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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.03.2022

Kälteeinbruch

Das Vorkommnis
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Beim Lesen von Julia Schochs "Das Vorkommnis" hat sich bei mir immer mehr der Wunsch für die Autorin eingeschlichen, nichts von alledem möge autobiographisch sein. Doch mit dem Fortschreiten des Romans ...

Beim Lesen von Julia Schochs "Das Vorkommnis" hat sich bei mir immer mehr der Wunsch für die Autorin eingeschlichen, nichts von alledem möge autobiographisch sein. Doch mit dem Fortschreiten des Romans hatte ich immer mehr das Gefühl, die Autorin hat unter dem Einstreuen des Vorkommnisses, dass ihre ihr unbekannte Halbschwester bei einer ihrer Lesungen auftaucht und sich vorstellt, lediglich ihr Tagebuch aus ihrer eigenen Zeit als Gastdozentin in Bowling Green verarbeitet. Aber autobiographisch oder nicht, der Roman, insbesondere die Gedanken der Erzählerin, sind befremdlich, kalt, sogar immer mehr auch abstoßend. Ich wünsche der Autorin daher, dass die Erzählerin hier eine rein fiktive Person mit rein fiktiven Gedanken ist, denn eine solch kalte Person habe ich bisher noch nie kennen gelernt.

Der Roman liest sich eigentlich gut; auch die kurzen Kapitel und die Kürze des Romans tragen dazu bei, dass man ihn einfach so weglesen kann, und ich habe ihn auch gern immer wieder zur Hand genommen, das doch aber auch mit immer mehr Zweifeln.

Der Aufhänger für den Roman wurde bereits erwähnt: Die Erzählerin wird von ihrer Halbschwester auf einer Lesung angesprochen; sie hat sogar Kenntnis darüber, dass sie eine Halbschwester hat. Von da an kreisen ihre Gedanken um diese Halbschwester, aber immer mehr rückt das Geschehen davon ab und wechselt in eine Erzählung ihrer Zeit in Bowling Green, mit Details, die mit der Haupthandlung nichts zu tun haben, die für den Leser und die Leserin schlichtweg irrelevant sind. Auch daher kam mir immer mehr der Gedanke, dass sich die Dinge im Leben der Autorin auch so zugetragen haben könnten.

Das Buch besteht mehr aus Gedanken als aus einer fortschreitenden Handlung. Die Überlegungen der Erzählerin, zu denen ich in ihrer Kälte und Entfremdung keinen Zugang finden konnte, werden immer extremer. Schon von Anfang an zeigt sich kein Funken Liebe zu ihren Kindern, die sie als "das ältere/jüngere Kind" bezeichnet. In Bowling Green hat sie neben der Wohnung, die sie mit Mutter und Kindern teilt, noch ein Studio angemietet. So entzieht sie sich immer wieder, auch nachts, ihren Mutterpflichten, sie scheinbar dann ihre Mutter übernehmen muss. Als ihr Ehemann zu Besuch kommt, sinniert sie darüber, ob das wirklich ihr Mann ist oder nur eine perfekte Kopie. Das Miteinander wirkt mechanisch.

Fast unerträglich wird der Roman dann, als die Erzählerin ihr Familienleben als eine Abfolge von Routinen dastellt: Man trifft sich morgens, geht auseinander, findet sich abends wieder zusammen ein. Es gibt nirgends einen Funken von Liebe, nur Entfremdung, das auch von den eigenen Kindern. Die Kälte sorgt für eine unangenehme Gänsehaut, die Erzählerin möchte man in psychiatrische Behandlung schicken.

Es gibt aber keinen Zweifel darüber, dass Julia Schoch schreiben kann. Es gab keinen Moment, an dem ich das Buch nicht gern beenden wollte. Daher gibt es von mir noch drei Sterne für ein ungewöhnliches Buch.

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Veröffentlicht am 11.06.2020

Ein Ausfüllbuch nach amerikanischer Art

Weil jeder Tag besonders ist
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Ich bin oft im amerikanischen Raum unterwegs und liebe diese Ausfüllbücher und Listenbücher, mit denen man sich ordnen kann und auch über sich nachdenken kann. Daher hat mich auch Biyon Kattilathus "Weil ...

Ich bin oft im amerikanischen Raum unterwegs und liebe diese Ausfüllbücher und Listenbücher, mit denen man sich ordnen kann und auch über sich nachdenken kann. Daher hat mich auch Biyon Kattilathus "Weil jeder Tag besonders ist" besonders interessiert. Hier habe ich allerdings nichts Neues gefunden, sondern einen Abklatsch der Werke, die ich in englischer Sprache schon kenne. Daher ist das Buch zwar inspirierend, aber nicht für mich.

"Weil jeder Tag besonders ist" lebt von Sprüchen, anregenden, kleinen Geschichten sowie den Ausfüllseiten, auf denen man jeden Tag kurz kleine Dinge festhält, z.B. wofür man heute dankbar war. Dies wiederholt sich dann eine Woche lang. Den Autor darf man dann noch in einer GU-App live erleben; man kann aber auch Videos von ihm im Internet finden.

Das Buch ist sehr hochwertig mit Stoffeinband, Lesebändchen und hochwertigen Seiten. Auch das Zurechtfinden wird dem Nutzer leicht gemacht.

Die Grundidee und auch die Tipps am Ende des Buches finde ich gut. Vor allem steckt hier auch die Idee dahinter, dass man selbst seines Glückes Schmied ist, dass man nichts vom Leben erwarten darf, dass man nicht in Selbstmitleid versinken sollte oder auf andere hoffen kann. Das Leben ändert sich nur, wenn man es aktiv gestaltet oder umgestaltet. Soweit ist dieses Buch ein guter Ratgeber für die, die diese Erkenntnisse noch nicht für sich selbst gefunden haben. Für die anderen bietet der Ratgeber wohl kaum Neues und damit wenig Inspiration. Wer aber noch nie mit einem Ausfüllbuch gearbeitet hat und das Ausfüllen durchhält, wird hier seinen Spaß haben.

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Veröffentlicht am 26.05.2020

Zwischendurch auch spannend

Das Gesicht des Bösen
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Obwohl Kathy Reichs ein großer Name ist, ist „Das Gesicht des Bösen“ als 19. Fall von Tempe Brennan mein erster Roman der Thriller-Autorin, wobei ich finde, dass dies eher ein Kriminalroman ist. Der Hardcover-Roman ...


Obwohl Kathy Reichs ein großer Name ist, ist „Das Gesicht des Bösen“ als 19. Fall von Tempe Brennan mein erster Roman der Thriller-Autorin, wobei ich finde, dass dies eher ein Kriminalroman ist. Der Hardcover-Roman hat ein schönes Format; das Buch lässt sich schnell durchlesen.

Zum Inhalt: Tempe Brennan ist gesundheitlich angeschlagen. Sie ist allein in Charlotte, denn ihr Freund ermittelt in Kanada. Viele Zufälle, z.B. ein Fremder in der Nähe des Apartments und das Foto eines Toten führen zu einem verworrenen Fall, der mehr will, als ein Leser in einem Roman verarbeiten kann. Mehr wohl auch, als eine Schriftstellerin in einem Roman verarbeiten kann. Angesprochen werden Themen wie der Untergang der Estonia, Immobilienverkäufe von Bunkern für das sichere Überstehen von Katastrophen aller Art, Pädophilie, Verschwörungstheorien, Krankheiten, das Verschwinden von Kindern und viele mehr. Wichtig ist am Ende aber wenig davon.

An den blumigen Schreibstil der Autorin musste ich mich erst gewöhnen. Es gibt viele – auch weit hergeholte – Vergleiche, unvollständige Sätze, Absätze, denen man kaum folgen kann. Dabei wird deutlich, dass Kathy Reichs sicher mindestens einen Kurs in „Creative Writing“, das ja in den USA viel gelehrt wird, gemacht haben muss, denn auch alle ihre Kapitel enden mit Cliffhangern, die die Spannung zwar erhalten, dann aber fast immer im nächsten Kapitel enttäuschend aufgelöst werden. Die Wiederholung des immer gleichen Stilmittels nervt aber irgendwann, spätestens, wenn man als Leser gemerkt hat, dass nicht viel dahinter steckt. So gibt es auch dunkle oder böse Vorahnungen, die so gar nicht alle wieder gefunden werden können.

Dennoch ist „Das Gesicht des Bösen“ auch ein spannender Roman, mindestens so lange, wie man sich als Leser von den vielen angesprochenen Aspekten nicht verwirren lässt. Die meisten Punkte spielen am Ende kaum eine Rolle. Auch die Auflösung ist unspektakulär bis enttäuschend.
Was mich am meisten geärgert hat, ist jedoch die Übersetzung, die so krankt, dass ich um diesen Übersetzer einen weiten Bogen machen würde. Mir war anfangs gar nicht genau klar, warum ich mich mit den ersten Kapiteln recht schwer tat. Die Autorin hat wirklich eine sehr bildhafte Sprache, die man aber durchaus übersetzen kann. Doch der Roman klingt so, als ob man erst ein Übersetzungsprogramm die Arbeit machen lassen hat, um dann ein wenig nachzubessern. Oft musste ich im Kopf rückübersetzen, um dann zu verstehen, was gemeint war. Einzelne Passagen habe ich sogar mehrmals lesen müssen – ohne Erfolg. Da ist ein Satz wie „Ich war an der Grenze zum Schreien“ noch das kleinste Übel.

So sollte man Kathy Reichs vielleicht einfach auf Englisch lesen, um einen passablen Roman zu bekommen. Wenn der Übersetzer wechselt, würde ich mich durchaus auch an ein weiteres Abenteuer von Tempe Brennan heran wagen, aber von „Das Gesicht des Bösen“ bin ich eher enttäuscht, obwohl ich auch Spaß beim Lesen hatte. Für diesen Thriller würde ich 3,5 Sterne vergeben.

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Veröffentlicht am 08.03.2020

Die erste Hälfte des Hörbuchs wird vom Klappentext abgedeckt (Hörbuchrezension)

Die Farben der Schönheit – Sophias Hoffnung (Sophia 1)
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Eigentlich möchte ich der Hörbuchversion von "Sophias Hoffnung - die Farben der Schönheit" von Corina Bomann nur 3,5 Sterne geben. Dabei ist der größte Teil der Kritik aber nicht dem Hörbuch selbst geschuldet, ...

Eigentlich möchte ich der Hörbuchversion von "Sophias Hoffnung - die Farben der Schönheit" von Corina Bomann nur 3,5 Sterne geben. Dabei ist der größte Teil der Kritik aber nicht dem Hörbuch selbst geschuldet, sondern dem Klappentext, der die gesamte erste aus zwei CDs zusammen fasst und damit sehr schnell Langeweile und das Warten auf Neues aufkommen lässt. Offenbar hat dies hier kaum jemanden gestört.

Das Hörbuch ist auf zwei mp3-CDs imn HörbuchHamburg Verlag erschienen, wird gelesen von Karoline Mask von Oppen undhat eine Länge von über 13 Stunden. Dabei handelt es sich um eine gekürzte Lesung. Die Lesung selbst hat mir zum Teil gefallen, was mir aber weniger gefiel ist, dass die Sprecherin, wann immer sie nicht Sophia sprechen lässt, eine gewisse Arroganz in ihrer Stimme trägt, die kaum zu ertragen ist. Dabei wollte sie sicher nur die Stimmen unterschiedlich klingen lassen oder besonders lebhaft klingen. 'Einfühlsam', so wie auf dem Hörbuch beschrieben, fand ich die Stimme nicht, aber dennoch lebhaft, so dass man schon gut zuhören kann.

Die Geschichte um die Chemikerin Sophia wird schon fast im Klappentext zusammen gefasst. Exakt am Ende der ersten CD geht Sophia nach New York, und exakt dort endet der Klappentext. Daher hat mich die CD 1 eher gelangweilt. Es passierte nichts Neues. Wenn man als interessierte Leserin auch schon in die Klappentexte der noch nicht erschienenen zweiten und dritten Teile herein gelesen hat, weiß man sogleich auch schon vorher, was ihrem Kind widerfährt.

Dies alles ist sicher nicht die Schuld der Autorin, die einen soliden Frauenroman geschrieben hat, mehr aber auch nicht. Die Autorin ist eine versierte Schreiberin, die ihr Handwerk versteht. Daher ist der Roman auch in sich rund, man kann gut folgen, es gibt Höhen und Tiefen und ausreichend Potential für weitere Teile. Die Gefahr darin, wenn ein Autor/eine Autorin aber einen Roman nach dem anderen produzieren, ist, dass die Roman kein Alleinstellungsmerkmal mehr besitzen und in der Masse der Neuerscheinungen auf dem Markt schlichtweg verblassen. Daran kann auch ein tolles Cover kaum etwas ändern.

Fazit: "Sophias Hoffnung" kann man lesen, muss man aber nicht. Der Roman ist ein typischer Frauenroman für leichte Lese- oder Hörstunden. Er hat mich ein wenig gelangweilt, aber ich konnte ihn auch gut zu Ende hören. Ich kann mir vorstellen, die anderen Teile noch zu hören, aber sie sind mir nicht so wichtig, dass ich sie auf meine Wunschliste setzen würde. Und der Klappentextersteller sollte noch einmal überlegen, was er alles verraten möchte.

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Veröffentlicht am 07.05.2019

Alle Sorgen dieser Welt (Hörbuchrezension)

Die tausend Teile meines Herzens
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Ich habe Colleen Hoovers "Die tausend Teile meines Herzens" in einer Hörbuchversion des Silberfisch Verlags gehört. Gelesen wird das Hörbuch mit einer Länge von über 9 Stunden von Merete Brettschneider, ...

Ich habe Colleen Hoovers "Die tausend Teile meines Herzens" in einer Hörbuchversion des Silberfisch Verlags gehört. Gelesen wird das Hörbuch mit einer Länge von über 9 Stunden von Merete Brettschneider, die mit ihrer recht jugendlichen Stimme gut zu meiner Vorstellung der Protagonistin passt. Der Originaltitel "Without Merit" ist meines Erachtens der passendere Titel zum Buch, den man auch beibehalten hätte können.

Zum Inhalt: Der Roman beginnt wunderbar erfrischend mit Merit, einem schulschwänzenden Mädchen, das bei Niederlagen Pokale sammelt, die sich andere Leute irgendwann einmal verdient haben. Da trifft sie auf Sagan, der aber glaubt, ihre Zwillingsschwester Honor vor sich zu haben...Später zieht Sagan sogar bei der Familie ein; ebenso wird es noch weitere Mitbewohner geben. Und die Probleme von Merit und der ganzen Welt scheinen sich nur so aufzutürmen...

Insgesamt hat Hoover hier humorvoll und lesernah eine Situation und eine Protagonistin geschaffen, die Stoff für einen guten Roman hätte liefern können. Doch Merit hat solche Probleme mit sich selbst, dass sie die Welt um sich herum kaum wahrnimmt. Sie steigert sich so sehr in ihre Egozentrik hinein, dass dies fast in einer Katastrophe endet. Mehr Pubertät geht kaum!

Was mich aber dann noch mehr gestört hat, ist, dass der Autorin die Probleme, die sich rund um Merit entfalten, nicht gereicht haben. Dann kommt z.B. auch noch Syrien dazu. Insgesamt wird damit aus einem frischen Jugendroman ein problemüberfrachtetes Buch, das sich immer mehr in die Probleme hineinsteigert. Es ist einfach zuviel und nervt irgendwann nur noch.

Fazit: Ein guter Ansatz kann über spätere Schwächen nicht hinwegtäuschen. Am Ende war ich doch froh, als ich es fertig gehört hatte. Für so manches nette Detail und einen ordentlichen Schreibstil vergebe ich 3,5 Sterne.