwelt. Ich fand den Roman durchaus spannend, gerade im Bezug darauf, wohin die Reise letztendlich geht und insgesamt auch sehr interessant. Die durchaus vorhandenen Längen in diesem seitenzahlmäßig doch eher schmaleren Band sind sicherlich dem Bestreben des Autors zuzuschreiben, dem Leser einen exakten Eindruck von der Atmosphäre der Entscheidungsträger da oben zu geben.
Mal sehen, was als nächstes kommt. Das Potential für 'noch besser' sehe ich auf jeden Fall als gegeben.

Veröffentlicht am 09.10.2018

Ein Junge lebt die Realität und schreitet hinüber in eine fantastische Welt

Ich, Santa
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Der 16-jährige Protagonist in dieser Geschichte lebt nach dem Tod seiner Mutter bei seinem Onkel Frank und den Cousins Tobias und Bastian. Es herrschen klare Regeln, nach denen sich ihr Leben ausrichtet ...

Der 16-jährige Protagonist in dieser Geschichte lebt nach dem Tod seiner Mutter bei seinem Onkel Frank und den Cousins Tobias und Bastian. Es herrschen klare Regeln, nach denen sich ihr Leben ausrichtet und dann gibt es da noch die große Leidenschaft des Onkels für ungewöhnliche kuriose Dinge. Eines Tages besucht der Junge einen Jahrmarkt und lernt dort Jules, einen Motorradartisten kennen. Dieser eröffnet ihm den Eintritt in eine Welt der Mystik und Phantasie. Und dann beginnt sie, die Fantasygeschichte, in einer Mischung aus fantastisch gelungen und verworren in ihren Wegen und mit Figuren, die sich nicht wirklich fassbar und sehr eigen in ihrer Persönlichkeit darstellen, wobei sich aber letztendlich dann doch wieder alles zu einem 'richtigen Ganzen' zusammenfügt. Die durchaus vorhandenen Schwächen in dieser ab und zu etwas zusammengebastelten Geschichte werden jedoch durch den sehr angenehmen leicht zu lesenden Schreibstil des Autors aufgefangen und insgesamt ist es ein durchaus unterhaltsamer Roman geworden, der mitten hinein führt in eine andere Welt. Auf jeden Fall mal ausprobieren.

Veröffentlicht am 29.09.2018

Hund und Herrchen, auf Augenhöhe bei der Krimiermittlung

Oberons blutige Fälle
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Der Wolfshund Oberon und sein Herrchen, der Druide Atticus, sind ein ganz besonderes Paar, denn Oberon kann sich mit Atticus, seinem Mensch, unterhalten. Und genau das tut er auch, ausgiebig, nicht nur ...

Der Wolfshund Oberon und sein Herrchen, der Druide Atticus, sind ein ganz besonderes Paar, denn Oberon kann sich mit Atticus, seinem Mensch, unterhalten. Und genau das tut er auch, ausgiebig, nicht nur bzgl. der zwei Kriminalfälle, die die beiden gemeinsam zu lösen haben. Dabei bleibt Oberon durchaus Hund. So findet er es ziemlich merkwürdig, das die Menschen nicht zuerst am Hinterteil des anderen riechen, um zu wissen, wen sie da vor sich haben und natürlich ist fressen wichtiger als Fälle lösen. Das ist alles sehr herzerfrischend und man denkt automatisch auch mal ein bisschen darüber nach, wie wir uns denn so mit unserer eigenen 'Menschlichkeit' abmühen, wie schräg das, vielleicht nicht nur für einen Hund, rüber kommen kann.
Die beiden Kriminalfälle, die das sonderliche Duo dann auch zu einem guten Ende bringt, sind sehr unterhaltsam und herrlich unblutig, ganz entgegen dem Titel des Romans. Und das Ganze macht richtig Spaß, inkl. einer sehr edlen Pudeldame und einer Portion Eichhörnchen bei Fall Nr.2.
Eine rundum gelungenes Buch, mit einer genau richtig portionierten Mischung aus Tier-Mensch-Gemeinschaft, lockerer Krimiunterhaltung und Fantasy.

Veröffentlicht am 27.09.2018

Die Wut gegen die Fremden, so einfach ist das (nicht).

Mit der Faust in die Welt schlagen
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Die Geschichte begleitet die Söhne der Zschornacks, einer in Sachsen lebenden Familie. Der Roman beginnt einige Jahre nach der Wende. Philipp und Tobias haben es ganz gut getroffen, ihre Eltern haben beide ...

Die Geschichte begleitet die Söhne der Zschornacks, einer in Sachsen lebenden Familie. Der Roman beginnt einige Jahre nach der Wende. Philipp und Tobias haben es ganz gut getroffen, ihre Eltern haben beide Arbeit und bauen für die Familie mit viel Selbstarbeit ein Haus. Doch die den Jungen gebotene Stabilität bröckelt im Laufe der Jahre. Da ist die Scheidung der Eltern und auch der Großvater stirbt. Ein große Arbeitgeber schließt sein Werk und Kompensation durch Neuansiedlungen ist nicht gegeben. Die Menschen sind frustriert und fühlen sich verraten von der Politik und denen 'im Westen'. Die allgemeine Stimmung ist schlecht und die Hoffnungslosigkeit entlädt sich in Aggressivität und der Suche nach Schuldigen, die man verantwortlich machen kann. Anfangs müssen die dort lebenden Sorben dafür herhalten, doch dann werden Flüchtlinge in der Umgebung einquartiert und die rechtsradikalen Gruppierungen erhalten regen Zulauf. Die beiden Brüder, die schon in ihrer Jugend Kontakt zu dieser Art von Gedankengut hatten, reagieren jetzt jedoch sehr unterschiedlich.Während Philipp sich in sich selbst zurück zieht, taucht Tobias nun endgültig in die rechte Szene ab.
Der Autor gibt dieser sehr aktuellen Thematik hier eine Form, die Platz macht für ganz konkrete Menschen, einzelne Individuen, ihrem Aufwachsen mitten in einem echten Leben und ihrer ganz eigenen Entscheidung dafür oder dagegen. Hier werden keine Klischees bedient, keine Wertungen vorgenommen und nicht pauschalisiert. Es wird einfach erzählt, das allerdings mit sehr eigen gewählten Sprachmitteln und Satzstrukturen. Daran muss man sich erst einmal gewöhnen und es dauert eine Weile, bis man sich trotzdem ganz auf die eigentliche Geschichte fokussieren kann. Mir persönlich erschließt sich der Zweck dieser Stilmittel nicht wirklich. Es 'bremst' beim Lesen und verhindert einen emotionaleren Zugang. Aber vielleicht ist es ja gerade so gewollt.
Letztendlich bin froh, dieses Buch gelesen zu haben, denn es eröffnet die Möglichkeit, sich gedanklich auf eine ganz andere Weise mit dem Thema auseinander zu setzten. Auf jeden Fall empfehlenswert.

Veröffentlicht am 26.09.2018

Pubertät in gehobenen Kreisen und ein Augenzwinkern mit dazu.

Wie ich fälschte, log und Gutes tat
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Der fast 16-jährige Benni, mit Eltern aus gehobenen Kreisen und zwei Einser-Schwestern, die in Boston studieren, ist selbst nicht so der schulische Überflieger. Aber was macht das schon, schließlich ist ...

Der fast 16-jährige Benni, mit Eltern aus gehobenen Kreisen und zwei Einser-Schwestern, die in Boston studieren, ist selbst nicht so der schulische Überflieger. Aber was macht das schon, schließlich ist er mitten in der Pubertät und vorwiegend damit beschäftigt, mit seinen Freunden Vince und Prechtl auszuprobieren, was geht. Bei Drogen, Alkohol und Sex liegt ihr Hauptinteresse und für die Kleinstadt-HighSociety, in der sie sich bewegen, wird ganz nach deren Vorbild, gefälscht und gelogen, wo immer es geht. Und so stehen auf dem Papier gute Noten und ordentlich 'Kleingeld' fällt auch noch dabei ab. Dazu kommen sportliche Meriten im Tennis und so ist doch alles paletti, denn der Schein wird gewahrt und darin sind die Erwachsenen um ihn herum sowieso Weltmeister. Benni ist kein schlechter Kerl, im Gegenteil, eigentlich erfüllt er nur Erwartungen und tut und macht, damit es für alle passt, bei seinen Eltern und deren 'Freunden', in ihrer oberflächlichen Schickimickiwelt.
Die Geschichte trieft geradezu vor Klischees, aber das macht absolut gar nichts. Denn das Augenzwinkern, mit dem wir Leser die Geschehnisse begleiten (sollen), liefert einen sehr unterhaltsamen Roman, zum Spaß haben und um sich vielleicht zu denken, die eigene Bodenhaftung ist gar nicht so schlecht.