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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.08.2021

Frauenpower im Wirtschaftswunder

Ein Koffer voller Schönheit
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Lüneburg Ende der 1950-er Jahre: Anne ist Hausfrau und Mutter der Zwillinge Leo und Lili. Ihr Mann Benno, eigentlich leidenschaftlicher Tischler, will hoch hinaus und hat zusammen mit seinem zwielichtigen ...

Lüneburg Ende der 1950-er Jahre: Anne ist Hausfrau und Mutter der Zwillinge Leo und Lili. Ihr Mann Benno, eigentlich leidenschaftlicher Tischler, will hoch hinaus und hat zusammen mit seinem zwielichtigen Schulfreund ein Möbelhaus eröffnet. Anne wünscht sich etwas mehr Selbstständigkeit und beginnt mit der Unterstützung ihrer Schwiegermutter Margarethe ihre Tätigkeit als Avon-Beraterin. Beide sind sehr eingespannt und merken nicht, dass sie ihr Ehe- und Familienleben aufs Spiel setzen. Ist es schon zu spät, als sie den Kampf um ihre Liebe und ihre Kinder aufnehmen?

Kristina Engel erzählt die Geschichte so lebendig und farbenfroh, dass man sich direkt ins Lüneburg dieser Zeit versetzt fühlt und quasi den Zeitgeist atmet, den auch das Cover wiedergibt. Die Schilderung der Personen ist sehr authentisch und lebensnah. Annes Unsicherheit ist ebenso nachfühlbar wie Bennos Alpträume. Beide erleben im Verlauf der Geschichte eine bemerkenswerte Entwicklung. Ganz besonders gefallen hat mir die humorvolle und selbstbewusste Margarethe. Auch die Landfrauen, direkt und geradeheraus, haben mir sehr viel Spaß gemacht.

Die teilweise sehr humorvoll erzählte Geschichte hat mir sehr viel Spaß gemacht, vor allem die Dialoge, an denen Margarethe beteiligt war. Einige dramatische Szenen sorgten zwischendurch für Spannung, sodass ich das Buch kaum aus der Hand legen wollte. Allerdings habe ich den Schluss als übertrieben dramatisch empfunden, da wäre etwas weniger doch mehr gewesen.

Insgesamt jedoch kann ich das Buch sehr empfehlen. Es ist die Geschichte einer Familie in schwieriger Zeit mit einigen Hinweisen auf den historischen Hintergrund und bekommt von mir 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 15.08.2021

Biedermeier in Frankfurt

Die Teehändlerin
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Teehändler Tobias Ronnefeldt begibt sich im Jahr 1838 auf große Forschungsreise nach China. Seine schwangere Frau Friederike bleibt mit den Kindern in Frankfurt. Im Geschäft setzt Tobias einen ...

Teehändler Tobias Ronnefeldt begibt sich im Jahr 1838 auf große Forschungsreise nach China. Seine schwangere Frau Friederike bleibt mit den Kindern in Frankfurt. Im Geschäft setzt Tobias einen Prokuristen ein, der sich aber nicht als vertrauenswürdig erweist. So sieht sich Friederike gezwungen, selbst im Geschäft mitzuarbeiten, was in dieser Zeit als anstößig gilt. Trotzdem ist sie sehr erfolgreich und will nach der glücklichen Rückkehr ihres Mannes nicht mehr an ihren angestammten Platz zurück. Konflikte mit Ehemann Tobias und dem familiären Umfeld sind so vorprogrammiert.

Cover und Gestaltung des Buches sind sehr ansprechend. Besonders gut gefällt mir der Stadtplan des alten Frankfurt im Einband.

Der flüssige, bildhafte Schreibstil macht das Lesen leicht und lässt die Seiten nur so vorüber fliegen. Noch dazu ist die Geschichte sehr spannend, der Frankfurter Handlungsstrang ebenso wie die wenigen Kapitel über Tobias Ronnefeldts Erlebnisse in China.

Die Charaktere sind sehr authentisch dargestellt, ihre Handlungen immer nachvollziehbar. Friederike erweist sich als eine sehr mutige und starke Frau, die für ihre Überzeugung kämpft und sich nicht unterkriegen lässt, weder vom schmierigen Prokuristen Mertens noch später von ihrem Ehemann, der sie zurück an den heimischen Herd zwingen will. Unterstützung bekommt sie vor allem von ihrem Schwager Nikolaus, ihrer Schwester Käthe und von einigen Freunden und Freundinnen.

Insgesamt finde ich den Auftakt der Geschichte um die real existierende Frankfurter Teehändler-Dynastie Ronnefeldt sehr gelungen. Mit zahlreichen historischen Fakten gewürzt gibt sie einen interessanten Einblick ins Frankfurter Leben im Biedermeier und in den Kampf der Frauen um mehr Rechte im alltäglichen Leben. Deshalb kann ich hier guten Gewissens eine klare Lese-Empfehlung aussprechen und die maximale Punktzahl vergeben.

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Veröffentlicht am 08.08.2021

Ein großartiges Thriller-Debüt

Ausweglos
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Noah will nur kurz die Wäsche vom Trockenboden holen, doch plötzlich hat er ein Messer an der Kehle und soll den Fremden zu seiner Frau bringen. Er hat den Schlüssel zur Wohnung der Nachbarn dabei, die ...

Noah will nur kurz die Wäsche vom Trockenboden holen, doch plötzlich hat er ein Messer an der Kehle und soll den Fremden zu seiner Frau bringen. Er hat den Schlüssel zur Wohnung der Nachbarn dabei, die er auf Reisen glaubt und führt den Täter dorthin. Als er wieder zu sich kommt ist die Nachbarin Emma auf bestialische Weise ermordet worden. Vor einigen Jahren gab es in Hamburg drei Morde an Frauen, die auf die gleiche Weise durchgeführt worden waren. Damals nannte man den bisher noch nicht überführten Täter den "Ringfinger-Mörder". Ist er wieder da? Noah gerät im Strudel der Ereignisse selbst unter Verdacht, sogar seine eigene Frau vertraut ihm nicht mehr.

Das Cover mit dem plastisch dargestellten Fingerabdruck zieht trotz seiner Schlichtheit die Blicke auf sich und passt sehr gut zu einem Thriller. Der Aufbau der Geschichte ist ungewöhnlich, Henri Faber erzählt aus vier verschiedenen Blickwinkeln - von Ermittler Elias Blom, von Noah, von dessen Frau Linda und vom Täter. Zusammen mit dem flüssigen, prägnanten Schreibstil dient das dem Spannungsaufbau sehr. Spannend ist die Geschichte von der ersten bis zur letzten Seite, immer wieder gibt es sehr überraschende Wendungen, nichts ist vorhersehbar.

Die Figuren sind sehr authentisch. So kann ich mir gut vorstellen, dass es solche Typen wie Steiger, Dorn und CC bei der realen Polizei auch gibt, ebenso wie ich mit den anderen Beteiligten mitfühlen kann.

Henri Faber hat mir einige sehr spannungsgeladene Lesestunden beschert. Ich hoffe, dass dieses Debüt der Auftakt einer Reihe weiterer Geschichten um den Ermittler Elias Blom ist. Ich kann es kaum erwarten, mehr von diesem Autoren zu lesen. Klare Lese-Empfehlung für alle, die Thriller mögen.

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Veröffentlicht am 07.08.2021

Sofort verliebt

Dreh hin – Dreh her 2: Aufgewacht, kleiner Bär!
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In dieses entzückende Bilderbuch habe ich mich auf den ersten Blick verliebt. Mit den liebevollen Zeichnungen, den ganz kurzen Texten und der Möglichkeit, selbst aktiv zu werden ist es ideal ...

In dieses entzückende Bilderbuch habe ich mich auf den ersten Blick verliebt. Mit den liebevollen Zeichnungen, den ganz kurzen Texten und der Möglichkeit, selbst aktiv zu werden ist es ideal geeignet, um den ganz Kleinen ein Morgenritual nahe zu bringen.

Auf fünf Doppelseiten erzählt die Autorin vom Morgenritual des namenlosen kleinen Bären vom Wecken bis zum Eintreffen im Kindergarten. Der kleine Betrachter kann dem Bären beim Aufwachen, Frühstücken, Zähneputzen, Anziehen und auf dem Weg zum Kindergarten helfen, indem er an einer Schlaufe zieht, um das Bild zu verändern. Dieser Mechanismus ist leichtgängig und robust, sodass ihn Kinder ab 18 Monaten ohne die Hilfe der Eltern bedienen können und das Buch nicht gleich in Fetzen geht.

Die Bilder sind sehr liebevoll und detailliert gestaltet, der Text in kurzen Sätzen zum Vorlesen ist eine gelungene Ergänzung.

Mir gefällt dieses Büchlein so gut, dass unser Enkelkind auch den anderen Band der Reihe "Gute Nacht kleiner Bär" bekommen wird. Schade, dass ich nur fünf Sterne vergeben kann.

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Veröffentlicht am 15.07.2021

Gelungener Auftakt der Speicherstadt-Saga

Der Duft der weiten Welt
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Die neunzehnjährige Hamburger Kaufmannstochter Mina will nicht das Leben führen, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts für ein Mädchen ihres Standes vorgesehen ist - Pensionat für höhere Töchter und dann ...

Die neunzehnjährige Hamburger Kaufmannstochter Mina will nicht das Leben führen, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts für ein Mädchen ihres Standes vorgesehen ist - Pensionat für höhere Töchter und dann eine arrangierte Ehe mit einem Hamburger Kaufmann. Sie möchte Ärztin werden oder im Kaffeehandel des Vaters arbeiten und einen Mann heiraten, den sie liebt. Wird sie sich durchsetzen?

In einfühlsamem, mitreißendem Schreibstil erzählt Fenja Lüders die Geschichte der Hamburger Kaufmannsfamilie Deharde. Ziemlich schnell konnte ich in die Zeit und das Umfeld eintauchen und war in der Villa zuhause.

Mina ist die älteste Tochter, sie ist klug, stark und engagiert und möchte sich nicht in die übliche Frauenrolle drängen lassen. Vater Karl ist stolz auf sie und unterstützt sie teilweise, kann aber doch nicht von den alten Gepflogenheiten lassen, zumal Großmutter Hiltrud, die wirklich einen Stock im Kreuz hat, auf Einhaltung der alten Sitten pocht. Die kleine Schwester Agnes kann Mina auch nicht wirklich helfen. Die Personen sind sehr authentisch dargestellt, ich hatte schon nach kurzer Zeit das Gefühl sie persönlich zu kennen. Besonders Mina ist mir schnell ans Herz gewachsen.

Insgesamt fand ich die Geschichte stimmig und gelungen. Was mir ein bisschen gefehlt hat, war der historische Bezug. Es wäre interessant gewesen, einige Fakten zu der Zeit so kurz vor dem ersten Weltkrieg einzuflechten und dadurch die Stimmung in der Gesellschaft zu vermitteln. Trotzdem hat mich die Geschichte in ihren Bann gezogen, und ich werde mir sicher die beiden Folgebände auch gönnen. Schließlich möchte ich wissen, wie es mit Mina und dem Handelshaus Koopmann & Deharde weitergeht.

Mein Fazit: Ein gelungener historischer Roman mit authentischen Figuren in perfektem Umfeld - 100% Leseempfehlung.

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