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Veröffentlicht am 22.08.2017

Realitätsferne Liebesgeschichte zum Abschalten, aber leider ohne Tiefe

Und dann kam Mr. Willow
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Worum geht es?

Mirka hatte sich von ihrem romantischen Wochenende in London eigentlich einen Heiratsantrag von ihrem langjährigen Freund Ruben erhofft. Nicht die Eröffnung, dass er sie betrogen, die andere ...

Worum geht es?

Mirka hatte sich von ihrem romantischen Wochenende in London eigentlich einen Heiratsantrag von ihrem langjährigen Freund Ruben erhofft. Nicht die Eröffnung, dass er sie betrogen, die andere Frau geschwängert und sich mit dieser verlobt hat. Nachdem Mirka ihm sein Bier über den Kopf gekippt und möglichst Haltung bewahrt hat, lässt sie in einem Park ihren Tränen und ihrem Kummer freien Lauf. Bis auf einmal ein kleiner Corgi neben ihr auftaucht und ihr einfach nicht mehr von der Seite weichen will. Kurzerhand beschließt sie, ihn mit in das gemeinsame Hotelzimmer zu nehmen und Ruben zu verjagen, der angeblich unter einer Hundehaarallergie leidet. Aber auch, als diese Mission geglückt ist, bringt sie es einfach nicht übers Herz den Kleinen gehen zu lassen, der sich schnell als neuer Freund und guter Zuhörer entpuppt. Mit ihm gemeinsam wieder in der Heimatstadt angekommen, beschließt sie weitere Änderungen in ihrem Leben vorzunehmen, immer mit Mr. Willow an ihrer Seite. Das einzige, was sie gar nicht gebrauchen kann, ist der schroffe Typ mit dem herausfordernden Grinsen auf den Lippen, dem sie immer wieder zufällig über den Weg läuft und der sie doch tatsächlich für eine Stalkerin hält...

Meine Meinung

"Und dann kam Mr. Willow" ist ein Liebesroman für zwischendurch mit lockerer Thematik und einer relativ unrealistischen Häufung von Zufällen. Mitunter mischen sich zudem das Verhalten des Hundes, das ebenfalls nicht immer ganz lebensecht war, und teilweise überzogene Handlungsweisen, die in der Realität wahrscheinlich auch nicht so bei Mitmenschen anzutreffen sind. Wenn man sich vor Beginn des Buches darüber bewusst ist, dass man das Buch nicht so ernst nehmen, sondern sich einfach zurücklehnen und unterhalten lassen sollte, dann kann dieses Buch gefallen. Versteift man sich nicht so auf die vorherrschende Realitätsferne, so hat das Buch schon einen gewissen Charme. Da ich jedoch ernste, realistische Liebesromane einfach lieber mag, hat es mir leider nicht so gefallen.

Hervorstechend ist der angenehme Schreibstil, an dem ich mich zu keiner Zeit gestört habe. Er lässt sich flüssig lesen und auch die kurzen Kapitel tragen dazu bei, dass sich das Buch schnell lesen lässt. Ebenfalls spielt die fehlende Tiefe des Buches in diesen Aspekt hinein, denn es werden zwar Themen wie Trennung, Betrug und lebensverändernde Entscheidungen abgedeckt, diese jedoch alle sehr oberflächlich behandelt.
Die Liebesgeschichte taucht erst auf den letzten Seiten wirklich auf, wird stark kurz gefasst und eher nur mit Zeitsprüngen umrissen, als sie tiefergehend aufzubauen und sie kleinschrittig mitverfolgen zu können. Dadurch kann man nur wenig bei dieser mitfiebern. Belanglosere Themen erhalten dafür in den ersten zwei Dritteln des Buches mehr Raum, sodass für mich der Fokus in dem Buch falsch gesetzt wurde. Anstatt es dem Leser begreiflich zu machen, warum sich die beiden ineinander verlieben, wird relativ belanglosen Tätigkeiten nachgegangen, die für mich eher langatmig waren. Die Handlung ist zudem auch leider ziemlich vorhersehbar.

Die Charaktere des Buches bleiben, bis auf ein paar oberflächliche Informationen, eher blass. Einzig bei Mirka bekommt man einen tieferen Einblick, sie war jedoch eine sehr anstrengende Protagonistin. Statt mit ihr mitzufühlen, war ich oft genervt von ihrem naiven Verhalten und ihren unbedachten Entscheidungen, die sie eher unreif erscheinen ließen. Durch die Trennung von ihrem Ex aufgeweckt, möchte sie auf einmal ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen: Ihren Beamtenstatus aufgeben, selbstständig werden und umziehen. Alles völlig verständlich, wenn man sich vor Augen ruft, dass sie durch Ruben viel zurückstecken musste und ihren Träumen nicht nachgehen konnte. Aber bei der Verwirklichung dieser Träume geht sie völlig kopflos vor, denkt nicht einmal länger über ihr Handeln nach und trifft leichtfertige Entscheidungen, wegen derer ich einfach nicht mit ihr warm werden konnte.

Der Gegenpart - der Sonnenbrillentyp - war mir zu Anfang ebenfalls nicht sonderlich sympathisch, da er in seinem Verhalten einfach ... merkwürdig war. Widersprüchlich, unauthentisch. Das wurde jedoch besser, als Mirka ihn etwas näher kennenlernte, und schlussendlich wurde ich mit ihm dann doch noch warm. Leider erfährt man auch über ihn nicht sehr viel, dafür sind die Unterhaltungen zwischen den beiden einfach nicht tiefgehend genug. Ihre Beziehung bleibt eben leider sehr oberflächlich für den Leser.

Mr. Willow war ein süßer Charakter, den ich schon gleich zu Beginn mochte, egal, wie unrealistisch er in seinem Verhalten war. Gut, er schluckt dann mal schwer, wenn Mirka etwas Bewegendes zu ihm sagt, was bei mir dann eher ein Augenverdrehen als Rührung verursacht hat, aber sieht man über solche Stellen hinweg, ist er es, der das Buch mit seiner süßen Art gewissermaßen belebt.

Fazit

Insgesamt darf man das Buch einfach nicht zu ernst nehmen. Der Humor ist stellenweise gut gelungen, an anderen nicht so sehr. Die Figuren verhalten sich überzogen, Zufälle häufen sich (vor allem bei den Begegnungen von Mirka und Sonnenbrillentyp), die man sich im echten Leben nicht vorstellen kann, und in Mirkas Leben läuft (nach der Trennung) einfach zu viel glatt. Es ist eben lockerleichte Unterhaltung. Von mir gibt es 2,5 Sterne, da es leider nicht so mein Fall war. Wer einfach mal abschalten und keine tiefschürfende Lektüre zum Nachdenken möchte, der ist hier aber schon richtig.

Veröffentlicht am 21.07.2017

Das Potential wurde nicht genutzt.

GoodDreams
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Worum geht es?

Leah lebt in einer Welt, in der Träume aufgenommen und im Internet hochgeladen und Likes in Geld eingetauscht werden können. Während ihr Zwillingsbruder Mika Feuer und Flamme für GoodDreams ...

Worum geht es?

Leah lebt in einer Welt, in der Träume aufgenommen und im Internet hochgeladen und Likes in Geld eingetauscht werden können. Während ihr Zwillingsbruder Mika Feuer und Flamme für GoodDreams ist und zu der Top 20 der Profiträumer gehört, hat Leah das luzide Träumen aufgegeben, da sich jeder dieser Träume für sie in einen Albtraum verwandelt. Sie hat Todesangst davor, es ihrem Bruder gleichzutun und helfen, die Familie zu versorgen. Als Mika aus Liebeskummer eine Schlafstörung entwickelt und das Geld immer knapper wird, um die Medikamente ihres kranken Vaters zu finanzieren, muss Leah über ihren Schatten springen und an einem Spiel im Traum teilnehmen, um 250.000 Dollar zu gewinnen. An ihrer Seite stehen drei weitere Profiträumer, die mit ihr um das Preisgeld spielen. Einer davon ist Tayo, ein guter Freund Mikas, der ihr seine Unterstützung zusichert, aber eigentlich kann sich Leah nur auf sich selbst wirklich verlassen...

Meine Meinung

ACHTUNG: Bezüglich der Charaktere haben sich Spoiler eingeschlichen!

Dieses Buch hat mir wirklich einiges an Nerven abverlangt. Diese Idee, dass Träume auf einer Website hochgeladen werden können, um Likes abzustauben, die man in Geld umtauschen kann, ist meiner Meinung nach mehr als interessant. Und nicht nur das: Man kann sich auch, wenn man das luzide Träumen wirklich gut beherrscht, mit anderen in Träumen treffen. Dieses ganze Traumweltding hat mich einfach angesprochen und hinsichtlich dessen finde ich das Buch auch sehr gut umgesetzt, aber was die Story und die Charaktere angeht wurde das Potential verschenkt. Da kann auch der angenehme Schreibstil nicht helfen oder der ständige Perspektivenwechsel.

Mittlerweile ist mein Hass auf die Charaktere etwas abgeklungen, aber ich finde, es läuft irgendetwas falsch, wenn man mitten im Buch auf einmal beginnt, die Charaktere zu hassen. Nicht nur nicht zu mögen, sondern wirklich zu hassen. Mir waren Figuren in einem Buch wirklich selten so unsympathisch - bei manchen hat es sich bis zum Ende hin etwas gebessert, manche jedoch konnten auch einfach nicht mehr die Kurve kriegen.

Fangen wir mal mit Tayo an. Von einem Kerl, der in Leah verknallt ist und von ihrem Bruder gebeten wurde, in der Traumwelt auf sie aufzupassen, sollte man doch annehmen können, dass er sich für sie einsetzt? Sie beschützt? Lieb zu ihr ist? Ha-ha! Offensichtlich nicht. Er fällt ihr dauernd in den Rücken und macht ihr dauernd Vorwürfe, obwohl es klar ist, dass sie keine Profiträumerin ist und nun mal Fehler macht. Er müsste das wissen, er ist eingeweiht! Wieso verhält er sich wie ein Mistkerl und kreidet sie auch noch vor den anderen beiden Idioten an? Wieso schiebt er ihr Sachen in die Schuhe, die er selbst falsch gemacht hat? Ich verstehe es nicht und es wird einem auch nie begreiflich gemacht.

Wie bereits erwähnt, hat Leahs Bruder Mika Tayo gebeten, auf sie aufzupassen. Man sollte also wohl auch von ihm annehmen können, dass er sich um sie sorgt und sie beschützen will, oder? Ich weiß nicht, was mit diesem Buch falsch läuft, aber auch das ist nicht der Fall. Auch von ihm regnet es ständig Vorwürfe. Statt ihr gut zuzureden und für sie da zu sein, tut er nichts anderes als ihr ständig vorzuwerfen, dass sie egoistisch und selbstsüchtig ist, und das, obwohl er ganz genau weiß, dass sie TODESANGST hat, luzid zu träumen. Er setzt sie in einer Tour unter Druck und spielt in wenigen Momenten, wenn Leah mal anfängt, zu heulen, den beschützenden, einfühlsamen Bruder, der sie in den Arm nimmt. Wirkt sehr authentisch, oder?

Der dritte in diesem Bunde ist Ben. Er ist eigentlich der einzige, der wirklich die Kurve gekriegt hat. Auch am Anfang mochte ich Ben, aber dann hat er sich im Mittelteil leider ähnlich entwickelt wie die anderen beiden Charaktere. Liest man aus Leahs Sicht ist er ein Kotzbrocken, der sie dauernd anmotzt, liest man aus seiner Sicht, erfährt man, dass er sie ja eigentlich beschützen will, weil sie so zerbrechlich wirkt. Wenn du das so empfindest, wieso machst du sie dann fertig, lieber Ben? Wieso hilfst du ihr nicht, wenn sich alle gegen sie stellen? Glücklicherweise scheint er das dann auch langsam zu raffen.

Diese drei Figuren wirken (oder wirkten) sowas von heuchlerisch, falsch und hinterhältig. Aus ihrer Sicht werden sie umsorgend und freundlich dargestellt, aus Leahs Sicht darf man dann mitansehen, wie sie wirklich sind. Die einzige Figur außer Leah, die man näher kennenlernt und die zu keinem Zeitpunkt hinterhältig ist, ist Yuna.

Aber sie ist trotzdem ein Ekel. Sie verhehlt das nur nicht. Sie zeigt ganz offen, was sie von Leah hält, ob aus Leahs oder ihrer eigenen Sicht. Leah ist ihr ein Dorn im Auge und sie will diesen Klotz am Bein, so schnell es geht, loswerden. Ich muss nicht extra erwähnen, dass man auch bei dieser Figur Sympathiegefühle vergeblich sucht, oder?

Für mich ist ein Buch verloren, wenn es keine Charaktere aufweisen kann, die man mag. Charaktere sind mit das Wichtigste an einem Buch. Deshalb stürzen die Sterne hier auch rapide abwärts, denn nicht einmal Leah, der eigentliche Hauptcharakter, kann wirklich überzeugen. Sie ist ein so unfassbar naiver Mensch, dass auch sie mich in einer Tour aufgeregt hat. Statt mal den Mund aufzumachen oder zu erkennen, wie unfair und mies die anderen sie behandeln, sucht sie die Fehler stets bei sich und ist auf die betreffende Person (außer auf Yuna) nicht einmal wütend. Bis auf ein paar spitze Bemerkungen hier und ein paar aufmüpfigen Anworten da steht sie einfach nicht für sich ein und behauptet sich.

Ich möchte diese Rezension jetzt nicht noch unnötig in die Länge ziehen, sondern komme einfach mal auf den Punkt: Die Idee? Weltklasse, unglaublich viel Potential. Allein deshalb hätte das Buch mehr Aufmerksamkeit verdient. Der Schreibstil? Angenehm und flüssig. Die Charaktere? Teilweise wahre Hassobjekte. Die Story? Für diese tolle Idee einfach nicht genug! Es kommt nicht sehr viel Spannung auf und ich wurde einfach nicht mitgerissen, obwohl ich wegen der Idee doch immer wieder Lust am Weiterlesen hatte. Das Ende? Ich kann mich nur fragen: Was war das? Einige Fragen bleiben offen, die letzte Seite deutet eigentlich einen zweiten Teil an, von dem ich jedoch noch nichts gehört habe, und es war mir einfach alles zu... unspektakulär.

Fazit

Für mich wurde hier einfach das Potential verschenkt. Die Idee hätte 5 Sterne verdient, so sind es jedoch nur 2,5 Sterne - und das auch wirklich nur wegen dieser genialen Idee. Wäre diese nicht gewesen, hätte ich vielleicht sogar zu nur einem einzigen Stern tendiert.

Veröffentlicht am 09.01.2024

Spannender Plot, aber mit Fokus auf das Sexuelle und kritischem Umgang mit sensiblen Themen.

Ian Yery und der Hardcore Absolute Beginner
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Puh, die Bewertung zu diesem Buch fällt mir etwas schwer, weil ich einerseits durchaus Spaß beim Lesen hatte, die negativen Emotionen aber doch etwas überwiegen.

Der Plot ist super interessant: Nils ...

Puh, die Bewertung zu diesem Buch fällt mir etwas schwer, weil ich einerseits durchaus Spaß beim Lesen hatte, die negativen Emotionen aber doch etwas überwiegen.

Der Plot ist super interessant: Nils ist Grafikdesigner und hat von Moritz ein 3D-Modell angefertigt, das nun als Hauptcharakter eines Videospiels durch die Welt geht - ohne um Moritz‘ Erlaubnis gebeten zu haben. Der ist natürlich überhaupt nicht begeistert und ahnt nicht, dass dahinter ausgerechnet der schüchterne Kerl steckt, den er nicht mehr aus dem Kopf bekommt, seit er ihm auf einem Festival begegnet ist.

An einer spannenden und interessanten Handlung mangelt es dem Buch also bestimmt nicht. Die Interaktionen zwischen Mo und Nils wussten mich sehr gut zu unterhalten.

Was mich jedoch gestört hat, war einerseits die Tatsache, dass es durchgehend sexuell wurde. Die beiden können sich nicht einmal gegenüberstehen, ohne schon nach kurzer Zeit eine Erektion zu bekommen. Das fand ich etwas übertrieben, da die beiden nicht 17, sondern Ende 20 bzw. in der Gegenwart sogar Anfang/Mitte 30 sind. Aufgrund dessen blieb die Beziehung der beiden sehr oberflächlich, da es eigentlich immer nur um Sex ging.

Ein anderer Punkt war für mich der kritische Umgang mit verschiedenen Themen. So wurde beispielsweise abfällig über übergewichtige Menschen, über Menschen mit psychischen Krankheiten und über Menschen mit geringen bis gar keinen sexuellen Erfahrungen gesprochen, was bei mir Unwohlsein hervorgerufen hat, weil ich die Darstellung einfach nicht in Ordnung fand. Auch Suizidgedanken spielen in diesem Buch eine Rolle, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass sonderlich feinfühlig mit dem Thema umgegangen wurde. Es war eher plump und stellenweise sogar ins Lächerliche gezogen.

Aufgrund dessen beende ich das Buch tatsächlich mit etwas Unwohlsein, was ich sehr schade finde, da der Plot so vielversprechend war.

Fazit

Ein spannender Plot macht leider nicht den Fokus auf das Sexuelle und den kritischen Umgang mit sensiblen Themen wett. Von mir gibt es 2 Sterne.

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Veröffentlicht am 02.01.2022

Der Schreibstil ist eine merkwürdige Mischung aus Vulgarität und Pathos - nicht meins!

Boston Belles - Hunter
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Dies war mein zweites Buch von L. J. Shen und zum zweiten Mal habe ich mich gleich zu Beginn der Lektüre gefragt, ob ihr Schreibstil wirklich etwas für mich ist. Ob ich das Buch vielleicht abbrechen sollte. ...

Dies war mein zweites Buch von L. J. Shen und zum zweiten Mal habe ich mich gleich zu Beginn der Lektüre gefragt, ob ihr Schreibstil wirklich etwas für mich ist. Ob ich das Buch vielleicht abbrechen sollte.
Die Antwort: Ja, ich habe nach wie vor Probleme mit dem vulgären Schreibstil der Autorin, aber nein, ich gebe dem Buch einfach nochmal eine Chance, denn der erste Band von All Saints High hatte schließlich auch seine positiven Seiten.

Nach der Lektüre muss ich sagen, dass es aber auch dieses Buch der Autorin nicht wirklich geschafft hat, mich zu begeistern. Ein paar Mal habe ich nicht nur die Augen verdreht, sondern sogar die Nase gerümpft.
Warum? Der Schreibstil, die Dialoge und die Anlegung der Charaktere.

Das Buch strotzt vor Vulgarität und unangebrachtem Pathos. Wie respektlos Hunter das ganze Buch lang mit und über andere Menschen spricht und denkt, ist einfach nur abschreckend und unsympathisch. Am Anfang ist es am schlimmsten, dann nimmt es geringfügig ab, verschwindet aber nie ganz. An seiner teilweise auch frauenfeindlichen Sprache habe ich mich unfassbar gestört. Wenn diesbezüglich eine Charakterentwicklung stattgefunden hätte - fein! Ist aber nicht so. Auch am Ende des Buches habe ich nach wie vor den Eindruck, dass er von Frauen - außer von Sailor - nicht viel hält. Nicht, weil er das nochmal zum Ausdruck gebracht hätte, sondern weil wir einfach nie an einem Beweis des Gegenteils teilhaben dürfen.
Auch seine ständigen zweideutigen Bemerkungen waren oft einfach nur plump, wenn nicht sogar abstoßend. Die Autorin scheint einfach nicht mein Ding zu sein, denn irgendwie benehmen sich alle ihre männlichen Charaktere so.

Dem steht das Pathos entgegen, das auch immer wieder durch die Zeilen sickert. Die Autorin hat irgendwie die Eigenart, völlig normale Menschen, die jetzt nicht wirklich etwas Bahnbrechendes geleistet haben (sprich: Hunter), feierlich anzupreisen und auf Podeste zu stellen. Das fand ich oft sehr unangebracht, es wirkte melodramatisch und überspitzt, ja, pseudopoetisch. Um ein Beispiel zu geben:
„Aber irgendwie fühlte es sich furchtbar falsch an, vor Hunter zu knien. Seine Familie mochte diesen Mann lächerlich finden, aber für alle anderen war er eine Gottheit und ich wollte seiner Religion nicht angehören. Ich wollte ihn nicht anbeten. Weil ich wusste, dass er ein Gott war, an den ich glauben konnte.“ (S. 232f.)
(Mal ehrlich: Was ist das für ein Quatsch, den die Autorin da zu Papier gebracht hat?)

Und so etwas begegnet einem ständig. Vor allem mit Lobgesängen auf Hunter und sein gutes Aussehen wird man übergossen. Irgendwann dachte ich mir auch nur noch: Okay, wir haben es verstanden. ER SIEHT GUT AUS - kann‘s jetzt weitergehen?

Ganz dem Klischee nach ist Sailor nicht unglaublich gutaussehend (jedenfalls zu Beginn), sondern das unscheinbare Mauerblümchen, das erst noch „aufblühen“ muss. Sie war als Charakter in Ordnung, auch wenn ich mich wahnsinnig daran gestört habe, wie sie auch schon nach relativ kurzer Zeit Hunters Charme erlegen ist, obwohl das anfangs vielversprechend anders aussah. Aber mir war natürlich klar, dass sie früher oder später einbrechen würde. Später wäre mir lieber gewesen - und vor allem hätte es mir besser gefallen, wenn ihre Zuneigung sich erstmal auf der platonischen Ebene aufgebaut hätte. Das wird zwar so hingestellt (Sailor wird nicht müde, Hunters charakterlichen Vorzüge über den grünen Klee zu loben), war aber für mich nicht wirklich spürbar. Die sexuelle Anziehung ist zentral und auch das einzig wirklich Glaubhafte an der Beziehung.

Sailor verliebt sich zwar in den Menschen hinter Hunters oberflächlichen, lüsternen Fassade, aber der Leser erlebt das nicht wirklich mit. Er lernt diese Seiten an Hunter nicht kennen, sie werden ihm einfach angedichtet, weil er ja so eine einsame Kindheit hatte… Eigentlich behandelt er die meisten Menschen wie Dreck unter seinen Füßen - und dazu gehört von Zeit zu Zeit auch Sailor.

Wieso verlieben sich die beiden also wirklich?
Sie: Weil er so heiß ist. Er: Weil sie wegen der Vereinbarung mit seinem Vater das einzige verfügbare weibliche Wesen ist, mit dem er schlafen kann.
Das nenne ich eine Wahnsinnslovestory.

Wohin sich die ganze Geschichte entwickelt, ist letztendlich irgendwie merkwürdig. Manche Charaktere vollziehen gegen Ende eine 180 Grad-Wendung (bzw. offenbaren, dass sie eigentlich schon die ganze Zeit ganz anders sind, als es scheint), die vielleicht überraschend wirken soll, letztendlich aber nur unglaubwürdig daherkommt, weil es zuvor nicht die geringsten Anhaltspunkte dafür gab. Mir kam es vor, als hätte sich die Autorin am Ende ihrer Geschichte gedacht: „Ach, wäre es nicht cool, wenn…“, um dann ein Happy End zu stricken, das sie hinstellt, als hätte sie es von Beginn an genau so intendiert. Nur dass da manches einfach nicht passt - meiner Meinung nach.

Wie auch immer. Die Liebesgeschichte sticht leider nicht aus der Fülle an New Adult - Romanen heraus, auch wenn die Autorin sich bemüht hat, ein paar „spannende“ Nebenstränge einzubauen. Letztendlich geht es hier um einen Player, der durch ein Mauerblümchen bekehrt wird, und um ein Mauerblümchen, das von einem Player aus seinem Schneckenhaus geholt wird. Schon mal gelesen? Ich auch.

Wenn ich mir das alles so vor Augen führe, bin ich doch ein bisschen überrascht, dass ich tatsächlich 471 Seiten durchgehalten habe. Es gab Stellen, da musste ich echt kämpfen. Ab der Hälfte wurde es aber immerhin ein bisschen besser.

Fazit
Ein Mix aus einem unangenehmen, für einen Liebesroman viel zu feierlichen Schreibstil, einem gelegentlich widerlichen Protagonisten und einer oberflächlichen Lovestory mit teilweise unglaubwürdigen Verstrickungen. Player trifft (kratzbürstiges) Mauerblümchen - 2 Sterne gibt es von mir.

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Veröffentlicht am 14.09.2019

Wie viele Finns braucht man, um ein Buch zu zerstören? Einen!

Wild Hearts - Kein Blick zurück
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Klappentext

Ein alter Camper und ein Stück Land im Nirgendwo von Florida ist alles, was Sawyer Dixon nach dem Tod ihrer Mutter geblieben ist. Weit weg von ihrer Vergangenheit will sie einen Neuanfang ...

Klappentext

Ein alter Camper und ein Stück Land im Nirgendwo von Florida ist alles, was Sawyer Dixon nach dem Tod ihrer Mutter geblieben ist. Weit weg von ihrer Vergangenheit will sie einen Neuanfang wagen. Doch sie hat nicht mit ihrem neuen Nachbarn Finn gerechnet. Der missmutige (und furchtbar attraktive) Einzelgänger ist wenig begeistert davon, dass Sawyer vor seiner Haustür campt - und ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen will!

Meine Meinung

Mit Lesen des Klappentextes und der Leseprobe stand für mich recht schnell fest, dass ich »Wild Hearts« unbedingt lesen möchte. Auf den ersten Seiten wird man direkt mit Sawyers und Finns Dämonen konfrontiert: Sawyers gewalttätiger Vater und Finns verstorbene Freundin. Das ist eigentlich Stoff für eine wirklich gute, tiefgründige Liebesgeschichte. Leider hat die Autorin überhaupt nichts daraus gemacht. Nein, sie hat die Idee sogar total gegen die Wand gefahren.

Ihr Schreibstil gefiel mir eigentlich recht gut, wenn es nicht um die Dialoge ging. Lässt man den Inhalt mal außer Acht, dann hat sie einen schönen Stil, Menschen, Orte, Eindrücke und Gefühle zu beschreiben. Die Dialoge dagegen können damit überhaupt nicht mithalten, sie wirken merkwürdig, unpassend und überspitzt. Vor allem Finn gibt völlig geschmacklose Bemerkungen von sich, die ich manchmal sogar abstoßend fand.

Aber er ist auch insgesamt ziemlich unmöglich. Wäre er nicht der Protagonist in einem Liebesroman und würde sich Sawyer nicht von ihm angezogen fühlen, dann bezweifle ich, dass man ihm als Leser sonderlich wohlgesonnen wäre. Die Hälfte des Buches bedrängt er Sawyer, er verhält sich übergriffig und manche seiner Kommentare könnten auch genauso gut von einem betrunkenen, aufdringlichen Idioten stammen, der kein »Nein« versteht. Ah, Moment. Genau das ist Finn ja auch.

Aber Sawyer lässt sich das nur zu gerne gefallen, denn Finn ist schließlich heiß. Da ist grenzüberschreitendes Verhalten natürlich sexy. Puh! Echt? Nachdem sie am Anfang so stark und mutig aufgetreten ist, als sie ihrem schrecklichen Vater den Rücken gekehrt hat, waren ihre Reaktionen auf Finn für mich ziemlich enttäuschend. Man müsste meinen, sie hätte ein Problem mit seiner Dominanz, aber Fehlanzeige. Irgendwie verliebt sie sich in ihn. Warum? Ich habe keinen blassen Schimmer. Völlig unverständlich ist für mich auch, wie sie nach 21 Jahren in ihrer persönlichen Hölle nicht mal einen Hauch traumatisiert sein kann, denn abgesehen von einem Ausbruch gleich zu Anfang würde man nie auf die Idee kommen, dass sie den Fängen ihres gewalttätigen, tyrannisierenden Vaters entkommen ist. Das ernste Thema »häusliche Gewalt« wird oberflächlich und unzufriedenstellend abgehandelt. Eigentlich ist es sogar eine Schande, wie wenig Raum der Thematik eingeräumt wird.

Abgesehen davon konnte mich auch die Beziehung zwischen Finn und Sawyer überhaupt nicht mitreißen, weil sie schlichtweg befremdlich ist und keinerlei Grundlage hat, wenn man mal von der körperlichen Anziehung absieht. Ihre Unterhaltungen sind entweder oberflächlich oder pseudotiefgründig und gipfeln letztendlich immer in körperliche Annäherungen. Dass die beiden dann in Gedanken immer von ihrer besonderen Verbindung sprechen, konnte bei mir nur Augenverdrehen auslösen. »Deinetwegen will ich ein besserer Mensch werden … du machst einen besseren Menschen aus mir.« (S. 276) – Oh bitte! Geht es noch klischeehafter?

Mindestens genauso problematisch ist die Beziehung zwischen Josh (Achtung, weiblich!) und Miller, die ich anfangs noch sehr amüsant fand, weil Miller echt ein Lichtblick in diesem Überfluss von grenzwertigen Charakteren ist. Irgendwann waren aber auch ihre Unterhaltungen zu überspitzt und manche Wortfetzen viel zu sehr aus dem Zusammenhang gerissen, dass man als Leser gar nicht folgen konnte. Eben noch haben die beiden Sex (ja, das Buch ist aus Sawyers und Finns Sicht geschrieben, aber die beiden haben das Wort »Privatsphäre« noch nie in ihrem Leben gehört) und im nächsten Moment streiten sie sich, ohne dass man als Leser erfährt, was den Anlass dazu gegeben hat. Das war einfach nur verwirrend und hat den Lesefluss enorm gestört.

Zudem hatte ich das Gefühl, dass im Lektorat ein bisschen was schiefgelaufen ist, denn ich hatte nicht nur einmal das Gefühl, irgendetwas verpasst zu haben. Da denkt Sawyer darüber nach, ob es so eine gute Idee ist, sich mit Sterling zu treffen, weil Finn ihr angeblich gesagt hat, sie solle sich von ihm fernhalten … aber dieses Gespräch zwischen ihr und Finn taucht erst viel später auf. Merkwürdig.

Ich hatte echt mehr als einmal das Bedürfnis, das Buch abzubrechen. Da ich aber von einem Plot Twist gehört hatte, habe ich bis zum Ende durchgehalten. Einen Twist gibt es auch und er hat es in sich, aber er macht alles andere natürlich nicht wett. Das Buch ist nicht auf einmal gut, nur weil es diesen Twist gibt. Um ehrlich zu sein, macht er mich nicht einmal neugierig auf den zweiten Band, denn – so heftig es auch klingt – im Grunde ist es mir ziemlich egal, wie es mit Sawyer und Finn weitergeht. Ich konnte die beiden einfach nicht liebgewinnen und ihre Liebesgeschichte schon gar nicht. Für mich ist »Wild Hearts« ein ziemlicher Reinfall.

Fazit

Dieses Buch kann ich leider nicht empfehlen, weil die Umsetzung dieser interessanten Ausgangssituation oberflächlich und unzufriedenstellend ist und manche Charaktere, vor allem der männliche Protagonist, wirklich grenzwertig sind. Die erste Hälfte konnte trotz abschreckender Aspekte noch irgendwie fesseln, dann wurde es einfach nur noch anstrengend und das Lesen hat keinen wirklichen Spaß gemacht. Band 2 werde ich wohl nicht mehr lesen. Ich vergebe 2 Sterne.