Toller Auftakt
Die Chroniken von Azuhr - Der VerfluchteProlog: ein gieriger Kaufmann hat eine Ladung pestverseuchter Seide gekauft und an den Hafenkontrollen vorbei in die Stadt Arbora schmuggeln lassen. Der Erzpriester Lucio muss eine folgenschwere Entscheidung ...
Prolog: ein gieriger Kaufmann hat eine Ladung pestverseuchter Seide gekauft und an den Hafenkontrollen vorbei in die Stadt Arbora schmuggeln lassen. Der Erzpriester Lucio muss eine folgenschwere Entscheidung treffen.
Die eigentliche Handlung setzt 53 Jahre später ein. Der jetzige Erzpriester Nandus hat drei Söhne, doch keiner davon genügt wirklich seinen Ansprüchen. In seinen jüngsten Sohn Milan setzt Nandus dennoch große Hoffnungen und fordert ihn daher sehr. Doch mit der strengen Erziehung und Ausbildung weckt er Widerstand und Trotz in Milan, der sich dagegen wehrt, dass sein Vater ihm seinen Lebensweg quasi vorschreibt. Milan heckt einen Plan aus, um seinen Vater zu demütigen, doch es läuft nicht ganz so ab, wie er sich das vorstellt. Dabei macht er die Bekanntschaft von Felicia, einer geheimnisvollen jungen Frau, die ihre ganz eigenen Gründe hat, gegen Erzpriester Nandus zu intrigieren. Doch stehen die beiden deswegen auf derselben Seite? Welche Seiten gibt es überhaupt und welche von ihnen – wenn überhaupt eine – ist im Recht?
Diese Fragen stellen sich im Verlauf der Geschichte, ebenso wie es erste Antworten gibt. Doch diese sind nicht allgemeingültig, denn immer wieder kommen neue Sichten und Informationen hinzu, so dass der Leser die Lage neu bewerten muss – genauso wie die Protagonisten. Wer hier Freund und wer Feind ist, wer Gut und wer Böse… das ist meist eine Frage des Standpunkts und nicht in Stein gemeißelt, denn die Figuren sind wunderbar komplex und überraschen so immer wieder.
Auch die Handlung bietet eine große Vielschichtigkeit und Spannung. Der Prolog ließ mich erst einmal kurz fassungslos zurück, der Einstieg in die Haupthandlung fiel mir dennoch erstaunlich leicht, denn auch wenn es vielleicht am Anfang viele Figuren und unklare Verhältnisse gibt, entwirrt sich das dann doch recht schnell. Dafür baut die Handlung dann stetig ihre Komplexität auf, aber immer so, dass man als Leser gut folgen kann. Tausend kleine Details und immer wieder unglaublich schöne und kluge Sätze machen das Lesen zu einem absoluten Vergnügen und ich konnte das Buch irgendwann gar nicht mehr aus der Hand legen.
Es handelt sich um den Auftaktband einer Trilogie, so dass am Ende dieses ersten Teils natürlich noch längst nicht alle Fragen beantwortet sind, aber es endet nicht mit einem fürchterlichen Cliffhänger, sondern an einem guten Zwischenpunkt – dennoch würde ich lieber heute als morgen weiterlesen und freue mich schon sehr auf die Fortsetzung im Herbst 2018!