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Veröffentlicht am 25.11.2016

Profilerin Andrea Thornton – wenn ein Entführungsfall noch nicht die größte Herausforderung ist…

Jenseits der Angst
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Die 17jährige Schülerin Trisha ist noch sauer auf ihre wohlhabenden Eltern, die sie in einem golden Käfig zu leben zwingen, als sie auf dem begleiteten Weg zur Schule brutal entführt wird, es kommt zu ...

Die 17jährige Schülerin Trisha ist noch sauer auf ihre wohlhabenden Eltern, die sie in einem golden Käfig zu leben zwingen, als sie auf dem begleiteten Weg zur Schule brutal entführt wird, es kommt zu einem Mord. Von Null auf Hundert beginnt Autorin Dania Dicken diesen zweiten Roman um ihre Protagonistin Andrea Thornton. Seit dem ersten Band sind rund eineinhalb Jahre in Andreas Leben vergangen; und sie arbeitet, wie damals angestrebt, mittlerweile als Profilerin, ist mit ihrem Mann nach London gezogen. Ich kenne zwar den ersten Band, denke aber, dass man diesen zweiten auch ohne Kenntnis des ersten gut lesen kann. Es gibt genau das richtige Maß an Rückgriffen, dass „alte“ Leser sich nicht langweilen – und „neue“ einsteigen können.

Andrea wird mit ihren Kollegen von der Polizei um Hilfe in dem Entführungsfall gebeten – aber leider gibt es zunächst wenig Hinweise. Geht es bei der Entführung wirklich nur um Geld – oder stecken noch ganz andere Motive dahinter? Und was bedeutet die Änderung im Verhandlungsstil? Was widerfährt Trisha? Und dann kommen noch ein unerwarteter zweiter und dritter Handlungsstrang aus Andreas unmittelbarem Umfeld hinzu – keiner davon macht es leichter.

Gut gefällt mir das gekonnte Wechselbad der Gefühle, in das der Leser von der Autorin gestürzt wird durch einen permanenten Wechsel von Tempo und Druck. Auch die wechselnden Perspektiven zwischen Opfer und Ermittlerteam halten die Spannung aufrecht. Die Gefühle und das Verhalten von Entführungsopfer Trisha finde ich glaubwürdig gezeichnet, auch das Verhalten von Profilerin Andrea, die sich durch den Fall etwas zu sehr an einen vorigen Fall erinnert fühlt, konnte ich nachvollziehen.

Nicht ganz folgen konnte ich bei einem Teil der Täter-Motivation; da blieb für mich einiges im Dunklen. Wie gewohnt gut jedoch die Angewohnheit der Autorin, die Kenntnisse aus ihrem Psychologiestudium so einzusetzen, dass wieder einmal ein interessanter Aspekt beleuchtet wird, man sich aber nicht wie im Unterricht fühlt – auch wenn der dramatisch Showdown hier schon…nein, ich will nicht zu viel verraten. Und auch das Buch selbst hat gegen Ende noch so einiges in petto.

Für Vorsichtige: keine Sexualsadisten (allerdings wird, sehr dezent, von einem älteren Fall kurz und mit nur wenigen Details berichtet).

Veröffentlicht am 04.11.2016

Recht solide mit sympathischer Pathologin

Mooresschwärze: Thriller
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Pathologin Julia Schwarz ist die Hauptfigur in diesen Ermittlungen, die sich um den Fund einer frischen Moorleiche ergeben – ein wenig entspricht sie wegen eines traumatischen Ereignisses, das ihrer Familie ...

Pathologin Julia Schwarz ist die Hauptfigur in diesen Ermittlungen, die sich um den Fund einer frischen Moorleiche ergeben – ein wenig entspricht sie wegen eines traumatischen Ereignisses, das ihrer Familie in ihrer Kindheit widerfuhr, dem Klischee der traumatischen Ermittlerin, aber immerhin fühlt man sich angesichts ihrer Essensgewohnheiten gleich viel vorbildlicher. Ich mag ja die ermittelnden Pathologen des Genres und mit ihr findet ihre Schöpferin, Autorin Catherine Shepard, auch eine Gelegenheit, deren gelegentliche Anwesenheit außerhalb von Leichenfundort, Seziertisch und Bericht an die eigentlichen Ermittler zu begründen: „Nur wenn man den Tatort kannte, sich plastisch vorstellen konnte, wie ein Täter vorgegangen war, konnte man die vielen Zeichen auf einem toten Körper richtig interpretieren.“ S. 243

Zeichen auf einem toten Körper gibt es hier viele – wenn man sie den interpretieren könnte und wenn, ja wenn man etwas zum Interpretieren hätte… Doch es wird nicht bei einer Leiche bleiben. Polizist Florian übernimmt hier nicht nur das „Catering“ für seine medizinische Kollegin, er bindet sie auch ungewöhnlich stark in die Ermittlungen ein. Und welche Bedeutung hat die stets eingeschobene Nebenhandlung um das junge Mädchen, das sich auf einen Chatpartner einlässt, bei dem beim Leser alle Alarmglocken schrillen?

Der Autorenname Catherine Shepard ist das Pseudonym für den deutschen Namen der Autorin in direkter Übersetzung, sie hat als Selfpublisherin begonnen und so erscheint dieser Roman als Taschenbuch im von ihr gegründeten Verlag; mit einigen Werken ist sie inzwischen zu Piper gewechselt. „Mooresschwärze“ ist mein erstes Buch von ihr, ich fand das Taschenbuch und die Handlung im Großen und Ganzen ordentlich, dabei, hm, durchaus spannend, aber nicht immer „thrillend“. Sprachlich ist das Buch vernünftig lektoriert bis auf gelegentliche, seltene Anwandlungen wie die Baumwurzeln, die „…jetzt quer über dem Weg lagen wie knorrige Störenfriede, die jeden Besucher des Waldes verweisen wollten.“ S. 159. Wenn die Autorin da ihren gezeichneten Bildern vertrauen würde, statt sich zu erklären, wäre ihr der gleiche Effekt besser gelungen, aber, da selten, Schwamm drüber.

Die übliche Warnung bei jedem Buch dieses Genres: nein, es geht hier nicht um einen Sadisten oder Sexualsadisten; ich mag jedoch für die, die diese Art von Buch meiden wollen, dennoch keine Entwarnung geben, da die spezielle Ausrichtung der Taten bestimmte Untersuchungen und Handlungen beinhaltet, die für hier empfindliche Personen eher grenzwertig sein dürften (das klingt umständlich, weil ich sonst „spoilere“). Die eigentliche Handlung hat hier übrigens „nur“ 320 Seiten, der Rest bezieht sich auf weitere Bücher im Sinne von „Werbung“ (gerne, aber hier ein Tick zu viel).

Insgesamt gerne gelesen und auch bei Gelegenheit wieder, daher so …3,7 Sterne aufgerundet (wer bei mir schaut: schwächer als Philippe Georget „Rabenschwarzer Winter“ und mir stilistisch lieber als Jörg Maurer „Schwindelfrei ist nur der Tod“, wobei dessen Jennerwein so etwas eigenes hat, was mir hier noch fehlt).

Veröffentlicht am 31.10.2016

„… der Sieg der Zivilisation über den Instinkt“ (S. 92)

Golden Boy
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Aravind Adiga hat in seinem dritten Roman „Golden Boy“ viel zu erzählen darüber, wie Menschen einander manipulieren und betrügen und damit letztlich auch sich selbst. Er schreibt über enttäuschte Träume ...

Aravind Adiga hat in seinem dritten Roman „Golden Boy“ viel zu erzählen darüber, wie Menschen einander manipulieren und betrügen und damit letztlich auch sich selbst. Er schreibt über enttäuschte Träume und Hoffnungen. „Manju kannte den Blick: Erschöpfung, die daher rührt, dass man tagein, tagaus Leute treffen muss, die mehr von einem wollen, als man ihnen geben will.“ S. 202

Mohan Kumar hat große Träume und Hoffnungen: sein älterer Sohn Radha soll der beste Schlagmann beim Cricket werden, der jüngere Manju der zweitbeste. Alles wird diesen Plänen und dem Trainingsregime untergeordnet, keine Kohlenhydrate, kein Junkfood, eiserne Disziplin – und Kontrolle über jegliche pubertären Begehrlichkeiten. Manju ist wissenschaftlich interessiert – der Vater wirft selbst Experimente für die Schule weg. „Mit seinen vierzehneinhalb Jahren war Radha klar, dass die Regeln seines Vaters, die ihm die Welt ringsum gerahmt hatten, Gefängnisgitterstäbe waren.“ S. 38 Reine Ablehnung ist hier eine zu einfache Lösung: gerade für Jungen aus den Slums, gerade innerhalb der Zersplitterung des Vielvölkerstaats Indien mit seinen Religionen und Ethnien ist der sportliche Erfolg DIE Chance auf sozialen Aufstieg – und (über-)ehrgeizige Eltern gibt es leider überall.

„Cricket ist der Sieg der Zivilisation über den Instinkt“ S. 92 Der indische Autor schreibt darüber – denn in diesem Umfeld leben seine Protagonisten, hieran machen sie diese Träume und Hoffnungen fest. Das „funktioniert“ auch für einen Leser außerhalb des Commonwealth, des „Einzugsgebietes“ für Cricket, wenngleich man natürlich wenig von den Regeln und Ritualen versteht – man kann einfach stattdessen an Fußball denken oder an American Football. In Deutschland kann man sagen, man sei beispielsweise von jemandem beruflich ins Abseits gestellt worden, einfach, weil die Fußball-Begrifflichkeit so omnipräsent ist – auch ohne die Regeln komplett nachvollziehen zu können. Die Betrügereien mit Fußballwetten finden ihr indisches Pendant. „Wir sind von uns selbst besessen, ohne an uns zu glauben – das ist genau die Definition der indischen Mittelschicht, die diesen Betrugssport eben deshalb so sehr liebt.“ S. 283

Für die begabten Brüder bietet der sportliche Erfolg eine Chance – dabei liegt die tragische Ironie durchaus auch darin, dass sie mit diesem Erfolg ihrem kontrollsüchtigen Vater entgehen können gerade INDEM sie dessen Erwartungen erfüllen. Und durch den Sport öffnen sich ihnen auch immer wieder Türen zu anderen Welten, anderen Möglichkeiten. So lernt Manju den moslemischen Cricketspieler Jarved kennen. Dieser widersetzt sich der wenn auch sanfteren Manipulation seines reichen Vaters und beendet dessen Cricketträume. „Aber was willst du denn machen, wenn du kein Cricket mehr spielst?“ fragt ihn Manju. Jarved: „Alles“ S. 198 Das sexuelle Erwachen von Manju verkompliziert die Situation, da er nicht den gesellschaftlichen Vorgaben entspricht.

Nach einem etwas schwierigeren Start in die Handlung wegen der vielen Sportbeschreibungen (einfach weiterlesen) und fremden Begriffe aus Indien (meist Regionen, Sprachen, Gerichte – einfach gelegentlich nachschlagen) konnte ich mich einlesen, mir blieb aber ein Problem: Immer, wenn einer der Charaktere mich zu berühren anfing, wechselte der Autor die Perspektive. Ich hatte ein wenig das Gefühl, als wisse er selbst nicht so sehr, ob er nun die Geschichte von einem seiner Charaktere erzählen wollte – am ehesten die von Manju – oder über die indische Gegenwart oder über das Dilemma des Erfüllens von Träumen anderer, und als trete er deshalb immer wieder in eine gewisse Distanz zu seinen Figuren. Außerdem schildert der Autor eindrucksvoll bestimmte Sachverhalte oder Ereignisse, die er später auch auflöst oder zumindest Ansätze bietet (wie Manjus „Gedankenlesen“), während er bei anderen für mich völlig diffus bleibt, ohne dass es sich um ein stilistisches Mittel zu handeln scheint (Manju und die Taube). Insgesamt also für mich kein ungetrübter Genuss wegen zu vieler offener Fäden, wobei ich sprachlich durchaus angetan war. 3,6 Punkte....

Veröffentlicht am 16.10.2016

„Ein Idiot, der davon träumte, unbehelligt zu bleiben…“

Die Witwen
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Gefällig beginnt der Roman und gefällig ist auch das Leben der vier Frauen, Freundinnen seit der Einschulung, gefällig ist auch die Sprache der Autorin. Gefällig - so etwas wie nett.
Die „Witwen“, das ...

Gefällig beginnt der Roman und gefällig ist auch das Leben der vier Frauen, Freundinnen seit der Einschulung, gefällig ist auch die Sprache der Autorin. Gefällig - so etwas wie nett.
Die „Witwen“, das sind vier Frauen, Freundinnen seit der gemeinsamen Einschulung in Berlin, die jetzt in Steinbronn leben, zwischen zwei Moselarmen:
„In einem solchen buchstäblich von allen Seiten umfassten Ort einsam zu sein, ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit – und doch gelang es vier Frauen, nicht mehr jung, aber längst nicht alt. Nur ratlos. Und irgendwie übrig.“ S. 1 „Lasst uns etwas erleben!“ („Witwe“ Laura) S. 4 wird beschlossen, man sucht per Annonce einen Chauffeur, findet Bendix und fährt los, über Trier die Mosel entlang bis zur Moselquelle.

Aus dem Roadmovie wird kapitelweise Lebensbeichte, als das Leihfahrzeug beim Hartmannswillerkopf, der Gedenkstätte zum Ersten Weltkrieg, symbolträchtig den Dienst verweigert. Keine der Frauen ist wirklich Witwe. Der von seiner Freundin verlassene Bendix, eigentlich studierter Philosoph und Geschichtswissenschaftler, definiert es so: „Er [Bendix] hatte keinerlei Wissen über ihren zivilen Status und nannte sie auch keineswegs Witwen, weil er annahm, ihren wären die Männer weggestorben. Aber es schwang etwas bei ihnen mit, das ihm zu benennen schwerfiel, außer mit: verwitwet. Als hinge allen eine zarte Schleppe aus Trauer und Abgelebtem an. Aus seiner Sicht war er auch Witwer. … Witwenschaft als Abwesenheit von Zukunft, Witwenschaft als Zustand der Abhandenheit.“ S. 36 „Nicht Männer waren ihnen abhandengekommen, sondern die Zuversicht oder die Verwegenheit oder die Fantasie.“ S. 20

Jeder der fünf Protagonisten, ja, auch Bendix gehört irgendwann dazu, erzählt. Das geschieht milieugerecht gebildet, eloquent – man findet für sich kleine Sätze zum Herausschreiben wie „Witwe“ Pennys „Im Traum sind wir nicht die Summe unserer Jahre, sondern die Fülle unserer Erfahrung.“ S. 130; das geschieht versöhnlich (wobei mir der Schluss etwas zu viel rosarot andeutete); das geschieht vor allem voller Sprachmeisterschaft, wie dem Namen des Hundes, Zwiebel, er ist so vielschichtig“ S. 7; „In ‚Spanisch‘ steckte ‚panisch‘ “ S. 111 oder weiteren Wortspielen wie Pennys „Man kann Verwobenes auch wieder auftrennen, aufrebbeln, rebellieren.“ S. 42 Ich mag so etwas, aber es wird mir hier gelegentlich zu viel des Guten. Wer das ebook hat, möge z.B. nach „Erstreckung“ suchen im Text.

Ein Buch, das wohl eher Frauen gefallen wird, das auch eher nicht bei jüngeren Lesern Anklang finden wird – das mich aber, obwohl ich mich unbestimmt deutlich zu jung fühlte für die Witwen, mit seiner Thematik der Freundschaft und der Geheimnisse und Verletzungen, die wir mit uns herumtragen, dann doch ganz gut gefiel – besonders mit Blick auf die Milde, mit der man miteinander umgehen kann, sollte. Gefällig - so etwas wie nett, aber doch so meisterhaft in der Sprache.

Veröffentlicht am 23.09.2016

„Wie schade, wie schade“

Die Insel der Abenteuer
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…dass ich nicht mehr acht Jahre alt bin und die wunderbaren Enid Blyton – Bücher für mich entdecken kann. In der Abenteuer-Reihe der Autorin gehört der Ausruf zum Repertoire von Papagei „Kiki“ neben vielen ...

…dass ich nicht mehr acht Jahre alt bin und die wunderbaren Enid Blyton – Bücher für mich entdecken kann. In der Abenteuer-Reihe der Autorin gehört der Ausruf zum Repertoire von Papagei „Kiki“ neben vielen anderen Sprüche, die er teils durchgehend, teils neu erlernt von sich gibt. „Die Insel der Abenteuer“ ist der erste von acht Bänden der Abenteuer-Reihe war die erste weltweit erfolgreiche Kinderbuchreihe der Autorin. Das Buch erschien als „The Island of Adventure“ 1944, die deutsche Übersetzung 1950 (Informationen aus Wikipedia). Meine Ausgabe ist vom dtv-Verlag, verzeichnet als Copyright 1950, dann 1965 beim Erika Klopp Verlag Berlin, für diese ungekürzte Ausgabe 1971. Mir liegt die 13. Auflage von Dezember 1978 vor mit der ISBN 3-423-07002-1. Einst kostete das kleine Taschenbuch DM 5,80, es hat 208 Seiten.

In diesem Band lernen sich die beiden Geschwisterpaare Philipp und Dina Mannering sowie Jack und Lucy Trent kennen. Die beiden Jungen hatten wegen Krankheit viel Unterricht verpasst und mussten einen Teil der Ferien bei einem Nachhilfelehrer verbringen, Lucy begleitet ihren Bruder, da die beiden früh verwaisten Geschwister sehr aneinander hängen.
Als brave englische Kinder der oberen Mittelschicht sind alle während der Schulzeit in Internaten, die Ferien verbringen Lucy und Jack sonst bei einem Onkel. Als der sich das Bein bricht und sie somit nicht aufnehmen kann, nimmt Philipp sie kurzentschlossen mit zu seiner Schwester Dina, die bereits bei wiederum deren Onkel und Tante wartet. Die beiden haben nur noch ihre Mutter, die aus finanziellen Nöten ihre Kinder selten sehen kann.

Fortan verleben die vier Kinder zwischen 11 und 14 Jahren mit Jacks Papagei „Kiki“ sowie den vielen Tieren, die Philipp im Wechsel mit sich führt im Felseneck, misstrauisch beäugt vom schwarzen Hausangestellten, ohne Strom und fließendes Wasser, aber glücklich unterwegs an Küste und Strand. Der Vogelliebhaber Bill Smugs lehrt sie sogar das Segeln und Jack träumt davon, auf der geheimnisumwobenen Insel vor der Küste eine ausgestorbene Vogelart zu finden. Aber wer leuchtet nachts von der Küste? Und werden die Kinder wirklich zu der Insel gelangen?


Zeitgeist:
Das Original wurde 1944 geschrieben, ein Smartphone hat hier natürlich keiner – aber dass ein Haus ohne fließend Wasser und Strom auskam, wird noch häufiger gewesen sein. Tante und Onkel haben einen „Diener“, keinen Hausangestellten (kein Wunder, dass ich nach Blyton zu Agatha Christie sehr geschmeidig wechseln konnte). Einige Sätze wären heute so nicht mehr denkbar: „Sie waren bald braungebrannt wie Zigeuner.“ S. 59 okay, in meiner Kindheit sagte man noch zu uns „ihr seid braun wie die Neger“ (siebziger/achtziger Jahre). Der Diener wird als Neger bezeichnet, er hat den seltsamen Namen „Jo-Jo“ – und gemäß des Mottos „wer hat Angst vorm schwarzen Mann“ ist mit ihm nicht gut Kirschen essen. Die „Bösen“ im Buch sprechen „fremdländisch“.
Und während ich einen Anflug des Feminismus verspürte, weil zweifach erwähnt wurde, dass die Mädchen bei der Hausarbeit helfen, wurde die Aufgaben der Jungen aufgelistet: Wasser aus dem Brunnen holen, Holz für den Herd bringen und den Petroleumofen in Ordnung halten. Bei den gefährlichen Dingen gehen die Jungen. Die Mädchen weinen. Die Jungs reißen sich zusammen: „Wenn ich ein Mädchen wäre, würde ich jetzt weinen“ S. 172. Wenn Kinder mit einem völlig Fremden zum Segeln aufs Meer hinausführen, würde das heutzutage ganz andere Fragen aufwerfen – inklusive der Nacht, in der der Fremde neben einem der Jungs auf der Matratze übernachtet. Erwachsene dürfen in Kinderbüchern rauchen, selbst „die Guten“.