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Veröffentlicht am 05.08.2021

Eine scheinbar starke Protagonistin

Das Auktionshaus (Die Auktionshausserie 1)
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Sarah Rosewellwächst Anfang des 20. Jahrhunderts in einem der Elendsviertel Londons auf. Ihr leben scheint Zukunfts- und Perspektivlos, bis sie durch einen glücklichen Zufall die vermögende Kunstliebhaberin ...

Sarah Rosewellwächst Anfang des 20. Jahrhunderts in einem der Elendsviertel Londons auf. Ihr leben scheint Zukunfts- und Perspektivlos, bis sie durch einen glücklichen Zufall die vermögende Kunstliebhaberin Lady Sudbury kennenlernt. So nimmt diese Sarah in ihren Haushalt auf und beginnt, diese als Kunsthistorikerin und Spezialistin für Antiquitäten auszubilden. Und so endet Sarah letztendlich im großen Auktionshaus Varnham's wo sie trotz Neid, Krieg und ihrer unrühmlichen Herkunft beginnt, erfolgreich in die Zukunft voranzuschreiten.

Ich muss sagen, dass ich wirklich hin und hergerissen bin, zwischen 3 und 4 Sternen. Denn einerseits hat mich die Geschichte wirklich gut unterhalten und ich bin auch wirklich nur so durch die Seiten geflogen. Der Unterhaltungswert steht also außer Frage, allerdings fand ich den Schreibstil der Autorin nicht überragend spannend oder herausragend, aber für einen Unterhaltungsroman bzw. einen historischen Roman durchaus passend. Was mir allerdings nicht ganz so gefallen hat, waren die Protagonisten. Ich fand sie recht flach und nicht besonders facettenreich. Sarah ist noch einigermaßen in Ordnung. Zwar hat auch sie einen recht einseitigen Charakter und sie hätte mehr Feinschliff bedürfen, aber sie war trotzdem in Ordnung. Die Nebenfiguren verschwammen aber recht schnell zu einem grauen Brei aus einheitlichen Protagonisten, die sich nur grob durch ihre Namen und gegebenenfalls durch ihr Aussehen unterscheiden. Etwas merkwürdig fand ich auch den hohen Verschleiß Sarahs an Feindinnen und Feinden, bzw. Bekannten, die sich dann urplötzlich gegen sie wenden. Das war mir dann oft zu schnell vorbeigezogen und wirkte auch nicht immer Authentisch. Thematisch hat mir die Geschichte wiederum recht gut gefallen. Das Auktionshaus als Setting empfand ich als einzigartig und spannend und es gab wirklich tolle Hintergrundinfos und Kunstwerke zu bestaunen. Auch die Flucht aus der sozialen Unterschicht und der Kampf für die Gleichberechtigung der Frau war in ersten Zügen vorhanden, hätte meiner Meinung nach aber noch mehr ausgebaut werden können.

Letztendlich hat das Buch einen recht hohen Unterhaltungswert, ist aber nichts Weltbewegendes. Trotzdem kann ich das Buch an diejenigen empfehlen, die gute und leichte Unterhaltung wünschen, und ich freue mich schon auf den zweiten Teil.

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Veröffentlicht am 16.05.2021

Eine Geschichte über Liebe und Hoffnung

Die Glasperlenmädchen
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Louisiana 1875: Die ehemalige Sklavin Hannie Gossett hat während der Wirren des Krieges ihre ganze Familie verloren. Alles was ihr bleibt ist eine Kette mit 3 blauen Glasperlen daran und die Hoffnung, ...

Louisiana 1875: Die ehemalige Sklavin Hannie Gossett hat während der Wirren des Krieges ihre ganze Familie verloren. Alles was ihr bleibt ist eine Kette mit 3 blauen Glasperlen daran und die Hoffnung, ihre Mutter und ihre 8 Schwestern jemals wiederzufinden. Gleichzeitig sind aber ihre ehemalige Besitzerin Miss Lavina und deren Halbschwester auf Jagd nach deren Erbe, dass ihnen durch das Verschwinden ihres Vaters zu entgleiten droht. Und so führt die Suche die drei von Louisiana in die texanische Wildnis. Über 100 Jahre später kommt die junge Lehrerin Benny in eine kleine Stadt in Louisiana, wo sie vor ihrer gescheiterten Liebe fliehen will. Schnell merkt sie, dass die hiesigen Schüler ein harter Brocken sind, doch als sie Versucht diese für die Geschichte ihrer Heimatstadt zu begeistern ahnt sie nicht, auf welche Geheimnisse sie stoßen wird.

Von der Geschichte erwartete ich mir anfangs, mit einer spannenden Südstaatengeschichte und vielen Geheimnissen unterhalten zu werden. Schnell merkte ich aber, dass ich in gewissen Punkten enttäuscht werden würde. Zunächst einmal ließ das Buch auf weiten Teilen sprachlich sehr zu wünschen über. Der Schreibstil war mir persönlich zu direkt, oberflächlich und einfach nicht bunt genug. An manchen Stellen, vor allem in den ersten beiden Dritteln des Buches, kam aber eine prickelnde Stimmung auf, die perfekt für ein Buch ist, das im Süden der USA spielt. In diese Atmosphäre tauchte ich dann auch sehr gerne ein, allerdings ging diese nach einer gewissen Zeit auch wieder verloren. Zur Handlung muss ich sagen, dass mich der Handlungsstrang, der im 20. Jahrhundert spielt, bei weitem besser unterhalten hat, als der, der direkt nach dem Krieg spielt. Mit Benny auf Entdeckungsreise zu gehen und gegen die festgefahrenen Strukturen der Kleinstadt zu kämpfen, war auf weiten Teilen spannend und unterhaltsam. Die Geschichte rund um Hannie hat mich allerdings komplett gelangweilt. zunächst einmal schlägt die Handlung eine komplett andere Richtung ein, als der Klappentext vermuten lässt und das Spannungspotential wurde kaum ausgeschöpft. Im Generellen hatte ich beim Lesen auf dieser Zeitebene das Gefühl, dass alles viel zu gewollt klingt. Auch die Protagonisten konnten mich nicht so ganz begeistern. Benny ist super ausgearbeitet, facettenreich und sympathisch, alle anderen Protagonisten, die Nebencharaktere und auch unseren zweiten Hauptcharakter Hannie, waren sehr flach, öde und langweilig. Gestört hat mich aber auch die Auflösung der Geschichte. Die Ebene mit Benny wurde an und für sich sehr schön abgeschlossen, allerdings sind mir die beiden Handlungsstränge viel zu lose miteinander verknüpft.

Letztendlich verspricht das Buch mehr, als es halten kann. Der Handlungsstrang in der Vergangenheit war für mich viel zu langweilig und nicht gut ausgearbeitet, wohingegen der in den 80ern sehr viel Spaß gemacht hat, was für mich das Buch teilweise retten konnte.

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Veröffentlicht am 01.03.2024

Gute Besserung

Hamlet
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Die Geschichte rund um den dänischen Königssohn, der auf der Suche nach Rache von der eigenen seelischen Unruhe umgetrieben wird, ist wohl jedem ein Begriff. Shakespeares Dramen haben mir bisher immer ...

Die Geschichte rund um den dänischen Königssohn, der auf der Suche nach Rache von der eigenen seelischen Unruhe umgetrieben wird, ist wohl jedem ein Begriff. Shakespeares Dramen haben mir bisher immer recht gut gefallen, und so war ich neugierig, mehr über den weltberühmten Hamlet zu erfahren.

Der Start in die geschichte gelang auch relativ reibungslos, wir sind im ersten Akt und wir bekommen sogleich die Grundlage für eine spannende Geschichte geboten. Schnell musste ich aber merken, dass sich die Geschichte immer mehr in ewigen Monologen Hamlets verliert, die zwar durchaus dessen Seelenqualen und Zweifel darstellen sollen, dennoch wird sehr viel Tempo dadurch herausgenommen. Auch wird sehr viel Potential damit verschwendet, dass Leute mit ihren Handlungen durch die Handlung schweben, ohne von tieferer Relevanz für Hamlets Charakterentiwcklung oder die gesamte Geschichte zu sein. Ein Beispiel dafür ist wohl Fortinbras, der Prinz von Norwegen, der so random in der Geschichte aufgetaucht war, dass ich ihn am Ende des Stückes, als er wieder vorbeischaute, schon wieder komplett vergessen hatte und neu kontextualisieren musste.

Schlussendlich kann Hamlet nicht mit Macbeth oder Othello mithalten, was Strukturiertheit, Spannung und Plot anbelangt. Schade, doch Shakespeare hat noch genug andere Werke, an denen ich mich erfreuen kann.

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Veröffentlicht am 28.06.2023

Ausflug in die Hallstätter Zeit

Salzberggöttin
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Bereits 600 v. Chr. wurde in Hallstatt Salz abgebaut. Im Hochtal über dem See hat die Bergherrin die spirituelle und weltliche Macht über die Bevölkerung. Sie dient den arbeitenden Menschen und der Berggöttin. ...

Bereits 600 v. Chr. wurde in Hallstatt Salz abgebaut. Im Hochtal über dem See hat die Bergherrin die spirituelle und weltliche Macht über die Bevölkerung. Sie dient den arbeitenden Menschen und der Berggöttin. Das alljährliche Bergfest steht bevor, an dem sich die Menschen aus einem weiten Umkreis zur Zelebrierung der alten Bande treffen. Kurz davor kehrt Tolan, der Sohn der Bergherrin ins Tal zurück. Er war auf einer weiten Reise bis in den Süden, wo er in Arnu einen Freund gefunden hat, der ihn nun in seine Heimat begleitet. Zwischen Arnu und Tolans Schwester entsteht eine zarte Liebe, während Tolan mit seinen radikalen Ideen mehr und mehr den Frieden im Hochtal gefährdet.

Ich habe mir von diesem Roman kein mitreisendes, hochkomplexes oder literarisch aufwendiges Werk erwartet. Ich war aus auf leichte Unterhaltung in historischem Setting, das einen historischen Mehrwert bietet. Und genau das habe ich in diesem Buch gefunden. Zumindest so einigermaßen. Am Schreibstil kann man glaube ich recht gut festmachen, dass es sich bei dem Roman um ein Erstlingswerk handelt. Kurze Sätze, die sich ideal verbinden hätten lassen. Aber auch recht wenig Beschreibungen von Szenerie. Insgesamt ist die Sprache also recht geradlinig und unaufregend, leider auch recht wenig atmosphärisch. Die Figuren verschwinden leider ebenfalls recht schnell zu einem Einheitsbrei. Alle sind irgendwie verschiedene Gesichter ein und der selben Figur. Zwar haben wir mit Tolan klar eine Person, die als Antagonist aufgebaut ist, die positiv konnotierten Protagonistinnen und Protagonisten sind sich alle aber ziemlich ähnlich. Das liegt unter anderem auch daran, dass die Figuren recht blass und eindimensional gezeichnet sind.

Was mir an der Geschichte aber recht gut gefallen hat, ist der Einfluss von historischen Tatsachen. Man lernt ein wenig über die ältere Eisenzeit, eventuelle Bestattungsrieten und vieles mehr. Zwar ist klar, dass vieles aufgrund von fehlenden schriftlichen Quellen der Interpretation der Autorin überlassen. Im Nachwort hat man dafür wieder einen Pool an wissenswerten Informationen rund um die Zeit und die im Roman vorkommenden Völker und Handlungsschauplätze.

Insgesamt nehmen die Beschreibungen von gesellschaftlichem Leben und Spiritualismus recht viel Raum im Buch ein, sodass der einzige Handlungsstrang der Geschichte recht stark verdrängt wird. Dennoch ergibt sich ein interessanter Roman, der auch wenn nicht unbedingt spannend, so doch auf gewisse Weise lesenswert ist.

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Veröffentlicht am 13.03.2022

radikaler Vegetarismus in den Kinderschuhen

Vegetarianer
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Karl Wilhelm Diefenbach hat ein Werte- und Lebensbild, das von dem seiner Lebenszeit, dem späten 19. Jahrhundert, sehr stark abweicht. Er predigt den Vegetarismus, setzt auf Licht, Luft und Wasser als ...

Karl Wilhelm Diefenbach hat ein Werte- und Lebensbild, das von dem seiner Lebenszeit, dem späten 19. Jahrhundert, sehr stark abweicht. Er predigt den Vegetarismus, setzt auf Licht, Luft und Wasser als Naturheilmethoden, lehnt Schulmedizin, Impfungen und Medikamente radikal ab und meint nur durch den Nudismus sei der Körper gesund. Mit diesen Ideen zum gesunden, perfekten Leben, aus dem sich eine neue Menschenrasse herausbilden wird, beginnt Diefenbach Anhänger:innen um sich zu scharren und gründet vor den Augen der entsetzten Münchner Gesellschaft eine Gruppe, die die Theorie seines idealen Lebensstils lebt. Doch dabei gibt es nicht nur emotionale und finanzielle Probleme, auch der Staat wird Diefenbach mehr und mehr zur unüberwindbaren Hürde.

Ich habe mich wirklich auf das Buch gefreut, da ich darin eine Möglichkeit gesehen habe, den heutigen Vegetarismus mit dem rebellischen Anfängen in Zeiten der industriellen Revolution zu vergleichen. Dafür eignet sich das Buch auch wirklich hervorragend. Man bekommt wirklich einen sehr guten Einblick in Vorstellungen der damaligen Vegetarier, wie sich durch ihren Einsatz die Weltverändern könnte. Auch der Blick auf die Naturheilmethoden sind interessant, gleichzeitig aber auch durchaus amüsant, da viele von ihnen aus dem heutigen Standpunkt betrachtet so absurd sind, dass man es sich schwer vorstellen kann, dass es im 19. Jahrhundert Menschen gegeben hat, die darin die Heilung aller Krankheiten und Leiden sahen. So ist der historische Aspekt des Buches wirklich enorm wertvoll, auch wenn ich sagen muss, dass für mich der Versuch einer literarischen Romanbiografie teilweise gescheitert ist. Zwar ist Diefenbach wie gesagt ein durchaus interessanter Charakter und auch sprachlich konnte das Buch mich auf weiten Teilen von sich überzeugen, zwar nicht immer begeistern, aber das habe ich keineswegs erwartet. Allerdings fehlte mir im Buch einerseits die Spannung. Irgendwann war einfach die Luft raus, da sich die Geldprobleme Diefenbachs und sein Konflikt mit dem Gesetz, aber auch das Auf und Ab der Vegetarianer-Gruppe, in einem periodischen Kreislauf ständig wiederholten. Dazu kommt noch, dass mich die Protagonist:innen auf emotionaler Ebene überhaupt nicht an sich binden konnten. Vor allem Diefenbach ging mir mit seinem Gejammere und Gesudere in der zweiten Hälfte des Buches ziemlich auf die Nerven.

Dennoch ist das Buch wirklich lesenswert und bietet einen interessanten Ausblick in die Zeit, in der der Vegetarismus noch in den Kinderschuhen steckte, vor allem für Menschen, die sich mit alternativen Ernährungsmethoden auseinandersetzen also durchaus spannend.

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