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Veröffentlicht am 06.02.2020

zu wenig Tiefe

Lighting Shadows
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„Es kostet mich alle Kraft, die ich aufbringen kann. Unsere Körper scheinen wie Magnete zu sein, die sich wehren wollen, auseinander gerissen zu werden.“
(Travis in Lighting Shadows)

Worum geht’s?

Um ...

„Es kostet mich alle Kraft, die ich aufbringen kann. Unsere Körper scheinen wie Magnete zu sein, die sich wehren wollen, auseinander gerissen zu werden.“
(Travis in Lighting Shadows)

Worum geht’s?

Um den Schatten ihrer Vergangenheit zu entfliehen und einen Neuanfang zu starten, fliegt Luna von Mailand nach New York. Hier möchte sie auf der Ballett Akademie die Karriere starten, auf die sie schon lange hinarbeitet und von der sie sich auch nach dem Drama um ihre Familie nicht abhalten lässt. Als sie sich in New York einlebt, trifft sie auf Travis. Ihre Freunde warnen sie vor ihm und tatsächlich scheint Travis nicht die beste Wahl zu sein. Doch Luna kann nichts dagegen tun, sie fühlt sich magisch zu ihm hingezogen. Doch wo Gefühle im Spiel sind, kommt schnell Schmerz hinzu…

Lighting Shadows ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das in einem hübschen, aquarellmäßige Cover mit Blau- und Erdtönen ist sehr hübsch und schlicht. Die Gestaltung ist sehr zurückhaltend und gibt keine Hinweise auf den Inhalt Preis. Es ist für mich kein Hingucker, der meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde. Das Buch sowohl aus Sicht von Luna als auch Travis in der Ich-Perspektive erzählt, die Geschichte verläuft linear. Der Schreibstil ist flüssig und gut lesbar, das Buch präsentiert jedoch eine inkonstante Kommasetzung. Die Sprache ist modern, wirkte für mich aber teilweise etwas zu gewollt-cool. Das Buch beinhaltet Schimpfwörter und niveauvolle Erotikszenen.

Mein Fazit

Nachdem zahlreiche Stimmen sehr euphorisch von diesem Buch geschwärmt haben und mir das Lesen ans Herz gelegt haben, habe ich mir den Klappentext einmal näher angeschaut. Eine Ballerina, die in New York einen Neuanfang sucht? Klang für mich nach einer Geschichte, die ich so noch nicht so oft gelesen habe. Also wollte ich den Jubelstürmen glauben und griff zu diesem Buch. Leider muss ich aber sagen: Ich kann sie nicht komplett nachvollziehen. Aber woran liegt das?

New York soll für Luna ein Neuanfang sein. Nachdem ein schrecklicher Vorfall ihre Familie ausgelöscht hat und sie noch immer von den Gedanken daran gejagt wird, will sie in New York an der bekannten Ballett Akademie einen Platz ergattern. Hierfür zieht sie von Mailand nach New York und sucht einen Platz in einer WG. So landet sie bei Emily und Jane, die sie direkt ins Herz schließt. Durch Emily und Jane lernt sie Travis kennen, der die Aura eines Bad Boys hat und Luna irgendwie unter die Haut geht. Sie weiß nicht so ganz, was sie von ihm halten soll. Als sie eines Abends ausgehen, passiert eine große Katastrophe und Luna wird verletzt. Auf einmal steht ihre Karriere, ihre neue Zukunft und auch ihr Herz auf der Kippe. Kann sie Travis vertrauen?

Als ich das erste Mal auf die Seitenzahl schaute, merkte ich, dass bereits ein Viertel des Buches um war. Das war der Moment, wo ich bemerkte, dass einfach noch nichts passiert ist und Luna das erste Mal so richtig auf ihr Love Interest stößt. Gleichzeitig bemerkte ich aber auch, dass ich das Gefühl hatte, total viel gelesen zu haben, weil sehr viel erzählt wurde, nur eben nichts, was im Kern zur Handlung beiträgt. Und so sollte es sich durch das ganze Buch ziehen. Permanent bekam ich das Gefühl, dass es wahnsinnig viel Drumherum gab. Da sind Lunas ausladende Gedanken (in denen sie sich auch gern mit einem unterernährten Eichhörnchen vergleicht oder insgeheim andere Leute verurteilt), nette Momente mit den WG-Mitbewohnerinnen oder umfangreiche Beschreibungen von Erlebnissen – die aber für den Kern, zumindest den für mich vorwiegenden Kern der Liebesgeschichte, keine Relevanz hatten. Ich war stets auf der Suche nach dem roten Faden, der sich durch das Buch ziehen sollte, aber war mir zunehmend unsicher, ob es wirklich die Liebesgeschichte sein sollte. Denn sehr sprunghaft kommen immer wieder Szenen, bei denen man erst denkt „ah, auf geht’s“, aber am Ende passiert nichts oder es sind regelrechte Zwischensequenzen, die mehr ablenken als voranbringen. Wer es gern detailliert und umfangreich mag, wird sicher keine Probleme damit haben. Für mich litt nur durch das ganze Drumherum im Übermaß der Fokus zu sehr.

Lighting Shadows hatte für mich irgendwie recht wenig Handlung. Im Grunde genommen geht es um Luna und Travis, die aufgrund ihrer Freunde zusammenfinden, sich nicht so sicher sind, ob sie was miteinander anfangen wollen und dann ein wenig vom Schicksal und ihrer Vergangenheit tyrannisiert werden. Das Baletttanzen von Luna? Wird ganz vereinzelt angesprochen, vor allem eigentlich nur im Hinblick auf den Unfall, an dem Travis Schuld ist. Travis‘ Fotografie? Spielt hier und da eine Rolle, wird aber vor allem für das Thema Selbstakzeptanz von Luna verwendet. Travis‘ Probleme? Werden angesprochen und bisschen beleuchtet, aber dann auch irgendwie als „akzeptiert“ in die Story eingeflochten. Vor allem da musste ich stark schlucken. Denn der Unfall, an dem Travis Schuld ist, hat Fragezeichen und Ausrufezeichen hinterlassen. Ein junger Mann, der wie in Rage jemanden angeht und im Zuge dessen Luna verletzt, die ihn stoppen will? Wäre für mich Grund genug, abzuhauen, und zwar ganz weit. Vor allem, wenn besagte Person noch von ihrer schwierigen Impulskontrolle faselt, die gemeinsamen Freunde (scherzhaft?) fragen, ob er sie beim Aufeinandertreffen im Fitnessstudio vergewaltigt hat und sowieso jeder Luna vor Travis warnt. Aber Luna hängt dafür zu sehr an dem Typen, den sie erst kurz und eigentlich gar nicht kennt. Selbst, als sie zu sich sagt, er ist nicht gut, entscheidet sie Sekunden später, dass er schon nicht so schlimm ist. Schwierig, nicht nachvollziehbar, wenig greifbar. Wie so manche Entscheidungen und Erklärungen in diesem recht klassisch verlaufenden Buch.

Das wird allerdings noch durch ein weiteres Problemchen ergänzt: Die Schlüsselszenen sind viel zu kurz, als dass sie mich erreichen konnten. Es gibt einige Momente, die sicher ohne Zweifel als die Momente in der Geschichte hervortreten, die viel verändern, sei es nun die Charakterbeziehung oder die Handlung selbst. Da gibt es die Enthüllung von Lunas Geheimnis und Lunas Vergangenheit, die nur wenige Zeilen füllt. Da gibt es Einblicke in Travis Vergangenheit, die ebenso kurz sind. Als gegen Ende hin die Vergangenheit zurückkehrt und beide Welten aufeinanderprallen, wird auch dies so schnell erledigt, dass man es sich hätte sparen können. Zum Ende kommt nochmal ein üblicher Dramapunkt, der alles vergessen lässt, was noch im Raum stand (außer Sex, den vergisst man nicht so schnell!) und zu klären gewesen wäre. Wenn man sich das Verhältnis anschaut, mit dem einige „Normalszenen“ beschrieben werden und dann diese Emotionsgaranten, dann bin ich wirklich stark enttäuscht.

Und so gehe ich aus dem Buch mit dem Gefühl, dass es nicht rund und nicht stimmig war. Es war kein Auf und Ab meiner Gefühle. Ich habe das Buch einfach so runtergelesen und immer darauf gewartet, dass ich etwas tut. Es ist nicht unbedingt so, dass die Charaktere eindimensional sind, das würde ich nicht sagen. Aber ich hatte das Gefühl, sie können sich nicht entfalten., Das Ende war klassisches Drama mit einem Schatten der Vergangenheit und einem Drama im Umfeld, aber selbst diese (doch eigentlich traurige) Szene konnte mich nicht erreichen. Es waren einfach nur Worte auf dem Papier.

Zu den Charakteren muss ich sagen, dass sowohl Luna als auch Travis mir nicht sympathisch waren und ich mit beiden bis zum Schluss nicht warmgeworden bin. Lunas traurige Vergangenheit begleitet sie auch in der Gegenwart und führt zu Panikattacken und Alpträumen. Ich hatte aber das Gefühl, mehr über ihre Zimmerausstattung zu erfahren als über ihr Seelenleben. Gleiches galt für Travis, der einige Leichen im Keller hat. Als die Anziehung der beiden unweigerlich immer größer wird, passiert es einfach. Ich habe das Knistern nicht gespürt, ich habe die Emotionen nicht nachvollzogen. Es war halt einfach irgendeine Anziehung da und fertig. Die Randcharaktere sind die WG-Mitbewohnerinnen, die bereits nach wenigen Stunden beste Freundinnen für Luna sind, sowie die Freunde von Travis, die auch mit den WG-Mitbewohnerinnen befreundet sind. Alle sind lustig, tragen etwas zum Spaß am Rande bei und geben mehr oder minder kluge Ratschläge. Aber auch hier war es so, dass viele Themen angelegt wurden, die dann ratzfatz abgehakt wurden, etwa eine aufkeimende Beziehung zwischen zwei der Randcharaktere oder die kürzliche Trennung der einen Mitbewohnerin.

Eine Sache, die mir neben der teils willkürlich anmutenden Kommasetzung aufgefallen ist, war das Gefühl, dass zwischendurch die Sätze einfach so runtergehauen wurden. Da ging es zack, zack, zack. Teilweise waren die Sätze wie ein Schnellschussfeuer direkt hintereinander weg, was manchmal so wirkte, als würde die Autorin schnell zu etwas anderem kommen wollen. Bei wenigen Szenen hatte ich das Gefühl hingegen nicht, etwa bei der seitenfüllenden Sexszene. Die wurde sehr gut geschrieben. An anderen Stellen aber wirkte das Buch wirklich gehetzt.

Insgesamt muss ich sagen, dass ich mit – vielleicht zu – hohen Erwartungen an dieses Buch herangegangen bin. Immer wieder wurde die Emotionalität des Buches betont und wie wunderschön die Geschichte sei. Ich kann dem nicht beipflichten und bleibe so irgendwo zwischen gut unterhalten und emotional nicht berührt zurück. Das Buch war zu schnell (mit dem Ganzen, was passiert), aber gleichzeitig zu langsam (oder eher zu kurz, was vor allem am Anfang den Zeitaspekt und dafür vorkommende Entwicklung angeht). Die Charaktere haben sich mir nicht erschlossen, die Schlüsselszenen waren mir deutlich zu sehr drübergebügelt und es hat mir vor allem deutlich die Tiefe gefehlt. Das ganze Drumherum ist sehr gut gelungen, unterhaltsam und sorgt für so manche Lacher, aber der Kern scheitert an einem für mich greifbaren roten Faden. Eine Geschichte, die sicher mit guten Ideen daherkommt, aber für mich einfach nicht rund umgesetzt wurde.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Vertrieb überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 29.01.2020

mir fehlte Handlung und Tiefe

Boston Nights - Wahres Verlangen
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„Es war eine Schlacht ohne Gewinner. Eine Sackgasse.“
(Ava in Boston Nights)

Worum geht’s?

Ava will doch nur nach Hause. Nach einer absolut schrecklichen Zeit möchte sie einfach nur erste Klasse nach ...

„Es war eine Schlacht ohne Gewinner. Eine Sackgasse.“
(Ava in Boston Nights)

Worum geht’s?

Ava will doch nur nach Hause. Nach einer absolut schrecklichen Zeit möchte sie einfach nur erste Klasse nach Hause fliegen – und dann schnappt ihr so ein unfreundlicher Wikinger den letzten Platz weg. Als der Flug dann sogar gecancelt wird, muss Ava über Nacht im Hotel bleiben. Und dort trifft sie wieder auf ihn, den arroganten Schotten Caleb. Und die unüberwindbaren Anziehungskräfte bewirken, dass beide für einen One-Night-Stand ins Bett springen. Als sie am Folgetag aber nebeneinander im Flugzeug sitzen, werden die Karten neu gemischt. Möchte das Schicksal ihnen etwas sagen?

Boston Nights ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das in dunklen Farben gehaltene Cover ist mit seiner goldenen Folierung sehr schön und edel gestaltet. Die Gestaltung ist sehr zurückhaltend und gibt keine Hinweise auf den Inhalt Preis. Das Buch wird ausschließlich aus Sicht von Ava in der Ich-Perspektive erzählt und die Story verläuft linear. Der Schreibstil ist sehr flüssig und gut lesbar. Das Buch beinhaltet zahlreiche explizite Erotikszenen.

Mein Fazit

Nach vielen Jubelstürmen über die Autorin Samantha Young habe ich mich dazu hinreißen lassen, dieses Buch von ihr zu lesen. Ich hatte eigentlich keine großen Erwartungen und bin unvoreingenommen an das Buch herangegangen. Dass das Buch mich über weite Strecken an ein anderes Buch erinnern wird und es mir am Ende so vorkommt, als hätte das Buch sehr wenig Handlung, kam für mich dann recht überraschend.

Ava kommt nach anstrengenden Tagen, die sie in ihre Vergangenheit zurückgebracht haben, am Flughafen an und möchte einfach nur ein Ticket für die erste Klasse nach Hause. Doch am Schalter drängelt sich rücksichtslos ein Schotte vor, der ihr den letzten Platz wegschnappt und in einem hitzigen Wortgefecht nur noch respektlos gegenüber Ava ist. Als der Flug kurzfristig storniert wird, bleibt Ava nichts übrig, als über Nacht im Hotel am Airport einzuchecken. Abends nimmt sie an der Hotelbar noch einen Snack – und trifft hier erneut auf den arroganten Schotten, der sich als Caleb vorstellt. Caleb leistet ihr Gesellschaft, obwohl Ava es nicht will, aber zugleich doch will. Und dann knallen die Gefühle durch und beide landen in einem hitzigen One Night Stand im Hotelbett. Eine Nacht, was ist schon dabei? Als sie jedoch am Folgetag nebeneinander im Flugzeug sitzen, machen sie mit ihren Reibereien nahtlos weiter. Denn Caleb verurteilt Ava, die versucht, es anderen Recht zu machen. Und Ava verurteilt Calebs rücksichtslose Art. Aber es liegt zugleich ein Prickeln in der Luft. Und als eine Kundin von Ava Tage später anruft und Ava einen netten Herren vorstellen möchte, ist Ava urplötzlich in einer Spirale aus Lust und Frust gefangen.

Boston Nights hatte für mich irgendwie wenig Handlung. Runtergebrochen geht es um eine Zufallsbegegnung, die sich permanent anmault, weil er über sie ein vorurteilsbehaftetes Bild hat und sie von ihm genervt ist. Hieraus entwickelt sich aufgrund körperlicher Anziehung dann eine lockere Bettgeschichte, die über Calebs Zeit in Boston aufrecht erhalten bleibt. Doch natürlich kommen Gefühle ins Spiel, es gibt hier und da ein paar dramatische Umstände, zudem einige Rückblicke in die jeweilige Vergangenheit. Aus dieser ergibt sich bei Caleb eine Bindungsangst, bei Ava ein niedergeputztes Selbstbewusstsein. Insbesondere Calebs Geschichte spielt aber eigentlich kaum eine Rolle, die wird nur angerissen. Was thematisch eigentlich ganz nett war, aber irgendwie etwas unterging, war die Thematik um Avas persönliche Entwicklung. Verlassen von ihrem Exverlobten mit den Worten, sie sei hübsch und deshalb begehrenswert, aber mehr auch nicht, glaubt Ava lange Zeit an diese Worte. Dabei hat sie so viel mehr zu bieten. Dennoch verfällt sie immer wieder in dieses Gedankenkarussell, was leider Caleb unbewusst auch noch anfeuert. Diese ganze Thematik rund um ihre Selbstzweifel, das Wiedergewinnen ihres Selbstbewusstseins und der Erkenntnis, nicht nach der Erwartung anderer zu leben, hätte man deutlich besser und präsenter einbauen können. Das hätte dem Buch definitiv Tiefe geben können. Denn so hatte man das Gefühl, es ging nur um Sexdates, die dann in einer wirren Form von Beziehung enden.

Zwischendurch gab es zwar das ein oder andere angelegte Problemchen, etwa der Grund für Calebs Boston-Besuch aus beruflichem Zweck sowie Berichte aus Avas Berufsleben, die Geschichte um Avas beste Freundin und deren Beziehungsprobleme. Aber ich hatte bei allen Sachen das Gefühl, dass sie sehr willkürlich eingesetzt wurden und eigentlich überflüssig waren, weil sie für die Handlung recht wenig Substanz mitgebracht haben. Zumindest hatte man aber noch ein wenig das Gefühl, mehr als nur die „Dates“, die im Bett langen, zu bekommen.

Das Ende des Buches war für mich leider gar nicht stimmig. Es kam sehr plötzlich, es war ultimativ vorhersehbar, wie sich die Puzzleteile zusammensetzen und man war fast über Ava verwundert, die offenbar die Schlüsse nicht ziehen konnte. Unpassend kitschig war daher das große Finale, was vor allem ein großes Fragezeichen hinterließ: Wie genau kam es dazu, dass Caleb vom absolut unausstehlichem Herren zum Softie mutiert, der seiner Ava die Welt zu Füßen legen möchte? Das hat nicht gepasst und war irgendwie unrund. Beinahe hätte man das Gefühl gehabt, die Autorin wusste nicht ganz, wie sie es hätte enden lassen können.

Ich kann es auch einfach nicht leugnen, aber Anfang und Ende kommen mir hochgradig bekannt vor. Wer das Buch „Idol – Gib mir dein Herz“ von Kristen Callihan gelesen hat, wird wissen, was ich meine. Dass sich Sachen im Romance-Genre wiederholen, ist nicht weiter schlimm. Aber hier gab es so viele Übereinstimmungen. Die nebeneinanderliegenden Plätze in der First Class, die Rumzickerei miteinander, die Flugangst von Caleb und die komplette Schlussszene wirkt auch wie eine Neuauflage von Idol 2. Da mich das Buch damals hochgradig überzeugen konnte, Boston Nights hingegen aber teilweise einfach krampfhaft wirkte und keine Chemie (außer vielleicht sexueller Natur) zwischen den beiden Protagonisten entsteht, war ich in diesem Hinblick doch etwas gefrustet.

Insgesamt muss ich sagen, dass Boston Nights sicher ein nettes Buch für Zwischendurch ist. Ich mag allerdings einfach keine Literatur, bei der man das Gefühl hat, dass sich alles nur um Bettaktivitäten dreht und die Charaktere anhand von sexueller Anziehungskraft eine Beziehung miteinander eingehen. Hinzu kamen die für mich offensichtlichen Parallelen zu einem meiner Lieblingsbücher. Caleb ist und bleibt ein unangenehmer Zeitgenosse und mir fehlte es an Tiefe, Gefühl und Zuneigung in diesem Buch. Der Schreibstil hat mich jedoch sehr begeistert, weshalb ich sicher noch einen zweiten Versuch mit der Autorin wagen werde.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 29.12.2019

plätschert vor sich hin mit zu wenig Tiefe

The Ivy Years - Bis wir uns finden
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„Meistens mache ich mein seltsames Leben für diesen Mangel an Erfahrung verantwortlich, aber in Wahrheit fehlt mir lediglich der nötige Mut.“
(Lianne in Ivy Years 5)

Worum geht’s?

Einmal eine normale, ...


„Meistens mache ich mein seltsames Leben für diesen Mangel an Erfahrung verantwortlich, aber in Wahrheit fehlt mir lediglich der nötige Mut.“
(Lianne in Ivy Years 5)

Worum geht’s?

Einmal eine normale, junge Frau zu sein. Das ist der Wunsch von Schauspielerin Lianne und der Grund, wieso sie sich am Harkness College eingeschrieben hat. Freunde finden, Party besuchen, Spaß haben. All das ist ihr bisher verwehrt geblieben, in einem Leben zwischen Rampenlicht und Dreharbeiten. Als sie Daniel, von allen nur DJ genannt, trifft, verliebt sie sich das erste Mal so richtig. Doch DJ scheint sie immer wieder zurückzuweisen. Denn er hat ein Geheimnis, was sein Leben für immer verändern kann, ein Geheimnis, was niemand erfahren soll. Wird er dafür die Liebe zu Lianne opfern?

Ivy Years – Bis wir uns finden ist Band 5 der Ivy-Years-Reihe. Das Buch ist in sich geschlossen und kann ohne Vorkenntnisse gelesen werden, es empfiehlt sich jedoch, zumindest Band 4 gelesen zu haben, um einfacher ins Geschehen zu finden.
Schreibstil / Gestaltung

Das für die Reihe typische Cover mit gemalten Blumen ist dieses Mal in einem hübschen Blauton gehalten. Es gefällt mir sehr gut, gibt zugleich aber keinen Hinweis darauf, welcher Teil der Reihe es ist, nicht einmal auf der Rückseite. Da alle Bücher abgesehen vom Untertitel und der Farbe identisch aussehen, ist der Wiedererkennungswert zwar hoch, zugleich ist man aber auch verwirrt.

Die Geschichte entwickelt sich chronologisch, teilweise mit kleineren Zeitsprüngen, die nicht gesondert ausgewiesen werden, sondern sich teilweise nur aus dem Kontext ergeben. Die Geschichte wird sowohl durch Lianne als auch DJ in der Ich-Perspektive erzählt. Der Schreibstil der Autorin ist recht angenehm, jung und oftmals umgangssprachlich. Das Buch ist recht gut lesbar und lässt ohne große Anstrengung auch länger durchlesen. Die Autorin hat eine unverkennbare Vorlieben für das Wort „Kleines“, anders ist die inflationäre Nutzung nicht zu erklären. Im Buch ist sexueller Content in schwacher Dosierung enthalten.

Mein Fazit

Ivy Years 5 ist mein erstes Buch aus der Ivy Years Reihe und auch mein erstes Buch von der Autorin. Nach vielen Jubelstürmen auf allen Seiten wollte ich mit Ivy Years 5 starten, da mich der Klappentext sehr angesprochen hat und ich die Idee einer bekannten Schauspielerin auf dem College interessant fand. Am Ende versprach der Klappentext mir zu viel und ich bleibe etwas ratlos zurück. Zumindest das „Kleines“ von DJ hat sich in meinen Kopf gebrannt. Aber der Rest?

Lianne hat sich absichtlich das recht kleine College Harkness ausgesucht, weil sie dachte, hier in Ruhe studieren zu können. Daraus wird jedoch nichts, denn immer wieder machen sich Kommilitonen über sie lustig, drücken ihr Sprüche rein und nehmen sie nicht ernst. Zudem wird sie andauernd angesprochen für Fotos und von Paparazzi verfolgt. Daher flüchtet sie am liebsten in ihre Videospielwelt, wo sie vorgeben kann, jemand anderes zu sein. Selten kann ihre Mitbewoherin Bella sie überzeugen, irgendwohin mitzukommen. Doch eines Abends bei einem Ausflug in ein Pizzalokal trifft sie wieder auf DJ, der ihr Herz höherschlagen lässt. Zwischen den beiden herrscht eine Anziehung, aber DJ stößt Lianne immer wieder weg. Verletzt und traurig, aber zugleich hoffnungsvoll versucht Lianne immer wieder, DJ zu durchschauen. Doch dank eines Vorfalls vor einigen Monaten und den hieraus resultierenden Folgen hat DJ Zukunftsängste und traut sich nicht, sich auf Lianne einzulassen. Wird Lianne sein Herz noch gewinnen können oder wird DJs Vergangenheit die Gefühle im Keim ersticken, bevor etwas Schönes daraus werden kann?

Ivy Years 5 ist für mich ein Buch mit viel verschenktem Potenzial und zu wenig Gedanken. Die Geschichte wirkt vor allem am Anfang, als hätte die Autorin nicht so ganz gewusst, was sie vorhat. Man stolpert direkt ins Geschehen, Lianne hat schon Gefühle für DJ, DJ schon für Lianne, dann beginnt ein regelrechter Eiertanz und ich habe mich die ganze Zeit gefragt: Wann passiert denn endlich einmal was? Das erste Drittel besteht gefühlt nur aus Lianne, ihre Vorliebe für Computerspiele (das wird teils verhältnismäßig ausufernd geschildert), hier ein Pizzaabend, dort ein Eishockeyspiel, hier eine Vorlesung. Es dauert wahnsinnig lange, bis ich das Gefühl hatte, angekommen zu sein. Es waren von Anfang an zu viele Namen, zu wenig Handlung und zu viele Längen. Erst im letzten Drittel des Buches wurde das besser. Man braucht enormes Durchhaltevermögen.

Zu Lianne und DJ kann ich gar nicht so viel sagen, weil ich das Gefühl hatte, sie nicht richtig kennenlernen zu dürfen. Lianne wirkt von Anfang an sehr nachdenklich und fast schon etwas depressiv. Sie spielt sehr viel online, wo sie einfach sie selbst sein darf und niemand weiß, dass sie eigentlich berühmt ist. Auf dem Campus ist das Leben für sie schwer, ihr Manager kümmert sich nur ums Geld und nicht um ihre Bedürfnisse. Das alles wird aber immer nur sehr beiläufig eingeflochten und geht im Gesamtkontext regelmäßig unter. So wird sie zB auch von einem Paparazzo gejagt, der dann aber auch einfach wieder aus der Geschichte verschwindet. DJs Dasein beschränkt sich gefühlt auf das DJ-Sein, sein Geheimnis und seine Interaktion mit Lianne. Er wirkt sehr zurückhaltend, die Last seines Geheimnisses nimmt ihn mit und beeinflusst die Beziehung zu Lianne. Aber alles in allem hatte ich einfach das Gefühl, die beiden zu wenig zu kennen. Dabei helfen die vielen Randcharaktere, die allesamt auch nur beiläufig mitspielen, ebenso wenig. Fast wirkt es so, als würden Liannes Probleme und DJs Geheimnis zwei getrennte Storylines sein, die nur zufällig in einem Buch gelandet sind.

Was mich allerdings überrascht hat, war die Thematik um DJs Geheimnis. Ich hatte mich recht viel gerechnet, mit so einem Hintergrund jedoch nicht. Es ist ein schwieriges Thema, was jedoch vor allem in Amerika an den Colleges durchaus Relevanz hat und zum Mitdenken anregen dürfte. Die Auflösung und Erklärung hat mir ganz gut gefallen und war nachvollziehbar, jedoch wurde im Anschluss das Thema abgesehen von einer Email irgendwie begraben. Das fand ich schade. Ich hätte gern etwas mehr Reflexion am Campus für die Thematik gehabt. Gleiches gilt rund um Liannes Problem. Man merkt, dass sie unzufrieden mit ihrem Leben im Rampenlicht ist, ihr Manager zeigt sich immer wieder als Vollkatastrophe, ihre Wünsche werden nicht respektiert. Das ist alles Stoff für eine kritische Auseinandersetzung, die meiner Meinung nach jedoch ausblieb. Alles wirkt angerissen und so hingeknallt. Der Twist am Ende mit Liannes weiterer Zukunft war für mich irgendwie zu platt und zufällig, viel zu idealistisch. Ich hatte während des ganzen Buches das Gefühl, mehr über Liannes Vorliebe für Musik und ihrem Spaß am „DJ sein“ zu erfahren, als über ihre beruflichen Probleme und Wünsche.

Insgesamt ist Ivy Years 5 ein Buch, was mir nicht besonders in Erinnerung bleiben wird. Es war ein Buch mit viel Potenzial, was aber wenig genutzt wurde. Die Geschichte plätscherte so vor sich hin, ich musste mich immer wieder zum Weiterlesen motivieren und die Beziehungsentwicklung war irgendwie von 0 auf 100, nur um dank DJs Geheimnis immer wieder gestoppt zu werden. Das Buch hatte oftmals Längen und phasenweise gar keine Tiefe. Nach hinten heraus wird es zwar etwas besser, hier wird aber etwas zu schnell abgehandelt und alles zu sehr glattgebügelt. Ivy Years 5 ist kein Highlight, aber auch kein Totalausfall.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 25.12.2019

so viel verschenktes Potenzial - ein kitschiges Jugendbuch

180 Seconds - Und meine Welt ist deine
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„Man hat das Gefühl, als würde eine negative Sache tausend positive aufheben. In einem Meer von Liebe siehst du nur den einen Menschen, der gerade ertrinkt.“
(Allison zu Esben in 180 Seconds)

Worum geht’s?

Allison ...

„Man hat das Gefühl, als würde eine negative Sache tausend positive aufheben. In einem Meer von Liebe siehst du nur den einen Menschen, der gerade ertrinkt.“
(Allison zu Esben in 180 Seconds)

Worum geht’s?

Allison ist kein normales Mädchen. Nachdem sie ihre komplette Kindheit und Teile ihrer Jugend in Pflegefamilie verbracht hat, ist sie innerlich gebrochen. Sie vertraut Menschen nicht, igelt sich ein und hat regelmäßig Angstzustände. Durch einen Zufall trifft sie auf den Social Media Star Esben, der mit ihr ein Sozialexperiment macht: 180 Sekunden Blickkontakt, nur die beiden. Widerwillig lässt Allison sich darauf ein. Doch sie kann nicht ahnen, dass dieses Experiment ihr ganzes Leben ändern wird…

180 Seconds ist ein Standalone, in sich geschlossen und unabhängig lesbar.


Schreibstil / Gestaltung

Das Cover mit zarten Farben und einer gewissen schlichten Eleganz gefällt mir sehr gut, weckt aber auch nicht unbedingt mein Interesse. Es ist für mich wenig aussagekräftig. Der Titel hat direkten Bezug auf das Buch.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm und emotional. Das Buch ist recht gut lesbar und lässt ohne große Anstrengung durchlesen. Die sprachliche Gestaltung ist recht jung gehalten. Die Geschichte entwickelt sich chronologisch, jedoch mit teilweise größeren Zeitsprüngen, die nicht gesondert ausgewiesen werden, sondern sich teilweise nur aus dem Kontext ergeben. Die Geschichte wird ausschließlich durch Allison erzählt. So erhält man vor allem in ihre Gedanke und Zweifel Einblicke, in die der anderen Charaktere hingegen nicht.

Mein Fazit


Bücher, auf die man sich am meisten freut, sind die, die einen meist am härtesten enttäuschen. Das ist hier bei 180 Seconds passiert. Normalerweise lese ich keine Leseproben, doch hier war ich so begeistert und emotional berührt von der Leseprobe, dass ich dachte, ich werde das Buch lieben. Das Klappentext klang so überzeugend, das Sozialexperiment klang super interessant und dann wird mir SOETWAS präsentiert.

Allison kehrt ans College zurück. Seit Jahren lebt sie ein Leben unter dem Radar, hat kaum Freunde außer Steffi, die sie einst in einer Pflegefamilie kennengelernt hat und seitdem quasi eine Schwester für sie ist. Ihr einziger Sozialkontakt ist ihr Adoptivvater, der schwule Simon, der sich von seinem Partner trennte, weil dieser Allison als Teenager nicht adoptieren wollte. Irgendwo zwischen Verzweiflung und dem Willen, etwas zu ändern, nimmt Allison sich vor, das neue Jahr mutiger anzugehen. Das hält genau einen Tag, maximal. Als sie eines Abends im Park sitzt, wird sie von einem Mädchen angesprochen, die sie bittet, an einem Experiment mitzumachen. 180 Sekunden soll sie mit jemandem Blickkontakt halten. Dass dieser Jemand ein weltbekannter Social Media Star ist und es um ein Video für seinen Kanal geht, weiß Allison nicht. Sie lässt sich darauf ein, auch wenn sie sich dabei unwohl fühlt. Doch diese Begegnung mit Esben wird Folgen haben. Folgen, die Allison für immer verändern.

Nach einem wirklich starken Start, der vor allem in Allisons Kopf Einblicke gewährt und einem mitfühlen lässt, hat mich das Buch nach knapp 50 Seiten das erste Mal verloren. Ich weiß nicht, wieso, aber ich habe das Sozialexperiment doch eher in einem wissenschaftlichen Kontext erwartet und nicht als Videoidee. Das Experiment selbst wird gut beschrieben und ist auch durchaus interessant – komplett weg war ich aber, als die ersten Folgen des Experiments kamen. Ich war verwirrt, ich war überrumpelt und zugegeben, es hat mich genervt. Es hat zahlreiche Seiten gebraucht, bis das Buch mich zurückgeholt hat, zumindest kurzzeitig. Denn ab dem Experiment ist es ein Auf und Ab. Nicht thematisch, nicht dramaturgisch. Ganz im Gegenteil – das Buch ist sehr positiv, sehr süß, sehr perfekt, sehr kitschig, sehr klischeehaft – ach, hab ich schon erwähnt sehr perfekt? Esben ist perfekt. Esbens Tätigkeit ist perfekt. Esbens Videos sind perfekt. Allisons Entwicklung ist schnell und perfekt. Simon ist perfekt. Alles ist perfekt. Zumindest bis kurz vorm Ende, wo Steffi mit einem Geheimnis um die Ecke kommt, was wenig überrascht. Hier setzt das Buch zu einem grandiosen Finale an. Das Problem? Dieses Finale ist so dermaßen überzogen, übertrieben, überkitscht, dass ich nicht einmal mehr wusste, ob ich lachen oder weinen sollte. Ich bin jetzt kein Gegner von Kitsch, aber das war einfach viel zu viel. Leider ist durch das ganze Perfekte und Übertriebene andauernd die Situation eingetreten, dass mich das Buch verloren hat. Es gab Tage, da habe ich nicht mehr als ein Kapitel „ertragen können“. Das Ende des Buches ist dann eine vollkommen verpuffende Spiegelung innerhalb des Buches, die leider nur noch lächerlich wirkt. Immerhin kam dann die Erleichterung, dass es jetzt zu Ende ist.

Ich habe mich wirklich geärgert, dass so viel Potenzial einfach weggeworfen wurde. Es gab viele Situationen, die wirklich gut ausgearbeitet werden könnten. Da wäre zB Esben, der im ganzen Buch so dermaßen ideal und perfekt herüberkommt, kein Kratzer auf der Fassade, nichts. An einer Stelle im Buch hat er plötzlich Zweifel an seiner perfekten Onlinetätigkeit, die Zweifel werden aber zwei Seiten später direkt weggewischt, weil Allison seine Hilfe braucht – und die der Onlinecommunity. Da wäre zB die komplizierte Beziehung zwischen Simon und Allison, die sich von 0 auf 100 annähern, nachdem Allison die 180 Sekunden Lebenswandel Challenge hatte.

Hinzu kommt, dass die Autorin ständig längere Zeitsprünge vornimmt. Dadurch erlebt man den Beziehungsaufbau nur bedingt mit, man wird vor vollendete Tatsachen gestellt, fragt sich manchmal „hä, wann ist das denn passiert“ und manchmal hat man auch das Gefühl, dass die Autorin ihre 5 Hot Topics im Buch hatte, alles dazwischen nur lästiges Beiwerk ist und möglichst schnell abgehandelt werden muss. Daran leidet vor allem die Tiefe und Nachvollziehbarkeit doch arg. Ihre Hot Topics übertreibt die Autorin teilweise maßlos, dass man fast schon die Augen verdrehen mag. Das Dazwischen verpufft. Komisch sind auch Momente, wo man das Gefühl hat, die Autorin hat ihren vorherigen Plot vergessen bzw. einfach ihren vorherigen Plot wie abgehakt beerdigt. Thema vorbei, Thema vom Tisch. Genauso funktioniert 180 Seconds. Das habe ich vor allem am Ende feststellen müssen, wo die Thematik um Steffi sehr emotional wird, danach aber nur noch die Beziehung von Esben und Allison eine Rolle spielt und Steffi mit keinem Wort mehr erwähnt wird.

Positiv erwähnen muss man allerdings Steffi und Simon als Nebencharaktere. Vor allem Simon ist jemand, den man sofort ins Herz schließt, er bemüht sich trotz Zurückweisung permanent um Allison und ist immer für sie da. Er ist wirklich süß gewesen und war mein Highlight am Buch. Steffi ist eine sehr gute Freundin über Großteile des Buches und man freut sich, dass Allison so jemanden an ihrer Seite hat. Zu Esben kann ich wenig sagen, weil er derart langweilig und eindimensional gestaltet ist, dass man meinen könnte, er ist Nebencharakter. Ansonsten gibt es zahlreiche weitere Charaktere, bei denen man teilweise nicht einmal weiß, wo sie herkommen oder wo sie plötzlich hinverschwunden sind.


Insgesamt ist 180 Seconds ein Buch, was mich massiv zwiegespalten zurücklässt. Das liegt vor allem daran, dass ich das Gefühl habe, das Buch sei unstimmig und unrund. Wollte die Autorin mit ihren jungen Erwachsenen als Protagonisten einen New Adult Roman schreiben? Wenn ja, ist er aufgrund diverser Thematiken, einer sehr hohen Portion Kitsch und vor allem mangelnder Tiefe wirklich schiefgelaufen. Ist es jedoch als Young Adult Roman geplant gewesen, hat in meinen Augen der Verlag mit Marketing und Klappentext falsche Erwartungen hervorgerufen. Ich habe ein emotionales Buch mit Tiefgründigkeit und Sozialkritik erwartet (so startet das Buch tatsächlich auch), aber nach dem Sozialexperiment ist alles verpufft und ich habe einen erstklassigen Nachmittagsfilm auf Disney Channel Niveau präsentiert bekommen. Vor allem gegen Ende macht sich eine gewisse Frustration breit. So viel Potenzial, so wenig davon ausgenutzt. Schade. So ist es nur ein solides Jugendbuch mit viel überzogenem Kitsch.


[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

  • Einzelne Kategorien
  • Gefühl
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 17.10.2019

nett anzusehen, aber leider kein Mehrwert

Tasty Sweets
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Was ist das?

Tasty ist ein weltbekanntes Foodnetzwerk, was vor allem durch seine kurzen Kochvideos auf Facebook und Instagram große Bekanntheit erlangt hat. In den Videos wird in Zeitraffer die Zubereitung ...

Was ist das?

Tasty ist ein weltbekanntes Foodnetzwerk, was vor allem durch seine kurzen Kochvideos auf Facebook und Instagram große Bekanntheit erlangt hat. In den Videos wird in Zeitraffer die Zubereitung von allerlei Leckereien gezeigt, die das Fett- und Zuckerherz höherschlagen lassen. Tasty Sweets ist das dritte, auf dem deutschen Markt erschienene Kochbuch, was einige der köstlichen Dessertspezialitäten aus dem Bereich Kuchen und Nachtische niedergeschrieben präsentiert.


Wie sieht es aus?

Das Kochbuch befindet sich in einem flexiblen Einband, der sich sehr gut aufschlagen lässt, leider aber nicht 100% aufgeschlagen bleibt. Das appetitliche Cover mit einem Soufflee-Kuchen (der auch im Buch beschrieben wird) passt gut zum Buch und macht Lust, in das Buch zu schauen. Das Buch verfügt im Inneren über viele halbseitige, ganzseitige und doppelseitige Fotografien der Speisen sowie teilweise von einzelnen Arbeitsschritten. Das cleane, übersichtliche Layout macht das Lesen einfach und es ist sofort offensichtlich, was die Zutaten sind und was die Arbeitsschritte sind. Die Textlast des Buches ist als eher gering einzustufen, da die Rezepte bis auf wenige Ausnahmen nicht mehr als eine Seite umfassen.



Was erwartet einen?

Bei Tasty Sweets ist der Name Programm. Das Buch umfasst zahlreiche einfache und kompliziertere Rezepte für allerlei Arten von Nachtischen, angefangen vom Brownie über Tarts und Pies bis hin zu verschiedenen Cremes. Nach einer umfangreichen Einleitung, bei der es vor allem Tipps zu Backgrundlagen und Zutaten gibt, gehen auch schon die Rezepte los, welche in 7 Kategorien unterteilt sind. Diese lauten „Mächtig &schokoladig“, „knusprig & knackig“, „weich & klebrig“, „saftig & fruchtig“, „sahnig & karamellig“, „luftig & fluffig“ sowie „cremig & schmelzig“. Inhaltliche orientieren sich dann alle Rezepte an diesem Grundthema, so findet man zB in „mächtig & schokoladig“ verschiedene Schokokuchen und in „saftig & fruchtig“ vor allem Kuchen mit Früchten. Generell ist das Buch eher gebäcklastig.



Mein Fazit

Ich bin bekennender Fan der Tasty-Videos, nicht nur im Bereich der süßen Leckereien, sondern generell. Schon seit langer Zeit folge ich dem Instagram-Kanal und habe das ein oder andere Gericht bereits nachgekocht. Was mich allerdings oftmals störte: Die Schnelligkeit der Videos. Denn oftmals wird so schnell gezeigt, was die Zutaten sind, wie man vorgeht und manchmal musste ich Videos mehrfach schauen, ob hinterherzukommen. Daher fand ich die Idee, eines herrlich analogen Buches sehr gut, um in Ruhe und übersichtlich die Rezepte vor mir zu haben. Leider muss ich aber sagen, dass mich Tasty Sweets nicht unbedingt begeistern konnte.


Positiv finde ich die Gestaltung. Das Buch ist wirklich schön übersichtlich, gut untergliedert und die Fotografien wunderschön appetitlich. Leider ist nicht zu jedem Rezept ein Bild vorhanden, was ich schonmal sehr unpraktisch finde, da man sich vielleicht nicht unter jedem Titel direkt etwas vorstellen kann (zB Snickerdoodles). Kompliziertere Schritte sind entsprechend bebildert, was mir auch sehr gut gefällt. Bei den Rezepten ist auch klar unterteilt, welche Produkte für welchen Bestandteil (Creme, Teig, Glasur etc.) benötigt werden. Auch finde ich die Vielfalt der Rezepte ganz gut gelungen, wobei ich mir noch das ein oder andere Basisrezept gewünscht hätte.


Allerdings muss ich sagen, dass man merkt, dass das Buch aus dem amerikanischen Raum stammt. Das macht sich teilweise bei den Zutaten bemerkbar. So ist etwa permanent die Rede von Meer- oder Steinsalz, im amerikanischen ist die Rede von koscherem Salz, auch wurde die amerikanische heavy cream im Deutschen zur eher nicht so weit verbreiteten Creme double, während eigentlich nur Konditorsahne (die weiter verbreitet ist) gemeint ist. Weinsteinpulver, Melasse, Nelkenpulver, Kochspray, Maissirup, Guavengelee – für die ein oder andere Zutat musste ich mehrere Läden abklappern. Vielleicht haben Leute, die richtig oft backen, solche Sachen zuhause. Bei denen bezweifle ich dann allerdings, dass sie dieses Buch kaufen würden.


Die Rezepte sind recht verständlich geschrieben, ich musste selten etwas zweimal lesen oder gar nachschlagen. Es gibt auch teilweise sehr gute handwerkliche Tipps und Tricks, die man auch für andere Gebäcke oder Desserts verwenden kann. Hier helfen dann vor allem auch die Bilder sehr. Geschmacklich sind viele grandiose Sachen dabei, aber auch einige Ausfälle, die mir gar nicht zugesagt haben. Einige der Sachen kannte ich aus den Videos auch schon, was ich aber nicht verwerflich finde.


Im Großen und Ganzen muss ich leider zugegeben, dass ich den Mehrwert des Buches überschätzt habe. Es ist ein nettes Buch, was sich schön angucken lässt und auch einige guten Ideen bereithält, mich bei den Zutaten aber das ein oder andere Mal vor eine Herausforderung gestellt hat. Bis zum heutigen Tag habe ich 11 der Rezepte ausprobiert, die bis auf eines auch gelungen sind, aber nicht alle auch der Traum der Süßigkeitenwelt waren. Ich werde lieber weiterhin zu den Videos greifen, da ich das Gefühl habe, hier einfach mehr Abwechslung zu finden.


[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, was mir freundlicherweise von dem Verlag zur Verfügung gestellt wurde. Meine Meinung wurde hierdurch nicht beeinflusst.]